Frühjahrs-Intermezzo 2023 – 30. April 2023

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Neu für OeHu: ist die Unterstützung durch Studyflix.


Guten Morgen am letzten Tag im April, dem Vortag zum 1. Mai. – Alles Neue macht der Mai!
Thema heute:
Die holistische Welt des Vermögens, nach OekoHuman hat, verschiedene Bedürfnis-Dimensionen.
Nach Che Guevara:
Um etwas TUN zu können, braucht es inneres Vermögen, daß man wahnsinnig liebt.
Um sich zu lieben, braucht es einen Glauben, der einen bis an die Grenze der Verrücktheit führt.
Um zu Glauben braucht einen Sinn, für den man bereit ist viele Tode zu sterben. 
Inhalt des heutigen Intermezzos:
  1. Grundlagen und Fähigkeiten.
  2. Interview mit dem Vermögens-Forscher Prof. Dr. Wolfgang Lauterbach.
  3. Wer bin ICH, wenn ja (fragte R. Precht), OeHu fragt – wenn NEIN, wie viele!?
    Wenn ein Mensch zum Schutz viele Ichs entwickelt.

     

I. Grundlagen: Psychologie, Gefühle, Motivation,
Vernunft und Schwächen – 1 bis 4:

1. Das Offensichtliche – bewußt.

2. Das Psychologische – vorbewußt.

Wenn ein Mensch zum Schutz viele Ichs entwickelt.
Wer bin ICH, wenn ja (fragte R. Precht), OeHu – wenn NEIN, wie viele!?

3. Triebe, Bedürfnisse, Minder-Wertigkeits-Gefühle und Schwächen nach S. Freud – C.G. Jung – A. Adler – A. Maslow – E. Berne – u.v.a..

Für OeHu sind die kollektiv zentralen Triebe: Überleben und Arterhaltung und das Minder-Wertigkeit-Gefühl, das sich zum Komplex entwickelt: individuell. Aus dem „holistische Minder-Wertigkeits-Komplex”, die i.R. ”Blinde Fleck-Seite” und unbewußte Seite im Menschen, konterkariert  und blockiert das vorhandene Vermögen und Potential im Menschen, so die Grundannahme von OekoHuman. Der zurzeit gültige Bildungsansatz, mit ein paar wenigen Ausnahmen, berücksichtigt diese Komplexität zu wenig.

4. „Blinde Flecken – Johari-Fenster – Eigendünkel.

Was will der Mensch sehen, fühlen, spüren und empfinden.

Der Mensch modelliert sich seine Welt danach, was ihm seine Sinne und sein Bewußtsein vorgeben bzw. seine Einsicht-Fähigkeit erlaubt.

Mit anderen Worten: Was der Mensch nicht hören, nicht sehen, nicht fühlen, nicht spüren, nicht riechen, nicht schmecken, nicht tasten, nicht empfinden und sich nicht vorstellen kann, das nimmt er nicht wahr und es kommt damit in seiner Welt nicht vor, obgleich es für andere Menschen existiert. Dieses Phänomen wird „Blinde Flecken” genannt.

Vermögen – vermag – MachenMachtKönnenKönner-In ProfiKunstDienenDe-Mut, wird durch 1 – 4 zumindest behindert. Und damit die Entfaltung der nachfolgenden potentiellen Fähigkeiten im Menschen:

Der frühere und derzeitige Ausweg für das Kollektiv-Mensch: „Brot und Spiele”!
Oder: „Wer reich werden will, sollte aggressiv sein“!
Ein Interview mit dem Vermögensforscher
Prof. Dr. Wolfgang Lauterbach – nach dieser Information.

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Alle aktuellen Artikel im Ticker.

II. Ziel reich werden, mit den vielen Ich-Persönlichkeiten.

Der Vermögensforscher Wolfgang Lauterbach weiß, ab wann man wirklich reich ist –
und wie man es dahin schaffen kann. Er sagt, das liege oft an Persönlichkeitsmerkmalen.

1. Das Interview:

Der Soziologe Wolfgang Lauterbach hat das Verhalten und die Persönlichkeitsmerkmale reicher Menschen erforscht. Er weiß, worauf es ankommt, wenn man reich werden will – und weshalb viele Menschen daran scheitern, so viel Geld zu haben, dass sie nicht mehr arbeiten müssen.

ZEIT ONLINE: Herr Lauterbach, wie wird man reich?

Wolfgang Lauterbach: Wenn die Frage einfach zu beantworten wäre, wäre ich reich und Sie wahrscheinlich auch. Aber das lässt sich nicht so einfach sagen. Denn es gibt gesellschaftliche Umstände und Faktoren, die man beachten muss, wenn man reich werden will. Bevor wir darüber reden, wie man reich werden kann, sollten wir erst mal klären, was Reichtum überhaupt ist.

ZEIT ONLINE: Sie selbst haben einmal in einem Interview gesagt, reich ist, wer nicht arbeiten muss.

Wolfgang Lauterbach: Ja. So kann man es sagen. Man ist reich, wenn man seinen Alltag frei gestalten kann und sich den Dingen widmen kann, mit denen man sich beschäftigen möchte. “Wer weniger als 1.450 Euro im Monat hat, lebt in Deutschland in Armut”.

ZEIT ONLINE: Hängt Reichtum also nicht vom Einkommen ab?

Wolfgang Lauterbach: Im Reichtums- und Armutsbericht der Bundesregierung wird alle vier Jahre definiert, welcher Haushalt arm ist, wer in der Mitte der Gesellschaft liegt und wer zu den Wohlhabenden und Reichen zählt. Das mittlere Nettoeinkommen in Deutschland beträgt demnach ungefähr 2.900 Euro, gemessen am Medianeinkommen. Wer weniger als 1.450 Euro im Monat hat, lebt in Deutschland demnach in Armut. Und wer knapp über den 1.450 Euro liegt, ist armutsgefährdet.

ZEIT ONLINE: Und wer zählt dann zu den Reichen?

Wolfgang Lauterbach: Wenn jemand doppelt so viel hat wie ein Mensch aus der Mittelschicht, ist er noch nicht reich, sondern wohlhabend. Das ist ein Begriff, der in Deutschland selten verwendet wird, aber er sollte viel stärker berücksichtigt werden. Wobei es auch hier nicht darum geht, eine bestimmte Summe festzulegen. Wohlhabend sind zum Beispiel Ärztinnen und Ärzte oder ein Lehrerehepaar, wenn beide verbeamtet sind. Diese Menschen verfügen über mehr, als man für einen mittleren Lebensstandard braucht, aber sind nicht reich.

ZEIT ONLINE: Weil man arm werden kann, sobald man nicht mehr arbeiten kann?

Wolfgang Lauterbach: Genau – wer einmal wohlhabend war, kann arm werden oder zumindest abrutschen. Man kann also am Einkommen nicht wirklich erkennen, ob ein Mensch reich ist.

ZEIT ONLINE: Und wenn man doch einen Wert festlegen will?

Wolfgang Lauterbach: Grob sagt man, dass jemand reich ist, wenn er das Dreifache des Durchschnittseinkommens verdient. Aber nach oben gibt es keine Grenze. Sinnvoller ist es, sich auf das Vermögen zu beziehen. Wer von seinem Privatvermögen leben kann, wer nicht arbeiten muss, kann als reich bezeichnet werden. Das gilt auch für Personen, die “nur” drei Millionen Euro erben. Das Geld kann geschickt angelegt werden, um zum Beispiel eine Monatsrente von 2.000 Euro zu erzielen. Davon kann er leben, nur nicht wie ein superreicher Mensch. Jedenfalls nicht so, wie wir “reich” im Alltag verstehen. “Es ist absoluter Luxus, wenn man nicht mehr arbeiten muss.”

ZEIT ONLINE: Aber nach Ihrem Verständnis schon?

Wolfgang Lauterbach: Ich finde es einen absoluten Luxus, wenn jemand nicht mehr arbeiten muss. Das ist meiner Ansicht nach schon ein besonderer Reichtum. Aber dieser Reichtum im unteren einstelligen Millionenbereich beschreibt nicht die Personen und Familien, die über ein Vermögen im oberen zweistelligen Millionenbereich oder sogar noch mehr verfügen.

ZEIT ONLINE: Ist es denn immer erstrebenswert, gar nicht zu arbeiten?

Wolfgang Lauterbach: Viele Menschen werden krank, wenn sie nicht mehr arbeiten können, weil ihnen dann der Sinn im Leben fehlt. Ich habe ja nicht gesagt, dass Menschen, die reich sind, nicht arbeiten. Aber Reiche müssen nicht arbeiten. Sie können sich dem widmen, was sie wollen, was sie für sinnvoll erachten. Sie arbeiten, was sie wollen, oder engagieren sich sozial. Das ist ein Privileg, das nur sehr wenige haben – weiterlesen im Artikel: „Die Welt des Vermögens”.

2. Wer bin ICH, wenn ja (fragte R. Precht), OeHu fragt – wenn NEIN, wie viele!?
Wenn ein Mensch zum Schutz viele Ichs und Eigendünkel entwickelt!
Traumata können dazu führen, dass Menschen Erfahrungen in verschiedenen Persönlichkeiten speichern. Kritiker meinen, die Krankheit werde den Betroffenen eingeredet. Wenn wir “ich” sagen, ist in der Regel klar, wer gemeint ist. Denn für die meisten Menschen bilden die eigenen Gedanken, Gefühle und Erinnerungen eine Einheit – die Identität. Doch das ist nicht selbstverständlich. Das Gefühl von Identität ist eine Meisterleistung unseres Gehirns. Im Laufe der ersten Lebensjahre baut es aus den genetischen Veranlagungen und Erfahrungen mit der Umwelt ein Grundgerüst der Persönlichkeit, das sich mit jeder weiteren Erfahrung anpasst.
Doch woher weiß unser Gehirn, was zum ICH gehört und was nicht? “Unsere Identität basiert auf unserem autobiografischen Gedächtnis”, sagt Yolanda Schlumpf, Neuropsychologin an der Universität Zürich. “Ich weiß, wer ich bin, weil ich Erinnerungen an meine Vergangenheit habe.”
Persönlichkeiten mit eigenen Allergien:

Schlumpf beschäftigt sich mit Menschen, bei denen die Zuordnung von Gefühlen, Gedanken und Erfahrungen zu einem einheitlichen Ich nicht funktioniert. Deren Identität zerfällt in viele Persönlichkeitsanteile, die abwechselnd die Kontrolle über das Verhalten übernehmen – jeweils mit einem eigenen Namen, Geschlecht und Alter. Auch Stimmen, Gesten und Mimik der verschiedenen Persönlichkeitsanteile unterscheiden sich oft deutlich. Die Anteile können sogar einen individuellen Puls, Blutdruck und eigene Allergien haben. Bis vor einigen Jahren wurde das Phänomen meist als Multiple Persönlichkeitsstörung bezeichnet. Inzwischen verwenden viele Wissenschaftler lieber den Begriff der Dissoziativen Identitätsstörung (DID). Denn zum einen ist eine wirkliche Kernpersönlichkeit nicht vorhanden, und zum anderen ist die “Dissoziation” das markanteste Kennzeichen bei diesen Menschen. Dissoziation ist das Gegenteil von Assoziation und bedeutet “trennen”, “auflösen”.

Stimmen – ansprechbar und rational:

Der französische Psychiater Pierre Janet prägte schon im 19. Jahrhundert die noch gültige Definition, dass es sich dabei um eine mangelnde Integration der Lebenserfahrungen handelt. Eigentlich zusammen erlebte Gefühle, Gedanken und Körperempfindungen werden dabei unabhängig und isoliert voneinander gespeichert. Dass DID häufig mit der Schizophrenie verwechselt wird, liegt daran, dass bei beiden Erkrankungen oft Stimmen gehört werden. Während das bei der Schizophrenie jedoch Halluzinationen sind und die Stimmen irrational, sind es bei DID die Stimmen der anderen Teilpersönlichkeiten. Sie sind ansprechbar und rational. Viele DID-Patienten haben außerdem gleichzeitig eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), da beiden Erkrankungen traumatische Erfahrungen zugrunde liegen. Doch nicht alle Betroffenen mit PTBS entwickeln umgekehrt Dissoziationen.

Der Körper nutzt Dissoziation in bestimmten Situationen als schützenden Notfallplan – und zwar besonders dann, wenn eine Erfahrung unerträglich ist. So muss der Betroffene sie nicht als Ganzes in Erinnerung haben und kann (vorübergehend) etwas besser mit ihr umgehen. Es kann etwa sein, dass sich jemand nach einem schlimmen Autounfall zwar an den Hergang erinnert, aber keinerlei Gefühle damit verbindet. Riecht er jedoch Benzin, reagiert sein Körper mit einer Panikattacke. Die Gefühle und Erinnerungen an den Unfall sind einzeln im Gedächtnis verankert.

Missbraucht oder vernachlässigt.

Menschen mit DID haben zutiefst traumatisierende Erfahrungen gemacht – meist seit frühester Kindheit. Frank Putnam vom US-National Institute of Health konnte in einer Studie zeigen, dass 96 Prozent der von ihm untersuchten Betroffenen oft schon vor dem fünften Lebensjahr lang anhaltender sexueller und körperlicher Gewalt ausgesetzt waren, vorwiegend innerhalb des engsten Familienkreises. Oft kam noch Vernachlässigung dazu. Bei solchen Erfahrungen kann es sein, dass immer wieder belastende Alltagserlebnisse in Komponenten aufgespalten werden. Anders würden die Kinder ihr Leben nicht ertragen. Die ständige Dissoziation führt jedoch auch dazu, dass es keine zusammenhängenden und kohärenten biografischen Erinnerungen gibt, die normalerweise die Grundlage für die Identität bilden. Nach und nach bilden sich Teilpersönlichkeiten aus, die je nach Situation die Kontrolle übernehmen. Jede für sich hat nur beschränkten Zugang zu den Erinnerungen – und muss nur einen Teil der Belastung tragen – weiterlesen im Artikel.

Hinweis:

Im Original-Artikel werden Extreme dargestellt, die sich auf leichte kognitive Dissonanzen bis hin zur kognitiven Verzerrung = Illusion, Eigendünkel und Lüge zurückführen lassen.


III. Reich WERDEN und SEIN.

Die Leipziger Buchmesse beginnt mit einem Preis für die russisch-jüdische Schriftstellerin
Maria Stepanova, die Moskau nach Kriegsausbruch verlassen musste.

Wäre am Mittwochabend ein Ukrainer oder eine Ukrainerin ins Leipziger Gewandhaus geraten, wo der Buchpreis für Europäische Verständigung verliehen wurde – und ganz unwahrscheinlich war das nicht, schließlich ist die Ukraine auf der Buchmesse gut vertreten – wäre also am Mittwochabend ein Ukrainer ins Gewandhaus geraten, er hätte spätestens nach der Hälfte der Veranstaltung in hilfloser Ohnmacht eine blaugelbe Flagge zerknüllt.

Das lag nicht an der Preisträgerin. Zwar ist die Lyrikerin Maria Stepanova Russin, was in den Augen der Ukrainer jede Auszeichnung qua Pass ausschließt. Aber Stepanova widmete sich immerhin der Realität des Krieges, seinen Konsequenzen, und dies mehr als jeder andere an diesem Abend, überspitzt gesagt sogar: als einzige.

Sie tat es – und das ist ihr Recht als Dichterin – über den Umweg der Sprache, der russischen Sprache, eines Instrumentes, das sie traumwandlerisch beherrscht, das jedoch, sie sie konstatiert, für die Ukrainer zu einem “Idiom des Todes” geworden ist, zum “Sprachrohr des Wahnsinns und der Barbarei”: “Ich spreche und schreibe in einer Sprache, die ihr eigenes Leben zusammen mit dem Leben anderer auslöscht.”

Skrupulös, fast verzweifelt wog sie, was Gedichte vermögen in einer Welt, in der Verbrechen wie in Butscha und Mariupol geschehen können. Was selbst gelingende Gedichte vermögen, die, wie der russische Dichter Daniil Charms es formulierte, das Glas zerbrechen, wenn man sie gegen eine Scheibe wirft. Vielleicht ist es kein Wunder, dass Stepanova, die Moskau nach dem Ausbruch des Krieges verlassen musste, deren Kulturforum Colta.ru geschlossen wurde, deren Bücher in Russland kaum noch verlegt werden dürfen, die Rettung für die Sprache außerhalb Russlands sieht, in der Diaspora, im Exil, wo sie auf die Sprachen anderer Entwurzelter trifft – Arabisch, Farsi, Belarussisch.

Vor sechs Monaten noch durfte die ukrainische Hymne auf keiner Kulturveranstaltung fehlen.

An ihr, der Russin, hat es also nicht gelegen, dass der Krieg an diesem Abend in unfühlbare Weiten gerückt war. Und auch eher weniger an der Schriftstellerin Ilma Rakusa, die in ihrer Laudatio an Stepanovas “archäologische Grabungsarbeit” in den Ruinen der Geschichte erinnerte, an ihre “Ethik des Mitleids“. Sie zitierte die kunstvolle, aber eindeutige Reflexion des Krieges gegen die Ukraine, wo Russlands Herrscher “die örtliche Schwarzerde düngen/mit der Buttermilch des Kulturimperialismus”, wie es in Stepanovas jüngstem Werk “Winterpoem 20/21” heißt.

Aber all das trug sich erst in der zweiten Hälfte der Veranstaltung zu, nachdem das Gewandhausorchester mit Schuberts 6. Sinfonie den Frühling hatte erstrahlen lassen. Schubert wohlgemerkt, nicht Schostakowitsch und schon gar nicht die ukrainische Hymne, die vor ein paar Monaten auf kaum einer Kulturveranstaltung fehlen durfte.

Im ersten Teil des Abends aber gab es, nein, keinen Skandal, keine Bekundungen von rechter oder linker, russischer oder sonstiger Seite, sondern allein: Freude, unbändige, ja, ungetrübte Freude darüber, dass die Buchmesse nach drei Jahren Pandemie-Pause endlich wieder stattfindet, das Lesefest, die Brücke zwischen West und Ost, wo, zugegeben, ein Krieg stattfindet, aber umso mehr brauche es die Buchmesse und mithin Begegnung, Dialog, Gespräch, Verständigung.

Bedrückt berichtete Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, dass der Dialog mit Ukrainern, Russen und Belarussen noch immer nicht in Gang zu bringen sei, dass man sie einfach nicht “an einen Tisch” bekomme. Dieses Harmoniebedürfnis unterscheidet die Deutschen übrigens nicht nur von den Ukrainern, sondern auch von vielen Russen. Kritische und selbstkritische russische Künstlerinnen wie Maria Stepanova kämen nie auf die Idee, den Ukrainern ihre Gegenwart aufzudrängen – weiterlesen in der SZ.


Ein kurzer Überblick, welche Themen in den Artikeln behandelt werden:

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Joanna Zofia Jurczek
Joanna Zofia Jurczek
26 days ago

LIEBE UND ZEIT

Es war einmal eine paradiesische Insel, auf der alle Gefühle und Werte des Menschen lebten: gute Laune, Traurigkeit, Weisheit, Stolz, Liebe… Eines Tages kündigten die Meteorologen die Ankunft eines zerstörerischen Taifuns an, der die Insel. Also beeilten sich alle, sich einzuschiffen und zu fliehen … alle, außer der Liebe, die bis zum letzten Moment dort blieb.
Als das Wasser den höchsten Punkt der Insel erreicht hatte, bat die Liebe um Hilfe. Reichtum ging in einem luxuriösen Boot vorbei und die Liebe sagte: “Reichtum, kannst du mich mitnehmen?” „Es gibt keinen Platz für irgendjemanden, weil alles voller Gold und Silber ist“, antwortete er. Dann verwandelte sich die Liebe in Stolz, der das Meer unter vollen Segeln zerfurchte. “Pride, hast du einen Platz für mich auf deinem Schiff?” Worauf er, fast ohne ihn anzusehen, antwortete: «Hier ist kein Platz für dich. Alles ist perfekt, du würdest meinen Ruf ruinieren.
Also fragte er jeden, der vorbeiging, bis ein alter Mann zu ihm sagte: “Komm, Liebling, ich nehme dich mit.” Als er das Festland erreichte, wollte er ihm für die Hilfe danken, aber er war bereits gegangen. Als sie Weisheit fragte, wer dieser großzügige alte Mann sei, sagte sie ihm: “Es war an der Zeit, die Einzige, die verstehen konnte, wie wichtig Liebe im Leben ist.”

QUELLE: BALD MAGAZIN
[die Ecke des Denkens].
Illustration: Alberto Vázquez
Ausgabe und Arrangements: Marian Gómez

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