Ein Monochord (griechisch μόνος monos ‚einzeln‘, χορδή chorde, „Saite“) oder Kanon (lateinisch canon für „Maßstab“) ist eine musikinstrumentenähnliche physikalische Apparatur, die aus einem länglichen Resonanzkasten besteht, über den der Länge nach eine Saite gespannt ist. Mit dem Begriff Monochord werden auch Geräte mit zwei oder mehreren Saiten bezeichnet, deren Saiten parallel über einen rechteckigen Resonanzkörper gespannt und auf den gleichen Ton gestimmt sind. Durch bewegliche Stege können die Saiten unterteilt werden, wodurch verschiedene Töne spielbar werden. Im Zusammenklang mit einer identischen, ungeteilten Saite ergeben einfache Teilungsverhältnisse Konsonanzen und komplizierte Teilungsverhältnisse Dissonanzen. Bei Monochorden, die dem Studium oder der Lehre dienen, kann das Teilungsverhältnis oft auf einer Skala auf der Decke des Resonanzkastens abgelesen werden.

Physikalisches Prinzip

Monochord mit einer über einer Rolle geführten Saite (orangefarben) der maximalen schwingenden Länge l zwischen den beiden Stegen bei „1:1“ und „0“ (schwarz) auf einem Resonanzkasten. Die Kraft F spannt die Saite.

Die nebenstehende Zeichnung erklärt das physikalische Prinzip des Monochords. Zur Verdeutlichung der geometrischen Verhältnisse ist die Saitenlänge mit einer zwölfteiligen Skala versehen. Wird die Saite mit einem dritten Steg von links nach rechts immer weiter verkürzt, ergeben sich zunehmend höhere Töne, wenn die Saite in der Nähe des Nullpunkts am rechten Steg angeschlagen oder gezupft wird. Bei einer Verkürzung der Saite
auf {\displaystyle {\frac {9}{12}}\ {l}={\frac {3}{4}}\ {l}\ } klingt sie eine Quarte höher (dunkelrot),
auf {\displaystyle {\frac {8}{12}}\ {l}={\frac {2}{3}}\ {l}\ } klingt sie eine Quinte höher (blau) und
auf {\displaystyle {\frac {6}{12}}\ {l}={\frac {1}{2}}\ {l}\ } klingt sie eine Oktave höher (grün)

als die ungekürzte Saite mit der Gesamtlänge {\displaystyle {l}}.

Antike

In der Antike wurde das Monochord verwendet, um musiktheoretische und physikalische Zusammenhänge zu demonstrieren. Pythagoras soll nach seiner legendären Entdeckung in der Schmiede damit die Teilungsverhältnisse von Saiten erforscht und seine Theorie der Konsonanz entwickelt haben. Das älteste Dokument mit einer Tonsystemdarstellung am Monochord ist die Teilung des Kanons von Euklid. Von Ptolemaios stammen die ältesten messtechnischen Verfeinerungen am Kanon. Genauere Angaben über Teilungsverhältnisse finden sich bei Guido von Arezzo in seinen Schriften. Boethius mit einem mit Tonbuchstaben markierten Monochord

Mittelalter

Der spätantike römische Gelehrte Boethius (um 480–um 526) befasste sich in seinem Lehrbuch De institutione musica („Einführung in die Musik“) mit der Saitenteilung des Monochords. Cassiodor (um 485 – um 580) wollte mit seiner Musiktheorie Institutiones musicae die Mönche des Klosters Vivarium umfassend über Musik informieren. Seit dem 10. Jahrhundert gab es eigene Abhandlungen über die theoretischen Grundlagen der Musik, die mittels Demonstrationsinstrumenten gewonnen wurden. Eine verbesserte mittelalterliche Version des Monochords war das Tastenmonochord, bei dem die Saite durch Druck auf eine Reihe von Tasten an verschiedenen Stellen verkürzt werden konnte. Ein solches Instrument mit der Vorstufe einer Klaviertastatur konstruierte auch Conrad von Zabern (1410–1476/1481). Aus seiner in den 1460er Jahren vollendeten Schrift Novellus musicae artis tractatus ließ sich das von ihm verwendete Tastenmonochord rekonstruieren. Aus dem Tastenmonochord ging das in einer Abbildung von 1440 erstmals belegte Clavichord hervor.