
Natur: Kosmos, Chaos und Versöhnung, der ewige NEU-START.
Im oekohumanen Kontext sprechen wir von Ordnung, Chaos und Naturgesetzen,
die im Ur-Atom die gleichen Kräfte entwickeln wie im gesamten Universum.
Arabisch-persische Naturphilosophie.
Das Ziel der arabischen Naturphilosophie war es, das Gesamt des Kosmos einschließlich aller metaphysischen Fragen in ein durchrationalisiertes System zu bringen und nach dem Vorbild der späthellenistischen alexandrinischen Philosophie Neuplatonismus und Aristotelismus zu verschmelzen – freilich immer mit dem Ziel der „Verähnlichung mit Gott“. In den heißen Ebenen Arabiens ist die Idee des Göttlichen nicht mit der Vorstellung des Feuers oder der Sonne verbunden, sondern mit der des Lichts – genauer: mit der Klarheit des kühlen Mondlichts (nūr). Zu den frühen Rezipienten der aristotelischen Naturphilosophie und Kritikern des Platonismus zählte al-Kindī, der auf Basis seiner optischen Studien dem Licht eine zentrale Rolle beim Wissenserwerb beimaß.
Seit dem 12. Jahrhundert machte sich der Einfluss der rational argumentierenden, den Zweifel als Methode einsetzenden arabischer Arztphilosophen auf die lateinische Scholastik bemerkbar. Der persische Arzt, Naturforscher und Philosoph Avicenna hielt trotz zahlreicher methodisch sorgfältiger Einzelstudien von Naturphänomen im Wesentlichen an der Metaphysik des Aristoteles fest, unterschied aber deutlicher zwischen Wesen und Existenz der Dinge. Seine Ablehnung des arabischen Platonismus hatte einen gewissen Einfluss auf den Universalienstreit der mittelalterlichen christlichen Philosophie: Die Materie gehe nicht aus Gott hervor, es gebe also keine Schöpfung in der Zeit, und Gott zeige keinerlei Interesse an den Einzeldingen und -ereignissen. Seine Naturbeobachtungen versuchte er dennoch mit Aussagen des Korans zu unterlegen.
Doch vor allem erst durch die Kommentare des Averroes, der oft als Begründer einer frühen arabischen oder islamischen Aufklärung gilt, gelangten im 12. Jahrhundert die Arbeiten des Aristoteles über Córdoba in den Westen. Im Unterschied zu Avicenna machte Averroes der orthodoxen islamischen Theologie keine Zugeständnisse: Für ihn war die Welt nicht spirituell und ihre Existenz nur eine Möglichkeit; ihre Existenz sei notwendig, die Materie sei ewig und es gebe kein Creatio ex nihilo. Averroes rettet so den Kausalitätsbegriff vor dem religiösen Dogma absoluter Kontingenz, der Erschaffung jedes einzelnen Aktes durch Gott.
Allerdings verdrängten Orthodoxe und Mystiker wie al-Ghazālī bald die Suche nach Gesetzen und Ordnung der Natur – speziell die „griechische“ Physik – aus dem Curriculum der islamischen Schulen, da sie die Leugnung der absoluten Freiheit und Allmacht Gottes impliziere. Die auch von al-Ghazālī inspirierte persische Illuminationsphilosophie des 12. Jahrhunderts, die bis ins 20. Jahrhundert nachwirkte, zählt nicht eigentlich zur Naturphilosophie, obwohl die Begriffe Licht und Erleuchtung in ihr eine große Rolle spielen; sie stellt primär die sich auf Aristoteles berufende Erkenntnistheorie durch die Betonung der Bedeutung spontan-intuitiver Erkenntnis in Frage. Adelard von Bath wurde mit seiner Forderung, mehr auf die Beobachtung der Natur als auf die Überlieferung zu setzen, von der von ihm übersetzten arabischen Literatur beeinflusst; auch Wilhelm von Conches und Siger von Brabant forderten, diese forschende und zweifelnde Haltung einzunehmen.
Die europäischen Anfänge der Naturphilosophie liegen in der griechischen Antike. Die Vorsokratiker suchten nach allgemeinen, konstanten Konstitutions- und Erklärungsprinzipien der Erscheinungswelt. Dabei wurden meist ein oder mehrere einheitliche materielle Prinzipien angenommen, die einen gemeinsamen Ursprung (arché) bilden. Thales von Milet führte dazu das Wasser an, Anaximenes die Luft, Empedokles vier Elemente. Leukippos und Demokrit postulierten kleinste Teilchen: Atome. Anaximander sprach von einem Apeiron (das Unbestimmte), was eventuell mit Feuer oder Äther in Verbindung zu bringen ist. Insbesondere versuchten die Vorsokratiker die Ursachen der Bewegung der Himmelskörper zu bestimmen, was zur Entwicklung der Astronomie im antiken Griechenland führte. Auch Xenophanes, Heraklit und Anaxagoras gehörten zu den führenden Philosophen in der antiken, etwa die Zeit von 600 bis 450 v. Chr. umfassenden Periode der Naturphilosophie. Viele griechische Philosophen, zuvorderst Aristoteles, schrieben eine Abhandlung mit dem Titel „Über die Natur“ (perì phýseōs). Aufgabe der Naturphilosophie ist nach Aristoteles die Betrachtung der sinnlich wahrnehmbaren Substanzen, insofern sie bewegt und begrifflich erfassbar sind. Aus dieser Tradition entwickelte sich der Begriff Physik (enthalten auch in Werktitel wie Physica) als Inbegriff der späteren Naturwissenschaften, wenngleich die antiken Denker einen weiten Naturbegriff hatten. Zenon von Kition grenzt einen auf die Natur bezogenen Teil der Philosophie von Logik und Ethik ab. Diese Einteilung lässt sich über Cicero bis hin zu Augustin und Isidor von Sevilla nachweisen.
Gegenstandsbereiche antiker Naturphilosophie waren u. a. Themen der Mathematik, Astronomie und Astrologie, Kosmologie, Physik, Geographie, Psychologie, Medizin, Botanik und Zoologie – Quelle.