Die OekoHuman-Blau-Pause versteht sich als Fraktal bzw. Authentizität.
Das Wort „Blaupause“ setzt sich aus der Farbe „blau“ und „Pause“ (= Kopie eines Dokuments) zusammen. Das ist die genaue Bedeutung des Begriffs:
- Um eine Pause zu erstellen, legen Sie ein leicht transparentes Papier über ein anderes Papier mit einem Bild oder einer Zeichnung darauf. So können Sie das, was Sie durch das durchschimmernde Papier sehen, nachzeichnen. Sie haben das originale Dokument also abgepaust.
- Geschichte: Das Prinzip der „Blaupausen“ gibt es schon lange. Ende des 19. Jahrhunderts wurden mit dieser Technik bereits Fotos vervielfältigt.
- Außerdem konnten so mit der Schreibmaschine schon beim Schreiben Kopien mit erstellt werden. Die angeschlagenen Buchstaben drückten durch das obere Papier auf das darunterliegende Durchschreibpapier, die Pause. Durchschlagpapier für Handschriften funktioniert auf die gleiche Art.
- Blaupause heißt es deshalb, da früher tatsächlich blaues Papier zum Pausen verwendet wurde.
- Relevanz: Blaupausen werden heute nicht mehr so häufig angefertigt wie früher. Dennoch sind sie nach wie vor relevant. Wenn Sie Rechnungen oder Verträge von Hand unterschreiben, erhalten Sie manchmal noch das Durchschlagpapier, die Pause, als Beleg.
- Auch in der Architektur und bei technischen Zeichnungen wird das Prinzip noch verwendet. Sie können nicht nur basteln mit Transparentpapier, sondern auch schnell verschiedene Entwürfe beliebig oft nachzeichnen und verändern.
- Übertragene Bedeutung: Heute wird das Wort „Blaupause“ häufig auch als Synonym für Vorlage, Vorbild, Entwurf oder Konzept verwendet. Beispielsatz: „Das neu getestete Vorgehen dient als Blaupause für künftige Verfahren.“
Matthias Heine hat recherchiert:
Hört doch auf, „Blaupause“ zu sagen, Ihr Angeber!
Diesem Wort wird im wahrsten Sinne keine Pause gegönnt: Die ‚Süddeutsche Zeitung‘ befindet: , Mein Kampf‘ ist keine Blaupause für Hitlers Herrschaft.“ Der „Metal Hammer“ nennt das 2002 erschienene Album „Alive Or Just Breathing“ von Killswitch Engage „die Blaupause für die melodische Seite des frühen Metalcore“. Bei „Focus Online“ wird eine Psychologin zitiert, die dem Fahrdienstleiter, der das Zugunglück von Bad Aibling verursacht hat, attestiert: „Wie man mit einer solchen Schuld leben kann, dazu kann es keine Blaupause geben.“ Und die „Wirtschaftswoche“ schreibt über den Osram-Chef Olaf Berlien: „Berliens Osram-Konzern selbst hat ein Labor mit 100 Forschern vor Ort. Sie sind die Blaupause für das, was Berlien mit dem Konzern vorhat.“
Was ist eine Blaupause?
Der Eindruck, dass Blaupause ein Lieblingswort der Medien ist, lässt sich statistisch belegen. Google News wirft knapp 19.000 Belege aus – bis hinein in die Berichterstattung über Volleyball und Tischtennis. Sowohl das „Cosmas“-Referenzkorpus des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim als auch Google Books zeigen einen kontinuierlichen Anstieg in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten.
Aber was ist eigentlich eine Blaupause? Der Duden definiert es als „Lichtpause auf bläulichem Papier“. Das wird den meisten Lesern vermutlich gar nicht weiterhelfen. Um ein bisschen mehr Klarheit zu bekommen, muss man schon bis zu Pause weiterblättern, das mit der Arbeitsunterbrechung nichts zu tun hat: Es wird definiert als „Kopie mittels Durchzeichnung“. Bekannter als das Substantiv ist das zugehörige Verb pausen, das jeder kennt, der als Kind mal etwas abgepaust hat, indem er ein Papier über das andere legt und die durchschimmernde untere Zeichnung auf dem oben liegenden Blatt nachzeichnete.
Was eine Blaupause ursprünglich war, wird 1899 im „Prager Tageblatt“ erklärt: „Um fotografische Blaupausen (Kyanotypien) herzustellen, präpariert man ein glattes festes Papier durch gleichmäßiges Auftragen einer Mischung von gleichen Teilen einer Lösung von 8 Gramm rotem Blutlaugensalz und 50 Cubik-Centimeter destilliertem Wasser und einer solchen von 10 Gramm zitronensaurem Eisenoxidammon in 50 Cubik-Centimeter destilliertem Wasser mit einem weichen Pinsel oder Schwamm Leinwandbäuschchen … Wäscht man diese übercopierten Druck in Wasser aus, so klären sich die Lichter und die Schatten werden tiefblau.“
Blaupausen waren auch mit Zyanotypie hergestellte Fotos
Solche Lichtpausen wurden mithilfe von Zyanotypie oder Diazotypie genannten Methoden seit Ende des neunzehnten Jahrhunderts u. a. von der Siemens und Halske AG hergestellt, eine ausführliche Beschreibung des Verfahrens findet sich 1899 in einem Artikel in „Dinglers Polytechnischem Journal“ mit der Überschrift „Elektrischer Betrieb in Lichtpausanstalten“: „Bei Anwendung der Angegebenen Stromstärken dauert eine Blaupause von 2 qm 25 bis 35 Minuten, je nach der Schärfe der Originalpause.“ Das Wort Blaupause muss damals in der Fachsprache schon eine Weile geläufig gewesen sein.
Ebenfalls als Blaupause bezeichnet wurden mithilfe von Zyanotypie hergestellte Bilder aus der Frühzeit der fotografischen Reproduktion. Darüber hinaus nennt man Blaupause eine durch Hektografie oder mit blauem Durchschreibpapier hergestellte Kopie eines Dokuments. Durchschreibpapier legte man in einer Schreibmaschine unter das eigentliche Blatt; wenn die kleinen Typenhebel mit den Buchstaben wie Hämmerchen auf das oben liegende Blatt schlugen, entstand durch den Abdruck der blauen Farbe auf dem Blatt darunter eine Kopie des Textes, der sogenannte Durchschlag oder die Durchschrift. Die Formulierung „Sie bekommen den Text in drei Durchschlägen“ hört man heute noch manchmal. Wenn das Durchschreibpapier schwarz ist, nennt man es auch Kohlepapier. Beide Varianten werden heute noch von Büromaterialfirmen hergestellt, sind aber nur noch älteren Arbeitnehmern geläufig.
Hektografie ist ein Druckverfahren, bei dem Schriftstücke ohne eine Presse mithilfe einer abfärbenden Vorlage, der sogenannten Matrize hergestellt werden können. Vor Einführung der modernen Fotokopierer war das Verfahren an Schulen sehr gebräuchlich. Ältere erinnern sich an den typischen Spiritusgeruch der so hergestellten Formulare für Tests und Klassenarbeiten, aber auch Schülerzeitschriften. Matrizendrucker wurden aber auch von Dissidenten im Ostblock zur Herstellung von Flugblättern und Samisdatliteratur genutzt. Da mit den genannten Verfahren häufig Konstruktionsskizzen oder Gebäuderisszeichnungen vervielfältigt wurden, nahm Blaupause schließlich die allgemeinere Bedeutung „Konstruktionszeichnung, Plan zur Herstellung eines technischen Produktes, Bauplan“ an. Von dort wird es dann auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Phänomene übertragen im Sinne von „Vorbild“, „Grundlage“, „Idee“ oder „Modell“. Der Duden verzeichnet die übertragene Bedeutung allerdings bis heute nicht, wie wir gesehen haben. Schon früh wurde das Wort in diesem Sinne zur Kritik an für die Moderne typischen Phänomenen wie Massenproduktion, Normung aber auch der Planwirtschaft verwendet. Der Wirtschaftswissenschaftler Alexander Rüstow, der als Erfinder des Neoliberalismus gilt, schreibt 1950 in seinem Buch „Ortsbestimmung der Gegenwart“: „Es ist bezeichnend und sollte den Technokraten in ihrer universalistischen Blaupausenmentalität zu denken geben, daß die ‚Blaupause‘ selbst hier in der Architektur auf ihrem ursprünglichen und legitimen Anwendungsgebiet negative Wirkungen ausgelöst hat.“
In den Achtzigern wurde Blaupause zum Modewort
Auch bei Wolfgang Koeppen, der das Wort 1953 in seinem Roman „Tauben im Gras“ in einem engeren Sinne verwendet, hat es einen negativen Klang. Über die frühe Nachkriegsarchitektur schreibt er: „Wenn man die Blaupausen betrachtete, es war der Nazistil, in dem weitergebaut wurde, und wenn man die Namen der Baumeister las, es waren die Nazibaumeister, die weiterbauten.“
Als Medienwort ist Blaupause erst seit den Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts in Mode gekommen. Bezeichnenderweise wird es in sämtlichen Ausgaben der „Zeit“ in den Fünfzigerjahren nur zweimal benutzt, in den Sechzigerjahren zwölfmal, in den Siebzigern 21-mal, in den Achtzigern 91-mal, in den Neunzigern 105-mal, in den Nullerjahren 205-mal und seither bis Mitte 2015 305-mal.
Der letzte erfasste „Zeit“-Beleg lautet: „Für einen Austritt Griechenlands gibt es keine Blaupause, die Europartner würden sich damit auf unbekanntes Terrain begeben, rechtliche Grundlagen dafür fehlen.“ Wir sehen daran: Blaupause hat sich von der engeren technischen Bedeutung längst gelöst und wird meist dort genutzt, wo man auch einfach Vorbild sagen könnte. Es ist eine typische Imponiervokabel, die an die Stelle eines schlichten Wortes getreten ist. Blaupause dafür war vermutlich das englische Blueprint, das sich seit 1857 für Zyanotypiefotografien belegen lässt und seit 1881 für Konstruktionszeichnungen. Den Deutschen wurde das Wort 1987 durch den Hit „Blueprint“ der Berliner Band Rainbirds bekannt, in dem die Sängerin Katharina Franck intonierte: „I sneak around the corner with a blueprint of my lover, with a blueprint of my life.“
Blueprint wird im Englischen schon länger, mindestens seit 1910 in der übertragenen Bedeutung – „Vorbild“, „Grundlage“, „Idee“ oder „Modell“ –gebraucht. Die Häufigkeit des Wortes ist seit den Vierzigerjahren enorm angestiegen, man darf annehmen, dass das nicht daran liegt, dass mehr über technische Konstruktionspläne geredet wurde, sondern weil nach dem Zweiten Weltkrieg in vielen Ländern Blaupausen für den Wiederaufbau zerstörter Gesellschaften benötigt wurden.