Prozessbeginn in Genua Drei Sekunden fehlten zum Überleben!
Im August 2018 brach in Genua der Ponte Morandi ein, 43 Menschen stürzten in den Tod. Jetzt hat der Prozess gegen 59 Angeklagte begonnen, die für die jahrelangen Wartungsmängel verantwortlich sein sollen – von Jörg Seisselberg, ARD-Studio Rom.
Seit heute läuft im Genueser Gerichtspalast die Operation Wahrheitsfindung zum Einsturz der Morandi-Brücke. Ein Prozess, wie ihn Italien logistisch noch nicht erlebt hat, sagt der Präsident des Genueser Gerichts, Enrico Ravera: „Es ist wirklich beispiellos. Wir haben noch nie ein solches Verfahren gehabt, das uns als Vorbild für die Organisation des Prozesses dienen könnte.“ 59 Angeklagte, mehr als 200 Anwälte, bis jetzt schon fast 180 Zeugen, Gutachter, Journalisten und bis zu 500 Zuschauer. Sie alle verteilt auf drei Gerichtsaulen, die per Videoschaltung verbunden sind. Richter und Staatsanwälte sitzen in einem schmucklosen, großen weißen Veranstaltungszelt, aufgestellt im Innenhof des Gerichts.
Sie sollen die Fragen klären: Wie konnte die Katastrophe passieren, eine der größten in der Geschichte der Republik Italiens? Und vor allem: Wer sind die Schuldigen? Für Italien ist der Einsturz der Morandi-Brücke immer noch ein Trauma – weiterlesen.