Was ist der Darm?
Der Darm ist der Hauptteil des Verdauungssystems. Er beginnt am Pylorus (Magenpförtner), führt bis zum After (Anus) und ist in den schlankeren Dünn- und den breiteren Dickdarm unterteilt. Beide weisen ihrerseits mehrere Abschnitte auf.
Dünndarm.
Er wird von oben nach unten unterteilt in den Zwölffingerdarm (Duodenum), Leerdarm (Jejunum) und Krummdarm (Ileum). Lesen Sie mehr dazu im Beitrag Dünndarm. Dünndarm-Funktion, in das Duodenum münden die großen Verdauungsdrüsen: die Leber, deren Sekret (Galle genannt) in der Gallenblase zwischengespeichert werden kann, und die Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Beide Verdauungssekrete enthalten wichtige Verdauungsenzyme zur chemischen Spaltung der Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße. Zusätzliche Drüsensekrete, die aus der Darmwand selbst stammen, beteiligen sich an der Verdauung. Nachdem die Nahrung in Mund und Magen zerkleinert und angedaut wurde, werden im gesamten Dünndarm alle Nahrungsbestandteile in kleine Bestandteile zerlegt und ins Blut aufgenommen (resorbiert):
Kohlenhydrate werden in Einfachzucker (Monosaccharide) zerlegt, Eiweiße in die einzelnen Aminosäuren, und Fette werden in Glyzerin und freie Fettsäuren gespalten. Nach ihrer Resorption ins Blut werden die Nährstoffe als erstes über die Pfortader in die Leber transportiert, dem zentralen Stoffwechselorgan. Auch andere Stoffe werden auf diese Weise in den Körper aufgenommen, so etwa Vitamine und Mineralstoffe.
Dickdarm.
Er gliedert sich von oben nach unten in die Abschnitte Blinddarm (mit Wurmfortsatz), Grimmdarm (Kolon) und Mast- oder Enddarm (Rektum mit Anus). Lesen Sie mehr darüber im Beitrag Dickdarm. Dickdarm-Funktion, in den Dickdarm gelangen die Nahrungsbestandteile, die der Körper nicht braucht und auch nicht verwerten kann. Die Muskelwand schiebt diesen Brei mit wellenartigen (peristaltischen) Bewegungen durch die einzelnen Abschnitte bis hin zum Ausgang (Anus). Auf seinem Weg wird der Stuhl (Kot) durch Wasserentzug eingedickt. Abgesonderter Schleim macht ihn gleitfähig.
Im Dickdarm leben natürlicherweise unzählige Bakterien von mehr als 400 verschiedenen Arten. Ihre Gesamtzahl wird auf zehn Billionen geschätzt, ihr Gesamtgewicht auf etwa 1,5 Kilo. Sie verarbeiten die unverdaulichen Nahrungsreste. Außerdem produzieren sie Stoffe, die der Körper zum Teil noch gebrauchen kann (manche B-Vitamine, Vitamin K). Durch die Arbeit der Darmbakterien entstehen auch Gase und Stoffe, die dem eingedickten Nahrungsbrei Farbe und Geruch verleihen. Dieser nicht mehr verwertbare Kot wird letztlich über den Anus nach außen befördert. Von der Nahrungsaufnahme bis zur Stuhlentleerung vergehen je nach Art der verzehrten Nahrung 33 bis 43 Stunden.
Wie lang ist der Darm insgesamt?
Die gesamte Darmlänge beträgt etwa acht Meter. Davon entfallen fünf bis sechs Meter auf den Dünn- und der Rest auf den Dickdarm.
Welche Funktion hat der Darm?
Der meterlange Verdauungskanal sorgt nicht nur für die chemische Zerlegung der Nahrung, die Aufnahme der Nahrungsbestandteile in den Körper (Resorption) und die Ausscheidung der Nahrungsreste über den Anus. Er produziert auch Hormone (das Verdauungssystem ist die größte Hormondrüse des Körpers). Außerdem stellt er eine Barriere für Krankheitserreger dar und spielt eine wichtige Rolle für die Regulation des Wasserhaushalts: Er kann große Mengen Flüssigkeit resorbieren und auch ausscheiden.
Wo befindet sich der Darm?
Er füllt fast den Bauchraum unterhalb des Magens aus. Das Duodenum liegt im Oberbauch direkt unter dem Magen, das Jejunum schließt sich links oben an und das Ileum rechts unten. Die zahlreichen Schlingen von Jejunum und Ileum werden zusammen als Konvolut bezeichnet. Es wird gewissermaßen vom Kolon eingerahmt. Dieses mündet dann unten mit Rektum und After nach außen.
Welche Probleme kann der Darm verursachen?
Bei einem Zwölffingerdarmgeschwür (Ulcus duodeni) ist ein mehr oder weniger großer Bereich der Schleimhaut im Duodenum geschädigt. Oft tritt zusärtlich auch ein Geschwür im Magen (Ulcus ventriculi) auf. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Ursache des Geschwürs ist in den meisten Fällen eine Infektion mit dem „Magenkeim“ Helicobacter pylori.
Ein Reizdarm (Colon irritabile) äußert sich in chronischen Beschwerden wie Durchfall oder Verstopfung, Blähungen und Bauchschmerzen. Eine organische Ursache dafür lässt sich nicht feststellen. Von der Erkrankung sind vor allem Frauen betroffen. Eine „Magen-Darm-Grippe“ ist eine durch Krankheitserreger ausgelöste Entzündung der Schleimhaut im Verdauungstrakt, die zu Brechdurchfall führen kann.
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED). Morbus Crohn kann den gesamten Verdauungskanal (von der Mundhöhle bis zum After) befallen. Der Entzündungsprozess bei der Colitis ulcerosa beginnt meist im Rektum und breitet sich im Kolon aus.
Bei Menschen, die unter Hämorrhoiden zu leiden haben, ist ein Gefäßpolster im Analkanal krankhaft erweitert. Mögliche Symptome sind zum Beispiel hellrote Blutspuren auf dem Stuhl oder Toilettenpapier, Druckschmerzen, Brennen oder Juckreiz am After. In fortgeschrittenen Stadien kann der Stuhl nicht mehr zurückgehalten werden. Risikofaktoren für Hämorrhoiden sind zum Beispiel wiederholtes starkes Pressen beim Stuhlgang, ballaststoffarme Ernährung, Schwangerschaft und Bindegewebsschwäche.
Divertikel sind Ausstülpung der Darmwand nach außen. Bilden sich mehrere Divertikel nebeneinander, bezeichnen Mediziner dies als Divertikulose. Die Ausstülpungen können sich entzünden (Divertikulitis). Manchmal können sie auch platzen. Die Entzündung kann sich dann auf das Bauchfell ausbreiten. Eine Divertikulitis wird mit Antibiotika behandelt. Manchmal müssen die entzündeten Divertikel auch operativ entfernt werden.
Darmpolypen sind Vorwölbungen der Schleimhaut, die sich vor allem im Kolon und Rektum bilden – meist ohne erkennbare Ursache. Sie verursachen oft keine Beschwerden, sollten aber trotzdem entfernt werden, weil sie entarten und zu Darmkrebs führen können. Diese sehr verbreitete Krebserkrankung ist in Deutschland bei Frauen die zweithäufigste und bei Männern die dritthäufigste Form von Krebs. Der bösartige Tumor im Darm betrifft in den meisten Fällen die letzten beiden Darmabschnitte: Kolon (Kolonkarzinom) oder Rektum (Enddarmkarzinom).
Darmwand.
Die Darmwand zeigt den typischen dreischichtigen Aufbau eines häutig-muskulösen Schlauches. Der Innenraum wird durch eine Schleimhaut (Mukosa) ausgekleidet. Ihr liegt außen eine zweischichtige Tunica muscularis an, die aus einer inneren Ring- und äußeren Längsmuskelschicht besteht. Zwischen Mukosa und Muskelschicht befindet sich der Plexus submucosus, zwischen den beiden Muskelschichten der Plexus myentericus – beides Anteile des darmeigenen Nervensystems. Außen grenzt – je nach Lage des Darmabschnitts – entweder eine Tunica serosa oder eine Tunica adventitia das Organ ab.
Untersuchungsmöglichkeiten des Darmes.
Der Darm ist zum Teil abtastbar und abhörbar. Weitergehende diagnostische Möglichkeiten bieten die Ultraschalluntersuchung (Sonografie), Kontrastmitteluntersuchungen, Darmspiegelung (Koloskopie) und Computertomografie (CT) bzw. Magnetresonanztomografie (MRT). Zusätzlich kann durch eine zu schluckende Endokapsel mit Funk-Minikamera(s) der Dünndarm und auch der Dickdarm untersucht werden.
Weitere diagnostische Hinweise bietet die Untersuchung des Stuhlgangs, Gewebeprobenentnahme und Blutuntersuchung.
Darmkrankheiten und -störungen.
Die allgemeine Bezeichnung für eine Krankheit des Darmes ist Enteropathie.
- Fehlbesiedelung des Dünn- oder Dickdarms
- Reizdarm
- Befall mit Darmparasiten
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
- Nahrungsmittel-Intoleranzen
- Blähungen (Flatulenz)
- Verstopfung (Obstipation) und Darmträgheit
- Durchfall (Diarrhoe)
- Familiäre adenomatöse Polyposis (FAP)
- Hermansky-Pudlak-Syndrom
- Darmtumoren wie Polypen (zum Beispiel Familiäre adenomatöse Polyposis), bösartige Tumoren wie kolorektales Karzinom.
- Darmverengung bis zum Darmverschluss.
- Darmperforation.