Die Waldsehnsucht des Menschen

Unsere Sehnsucht nach der Natur begründete der Philosoph Thomas Kirchhoff im DLF mit dem Wunsch nach einer Gegenwelt: „Viele Menschen suchen im Wald eine Auszeit von den Zwängen und Konventionen der Zivilisation.“ Schließlich sei die Natur das Einzige, was nicht vom Menschen geschaffen sei – Thomas Kirchhoff im Gespräch mit Maja Ellmenreich

Besonders im deutschsprachigen Raum eigne sich der Wald als vielfältige Projektionsfläche, sagte der Philosoph Thomas Kirchhoff im DLF. Er lehrt als Privatdozent für Theorie der Landschaft an der Technischen Universität München. Schließlich sei der Wald in unseren Breiten die ursprüngliche Vegetation gewesen. Und noch immer sei ein Drittel von Deutschland mit Wald bedeckt. Kirchhoff beschäftigt sich an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg mit alltagsweltlichen und naturwissenschaftlichen Naturauffassungen. Er analysiert das „vielschichtige Phänomen“ der Sehnsucht nach Wald, Wildnis und Natur: Sie stehe für unseren Wunsch nach Freiheit von gesellschaftlichen Zwängen und Konventionen. Die Natur stellte, so Kirchhoff, eine Gegenwelt zur Zivilisation dar. „Diese besondere Rolle wird der Wald auch in den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten noch innehaben.“

Die gegenwärtigen Auffassungsweisen und Deutungsmuster von Natur reichten mehrere Jahrhunderte zurück, sagte Thomas Kirchhoff. Allerdings sei die Natur nicht immer durchweg positiv gesehen worden. Im Mittelalter zum Beispiel sei die Angst entstanden, die Wildnis störe die kulturelle Ordnung. Wälder, Sümpfe und Gebirge seien als gefährliche Orte angesehen worden und als Orte des moralisch Bösen und der Gottesferne: „Von diesem mittelalterlichen Denken hat sich bis heute etwas erhalten.“ Vertreter unterschiedlicher politischer Positionen würden den Wald für ihre Zwecke in Anspruch nehmen: „Die einen nutzen ihn als Ort des Kampfes. Andere sehen in der Natur eine vorbildliche Ordnung, die die Gesellschaft nachahmen soll.“ Aus naturwissenschaftlicher Sicht ließen sich für alle Bilder Belege finden, aber auch Gegenbeispiele. Eine Gefahr sieht Kirchhoff dann, wenn die eigenen Idealvorstellungen mit der Natur begründet würden. So hätten etwa die Nationalsozialisten auf eine konservative Walddeutung gebaut: „Der Wald wurde zum Symbol nationaler Identität und Widerständigkeit.“

Durchweg apolitisch dagegen sei die Waldbegeisterung in der Romantik. Sie sei als Versuch einer Wiederverzauberung der Welt zu verstehen. Kirchhoff verwies auf den Dichter Joseph von Eichendorff, der den Wald als „Hall-Raum der Seele“ bezeichnet habe. In dieser Zeit sei auch der Topos der Waldeinsamkeit entstanden. „Der Wald wird dort zu einer zeitlosen heilen Welt, zum Symbol für Dauerhaftigkeit, zu einem Schutzraum, in dem die guten alten Werte noch lebendig erscheinen.“

 

Holz, die ….

… natürliche Dauerhaftigkeit

Unter „natürlicher Dauerhaftigkeit“ ist die mehr oder minder ausgeprägte Eigenschaft einer Holzart zu verstehen, ohne zusätzliche Maßnahmen einem Befall durch Holzschädlinge zu widerstehen. Sie ist vor allem auf z.T. toxisch wirkende Stoffe zurückzuführen, die im Kernholz eingelagert sind. Vergleichsweise deutlich ausgeprägt ist diese Eigenschaft bei den sogenannten „Farbkernholzarten“, wie z.B. Europäischer Lärche und Douglasie.  Angaben zur natürlichen Dauerhaftigkeit mit Einstufung der wichtigsten Holzarten in Dauerhaftigkeitsklassen enthält DIN EN 350-2. Da jedoch jede Holzart eine gewisse „Dauerhaftigkeit“ gegen die verschiedenen Holzschädlinge hat, muss ihre natürliche Dauerhaftigkeit gegen jeden Holz zerstörenden Organismus gesondert betrachtet werden. Die Norm wird dieser Forderung gerecht. Bei den meisten Außenholzprodukten sind Holz schädigende Insekten von untergeordneter Bedeutung. Deshalb ist bei der Einstufung der jeweiligen Holzart das Hauptaugenmerk auf deren natürliche Widerstandsfähigkeit gegen Pilzbefall zu legen! Die Widerstandsfähigkeit gegen Pilzbefall wird in dieser Norm in Form von Klassen ausgedrückt, wobei fünf Klassen unterschieden werden (Klasse 1 = sehr dauerhaft, Klasse 5 = nicht dauerhaft).

Wichtig zu wissen:

Die Angaben zur natürlichen Dauerhaftigkeit können nicht als absolute Größen aufgefasst werden, sondern stellen eine relative Klassifizierung dar unter dem Gesichtspunkt, dass sich Holzarten der gleichen Dauerhaftigkeitsklasse unter vergleichbaren Einsatzbedingungen gleichartig verhalten. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick darüber, in welche Dauerhaftigkeitsklassen die wichtigsten heimischen Holzarten einzustufen sind, wobei die Einteilung aus den genannten Gründen jeweils ausschließlich für deren Kernholz gilt.

Natürliche Dauerhaftigkeit

Dauerhaftigkeitsklasse gem. DIN EN 350-2 für Hölzer im Erdkontakt (Gebrauchsklasse 4 / Widerstandsfähigkeit gegen Pilzbefall) Mittlere Standzeit (Erfahrungswerte) von Kernholz natürlich dauerhafter Holzarten
Hölzer im Erdkontakt (bezogen auf Gebrauchsklasse 4)
Mittlere Standzeit (Erfahrungswerte) von Kernholz natürlich dauerhafter Holzarten, Hölzer ohne Erdkontakt (bezogen auf Gebrauchsklasse 3)
1 sehr dauerhaft 13 Jahre Standdauer
nur überseeische Holzarten, z.B. Teak unkultiviert
DIN EN 350-2 macht hierzu keine Angaben! Die mittlere Standzeit des Kernholzes liegt jedoch i.d.R. deutlich über den für Gebrauchsklasse 4 angegebenen Werten, wobei sie allerdings stark abhängig von den örtlichen Einsatz- und Gebrauchsbedingungen ist.
Voraussetzung: Fachgerechter Einbau und – wo dies möglich ist – regelmäßige Pflege *2)
1-2
dauerhaft – sehr dauerhaft
z.B. Robinie
2 dauerhaft 8 – 13 Jahre Standdauer
z.B. Eiche, Red Cedar (unkultiviert)
3 mäßig dauerhaft 5 – 8 Jahre Standdauer
z.B. Douglasie (unkultiviert)
3-4 wenig bis mäßig dauerhaft z.B. Lärche, Kiefer, Douglasie (kultiviert)
4 wenig dauerhaft 3 – 5 Jahre Standdauer
z.B. Fichte, Tanne
5 nicht dauerhaft < als 3 Jahre Standdauer
z.B. Buche

Nach den Ergebnissen aus acht Jahren Feldversuch (Rapp; Augusta; Brandt; Melcher)

  • *1) ergibt sich für Gebrauchsklassse 4 eine aus wissenschaftlicher Sicht notwendige Einstufung des Kernholzes der Holzart Eiche von Dauerhaftigkeitsklasse 2 in Dauerhaftigkeitsklasse 2 – 4 (bei der nächsten Überarbeitung von EN 350-2);
  • *2) müsste für die Gebrauchsklasse 3 eine Einstufung des Kernholzes der Holzarten Kiefer und Douglasie in Dauerhaftigkeitsklasse 3 und der Holzart Lärche in Dauerhaftigkeitsklasse 2 erfolgen (GK 3 ist derzeit nicht Bestandteil der EN 350-2!).

Achtung:

  • Splintholz ist bei allen Holzarten grundsätzlich als „nicht dauerhaft“ (Dauerhaftigkeitsklasse 5) einzustufen!
  • Gemäß DIN 68800-3:2012-2 darf Holz nur mit einem Splintholzanteil von maximal 5 % wie „reines“ Kernholz klassifiziert werden!
Welche Holzarten kommen für Anwendungen in den verschiedenen Gebrauchsklassen infrage? *)

Mindestanforderungen an die Dauerhaftigkeit des splintfreien Farbkernholzes gegen Pilzbefall

Dauerhaftigkeitsklasse
Im Fall von Zwischenstufen (z.B. 3 – 4) ist für die geforderte Dauerhaftigkeit die Klasse mit der nächst niedrigeren Dauerhaftigkeit maßgebend
Gebrauchsklasse 1 2 3 4
2 + + +
3.1 + + +
3.2 + +
4 +
+ = natürliche Dauerhaftigkeit ausreichend
– = natürliche Dauerhaftigkeit nicht ausreichend

*) Hinweis:

Für tragende Holzbauteile müssen die Mindestanforderungen an die Dauerhaftigkeit von Farbkernhölzern gemäß DIN 68800-1:2011-10 entsprechend der vorgesehenen Gebrauchsklasse erfüllt sein, für nicht tragende Holzbauteile gelten diese Anforderungen als Empfehlung!

DIN 68800-3:2012-02 enthält weitere, nicht in DIN EN 350-2 gelistete Holzarten, die für tragende und/oder nicht tragende Holzkonstruktionen und –bauteile eingesetzt werden können.

Zu beachten:

Wird das angestrebte Schutzziel (z.B. möglichst lange Nutzungsdauer, geringer Wartungs- und Pflegeaufwand in der Nutzungsphase, hohe Sicherheit für den Nutzer usw.)

  • allein durch bauliche Maßnahmen und Nutzung einer Kernholzart mit ausreichender natürlicher Dauerhaftigkeit nicht sichergestellt
    oder
  • steht keine Kernholzart mit ausreichender natürlicher Dauerhaftigkeit für den beabsichtigten Einsatzzweck zur Verfügung (nicht am Markt verfügbar!), kommt z. B. aus wirtschaftlichen (hohe Kosten!) oder ökologischen Gründen (z.B. Herkunft aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern zweifelhaft oder nicht gegeben!) nicht in Betracht oder kann nicht sichergestellt werden, dass der gemäß DIN 68800-1 max. zulässige Splintholz Anteil von 5 % (bei Gefährdung durch Holz zerstörende Pilze) bzw. 10 % (bei Gefährdung durch Holz zerstörende Insekten) eingehalten wird *1),

sind bei tragenden Holzbauteilen gemäß DIN 68800-1:2011-10 zusätzlich vorbeugende Holzschutzmaßnahmen mit Holzschutzmitteln nach DIN 68800-3:2012-02 vorzunehmen! Bei nicht tragenden Holzbauteilen sollten zusätzlich Schutzmaßnahmen unter Anwendung von Holzschutzmitteln nach dieser Norm vorgenommen werden.

Mit Dauerhaftigkeit im engeren Sinne wird im Bauwesen die Widerstandsfähigkeit von Baustoffen und Bauteilen gegenüber äußeren Einflüssen wie Durchfeuchtung, Wechselfeuchte, Hitze und Kälte, Temperaturwechsel und Frost, Sonneneinstrahlung (UV-Licht), chemischem Angriff (saurer RegenTausalzSalpeter) sowie Schädlings- und Pilzbefall bei organischen Materialien bezeichnet.
Im weiteren Sinne kann auch die Widerstandsfähigkeit von Bauwerken gegenüber mechanischen Einflüssen wie statischen und dynamischen Lasten (WindlastErdbeben, Schwingungen, LawinenFlutwellen) sowie gegen ungewöhnlichere Ereignisse wie Blitzeinschlag oder elektromagnetische Strahlung gemeint sein.

Der Nutzungszeitraum, über welchen beispielsweise bei Bauteilen aus Stahlbeton bzw. Spannbeton die Tragfähigkeit und Gebrauchseigenschaften sichergestellt werden sollen, beträgt 50 Jahre[1], sofern nichts Anderes festgelegt wird und gleichzeitig die üblichen Maßnahmen der Instandhaltung durchgeführt werden.
Die Bauteile dürfen sich während der gesamten vorgesehenen Nutzungsdauer nicht unzulässig verändern, so dass sie stets gegenüber allen ausgelegten Einwirkungen ausreichend widerstandsfähig sind und der Bewehrung einen ausreichenden Schutz vor Korrosion gewähren. Zur Sicherstellung ist dabei eine ausreichende Betondeckung des Betonstahls bzw. Spannstahls sowie eine geeignete Betonzusammensetzung erforderlich. Die zugehörigen Anforderungen sind in den Normen für die jeweils vorliegenden Umweltbedingungen und Beanspruchungen über sogenannte Expositionsklassen geregelt.

Im Metallbau hängt die Nutzungsdauer wesentlich von der KorrosionsbeständigkeitStatik und Hitze- bzw. Kältebeständigkeit ab, beim Holzriegelbau u. a. von ausreichendem Schutz gegen Feuchtigkeit.

Im Holzbau wird die natürliche Dauerhaftigkeit von Kernholz gegenüber biotischem Abbau nach DIN EN 350-2 in 5 Klassen eingeteilt. Teak gilt als sehr dauerhaft und gehört der Klasse 1 (1–3) an, Buche ist nicht dauerhaft und wird in Klasse 5 geführt. Die Dauerhaftigkeit von Hölzern kann durch chemischen Holzschutz oder durch Holzmodifikation erhöht werden.

Siehe auch