Thales von Milet, der auf Oliven eine Wette (Derivat) abgeschlossen hat, ein Beginn?

Derivate – seit Jahrtausenden ein Grund zum Handeln.

Geschichte:

Derivate sind keineswegs eine Erfindung der Börsenneuzeit. Von den Zeiten der babylonischen Herrscher über das Mittelalter bis hin zum heutigen elektronischen Handel haben sie immer eine wichtige Rolle in der Finanzgeschichte gespielt. Ein historischer Blick auf die Entstehung und Entwicklung von Derivaten.

Der Derivatehandel kann bis in das 2. Jahrtausend v. Chr. im heutigen Bahrain und Indien sowie Mesopotamien zurückverfolgt werden. Schon frühzeitig wurde versucht, die Risiken aus Handelsgeschäften, insbesondere durch die Seefahrt, in Form unbedingter Termingeschäfte abzusichern. Bereits Aristoteles beschreibt in seinem Werk Politik um 330 v. Chr. eine Marktmanipulation unter Verwendung von Derivaten auf die Kapazitäten von Olivenölpressen. Aristoteles berichtet um 330 v. Chr. in seinem Werk „Politik“ von Thales von Milet, der aufgrund astronomischer Berechnungen bereits im Winter eine üppige Olivenernte für den kommenden Herbst voraussah. Er sprach mit allen Besitzern von Olivenölpressen in der Gegend und handelte das Recht aus, die Pressen zur Erntezeit gegen eine geringe Gebühr nutzen zu dürfen. Die Olivenernte übertraf tatsächlich alle Erwartungen, Thales von Milet verkaufte sein Nutzungsrecht mit einem erheblichen Aufschlag weiter und wurde reich. Ein organisierter Handel lässt sich bis ins 12. Jahrhundert in Venedig zurückverfolgen. Die grundlegende Methodik, welche die Basis für Termin- und Futures-Kontrakte darstellt, geht auf das Jahr 4500 v. Chr. zurück und wurde entwickelt als die Sumerer Tontafeln zur Planung Ihrer Warenwirtschaft verwendet haben.

Forwards und Optionen wurden in Amsterdam ab 1595 gehandelt, maßgeblich auf Tulpenzwiebeln. Dies führte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zur ersten Spekulationsblase, die unter dem Namen Tulpenmanie bekannt wurde. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts entstand der erste Futuresmarkt, die Dojima (堂島米市場, Dōjima kome ichiba, 堂島米会所, Dōjima kome kaisho) im japanischen Osaka, auf dem Reis auf Termin ohne physische Lieferung (Barausgleich, d. h. lediglich Ausgleich von Gewinn und Verlust) gehandelt wurde.

In den USA wurde am 3. April 1848 die Chicago Board of Trade (CBOT) gegründet. Ursprünglich als Handelskammer gegründet, wurde 1851 der erste Zeitvertrag (englisch time contract) auf die zukünftige Lieferung einer bestimmten Menge Mais zu einem festgelegten Preis gehandelt. Ein Jahr später wurden ähnliche Verträge für Weizen gehandelt. Diese Zeitverträge ähnelten bereits den modernen Futures, waren aber aufgrund ihrer individuellen Ausfertigung und Bedingungen eher vergleichbar mit Forwards. Der in den folgenden Jahren wachsende Handel mit time contracts führte zur Beteiligung von Personen am Handel, die keine Verbindung zur Getreideproduktion oder -handel hatten und rein spekulative Interessen verfolgten. Verträge wechselten mehrfach den Begünstigten, bis sie schließlich zu jemandem gelangten, der an der Auslieferung des zugrundeliegenden Getreides interessiert war. Der gestiegene Handel mit time contracts mit längerer Laufzeit durch spekulative Investoren führte in der Folge zum Missbrauch des Instrumentes, und 1863 erließ die CBOT erste Regeln zur Steuerung des Handels. Die 1865 eingeführten Regeln begründeten standardisierte Verträge, die unter anderem die Laufzeit, Marginverpflichtungen und Lieferbedingungen festlegten. Sie legten damit die Grundlage für die Ausgestaltung moderner Futures. Durch die Standardisierung der Verträge wuchs der Handel mit Futures. 1874 wurde die Chicago Produce Exchange, an der diverse landwirtschaftliche Erzeugnisse gehandelt wurden, gegründet. 24 Jahre später, im Jahre 1898, entschloss sich eine Untergruppe dieser Börse, die für den Handel von Butter und Eiern verantwortlich war, das Chicago Butter and Egg Board zu gründen. Obwohl der Handel mit Eiern nur einen kleinen Teil der Gesamtaktivitäten im Derivatebereich der USA ausmachte, ist die Börse bemerkenswert, weil an ihr 1919 die ersten umfassenden Regularien für den Handel mit Futures festgelegt wurden und der Handel von time contracts auf Futures ausgedehnt wurde. Gleichzeitig wurde der Name in Chicago Mercantile Exchange (CME) geändert. Bis zum Zusammenschluss der CBOT und der CME waren diese beiden Börsen die wichtigsten Handelsplätze für Futures.

Eine der ersten Call-Optionen der Geschichte. Um 1500 wurde in Antwerpen zum ersten Mal formell ein festes Gebäude für Händler errichtet. Das Gebäude wurde als „Börse“ bekannt und Händler aus ganz Europa boten hier ihre Waren an. Sie verkauften jedoch zum ersten Mal keine realen Waren mehr. Stattdessen kauften und verkauften sie die Rechte an den Waren, indem sie mit Wechseln handelten. Die Händler eliminierten so das Transportrisiko ihrer Waren und schufen ganz nebenbei einen europäischen Finanzmarkt.

200 Jahre Aktienhandel in Frankfurt: Alles begann mit der Aktie der Österreichischen Nationalbank. Seitdem haben sich zahllose Unternehmen über die Börse finanziert – und Anleger in eben jene Unternehmen investiert. In unserer Reihe „Evolution of Exchange Trading“ blicken wir aus unterschiedlichen Perspektiven auf die Ursprünge und Meilensteine des Börsenhandels zurück. Zur gleichen Zeit entwickelte sich auch in Amsterdam ein Derivatemarkt. Bisher wurden Terminkontrakte ausschließlich auf physische Waren gehandelt. Amsterdam war die erste Börse, an der Derivate auf Wertpapiere wie Optionen, Future-ähnliche Kontrakte und andere derivative Instrumente basierten. 1848 entstand mit dem Chicago Board of Trade (CBOT) die erste Getreide-Terminbörse in den Vereinigten Staaten. 1851 wurde hier der erste time contract (Zeitvertrag) auf die zukünftige Lieferung einer bestimmten Menge Mais zu einem festgelegten Preis gehandelt. Das Board of Trade wurde zu einem der größten Terminmärkte der Welt und existiert noch heute noch als CME Group.

Derugulierung der Anfang vom Ende.

Von „Deregulation“ ist die Rede, jenem wirtschaftspolitischen Zauberwort, das seit dem Ende der siebziger Jahre in den Vereinigten Staaten die Runde macht.
Daß die „Entstaatlichung“ des Wirtschaftslebens, die Aufhebung unzähliger Regierungsvorschriften und -richtlinien, die amerikanische Wirtschaft bis ins Mark  verändert haben, ist gewiß. Umstritten ist freilich, ob der Rückzug Washingtons zugunsten des freien Spiels der Marktkräfte für Amerikas Wirtschaft und Verbraucher langfristig von Vorteil sein wird. Den Anfang machte die Regierung Carter: Unter großem Beifall beider Kongreß-Parteien deregulierte man zuerst das Flugwesen, dann die Straßentransporte, endlich die Eisenbahnen. Und bereits vor dem Amtsantritt der Reagan– Administration war klar, daß der neue Präsident nicht nur die Wirtschaft, sondern auch den Verbraucher– sowie den Umweltschutz „deregulieren“ würde. Eigentumsrechte und Freiheit seien „untrennbar“ miteinander verbunden, sagte Ronald Reagan im Mai 1980. Die Deregulierung der Märkte wurde, etwa im Bank– und Kommunikationssektor, von der neuen Washingtoner Administration fortgesetzt, hinzu kam jedoch die sogenannte „soziale Deregulierung“: Nicht mehr eigens geschaffene Regierungsbehörden sollten das Sozialverhalten der Unternehmen und den Verbraucherschutz kontrollieren, sondern die Unternehmen selbst.

In Frankfurt wurden 1989 erstmals von Banken emittierte Optionsscheine auf den Markt gebracht, die nicht mehr Teil einer Optionsanleihe, sondern als eigenständige Anlageinstrumente für Privatanleger ausgegeben wurden. In der Folgezeit nahm das Angebot an derivativen Finanzprodukten immer stärker zu und auch Privatanleger können jetzt überproportional an der Wertentwicklung einer Aktie oder eines anderen Basiswertes teilhaben, von fallenden Kursen profitieren oder auch ein Depot gegen Kursverluste absichern. 1998 entstand mit unserer Tochtergesellschaft Eurex Exchange eine der führenden Derivatebörsen weltweit, mit einem jährlichen Handelsvolumen von weit über 1 Milliarde Kontrakten. In den 1990ern wurde der Handel dann elektronisch, was den weltweiten Handel mit Derivaten, Wertpapieren und Rohstoffanlagen ermöglichte. 2019 wurden allein in Deutschland mehr als 1,7 Millionen derivative Anlage- und Hebelprodukte für Privatanleger gehandelt.

Die nächste Stufe von Gier: kreditfinanzierte Wertpapiere treiben die Kurse und der „Margin-Call” führt in die Krise.