Dualität (von lateinisch dualis „zwei enthaltend“) oder Zweiheit steht für:

Sein und Tun als Grundlagen der Existenz

Die zwei Einheiten werden durch das Prinzip der Einswerdung miteinander verbunden. Es gibt nun zwei Möglichkeiten, unter Wahrung der Dualität eine Einheit zu formen, durch Halbierung des individuellen Zentrums, was einer STATISCHEN Vereinigung entspricht – (Fig. 1 Teil A), durch Halbierung der Begrenzung, was einer DYNAMISCHEN Vereinigung entspricht, wobei die ROTATION entsteht (Fig. 2 Teil B).

Die statische Form ist dabei auf EINS bezogen, weil beide Teile nur eine gemeinsame Mitte haben. Die dynamische Form hingegen ist auf zwei bezogen, weil jeder Teil eine individuelle Mitte hat. Durch die Vereinigungsspannung zwischen den zwei Zentren entsteht ROTATION. Die zwei Varianten entsprechen den Prinzipien SEIN und TUN. Bei der Vereinigung der zwei Kreishälften in der statischen Variante der Energie liegt das Hauptgewicht auf dem gemeinsamen Zentrum des Seins.

Bedeutung für die Schöpfung:

Die dunkle Hälfte repräsentiert das Absolute (0). Durch seine Wirkung der Potenz kann diese die Qualitäten der lichten Hälfte steigern oder reduzieren, von hell bis dunkel. Sie kann das Sein zur Totalität des UR-EINEN führen oder zur Minimalexistenz reduzieren. Fig. 2 Teil B entspricht das ostasiatische Tai-Gi. Es stellt die Bewegung des Seins dar. Diese rhythmische Sinus-Form repräsentiert die symbolische Darstellung der LEBENSENERGIE als Wechsel der Dualeinheiten.
In der Welt der Lebewesen findet man sie als Herzschlag, Atem, Verdauungsrhythmus und in der Aktivität der sexuellen Vereinigung. In der Natur zeigt sie sich im Wechsel der Jahreszeiten, im Rhythmus von Tag und Nacht, in den Wellen und in allen Strahlungen. In der Pflanzenwelt wird sie sichtbar im rhythmischen Austausch von Sauerstoff und Stickstoff. Im Kosmos findet man sie in den Bewegungen der Sterne und Planeten.

Prinzipien: STATISCH,  DYNAMISCH + ROTATION,  LEBENSENERGIE.

Interessante Ausführung zum Titelbild und zum Bild – Link: Die Ordnung der Schöpfung in Zahl und Geometrie – von Tontyn Hopman – mit Illustrationen vom Autor.


Historischer Hintergrund:

Der Ursprung des Dualismus liegt in der urpersischen Kultur, die von dem beständig Kampf zweier geistiger Wesenheiten geprägt war. Ahura Mazdao, dem Gott des Lichts, stand Ahriman, der Geist der Finsternis, gegenüber. Sie waren allerdings Zwillinge, die aus Zurvan bzw. Zeruane Akarene, der „unerschaffenen Zeit“, entsprungen waren. Es gab also noch ein Bewusstsein für den gemeinsamen Ursprung. Als ethischreligiöser Dualismus setzte sich das in nachchristlicher Zeit im Manichäismus fort, der das Weltgeschehen durch den Kampf von Gut und Böse bestimmt sieht.

Durch die sich in der griechisch-lateinischen Zeit entwickelnde Verstandes- und Gemütsseele wurde besonders stark der Gegensatz von Geist und Materie empfunden. Die Mythologie wurde durch die Philosophie ersetzt und damit trat auch der wesenhafte Kampf zwischen den Göttern in den Hintergrund. Viel stärker spürte man nun schon den Unterschied zwischen der eigenen Denktätigkeit und der äußerlich wahrgenommen Sinneswelt. Bereits Anaxagoras unterschied zwischen dem passiven, in eine chaotische Vielheit zersplitterten Stoff und dem aktiv ordnenden einheitlichen unpersönlichen Prinzip des Weltgeistes, des Nous (griech. νοῦς, nous). Platon stellte der Sinneswelt die Ideenwelt gegenüber und Aristoteles unterschied zwischen Stoff und Form bzw. Akt und Potenz. Im ethischen Dualismus der Stoiker stand die streng kausale Naturordnung der sittlichen Freiheit des Menschen gegenüber.

In der Neuzeit, mit dem wachsenden Ich-Bewusstsein des anbrechenden Bewusstseinsseelenzeitalter, wurde die Kluft, die zwischen Ich und Welt empfunden wurde, noch größer. René Descartes unterschied streng zwischen der res extensa und der res cogitans. Sein interaktionistischer Substanzdualismus verschärfte das Leib-Seele-Problem, das die Wissenschaft bis heute vor unlösbar scheinende Probleme stellt.

„Der Satz des Descartes «Cogito, ergo sum» ist eigentlich falsch. Der Satz müßte eigentlich heißen: Cogito, ergo non sum, ich denke, also bin ich nicht, denn das Denken beleuchtet niemals eine Realität, sondern im Gegenteil, es ist die Vernichtung der Realität. Erst wenn man durch Imagination, Inspiration und Intuition an das Ich herankommt, liegt die reale Gewißheit des Ich vor. Wenn wir uns angewöhnt haben, die Kriterien des Seins anzuwenden auf unsere Umgebung, so müssen wir sagen: Ich denke, also bin ich nicht. Gerade in diesem Nichtsein liegt die Möglichkeit der Aufnahme eines Neuen. Das ist dasjenige, was in der Intellektualität liegt. Die intellektualistischen Begriffe sind eigentlich gegenüber der Realität leer, sie sind Löcher im Weltenall, und das ist zur Entwickelung der Freiheit notwendig.“ (Lit.:GA 343a, S. 433)

John Lockes Unterscheidung der primären und sekundären Sinnesqualitäten verschärfte die Situation nur weiter. Dennoch prägte der cartesianische Dualismus das philosophisch-wissenschaftliche Denken bis heute nachhaltig. Karl Popper und John Eccles waren die bekanntesten interaktionistischen Dualisten des 20. Jahrhundert, doch fanden auch sie keine überzeugende Brücke zwischen Sein und Bewusstsein. „Das schwere Problem des Bewusstseins“ führt die Neurowissenschaftler und Philosophen an Grenzen, die sie nach wie vor nicht übersteigen können – ein Problem, auf das schon Emil du Bois-Reymond 1872 in seiner berühmten Ignorabimus-Rede hingewiesen hatte. Es wird nicht erkannt, dass unser Alltagsbewusstsein tatsächlich nur ein unwirkliches, d.h. nicht wirkungsmächtiges Spiegelbild ist. Dass gerade darin die Möglichkeit der Freiheit des Menschen liegt, hat Rudolf Steiner immer wieder betont.

„Hier, sehen Sie, liegt jene Schwierigkeit, auf welche die Philosophen fortwährend kommen, und die sie mit ihrer Philosophie nicht überwinden können, die Hauptschwierigkeit. Diesen Philosophen ist ja zunächst nichts anderes gegeben als dasjenige, was sie vorstellen. Aber bedenken Sie, daß aus der Vorstellung, aus dem Inhalt des Bewußtseins das Sein gerade herausgepreßt ist. Es kann nicht darinnen sein, denn was im Bewußtsein ist, ist nur Spiegelbild. Es kann das Sein nicht darinnen sein. Nun suchen die Philosophen das Sein durch das Bewußtsein, durch das gewöhnliche physische Bewußtsein. Sie können es so nicht finden. Und es ist ganz natürlich, daß solche Philosophien entstehen mußten wie die Kantsche zum Beispiel, die da sucht durch das Bewußtsein das Sein. Aber weil das Bewußtsein ganz naturgemäßerweise nur enthalten kann Bilder des Seins, kann man zu nichts anderem kommen als dazu, anzuerkennen, daß man an das Sein mit dem Bewußtsein niemals herankommen könne.“ (Lit.:GA 162, S. 31) – weiterlesen im Anthro-Wiki.

Die Einsichten der Tolteken, anderer Naturvölker und wie Buddha:
Der nebelverhangene Spiegel.

Vor dreitausend Jahren gab es einen Menschen, jemanden wie Sie und ich, der in der Nähe einer Stadt lebte, die von Bergen umsäumt war. Der Mensch studierte, um Medizinmann zu werden und das Wissen seiner Vorfahren zu erwerben, doch stimmte er nicht vollständig mit allem überein, was er lernte. In seinem Herzen spürte er, dass es noch etwas anderes geben musste.

Eines Tages, als er in einer Höhle schlief, träumte er, dass er seinen eigenen Körper schlafen sah. Er verlies seine Höhle und fand sich in einer Neumondnacht wieder. Der Himmel war klar, und Millionen von Sternen strahlten auf ihn herab. Plötzlich geschah in seinem Inneren etwas, das sein Leben unwiderruflich veränderte. Er schaute auf seine Hände, er spürte seinen Körper, und er hörte seine eigene Stimme sagen: »Ich bin aus Licht gemacht; ich bin aus Sternenstoff gemacht.« Er schaute wieder zu den Sternen empör und erkannte, dass es nicht die Sterne sind, die das Licht kreieren, sondern dass vielmehr das Licht die Sterne erschafft. »Alles ist aus Licht gemacht«, sagte er, »und der Raum dazwischen ist nicht leer.« Und er wusste, dass alles, was existiert, ein lebendiges Wesen ist, und dass das Licht der Bote des Lebens ist, da es lebendig ist und alle Informationen enthält, die es gibt.

Dann erkannte er, dass er, obwohl er aus Sternen bestand, nicht dasselbe wie diese Sterne war. »Ich bin jemand, der zwischen den Sternen lebt«, dachte er bei sich. Also nannte er die Sterne Tonal und das Licht zwischen den Sternen Nagual, und er wusste, dass das, was die Harmonie und den Raum zwischen den beiden kreierte, das Leben oder die Intention ist. Ohne Leben könnten tonal und Nagual nicht existieren.
Leben ist die Macht des Absoluten, des Höchsten; der Schöpfer, der alles erschafft.

Dies ist, was er entdeckte: Alles, was existiert, ist eine Manifestation des einen Wesens, das wir Gott nennen. Alles ist Gott. Und er kam zu dem Schluss, dass die menschliche Wahrnehmung lediglich Licht ist, das Licht wahrnimmt. Dann sah er, dass Materie ein Spiegel ist – alles ist ein Spiegel, der Licht reflektiert und Bilder jenes Lichtes kreiert – und dass die Welt der Illusion, der Traum, genau wie Rauch ist, der unseren Blick verschleiert und uns nicht gestattet zu sehen, wer und was wir in Wirklichkeit sind. »Unser wirkliches Wesen ist reine Liebe – reines Licht – reine Elektrizität«, sagte er.

Diese Erkenntnis veränderte sein Leben. Nachdem er einmal wusste, wer er wirklich war, betrachtete er die anderen Menschen und den Rest der Natur und verspürte großes Erstaunen über das, was er sah. Er sah sich selbst in allem – in jedem Menschen, in jedem Tier, in jedem Baum, im Wasser, im Regen, in den Wolken, in der Erde zu seinen Füßen. Und er sah, dass das Leben tonal und Nagual auf unendlich verschiedene Weisen mischte, um Billionen von Manifestationen des Lebens zu erschaffen.

In jenen wenigen Augenblicken verstand er alles. Er war sehr aufgeregt, und sein Herz war von Frieden erfüllt. Er konnte es kaum erwarten, seinem Volk zu berichten, was er entdeckt hatte. Doch es gab keine Worte, mit denen er es hätte erklären können. Er versuchte, den anderen von seinem Erlebnis zu berichten, doch sie begriffen nicht, was er meinte. Sie konnten sehen, dass er sich verändert hatte, dass seine Anteil und seine Stimme etwas Wunderschönes ausstrahlten. Sie bemerkten, dass er nichts und niemanden mehr verurteilte. Er war nicht mehr der Gleiche, er war nicht mehr wie alle anderen. Er konnte jeden sehr gut verstehen, doch niemand war in der Lage, ihn zu verstehen. Sie glaubten, er sei eine Inkarnation Gottes, und er lächelte, als er dies hörte und sagte: »Es ist wahr. Ich bin Gott. Doch auch Ihr seid Gott. Wir sind dasselbe, Ihr und ich. Wir sind Visionen des Lichtes. Wir sind Gott.« Doch die Menschen verstanden ihn immer noch nicht.

Er hatte entdeckt, dass er ein Spiegel für den Rest des Volkes war, ein Spiegel, in dem er sich selbst sehen konnte. »Jeder ist ein Spiegel«, sagte er. Er sah sieh selbst in allen Menschen, doch niemand von ihnen sah ihn ihm sich selbst. Und ihm wurde klar, dass sie alle träumten, doch ohne Bewusstsein, und ohne zu begreifen, wer sie wirklich waren. Sie konnten sich nicht in ihm erkennen, da es zwischen den Spiegeln eine Wand aus Nebel oder Rauch gab. Und diese Nebelwand bestand aus der Interpretation von Bildern des Lichts – dem Traum der Menschen.

Dann wusste er, dass er bald alles vergessen würde, was er gelernt hatte. Er wollte all die Visionen, die ihm beschieden waren, in der Erinnerung behalten, also beschloss er, sich selbst »nebelverhangener Spiegel« zu nennen, damit er immer wusste, dass die Materie ein Spiegel ist und dass der dazwischenliegende Nebel das ist, was uns davon abhält zu wissen, wer wir wirklich sind. Er sagte: »Ich bin der nebelverhangene Spiegel, da ich mich selbst in euch allen sehe, doch wir einander wegen des zwischen uns liegenden Nebels nicht erkennen können. Dieser Nebel ist der Traum, und der Spiegel bist du, der Träumer.«