Die Goldenen Zwanziger: Das goldene Jahrzehnt im vergangenen Jahrhundert

Der Ausdruck Goldene Zwanziger bzw. Goldene Zwanzigerjahre bezeichnet für Deutschland etwa den Zeitabschnitt zwischen 1924 und 1929. Der Begriff veranschaulicht den Wirtschaftsaufschwung in den 20er-Jahren in vielen Industrieländern und steht auch für eine Blütezeit der deutschen Kunst, Kultur und Wissenschaft. Die „Goldenen Zwanziger“ endeten, als die Weltwirtschaftskrise auch in Deutschland Auswirkungen hatte (siehe z. B. Deutsche Bankenkrise) – weiterlesen im Wikipedia.

Auch in anderen Sprachen gibt es Begriffe für diese Zeit, z. B. Roaring Twenties (englisch), Anni ruggenti (italienisch), années folles (etwa: verrückte Jahre; französisch).

Krisenjahre nach dem Ersten Weltkrieg: Hintergrund & Vorgeschichte

Vor den Goldenen Zwanziger war das Leben der Deutschen in der Weimarer Republik besonders hart: Der Vertrag von Versailles sorgte nach dem Ersten Weltkrieg für harte Reparationen und Gebietsverluste, es herrschte Hungersnot, Armut, Elend und Arbeitslosigkeit. Kriegsheimkehrer ohne die heutige medizinische Versorgung gingen oft betteln, um überhaupt ihre Existenz sichern zu können. Die Säuglingssterberate lag mit 14 Prozent besonders hoch in Europa. Das Leben war kein „Zuckerschlecken“.

Auch politisch war das Klima aufgeheizt. Hassreden und Attentate auf Politiker wie Matthias Erzberger und Walther Rathenau waren an der Tagesordnung. In den Jahren vor den Goldenen Zwanzigern gab es mehrere Putschversuche, wie beispielsweise der Kapp-Putsch 1920, der Hitler-Ludendorff-Putsch 1923. Massenstreiks wurden von den Freikorps niedergeschlagen, wie beim Ruhraufstand 1920 oder bei den Märzkämpfen in Mitteldeutschland 1921.

100 Billionen Mark-Geldschein
100 Billionen Mark-Geldschein

Die Krise spitze sich 1923 zu. Französische und belgische Truppen besetzten das Ruhrgebiet, weil Deutschland mit den Reparationszahlungen im Rückstand war. Der Verfall der Währung schritt unaufhaltsam voran, das Geld kam direkt aus der Notpresse. Doch mit der Rentenmark kommt die Wende. Im Jahr 1923 unterschrieben Reichskanzler Gustav Stresemann und Ernährungsminister Hans Luther eine Verordnung über die Einrichtung der Deutschen Rentenbank, die als Übergangslösung die Rentenmark ausgab: Eine Rentenmark war eine Billion Mark wert. Weimarer Republik 1923: Die Inflation ist in vollem Gange, Papiergeld verliert immer schneller seinen Wert.

Ab Herbst weigern sich die Bauern und mehrere Firmen, ihre Waren überhaupt noch gegen die Billionen-Scheine abzugeben. In Teilen der Republik kommt es zu Chaos und Plünderungen. Am 20. November 1923 wird die Rentenmark (spätere Reichsmark) eingeführt. Mit dieser Währungsumstellung kann die Inflation gestoppt werden.

Nach dem Krisenjahr 1923 erlebte die Wirtschaft der Weimarer Republik einen spürbaren Aufschwung und eine  verbreitete Aufbruchstimmung. Die Jahre zwischen 1924 und 1929 werden deshalb als Goldene Zwanziger bezeichnet. Damit ist die Modernisierung sowohl in verschiedenen Lebensbereichen als auch in Kultur, Wissenschaften und Technik gemeint.

ADN-Zentralbild/ Archiv Berlin 1926 – Im Garten des Berliner Hotels „Esplanada“ spielt zum 5 Uhr-Tee eine Jazzband – Unbekannter Fotograf: Tanztee im Esplanade, Berlin, Foto von 1926 | Vollständiges Bild und Bildnachweis (Bundesarchiv Bild 183-K0623-0502-001, Berlin, Tanztee im „Esplanade“, CC BY-SA 3.0 DE, Wikimedia):

Stabilität auf Pump

Der Dawes-Plan sorgt dafür, dass die Kriegsreparationen aus dem Versailler Vertrag für die Weimarer Republik einfacher zu stemmen sind. Eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs beginnt. Der allerdings fußt auf Anleihen aus dem internationalen Ausland. Bis 1929 fließen rund 21 Milliarden Mark Kredite in die Republik – hauptsächlich aus den USA. Die Wirtschaft erholt sich auf ein gesundes Maß – ein wirkliches Konjunkturhoch gibt es eigentlich nur in den Jahren 1926 bis 1928. Im Vergleich zu den vorangegangenen Krisenzeiten ging es den Menschen jedoch so gut, dass sich die zweite Hälfte der Zwanzigerjahre geradezu „golden“ anfühlte. In dieser relativ stabilen Situation kommt es außerdem in den Bereichen Wissenschaft, Kunst und Kultur zu einer Blütezeit. So plötzlich, wie sie begonnen hatten, sind die „Goldenen Zwanziger“ auch wieder zu Ende. Die Weltwirtschaftskrise stürzt auch die Weimarer Republik erneut in eine wirtschaftliche Krise. Soziale Konflikte treten wieder offen hervor und sorgen für politische Radikalisierung, die letztendlich im Nationalsozialismus gipfelt.