Das Substantiv Hybrid (Neutrum: „das Hybrid“) und das Adjektiv hybrid beziehen sich auf etwas Gebündeltes, Gekreuztes oder Vermischtes. Diese griechischstämmigen Begriffe (abgeleitet von ὕβρις, -> hýbrisÜbermut oder Anmaßung) haben über das Lateinische (hybridaBastard, Mischling oder Frevelkind) ihren Weg u. a. in die englische und deutsche Sprache gefunden. Jüngeren etymologischen Studien zufolge sind die weitläufig mit dem Begriff der Hybridität verbundenen negativen Konnotationen des alt- und neugriechischen Wortstamms ὕβρις nicht den homerischen Epen entlehnbar, sondern erfuhren ihren Bedeutungswandel erst später in der sprachlichen Entwicklung des Altgriechischen: stattdessen legt die dortige Verwendung des Wortes eine wertneutrale Bedeutung im Sinn von Kraft nahe.

Naturwissenschaften


Ein Maultier ist ein Hybrid in der Zoologie.
In der Botanik und in der Zoologie bezeichnet man als Hybrid (maskulin) oder besser Hybride (feminin) ein Lebewesen, das durch Kreuzung von Eltern verschiedener ZuchtlinienRassen oder Arten hervorgegangen ist (auch Bastard). Diese Hybride weisen keine stabile Generationenfolge bei der Fortpflanzung auf. So sind
z. B. Maultiere untereinander nicht fortpflanzungsfähig. Pflanzliche Hybride wie z. B. bestimmtes Hochertragssaatgut ergeben bei der Wiederaussaat als Feldfrüchte wieder die Elternpflanzen und müssen daher ständig neu gekreuzt werden. In der Molekularbiologie bezeichnet man als Hybrid einen Vorgang, bei dem sich an einem Einzelstrang einer Desoxyribonukleinsäure oder Ribonukleinsäure ein komplementärer Einzelstrang als Hybridisierung anlagert – siehe dazu Hybridisierung (Molekularbiologie). In der Chemie und der Atomphysik werden Linearkombinationen von Atomorbitalen Hybridorbitale genannt.

Andere Wissenschaften


Die Europäische Union gilt als hybrides Politiksystem.
In der Politikwissenschaft spricht man von hybriden Systemen – Mischsystemen. So ist beispielsweise die EU weder eine internationale Organisation wie zum Beispiel die UNO, noch eine Föderation wie die USA – sie ist hinsichtlich der Souveränität ihrer Mitgliedstaaten eine Mischung aus beidem. Bei einem Hybridkrieg handelt es sich um eine flexible Mischform der offen und verdeckt zur Anwendung gebrachten regulären und irregulären, symmetrischen und asymmetrischen, militärischen und nicht-militärischen Konfliktmittel.

In der Kommunikationswissenschaft wird von Hybridisierung gesprochen, wenn sich mehrere Genres zu einem Neuen zusammenfügen. So gilt z. B. die Genrefamilie Reality TV als Hybridgenre (Bsp: soap opera + documentary = Doku-Soapgameshow + documentary = „reality gameshows“).
In der Kartografie bezeichnet man mit der Hybrid-Darstellung eine Ansicht, in der Straßen- und Ortsnamen in eine Luftbildaufnahme eingezeichnet sind.
In der Sprachwissenschaft bezeichnet hybrid bei Fremdwörtern die Zusammensetzung aus verschiedenen Sprachen, z. B. Lokalanästhesie (v. lat.: locus = Ort + griech.: ἄν- = nicht + αἴσθησις = Gefühl).
Unter „hybriden Produkten“ oder „hybriden Geschäftsmodellen“ versteht man in der Betriebswirtschaftslehre Leistungsangebote, die sowohl eine (technische) Sach- als auch eine Dienstleistungskomponente umfassen.
In der Mathematik bezeichnet man ein Zahlensystem, welches sowohl Eigenschaften eines Additions- als auch eines Stellenwertsystems hat, als „Hybridsystem“.
In der Medizin bezeichnet man mit Hybrid-OPs kombinierte Operationssäle, die sowohl für aufwendige Diagnostik wie MRT oder CT als auch für offene Verfahren genutzt werden können.

Wirtschaft

  • Eine Hybridanleihe hat für den Anleger einerseits Vorteile durch einen Zinsaufschlag gegenüber konventionellen Anleihen, andererseits muss er ein höheres Risiko tragen, da diese Anleihen im Insolvenzfall des Unternehmens nachrangig abgewickelt werden.
  • Hybridkapital: Kapitalinstrumente, die sich weder eindeutig als Eigenkapital noch als Fremdkapital einordnen lassen, weil sie zum Beispiel Verluste tragen, andererseits aber auch kündbar sein können.[8] In einem Kommentar zur Entscheidung der EU-Kommission zu der Frage der Haftung bei den deutschen Landesbanken schreibt Bernd Ziesemer im Handelsblatt: „Die Idee „eigenkapitalähnlicher“ Bilanzwerte (vulgo Hybridkapital) gehört zu den neueren Erfindungen der Finanzwirtschaft.“[9] Als Finanzmarkttitel können sie die Eigenschaften unterschiedlicher Wertpapiertypen vereinigen, z. B.: Anleihen, die mit einem Versicherungsvertrag kombiniert sind.
  • „Hybrides Käuferverhalten“ nennt man im Marketing, wenn Käufer keine festen Bindungen an Marken oder Geschäfte zeigen, sondern auch zwischen Kategorien von Angeboten wechseln. Beispiel: Ein Aldi-Käufer kann somit auch bei Armani seine Jacke kaufen. Oder ein Pärchen verbringt den 300-Euro-Billigurlaub in der Türkei und einige Wochen später ein Wellnesswochenende für 400 Euro im 5-Sterne-Hotel im Schwarzwald.
  • „Hybride Strategie“ nennt man in der Wirtschaftsstrategie den Ansatz, sowohl Preis-/Kostenführerschaft als auch Differenzierung gleichzeitig erreichen zu wollen. Nach Porters U-Kurve ist nur entweder oder möglich. Dazwischen lassen sich kaum mehr Erträge erwirtschaften. Das Internet, die Globalisierung erlaubt inzwischen die Ansprache einer großen Kundenmenge, so dass Kostenführerschaft möglich wird. Daneben erlauben es moderne Internetseiten, Produkte digital zu konfigurieren, also zu individualisieren, was einer Differenzierung gleichkommt. Letztlich sind beide Ansätze verbunden zu einer sog. hybriden Strategie.

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