Kummer ist eine essentielle und fundamentale Emotion, die viele Funktionen hat. Kummer spielte eine wichtige Rolle in der Evolution der Menschen und dient weiterhin wichtigen biologischen und psychologischen Funktionen. Kummer hat ein Dichte-Niveau-Affekt. Die möglichen Quellen hierfür können Schmerz, Licht, Kälte, Hitze, helles Licht, lautes Sprechen, Enttäuschung, Versagen oder Verlust sein. Eine Erinnerung an eine auslösende Bedingung, wie auch Erinnerungen oder Antizipationen von kummererregenden Bedingungen können diese negative Emotion aktivieren. Trennung, sei sie körperlich oder psychisch, bleibt das ganze Leben hindurch eine der grundlegendsten und allgemeinsten Ursachen von Kummer. Eine weitere wichtige Ursache für Kummer ist Versagen, sei es real oder eingebildet. In diesem Bereich hängen die Ursachen von den persönlichen Maßstäben des einzelnen ab.
Der Ausdruck von Kummer:
Bei dem vollen Ausdruck von Kummer sind die Augenbrauen nach oben und innen gebogen und bilden manchmal einen förmigen Bogen entlang der Stirnmitte. Der innere Winkel des Oberlides ist nach oben gezogen, und das Unterlid kann nach oben gedrückt erscheinen. Die Mundwinkel sind nach unten gezogen, und der Kinnmuskel schiebt sich hoch und drückt dadurch die mittlere Unterlippe nach oben. Der Prototyp des Ausdrucks von Kummer ist natürlich das Weinen. Jedoch muß man bei Erwachsenen nach anderen Merkmalen der Trauer Ausschau halten, da Weinen nicht immer nur Kummer ausdrückt. Denken wir beispielsweise an die Tränen, die entweder in Augenblicken großer Freude (Freudentränen) oder bei Zorn und tiefer Frustration auftreten. Bei diesen Anlässen wird oft ein gewisses Maß an Kummer erlebt, vielleicht werden Trennungen ins Gedächtnis gerufen, oder Vorstellungen von Versagen und Entmutigung.
Menschen lernen, ihren Ausdruck von Kummer zu modifizieren. Das Weinen wird kürzer und man versucht, seine Mimik so schnell wie möglich wieder unter Kontrolle zu bringen. Auch ist das Weinen bei Männern aus geschlechtsspezifischen Gründen seltener.
Was man empfindet, wenn man Kummer hat:
Kummer empfinden heißt, traurig, niedergeschlagen, entmutigt zu sein. Wir fühlen uns einsam, isoliert, elend und ohne Kontakt zu anderen Menschen, insbesondere zu Menschen, denen wir etwas bedeuten. Wir empfinden, daß wir versagt haben und abgelehnt werden. Diese Ablehnung kann real oder auch eingebildet sein, oder sogar Selbstablehnung sein. Unzufriedenheit mit sich selbst bildet einen Teil des Kummererlebens. Wir haben das Gefühl, nicht in der Lage zu sein, das zu tun, was wir uns sehnlichst wünschen und empfinden unsere Welt als trüb und dunkel. Das ist der sogenannte Weltschmerz. Wir fühlen uns hilfloser uns abhängiger als gewöhnlich. Wir haben das Gefühl, etwas verloren zu haben, wir fühlen uns elend.
Die Funktionen und die Bedeutung von Kummer:
Tränen beeinflussen das schädliche Austrocknen der Schleimhäute von Augen und Nase. Tränen enthalten auch das Enzym Lysosom, das die Schleimhäute vor gefährlichen Bakterien schützt. Drei psychologische Funktionen von Kummer:
- Teilt Kummer einem selbst und anderen mit, daß etwas nicht in Ordnung ist.
- Kummer motiviert uns, etwas zu tun, um ihn zu vermindern. Die Quelle ausbalancieren, indem die Beziehung zu dem Kummer verursachenden Objekt durch Distanzierung verändert wird.
- Liefert Kummer negative Motivation, die nicht zu toxisch oder zu unerträglich ist. Ein gewisses Maß an negativer Motivation ist notwendig, um uns für unsere eigenen Probleme aufzuschließen.
- Schließlich erfüllt Kummer noch einen weiteren, fundamentalen Zweck, dem er schon in der Evolution des Menschen gedient hat: Er fördert den Zusammenhalt der Gruppe, sei es nun Familie, Freundeskreis oder die Gesellschaft. Da Trennung Kummer verursacht, ist die Vermeidung oder Antizipation von Kummer eine starke Kraft, die uns eng an unsere Angehörigen bindet.
Die Interaktion von Kummer mit anderen Emotionen:
Da Kummer die am häufigsten erlebte negative Emotion ist, interagiert oder verbindet er sich oft mit anderen Emotionen. An den bedeutenderen sind andere negative Emotionen beteiligt, aber es ist auch möglich, daß Kummer mit den positiven Emotionen interagiert. Die Interaktion von Kummer mit Freude führt zu dem Erlebnis, das als Freudentränen beschrieben wird. Weiters gibt es Kummer-Interessens-Interaktionen, die viele Formen annehmen können. Außerdem gibt es noch die weniger erfreulichen Kummer-Zorn-Interaktionen. Die meisten Menschen haben es schon erlebt, daß sie entmutigt und niedergeschlagen waren und anschließend Zorn empfunden haben gegenüber sich selbst oder jemand anders wegen ihres Elends. Der Zorn kann auch eine Gegenmaßnahme gegen Furcht sein, was auch eine Kummer-Furcht-Verbindung schließen läßt. Der Zorn wirkt der Furcht wie auch dem Kummer entgegen und schwächt sie ab. Die Kummer-Furcht-Verbindung: Die toxischen Wirkungen von Furcht sind bedeutend für die Anpassung. Wenn die Kummer-Furcht-Verbindung generalisiert wird, werden durch die relative Häufigkeit des Erlebens von Kummer die toxischen Wirkungen von Furcht so allgemein, daß die Schwierigkeiten, mit dem Leben fertig zu werden, das Individuum überwältigen. Solch ein Mensch wird wahrscheinlich nicht mehr versuchen, Probleme zu lösen, sondern sie zu vermeiden oder zu fliehen. Dies führt zu einer schweren Fehlanpassung.
Wenn die Eltern mit Ablehnung oder Gleichgültigkeit reagieren, wenn das Kind aus Kummer weint, lernt es vielleicht, seinen Kopf vor Scham zu senken, wenn ihm nach Weinen zumute ist. Dies führt unter Umständen zu Selbstzurückgezogenheit, quälender Schüchternheit, Gehemmtheit, Selbstverachtung. Hierbei spricht man von der Kummer-Scham-Interaktion.
Wenn ein Vater sein Kind beschämt, das weint und ihm entgegnet, es solle etwas gegen die Ursache tun, anstatt zu weinen, ergibt sich eine Externalisierung von Kummer, die dazu führt, daß das Hauptinteresse des Kindes die eigenen und die Sorgen anderer Menschen sind – weitere Informationen.