Der Relationale Konstruktivismus kann als relationale Weiterentwicklung des Radikalen Konstruktivismus verstanden werden. Im Unterschied zum Sozialen Konstruktivismus bleibt der Relationale Konstruktivismus erkenntnistheoretisch rückgebunden und behält die radikalkonstruktivistische Annahme bei, dass der Mensch seine beschränkten Bedingungen des Erkennens nicht überwinden kann (kognitive). Deswegen können Menschen grundsätzlich nicht zu beobachterunabhängigen Erkenntnissen über die Welt gelangen.
Trotz der damit begründeten Subjektivität menschlicher Wirklichkeitskonstruktionen richtet der Relationale Konstruktivismus dann allerdings seine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die relationalen Bedingungen menschlicher Erkenntnisprozesse.

„Für den Relationalen Konstruktivismus ist wesentlich, dass er grundlegend einen erkenntnistheoretischen Ausgangspunkt hat und damit vom erkennenden Subjekt und dessen Konstruktionsprozessen ausgeht. Von dieser Perspektive ausgehend wird dann allerdings der Fokus auf die Relationen gelegt (und zwar nicht nur auf die sozialen, sondern auch auf die materiellen Relationen), unter denen diese kognitiven Konstruktionsprozesse vollzogen werden. Es geht mithin nicht nur um soziale Konstruktionsprozesse, sondern um kognitive Konstruktionsprozesse unter relationalen Bedingungen.“

Macht zum Beispiel gilt in diesem Sinne nicht als objektiv erkennbar, sondern als ein relationales Phänomen, dessen Beschreibung vom Standpunkt der Beobachter abhängt.

„Die Definition von instruktiver Macht und destruktiver Macht fokussiert, wie bei Weber, die „Chance innerhalb einer sozialen Beziehung, den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen“ (Weber 1972, S. 28). Dabei wird die Kategorie Macht nicht als ein an sich existierendes, sondern als ein soziales Phänomen gefasst. Insofern beschreiben die Begriffe instruktive Macht und destruktive Macht keine beobachterunabhängigen, existierenden Einheiten über die eine Person verfügt oder Attribute, die einer Person zu eigen sind, sondern Durchsetzungspotentiale in sozialen Relationen.“

Das Gleiche gilt für das relationalkonstruktivistische Verständnis von Lebenswelten und Lebenslagen. Mit Blick auf die vermeintliche Erkennbarkeit von Lebenslagen betont Kraus:

„Doch auch für die Lebenslage gilt, was per Voraussetzung für alle Phänomene gilt: Sie können nur aus einer Beobachterperspektive – von denen es prinzipiell immer verschiedene gibt – bestimmt werden. Aussagen über die Lebenslage sind ebenso unumgänglich Aussagen einer Beobachterin, wie dies bei Aussagen über die Lebenswelt angenommen wird. Der Unterschied liegt darin, dass sich Aussagen über die Lebenslage direkt auf die Beobachtung des Aussagenden beziehen; hingegen beziehen sich Aussagen über die Lebenswelt auf angenommene kognitive Konstruktionen, die der Beobachtung nicht zugänglich sind. Insofern können Lebenslagen einfacher mit soziologischen Indikatoren beschrieben werden als Lebenswelten.“

Wenn mit dieser Perspektive kognitive und soziale Systeme betrachtet werden, so betont Björn Kraus „ist wesentlich, dass Systeme nicht als beobachterunabhängige Einheiten erfasst werden können, sondern dass Kriterien benannt werden müssen, durch deren Identifizierung eine Beobachterin ein System von ihrer Umwelt unterscheidet.“

In diesem Sinne definiert Kraus Systeme folgendermaßen:

„Als System gelten, aus einer Beobachterperspektive als zusammenhängend bestimmte Einheiten (Elementen), deren Relationen sich quantitativ und/oder qualitativ von ihren Beziehungen zu anderen Entitäten unterscheiden. Diese aus einer Beobachterperspektive bestimmten Unterschiede ermöglichen die Konstituierung einer Systemgrenze, durch die das System von seiner Umwelt abgrenzt wird.


Als Relation (lateinisch relatio Beziehung, Verhältnis‘) wird im Allgemeinen ein Verhältnis zwischen einem Seienden oder Ereignis zu einem oder mehreren anderen bezeichnet. „Im Einzelnen gibt es einseitige und wechselseitige Beziehungen.“ Der Begriff der Relation steht im engen Zusammenhang mit den Begriffen Struktur und System. In der Systemtheorie versteht man unter der Struktur eines Systems die Menge aller Relationen zwischen den einzelnen Elementen des Systems.

Beim Begriff Relation muss man zwischen konstruierten Beziehungen (relatio rationis) und realen Beziehungen (relatio in natura) unterscheiden. Von realen Beziehungen spricht man, wenn Objekte sich in irgendeiner Form tatsächlich aufeinander beziehen. Von konstruierten (gedachten) Beziehungen spricht man, wenn Objekte in Beziehung gesetzt werden, etwa hinsichtlich ihrer Größe, Lage, Existenzdauer oder anderer Daten. In der Logik wird die Bezeichnung Relation oft synonym zum Begriff mehr-, insbesondere zweistelliges Prädikat verwendet.

Relationen werden in der Regel nach den Merkmalen der ReflexivitätSymmetrie (auch Antisymmetrie und Asymmetrie) und Transitivität eingeteilt. Für die wissenschaftliche Forschung ist es darüber hinaus bedeutsam, partikuläre oder vollständige, punktuelle, ein- oder mehrdimensionale sowie stellenmäßig bestimmte oder unbestimmte Relationen zu unterscheiden.

Von besonderer Bedeutung ist die Unterscheidung in äußere und innere Relationen: von inneren Relationen spricht man dann, wenn alle zueinander in Relation stehenden Objekte in demselben Referenzsystem definiert sind und eine Änderung des Referenzsystems die Relation zwischen den Objekten nicht verändert. Innere Relationen sind also invariant gegenüber Transformationen des Referenzsystems.