Die Schilddrüse ist ein lebensnotwendiges Organ. Sie produziert Schilddrüsenhormone, die wichtig für viele Organfunktionen sind. Für ihre gesunde Funktion benötigt sie Jod. Während der Schwangerschaft und Stillzeit kommt es zu einem vermehrten Jodbedarf der (werdenden) Mutter. Jodmangel, Entzündungen, Autoimmunerkrankungen und Schilddrüsenkrebs können die Funktion der Schilddrüse beeinträchtigen.

Wenn der Schilddrüse Jod fehlt, kann sie nicht richtig arbeiten – das weiß fast jeder. Weniger bekannt ist: Auch das Spurenelement Selen ist für ihre Funktion unverzichtbar. Die Schilddrüse ist das selenreichste Organ unseres Körpers. Erst mithilfe von Selen wird das Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4) in seine aktive Form, das sogenannte T3 (Trijod-Thyronin) umgewandelt. Das hochwirksame T3 wiederum steuert eine Vielzahl von Stoffwechselvorgängen: Es steigert die Herzfrequenz und den Blutdruck, erhöht den Energieumsatz, fördert das gesunde Wachstum von Haaren und Nägeln, stärkt die Knochensubstanz und reguliert den Wärmehaushalt. Darüber hinaus fördert T3 die Hormonausschüttung in anderen Organen, zum Beispiel in der Bauchspeicheldrüse und der Nebenniere. Bei Kindern ist T3 von großer Bedeutung für das Wachstum und die Entwicklung des Gehirns.

In der Schilddrüse finden sich außerdem hohe Mengen selenabhängiger antioxidativer Enzyme. Sie schützen das Gewebe vor oxidativen Schäden durch freie Radikale, die bei der Hormonproduktion entstehen. Bei einem Selenmangel steigt die Anfälligkeit für eine Schilddrüsenentzündung, die sogenannte Autoimmun-Thyreoiditis oder Hashimoto-Erkrankung. Jeder zehnte Bundesbürger trägt die genetische Veranlagung dafür in sich; Frauen sind etwa achtmal häufiger betroffen als Männer. Ursache der Erkrankung ist eine fehlgeleitete Abwehrreaktion des Immunsystems, die sich gegen das Schilddrüsengewebe richtet. Auf Dauer führt das zu einer Schilddrüsen-Unterfunktion.

Ob die Erkrankung ausbricht, wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst: etwa durch hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft oder der Wechseljahre, Virusinfektionen, Stress – und eben Selenmangel. Anfangs verursacht die Schilddrüsenentzündung oft keinerlei Beschwerden. Erst im weiteren Verlauf kommt es zu den typischen Symptomen einer Unterfunktion, wie chronische Müdigkeit, Leistungs- und Muskelschwäche, häufiges Frieren und depressive Stimmung. Eine gezielte Nahrungsergänzung mit Selen kann ­– rechtzeitig eingesetzt – nicht nur die Funktionsfähigkeit der Schilddrüse erhalten, sondern auch die Symptome der Erkrankung mildern.

Das Organ (medizinisch: Glandula thyreoidea) befindet sich im vorderen Halsbereich unterhalb des Kehlkopfs. Die Drüse hat die Form eines Schmetterlings: Ihre zwei Seitenlappen schmiegen sich um die Luftröhre und sind vorn durch eine schmale Gewebebrücke verbunden.

Grafik: Die Schilddrüse von vorne

Die Schilddrüse von vorn.

Die Schilddrüse wiegt durchschnittlich zwischen 20 und 60 Gramm. Sie ist von zwei Bindegewebskapseln umgeben. Die äußere Kapsel ist mit der Kehlkopfmuskulatur und vielen wichtigen Gefäßen und Nerven verbunden. Da zwischen innerer und äußerer Kapsel lockeres Bindegewebe liegt, ist die Schilddrüse beweglich und kann beim Schlucken leicht ihre Lage verändern. Das Schilddrüsengewebe selbst besteht aus vielen einzelnen sogenannten Läppchen, die jeweils von einer feinen Bindegewebsschicht umhüllt sind. In den Läppchen befinden sich zahlreiche Bläschen, die Follikel, in denen die Schilddrüsenhormone als kleine Tropfen gespeichert sind.

Hormonproduktion: Je nach Bedarf.

Die Schilddrüse bildet insgesamt drei Hormone:

  • Trijodthyronin oder T3.
  • Tetrajodthyronin oder T4, auch Thyroxin genannt.
  • Kalzitonin.

Genau genommen werden aber nur T3 und T4 zu den eigentlichen Schilddrüsenhormonen gezählt. Sie werden in den sogenannten Follikelepithelzellen der Schilddrüse gebildet. Ein wichtiger Bestandteil beider Hormone ist Jod. Das Spurenelement Jod kann der Körper nicht selbst bilden, er muss es regelmäßig mit der Nahrung aufnehmen. Das Jod gelangt über den Darm ins Blut und bis in die Schilddrüse, wo es nach mehreren Zwischenschritten in die Schilddrüsenhormone eingebaut wird.

Der Körper benötigt mal mehr, mal weniger Schilddrüsenhormone. Damit die Schilddrüse die Hormonproduktion genau an den Bedarf anpassen kann, benötigt sie Unterstützung von einer anderen Drüse: der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Sie reguliert, wie viel Hormon aus der Schilddrüse ins Blut abgegeben wird. Im Blut sind Schilddrüsenhormone außerdem zu einem gewissen Teil an Transporteiweiße gebunden. Benötigt der Körper mehr Hormone, wird gebundenes T3 und T4 im Blut von den Eiweißen abgespalten und kann dann wirken.

Das dritte Hormon, das in der Schilddrüse gebildet wird, ist Kalzitonin. Kalzitonin wird von den sogenannten C-Zellen produziert und ist am Kalzium- und Knochenstoffwechsel beteiligt. T3 und T4 erhöhen den Grundumsatz des Körpers. Unter ihrem Einfluss arbeiten alle Körperzellen intensiver und verbrauchen dadurch mehr Energie. Die Folgen sind beispielsweise:

  • Anstieg der Körpertemperatur.
  • Schneller Puls und kräftiger Herzschlag,
  • schnelle Verwertung von Nahrung durch Abbau der Energiereserven aus Leber und Muskeln.
  • Förderung der Gehirnreifung (bei Kindern).
  • Förderung von Wachstum (bei Kindern).
  • hohe Aufmerksamkeit und schnelle Reflexe durch eine stärkere Aktivität des Nervensystems.

Gestörter Hormonhaushalt: Über- und Unterfunktion der Schilddrüse.

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion, auch Hyperthyreose genannt, bildet die Schilddrüse zu viele Hormone. Bei der Schilddrüsenunterfunktion, der Hypothyreose, bildet sie dagegen zu wenig. Beide Störungen der Hormonproduktion können zu zahlreichen Beschwerden führen.

Zudem kann sich die Schilddrüse vergrößern. Dabei unterscheidet man eine gleichmäßige Vergrößerung der gesamten Schilddrüse (diffuse Struma) von einer teilweisen Vergrößerung, bei der sich abgegrenzte Knoten im Schilddrüsengewebe bilden. Mit einer speziellen Untersuchung, der Schilddrüsen-Szintigraphie, kann man genau erkennen, ob die Hormonproduktion in solchen Knoten auffällig ist: Bildet das Knotengewebe mehr Hormone als das restliche Schilddrüsengewebe, wird von einem „heißen“ Knoten gesprochen. Bildet es weniger, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einem „kalten“ Knoten. Eine Vergrößerung oder knotige Veränderung der Schilddrüse ist in den meisten Fällen gutartig. Nur selten steckt eine bösartige Erkrankung des Schilddrüsengewebes dahinter. Wenn man eine Veränderung im Bereich der Schilddrüse bemerkt, ist es dennoch wichtig, die Ursache ärztlich abklären zu lassen.

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