Selbst-Gewahr-SEIN, ist eine Form der Achtsamkeit. Es bezieht sich darauf, wahrzunehmen, was wir in unserem Inneren und in unserem Körper erleben. Es bedeutet demnach, uns unserer Gedanken, inneren Bilder und Gefühle sowie unserer körperlichen Empfindungen, unseres Atems und unserer Handlungsimpulse gewahr zu sein.

Der Begriff gewahr besteht aus zwei Teilen:

Ge-
Wahr
Die Vorsilbe ge- zeigt eine Versammlung an; wie in den Wörtern Gebirge und Gebäck. Ein Gebirge ist eine Versammlung von Bergen. Gebäck entsteht, indem man Zutaten beim Backen zusammenfügt.

Wahr geht auf das germanische Adjektiv wara = aufmerksam, beachtend, in Obhut nehmend zurück, das sowohl zum englischen awareness als auch zur Wahrnehmung führt. Das Hauptwort Gewahrsein benennt analog zum Bewusstsein einen Seinszustand des Geistes. Geist kann sich als Bewusstsein oder als Gewahrsein manifestieren. Umgangs­sprachlich wird selten klar zwischen Bewusstsein und Gewahrsein unterschieden. Das verdeckt wesentliche Unterschiede. Um sie zu verstehen, ist zunächst die Struktur des Begriffs Bewusstsein zu betrachten.

Während gewahr mit der Vorsilbe ge- anhebt, ist es bei bewusst die Vorsilbe be-. Be- zeigt an, dass etwas hinzugefügt wird; wie in den Begriffen bereichern, bewässern und bemerken. Beim Bewusstsein ist unschwer zu erkennen, was das ist. Wissen wird hinzugefügt. Bewusstsein geht auf das frühneuhochdeutsche Verb bewissen zurück. Bewissen hieß: sich zurechtfinden. Wenn Sie etwas für wertlos halten, ist es nur eine Meinung. Erst wenn Sie Wert erkennen, haben Sie vom Wahrgenommenen etwas erkannt. Bewußtsein ist ein zweckdienliches Einfügen von Wissen ins Bild des Erkennbaren, um sich dort zurechtzufinden. Es dient den Zwecken der Person. Gewahrsein ist eine Versammlung des Geistes, die das Wahrgenommene in ihre Obhut nimmt. Es dient dem Wahrgenommenen, das es als Wert erkennt. Eine Geisteshaltung, die auf das eigene konventionelle „Ich“ gerichtet ist und die auf korrekte Weise die Geistesfaktoren unterscheidet und kennt, welche zum gegenwärtigen Zeitpunkt im eigenen Geisteskontinuum manifest sind, z.B. die Motivation, störende Emotionen, das Ausmaß des Gefühls von Glück usw..