Ein verbreitetes Lob über einen Menschen ist die Eigenschaft, dass er sich stets treu geblieben ist. Damit verbindet man Ehrlichkeit, Loyalität, Respekt, Authentizität und Selbstbewusstsein. Auch in Kontaktanzeigen liest man diese Aussage gerne – „ich bin mir selbst immer treu“, eine „authentische Frau“ oder ein „Geradeaustyp“. Doch was heißt es eigentlich genau, sich selbst treu zu sein?
Was verbirgt sich hinter dem eigenen Treuebekenntnis, das man als werbendes Attribut anpreist? Oft wird es von Menschen genannt, die negative Erfahrungen mit früheren Partnern gemacht haben und sich für diese verstellt haben. Manchmal findet man diese Beschreibung “ich bin mir selbst treu” auch als Floskel in einem Online-Profiltext, ohne zu wissen, was damit wirklich gemeint ist. Der Wunsch nach Ehrlichkeit, Selbstbewußtsein und Authentizität kommt nicht von ungefähr. In vielen Lebensbereichen müssen wir uns verstellen. Wir stimmen Bekannten zu, um Harmonie zu bewahren, obwohl wir ihre Ansichten nicht in jeder Hinsicht teilen. Wir müssen uns im Job behaupten, manchmal auch gegen schikanierende Vorgesetzte oder intrigante Neider unter den Kollegen. Für alle diese Situationen legen wir uns einen Panzer zu, mit dem wir unsere wahren Gefühle verbergen und eine feste Rolle spielen.
Kluge Menschen versuchen dagegen, hinter diese Maske zu blicken. Viele Personalchefs und -vermittler versuchen mittlerweile, neben den beruflichen Qualifikationen die private, intime Seite eines Bewerbers zu erkunden. Sie wissen, dass wir uns in die chicste Kleidung zwängen, unseren Lebenslauf schönen und ihnen die Schokoladenseite zeigen. Ein kluger Chef will aber den wahren Menschen hinter dieser Fassade kennenlernen, denn diese Seiten sagen mehr aus als jede Krawatte und ein tolles Zeugnis.
Sich selbst treu bleiben heißt ehrlich zu sich selbst und anderen zu sein.
Dabei machen wir es meistens unnötig schwer, weil wir versuchen, uns in bestimmte Vorgaben zu pressen, die uns durch Medien und das gesellschaftliche Umfeld suggeriert werden. Haben Sie keine Angst, wenn Sie nicht in vorgegebene Schemata passen.