Sentimentalität (von französisch le sentiment = „Gefühl“, „Stimmung“) ist eine Gemütsverfassung, die durch Rührung gekennzeichnet ist. Sie nimmt ihren äußeren Anlass zum Vorwand, um sich dann in sich selbst hineinzusteigern; also ein Schwelgen in meist wohligen, sehnsüchtigen, romantischen und leidenschaftlichen Gefühlen, aber auch Melancholie. Sentimentalität ist somit eine Form der emotionalen Selbststimulation ohne Handlungsantrieb. Dieser psychische Mechanismus kann zum Beispiel dazu verleiten, bestehende Belastungssituationen passiv zu ertragen, sich zu trösten oder Konflikte zu ignorieren, statt sie tatsächlich durchdenken oder angehen zu müssen. Die „Sentimentalisierung des Selbst“, die Fokussierung auf das leidende Ich, macht dieses zum Objekt. Das schädigt andere zwar nicht direkt, kann aber eigene Aktivitäten blockieren, die das Leiden anderer mindern könnten, oder sich durch Gefühlsansteckung negativ auf Interaktionspartner auswirken. Erich Fromm definiert Sentimentalität als „Gefühl unter der Voraussetzung völliger Distanziertheit. […] Man fühlt zwar, aber man ist nicht wirklich und konkret auf etwas in der Realität bezogen.“ Eine besondere Form der Sentimentalität ist die Melancholie, bei der eine dunkle grüblerische Seelenstimmung, die sich um Tod und Jenseits dreht, oft zugleich als lustvoller Zustand empfunden wird.