Rendite-, Trading- und Value-Investing – Saving.

Mit dem Konzept – „Arche für den Klugen” – hat OekoHuman ein „Drehbuch” geschaffen, daß in der Lage ist, echte Prävention im Ernstfall einer ausufernde Inflation zu leisten.
Und das Geniale an dem „Drehbuch” ist: Es ist auch ohne ausufernde Inflation gewinnbringend und zahlt zu jederzeit auf die eigene Sicherheit ein, wie das Halo-System, im Formel-I-Fahrzeug.


Update: 16.08.2022:
Können Anleger aus der Geschichte lernen?

Inflation, Energiekrise, fallende Kurse: All das gab es schon mal. Trotzdem fällt es uns schwer, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Können wir aus der Wirtschaftsgeschichte lernen? Quelle: FAZ – Dennis Kremer.

Hohe Inflationsraten, eine Energiekrise, weltwirtschaftliche Schwächen und fallende Aktienkurse: All das erleben wir in Deutschland nicht zum ersten Mal. Wobei die Formulierung nicht ganz korrekt gewählt ist: Denn obwohl es in Deutschland Jahre sehr hoher Inflation gab und dramatische Energiekrisen, so haben doch viele Menschen diese Erfahrungen nicht am eigenen Leib gemacht. 1923, das Jahr der Hyperinflation, kennen fast alle heute Lebenden nur noch aus den Geschichtsbüchern. Auch der Ölpreisschock der 1970er-Jahre ist nur noch den Älteren im Gedächtnis. Selbst die Erinnerung an die Finanzkrise der Jahre 2008/2009 verblasst allmählich. Aus der Finanzbranche ist häufig zu hören, dass die wenigsten der überwiegend jungen Trader im Handelssaal jemals längere Zeit mit fallenden Aktienkursen konfrontiert gewesen seien.

Womit wir bei zwei zentralen Fragen sind, die nicht nur Wirtschaftshistoriker umtreiben, sondern die für jeden Einzelnen derzeit von hoher Bedeutung sind: Ist es wichtig, bestimmte Erfahrungen selbst zu machen, um die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen? Und könnte das, wenn man die Frage bejaht, am Ende nicht sogar bedeuten, dass wir unfähig sind, aus der Wirtschaftsgeschichte zu lernen? Nun könnte man sich Wirtschaftshistoriker als zutiefst frustrierte Menschen vorstellen. Ist ihr Wissen doch immer nur dann besonders gefragt, wenn die nächste Krise schon da ist, und zwischendrin eher für Spezialisten von Interesse. Werner Plumpe, Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Goethe-Universität Frankfurt, sieht die Sache pragmatisch: „Erfahrungen muss jeder selbst machen. Aber alle, die sich mit Geschichte beschäftigten, wissen auch: Nicht jede Erfahrung trifft einen unvorbereitet.“

Einfache Ableitungen verbieten sich

Sein Kollege Albrecht Ritschl von der London School of Economics (LSE) ergänzt: „Es kommt zwar häufig vor, dass wir aus der Geschichte die ­falschen Schlüsse ziehen. Auch perfekte Analogien sind nicht möglich. Aber das bedeutet ja vor allem, dass wir bei der Beschäftigung mit der Vergangenheit umso genauer hinschauen müssen.“ Einfache Ableitungen aus der Historie verbieten sich also, auch wenn die Deutschen sich immer wieder daran versucht haben, wie noch zu zeigen sein wird. Aber etwas lernen lässt sich beim Nachdenken über die Historie dennoch. 1923 wurden Geldscheine gewogen.


Die Währung hatte durch die Inflation kaum mehr Wert als das Papier selbst. :Bild: Picture Alliance

Wie schwierig die Gemengelage mitunter ist, lässt sich exemplarisch am Umgang mit Börsenkrisen und hohen Inflationsraten zeigen, die ja nicht selten auch zur gleichen Zeit auftreten. Um mit den Börsenkrisen zu beginnen: „Börsencrashs und Kursverluste gehören zum Standardrepertoire einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung“, sagt Wirtschaftshistoriker Plumpe. Schon der Gründerkrach des Jahres 1873 hielt den vergleichsweise wenigen Anlegern damals vor Augen, dass es mitunter lange dauern kann, bis sich die Kurse wieder erholen. Damals waren viele Jahre Geduld nötig, bis die Kurse ihr ­Ausgangsniveau wieder erreichten. Die naheliegendste Ableitung für heutige Zeiten wäre also: Finger weg von Aktien!

Doch genau das wäre die falsche Konsequenz. Werner Plumpe sagt denn auch: „Aktienanlagen haben, historisch betrachtet, eine relativ große Sicherheit – vorausgesetzt natürlich, dass Anleger nicht gezwungen sind, in einem ungünstigen Moment zu verkaufen.“ Um den Gedanken zu verstehen, reichen beispielhaft drei Firmennamen aus, die bis heute jeder Wirtschaftsinteressierte kennt: Die Rede ist vom Versicherer Allianz, vom Chemiekonzern BASF und von der Deutschen Bank. Alle drei Unternehmen gibt es bereits seit dem 19. Jahrhundert, alle drei waren schon vor dem Ersten Weltkrieg börsennotiert. Egal, wo genau der jeweilige Kurs in dieser langen Zeit auch stand: Die Aktien haben die dramatischen Krisen des 20. Jahrhunderts heil überstanden. Ein stärkeres historisches Argument für Aktien kann es kaum geben.

Lieber Sparbuch als Aktien?

Dies gilt umso mehr, wenn man die Inflationserfahrungen der Deutschen in diese Überlegungen mit einbezieht: In der Hyperinflation des Jahres 1923, in der das Geld der Menschen quasi sekündlich an Wert verlor, zeigte sich, dass auf Bargeld in so einer Situation kein Verlass war. Es bleibt bis heute eine der schwierigsten Fragestellungen der Wirtschaftsgeschichte, warum die Deutschen aus diesem Ereignis, das ja oft als tief sitzendes „kollektives Trauma“ beschrieben wird, für ihren Alltag so wenig gelernt zu haben scheinen. Denn bis heute gelten die Bundesbürger als ein Volk, das Aktien scheut und lieber auf Sparbuch und Staatsanleihen setzt – nur die jahrelange Niedrigzinsphase hatte dies zuletzt ein wenig geändert. Sind wir also nicht einmal ein klein wenig dazu in der Lage, aus der Geschichte zu lernen?

Ganz so eindeutig ist die Sache dann doch nicht. Die verheerenden Folgewirkungen der Inflation von 1923 genauso wie die Entwicklungen vor der Währungsreform von 1948 hätten sich durchaus ins Gedächtnis der Menschen eingebrannt, sagt Wirtschaftshistoriker Plumpe. „Aber das waren in wirtschaftlicher Hinsicht Massenenteignungen großer Teile der Bevölkerung. Die Menschen hatten also gar keine Mittel, um in Aktien zu investieren – selbst wenn sie gewollt hätten.“

Auch 1973 führte nicht zum Umdenken.

LSE-Forscher Ritschl hält es sogar für möglich, dass eine damals neue Institution die Erinnerung an die Hyperinflation bewusst am Leben hielt: Die Deutsche Bundesbank und ihre Vorgängerorganisation, die Bank deutscher Länder, mussten gegenüber Politikern wie dem ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer ihre Unabhängigkeit sichern, und verwiesen darum nur zu gerne darauf, was in den Jahrzehnten zuvor schiefgelaufen war. Nicht noch einmal sollte die Zentralbank zum Werkzeug der Regierung werden, das wollte die junge Bundesbank unbedingt vermeiden. So blieb die Erinnerung an 1923 wach. Aufschlussreich ist es, in diesem Zusammenhang die Energiekrise der 1970er-Jahre zu betrachten, die den Menschen die Inflation wieder in ihrem Alltag ins Gedächtnis rief. Allerdings waren die Teuerungsraten dieses Mal nicht mit 1923 zu vergleichen: In der Spitze stieg die Inflation im Jahr 1973 auf einen Wert von mehr als sieben Prozent. Aktien waren zwar mittlerweile beliebter geworden, aber eine wirkliche Veränderung im Anlageverhalten der Deutschen hatte sich noch immer nicht ergeben. Und das, obwohl die Nachkriegszeit in der Bundesrepublik zu einem gewissen Wohlstand geführt hatte.

Zu einem echten Umdenken führte aber auch die Erfahrung des Jahres 1973 nicht. Das hat ausgerechnet damit zu tun, dass die Bundesbank die Inflation erfolgreich bekämpfte: Sie hob die Zinsen an und bekam die Geldentwertung schneller in den Griff als beispielsweise Großbritannien oder die Vereinigten Staaten, die zeitweise mit Teuerungsraten von rund 20 Prozent zu kämpfen hatten.

Amerikaner sind an Aktien gewöhnt.

Das Resultat des Ganzen war einigermaßen paradox: Einerseits sahen die Deutschen angesichts des Erfolgs der Geldpolitik nicht die Notwendigkeit, ihr Verhalten groß zu verändern. Sparbuch, Festgeld und Bundesanleihen blieben die beliebtesten Anlageformen, die eigentlich naheliegende Flucht in Aktien fand kaum statt. Und andererseits blieb die Angst der Bundesbürger vor Inflation groß, weil sie die verheerenden Folgen der Geldentwertung in den USA und in Großbritannien vor Augen geführt bekamen. Allerdings fehlt es hierzulande bis heute an einer kollektiven Erfahrung, die vor allem die Vereinigten Staaten mit Wertpapieren gemacht haben: Generationen von Amerikanern sind es gewohnt, ihr Geld in Aktien anzulegen. Dazu tragen allein schon die weitverbreiteten Pensionspläne namens „401 (k)“ bei, die ein wesentlicher Bestandteil der amerikanischen Altersvorsorge sind.

Die derzeitige Nervosität der Deutschen mit Blick auf die Inflation hat auch mit der einfachen Einsicht zu tun, dass sich die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bundesbank der 1970er-Jahre deutlich voneinander unterscheiden. Die Bundesbank konnte damals Geldpolitik für Deutschland machen. Das ist der EZB nicht möglich, der Euro ist die gemeinsame Währung von 19 europäischen Ländern.

Unnötige Käufe vermeiden.

Dass heute viel mehr Faktoren im Spiel sind als früher, macht es also umso schwerer, aus der Geschichte zu lernen. Aber kann denn wenigstens jeder Einzelne etwas aus den historischen Erfahrungen mit der Inflation für sein persönliches Verhalten ableiten? Mit Einschränkungen sei dies möglich, findet Werner Plumpe. Er gibt zwei Ratschläge, die eng miteinander zusammenhängen.
Der erste Ratschlag (Ratschläge werden vom Unbewußteren eben als Schläge wahrgenommen) lautet:

Wer jetzt Geld übrig und Käufe von überschaubarer Größenordnung im Sinn hat, sollte bloß nicht zu lange damit warten. Sonst nämlich besteht die Gefahr, dass in einem halben Jahr alles noch teurer ist. Und Tipp Nummer zwei lautet: Zusätzlich Geld auf dem Sparkonto zu parken ergibt in Zeiten hoher Inflation wenig Sinn. Klüger ist es, stattdessen all jene Käufe zu vermeiden, die nicht unbedingt notwendig sind. Welche das sind, muss logischerweise jeder selbst für sich entscheiden.

Ob die Deutschen sich an diese Tipps halten werden, bleibt abzuwarten. Der Blick auf die Geschichte stimmt in dieser Hinsicht leider pessimistisch.

Update: 12. Juni 2022:

Josef Ackermann – wohin steuert das Finanzsystem?
In diesem Interview deutlicher, als es sonst Usus ist.

Der Schweizer zählt zu den erfahrensten Bankern der Welt. Unter seiner Führung stieg die Deutsche Bank zum Global Player auf. Kehrseite waren Skandale und Krisen, die noch heute nachhallen. Was bleibt von der Ära Ackermann – gemäß ihm selbst? Und sind wir heute wieder im Blindflug unterwegs – diesmal bei Inflation und Schulden? Darüber spricht Josef «Joe» Ackermann in „NZZ Standpunkte”. In Deutschland hat sich Joe Ackermann nicht sonderlich beliebt gemacht. Zumindest gilt das für manche Kreise. Das war vielleicht kein Zufall; oder wie es Frank Schirrmacher, der früh verstorbene Feuilletonchef der FAZ, sagte: „Joe, du bist für uns Deutsche zu viel”.
Das ist die eine Seite. Die andere wäre, dass sich die Deutsche Bank in den nuller und Zehnerjahren in zig Skandale verstrickt hat. In den USA zahlte sie Milliardenbussen. Und das Geldinstitut hat seine vormalige Stellung inzwischen weitgehend eingebüßt. Doch die Zeiten sind auch andere. Von den Niedrigzinsen schlitterte Europa über die Corona-Krise in die Inflation. Zu all dem nimmt Joe Ackermann Stellung. Und dann rät er gegenüber NZZ-Chefredaktor Eric Gujer den Schweizer Grossbanken zu einem radikalen Schritt.

Diese Graphik zeigt, daß Deutschland und andere ebenfalls schon heute in Nöten sind.

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Déjà-vu oder ein Vorbote?

Microsoft senkt Prognose: Währungseffekte kosten fast eine halbe Milliarde Dollar

Der starke US-Dollar macht dem Softwarekonzern zu schaffen. Daher kappt Microsoft seinen Ausblick für das laufende Quartal. Der Aktienkurs fällt. Ungünstige Wechselkurse stimmen den Softwarekonzern Microsoft vorsichtiger. Wegen Belastungen durch Währungseffekte kalkuliert der Konzern laut einer Mitteilung vom Donnerstag nun im letzten Quartal des laufenden Geschäftsjahres mit einem Umsatz von 51,94 Milliarden bis 52,74 Milliarden Dollar. Bisher waren es 52,4 bis 53,2 Milliarden Dollar.

Als Grund führte Microsoft negative Auswirkungen von Wechselkursen in einer Größenordnung vom 460 Millionen Dollar an. Auch die Prognose für den Nettogewinn korrigierte der Konzern um 250 Millionen Dollar nach unten auf einen Korridor von 16,85 Milliarden Dollar bis 17,43 Milliarden Dollar. Die Aktien fielen zum Handelsstart um knapp drei Prozent und erholte sich dann leicht. Microsoft-Finanzchefin Amy Hood hatte schon im April vor negativen Auswirkungen von Kursschwankungen gewarnt: „Wir gehen davon aus, dass die sonstigen Erträge und Aufwendungen einen negativen Wert in Höhe von 50 Millionen Dollar aufweisen werden, der die Auswirkungen der Neubewertung der Wechselkurse aufgrund der Marktbedingungen im April widerspiegelt.“

Wie es abseits der Wechselkurseffekte lief, gab Microsoft nicht bekannt. Der Dollar hat wegen der Leitzinswende in den USA im Vergleich zu vielen Währungen stark zugelegt. Im vorangegangenen Quartal hatte ein starkes Cloud-Geschäft dem Konzern noch zu deutlich mehr Umsatz und Gewinn verholfen. Das Unternehmen konnte sich dabei auf die Cloud-Dienste seiner Azure-Plattform verlassen, die vielen anderen Firmen und Apps IT-Dienste und Speicherplatz im Netz liefert. Aber auch das Geschäft rund um die Spielkonsole Xbox sowie mit Hardware-Produkten wie Surface-Tablets wuchs.

Internationale Technologie-Konzerne haben in den vergangenen Monaten einen Einbruch ihrer Bewertungen an der Börse erlebt. Das Minus bei Microsoft betrug rund 20 Prozent im Vergleich zum Höchststand im Dezember. Der Windows-Konzern steht damit vergleichsweise solide da. Der Facebook-Konzern „Meta Platforms” hatte etwa rund die Hälfte an Marktkapitalisierung im Vergleich zum Höchststand im vergangenen Jahr eingebüßt.


Update 07.05.2022:
Unbezahlbar? Tatsächlich ist das Eigenheim heute günstiger als vor 20 Jahren – Veröffentlicht am 29.04.2022 – von Stephan Maaß – Wirtschaftsredakteur – WELT:

Die Immobilienpreise in Deutschland klettern von Rekord zu Rekord. Da überrascht die Analyse eines Finanzierers: Von 1975 bis 2005 waren Häuser und Wohnungen relativ betrachtet noch viel teurer als heute. Und auch damals konnten sich die Menschen eine Immobilie leisten. Für Immobilienpreise gibt es seit Jahren nur eine Richtung. Und zwar nach oben. „Der Aufwärtstrend hat mehrere Gründe“, sagt Ditmar Rompf, Vorstandschef des Baufinanzierungsvermittler Hüttig & Rompf: „Die Nachfrage ist hoch, das Angebot kann den Bedarf nicht decken. Das trifft insbesondere auf die Top-Metropolen zu. Zum anderen haben die Preise für Baumaterialien infolge von coronabedingten Lieferengpässen deutlich angezogen“, so Rompf. Außerdem würden verstärkt Kapitalanleger auf den Markt drängen und die Nachfrage zusätzlich anheizten. „All das hat die Preise angetrieben.“

Aber längst beschränke sich die Rallye nicht mehr nur auf die Metropolen. Laut einer Langzeitstudie seines Unternehmens, in der mehr als 60.000 Immobilientransaktionen ausgewertet wurden, erreichte der Quadratmeterpreis im Bundesschnitt im Jahr 2021 mit 3958 Euro ein neues Rekordhoch. Zum Vergleich: 2012 seien es lediglich 2229 Euro je Quadratmeter gewesen. Ein Plus von 78 Prozent. Diese Entwicklung habe dafür gesorgt, dass eine durchschnittliche, 100 Quadratmeter große Eigentumswohnung den Eigennutzer mittlerweile das 71-fache des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommens kostet, statt des 50-fachen vor zehn Jahren, haben Hüttig & Rompf ausgerechnet. Nicht ganz so ausgeprägt sei die Entwicklung bei Kapitalanlegern verlaufen.

Bei ihnen sei die Belastung im gleichen Zeitraum vom 33- auf das 45-fache des durchschnittlichen monatlichen Nettomonatseinkommens gestiegen. Die Zahlen beziehen sich auf eine 100 Quadratmeter große Wohnung, weil das ungefähr dem bundesdeutschen Durchschnitt entspricht. Laut Statistischem Bundesamt waren das 2020 exakt 92 Quadratmeter. Allerdings täuscht der Eindruck, dass die Käufer relativ zu ihrem Einkommen immer mehr zu zahlen haben. Trotz des Anstiegs der Kosten seit 2012 sind sie noch deutlich von den Verhältnissen der Siebziger- bis Neunzigerjahre entfernt. Denn im Verhältnis zu ihren verfügbaren Einkommen haben die Deutschen früher weitaus länger für ihre eigene Immobilie arbeiten müssen als heute.

Deutlich macht das die Kreditbelastungsquote des Verbands Deutscher Pfandkreditbanken (VDP). Die Quote bezeichnet den Anteil der Aufwendungen für die Bedienung des Darlehens an dem verfügbaren Einkommen. Aktuell liege er bei 25 Prozent, sagte VDP-Präsident Louis Hagen am Montag bei der Jahrespressekonferenz seines Verbands. Das bedeutet, dass die deutschen Immobilienbesitzer im Schnitt 25 Prozent ihres Einkommens für Zins und Tilgung aufwenden. 2012 waren es erst 23 Prozent. „Aber in den Neunzigerjahren hat diese Quote bei 38 Prozent gelegen. Die Menschen haben damals einen viel größeren Anteil ihres Einkommens für die Finanzierung ihrer Immobilie gezahlt“, sagte Hagen.

Da die Zinsen für Wohnungsbaukredite über einen langen Zeitraum zurückgegangen sind, sei der Wohneigentumserwerb für breite Bevölkerungsschichten erschwinglich geblieben, so der VDP. Heute sei die Kreditbelastungsquote bei den Haushalten der unteren Einkommensgruppe mit 29 Prozent vergleichsweise hoch und nehme mit zunehmendem Einkommen ab. Darlehensnehmerhaushalte aus der obersten Einkommensgruppe müssen im Durchschnitt lediglich 22 Prozent ihres Nettoeinkommens für Zins- und Tilgungsleistungen aufwenden – den gesamten Artikel lesen.


Update 14.4.2022:
Deutscher Immobilienmarkt und US-Subprime-Krise: So groß sind die Parallelen!

Eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft beleuchtet die Gefahren, die durch den aktuellen Immobilienboom hierzulande auf Kreditnehmer und Banken zukommen können. Angesichts der stetig steigenden Preise macht sich in Deutschland die Sorge vor einer Blase am Immobilienmarkt breit. Es wird befürchtet, dass deren Platzen nicht nur unzählige Deutsche, sondern sogar die Finanzbranche in eine Krise stürzen könnte.In einer aktuellen Studie ist Immobilienökonom Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln deshalb den Fragen nachgegangen, ob die Entwicklung der Kreditvergabe angesichts der Entwicklungen der Zinsen und Immobilienpreise noch als angemessen bewertet werden kann und inwiefern die Entwicklung und Ausgestaltung der Kreditprodukte Anlass zur Sorge liefern.In der Untersuchung betont das IW, dass die Öffentlichkeit, aber vor allem Zentralbanken und auch Aufsichtsbehörden spätestens seit der globalen Finanzmarktkrise – die 2008 von einer Krise am US-Immobilienmarkt ausgelöst wurde – für die besondere Bedeutung der Immobilienfinanzierung für die Finanzstabilität sensibilisiert wurde. Es würden momentan zwar Erinnerungen an die damalige Immobilienblase in den USA wach. Doch ein vergleichbares Krisenszenario sieht Experte Voigtländer derzeit offenbar nicht auf Deutschland zukommen: In der Studie verweist er auf „wichtige Unterschiede“ in der Immobilienfinanzierung auf beiden Seiten des Atlantiks.

Anders als in den USA sei ein Verkauf der Kredite am Kapitalmarkt über Verbriefungen in Deutschland unüblich. Die Kredite blieben vielmehr in den Bilanzen der Banken. Außerdem seien variable Darlehen, wie sie hauptsächlich an die Kunden mit niedriger Bonität in den USA vergeben wurden, in Deutschland nicht gängig. Und einen plötzlichen Anstieg der Kreditbelastungen könne es in Deutschland nur nach dem Ende der Zinsbindungsfristen geben und damit nicht im gleichen Ausmaß wie in den USA. „Generell gilt das deutsche Immobilienfinanzierungssystem als deutlich resilienter“, zieht Voigtländer so ein erstes Fazit.

Immobilien: Experte sieht Risiken bei Finanzierung in Deutschland.

Dennoch warnt auch er vor Risiken im System. Man müsse die Entwicklungen bei der Immobilienfinanzierung kontinuierlich im Blick behalten – zumal sich die Konditionen für Kredite zuletzt geändert haben: Innerhalb weniger Wochen erhöhten sich die Zinsen für Kredite mit zehnjähriger Laufzeit von rund einem Prozent im Januar auf aktuell über zwei Prozent. Und der Anstieg dürfte noch längst nicht beendet sein, meinen viele Experten, sodass sich hier eine Gefahrenquelle auftue: Wenn günstige Kredite auslaufen, sind meist Anschlusskredite notwendig. Diese dürfte es angesichts der jüngsten Entwicklungen jedoch nur zu schlechteren Konditionen geben.

Diesen Fall rechnet man im Rahmen der Studie an einem Beispiel nach: Demnach konnte ein Haushalt, der 2021 einen Immobilienkredit abgeschlossen hat, einen Zinssatz von 1,21 Prozent erhalten. Nach der durchschnittlichen Sollzinsbindung von 14 Jahren und einer durchschnittlichen Tilgung von 3,04 Prozent beträgt die Restschuld für die Immobilie am Ende der Zinsbindung 43 Prozent des Kaufpreises. Liegt der Zins für die Anschlussfinanzierung dann unter 2,9 Prozent, befindet sich die absolute Kreditbelastung aus Zins und Tilgung bei einer Laufzeit von weiteren 16 Jahren unterhalb des Werts bei Kreditabschluss. Damit scheine das Risiko, dass der Haushalt seine Zahlungen nicht mehr leisten kann „moderat“, schlussfolgert man, zumal in der Berechnung keine Einkommenssteigerungen berücksichtigt seien. Für Banken entsteht laut Studie nur dann ein Risiko, wenn die Haushalte entweder nicht mehr ihre Kredite abbezahlen können oder der Verkaufspreis für die Immobilie bei einer Zwangsverwertung nicht ausreichen würde, die Restschuld zu decken. „Dies würde aber nur dann gelten, wenn der Immobilienpreis um mehr als 50 Prozent seit Kreditabschluss gefallen wäre.“ Selbst bei einem Crash am Immobilienmarkt stelle dies derzeit kein realistisches Szenario dar.

IW: „Überschießen der Kreditvergabe“ nicht erkennbar.

Im Blick behalten muss man laut IW aber auch Finanzierungen mit einer Beleihungsquote von mehr als 100 Prozent. Deren Anteil sei gestiegen. Nach Gesprächen mit Bankern habe man aber den Eindruck gewonnen, dass viele dieser Kredite mit zusätzlichen Sicherheiten hinterlegt seien, etwa mit Lebensversicherungen oder Immobilien der Eltern. Diese Sicherheiten würden in den Statistiken aber nicht erfasst. Gleichzeitig zeigten die aktuellen Ergebnisse, „dass ein Überschießen der Kreditvergabe“ nicht erkennbar sei. Die Risiken für Haushalte seien zwar gestiegen. Dennoch zeigen die Berechnungen laut IW, „dass es nicht nur eines erheblichen Preisverfalls bei Immobilien, sondern auch eines deutlichen Rückgangs der Einkommen in Kombination mit erheblichen Zinssteigerungen bedarf, ehe in substanziellem Ausmaß Kredite ausfallen, die wiederum die Banken belasten“.

Unter dem Strich reiche die Datenlage nicht aus, um automatisch eine schärfere Regulierung zu fordern, heißt es zusammenfassend – zumal diese auch Risiken mit sich bringe. Ein Anstieg der Zinsen – in Kombination mit den bereits beabsichtigten Maßnahmen der Finanzaufsicht Bafin – werde den Zugang zu Wohneigentum erschweren und die Nachfrage nach Wohnimmobilien insgesamt dämpfen. „Würden noch weitere Maßnahmen zur Regulierung der Kreditvergabe ergriffen, könnte dies über die Einschränkung der Profitabilität der Banken die Resilienz des Finanzsystems eher stärker belasten, als dass damit ein Zugewinn an Finanzstabilität gewonnen werden könnte“, heißt es seitens der Forscher. Auch dürfe man nicht vergessen, dass man bei schlechteren Finanzierungsbedingungen Gefahr laufe, einem größeren Teil der Bevölkerung ihren Traum vom Eigenheim zu verwehren.

Die alles entscheidende Frage, aus OeHu-Sicht: Wie reagieren die Banken, wenn die finanzierte Immobilie an Marktwert verliert?!


Das lukrative Versteckspiel: Wasch mir den Pelz, doch mach mich nicht NAß!

Wie bereits vermutet, jetzt wird es wohl konkreter – siehe einen Artikel weiter unten:

Update 03.03.2022 – Quelle Handelsblatt:

Schutzschild gegen Sanktionen – Wie China das russische Finanzsystem retten könnte
Der Westen hat harte Sanktionen verhängt, das Finanzsystem Russlands könnte wegen der Strafmaßnahmen schweren Schaden nehmen. Kommt Hilfe aus China?

Peking Während Banken und Unternehmen aus dem Westen ihren Rückzug aus Russland erklären, richtet sich die Aufmerksamkeit in Moskau auf einen strategischen Verbündeten des Landes: Kann China helfen, die schlimmsten Folgen der Sanktionen abzufedern? Die chinesische Staatsführung hatte Sanktionen gegen Russland wiederholt verurteilt und als „illegal“ bezeichnet. Peking unterstütze weder die vom Westen gegen Russland verhängten Finanzsanktionen, noch werde es sich an deren Verhängung beteiligen, betonte Guo Shuqing, Vorsitzender der chinesischen Banken- und Versicherungsaufsichtsbehörde am Mittwoch. Man bemühe sich um „normale“ Handels- und Finanzbeziehungen sowohl zu Russland als auch zur Ukraine.

Bereits 2014 hatte Russland als Reaktion auf die Krim-Sanktionen Vorbereitungen getroffen, um die „Festung Russland“ unabhängiger vom Westen zu gestalten. Die Währungsreserven wurden massiv erhöht und diversifiziert, Goldvorräte ausgebaut, die wirtschaftlichen Beziehungen zu China gestärkt. Experten wie Mikko Huotari, Chef des Berliner China-Thinktanks Merics, gehen davon aus, dass China nicht offen gegen Sanktionen verstoßen werde. Dennoch sei China bereit, „einen gewissen Preis zu zahlen“. Die Frage sei, ob der Westen seine Strafmaßnahmen weiter eskaliere, sollte China die Sanktionsfolgen für Russland abfedern. Sebastian Heilmann, Professor für Politik und Wirtschaft Chinas an der Universität Trier, glaubt, dass Chinas Hilfe bei der Umgehung von Finanz- und Technologiesanktionen „heimlich, still und leise ablaufen“ werde.

Russlands Währungsreserven in China.

Seit 2014 hat Russland seine Währungsreserven signifikant erhöht und den Dollar-Anteil deutlich reduziert. Zuletzt betrug die Rücklage der russischen Zentralbank umgerechnet 600 Milliarden US-Dollar. Gemäß dem letzten verfügbaren Bericht der Notenbank von Mitte 2021 waren 32 Prozent davon in Euro, 22 Prozent in Gold, 16 Prozent in US-Dollar und 13 Prozent in chinesischen Yuan. Die Sanktionen von USA und EU machen einen Tausch der in Euro und Dollar gehaltenen Reserven de facto unmöglich. Die Tatsache, dass Russland der Zugang zu diesen Reserven verwehrt wird, untergrabe die „Festung Russland“-Strategie, musste zuletzt auch die Chefin der russischen Zentralbank, Elvira Nabiullina, einräumen.

Frische Liquidität könnte Russland durch den Verkauf von Gold sowie der in Yuan gehaltenen Reserven erhalten. Letztere beliefen sich auf umgerechnet rund 77 Milliarden US-Dollar. China hat sich den Sanktionen nicht angeschlossen – und der Westen kann Russland auch nicht daran hindern, auf seine Reserven in chinesischen Guthaben zuzugreifen, betonte kürzlich der Chefdiplomat der Europäischen Union, Josep Borrell.

Für Kremlchef Wladimir Putin sei das wichtig, sagt Yu Lingqu vom Zentrum für Finanzstudien am China Development Institute, einer staatlich unterstützten Denkfabrik in Shenzhen: „Die chinesischen Vermögenswerte und der Yuan in den russischen Währungsreserven können für Russland ein wirksames Instrument sein, um den Auswirkungen der US-amerikanischen und europäischen Sanktionen entgegenzuwirken.“ Es sei unwahrscheinlich, dass China den westlichen Ländern folge und Russlands Yuan-Vermögen einfriere, betonte er, da beide Länder sich gegen die USA und die Hegemonie des Dollars im globalen Finanzsystem wehren. Pekings Dilemma: Wie kann es seinem strategischen Partner Russland helfen, ohne westliche Sanktionen zu brechen? Die Staatsführung um Xi Jinping wird sich entscheiden müssen, ob Russland weiterhin Zugang zu diesem Geld und zum chinesischen Finanzsystem gewährt werden.

Das Swap-Abkommen in Höhe von 150 Milliarden Yuan (24 Milliarden US-Dollar) wurde 2014 unterzeichnet, nachdem Russland wegen der Invasion auf der Krim mit westlichen Sanktionen belegt worden war und versuchte, seine Abhängigkeit vom Dollar und dem US-Finanzsystem zu verringern. Da chinesische Banken beginnen, die Finanzierung von Importen russischer Rohstoffe und Waren einzuschränken, könnte die Swap-Linie dazu verwendet werden, chinesischen Unternehmen bei der Bezahlung von russischen Importen zu helfen. Es werde darauf ankommen, ob Russland versucht, sich die Devisenswap-Linien mit China zu sichern, die möglicherweise durch Russlands Gold gedeckt sind, schreiben die Analysten der ING Bank in einem Bericht. Es sei aber unklar, ob China angesichts drohender Sekundärsanktionen dieses Risiko eingehe.

Helfen Chinas Banken Liquiditätsengpässe zu überbrücken?

Nach den Finanzsanktionen gegen sieben russische Banken richtete sich die Aufmerksamkeit auf Chinas Banken und die Frage, ob diese helfen könnten, Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Bei den großen, international tätigen chinesischen Banken war zuletzt allerdings die Vorsicht zu erkennen, nicht in Verruf zu kommen, gegen Sanktionen zu verstoßen. Bereits am Freitag hatte die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtet, dass mindestens zwei der großen staatlichen Banken Chinas, ICBC und Bank of China, die Finanzierung für den Kauf russischer Rohstoffe eingeschränkt haben. Chinas vier größte Banken hätten sich an frühere US-Sanktionen etwa gegen den Iran oder Nordkorea gehalten, weil sie Zugang zum US-Dollar-Clearingsystem benötigen, zitiert Bloomberg zudem einen Insider. Lediglich einige kleine chinesische Banken mit begrenztem internationalem Engagement könnten bereit sein, das Risiko einzugehen, Sanktionen zu brechen, so Mark Williams, Chefökonom für Asien bei Capital Economics gegenüber der Hongkonger Zeitung „South China Morning Post“.

Am Dienstag war zudem bekannt geworden, dass China seine Importe russischer Kohle drosselt, da angesichts der westlichen Sanktionen die Finanzierung wackelt. China ist der größte Kohleabnehmer Russlands. „Die meisten Banken haben nach den Swift-Sanktionen die Ausstellung von Handelskreditbriefen eingestellt“, sagte ein in China ansässiger Händler der Nachrichtenagentur Reuters. Da fast alle Verträge auf Dollar lauten, gebe es derzeit keine andere Möglichkeit, die Zahlung zu leisten. Zwar liefen Verhandlungen mit russischen Exporteuren, um die Lieferungen künftig in der chinesischen Währung Yuan oder in Gold zu bezahlen. Doch vorerst sei der Handel gestoppt.

Derweil versuchen russische Unternehmen angesichts der westlichen Sanktionen offenbar verstärkt, Bankkonten bei chinesischen Geldhäusern zu eröffnen. „In den vergangenen Tagen sind 200 bis 300 Unternehmen an uns herangetreten“, sagte ein Mitarbeiter der Moskauer Filiale einer chinesischen Staatsbank der Nachrichtenagentur Reuters. Viele der Firmen machen Geschäfte mit China. Es sei zu erwarten, dass deren Transaktionen mit der chinesischen Währung Yuan zunehmen werden. In Moskau sind unter anderem die staatlichen oder teilstaatlichen Finanzinstitute ICBC, Bank of China, Agricultural Bank of China und China Construction Bank vertreten. Letztere lehnte eine Stellungnahme ab, während die anderen drei Geldhäuser nicht auf die Anfrage von Reuters reagierten.

Chinas Clearingsystem bisher keine Swift-Alternative.

Nach dem Ausschluss mehrerer russischer Banken vom internationalen Zahlungsinformationssystem Swift kam im Westen die Sorge auf, Chinas Clearing- und Abwicklungssystem Cips könnte dazu beitragen, die Sanktionen auszuhebeln. Es gebe Befürchtungen, dass Russland und China ein eigenes System aufbauen (Cips), man riskiere also „eine Abkehr der globalen Wirtschaft vom Dollar und langfristig einen Machtverlust des Westens“, twitterte die Ökonomin und Wirtschaftsweise Veronika Grimm. Auf kurze Sicht stellt Cips jedoch keine Alternative zu Swift dar. Denn bei grenzüberschreitenden Zahlungen und Abrechnungen, die über Cips abgewickelt werden, erfolgt der Nachrichtenaustausch größtenteils ebenfalls über Swift. Ferner unterstützt Cips hauptsächlich die Zahlungsabwicklung in Yuan. Da die chinesische Währung jedoch nicht frei konvertierbar ist, hat sich das 2015 gestartete Cips bislang kaum international durchgesetzt.

Mehr noch: Das „grenzüberschreitende RMB-Zahlungssystem ist auf Banken als Zwischenglieder angewiesen, die wiederum sanktioniert werden können“, betont Chen Xin, Finanzprofessor an der Schanghaier Jiaotong-Universität, in einem Interview mit der populären Internetplattform Guancha. Jude Blanchette vom US-Thinktank Center for Strategic and International Studies (CSIS) geht jedoch davon aus, dass China als Lehre aus den massiven Sanktionen gegen Russland seine Autarkiebestrebungen in Bezug auf Finanzen, Innovationen und Technologie noch deutlich stärker vorantreiben wird.

Mehr zu Chinas Russlandpolitik.


Update 28.02.2022

Das lukrative Versteckspiel: Wasch mir den Pelz, doch mach mich nicht NAß!

Der Ausweg für Russlands isoliertes Finanzsystem?
So funktioniert Chinas Swift-Alternative Cips.

Quelle: Handelsblatt:
Anleger in China setzen auf Aktien, die von einem Bedeutungszuwachs für Cips profitieren könnten. Das System ist jedoch zum Teil auf Swift-Technologie angewiesen. Der Ausschluss russischer Banken vom Zahlungsinformationssystem Swift könnte das alternative, chinesische System Cips stärken. Das schreiben Analysten von Chinas führender Investmentbank China Securities in einer aktuellen Studie. Am Montag sind Aktien von Unternehmen, die von einem Bedeutungszuwachs für Cips profitieren könnten, signifikant gestiegen. Papiere der Finanzsoftware-Firmen Beijing Infosec Technologies, Brilliance Technology und Shenzhen Forms Syntron Information legten am Montag um mehr als 20 Prozent zu.

China hatte 2012 damit begonnen, das Clearing- und Abwicklungssystem Cips (Chinas Cross-Border Interbank Payment System) aufzubauen, um die Verwendung der chinesischen Währung Renminbi zu internationalisieren. Es soll Banken ermöglichen, grenzüberschreitende Transaktionen mit der Landeswährung direkt abzuwickeln. Cips haben sich laut offizieller Website bis Ende 2021 insgesamt 75 direkte Teilnehmer angeschlossen, darunter die Chinatochter der Deutschen Bank. Russische Banken befinden sich nicht auf der Liste, lediglich eine Russlandtochter der Geschäftsbank ICBC.

Nachtigall – ich hör dich trapsen!

Nach Angaben der staatlichen Zeitung „Jiefang Daily“ verarbeitete Cips im Jahr 2021 rund 80 Billionen Yuan (12,68 Billionen US-Dollar). Zum Vergleich: An das Swift-System sind Unternehmensangaben zufolge 11.000 Finanzinstitute angeschlossen – Lesen Sie auch: Was ist Swift?
Derzeit ist Cips für die grenzüberschreitende Kommunikation noch weitgehend auf Swift angewiesen. Für chinesische Banken und Unternehmen dient es aber bereits als Nachrichtensystem, das es ihnen ermöglicht, direkt zu kommunizieren, ohne dass Transaktionsdaten an die Vereinigten Staaten gelangen. Dass sich Cips bislang nicht stärker durchsetzen konnte, liegt auch daran, dass der Renminbi keine frei konvertierbare Währung ist.

Die Analysten von China Securities warnen deshalb, dass die Swift-Sanktionen Zahlungs- und Abwicklungshindernisse zwischen chinesischen und russischen Finanzinstituten verursachen und den Handel zwischen den beiden Ländern beeinträchtigen können. Bereits am Freitag hatte die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtet, dass mindestens zwei der großen staatlichen Banken Chinas, die ICBC und die Bank of China, die Finanzierung für den Kauf russischer Rohstoffe eingeschränkt haben. Chinas vier größte Banken haben sich an frühere US-Sanktionen etwa gegen den Iran oder Nordkorea gehalten, weil sie Zugang zum US-Dollar-Clearingsystem benötigen, zitiert Bloomberg einen Insider.

Die chinesische Staatsführung hat am Montag erneut westliche Sanktionen gegen Russland verurteilt. „Wir sind gegen den Einsatz von Sanktionen zur Lösung von Problemen und noch mehr gegen einseitige Sanktionen ohne internationales Mandat“, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Wang Wenbin. China und Russland würden ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit im Geiste des gegenseitigen Respekts und Nutzens fortsetzen. Die Staatsführung weigert sich, von einer russischen Invasion in die Ukraine zu sprechen. Sie hat wiederholt zu Verhandlungen aufgerufen und darauf hingewiesen, dass man die berechtigten Sicherheitsbedenken Russlands anerkenne.

China ist der größte Handelspartner Russlands.

Westliche Staaten, darunter die USA und die EU-Mitglieder, hatten zuletzt die Sanktionen gegen Russland verschärft, um den Druck auf Staatschef Wladimir Putin zu erhöhen. So wurden zahlreiche russische Banken von Swift ausgeschlossen. Wang ging nicht direkt auf Fragen ein, wie sich die Swift-Sanktionen auf den bilateralen Handel mit Russland auswirken würden oder ob China seine Käufe von russischen Rohstoffen erhöhen werde, um seinem Nachbarn zu helfen. China ist der größte Handelspartner Russlands. Erst Anfang Februar hatten Putin und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping eine weitreichende strategische Partnerschaft vereinbart. Zu den umfangreichen bilateralen Abkommen zählt auch eine Übereinkunft darüber, neue Möglichkeiten für grenzüberschreitende Renminbi-Zahlungen zu schaffen. Bereits zuvor hatte China seine Rohstofftransaktionen weitgehend auf Euro umgestellt, um die Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern. Dennoch wurden den China-Securities-Analysten zufolge im Jahr 2020 lediglich 17,5 Prozent des Handels zwischen Russland und China in Renminbi abgewickelt sowie rund zehn Prozent in Rubel.

Soviel zu der Annahme: W. Putin wird isoliert und O. Scholz – die Schweiz (Konten-Sperre), haben zugestimmt, damit die Welt gerechter wird.
J. A. Schumpeter, in den 40-Jahren: „Der Kapitalismus ist die letzte Stufe des Feudalismus”!

Das Motto des berühmtesten lebenden Großinvestors Warren Buffett ist einfach: „Wir kaufen nur, was wir verstehen. Wenn etwas zu schwierig ist, wenden wir uns etwas anderem zu.“ Seit mehr als einem halben Jahrhundert halten sich Buffett und sein Partner Charles Munger an diese Strategie.

Der Erfolg gibt ihnen recht: Der Wert ihrer Aktie Berkshire Hathaway, in der Buffett und Munger ihre Beteiligungen zusammengefasst haben, stieg in den vergangenen sechs Jahrzehnten von 7,60 Dollar auf zuletzt 463.650 Dollar. Das entspricht einer jährlichen Rendite von 20,2 Prozent. Dieser rasante Kursanstieg machte Buffett zum Milliardär – und viele frühe Aktionäre zu Millionären.

Buffett ist ein „Allrounder“, er setzt auf Aktien aus allen Branchen. Ein Teil seiner Strategie, aber längst nicht mehr der einzige, ist das „Value-Investing“ – frei übersetzt: investieren in werthaltige Anlagen. Den Begriff hat der 91-Jährige schon früh während seines Studiums an der Columbia University von seinem Professor Benjamin Graham übernommen und weiterentwickelt. Nur Aktien von Unternehmen mit exzellenten Kennzahlen kommen infrage. Dabei geht es um Kriterien wie:

erstens eine niedrige Verschuldung
zweitens einen geringen Aktienkurs, gemessen am Nettogewinn (Kurs-Gewinn-Verhältnis)
drittens eine hohe Dividendenrendite und
viertens einen guten Substanzwert, der sich in einem soliden Bilanzvermögen in Relation zum Börsenwert ausdrückt.

So einfach es sein mag, diese Börsen- und Bilanzkennzahlen zu ermitteln, so schwierig ist es wiederum, Aktien von Unternehmen zu finden, die diese qualitativen Bewertungskriterien erfüllen. Erst recht, nachdem die Börsen seit dem Crash in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 fast ununterbrochen gestiegen sind.

Das sieht Buffett genauso. Deshalb zählt es für ihn zur wichtigsten Tugend, oft einfach nichts zu tun – und sich in Geduld zu üben. Eben, weil es keine geeigneten und kaufenswerten Unternehmen gibt. Berkshire sitzt seit Jahren auf über 100 Milliarden Dollar Bargeld. Seit Ende 2019 kauft Berkshire sogar verstärkt eigene Aktien zurück, weil die Gesellschaft keine geeigneten Anlagemöglichkeiten findet – Aktien sind aus Sicht von Buffett wegen der stark gestiegenen Kurse derzeit zu teuer. Nach der reinen Lehre heißt es dann: abwarten, bis die Preise sinken.

Ginge es bei Berkshire allein nach Buffett, dem Chef, Macher und Schnäppchenjäger der Holding, dann säßen die Anteilseigner vermutlich noch auf ein paar Hundert Milliarden Dollar Cash mehr. Doch hier kommt sein in der Öffentlichkeit oft unterschätzter Geschäftspartner Charles Munger ins Spiel: Der 98-jährige Jurist hat Buffett frühzeitig davon überzeugt, für gute Unternehmen mit herausragender Marktstellung auch mal mehr zu zahlen. Kritiker sprechen vom Verrat am „Value Investing“, Anhänger von einer längst überfälligen Weiterentwicklung.

Buffett gestand ein, nicht früh genug auf Apple gesetzt zu haben. Mittlerweile hält Berkshire Hathaway 887 Millionen Apple-Aktien mit einem Gesamtwert von 153 Milliarden Dollar. 2019 kaufte Berkshire sogar die nach allen Bewertungskennzahlen eigentlich zu teure Amazon-Aktie – und folgte auch hier der Maxime: Qualität hat ihren Preis. Das enorme Wachstum und die marktbeherrschende Stellung von Amazon in der westlichen Welt überzeugten Buffett.

Bei der Technologieaktie Apple ist die starke Marke das entscheidende Argument. Dadurch erhält der iPhone-Hersteller Preissetzungsmacht, was sich in einer enorm hohen Nettoumsatzrendite von jährlich 20 und mehr Prozent niederschlägt. Und das nicht nur in guten Zeiten mit starken volkswirtschaftlichen Daten, sondern auch in schwierigeren Konjunkturphasen – eben weil für Apple die Zeiten aufgrund der hohen Kundenbindung immer erfolgreich sind.

So erkennen Sie jetzt unterbewertete Aktien:
Strategie 1: Die besten Strategien, die besten Unternehmen.
Strategie 2: Investieren mit der Substanz-Methode – So erkennt man frühzeitig, wenn sich der Wind an der Börse dreht.
Strategie 3: Investieren mit der Dividenden-Methode – Auf stetige Erträge setzen.
Strategie 4: Investieren mit der ethisch inkorrekten Methode – Kaufen, wo sich andere abwenden.
Diese Apple-Strategie lässt sich auch auf andere Aktien übertragen: „Unternehmen mit Preismacht können ihre Gewinnmargen sichern, da sie steigende Kosten an den Endverbraucher weitergeben können“, erläutert Christophe Braun, Investmentdirektor für Aktien bei Capital Group.

Dass auch Buffett nicht vor Fehlern gefeit ist, zeigt seine langjährige Beteiligung am Lebensmittelkonzern Kraft. Dem Fernsehsender CNBC sagte er Anfang 2019 freimütig, für diese Aktien zu viel bezahlt zu haben. In seinem Depot ist Kraft Heinz immer noch die fünftstärkste Position.

Sehen Sie sich hier fünf Aktienbeispiele für die Buffett-Munger-Methode an:

Apple:

Mit einem aktuellen Wert von rund 144 Milliarden Dollar sind die Apple-Aktien die mit Abstand größte Position in Buffetts Portfolio. Der Anteil liegt bei gut 40 Prozent. Privatanleger sollten solch eine einseitige Ausrichtung nicht nachahmen. Rund 50 Milliarden Dollar hat Apple in den vergangenen zehn Jahren in jedem Jahr für den Erwerb eigener Aktien ausgegeben und so den Bestand um knapp 40 Prozent reduziert. Dieser Effekt trägt maßgeblich zum Kursanstieg bei – mehr als 1000 Prozent in den vergangenen zehn Jahren.

Ferner profitiert Apple von so vielen Trends gleichzeitig wie kaum eine andere Aktie: der Vorliebe nach Weltmarktführern, nach Technologie- und Dividendenaktien und nach krisenresistenten Unternehmen mit stetig steigenden Einnahmen. Obendrein gilt die Aktie als Gewinnerin der Inflation: Kaum jemand setzt so leicht höhere Preise durch, wie Apple, sobald das nächste iPhone präsentiert wird. Einziges Manko: Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 27,5 ist die Aktie auch nach der jüngsten Börsenschwäche fast doppelt so hoch bewertet wie noch vor drei Jahren.

Bank of America:

Mehr als eine Milliarde Aktien der Bank of America liegen in Buffetts Portfolio. Allein die Dividende dieses einen Banktitels bringt seiner Holding knapp 900 Millionen Dollar pro Jahr ein. Wie fast alle amerikanischen Wettbewerber hat sich die Bank of America sehr viel rascher von der Finanzkrise erholt als die europäischen Konkurrenten. Mit umgerechnet rund 27 Milliarden Euro hat das Institut im abgelaufenen Geschäftsjahr knapp 80 Prozent mehr verdient als im Jahr davor. Dazu trugen Rekordeinnahmen im klassischen Investmentbanking bei, etwa die Betreuung von Unternehmen bei Börsengängen, Übernahmen und Fusionen. Überdies führte die Auflösung von Rückstellungen, die die Bank für Kreditausfälle in der Coronakrise gebildet hatte, zu dem Gewinnsprung. Von der steigenden Inflation und der daraus resultierenden Zinswende in den USA profitiert die Bank of America, weil die Erträge aus Zinsanlagen und Krediten steigen und in die künftigen Gewinne einfließen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 14 auf Basis der für das laufende Geschäftsjahr prognostizierten Gewinne ist die Aktie moderat, für US-Verhältnisse sogar günstig bewertet.

Coca-Cola:

Typisch für die wohl bekannteste Aktie in Buffetts Portfolio: Sie hat im jüngsten Börsenverfall kaum an Wert verloren. Angesichts der Wiedereröffnung von Restaurants, Kinos und Sportstadien verdient Coca-Cola mehr, als Analysten und das Unternehmen selbst erwartet haben. Der Konzern hob zuletzt seine Umsatz- und Gewinnprognose an. Im abgelaufenen Jahr fuhr Coca-Cola einen Nettogewinn von umgerechnet 8,8 Milliarden Euro ein. Das war ein gutes Viertel mehr als im Jahr davor.
Mit seinem scheinbar alltäglichen Getränk erwirtschaftet Coca-Cola seit Jahrzehnten Nettoumsatzrenditen von 20 und mehr Prozent, wie sie eigentlich nur in der IT-Branche üblich sind. Grund dafür ist die weltweit starke Markenstellung. Vorstandschef James Quincey führt den Konzern seit knapp fünf Jahren. Er will das Sortiment verkleinern, weil die Hälfte der 400 Eigenmarken nur rund zwei Prozent zum Gesamtumsatz beisteuern. Auf Dividenden können sich Anleger seit 100 Jahren verlassen, auf sogar stetig steigende seit knapp 60. Auch deshalb zählt Coca-Cola seit mehr als drei Jahrzehnten zum Kerninvestment Buffetts mit einem aktuellen Anteil am Gesamtdepot von gut sieben Prozent.

Amazon:

Der Onlinehändler ist wohl die spektakulärste Aktie im Buffett-Munger-Portfolio. Dass sie 2019 ihren Weg dorthin fand, mag überraschen, schließlich ist der Titel nach allen herkömmlichen Kennzahlen überbewertet. Die Aktie kostet an der Börse 15-mal so viel wie vor zehn Jahren. Das Unternehmen ist 74-mal so viel wert, wie der Konzern in diesem Jahr voraussichtlich netto verdienen wird. Das ist immer noch teuer, trotz des Kurseinbruchs von gut 20 Prozent seit Mitte November. Allerdings bedeutet das aktuelle KGV einen Bewertungsabschlag von mehr als einem Drittel gegenüber dem Zehnjahresdurchschnitt. Die Bewertung sinkt, weil zumindest in den meisten Jahren der Konzerngewinn stärker als der Aktienkurs zulegt.

Das meiste Geld verdient Amazon inzwischen nicht mehr mit Paketen und dem Onlinehandel, sondern mit seiner Cloud-Tochter AWS – dem kostenpflichtigen Auslagern von Speicherkapazitäten. Dass mit Andy Jassy der einstige Cloud-Chef Nachfolger von Gründer-CEO Jeff Bezos wurde, zeigt, wie rasant sich der Konzern in Richtung des noch margenstärkeren IT-Geschäfts wandelt. Alle 59 Analysten, die den Onlinehändler weltweit beobachten, empfehlen die Aktie zum Kauf. Das ist selbst in der notorisch optimistischen Analystenzunft ungewöhnlich.

American Express:

Der US-Finanzkonzern verdient prächtig, denn die Pandemie hat den Trend zum bargeldlosen Bezahlen beschleunigt – und einen Trendwechsel wird es auch nach Corona nicht mehr geben, sind sich fast alle Experten sicher. Im vierten Quartal stiegen die Erlöse im Jahresvergleich um 30 Prozent auf umgerechnet 10,7 Milliarden Euro, der Nettogewinn um knapp 20 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr fuhr American Express einen Nettogewinn von knapp sieben Milliarden Euro ein, das waren sogar gut 150 Prozent mehr als im Jahr davor. Nach Angaben von Vorstandschef Stephen J. Squeri wurden im Schlussquartal Kreditkartenausgaben auf „Rekordniveau“ verzeichnet.
Nach einer Prognose der Unternehmensberatung PwC wird das bargeldlose Zahlungsvolumen zwischen 2020 und 2025 weltweit um mehr als 80 Prozent steigen, von etwa einer Billion auf fast 1,9 Billionen Transaktionen. Das Institut profitiert besonders von höheren Ausgaben für Konsumgüter und Dienstleistungen sowie der Wiedereröffnung des Gastgewerbes und Reiseverkehrs. Die Aktie ist mit einem KGV von knapp 18 durchschnittlich bewertet und mit einem Anteil von 8,7 Prozent drittgrößte Position in Buffetts Portfolio – Quelle Handelsblatt.


Von wegen digitales Gold: Momentan ist der Bitcoin schlicht eine Tech-Aktie:

Die Krypto-Währung verhält sich seit einigen Monaten zyklisch. Das Argument vom digitalen Gold und vom Inflationsschutz zieht nicht. Schuld daran ist die Beliebtheit beim Durchschnittsanleger. Das Argument von der negativen Korrelation mit den Aktien, vorrangig mit den Tech-Aktien, müssen sich die Krypto-Währungen – allen voran der Bitcoin – abschminken. Die Kurse der Coins erinnern im laufenden Jahr an zyklische Aktien (vgl. Chart). Natürlich ist ein Monat eine kurze und etwas willkürlich gewählt Zeitspanne. Doch vergleicht man die Kursentwicklung über ein Jahr, dann liegen der Nasdaq-Composite-Index und der Bitcoin-Kurs fast gleichauf – wobei die Krypto-Währung eine viel höhere Volatilität zeigte.

Vorläufig ist es also nichts mit dem digitalen Gold, als daß der Bitcoin oft angepriesen wird. Als Schutz gegen Inflation mit negativer oder fehlender Korrelation zum Aktienmarkt wurden die Coins angepriesen. Eine negative Korrelation zwischen A und B bedeutet, dass der Kurswert von A sinkt, wenn jener von B steigt – und umgekehrt.

Wertsteigerung lockt Spekulanten:

Für das zyklische Verhalten des Bitcoins ist primär die rasante Wertsteigerung in den vergangenen Jahren verantwortlich. Dadurch wurde der Spekulationshunger einer großen Anlegergemeinde geweckt, die sich sonst nicht für die blockchainbasierte Digitalwährung interessiert, die wegen eines aufwendigen Mining-Prozesses, einem globalen Netzwerk von Nodes (Knotenpunkte) und einem maximalen Coin-Umlauf von 21 Millionen als sicher und stabil gilt. Doch diese «neuen» Anleger kaufen Bitcoins aus dem gleichen Grund wie sie Tesla- oder Zoom-Aktien kaufen. Nicht aus Interesse an der Krypto-Technologie und mit langfristigem Horizont, sondern für den schnellen Gewinn. Wenn die Stimmung an den Finanzmärkten kehrt, werfen diese Anleger auch Bitcoin auf den Markt, weil sie in Panik sind oder weil sie Geld nachschießen müssen, wenn sie auf Kredit investiert haben. Zudem bieten immer mehr traditionelle Finanzinstitute eigene Krypto-Produkte, die via Fonds, Zertifikate oder Exchange Traded Products in Bitcoin investieren an. Auch diese Produkte werden vermehrt im gleichen Zyklus wie traditionelle Wertschriften gehandelt.

Die Argumente variieren:

Es werden von Strategen und Analytikern viele Faktoren angeführt, die zur Bitcoin-Schwäche geführt haben sollen. Als Dauerbrenner wird der Feldzug von Notenbanken und Regulatoren gegen die «alternative» Weltwährung angeführt. Würde sich der Bitcoin als Zahlungsmittel etablieren, würde die Geldpolitik der Nationalbanken deutlich an Wirksamkeit verlieren. Jüngst war ein Krypto-Verbot in China und Energieprobleme in Kasachstan, wohin zahlreiche chinesische Miner ausgewichen sind, ein Grund zur Sorge. Bewegt wird Bitcoin-Kurs auch vom Engagement von Elon Musk und Tech-Unternehmen, die den Bitcoin durch Käufe stützen – oder wieder fallen lassen.

Die Faktoren, die auf den Tech-Aktien lasten, lassen sich klarer beschreiben: Das makroökonomische Umfeld belastet die hoch bewerteten Risikoanlagen. Die hohe Teuerung hat die Anleger weltweit aufgeschreckt. Gemessen an den Verbraucherpreisen ist die Teuerung in den USA im vergangenen Monat auf 7 Prozent geklettert. Die US-Notenbank will die grassierende Inflation eindämmen und hat eine restriktivere Geldpolitik angekündigt – momentan erscheinen vier bis fünf Erhöhungen der Leitzinsen im laufenden Jahr möglich. Steigende Zinsen sind Gift für Wachstumsaktien. Der Wert ihrer potenziellen, in der Ferne liegenden Gewinne wird abdiskontiert auf die Gegenwart geschmälert.

Mittlerweile ist oft nicht mehr klar ersichtlich, ob Tech-Unternehmen, die eng mit Krypto-Währungen verbandelt sind, von der Bitcoin-Entwicklung abhängig sind oder umgekehrt. Beispiele sind hier Paypal, Microstrategy und teilweise auch Meta (ehemals Facebook). Der Bezahldienst PayPal hat zum Jahresende deutlich weniger verdient. Im Schlussquartal fiel der Gewinn gegenüber dem Vorjahreswert um 49 Prozent auf 801 Millionen Dollar. Der US-Zahlungsdienstleister hatte zuletzt die Bezahlmöglichkeiten mit Bitcoin ausgeweitet und arbeitet auch an einem eigenen Krypto-Währung für einen globalen Bezahldienst auf Basis eines Stable-Coins.

Das Tech-Unternehmen Microstrategy weist für das vierte Quartal einen Verlust von 147 Millionen Dollar aus. Diese ist durch Wertminderungen auf dem Bitcoin-Bestand (125 000 Coins) entstanden. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Facebook das Projekt Diem, das als globale Krypto-Währung Libra gestartet war, für rund 185 Millionen Dollar an eine US-Bank verkauft hat. Für den jüngsten Absturz der Meta-Aktien ist das enttäuschende Wachstum der Facebook-Nutzer und eine trübe Prognose verantwortlich. Die Stagnation der Social-Media-Nutzer hat Meta am letzten Handelstag 230 Milliarden Dollar gekostet. Der Misserfolg um Libra hat aber Facebook und den Glauben an den Siegeszug von Kryptowährungen belastet.

Der Bitcoin-Kurs verlor im Mittwochshandel annähernd 5 Prozent und hat sich seither wieder etwas stabilisiert. Die US-Tech-Titel büßten gemessen am Nasdaq-Composite-Index am Donnerstag 3,7 Prozent ein.


 

1 Comment

  1. Joanna sagt:

    „Sie fragten den Gründer von Dubai, Sheikh Rashid, wie er die Zukunft seines Landes sehe, und er antwortete:

    „Mein Großvater ritt auf einem Kamel, mein Vater tat dasselbe, ich fahre einen Mercedes, mein Sohn fährt einen Land Rover, mein Enkel wird auch einen Land Rover fahren, aber mein Urenkel wird wahrscheinlich wieder auf einem Kamel reiten…“

    Warum sagen Sie das?

    „Es gibt ein paar uralte Grundsätze, die alles im Leben bestimmen. Um genau zu sein: Harte Zeiten formen starke Männer, starke Männer schaffen gute Zeiten, gute Zeiten gebären die Schwachen und die Schwachen schaffen harte Zeiten. Viele werden es nicht verstehen, aber der Wohlstand in unserem Land bringt Schmarotzer hervor, keine Kämpfer für das Leben…“

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