Der Preis des Erfolges Skizzen zur Psychologie des Vermögens und des Geldes.



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Aktienrückkäufe im Volumen von 1,26 Billionen Dollar genehmigten US-Unternehmen im vergangenen Jahr – ein Rekordwert. Das missfällt offenbar US-Präsident Joe Biden: Er fordert, die seit diesem Jahr fällige Steuer von einem Prozent auf Rückkäufe zu vervierfachen. Der US-Präsident hofft, dass Unternehmen durch die Steuer Anreize bekommen, ihr Geld direkt in die US-Wirtschaft zu investieren. Dabei dürften auch vier Prozent Steuer die Konzerne kaum abhalten, Liquiditätsüberschüsse in die eigene Aktie zu stecken. Es gibt gute Gründe, eigene Aktien zu kaufen. Etwa, wenn Unternehmen keine passenden Übernahme- oder Investitionsziele finden. So ist es gerade in der Finanzbranche. Beflügelt von der Zinswende fuhren Großbanken 2022 Rekordgewinne ein. UBS, Deutsche Bank, Commerzbank und BNP Paribas etwa nutzen das nun und kaufen die eigene Aktie.

Bei Aktienrückkäufen kaufen Unternehmen die eigenen Aktien zurück, entweder an der Börse oder von den eigenen Aktionären. Die Unternehmensziele sind dabei unterschiedlich: Sie reichen von künstlich herbeigeführten Kurssteigerungen bis zur Verhinderung einer Übernahme durch ein anderes Unternehmen. Aktionär:innen dagegen stehen bei einem Aktienrückkauf vor der Frage, ob sie das Rückkaufangebot annehmen oder ablehnen sollen.

Wie Aktienrückkäufe funktionieren und worauf Anleger dabei achten sollten, erfahren Sie hier:
Was ist ein Aktienrückkauf?

Bei Aktienrückkäufen (englisch Buybacks oder Stock Buybacks) kauft ein Unternehmen eigene Wertpapiere von seinen Aktionär:innen zurück. Dafür hat das Unternehmen zwei Möglichkeiten: Entweder es erwirbt die Papiere über einen Handelsplatz oder es unterbreitet seinen Shareholdern ein öffentliches Rückkaufangebot. Die Gründe für einen Aktienrückkauf sind verschieden. Sie reichen von der Steigerung des Aktienkurses über das Reinigen der Aktionärsstruktur bis zum Vorbeugen etwaiger Fremdübernahmen.

So funktionieren Aktienrückkäufe:

Der Ablauf eines Aktienrückkaufs basiert auf vier Schritten.

  1. Beschluss über den Aktienrückkauf auf der Hauptversammlung des Unternehmens
    Stimmt die Hauptversammlung dem Rückkauf zu, können die Aktien zurückgekauft werden. Diese Zustimmung ist meist an einen Vorratsbeschluss geknüpft, in dem der Umfang und die Dauer des Rückkaufs definiert sind.
  2. Freigabe durch Aufsichtsbehörde
    Im nächsten Schritt muss der Beschluss durch die jeweilige Aufsichtsbehörde freigegeben werden. In Deutschland ist das die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz Bafin. In den Vereinigten Staaten ist die Securities and Exchange Commission (SEC) damit beauftragt.
  3. Rückkauf der Papiere über die Börse oder bei Aktionär:innen
    Gibt die Aufsichtsbehörde ihre Zustimmung, werden die Papiere im nächsten Schritt entweder an der Börse oder von den Aktionär:innen zurückgekauft. Sollen die Aktien von den Aktionär:innen zurückgekauft werden, erhalten diese ein öffentliches Kaufangebot. Den Anleger:innen steht es frei, das Angebot anzunehmen.
  4. Zurückgekaufte Aktien werden vernichtet oder weiterverwendet
    Üblich ist es, dass nach einem Aktienrückkauf die Papiere entweder gelöscht oder weiterverwendet werden. Vor allem in den USA ist es üblich, dass zurückgekaufte Papiere an die Mitarbeitenden ausgegeben werden.
Darum kaufen Unternehmen ihre Aktien zurück.

Kauft ein Unternehmen eigene Anteilsscheine von Aktionären zurück, kann das mehrere Gründe haben, hier die drei wichtigsten:

  • Durch einen Aktienrückkauf steigt der Aktienkurs des Unternehmens, da weniger Aktien am Markt gehandelt werden können, Stichwort Kurspflege. Die Folge: Der Preis pro Aktie steigt, ebenso die Dividendenrendite für die verbliebenen Aktionären.
  • Ein Aktienrückkauf kann verhindern, dass ein Unternehmen von einem anderen übernommen wird. So ein Vorgehen ist dann zu beobachten, wenn ein Übernahme-Interessent Aktien aufkauft, um dadurch eine Beteiligung am Unternehmen zu erhalten.
  • Mit einem Aktienrückkauf können Unternehmen die Aktionären-Struktur bereinigen. Bedeutet: Je weniger Papiere von Kleinanlegern gehalten werden und je mehr bei institutionellen Investoren, desto geringer die Gefahr einer auf Aktienmehrheit basierenden Übernahme.

Das US-amerikanische Technologieunternehmen Apple ist der mit Abstand größte Rückkäufer von Aktien. Allein zwischen 2012 und 2022 haben die Kalifornier Aktien im Wert von Sage und Schreibe 488 Milliarden US-Dollar zurückgekauft. Der Grund für Apples gigantische Rückkäufe ist folgender: Das Unternehmen verfügt zwar über einen Bargeldbestand von 191 Milliarden US-Dollar. Allerdings liegt das Geld, das größtenteils auf Gewinnen basiert, auf ausländischen Konten. Wollte Apple diese Gewinne in die USA transferieren, müsste der Konzern darauf Steuern zahlen. Um an Bargeld zu kommen, ist es für Apple somit günstiger, die eigenen Aktien kreditfinanziert zurückzukaufen, als Steuern auf Gewinne zu zahlen.

Bei Aktionären kommen Rückkaufprogramme oft gut an: So wie jüngst beim US-Konzern Meta, früher Facebook. Der gab Anfang Februar bekannt, sein laufendes Rückkaufprogramm um 40 Milliarden Dollar aufzustocken. Die Aktie schoss innerhalb weniger Tage ein knappes Drittel in die Höhe. Analysten hatten häufig bemängelt, dass Meta nicht sorgsam genug mit den eigenen Finanzen haushalte. Zudem wird die Aktie gerade unter dem Durchschnittspreis der vergangenen Jahre gehandelt. Meta signalisiert mit dem Aktienrückkauf Optimismus fürs Geschäft und lässt den Kursrutsch als Kaufgelegenheit wirken. Wenn Unternehmen eigene Aktien zurückkaufen, steigt der Anteil bestehender Aktionäre automatisch an. Das soll im Idealfall den Kurs stützen.

Spannend dürfte der Fall United Internet (UI) werden. Die Aktie des Telekommunikationskonzerns ist seit Jahren im Sinkflug. Nun will der Konzern aus Montabaur 300 Millionen Euro in Rückkäufe stecken. Dabei verschlingt der Ausbau der 5G-Netzinfrastruktur bei der Tochter 1&1 enorme Summen. UI könnte das Geld also auch operativ gebrauchen. Der Aktienkurs stieg nach der Meldung dennoch erst einmal leicht an. Wie nachhaltig das ist, muss sich zeigen. Einen Automatismus, dass Aktienrückkäufe zu steigenden Kursen führen, gibt es nicht.

Genauso wenig wie stichhaltige Gründe, Unternehmen mittels Steuer in ihrer Entscheidungsfreiheit über Investitionen zu beschneiden. In einer Marktwirtschaft handeln sie effizienzmaximierend. Würden Staaten die Wirkung ihrer eigenen Investitionen so aufmerksam hinterfragen, wie die der Unternehmen, wäre das womöglich der größte Werttreiber für die gesamte Wirtschaft.


Der Preis des Erfolges!

Skizzen zur Psychologie des Vermögens und des Geldes – von Tarek el Sehity – Überlegungen zur polaren Natur zwischen Geld und Vermögen verdanke ich ausführlichen Gesprächen mit Jörg Schallehn im Frühjahr 2011.

Einleitung:
In diesem Beitrag werden die Interviews mit den 15 Hochvermögenden der vorliegenden Studie im Sinne von Expertengesprächen ausgewertet. Der Fokus der Auswertung liegt auf der Entwicklung einer Vermögens-psychologischen Theorie, in der die spezifischen sozial-kognitiven wie auch affektiven Eigenheiten erfasst werden sollen, die ein Leben im ökonomischen Ressourcenreichtum auszeichnen. Ausgehend vom aktuellen zeitgeschichtlichen Kontext der Finanzkrise wird deutlich, dass die Befragten sich gegenüber einer Finanzelite abgrenzen wollen und akute Sorge um die zukünftige Stabilität des Gesellschaftssystemshaben. Ein komplexes von der Psychologie des Geldes durchzogenes Grundprofil zeichnet sich ab, in dem affektiv die Furcht vor dem Neid der anderen hervortritt: Zwei Drittel der Befragten nennen den Neid der anderen als ihre vermögensbedingte größte Sorge.

Der Neid beziehungsweise die Sorge vor dem Neid der anderen erweist sich als Emotion,die aufgrund ihrer kognitiven Architektur in Geldnähe gehäuft auftritt. Eine detaillierte Analyse des Neidgefühls zeigt darüber hinaus, dass seine Ursache weniger im Begehren fremden Besitzes liegt als in einem genuinen Unvermögen. Tatsächlich erschließt sich in der Psychologie des Neides eine komplementäre Perspektive auf das Vermögens-psychologische Phänomen des Eigenvermögens. Der zweite Teil der Untersuchung vertieft anhand der Interviews der Studie die konzeptionelle Frage, wie Vermögen über einen mentalen Prozess angeeignet wird. Zwischen der Gründergeneration und der Nachfolgegeneration treten zwei deutlich zu unterscheidende Aneignungsprofile hervor: Während die Gründergeneration sich weitgehend in ihrem Schaffensprozess verwirklicht sieht, ist die zweite Generation mit der Herausforderung konfrontiert, sich vor allem psychologisch zu profilieren. Es verdeutlichen sich komplexe Profilierungsrituale, über die das zu erbende Vermögen auch tatsächlich, also psychologisch, angeeignet wird.

Mit der zeitlichen Distanz von mehr als einem Jahr gegenüber der Datenerhebung im Frühjahr 2010 und mit der Kenntnis um die sich mehrenden Protestbewegungen auf den Straßen der Finanzzentren werden die weitreichenden Konsequenzen einer mittlerweile historischen Finanzkrise deutlich. Die Interviews fanden mitten in einer Zeit des Umbruchs statt, dessen offizieller Beginn spätestens mit der Insolvenzerklärung der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers am 15. Sept. 2008 datiert werden kann.

Im selben Zeitraum drohte die Zahlungsunfähigkeit auch einigen anderen Finanzinstitutionen (Banken wie Versicherungen), die aus Sorge um den systemischen Zusammenbruch des globalen Finanzsystems mit öffentlichen Geldern gerettet wurden. Im Frühjahr 2010 verdeutlichte sich darüber hinaus, dass einige europäische Länder ihre öffentlichen Schulden nicht mehr würden bedienen können. Die Europäische Union rettete sich im Mai2010 mit 450 Mrd. € vor Griechenlands Zahlungsunfähigkeit. In den Medien mehrten sich gleichzeitig Berichte über die Millionenhöhe der Boni und Gehälter von Bankmanagern,deren Institute noch im Jahr zuvor hatten gerettet werden müssen (siehe hierzu die Stellungnahme von Frau Jung oben). In scharfem Kontrast dazu standen auf nationaler Ebene Budgetsparpakete, die sowohl höhere Steuern als auch geringere soziale Leistungen vorsahen.

Die Forderungen nach besonderen Beiträgen der Reichen – einer „Reichensteuer“ – wurden laut, und ab Sommer 2011 formieren sich Bürger unter dem Slogan „We arethe 99 %“ in verschiedenen westlichen Ländern zu Protestbewegungen gegen den Finanzsektor und die wachsende Kluft zwischen dem reichsten einen Prozent und der übrigen Bevölkerung. Dieser bereits zeitgeschichtliche Hintergrund schlug sich nicht nur in den Meldungen der Medien nieder, sondern auch in den Interviews der vorliegenden Studie, ohne dass die Interviewten direkt darauf angesprochen wurden. So kommt bei einem älteren Unternehmer – angesprochen auf die gesellschaftliche Verantwortung erfolgreicher Unternehmer– eine deutliche Betroffenheit über die aktuellen Entwicklungen zum Ausdruck: Auch in den folgenden kritischen Aussagen einer jungen Unternehmerin zu einem der Protagonisten der Finanzkrise werden Befürchtungen vor einem angespannten sozialen Klima in einer auseinanderdriftenden Gesellschaft deutlich weiterlesen in der PDF:

El_Sehity_Der_Preis_des_Erfolges_Skizzen

Die Studie ist im Buch „Verantwortung und Bewährung„ – Eine vermögenskulturelle Studie im Springer Verlag erschienen.

4 Comments

  1. Joanna Zofia Jurczek sagt:

    So so

  2. Joanna Zofia Jurczek sagt:

    👉

  3. Joanna Zofia Jurczek sagt:

    !

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