Der Sündenfall: der mächtigste Mythos der Menschheit
Warum ließen sich Eva und Adam mit einem Apfel verführen?

Welche Auswirkungen hatte der Sündenfall auf die Menschheit?

Erster Blickwinkel:

Eine der unmittelbaren Auswirkungen des Sündenfalls war, dass die Menschheit von Gott getrennt wurde. Im Garten Eden gab es mit Adam und Eva eine perfekte Kommunikation und Gemeinschaft mit Gott. Als sie gegen ihn rebellierten, zerbrach diese Gemeinschaft. Sie wurden sich ihrer Sünde bewusst und schämten sich vor ihm. Sie versteckten sich vor ihm (1. Mose 3,8-10) und der Mensch versteckt sich seit dieser Zeit vor Gott. Nur durch Christus kann diese Gemeinschaft wieder hergestellt werden, weil wir durch ihn so gerecht und sündenfrei in Gottes Augen werden, wie Adam und Eva es waren, bevor sie sündigten. „Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.“ (2. Korinther 5,21).

Aufgrund des Sündenfalls wurde Tod zur Realität und alle Schöpfung unterliegt dem Tod. Alle Menschen sterben, alle Tiere sterben, alle Pflanzen sterben. „Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt“ (Römer 8,22), und auf die Zeit wartet, wenn Christus zurückkehren wird, um uns von den Auswirkungen des Todes zu befreien. Aufgrund der Sünde ist der Tod eine unausweichliche Realität und keiner ist immun dagegen. „Denn der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.“ (Römer 6,23). Aber schlimmer noch, wir sterben ja nicht nur, sondern wenn wir ohne Christus sterben, sterben wir auf ewig.

Ein weiterer Effekt des Sündenfalls ist, dass Menschen den Sinn, warum sie geschaffen wurden, vergessen haben. Des Menschen höchster Sinn im Leben ist es Gott zu verehren und seine Gesellschaft für immer zu genießen. (Römer 11,36; 1. Korinther 6,20; 1. Korinther 10,31, Psalm 86,9). Die Liebe zu Gott ist somit das Herzstück aller Moral und Güte. Das Gegenteil ist die Wahl sich selbst als höchste Priorität zu sehen. Egoismus ist der Kern für den Sündenfall und was folgt, sind alle anderen Verbrechen gegen Gott. Sünde dreht sich immer um sich selbst und dies wird dadurch bestätigt, wie wir unser Leben führen. Wir stellen uns und unsere hervorragenden Qualitäten und Leistungen in den Vordergrund. Wir minimieren unsere Unzulänglichkeiten. Wir suchen besondere Gefallen und Möglichkeiten in unserem Leben, wir wollen besonders und besser als andere sein. Wir achten auf unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse, während wir die von anderen ignorieren. Kurz gesagt, wir setzen uns selbst auf den Thron unseres Lebens und ergreifen die Rolle von Gott.

Als Adam sich dafür entschied, gegen seinen Schöpfer zu rebellieren, verlor er seine Unschuld, erlitt die Strafe des körperlichen und spirituellen Todes, sein Verstand wurde durch die Sünde verdunkelt, wie auch der Verstand seiner Nachkommen. Apostel Paulus sagte von den Heiden: „Und wie sie es für nichts geachtet haben, Gott zu erkennen, hat sie Gott dahingegeben in verkehrten Sinn, sodass sie tun, was nicht recht ist“ (Römer 1,28). Er sagte den Korinthern, dass „den Ungläubigen [hat] der Gott dieser Welt den Sinn verblendet […], dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes.“ (2. Korinther 4,4). Jesus sagte: „Ich bin als Licht in die Welt gekommen, auf dass, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe.“ (Johannes 12,46). Paulus erinnerte die Epheser: „Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn.“ (Epheser 5,8). Der Sinn der Erlösung ist, „ihre Augen aufzutun, dass sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott.“ (Apostelgeschichte 26,18).

Der Sündenfall brachte den Menschen Sittenlosigkeit und Verderben. Paulus sprach von denen „die ein Brandmahl in ihrem Gewissen haben” (1. Timotheus 4,2) und solchen, deren Verstand als Resultat, dass sie die Wahrheit abgelehnt haben, verdunkelt wurde (Römer 1,21). In diesem Stadium ist der Mensch völlig unfähig, das zu wählen oder zu tun, was für Gott akzeptabel ist, abgesehen von Gottes Gnade. „Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft gegen Gott, weil das Fleisch sich dem Gesetz Gottes nicht unterwirft; denn es vermag’s auch nicht.“ (Römer 8,7) – Quelle.


Zweiter Blickwinkel:

Unter „Sündenfall“ versteht man in der biblischen Theologie den in Gen 3 erzählten Verstoß der ersten Menschen, Adams und seiner Frau, gegen das Verbot Gottes, vom → Baum der Erkenntnis von Gut und Schlecht im Garten von Eden zu essen (Gen 2,17). Die Erzählung in Gen 3 setzt den zweiten Schöpfungsbericht der Bibel in Gen 2,4b-25 voraus (Erschaffung von Adam und seiner Frau; Versetzung in den Garten von Eden; → Schöpfung) und ist mit ihm auf mehrfache Weise verknüpft (siehe z.B. „Baum der Erkenntnis von Gut und Schlecht“ in Gen 2,9.17 [und indirekt in Gen 3,5.22] bzw. „Baum in der Mitte des Gartens“ in Gen 2,9 und Gen 3,3 bzw. „Baum des Lebens“ in Gen 2,9 und Gen 3,22.24; Verbot Gottes mit Ankündigung des Todes in Gen 2,17 und Gen 3,1-6.11.17; Nacktheit des Menschen in Gen 2,25 und Gen 3,7.10.11). Durch die Einführung der → Schlange als Verführerin der Frau in Gen 3,1-6 beginnt jedoch eine neue Erzählung, die in Gen 3,23.24 mit der Vertreibung aus dem Garten von Eden endet.

2. Die Problematik / offene Fragen
Die Erzählung vom Sündenfall oder von der Vertreibung aus dem Paradies enthält einige Spannungen, für die unterschiedliche Lösungen angeboten werden.

2.1. Spannungen im Text und Entstehungshypothesen
Zu den besonders auffallenden Spannungen innerhalb des Textes gehört die doppelte Ausweisung aus dem Garten in Gen 3,22-24 und die damit zusammenhängende Erwähnung verschiedener Bäume. Unklar erscheint dabei das Verhältnis des Baumes der Erkenntnis zum Baum des Lebens, die beide nach Gen 2,9 in der Mitte des Gartens stehen (vgl. den Exkurs bei Westermann, 288-292). Das Verbot Jahwes betrifft den Baum der Erkenntnis (Gen 2,17), der wohl nach Gen 3,3.5 in der Mitte des Gartens stand. Vom Baum des Lebens haben Adam und Eva nicht gegessen, und damit dies auch in Zukunft nicht passiert und der Mensch nicht ewig lebt (Gen 3,22), verfügt Gott die Vertreibung aus dem Garten (Gen 3,23). Die Nennung von zwei für die Zukunft des Menschen entscheidenden Bäumen hat zu verschiedenen überlieferungsgeschichtlichen oder redaktionsgeschichtlichen Hypothesen über die Entstehung des Textes geführt.

Seit der historisch-kritischen Erforschung des Alten Testaments und der Entwicklung der Urkundenhypothese wurde Gen 2,4b-3,24, abgesehen von wenigen Zusätzen, meist dem nicht immer in die gleiche Zeit datierten → Jahwisten zugeschrieben, der allerdings schon vorliegendes Material, darunter mythologische Motive aus dem Alten Orient, Kanaan und Ägypten, übernommen hat (so z.B. von Rad, 51, 60, 71f; Grelot, 33; Westermann, 259-269 nach einem Exkurs zur Forschungsgeschichte 255-259; Scharbert, 17f, 26-28, 48; Steck, 24f und passim; Seebass,137f; Rottzoll; Loh, vor allem zu „Baum“ und „Schlange“). Spannungen im Text werden bei dieser Hypothese nicht nur überlieferungskritisch, sondern manchmal auch durch semantische Überlegungen zu erklären versucht.

So löst z.B. J. Scharbert das Problem der beiden Bäume, indem er den Kollektivbegriff עֵץ ‘eṣ („Holz / Baum“) als „Baumgruppe“ deutet, zu der beide Bäume gehören können (Scharbert, 49f). Später rechneten viele Exegeten mit einer Bearbeitung der jahwistischen Fassung durch einen „Jehowist“ genannten Redaktor, da neben dem Gottesnamen → Jahwe auch die Gottesbezeichnung Elohim in Gen 2,4b-3,24 vorkommt (redaktionsgeschichtliche Lösungen bei Weimar, Dohmen, Ruppert – allerdings mit unterschiedlichen Ergebnissen; vgl. zu weiteren Studien die Übersicht bei Blum, 27; eine theologische Differenzierung beim Gebrauch von Jahwe und Elohim erwägt H. Schüngel-Straumann, 81) – Quelle.


Dritter Blickwinkel:

Als Sündenfall bezeichnet die christliche Theologie ein teils wörtlich, meist jedoch symbolisch gedeutetes Ereignis, das in der Bibel (1. Mo 3 EU) als der Verzehr der verbotenen Frucht des Baumes der Erkenntnis (eigtl. Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen) durch das erste Menschenpaar (Adam und Eva) beschrieben wird. Sie deutet dies zugleich als die Unheilsgeschichte der Menschheit begründende Ursünde (lat. peccatum originale originans). Die damit begründete Unheilsgeschichte wird in analoger Verwendung des Sündenbegriffs Erbsünde (lat. peccatum originale originatum) genannt, insofern jeder Mensch als Nachkomme Adams in diese Geschichte „hineingeboren“ und damit in seiner eigenen Freiheitsgeschichte vorbelastet ist. Der Unheilsgeschichte „von Adam her“ wird die Heilsgeschichte der Menschheit „auf Christus hin“ gegenübergestellt, der als „der neue Adam“ (Rom 5,12-21 EU) verstanden wird.

Ausgehend von einem Text Nietzsches bietet sich der Text abgesehen von theologisch oder spirituell intendierten Deutungen des „Sündenfalls“ auch einer psychohistorischen Interpretation an. In Friedrich Nietzsches 1874 erschienenem Werk „Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben“ wird der Mensch in einem Gleichnis dem Tier gegenübergestellt. Nietzsche erinnert hier scheinbar beiläufig an die Vertreibung aus dem Paradies, wenn er schreibt: „Den Menschen ergreift es, als ob er eines verlorenen Paradieses gedächte, die weidende Herde oder das Kind zu sehen, das noch nichts Vergangenes zu verleugnen hat und zwischen den Zäunen der Vergangenheit und der Zukunft in überseliger Blindheit spielt.“ In seiner Wortwahl stellt Nietzsche das historische Wesen des Menschen, also den Zeitbezug seines Lebensvollzugs, implizit in einen Kontext zur Vertreibung aus dem Paradies. Diesen Wesenszug des Menschen vorausgesetzt, kann das Essen vom Baum der Erkenntnis als Bild für die speziell menschlich erworbene Fähigkeit zur Erkenntnis der Zeitlichkeit und damit der Endlichkeit verstanden werden. Im Gleichnis vom Sündenfall hatte die Schlange dem Menschen vorhergesagt, dass er nicht sterben werde, aber Gut und Böse voneinander unterscheiden könne, wenn er von diesem Baum esse. Entgegen der Ankündigung Gottes jedoch und entsprechend der Ankündigung der Schlange stirbt der Mensch auch nicht nach der Speise, sondern beginnt zu erkennen. Die Ankündigung war jedoch nicht, dass er unmittelbar nach dem Verzehr stirbt. Um aber zu jener Erkenntnis zu gelangen, musste er Ursache und Wirkung, also die Zeitlichkeit (und damit Endlichkeit) allen Lebens sehen können. Die Scham – symbolisiert im Verstecken vor Gott – setzt ein, indem der Mensch aus seinem bisher rein gegenwärtigen Zustand sich der Folgen eigenen – auch seines vorherigen – Handelns bewusst wird. Und auch die Angst des Menschen – ebenfalls verdichtet im Verstecken vor der göttlichen Macht – beginnt im Bewusstsein der eigenen Zeitlichkeit: Bis zur Speise vom Baum der Erkenntnis nämlich hat er nicht von der Sicherheit und Unausweichlichkeit des Todes gewusst. Nun aber ist er das einzige Wesen, das aus dem paradiesischen Zustand der Reduktion auf ein gegenwärtiges Leben gerissen vom sicheren Sterben alles Lebendigen weiß – und daher auch dem eigenen Tod. So sind die Menschen auch die einzigen Lebewesen, die aus dem Paradies vertrieben worden sind. Er lebt in „Gottesfurcht“. Die Fähigkeit zur Erkenntnis aber kann der Mensch nicht wieder abgeben, sie vererbt sich von Generation zu Generation weiter: Er ist verurteilt zur Erkenntnis, zum Gewahrwerden dessen, was er tut – und daher in seinen menschlichen Beschränkungen auch zum „Sündigen“. Wenngleich dies im Begriff der „Erbsünde“ eine theologisch intendierte Überhöhung erfährt, so erlebt der Mensch hierin wie in seiner begrenzten Macht doch die unbedingten Unterschiede zu dem, was das abrahamitische Gottesbild ausmacht. Jedes Aufbegehren gegen seine Begrenzung, indem er etwa sein Bemühen um die Erkenntnis der weltlichen Zusammenhänge weiter verstärkt und seine Eigenmächtigkeit erhöht, scheint vor dem Hintergrund des „Sündenfalls“ indes nicht die Erlösung von seiner Last, sondern sein fortschreitendes Verderben zu sein. In dieser Interpretation wird die biblische Geschichte zum Gleichnis über das Wesen des Menschen, der in die gottähnliche Fähigkeit zur Erkenntnis verliebt an dieser wieder und wieder sein Glück versucht und doch auch scheitert. Wenn der Mensch so in seinem Wesen als „sündig“, nämlich irrend verstanden werden kann, kommt diese Deutung dem Verständnis in den reformierten Kirchen dahin gehend nahe, dass diese den Begriff der Sünde weniger auf die einzelne Fehlhandlung als auf das Wesen des Menschen beziehen. Zwar weichen die Deutungen des Sündenfalls in den verschiedenen christlichen Traditionen teilweise sehr von dieser Interpretation (und voneinander) ab. Da das beschriebene Verständnis des Sündenfalls aber auch verdeutlichen kann, dass im menschlichen Selbstbild seine unüberwindbare Trennung und Entfernung zu Gott deutlich wird, steht diese Interpretation trotz ihrer eher weltlichen Intention doch wiederum einem christlichen Grundverständnis des Gleichnisses nah. Gerade in der Frage der Trennung oder Entfernung zu Gott allerdings wird die Problematik des Gottesbegriffes deutlich, die sich in den sehr verschiedenen Auffassungen der abrahamitischen Religionen und Konfessionen versinnbildlicht. Das Gleichnis vom Sündenfall stellt in dieser Deutung auch für den agnostischen Leser eine zentrale Bibelstelle dar, wenn darin ein Symbol für die Unmöglichkeit einer umfassenderen menschlichen Erkenntnis Gottes ebenso deutlich wird wie die Sehnsucht nach seiner Existenz.


Der Blickwinkel OeHu folgt in Textform zu gegebener Zeit!
Sünde bedeutet: Ziel verfehlt, mit der Aufforderung verbunden, es immer und immer wieder neu zu ver-suchen!

Das Bild als ein OeHu Wunsch-Ziel.

Der Versuch ist im Training eine selbstverständliche Haltung, um sich stetig und ständig zu verbessern!

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