Bedeutungen:

allgemein: der Wunsch oder das Verlangen nach etwas.
Wirtschaft, meist im Plural: Empfindung eines Mangels, mit dem Bestreben, ihn zu beseitigen.
veraltet: die Notdurft.

Synonyme:

Drang, Sehnsucht, Verlangen.
Bedarf.
Notdurft.

Oberbegriff:

Gefühl.

Unterbegriffe:

[Bildungsbedürfnis, Mitteilungsbedürfnis, Redebedürfnis, Regelungsbedürfnis, Schlafbedürfnis, Schmuckbedürfnis, Schutzbedürfnis, Sicherheitsbedürfnis
Existenzbedürfnisse, Grundbedürfnis, Individualbedürfnis, Kollektivbedürfnis, Komplementärbedürfnis, Luxusbedürfnis.

 

Unter Bedürfnis versteht man in der Alltagssprache VerlangenWunsch, Ansprüche („wachsende Bedürfnisse“) oder etwas vorwiegend materielles zum Leben Notwendiges. In der Psychologie wird Bedürfnis oft definiert als „Zustand oder Erleben eines Mangels, verbunden mit dem Wunsch ihn zu beheben“ oder als das Verlangen oder der Wunsch, einem empfundenen oder tatsächlichen Mangel Abhilfe zu schaffen. Dieser allgemeine psychologische Begriff, dem die Termini Motiv und Motivation sinnverwandt sind, ist Bezugspunkt der Darstellung und ist den wirtschaftswissenschaftlichen, philosophischen oder anderen Verwendungen des Begriffs verwandt.

In Abhängigkeit vom historischen und wissenschaftlichen Kontext (Philosophie, Ökonomie, Psychologie) gab und gibt es unterschiedliche sprachliche Bezeichnungen für jene Vorstellungen, die mit dem Begriff „Bedürfnis“ verbunden werden. Einige dieser Benennungen lassen sich synonym verwenden, beziehen sich also auf denselben Begriff; andere verweisen auf Begriffe, die dem des Bedürfnisses ähneln, mit ihm aber nicht identisch sind:

  • Natürliche Hinneigungen (inclinationes naturales): Thomas von Aquin verwendet diesen Ausdruck im Kontext seiner Naturrechtslehre. Die Vernunft fasse „alle jene Dinge, zu welchen der Mensch eine Hinneigung in seiner Natur selber hat, als Gut auf und als erstrebenswert“.
  • Trieb: Diese stark durch Sigmund Freud geprägte Bezeichnung wird von gegenwärtigen Psychologen in enge Beziehung zu den Ausdrücken „Bedürfnis“ und „Motivation“ gesetzt. Zuweilen finden sich auch Aussagen wie die, dass Triebe Bedürfnissen „entspringen“ bzw. aus ihnen „resultieren“.
  • Instinkt: Während der Anfangszeit angelsächsischer Motivationsforschung versuchte William McDougall, menschliche Bedürfnisse mithilfe einer Auflistung von Instinkten zu systematisieren. Seine Definition des Instinktbegriffs umfasst drei verschiedene Prozesse – eine Disposition zur selektiven Wahrnehmung in Abhängigkeit vom Zustand des Organismus, einen emotionalen Impuls und instrumentelle Aktivitäten zur Zielerreichung. Durch Ethologen wie Konrad Lorenz und Nikolaas Tinbergen wurde der Begriff „Instinkt“ später auf ererbte Bewegungskoordinationen begrenzt.
  • Bedürfnis (need): Henry Murray machte needs zum Mittelpunkt des motivationspsychologischen Begriffssystems. Die Wechselwirkung zwischen dem Bedürfnis und den sich in der Umwelt bietenden Handlungsgelegenheiten (press) nannte er „Thema“. Für die Wirtschaftswissenschaften sind nur jene Bedürfnisse von Bedeutung, die von wirtschaftlichen Gütern befriedigt werden. Ein Bedürfnis, das auf konkrete Objekte bezogen ist, wird als Bedarf bezeichnet. Sind mit einem Bedarf entsprechende finanzielle Ressourcen verbunden, spricht man von Nachfrage.
  • Motiv: In der psychologischen Terminologie gibt es eine enge Verwandtschaft zwischen den Begriffen „Bedürfnis“ und „Motiv“. Julius Kuhl definiert Bedürfnisse als subkognitive und subaffektive Melder von Ist-Sollwert-Diskrepanzen, die den Kern entsprechender Motive ausmachen. Im Motiv ist das Bedürfnis in ein kognitiv-emotionales Netzwerk von Lebenserfahrungen eingebunden, das im jeweiligen Kontext angemessene Handlungsoptionen bereitstellt.
  • Motivation: Während Motive relativ stabile Persönlichkeitseigenschaften (Dispositionen) darstellen, versteht man unter „Motivation“ den veränderbaren Zustand einer Person. Die aktuell vorhandene Motivation, ein bestimmtes Ziel anzustreben, wird von personenbezogenen (Motivdispositionen) und von situationsbezogenen Einflüssen (Anreizen) geprägt.
  • Interesse: Garret Thomson führt den Begriff des „fundamentalen Bedürfnisses“ auf den des „Interesses“ zurück. Bei beiden handelt es sich um Dispositionen, die den Kern menschlicher Motivation ausmachen. Werden sie nicht befriedigt, erleidet eine Person schweren Schaden. Für Dietmar von der Pfordten hingegen stellen „Interessen“ bzw. „Belange“ abstrakte und umfassende Begriffe dar, die die konkreteren Begriffe der „Strebungen“, „Bedürfnisse“, „Wünsche“ und „Ziele“ einschließen.

 

Bedürfnisse des Menschen
W. McDougall H. Murray I. Eibl-Eibesfeldt D. McClelland
Vermeiden von Infektionen, Schmerzen, Verletzungen
Ernährung Nahrung, Wasser Hunger, Durst Hunger
Vermeiden von Hitze und Kälte Schutz vor Hitze, Kälte, Regen, Wind, Sonne
Vorliebe für Pflanzen, Gewässer, Höhlen, Ausblicke
Inbesitznahme eines Territoriums
Bewegung Bewegung
Herdeninstinkt Anschluss, Freundschaft, Geselligkeit Kontakt, Geselligkeit, Zugehörigkeit zu Gemeinschaft Anschluss
Fortpflanzung Sex Sex, Partnerbindung, Liebe Sexualität
Elterninstinkt Stillen, Fürsorglichkeit Fürsorglichkeit, Betreuung des Nachwuchses Fürsorglichkeit
Hilfesuchen Geborgenheit Hilfesuchen
Machtausübung Machtstreben, Dominanz Macht
Autonomie, Freiheit suchen
Selbstbehauptung Anerkennung, Status Ansehen, Rangstreben
Selbsterniedrigung Ehrerbietung, Folgsamkeit, Unterwürfigkeit Unterordnung, Führung akzeptieren
Kampflust Aggression Aggression, Kampfappetenz
Neugierde, Konstruktion Erkunden, Erkennen, Verstehen, Leistung, Konstruktion Neugier, Erkunden Leistung
Sinnliche Eindrücke, Unterhaltung Erregung, Reize, Risiko Abwechslung
Entspannung, Ruhe Entspannung, Ruhe, Privatheit

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