Im Hirn könnte ein Filter fehlen, der Wichtiges von Belanglosem trennt.
Bedeutungen:
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- Flüssigkeit oder Gas durch ein Filter gehen lassen und feste Stoffe zurückhalten oder abtrennen.
- Optik, Fotografie: Lichtstrahlen, Schwingungen in einem Filter trennen und unerwünschte Strahlungsanteile zurückhalten, ausschalten; durch einen Filter gehen lassen.
- Datenverarbeitung eintreffende oder ausgehende Informationenbewerten, zuordnen und gegebenenfalls verwerfen oder umformulieren.
- Psychologie – Aufmerksamkeit – Absolutes Gehör – siehe weiter unten.
- Soziologie – Systemtheorie nach Niklas Luhmann – „funktionale Differenzierung“ – Neudeutsch: Filter-Blase.
- Geräte, Bauteile oder Baugruppen:Fluidtechnik:
- Filter (Fluidtechnik), eine Vorrichtung zur Trennung von Medien, beispielsweise ein Kaffeefilter.
Elektrotechnik:
- Filter (Elektrotechnik), eine elektrische Schaltung, die bestimmte Frequenzen aus einem Signalspektrum abschwächt.
- Mechanisches Filter, eine mechanische Vorrichtung zum gleichen Zweck.
Optik:
- Filter (Optik), ein Hilfsmittel zur Selektion von elektromagnetischer Strahlung.
- Filter (Fotografie), ein Bauteil, das vor der Kameralinse befestigt wird.
7. Methoden:
Mathematik, Statistik, Datenbank:
- Filter (Mathematik), ein mathematisches Objekt, das den Begriff der Folge verallgemeinert.
- Filter (Statistik), ein mathematisches Verfahren, das Mengen beliebiger Objekte filtert.
- Filter (Software), eine Programmfunktion, durch die aus vorhandenen Eingabedaten nur eine bestimmte Teilmenge verwendet/verarbeitet wird.
- Filter (SQL), selektierte Datenbank-Abfrage.
Signakverarbeitung:
- Digitales Filter, ein mathematisches Filter zur digitalen Signalverarbeitung.
Informatik/Mechanik:
- Filter (Strukturanalyse), eine matrizielle Darstellungsweise von Lasten und Strukturen für die Tragwerksberechnung.
Digitale Bildverarbeitung:
- Grafikfilter, Effekte zur Bildveränderung.
- Filter (Bildverarbeitung), eine Operation, die ein Eingangsbild mittels einer mathematischen Abbildung in ein Ausgabebild überführt.
Herkunft:
laut Duden ist das Wort eine Bildung des 19./20. Jahrhunderts.
Ableitung des Substantivs Filter zum Verb, Konversion
Synonyme:
durchseihen, durchsieben, filtrieren, klären, kolieren, seihen, sieben, nutschen.
Die Filtertheorie der Aufmerksamkeit wurde im Jahr 1958 vom britischen Psychologen Donald Eric Broadbent entwickelt. Mit dieser Theorie versuchte er die Befunde zum dichotischen Hören, dem Split-Span-Paradigma und der psychologischen Refraktärperiode einheitlich zu erklären.
Beim dichotischen Hören erhält die Versuchsperson zwei verschiedene Texte per Kopfhörer auf dem linken und rechten Ohr dargeboten, sie soll aber ihre Aufmerksamkeit nur auf eine fokussieren. Dabei werden die Inhalte des Textes im nicht zu beachtenden Kanal (z. B. rechtes Ohr) in aller Regel nicht wahrgenommen, lediglich ein Wechsel von männlichem zu weiblichem Sprecher oder ein Wechsel von Text zu Tönen wurde bemerkt.
Analog zum dichotischen Hören werden den Versuchspersonen beim Split-Span-Paradigma Ziffernpaare simultan präsentiert. Dabei zeigte sich, dass die Wiedergabe der Ziffern bevorzugt nach Ohr und nicht nach Paaren erfolgte. Die psychologische Refraktärperiode beschreibt, dass eine Person eine längere Reaktionszeit auf den letzteren von zwei Zielreizen, die direkt hintereinander dargeboten werden, benötigt.
Aus diesen Ergebnissen schlussfolgerte Broadbent, dass aufgabenirrelevante Informationen vor ihrer Verarbeitung abgeblockt werden und, dass physikalische Merkmale der Informationen (z. B. linkes oder rechtes Ohr, Frequenz etc.) Hinweisreize sind, um unterschiedliche Informationen auseinanderzuhalten bzw. die Selektion verschiedener Informationen auf Basis dieser physikalischen Merkmalen geschieht. Den letzteren Befund interpretierte Broadbent dahingehend, dass zuerst die Verarbeitung eines Reizes abgeschlossen sein muss, bevor die des zweiten Reizes beginnt.
Das beschriebene Modell hat theoretisch folgenden funktionellen Aufbau: Alle Wahrnehmungen gelangen zunächst in einen sensorischen Speicher, der die Sinneseindrücke für Sekundenbruchteile festhält. Dann wird auf Basis physikalischer Charakteristika wie z. B. der Stimmlage, und nicht etwa dem Inhalt, darüber entschieden, welche Informationen weiterverarbeitet werden. Alle anderen Informationen werden herausfiltriert. Erst danach werden die Daten in wahrnehmbare Information verwandelt, also z. B. Wörtererkennung geleistet. Die erkannten Informationen gelangen anschließend in das Kurzzeitgedächtnis. Sie stellt somit eine Theorie der frühen Auswahl dar. Da sie viele experimentelle Befunde, wie z. B. den Cocktail-Party-Effekt, nicht erklären kann, gilt sie heute als veraltet.
Dorsch das „Psychologische Wörterbuch“ zum Filtern.
Aufmerksamkeit, Filtertheorie [engl. filter model/theory of attention], [KOG, WA], die Filtertheorie (Broadbent, 1958) fasst drei grundlegende empirische Ergebnisse zu einer der ersten theoretischen Erklärungen der Aufmerksamkeit zus. Die Filtertheorie ist auch für aktuelle kognitiven Ansätze relevant, indem sie die Informationsselektion vermittels paralleler und serieller Verarbeitungsstufen bzw. -mechanismen erklärt sowie die Existenz eines Verarbeitungsengpasses postuliert, der relativ früh, d. h. innerhalb des perzeptuellen Teils des kognitiven Systems, angesiedelt ist. Die Grundlagen der Filtertheorie sind Untersuchungen zum dichotischen Hören (dichotisch, Cherry, 1953), in denen Nachrichten an die beiden Ohren dargeboten werden, von denen eine zu verfolgen ist; die Frage ist, welche Aspekte der nicht verfolgten Nachricht Pbn berichten können. Dabei zeigte sich, dass physikal. Eigenschaften des Stimulus eine entscheidende Rolle bei der Selektion bzw. Deselektion von sensorischen Informationen zukommt. Eine zweite Grundlage ist die psychologische Refraktärperiode, eine Beschränkung in der Informationsverarbeitungskapazität, die sich in längeren einfachen Reaktionszeiten auf den zweiten von zwei mit kurzer Verzögerung hintereinander dargebotenen Stimuli manifestiert, wenn die Verzögerung (stimulus-onset asynchrony (SOA)) kürzer wird. Die verlängerten Reaktionszeiten wurden als durch einen Engpass (Flaschenhals (bottleneck) der Informationsverarbeitung) im Verarbeitungssystem verursacht interpretiert, der zur Folge hat, dass die Verarbeitung des ersten Reizes abgeschlossen sein muss, bevor die des zweiten Reizes beginnen kann. Eine dritte Grundlage sind Ergebnisse zum Split-Span-Paradigma.
Broadbent integrierte die drei Befunde in eine theoretische Erklärung i. R. des Informationsverarbeitungsansatzes. Gemäß Filtertheorie gelangen zwei gleichzeitig dargebotene Eingangsreize parallel und gleichzeitig in einen sensorischen Speicher (Gedächtnis). Nur einer der Stimuli passiert auf der Grundlage seiner physikal. Merkmale einen Filter, der nur für Stimuli mit entspr. Merkmalen durchlässig ist. Der zweite, an der Weiterverarbeitung gehinderte Stimulus verbleibt kurze Zeit für evtl. späteren Zugriff im Speicher. Der Filter war Broadbents Ansicht nach notwendig, um ein kapazitätslimitiertes, strikt serielles Verarbeitungssystem (limited-capacity channel) jenseits des Filters vor Überlastung zu schützen; ein Stimulus, der den Filter durchläuft, wird dann von diesem Verarbeitungssystem gründlich, d. h. bis zu einer semantischen Repräsentation, verarbeitet (Aufmerksamkeit, Theorie der späten Selektion). Aufmerksamkeit, Attenuationstheorie.
Das Projekt „Filtering”…
untersucht Filter anhand historischer, experimenteller und rechnerischer Ansätze. Welche Informationen können beispielsweise durch neue Filtertechniken erweitert werden? Wie können Prozesse wie die Speicherung, Kommunikation und Verarbeitung von Daten und Bildern oder analoge Räume und Materialien durch Filterung verändert werden? Erzeugt dies Muster? Bei ihren Untersuchungen konzentrieren sich die Forscher auf wesentliche physikalische Mechanismen bis hin zu makroskopischen Vorgängen. In Zeiten digitaler Kultur will das Projekt analoge Filter neu erforschen und damit das Analoge im digitalen Zeitalter wieder herstellen.Während des Kurzprojekts Exploring Filtering Interaktionsdesigner Thomas Ness und der Textildesignerin Veronika Aumann erstellten mehrere spielerische Experimente zu Filterprozessen. Das Ziel dieser Untersuchung der Filterung war es, sie auf praktische bzw. greifbare Weise zu messen und auszudrücken. Sie konzentrierten sich auf den Filter selbst – als Objekt und aktive Materie. Im »Design Lab« wurden verschiedene Arten und Methoden von Filterprozessen mit bekannten Prototyping-Materialien und -Techniken praxisnah getestet und in sechs narrativ und visuell eindrucksvolle Darstellungen umgewandelt.
Große und komplexe Datenmengen werden nach relevanten Informationen gefiltert, während Wasser durch Filter gereinigt wird und somit zu Trinkwasser wird. Filter auswählen, extrahieren und ändern – wie sie dies tun, ist jedoch oft schwer zu verstehen oder bleibt sogar unsichtbar.