Die Kaffeebohnen werden aus Steinfrüchten verschiedener Pflanzenarten aus der Familie der Rubiaceae gewonnen. Die beiden wichtigsten Arten der Kaffeepflanze sind Coffea arabica (Arabica-Kaffee) und Coffea canephora (Robusta-Kaffee) mit vielen Sorten und Varietäten. Je nach Sorte und Anbauort gibt es unterschiedliche Qualitätsstufen. Kaffee wird in über 50 Ländern weltweit angebaut. Es existieren 124 wilde Kaffee-Arten, von denen etwa 60 % als gefährdet gelten. Es wird angenommen, dass die Region Kaffa im Südwesten Äthiopiens das Ursprungsgebiet des Kaffees ist. Dort wurde er bereits im 9. Jahrhundert erwähnt. Von Äthiopien gelangte der Kaffee vermutlich im 14. Jahrhundert durch Sklavenhändler in den Jemen auf der Arabischen Halbinsel. In der heute üblichen Zubereitungsart mit gerösteten, gemahlenen oder zerstampften und gekochten Bohnen wurde er dort aber wahrscheinlich erst ab Mitte des 15. Jahrhunderts getrunken. Der Kaffeeanbau brachte Arabien eine Monopolrolle ein. Handelszentrum war die Hafenstadt Mocha, auch Mokka genannt, das heutige al-Mukha im Jemen.
Kuriositäten.
Früh wurde auch Kritik am Kaffeekonsum laut. In der Kaffeekantate aus dem Jahr 1734 von Johann Sebastian Bach (Textgrundlage von Picander) wird dieser Kritik mit Humor begegnet. Dennoch komponierte Carl Gottlieb Hering (1766–1853) den bekannten Kanon „C-a-f-f-e-e, trink nicht so viel Kaffee!“ mit den sechs Anfangstönen C-A-F-F-E-E. Nach einer verbreiteten Anekdote soll der schwedische König Gustav III. versucht haben, zu beweisen, dass Kaffee giftig sei. Dazu sollen zwei zum Tode verurteilte Häftlinge begnadigt worden sein; der eine Häftling musste Tee trinken, der andere Kaffee, und zwar täglich. Diese beiden sollen jedoch sowohl die überwachenden Ärzte als auch den König überlebt haben – siehe auch: Kaffeeexperiment Gustavs III.
Kaffee – Geheimnisse eines Wundertranks.
Kaffee ist nach Erdöl das zweitwichtigste Handelsgut der Welt. Doch das beliebte Getränk hat ein dunkles Geheimnis. Historisch betrachtet ist es kein Zufall, dass Kaffee und Kaffeehäuser kurz vor dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und vor der Französischen Revolution boomten … Bereits kurz nach seiner Entdeckung in Äthiopien hat der Kaffee zu einschneidenden Umbrüchen beigetragen. Unzählige Male wurden aus politischen Gründen in Mekka, im Osmanischen Reich und in Europa Kaffeehäuser verboten. Dem Historiker Alain-Jacques Tornare zufolge ging die Französische Revolution maßgeblich vom berühmten Café Procope und weiteren Kaffeehäusern aus. Erst als sich die Europäer vom Bier, das im Mittelalter hauptsächlich getrunken wurde, teilweise abwendeten und Kaffee zu trinken begannen, kam es zu gravierenden Umwälzungen.
LANG LEBE DER KAFFEE.
Kaffee gilt nach neuen Erkenntnissen als Antrieb für Revolutionen. Der Handel mit dem kostbaren Rohstoff fördert jedoch noch immer Ungleichheit. Wie passt das zusammen? An der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften sind Professor Chahan Yeretzian und sein Team den Geheimnissen des Kaffees auf der Spur. Gearbeitet wird mit ähnlichen Methoden wie bei kriminaltechnischen Untersuchungen. Und dem Neurowissenschaftler Professor Andreas Bauer ist es am Forschungszentrum Jülich gelungen, die Wirkung im Gehirn mit bildgebender Diagnostik zu verfolgen. Er resümiert: „Besonders spannend ist zu sehen, dass Kaffee ausgerechnet in den entwicklungsgeschichtlich jüngsten Regionen des Großhirns wirkt. Das sind jene Areale, die den Menschen zum Menschen machen.“
Schwarz, heiß, bitter – und aufputschend. Aber Kaffee als Treibstoff für Revolutionen? Offenbar schon. Wie neue wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, fördert der koffeinhaltige Wachmacher progressive Denkstrukturen. Was ein Grund dafür ist, dass Kaffee schon häufig einen beachtlichen Anteil an gesellschaftlichen Umbrüchen hatte. Wie die ARTE-Doku „Kaffee – Geheimnisse eines Wundertranks“ zeigt, finden sich beim Blick in die Geschichtsbücher dafür zahlreiche Belege.
Als Kaffee vom 17. Jahrhundert an von Nordafrika nach Europa und Amerika gelangte, öffneten in vielen Städten immer mehr Kaffeehäuser. Sie boten den Menschen Räume für Gespräche und Diskussionen, die von den Herrschenden nur schwer kontrolliert werden konnten. So wurde die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung 1776 in einem Kaffeehaus verfasst und kurz vor Beginn der Französischen Revolution Ende der 1780er-Jahre nahm der Konsum des dunklen Gebräus rapide zu. Das Café Procope in Paris entwickelte sich zur Keimzelle des Widerstands gegen den König. Auch die Manifeste der Deutschen Revolution wurden 1848 in Kaffeehäusern geschrieben. Und Karl Marx hätte seine Schriften über den Kapitalismus und die industrielle Revolution ohne den Dauerkonsum des Heißgetränks wohl nie vollendet.
Im 21. Jahrhundert sind Produktion und Handel von Kaffee längst globalisiert. Die Früchte der Kaffeepflanze gelten als zweitwichtigstes Gut des Welthandels – nach Erdöl. Auch in Deutschland ist Kaffee mit 162 Litern pro Kopf im Jahr das mit Abstand beliebteste Getränk. Während sich die Kaffee-Exporte in den vergangenen 30 Jahren mehr als vervierfacht haben, profitieren die Erzeuger in den Hauptanbaugebieten in Afrika und Südamerika jedoch kaum von diesem Boom. Nur rund fünf Prozent des Preises, den die Kunden in Europa und in anderen Industrienationen für Kaffeebohnen oder -pulver zahlen, kommen als Lohn bei den Landwirten an. Ist der Anheizer von Revolutionen damit selbst zum Instrument von Unterdrückung geworden?
Entwicklungshelfer warnen schon lange, dass die Kaffeebauern des Globalen Südens angesichts der schwankenden Weltmarktpreise besonders benachteiligt werden. Ein Grund dafür: Die Lieferketten werden von wenigen multinationalen Handels- und Röstfirmen dominiert. Fünf Konzerne beherrschen etwa 45 Prozent des weltweiten Kaffeemarkts. Erschwerend hinzu kommen sinkende Ernteerträge aufgrund des Klimawandels, schwindende Anbauflächen und steigende Landwirtschafts- und Haushaltskosten. Trotz harter Arbeit auf den Plantagen landen viele Bauern in der Armutsfalle.
Fair produzierter Kaffee für alle.
Dabei gibt es längst eine weltweit vernetzte Bewegung zu fairem Handel – allen voran das Fairtrade-Siegel. Doch warum setzen sich entsprechende Initiativen nicht durch? Fairtrade-Modelle sind in vielen Regionen der Welt für Bauern eine attraktive Alternative zum konventionellen Vertriebsweg. Was schlicht fehlt, ist die breite Nachfrage. Auch im reichen Deutschland. Der Marktanteil von fair gehandeltem Kaffee beträgt hierzulande laut Greenpeace gerade einmal knapp fünf Prozent. Durch den Zusammenschluss von Kooperativen und kleinbäuerlichen Betrieben und die damit einhergehende Stärkung der Verhandlungsmacht fördern die Fairtrade-Initiativen stabilere Einkommen, den Zugang zu Finanzierung, Beratung und Trainings sowie nachhaltigere und umweltschonendere Anbaumethoden. Auch in Sachen Produktivität und Qualität punktet Fairtrade-Kaffee gegenüber konventionellem.
Hoffnung auf einen Wandel im Umgang mit importierten Gütern verspricht das neue Lieferkettengesetz zum Schutz der Menschenrechte, das diesen Sommer vom Bundestag verabschiedet werden und 2023 in Kraft treten soll. „Die Ausbeutung von Mensch und Natur sowie Kinderarbeit dürfen nicht zur Grundlage einer globalen Wirtschaft und unseres Wohlstandes werden“, sagt Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) in diesem Zusammenhang. Bislang basieren globale Lieferketten von deutschen Unternehmen lediglich auf freiwilligen Selbstverpflichtungen. Kritiker bewerten den neuen Gesetzesentwurf noch als zu lasch, da er Sublieferanten bislang außer Acht lässt. Nicht überliefert ist, wie viel Kaffee während der seit Jahren andauernden Ausarbeitung des Gesetzes getrunken wurde. Womöglich nicht genug. Muss sich der Kaffee am Ende selbst revolutionieren?
Drei Links: Was macht Kaffee mit unserem Körper und Kaffee – das Gespräch mit der Ärztin Daniela Kielkowski: – Geheimnisse eines Wundertranks – Wikipedia.