Kaffee und Kreislauf
Daniela Kielkowski [00:00:28] Also es gibt Menschen, auf die wirkt Koffein sehr stark, sehr Kreislauf anregend, Blutdruck anregend. Ja, es gibt Menschen, die spüren von der Kreislauf anregenden Wirkung eines Kaffees sehr wenig. Man hat ja sehr lange dem Kaffee unterstellt, dass er entwässert. Ja, es gab diesen Mythos. Hat man inzwischen sozusagen bereinigt. Man darf Kaffee sogar zu seiner täglichen Flüssigkeit dazuzählen. Allerdings muss man sagen, dass Kaffee schon eine leicht harntreibende Wirkung hat. Das heißt, Menschen, die wirklich komplett Kaffee trinken und wenig Wasser trinken, die trinken in der Regel zu wenig.
Daniela Kielkowski [00:01:36] Die Schwankungen des Blutdrucks, wenn ich Kaffee trinke, sind marginal. Das heißt, jemand, der unter hohem Blutdruck leidet, würde jetzt nicht durch Kaffee sein Krankheitsbild verschlimmern. Aber wenn ich zum Beispiel zum Hausarzt gehe und mein Blutdruck gemessen wird oder wenn ich eine Langzeit-Blutdruck-Messung mache, um mal die Spitzen und die Zwischenwerte auf lange Zeit zu testen, würde ich für die Zeit auf Kaffee verzichten, weil dann machen zehn, 20 Millimeter HG zumindest schon etwas aus. Es macht dann schon einen Unterschied, ob ich Durchschnittswerte von 140 oder von 160 habe. Das sind in der Therapie-Erstellung des Arztes dann schon zwei verschiedene Schuhe. Allerdings ist die Blutdruck steigernde Wirkung des Kaffees nur sehr, sehr kurz messbar. Ungefähr 30 Minuten, dann hat er sich auch schon wieder eingependelt.
Daniela Kielkowski [00:02:36] Also, je nachdem, wie Kaffee auf Sie persönlich wirkt, können Sie Ihren Konsum steuern. Allerdings muss man sagen, dass der Kaffee auch einen gewissen Gewöhnungseffekt hat. Menschen, die wirklich sehr viel Kaffee trinken, die müssen eigentlich, um die wach machende Wirkung zu erzielen, zunehmend mehr Kaffee trinken. Und insofern kommt es wirklich auf das Individuelle, auf den individuellen Kaffeegenuss und auf die Handhabung des Kaffeetrinkens an.
Daniela Kielkowski [00:03:16] Koffein bindet sich an Fett. Wenn ich also abends zum Beispiel Espresso Macchiato trinke, den Espresso zusammen mit fetter Milch, dann habe ich die munter machende Wirkung ziemlich lange. Es kann sich dadurch ausdehnen im Blut, weil das Koffein – gebunden ans Fett – eine längere Wirkung erzielt. Wenn ich aber den Espresso zum Abend trinke, der ja eine viel längere Reifung hat und viel konzentrierter ist, muss es sich auf mein Schlafverhalten überhaupt nicht auswirken.
Daniela Kielkowski [00:03:55] Da sind die Differenzierungen laut Datenlage so gering, dass es sich wirklich letztendlich nach dem individuellen Geschmack richten kann. Ja, es kommt immer darauf an, wie lange Bohnen reifen zum Beispiel, umso höher ist die Konzentration. Und der Filterkaffee hat natürlich einen höheren Wasseranteil als der Espresso. Der Wasseranteil ist sehr entscheidend, aber eben auch die Reifung der Bohnen.
Daniela Kielkowski [00:04:29] Also es gibt zum Beispiel Menschen, bei denen löst der Kaffeekonsum sehr viele Stresshormone aus, also regt sehr an, und das Koffein ist ja sozusagen ein anregender Transmitter, der unseren Kreislauf, unseren Herzschlag erhöht. Und wenn Sie aber letztendlich wirklich am Schreibtisch sitzen und sich überhaupt nicht bewegen, dann kann ihr Körper viel mehr Stresshormone ausschütten, als es eigentlich gesund für Sie ist. Und insofern ist es dann eher den Kreislauf belastend und hat auch eine negative Wirkung auf Ihren Stoffwechsel. Viele Menschen trinken Kaffee in Stresssituationen, wollen sich wach halten, wollen sich munter halten und ernähren sich aber völlig falsch. Und dann kann der Kaffee auch schon in kleineren Mengen gesundheitsschädlich wirken.
Daniela Kielkowski [00:05:32] Es gibt auch Effekte, und die kann ich sehr, sehr gut nachvollziehen, weil ich bei meinen Patienten den Stoffwechsel wirklich vermesse, dass viel Kaffee uns in so eine gewisse Erwartungsposition bringt. Das heißt, es werden mehr Stresshormone ausgeschüttet, und wenn ein Mensch einen schlechten Stoffwechsel hat, zum Beispiel eine schlechte Fettverbrennung, dann wirkt das negativ auf den Stoffwechsel, weil wenn der Körper eine höhere Leistung generiert, weil er sozusagen schneller läuft, aufgeregt ist. Sie müssen immer davon ausgehen, dass ein Stoffwechsel sein Leben ja bezahlen muss. Sie liegen ja nicht nachts auf dem Akku oder haben ein Ladekabel im Rücken. Das heißt, ihr Stoffwechsel finanziert sein Leben komplett selbst. Ja, jeder Herzschlag muss bezahlt werden, jeder Gedanke, jedes Wort, jeder Atemzug. Und wenn Sie eine Kreislauf anregende Wirkung erzielen, hat ihr Körper in dem Augenblick auch einen höheren Verbrauch. Ist ja klar. Dann gibt es Menschen, die haben eine gestörte Fettverbrennung, weil sie grundsätzlich unter Stress stehen. Und die würden sozusagen, wenn sie zum Beispiel schlecht essen, ihr Leben nicht aus dem Fett bezahlen, sondern aus ihrer Muskulatur. Nun haben dicke Menschen das Problem, dass sie, wenn sie ständig irgendwie abnehmen wollen und eigentlich schlecht, manchmal sogar zu wenig essen, und wenn dann der Körperkreislauf angeregt wird, dann nimmt der Körper diese zusätzlich generierte Energie aus der Muskulatur. Und diesen Effekt kann auch Kaffee haben. Bei manchen Menschen, die einen schlechten Stoffwechsel haben.
Daniela Kielkowski [00:07:20] Wenn Menschen einen gut funktionierenden Stoffwechsel haben, sich gut ernähren, sich gut bewegen, spielt Kaffee keine Rolle. Wenn Menschen dazu neigen, ungesund zu leben, kann der Kaffee sozusagen eine zusätzliche Kreislaufbelastung sein und zusätzliche Energieressourcen sehr schnell verbrauchen. Und dann haben die Menschen durch den Kaffeegenuss den negativen Effekt, dass er sie auslaugt, dass er sie müde macht und sozusagen depressiv.