Fiorella Arana.
Bedeutungen:
- [1] Bestand, Zusammenhalt, Geschlossenheit und In-sich-Ruhen.
- [2] Beschaffenheit
- [3] logische Widerspruchsfreiheit; strenger gedanklicher Zusammenhang
Herkunft:
- von mittellateinisch consistentia = Folgerichtigkeit entlehnt; zu Lateinisch: consistens gebildet, Partizip Präsens von consistere = fortdauern, „bestehen aus“, halten; aus dem Präfix con = zusammen und dem Verb sistere = stellen, hinstellen, einstellen.
Gegenwörter:
- [1, 3] Inkonsistenz.
Beispiele:
- [1]Konzept zur Erlangung der Vereinbarkeit von Natur und Technik, siehe Ökoeffektivität.
- [2] Diese stoffliche Konsistenz wird beispielsweise mit der Kohärenz, Kohäsion und Viskosität beschrieben. – (Wikipedia).
- [2] Das Material ist von teigiger Konsistenz.
- [3] Der Angeklagte wurde wegen mangelnder Konsistenz der Beweisführung freigesprochen.
Konsistenz steht für:
- Konsistenz (Psychologie), Widerspruchsfreiheit menschlichen Verhaltens.
- Konsistenz (Beton), Weichheit von Frischbeton.
- Konsistenz (Boden), Momentanzustand feinkörniger Bodenarten.
- Konsistenz (Datenspeicherung), Widerspruchsfreiheit einer Datenbank.
- Konsistenz (Numerik), Eigenschaft eines numerischen Verfahrens.
- Konsistenz (Speisen), Festigkeit von Speisen.
- strenger gedanklicher Zusammenhang in der Logik, siehe Widerspruchsfreiheit.
- Eigenschaft einer Folge von Schätzfunktionen in der Statistik, siehe Konsistente Schätzfolge.
- Eigenschaft einer Folge von statistischen Tests, siehe Konsistente Testfolge.
Konsistenz bezeichnet in der Psychologie die Widerspruchsfreiheit des individuellen Verhaltens eines Menschen in sich und in Bezug auf das eigene Selbst, die zeitlich und über Situationen hinweg im Wesentlichen erhalten bleibt (Fleeson & Noftle (2008)). Dabei handelt es sich um eine Verhaltenstendenz und nicht um ein beständiges Persönlichkeitsmerkmal (engl. trait) im eigentlichen Sinne, da Personen zwar transsituativ (d. h. über verschiedene Situationen hinweg) hinsichtlich ihres aggregierten Verhaltens in konkreten, vergleichbaren Situationen recht konsistent handeln, sich aber dennoch situationsspezifisch unterschiedlich verhalten können (Kenrick & Funder (1988), Mischel (1994)). Testpsychologisch lässt sich damit der Grad ermitteln, inwieweit das Verhalten des Einzelnen voraussagbar ist

Hà N.H.Phạm.
Die Konsistenztheorie von Klaus Grawe (1998, 2004) versucht Aspekte des psychischen Funktionierens des Menschen psychologisch zu erklären. Dabei bemühte sich Grawe, die Theorie erfahrungswissenschaftlich zu untermauern. Die Theorie geht davon aus, dass der Organismus nach Übereinstimmung bzw. Vereinbarkeit der gleichzeitig ablaufenden neuronalen und psychischen Prozesse strebt. Diesen Zustand bezeichnete Grawe als Konsistenz. Je höher die Konsistenz ist, desto gesünder sei der Organismus. Jeder Mensch habe vier Grundbedürfnisse (Orientierung/Kontrolle, Lustgewinn/Unlustvermeidung, Bindung, Selbstwerterhöhung/-schutz), die evolutionär angelegt seien und nach Bedürfnisbefriedigung strebten. Hierzu zitiert Grawe auch ein von Seymour Epstein postuliertes Grundbedürfnis nach Orientierung und Kontrolle.
In Interaktion mit der Umwelt bilden sich, Grawe zufolge, motivationale Schemata mit dem Ziel der Befriedigung dieser Bedürfnisse heraus. Motivationale Schemata sind Grawe zufolge die Mittel, die das Individuum im Laufe seines Lebens entwickelt, um seine Grundbedürfnisse zu befriedigen und sie vor Verletzung zu schützen. Dabei gebe es Annäherungsschemata und Vermeidungsschemata.
Annäherungsschemata dienten der Erfüllung der Grundbedürfnisse und Vermeidungsschemata dienten der Verhinderung von Verletzungen, Bedrohungen oder Enttäuschungen der Grundbedürfnisse. Würden, die aktivierten motivationalen Ziele verfehlt, trete Inkongruenz auf. Werden annähernde und vermeidende Tendenzen gleichzeitig aktiviert und hemmen sich dadurch gegenseitig, spricht Grawe von einem motivationalen Konflikt oder motivationaler Diskordanz. Dies sei auch der Fall, wenn sich überhaupt verschiedene Schemata, gleich ob annähernd oder vermeidend, gegenseitig lahm legten. „Diskordanz und Inkongruenz stellen“ in Grawes Theorie „zwei besonders wichtige Formen von Inkonsistenz im psychischen Geschehen dar“. Konsistenz werde erreicht, wenn die Grundbedürfnisse ausgeglichen und die motivationalen Ziele erreicht werden. Wie verschiedene Verhaltensweisen als Mittel eingesetzt werden, um die eigene Bedürfnisbefriedigung als Ziel zu erreichen, lässt sich in einer Plananalyse oder Schemaanalyse erfassen.
Psychische Grundbedürfnisse nach K. Grawe.
In dem Graweschen Modell stehen die psychischen Grundbedürfnisse gleichwertig nebeneinander und sind in keiner hierarchischen Struktur, wie z. B. bei der Maslowschen Bedürfnishierarchie. Nicht erfüllte Grundbedürfnisse werden durch Mangelgefühle wahrgenommen. Übergeordnet stellt sich das Gefühl von Sinnleere ein – im Gegensatz zu Sinnfülle bei ausreichender Befriedigung. Ein dauerhafter Mangel erhöht die Anfälligkeit für psychische Störungen, ähnlich der Anfälligkeit für Krankheiten bei Nichterfüllung der physiologischer Grundbedürfnisse (Nahrung, Wärme, Atmung, Schlaf etc.)
Bindungsbedürfnis.
Bedürfnis nach einer tiefgehenden emotionalen Beziehungen mit wichtigen, nicht ohne Weiteres auswechselbaren Bezugspersonen – Mangelgefühl bei Nichterfüllung: einsam, ausgegrenzt.
Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle.
Bedürfnis, die Welt zu verstehen und zukünftige Entwicklungen vorhersehen und beeinflussen zu können – Mangelgefühl bei Nichterfüllung: hilflos, unsicher, abhängig, gefangen.
Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung und Selbstwertschutz.
Bedürfnis sich selbst als „gut“ oder „in Ordnung“ anzusehen und entsprechender wertschätzender Rückmeldungen – Mangelgefühl bei Nichterfüllung: minderwertig, beschämt, ungeliebt.
Bedürfnis nach Lustgewinn und Unlustvermeidung.
Tendenz als angenehm empfundene Zustände (positive Stimuli) zu verstärken und als unangenehm empfundene Zustände (negative Stimuli) abzuschwächen. Lust- und Unlusterfahrungen basiert dabei nicht auf objektiven Eigenschaften von Reizen, sondern werden durch emotional-kognitive Bewertungsprozesse bestimmt – Mangelgefühl bei Nichterfüllung: gelangweilt, abgestumpft, angeödet, gestresst, überlastet, müde.
Übergreifendes Bedürfnis nach Stimmigkeit und Konsistenz.
Konsistenz bezeichnet die Übereinstimmung von Vorstellung und Wirklichkeit. Dieses Bedürfnis wird von Grawe nicht explizit als Grundbedürfnis aufgeführt, sondern als übergreifendes Ziel dargestellt. In der abgeleiteten praktischen Anwendung[10] des Graweschen Models wird es oft gleichrangig als fünftes Grundbedürfnis aufgeführt. Es bezieht sich in dieser Erweiterung nicht nur auf die Erfüllung der vier Grundbedürfnisse, sondern auch auf komplexere weltanschauliche Konzepte wie Moral, Spiritualität und Lebenssinn, also das Bedürfnis, ein Leben in Übereinstimmung mit den eigenen Werten führen zu können – Mangelgefühl bei Nichterfüllung: ungerecht, wütend, enttäuscht, unecht, deplatziert, unstimmig, surreal.