Der Montagepunkt eines Neugeborenen ist laut Carlos Castaneda noch nicht auf eine bestimmte Position fixiert, sondern schwankt in einem für uns Menschen spezifischen Bereich hin und her. Erst der Prozess der Sozialisation, in dem Eltern und Erzieher dem Kind beibringen, wie es die Welt wahrzunehmen hat, fixiert den Montagepunkt des Kindes nach und nach auf eine Position, in denen es diese »Wirklichkeit« mit seinen »Platzanweisern« teilt und so überhaupt erst auf sinnvolle und kohärente Weise mit ihnen interagieren kann. Es wird Schritt für Schritt mit einer Weltbeschreibung vertraut gemacht, die es wahrzunehmen und als die »wirkliche Welt« aufrechtzuerhalten und zu verteidigen lernt. Gelingt dies nicht oder nur unvollständig, bleibt das Kind in einer unzugänglichen eigenen Welt dem Chaos wechselnder Wahrnehmungen eines schwankenden Montagepunktes überlassen, wie z.B. bei Autisten, die dann stets versuchen, Ordnung ins Chaos zu bringen, indem sie z.B. bestimmte stereotype Handlungen ständig wiederholen.
Die Wahrnehmung einer gemeinsamen Welt – und viel mehr noch die Interaktion in ihr – fordert die Gleichschaltung aller Montagepunkte, sprich eine gemeinsame Position der Alltagswirklichkeit. Erst ein Konsens über die Eck- und Grenzwerte unserer Wahrnehmung lässt uns aus dem Chaos der Energiefelder des Universums eine Welt montieren, in der die nötige Klarheit herrscht, die für jede Interaktion und Kommunikation unabdingbar ist. Auf dem Montagepunkt beruhen auch die fundamentalen Erkenntnisse über Wirklichkeit, Welt und Wahrnehmung
Leider verfallen wir alle leicht dem Glauben, dass diese Welt, die wir als »wirklich« wahrzunehmen gelernt haben, die einzige und alleinige Wirklichkeit sei. Es kommt uns nicht einmal in den Sinn, dass unsere Alltagswelt – so komplex und vielfältig sie auch sein mag – nur eine mögliche und willkürliche Position des Montagepunktes neben unzähligen anderen möglichen Positionen, sprich Welten, ist. Unsere alltägliche Welt ist also wie in Platos Höhlengleichnis nur ein Schattenspiel auf einer Wand, auf die wir gebannt starren. Und wir Menschen haben sowohl als einzelne als auch als Gesellschaft im Sinne der Wahrnehmung die Höhle immer noch nicht verlassen, unfähig aus einem kollektiven Traum einer »Wirklichkeit« zu erwachen, die nicht viel anders oder besser ist als die »Matrix« der gleichnamigen Kino-Trilogie – eine Welt, die uns gefangen hält.
- Das Universum ist eine unendliche Ansammlung von Energiefeldern, die dünnen Lichtfasern gleichen.
- Diese Energiefelder, genannt die Emanationen des Adlers, strahlen aus einer Quelle von unvorstellbaren Ausmaßen, metaphorisch der Adler genannt.
- Auch die Menschen bestehen aus einer unendlichen Zahl von faserförmigen Energiefeldern. Diese Emanationen bilden ein abgeschlossenes Agglomerat, das sich als Lichtkugel von der jeweiligen Größe der betreffenden Person mit ausgestreckten Armen darbietet und wie ein großes leuchtendes Ei wirkt.
- Nur ein winziges Spektrum von Energiefeldern im Inneren dieser leuchtenden Kugel wird erhellt, und zwar von einem intensiv leuchtenden Punkt, der sich an der Oberfläche der Kugel befindet.
- Wahrnehmung findet statt, sobald die Energiefelder dieses kleinen, unmittelbar an den leuchtenden Punkt angrenzenden Spektrums ihr Licht aussenden, um identische Energiefelder außerhalb der Kugel zu erhellen. Weil nur jene Energiefelder wahrnehmbar sind, die durch den leuchtenden Punkt erhellt werden, bezeichnet man diesen Punkt als »Punkt, an dem die Wahrnehmung montiert wird«, oder kurz als »Montagepunkt«.
- Der Montagepunkt kann aus seiner gewohnten Position an der Oberfläche der leuchtenden Kugel in eine andere Position an der Oberfläche oder im Innern der Kugel verschoben werden. Weil das Leuchten des Montagepunktes alle Energiefelder, die es berührt, erhellen kann, wird der Montagepunkt, sobald er sich in eine neue Position bewegt, sofort neue Energiefelder erhellen und mithin wahrnehmbar machen. Diese Wahrnehmung bezeichnet man als Sehen.
- Sobald der Montagepunkt sich verschiebt, ermöglicht er die Wahrnehmung einer ganz anderen Welt, die ebenso faktisch und objektiv ist wie die Welt, die wir normalerweise wahrnehmen. Der Zauberer kann in jene andere Welt gehen, um sich dort Energie und Lösungen für allgemeine und besondere Fragen zu holen – oder um das Unvorstellbare zu schauen.
- Die alles beherrschende Kraft und Ursache unserer Wahrnehmung ist die Absicht. Es ist nicht so, als würde uns etwas bewusst, weil wir es wahrnehmen, sondern wir nehmen wahr, weil die Absicht eingreift und uns dazu zwingt.
- Die Zauberer streben nach dem Ziel, einen Zustand absoluter Bewusstheit zu erreichen, um alle Möglichkeiten der Wahrnehmung zu erfahren, die uns Menschen offenstehen. Zu diesem Bewusstseinszustand gehört sogar eine andere Art zu sterben.
Die vier Versprechen, um den Montagepunkt zu Beginn zu zentrieren:
Das erste Versprechen: Wähle die Worte mit Bedacht.
Wer versucht, die Wahrheit zu sprechen und seine Worte weise wählt, wird allein dadurch das emotionale Gift nach und nach aus seinem Körper holen. Worte haben eine kraftvolle Wirkung und schon seit jeher wird dem Wort eine unglaubliche Macht zugesprochen. Falsche Worte und vor allem auch Klatsch können pures Gift sähen und sich wie ein Virus in Menschen und ganze Gesellschaftssysteme einnisten. Wenn wir unsere Worte auf richtige Art benutzen, um der Liebe Ausdruck zu verleihen, wird es unser Leben zur persönlichen Freiheit, großem Erfolg und voller Freude verhelfen.
Das zweite Versprechen: Nimm nichts persönlich.
Wenn wir alles persönlich nehmen und unserem kleinen EGO freien Lauf lassen, schaffen wir Konflikte und Leid. Wenn wir aber Dinge nicht mehr persönlich nehmen, können uns Aktionen und Kommentare anderer und uns selbst nichts mehr anhaben. Die alten Vereinbarungen, die Kummer und Leid bereitet haben, beginnen sich aufzulösen. Wir können mit offenen Herzen durch das Leben schreiten, ohne Angst zu haben, abgelehnt zu werden. Wir können Nein und Ja sagen, ohne Schuldgefühle und Selbstverurteilung. Innerer Frieden und Glückseligkeit finden ihren Platz.
Das dritte Versprechen: Ziehe keine voreiligen Schlüsse.
Wenn wir voreilige Schlüsse ziehen, lassen wir es zu, dass das mitote in unserem Geist Chaos schafft. Vieles entspringt aus unserer Fantasie und schafft dadurch Leid. Wir müssen eigentlich nur den Mut haben zu fragen – denn wir können nicht davon ausgehen, dass alle das Leben auf die gleiche Weise sehen wie wir. Das Fragen kann Klarheit schaffen und Missverständnisse auflösen.
Das vierte Versprechen: Geben Sie immer ihr Bestes.
Dieses Versprechen hat die Kraft die drei anderen zu unserer neuen Gewohnheit werden zu lassen. Wer immer das Bestmögliche tut – unabhängig von der gerade möglichen Qualität – hat keinen Grund sich jemals selbst zu verurteilen. Wir tun die Dinge nach unserem Bestmöglichen, ohne eine Belohnung zu erwarten. Wir werden produktiver, haben Spaß und tun alles ohne Frustration und ohne Bedauern. Wir handeln, weil wir die Handlung genießen. Handeln heißt, lebendig zu sein und mit Taten zu Resultaten zu kommen. Jeder hat das Recht, seinen Traum zu realisieren. Die ersten drei Versprechen werden nur funktionieren, wenn wir unser Bestes tun. Wir dürfen auch hier nicht erwarten oder annehmen, dass wir nie wieder in unsere alten Vereinbarungen rutschen. Aber da wir unser Bestes tun, werden wir uns trotz Rückschläge gut fühlen.
Die vier Versprechen – ein Weg der Transzendenz und Transformation.
Wenn wir die vier Versprechen in unser Leben integriert haben, werden wir ein wundervolles Leben führen. Die vier Versprechen sind die Summe der Meisterschaft der Transformation – eine große Leistung der Tolteken. Sie werden unser Leben verändern. Wer trotz anfänglicher Schwierigkeiten dran bleibt, wird eines Tages feststellen, dass sich das Leben mit Hilfe dieser neuen Vereinbarungen wunderbar regeln lässt. Wir sollen uns keine Sorgen um die Zukunft machen, sondern in der Gegenwart präsent bleiben. Die Menschen, die ihre ganze Aufmerksamkeit auf den heutigen Tag richten und ihr Bestes tun die vier Versprechen einzuhalten, die beginnen ihren neuen Traum.