Die ökologische Potenz oder ökologische Toleranz ist eine Eigenschaft von Arten. Sie gibt an, in welchem Wertebereich eines bestimmten Umweltfaktors eine Art über längere Zeit gedeihen kann. Dieser wird dann als Toleranzbereich der Art hinsichtlich des Umweltfaktors bezeichnet. Der Hohenheimer Grundwasserversuch zeigt exemplarisch den Unterschied zwischen der ökologischen Potenz und der tatsächlichen ökologischen Nische. Für viele Arten liegt das synökologische Optimum weit vom autökologischen Optimum entfernt. Betrachtet man die Wertigkeit eines bestimmten Umweltfaktors für einen Organismus, spricht man von der ökologischen Valenz (valenz, lat. = Wertigkeit) dieses Faktors. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dieser Begriff synonym zum Begriff der Potenz verwandt, was streng genommen nicht korrekt ist, da die Valenz lediglich die Bedeutung des betreffenden Umweltfaktors für die Existenz der untersuchten Lebewesen bezeichnet.
Arten, die einen großen Toleranzbereich aufweisen, werden als eurypotent (euryök, eurytolerant; eurys, griech. = breit) bezeichnet. Arten, die nur eine geringe Schwankung von Umweltfaktoren tolerieren, werden als stenopotent (stenök, stenotolerant; steno, griech. = eng) bezeichnet. Diese Organismen können als Zeigerarten, Leitformen bzw. Indikatororganismen genutzt werden, da ihr Vorkommen für bestimmte Biotope charakteristisch ist. Typisch für stenöke Arten ist, dass sie eine hohe Vitalität besitzen, die außerhalb des Optimums sehr schnell abfällt.
Untersucht man die Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Umweltfaktoren, lässt sich die Charakterisierung entsprechend der Umwelteinflüsse weiter verfeinern.
Umweltfaktor | Suffix |
---|---|
Nahrung | euryphag / stenophag |
Salzgehalt | euryhalin / stenohalin |
Temperatur | eurytherm / stenotherm |
Feuchtigkeit des Bodens | euryhygr / stenohygr |
Sauerstoffgehalt | euryoxygen / stenooxygen |
Wassertiefe | eurybatisch / stenobatisch |
geografische Lage | eurytop / stenotop |