Kollektive Intelligenz, auch Gruppen– oder Schwarmintelligenz genannt, ist ein emergentes Phänomen, bei dem Gruppen von Individuen durch Zusammenarbeit intelligente Entscheidungen treffen können. Der Begriff wird seit langer Zeit in vielen verschiedenen Bedeutungen verwendet, erlangte aber größere Aufmerksamkeit und Popularität erst durch die Kommunikationsmöglichkeiten größerer Gruppen von Menschen über elektronische Medien wie das Internet.

Unter dem Begriff kollektive Intelligenz werden zum Teil ganz verschiedene Ansätze zusammengefasst, von kollektiven Entscheidungen nicht oder nur wenig miteinander interagierender Individuen bis hin zu selbst organisierenden Gruppen, die durch intensive Kommunikation untereinander integriert sind und so sogar eine Individualität höherer Ordnung (einen „Superorganismus“) bilden können. Gemeinsam ist ihnen meist eine dezentrale, nicht-hierarchisch organisierte Entscheidungsstruktur. Zur Erklärung dieses Phänomens existieren verschiedene systemtheoretische, soziologische und philosophische Ansätze.

Schwarmintelligenz: Die einheitliche Summe desselben Ziels?!

Schwarmintelligenz (auch System-Intelligenz, kollektive Intelligenz oder Gruppen-Intelligenz genannt) bezeichnet die Fähigkeit von Gruppen, gemeinsam kollektive Entscheidungen zu treffen und durch Kollaboration gemeinsam bessere Ergebnisse zu erzielen, als es einzelne im Team könnten. Der Begriff der Schwarmintelligenz (engl. swar intelligence) wird häufig im Zusammenhang von Kreativität, Innovation, Innovationsmanagement und Open Innovation genannt. Nach Ansicht von Experten ist Schwarmintelligenz zu einem wichtigen Teil der Wissensgesellschaft geworden, wobei in der Menge die Intelligenz des Einzelnen durchaus sinken kann, denn in der Masse verliert der Einzelne die wichtige Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und deren Perspektive einzunehmen zu können. Dadurch kommt es zu einer Reduktion der Intelligenz aufgrund der mangelnden Herstellung von Organisation. Siehe dazu Schwarmdummheit. Schwarmintelligenz bedeutet aber nicht mit Herdenverhalten zu verwechseln, denn sie ist eine Organisationsform, die einem Zusammenschluss von Lebewesen hilft, besser durchs Leben zu kommen. Bei einem Fischschwarm etwa schwimmen die stärksten Tiere mit der größten Risikobereitschaft immer außen, die Muttertiere mit den Jungen im Kern. Droht Gefahr, reagiert der gesamte Schwarm auf die Informationen der außen schwimmenden Tiere. Das sichert das Überleben. Dazu kommt eine große Flexibilität, mit der so ein Schwarm auf Veränderungen reagiert. Auf das Internet übertragen bedeutet Schwarmintelligenz etwa, dass aktiv engagierten Menschen ein Feedback auf ihre eigenen Interessen ermöglicht wird. Aus den auf diese Weise gesammelten Informationen können für alle nützliche Schlussfolgerungen gezogen werden. Schwarmintelligenz ist dabei ein statistischer Wert, aus dem im Netz emanzipiertes Konsumentenverhalten erwächst. Ein Beispiel sind Staumeldungen, die inzwischen über die Handyortungen erfolgen. Die Daten werden ausgewertet, woraus man Schlüsse zieht und am Ende hilft es Autofahrern, Staus zu vermeiden oder sich zumindest darauf einzustellen. Der Nachrichtendienst Twitter gilt übrigens als Musterbeispiel für erfolgreiche Schwarmintelligenz, denn spannende Nachrichten finden rasend schnell Verbreitung, langweilige hingegen verschwindet bereits nach wenigen Tweets. © Werner Stangl Wien Linz Freiburg 2021 (Stangl, 2021).

Schwarmintelligenz: Die Summe der Einzelmeinungen?!

Eigentlich kennen wir den Begriff Schwarmintelligenz primär aus dem Reich der Tiere, denn dort spricht man von Schwarm, beispielsweise bei Insekten. Ein Schwarm bezeichnet meist einen Verband fliegender oder schwimmender Tiere, so beispielsweise Vögel oder Bienen. Schwarmverhalten lässt sich jedoch auch bei anderen Tieren, etwa Ameisen und Heuschrecken beobachten. Selbst bei Säugetieren existieren diese Verbände. Dort ist dann allerdings von Rudeln oder Herden die Rede. Dieser Zusammenschluss bringt etliche Vorteile, etwa bei der Nahrungsbeschaffung als auch beim Schutz vor Gefahren. Daher wird gerne von Schwarmintelligenz oder synonym auch von kollektiver Intelligenz oder Gruppenintelligenz gesprochen:

Individuen handeln so, dass selbst die Masse der Individuen wie ein ganzer Körper reagiert. Dieses Phänomen beschäftigt verschiedene Wissenschaften, etwa die Biologie, Philosophie, Soziologie oder Systemtheorie. Auch Menschen profitieren von der Schwarmintelligenz, nicht umsonst sind sie soziale Wesen. Die Erkenntnis spiegelt sich in Redewendungen wie „Gemeinsam sind wir stark“ oder „Vier Augen sehen mehr als zwei.“ Was sich der Mensch aufgrund von Erfahrungen rational erklären kann, wird bei Tieren mit Spiegelneuronen in Verbindung gebracht. Interessanterweise verhalten sich größere Menschenmengen auch nicht anders als Tierschwärme.

Das bestätigte jedenfalls ein Experiment zur Schwarmintelligenz mit 200 Menschen in einer Messehalle. Zwanzig von ihnen wurde die Aufgabe gegeben, sich in eine bestimmte Richtung zu bewegen, untereinander wusste niemand von dem gleichen Ziel. Die restlichen 180 Personen brauchten lediglich in Bewegung zu bleiben. Verboten war jegliche Kommunikation, weder durch Sprache noch Gestik. Obwohl weder die 20 Personen untereinander wussten, dass sie dem gleichen Ziel folgen, noch die restlichen 180 Personen wussten, dass überhaupt eins existierte, kamen alle binnen kürzester Zeit am selben Ziel an.

Die Soziologie berücksichtigt Schwarmintelligenz besonders unter dem Gesichtspunkt der Kommunikation. So lässt sich beobachten, dass innerhalb der Gruppe Entscheidungen im Konsens getroffen werden. Für Unternehmen stellt sich die Frage, wie sich moderne Erkenntnisse nutzen lassen – weiterlesen.


Kollektive Intelligenz, auch Gruppen– oder Schwarmintelligenz genannt, ist ein emergentes Phänomen, bei dem Gruppen von Individuen durch Zusammenarbeit intelligente Entscheidungen treffen können. Der Begriff wird seit langer Zeit in vielen verschiedenen Bedeutungen verwendet, erlangte aber größere Aufmerksamkeit und Popularität erst durch die Kommunikationsmöglichkeiten größerer Gruppen von Menschen über elektronische Medien wie das Internet. Unter dem Begriff kollektive Intelligenz werden zum Teil ganz verschiedene Ansätze zusammengefasst, von kollektiven Entscheidungen nicht oder nur wenig miteinander interagierender Individuen bis hin zu selbst organisierenden Gruppen, die durch intensive Kommunikation untereinander integriert sind und so sogar eine Individualität höherer Ordnung (einen „Superorganismus“) bilden können. Gemeinsam ist ihnen meist eine dezentrale, nicht-hierarchisch organisierte Entscheidungsstruktur. Zur Erklärung dieses Phänomens existieren verschiedene systemtheoretische, soziologische und philosophische Ansätze.

Biologen sind seit längerer Zeit fasziniert davon, wie große Gruppen von Individuen, wie Schwärme von Vögeln oder Fischen, besonders aber die Staaten eusozialer Insektenarten ihr Verhalten koordinieren, sodaß die gesamte Gruppe zum Beispiel koordiniert Nahrung suchen oder Prädatoren vermeiden kann. Jedes einzelne Individuum besitzt dabei nur relativ geringe Informationen über seine Umwelt und interagiert nur mit einer begrenzten Anzahl von Artgenossen; dennoch trifft die Gruppe als Ganzes koordinierte, sinnvolle Entscheidungen. Durch Modellbildung konnte dabei anschaulich gemacht werden, dass sich die Gruppenentscheidung über Rückkopplung herausbildet, in dem jedes Individuum sein Verhalten an demjenigen seiner Nachbarn ausrichtet und diese seinerseits in ihrem Verhalten beeinflusst. Das Verhalten der Individuen ähnelt dabei den Strukturen in neuronales Netzen, etwa im Gehirn.