Mittwoch-Update vom 23. Juni. 2021

Liebe Leserin und lieber Leser!

Die folgenden ACHT Themen haben, folgen dem Leitfaden „Die Inponderabilien in Corona-Zeiten“ oder: Vor Gericht und auf hoher See, ist man in Gottes-Hand“ (Maradona) oder die Natur-Gesetz-Mäßigkeiten werden sichà la longue durchsetzen.

Mit dieser Einsicht haben wir uns in den letzten 10 Tagen auseinandergesetzt und durch unsere „OekoHuman-SEH-Kontakt-Hilfe“ betrachtet, um die zu große Lücke – das Fehlen – den Irrtum im Kollektiv zu finden, damit Sie sich persönlich wappnen können, um ihren eigenen Weg gehen zu können“.

1. Den Bürgern droht mit dem Kassensturz nach der Bundestagswahl ein böses Erwachen – an den Marionetten-Schulden-Fäden.

Das Kollektive Wunschdenken: Unter einer neuen Regierung werden Steuern und Beiträge angesichts der angespannten Haushaltslage sinken. Im Gegenteil. Zum Ende der Wahlperiode wird einer Bundesregierung traditionell das Zeugnis ausgestellt. Eines steht schon jetzt fest: Im Fach des Wähler-Einlullens kriegt die Große Koalition eine glatte Eins. Den Bundeshaushalt hat der Bundesfinanzminister voll im Griff – so lautet seit Ausbruch der Pandemie das Krisen-Mantra von Olaf Scholz. Doch die Wahlprogramme mit all ihrer schönen Steuerentlastungsprosa werden im hohen Bogen im Mülleimer landen.

Die Rekordverschuldung? Kein Grund zur Sorge. Die Haushaltslöcher? Verschwinden durch Wachstum. Wer daran rummäkelt, malt Schreckgespenster an die Wand. Tja, wenn es nur so wäre. Denn die Wahrheit ist: Die Haushaltsplanung der Bundesregierung ist nicht solide. Es ist sogar fraglich, ob der Bundeshaushalt 2022 so überhaupt verfassungskonform ist. Zu Beginn der Pandemie hat die Bundesregierung entschlossen auf die Krise reagiert, aber schon da zu einem Trick gegriffen: Sie hat 50 Milliarden Euro an Ausgaben, die nichts mit Corona zu tun hatten, über Corona-Schulden finanziert. Nicht die Ausgaben an sich waren das Problem, sondern wie sie finanziert wurden. Denn die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse erlaubt zwar höhere Schulden zur Bekämpfung von Notsituationen. Aber sie war nicht dafür gedacht, in einer Notsituation all jene Projekte zu finanzieren, die man sich schon immer gewünscht hat.

Regierung kaschiert mit den Corona-Schulden, wie es um den Etat steht.

Mit ihrem Entwurf für den Bundeshaushalt 2022 geht die Bundesregierung diesen fragwürdigen Weg auf beängstigende Weise konsequent weiter. Jetzt werden über höhere Schulden sogar die Pflege- und Gesundheitsreformen, Klima- und Verteidigungsausgaben und Entwicklungszusammenarbeit finanziert. Also Kernaufgaben des Staates, die normalerweise aus Steuern und Sozialbeiträgen bestritten werden sollten. Motto: Wenn es keine Grenzen gibt, dann kennen wir auch keine. Die Bundesregierung kaschiert mit den Corona-Schulden, wie es eigentlich um den Etat steht: schlecht. Und sie überdehnt ein weiteres Mal die Schuldenbremse, weil sie wieder Schulden für Ausgaben aufnimmt, die mit Corona nichts zu tun haben. Und niemand sollte sich täuschen lassen: Auch wenn 2023 die Krise hoffentlich vorbei ist, rosig wird die Haushaltslage dann nicht. Dafür sind die Löcher in den Sozialkassen viel zu groß – weiterlesen im Handelsblatt.

OekoHuman-Fazit:

Das deutsche Volk, die Mehrzahl der Völker, die Banken, die Zentralbanken und die Regierungen dieser Welt hängen an den „Unsichtbaren Macht-Fäden“ von Geld, Krediten und Schulden; Ausnahmen bestätigen die Regel. Dies gilt auch für den nachfolgenden Punkt und erklärt im Prinzip auch den Stau bei Punkt 5..

Weissagung der Cree.


2. Signal für Vielfalt.
Regenbogen-Debatte offenbart Doppelmoral der deutschen Wirtschaft
SAP, VW oder die Allianz – deutsche Unternehmen zeigen ihre Logos in den sozialen Medien in Regenbogenfarben. Allerdings nur auf ihren deutschen Kanälen – weiterlesen im Handelsblatt.

Die UEFA tut sich schwer mit Symbolen für Meinungsfreiheit. Schon eine Regenbogenbinde am Arm von Kapitän Manuel Neuer wird zum Politikum. Ein Antrag aus München für eine Regenbogen-Illumination der Arena wurde abgelehnt. Der Fußball tut sich schwer mit Symbolen für Meinungsfreiheit. In Kampagnen wird Respekt propagiert. Doch schon eine Regenbogenbinde am Arm von Manuel Neuer wird zum Politikum. Ein Antrag aus München für eine Regenbogen-Illumination der Arena wurde offenbar abgelehnt.

München (dpa) – Rot, orange, gelb, grün, blau, lila. Sechs in ihrer Kombination symbolträchtige Farben am Arm von Manuel Neuer stürzen die UEFA bei der Fußball-Europameisterschaft in ein sozialpolitisches Dilemma.
Wie viel freie Meinungsäußerung kann der Fußball ertragen?
Die Debatte um die Regenbogen-Binde des Kapitäns der deutschen Nationalmannschaft ist jedenfalls trotz der für UEFA-Verhältnisse erstaunlich schnellen Einstellung aller formalen Sanktionsprüfungen gegen die DFB-Auswahl am Sonntagabend noch längst nicht vorbei.

UEFA im Dilemma

Fraglich ist auch, ob die UEFA bei der Regenbogen-Frage so schnell und unbürokratisch reagiert hätte, wenn auf den eigentlich verpflichtend zu tragenden Kapitänsbinden ein Sponsorenname stehen würde und nicht ihr eigenes Kampagnen-Motto «Respect». Schon mit ihren Aktionen für Meinungsfreiheit und Menschenrechte vor den drei WM-Qualifikationsspielen im März hatte die DFB-Elf Position bezogen und damals den Weltverband FIFA und dessen umstrittenen WM-Ausrichter Katar in die Bredouille gebracht. Das Dogma des unpolitischen Sports können die internationalen Fußball-Verbände im Brennglas der kritischen Öffentlichkeit nicht mehr einfach so aufrechthalten. Auch die symbolträchtigen Kniefälle der englischen, belgischen und schottischen Stars und sogar einiger Schiedsrichter werden straffrei akzeptiert.

Kein leuchtendes Signal für Vielfalt

Mit dem Vorstoß, die Arena am Mittwoch (21.00 Uhr/ZDF und Magenta TV) im letzten Gruppenspiel gegen Ungarn in den Regenbogenfarben erleuchten zu lassen, hält Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, das Thema gekonnt am Köcheln. Doch laut eines Berichts der «Bild»-Zeitung hat die UEFA den Vorstoß abgelehnt. Eine Bestätigung vom Kontinentalverband oder vom DFB dafür gab es noch nicht. Das Signal für Vielfalt und selbstbestimmte Lebensformen sexueller Orientierung hätte optisch größer nicht sein können. Die Stoffbinde an Neuers Arm wäre sozusagen auf optische Megagröße von nicht zu übersehenden 66.500 Quadratmeter ovale Membranfläche potenziert und medial in alle Welt ausgestrahlt worden.

Die UEFA musste abwägen. Kritik und möglicherweise ein Shit-Storm in den sozialen Medien bei einer Absage oder eine Provokation einflussreicher Kritiker moderater Haltungen wie Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban, der für seine schwulen- und lesbenfeindliche Politik von Reiter direkt angegangen wurde?

Mit Dankbarkeit reagierte man beim Kontinentalverband jedenfalls auf eine DFB-Idee, die Arena an einem anderen Tag in den Regenbogen-Farben leuchten zu lassen. Diese Lösung scheint nun naheliegend.

Neuer trägt Regenbogen-Binde weiter.

Unabhängig von der Entscheidung aus der Verbandszentrale am Genfer See war klar, dass Neuer gegen Ungarn zum vierten Mal die Regenbogen-Binde tragen wird. Dafür hat er seit Sonntagabend die Erlaubnis der UEFA. «Als Zeichen und klares Bekenntnis der gesamten Mannschaft für Diversität, Offenheit, Toleranz und gegen Hass und Ausgrenzung.

Die Botschaft lautet: wir sind bunt!», hieß es vom DFB.


3. Die Delta-Variante, ursprünglich in Indien ausgebrochen, dominiert inzwischen im Vereinigten Königreich das Geschehen.

Rund 86 Prozent der Infektionen im vergangenen Monat sind ihr zuzuordnen. Deutschland wird, wie schon vorher, mit Zeitverzögerung folgen.
Faktencheck: Wie gefährlich ist die Delta-Variante wirklich?

Die Delta-Variante des Coronavirus heizt die Pandemie weltweit weiter an. Doch wie ansteckend ist die Mutation? Ist sie wirklich tödlicher? Und wie gut schützen die Impfstoffe gegen sie?
Ein Blick auf die Fakten:
Was genau ist die Delta-Variante?
Die Delta-Variante, auch B.1.617.2 genannt, wurde erstmals im Oktober 2020 im indischen Bundesstaat Maharashtra gefunden und verbreitet sich seitdem stark in Indien und über die ganze Welt. Ursprünglich hieß sie deshalb indische Variante, inzwischen ist Delta-Variante die gängige Bezeichnung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte sie im Mai als „variant of concern“ (VOC), also als besorgniserregende Variante ein – so wie auch Alpha (B.1.1.7), Beta (B.1.351) und Gamma (P.1) – weiterlesen im OeHu-Artikel.

4. Die Maskenpflicht ist ein Politikum, die ZEIT hat Experten gefragt:
  • In welchen Situationen kann die Pflicht fallen?
  • In welchen wäre das gefährlich?
  • Und bleibt die Maske?

Der Sommer ist da, in den nächsten Tagen und Wochen wird es heiß. Zu heiß, um mit einer FFP2-Maske in der Schule zu sitzen. Das sieht jedenfalls das Schulministerium in NRW so und gestattet nun auch den Oberstufenschülern hitzefrei. Ab 27 Grad Raumtemperatur können Schulleiter und Schulleiterinnen entscheiden, dass der Unterricht ausfällt. Das sei eine kleine Erleichterung für die Schülerinnen und Schüler, sagt Schulministerin Yvonne Gebauer.
Die Delta-Variante in Großbritannien: Eine Mutante, wie gemacht für die vierte Welle.
Eine große Erleichterung kündigte hingegen Ministerpräsidentin Malu Dreyer am Mittwoch für die Schulen in Rheinland-Pfalz an: Ab der kommenden Woche müssen Kinder und Jugendliche hier keine Maske mehr am Sitzplatz und auf dem Schulhof tragen, solange die Inzidenz unter 35 liegt. Wann, wie und wo die Maskenpflicht wegfällt, das wird aktuell an vielen Stellen diskutiert. Es geht dabei um Schulen, Fußgängerzonen und Geschäfte. Und es geht um Inzidenzwerte, Prävention, Grundrechte und, wie immer bei politischen Entscheidungen, nebenbei auch ein bisschen um den Wahlkampf – weiterlesen im OeHu-Artikel.


5. CO²-Neutralität – Klima und die unterschätzte Gefahr des Arten sterben.

Erderwärmung bedroht ein Drittel der endemischen Landtierarten. Bei einer Erderwärmung um mehr als drei Grad sind ein Drittel der auf dem Land lebenden endemischen Arten vom Aussterben bedroht, stellt eine aktuelle Studie fest. Der Unterschied beim Artensterben zu einem Temperaturanstieg von 1,5 Grad sei dramatisch, sagte der Co-Autor der Studie, Wolfgang Kiessling, im DLF.

Laut einer aktuellen Studie wird der Klimawandel insbesondere in Regionen, in denen viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten leben, großen Schaden anrichten: Bei einer Erderwärmung um mehr als drei Grad Celcius sind demnach ein Drittel (34 Prozent) der auf dem Land lebenden endemischen Arten und etwa die Hälfte (46 Prozent) der im Meer lebenden endemischen Arten vom Aussterben bedroht. Auf Bergen sind sogar 84 Prozent bedroht, auf Inseln steigt diese Zahl auf 100 Prozent an. Zu endemische Arten werden Arten oder Gattungen gezählt, die nur in einem bestimmten Gebiet vorkommen. Dazu gehören zum Beispiel die Lemurenarten, der Blaue Kranich oder der Schneeleopard.

Aktuell steuert die Welt auf mindestens drei Grad Erwärmung zu. Die Forscher schätzen, dass das Risiko für das Aussterben endemischer Arten um mehr als das Zehnfache steigt, wenn die im Pariser Abkommen festgelegten Klimaziele von 1,5 Grad bis maximal zwei Grad verfehlt würden. Bei 1,5 Grad Erderwärmung seien nur zwei Prozent der endemischen Arten an Land und zwei Prozent im Meer vom Aussterben bedroht, bei zwei Grad erhöht sich die Zahl auf jeweils vier Prozent. Wenn die Länder aber ihre Emissionen im Einklang mit dem Pariser Abkommen reduzieren, werden laut der Studie die meisten endemischen Arten überleben.

Weitere Ergebnisse der Studie:

  • Bei drei Grad drohen insgesamt 92 Prozent der an Land lebenden und 95 Prozent der im Meer lebenden endemischen Arten zumindest negative Folgen, wie zum Beispiel eine Verringerung ihrer Anzahl.
  • Endemische Arten sind bei einem ungebremsten Temperaturanstieg 2,7mal häufiger vom Aussterben bedroht als weiter verbreitete Arten.
  • In Europa sind unter anderem einheimische Bienenarten, Seevögel wie Papageientaucher und Fische wie Lachs und Kabeljau sowie die große Pflanzen- und Schmetterlingsvielfalt in den Alpen betroffen. Arten, die im Mittelmeer leben, werden besonders stark beeinträchtigt.

Die Studie erscheint in der Zeitschrift „Biological Conservation“. Sie basiert auf der Analyse hunderter Studien zu diesem Thema. Wolfgang Kiessling ist Meeresexperte an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg und Co-Autor des Berichts. Im Deutschlandfunk hebt der Paläobiologe hervor: Bei endemischen Arten bedeute ein lokales Aussterben auch ein globales Aussterben.


6. Was wir essen, wirkt sich unmittelbar auf unser Gehirn aus.

Die Psychologin und Hirnforscherin Soyoung Park – Foto: David Ausserhofer/DIfE

Durch Ernährung die Leistung des Gehirns steigern – das klingt einfach. Die Psychologin und Hirnforscherin Soyoung Park erklärt, was am Phänomen »Brain Food« dran ist und was wir zu uns nehmen sollten, um der Konzentration nicht zu schaden oder ein gutes Gedächtnis im Alter zu haben. Man nimmt zur Prüfung eine Tüte Studentenfutter mit oder gönnt sich im Arbeitsstress einen Schokoriegel, Grund: Nervennahrung. Die Hoffnung: Wenn der Kopf raucht und die Konzentration nachlässt, hilft ein Biss in… ja, was eigentlich? Zucker? Fette, Proteine?

Wie sehr einzelne Lebensmittel die Funktionen des Gehirns unmittelbar beeinflussen können, ob sie zum Beispiel vor Demenz schützen oder die Konzentrationsfähigkeit erhöhen, wird immer noch in vielen Studien erforscht – populärwissenschaftlich zusammengefasst unter dem Stichwort »Brainfood«. Auch die Psychologin und Hirnforscherin Soyoung Park vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Ernährung und Hirnfunktionen; außerdem ist Park noch Professorin an der Charité Berlin.

SZ-Magazin: Durch das Essen bestimmter Lebensmittel soll man seine Hirnleistungen steigern können. Aber gibt es aus wissenschaftlicher Sicht Brainfood überhaupt?

Soyoung Park: Unbestritten ist, dass es Nährstoffe gibt, die biochemische Reaktionen im Gehirn auslösen und bestimmte Gehirnfunktionen verändern. Dazu zählen Kohlenhydrate, zum Beispiel in Brot oder Kartoffeln, oder Proteine, die zum Beispiel in Eiern und Fleisch enthalten sind. Je nachdem, wie viel Menschen davon essen, denken, handeln und entscheiden sie anders. Aber ob das wie Doping funktionieren kann, also dass wir etwas gezielt essen, um unmittelbar bestimmte Effekte im Gehirn zu erzielen, werden wir noch sehen. Ich bin aber optimistisch.

SZ-Magazin: Wenn man Brainfood googelt, werden einem hier Blaubeeren und Grünkohl empfohlen, dort Avocado, Nüsse und Brokkoli, oder auch Lachs und Eier. Welche Lebensmittel würden Sie als Brainfood bezeichnen?

Soyoung Park: Es gibt Lebensmittel, die eine höhere Konzentration an bestimmten Nährstoffen haben, die biochemische Veränderungen im Gehirn verursachen können. Daten legen beispielsweise nahe, dass Grünkohl die Gehirnleistung vor allem im Alter steigern kann. Oder dass jemand, der regelmäßig Nüsse ist, das Risiko senkt, an Alzheimer zu erkranken. Aber ob wir durch Ernährung auf den Punkt bestimmte Gehirnleistungen steigern können, müssen wir noch erforschen. Und selbst wenn das der Fall sein sollte, heißt es noch lange nicht, dass wir nur noch Beeren und Grünkohl essen sollten.

SZ-Magazin: Sie können also keine konkrete Ernährungsempfehlung geben, die dem Gehirn zugutekommt?

Soyoung Park: Es reicht nicht zu sagen: »Essen Sie dreimal am Tag Apfel.« Es kommt darauf an, wie divers wir uns ernähren. Das Gehirn braucht so viele Nährstoffe, rund 20 Prozent unseres gesamten Nährstoffbedarfs – die kann man nur durch möglichst vielfältige Ernährung zu sich nehmen. Im Grunde ist alles Brainfood. Deshalb will ich auch nicht einzelne Lebensmittel hervorheben, eher Lebensmittelgruppen. Obst und Gemüse helfen dem Gehirn immer. Aber leider kann man keine einfache Regel aufstellen, die dann für alle gilt – Männer, Frauen und Kinder. Das hat sehr viel mit der persönlichen Verfassung zu tun. Es besteht sogar die Gefahr, dass wir uns durch den Begriff Brainfood am Ende weniger divers ernähren, weil wir auf einmal nur noch Beeren, Nüsse und Grünkohl essen, um unserem Gehirn etwas Gutes zu tun. Das sollte aber nicht passieren. Denn dann fehlen uns sehr bald andere Nährstoffe, die genauso wichtig sind.

SZ-Magazin: Läuft die Empfehlung auf die mediterrane Küche hinaus – viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Fisch, ab und zu Fleisch, Olivenöl?

Soyoung Park: Ja, das trifft es ganz gut. Die skandinavische Küche ist ähnlich aufgebaut, basiert auf frischem Obst und Gemüse, Fisch, fermentierten Sachen – der ganzheitliche Ansatz ist wichtig. Hauptsache, divers und frisch. Das spielt vor allem in der Entwicklungsphase des Gehirns, also bei Kindern und Jugendlichen eine große Rolle. Sie neigen dazu, schneller in einseitige Ernährungsroutinen zu verfallen. Ihr Kind mag vielleicht keine Möhren, aber Wiener Würstchen. Und irgendwann pendelt es sich ein, dass es abends immer Wiener Wurst gibt, weil etwas anderes nicht gegessen wird. Da muss man ein bisschen darauf achten.

„Wenn Probanden mehr Protein zu sich genommen hatten, waren sie toleranter“

SZ-Magazin: Kann man durch Ernährung die Leistung und Gesundheit des Gehirns nur langfristig beeinflussen, oder gibt es auch kurzfristige Effekte?

Soyoung Park: Was wir essen, kann sich unmittelbar aufs Gehirn auswirken. Zum Beispiel haben wir in einer Studie den Einfluss von Kohlenhydraten und Proteinen auf Entscheidungen geprüft. Wir haben dieselben Personen zweimal zum Frühstücken eingeladen. Es gab eine bunte Mischung, unter anderem Brot, Ei, Banane und Milch – aber einmal war der Proteingehalt höher, einmal der Kohlenhydrategehalt. Nach drei Stunden haben wir ihr soziales Verhalten untersucht. Den Probanden wurde jeweils gesagt, dass der Teilnehmer vor ihnen zehn Euro bekommen hat und ihnen zwei davon abgeben würde. Würden sie das Angebot annehmen, bekäme einer zwei Euro, der andere acht. Lehnten sie ab, bekäme keiner etwas. Dann haben wir geschaut, wie sie reagieren. Wenn sie mehr Protein zu sich genommen hatten, waren sie toleranter, sie haben das Angebot eher angenommen. Hatten sie mehr Kohlenhydrate gegessen, haben sie eher abgelehnt, waren weniger flexibel. Erklären lässt sich das dadurch, dass ein höherer Proteingehalt in der Nahrung den Tyrosingehalt im Blut steigert. Tyrosin kann im Gehirn zu Dopamin umgewandelt werden. Und Dopamin beeinflusst unsere Motivation, unseren inneren Antrieb – der Botenstoff spielt bei dieser Art von Entscheidung eine große Rolle – weiterlesen in der SZ.

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7. Ein Job mit Sinn ist Luxus?!

Wie sich die Pandemie auf unsere Gesellschaft und auf jeden und jede Einzelne auswirkt – daran forschen gerade zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die Ökonomin Lea Cassar prognostiziert:
Mehr Geld statt mehr Sinn?!
Vor allem jüngere Menschen wollen in Krisenzeiten gut bezahlte Stellen. Das kann zu einem großen Problem werden. Berufseinsteigende von heute entscheiden sich eher für den Job mit genügend Geld als den mit viel Sinn. Im Interview erklärt sie, warum das zu einem großen Problem werden könnte.

ZEIT Campus ONLINE: Jahrelang hieß es, jüngere Arbeitnehmer zögen sinnvolle Tätigkeiten den dicken Gehältern vor. Jetzt haben Sie eine Studie veröffentlicht, die genau das Gegenteil nahelegt. Waren Sie überrascht?

Lea Cassar: Ja, tatsächlich. Unsere Studie sollte herausfinden, wie und warum Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Laufe der Zeit Gehalt über Sinn stiftende Arbeit stellen. Und der Kausalzusammenhang ist eindeutig: Bricht die Konjunktur ein, wird Geld wichtiger. Für die Gruppe der 18- bis 25-Jährigen in besonderer Weise, denn anders als andere Altersgruppen hält sich diese Präferenz ihr ganzes Leben. Man hätte auch genau das Gegenteil erwarten können, dass der Stellenwert von Jobs, die den Arbeitern Bedeutung verleihen, in ökonomisch harten Zeiten wächst. Aber das ist nach unseren Daten eindeutig nicht der Fall.

ZEIT Campus ONLINE: Auf welche Daten beziehen Sie sich?

Cassar: Wir haben das General-Social-Survey-Datenset aus den USA verwendet, das seit Anfang der Siebzigerjahre Einstellungen und sozioökonomische Merkmale von fast 20.000 US-Amerikanern erfasst. Es lässt repräsentative Aussagen über Einkommen und Einstellung über einen langen Zeitraum zu.

ZEIT Campus ONLINE: In Ihrer Studie schreiben Sie, dass Rezessionen jüngere Menschen so stark beeinflussen, dass die Entscheidung Geld über Sinn im Job ein ganzes Leben lang bleibt. Warum können Menschen ihre Präferenzen nicht ändern, wenn es der Wirtschaft wieder besser geht?

Cassar: Die Psychologen bezeichnen diese Altersspanne von 18 bis 25 Jahren als impressionable years. Also die Jahre, in denen das eigene Werte- und Glaubenssystem geprägt wird. Dass man seine grundlegenden Ansichten übers Leben und die Welt später noch verändert, ist demnach eher unwahrscheinlich. Das heißt, was Menschen in diesem Alter erleben, bleibt für den Rest ihres Lebens an ihnen haften.

Cassar: Krisenzeiten bringen Arbeitnehmer hervor, die viel Wert aufs Geld legen, andersherum werden gemeinwohlorientierte oder sozialere Berufe eher in Zeiten wichtiger, in denen die Wirtschaft boomt. Ein Job mit Sinn ist Luxus, der erst dann zur Geltung kommt, wenn Bedürfnisse wie genug Geld für Essen, Wohnen und Leben erfüllt sind.

ZEIT Campus ONLINE: Wie erklären Sie es, dass Geld in Krisenzeiten wichtiger wird? – Weiterlesen:  ZEIT Campus ONLINE.


8. Sprechen wir über GELD (Psychologie).

In der Geldpolitik haben auch leise Töne laute Folgen. Es waren nur Andeutungen der US-Notenbank Fed, dass es 2023 wohl zu Zinserhöhungen und damit zur geldpolitischen Wende komme – doch die amerikanische Währung ist daraufhin deutlich erstarkt. Der Dollar-Index, der den Kurs zu Top-Währungen widerspiegelt, stieg um bis zu 0,7 Prozent auf 91,7450 Punkte – der höchste Stand seit zwei Monaten. Der Euro-Kurs wiederum gab von 1,21 auf 1,19 Dollar nach, der Goldpreis sackte um 2,5 Prozent auf nur noch 1804 Dollar – zwei Artikel dazu: „Sparen – Finanzieren – …“ und „Das Wesen des Geldes„.

Der Schlüssel zur konstruktiven Lücke: OekoHuman

Ihnen einen schönen Mittwoch und gute Gedanken!

Mit dem Mut zur klugen und gewissenhaften Wandel-Lücke. Denn in dieser Lücke liegt die überraschende Zukunft, die jeder für sich Selbst, mit oder ohne Rat, in der Gegenwart gestalten und nutzen kann!

 

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