Leben ist insbesondere Bewegung.
Alles, was sich bewegt, lebt, gleichgültig wie,
komplex ein System auf den ersten Blick scheint.

 
OeHu findet sich grundsätzlich in beiden Definitionen am besten gespiegelt:

Der theoretische Physiker Gerald Feinberg und der Chemiker Robert Shapiro begründeten in ihrem bereits 1980 erschienenen Buch Life Beyond Earth die folgende alle Lebensformen im Universum erfassende Definition: Leben entsteht durch Wechselwirkungen zwischen freier Energie und Materie, die imstande ist, auf diese Weise eine größere Ordnung innerhalb des gemeinsamen Systems zu erreichen. Demnach wäre Leben in eisigen Ammoniakseen ebenso denkbar wie in Ölmeeren, es könnte auf der Basis elektromagnetischer oder Gravitationsfelder existieren. Es gibt vielleicht Siliziumwesen in geschmolzenem Gestein, Plasmaleben im Inneren von Sternen oder Strahlungsorganismen in interstellaren Staubwolken. Mögliche Lebewesen mit wissenschaftlich-technischer Organisation im Sinne außerirdischer Zivilisationen auf extrasolaren Planeten sind Gegenstand von Spekulationen und Hochrechnungen innerhalb der Astrobiologie und der Exosoziologie. Über die Wahrscheinlichkeit der Existenz und möglichen Häufigkeit solcher Zivilisationen wird vor allem mithilfe der Drake-Gleichung diskutiert, die auch als Green-Bank-Formel bekannt ist.

Lebende Zellen und Organismen müssen für die Erhaltung ihrer Lebensfunktionen wie Wachstum und Vermehrung fortwährend Arbeit leisten. Dazu nehmen sie chemische Energie in Form von Nährstoffmolekülen aus ihrer Umgebung auf (bei phototrophen Organismen auch Lichtenergie), wandeln sie um und machen sie für ihre Zwecke nutzbar. Sie stellen aus einfachen Vorstufen hochkomplexe Moleküle her, schaffen Konzentrationsgradienten und elektrische Gradienten, produzieren Wärme und bewegen sich. Diesen biologischen Energieumwandlungen liegen physikalische und chemische Gesetze zugrunde, die auch für alle übrigen natürlichen Prozesse gelten und von den Gesetzen der Thermodynamik beschrieben werden. Dabei stehen die thermodynamischen Zustandsgrößen Enthalpie, Entropie und freie Enthalpie wie auch die Gleichgewichtskonstante in enger Beziehung zueinander – siehe auch Studyflix: Thermodynamik.


Das Wort Leben ( Anhören) bezeichnet zum einen die Organisations- bzw. Prozessform, die allen Lebewesen gemeinsam ist und die sie von lebloser Materie unterscheidet. Zum anderen bezeichnet es die Gesamtheit der Lebewesen in einem bestimmten Gebiet. Was Leben bzw. ein Lebewesen ist, wird – in der modernen Biologie wie auch schon bei Aristoteles – nicht über einzelne Eigenschaften, einen bestimmten Zustand oder eine spezifische Stofflichkeit definiert, sondern über eine Menge von Aktivitäten, die zusammengenommen für Leben bzw. Lebewesen charakteristisch und spezifisch sind. Als diese Aktivitäten werden üblicherweise genannt:

Wir fassen die Kennzeichen des Lebens zusammen: Damit man etwas als lebend bezeichnet muss es sich Fortpflanzen können, einen Stoff- und Energiewechsel aufweisen, einem Wachstum unterliegen, sich bewegen und reizbar sein sowie über Zellen verfügen und sich weiterentwickeln und anpassen (Evolution) können. Es müssen alle Merkmale gleichzeitig erfüllt sein um etwas als Lebewesen zu bezeichnen – mehr dazu.

Jegliches Leben kann als System betrachtet werden, da es immer aus aufeinander aufbauenden und miteinander wechselwirkenden Einheiten besteht, die sich gegenseitig funktional bedingen und erhalten. Lebende Systeme erreichen einen besonders hohen Grad der Komplexität, der von unbelebten Systemen nicht erreicht wird.

Naturwissenschaft.

Ähnlich angepasste, aber weitgehend unterschiedlich aufgebaute Lebewesen: Korallen und Seepferdchen

Fast die Hälfte aller heutigen Arten gehören zur Klasse der Insekten→ Hauptartikel: Lebewesen und chemische Evolution

Die Biologie untersucht und beschreibt die Erscheinungsformen lebender Systeme, ihre Beziehungen zueinander und zu ihrer Umwelt sowie die Vorgänge, die sich in ihnen vollziehen. Dazu zählen Energie- und Stoffaustausch, Wachstum, Fortpflanzung, Reaktion auf Veränderungen der Umwelt sowie Möglichkeiten, sich über Kommunikationsprozesse zu koordinieren. Einige dieser Merkmale findet man auch bei technischen, physikalischen und chemischen Systemen, andere Merkmale sind nur den biologischen Lebewesen zu eigen. Als minimale Eigenschaft aller lebenden Systeme gilt jedoch die Autopoiesis: die Fähigkeit, sich selbst zu erhalten und zu reproduzieren.

Bisher ist nur das auf Ribonukleinsäure und Desoxyribonukleinsäure (RNA und DNA) beruhende Leben bekannt, welches auf der Erde vor etwa 3,5 bis 3,9 Milliarden Jahren begann. Die bekannten Lebensformen, BakterienArchaeenPilzePflanzen sowie Tiere mit dem Menschen, verwenden – von wenigen Ausnahmen abgesehen – den gleichen, universell gültigen genetischen Code und erzeugen aus den gleichen chemischen Bausteinen, nämlich vier verschiedenen Nukleotiden und etwa 20 verschiedenen Aminosäuren, die für irdisches Leben typischen Nukleinsäuren und Proteine. Grundsätzlich ist seitens der Naturwissenschaft nicht auszuschließen, dass Leben im Universum auch auf anderen chemischen Stoffen beruhen kann (siehe den sog. Kohlenstoffchauvinismus). Nach der Theorie der biologischen Evolution entwickelten sich im Laufe von Milliarden Jahren aus vergleichsweise einfachen Lebensformen immer komplexere Lebewesen.

Entstehung des Lebens.

Der heutige Wissensstand in den Naturwissenschaften reicht nicht aus, um zu erklären, wie das Leben entstand. Wird für Lebewesen ein genetisches Programm, seine Funktionalität und seine Entwicklung als essenziell angenommen, dann ergibt sich für den Beginn des Lebens der Zeitpunkt, zu dem Moleküle als Träger des Programms und weitere Hilfsmoleküle zur Realisierung, Vervielfältigung und Anpassung dieses Programms erstmals so zusammentreten, dass ein die charakteristischen Eigenschaften des Lebens tragendes System entsteht. Die derzeit populärste (autotrophe) Theorie zur Entstehung des Lebens postuliert die Entwicklung eines primitiven Stoffwechsels auf Eisen-Schwefel-Oberflächen unter reduzierenden Bedingungen, wie sie im Umfeld vulkanischer Ausdünstungen anzutreffen sind. Während dieser Phase der Evolution auf der Erde, die im Äon, vor zwischen 4,6 und 3,5 Milliarden Jahren, stattfand, war die Erdatmosphäre wahrscheinlich reich an Gasen, primär KohlenstoffdioxidWasserstoff und Kohlenstoffmonoxid, während die heißen Ozeane relativ hohe Konzentrationen an Ionen von Übergangsmetallen wie Eisen (Fe2+) oder Nickel (Ni2+) enthielten. Ähnliche Bedingungen finden sich heute in der Umgebung hydrothermaler Schlote, die in plattentektonischen Störzonen auf dem Meeresgrund entstanden sind und noch entstehen. In der Umgebung solcher als Schwarze Raucher bezeichneten Schlote gedeihen thermophile methanogene Archaeen auf der Grundlage der Oxidation von Wasserstoff und der Reduktion von Kohlenstoffdioxid (CO2) zu Methan (CH4). Dieses extreme Biotop zeigt, dass Leben unabhängig von Sonnen­licht als Energiequelle gedeihen kann, eine grundlegende Voraussetzung für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Leben vor dem Aufkommen der Photosynthese.

Die phylogenetische Perspektive auf die Entstehung des Lebens enthält die Frage, ob Leben auf der Erde entstanden ist oder auf einem anderen Himmelskörper, und auf welche Art die ersten lebenden Systeme in einer unbelebten Umwelt entstanden sind (siehe den vorhergehenden Abschnitt).

Die ontogenetische Perspektive richtet sich auf die Entwicklung eines Individuums, nicht auf die erstmalige Entstehung von Lebewesen. Sie stellt die Frage, wie sich ein Organismus entwickelt (z. B. aus einer befruchteten Eizelle). Man spricht hier fälschlich auch vom „Beginn des Lebens“, obwohl es sich um eine Kontinuität des Lebens im Laufe von Generationen und um das Entstehen eines Individuums handelt, nicht um die erstmalige Entstehung eines lebenden Systems. Aus der Ontogenese ergibt sich eine Möglichkeit zur Definition von Beginn und Ende eines individuellen Lebens: Das Leben endet, wenn die charakteristischen Eigenschaften von Lebewesen verschwinden, also der Tod eintritt. Der Beginn wird verschieden definiert, oft wird bei Lebewesen mit sexueller Fortpflanzung die Vereinigung zweier Gameten als Beginn des Lebens eines Individuums angesehen.

Spekulationen über außerirdisches Leben.

→ Hauptartikel: Außerirdisches Leben

In einem Meteoriten vom Planeten Mars wurden Spuren gefunden, die man zunächst als versteinerte Bakterien deutete. Ein definitiver Beweis für außerirdisches Leben ließ sich trotz intensiver Forschung bisher nicht erbringen (siehe auch Leben auf dem MarsAstrobiologiechemische Evolution und Kosmochemie). Im April 2007 wurde der zwanzig Lichtjahre von der Erde entfernte Gliese 581 c als erster Planet mit erdähnlichen Bedingungen entdeckt. Er wurde als „zweite Erde“ bezeichnet und gab Anlass zu vagen Spekulationen über dort vorkommendes Leben.

Wissenschaftler fanden mithilfe der Sonde Cassini-Huygens Hinweise, dass auf dem Saturnmond Titan eine primitive Lebensform existieren könnte. Messungen ergaben, dass weniger Wasserstoff und Ethin auf Titan vorhanden war, als die Modelle voraussagen. Dies wäre mit einer Lebensform auf Methanbasis erklärbar (→Leben auf Titan).

Philosophie:
Griechische Philosophen.

 Feuer, Erde (Metall, Mineralien [SALZ]), Samen, Luft, Wasser, Raum und Äther.

Thales postulierte vor 2500 Jahren, dass das Leben aus dem Wasser entstanden und eng mit der Frage nach dem Arché (ἀρχή, „Urgrund“) allen Seins und allen Geschehens verknüpft sei. Das Wasser als wandlungsfähiger und weitverbreiteter Stoff erfülle den Anspruch, allem zugrunde zu liegen und jegliche Gestalt annehmen zu können.

Anaximander (um 610–547 v. Chr.) suchte den Ursprung des Lebendigen im Wasser, als eine spontane Entstehung aus dem feuchten Milieu. Die ersten Lebewesen seien im Feuchten entstanden.

Anaximenes (um 585–528/524 v. Chr.) sah die Luft (ἀήρ aer) als Arché (ἀρχή) und Apeiron (ἄπειρον ‚Unbeschränktes‘) an. Auch das Göttliche komme entweder aus der Luft oder sei die Luft. Das belebende Prinzip liege im Stoff selbst.

Für Anaxagoras (499–428 v. Chr.) war der Samen (σπέρματα spermata) als unendlich kleiner Bestandteil aller Dinge (z. B. Fleisch, Blumen) von Anfang an vorhanden.

Heraklit (um 520–460 v. Chr.) sah im Urfeuer den Beginn auch des Lebens: „Diese Weltordnung, dieselbige für alle Wesen, hat kein Gott und kein Mensch geschaffen, sondern sie war immer da und ist und wird sein ewig lebendiges Feuer, nach Maßen erglimmend und nach Maßen erlöschend.“ Aus allem Feuer soll alles hervorgegangen sein.

Empedokles (um 495–435 v. Chr.) vertrat eine biologische Theorie von der Entstehung des Lebens und der Evolution der Lebewesen. Er führte die Lehre von den vier Urstoffen (Vier-Elemente-Lehre) ein.

Aristoteles erklärte in De anima das Belebte als das Beseelte. Er unterscheidet grob drei verschiedene Stufen von Leben, die er nach ihren Seelenvermögen hierarchisch anordnet: Auf der untersten Stufe stehe das allein durch Ernährung und Fortpflanzung bestimmte Leben der Pflanzen, darauf folge das zusätzlich durch Sinneswahrnehmung und Fortbewegung bestimmte Leben der Tiere, auf der obersten Stufe das darüber hinaus durch Denken bestimmte Leben der Menschen.

Eine weitere historische Vorstellung besagte, dass Leben sich aus Unbelebtem immer wieder neu bilde, diese Theorie wurde als Spontanzeugung bezeichnet. Louis Pasteur und andere Naturwissenschaftler konnten dies experimentell widerlegen.

Die griechische Philosophie (siehe z. B. Platon und Aristoteles) unterscheidet begrifflich zwei Aspekte von Leben, die in der mittelalterlichen Philosophie beide unter dem Begriff vita gefasst werden: ζωή (zoḗ) und βίος (bíos). Ζωή meint Beseeltheit, die Tieren und Menschen als psycho-physische Natur gemeinsam ist, βίος hingegen die Lebensweise des durch eine Vernunftseele ausgezeichneten Menschen.

Neuere Zeit.

In der neueren Zeit entwickeln sich zwei gegensätzliche Grundauffassungen:

  • Mechanizismus: Leben lässt sich allein aus den Gesetzmäßigkeiten der Bewegung der Materie vollständig erklären (siehe auch: Materialismus und Physikalismus).
  • Vitalismus: Leben kommt nur den „organischen Erscheinungsformen“ (dem Organischen) zu und unterscheidet sich qualitativ von „anorganischen Erscheinungsformen“ (dem Anorganischen): Alles Lebendige zeichnet sich durch eine zielgerichtet formende Lebenskraft (vis vitalis) aus (siehe auch: Idealismus). In Anlehnung an religiöse Vorstellungen wurde angenommen, dass es belebte und unbelebte Materie gebe.

Der Organizismus stellt eine Synthese beider Ansätze dar: Lebensvorgänge lassen sich zwar durch Prinzipien der Physik und Chemie erklären. Lebewesen würden aber auch Eigenschaften besitzen, die unbelebte Materie nicht aufweist. Dies wären emergente Eigenschaften, die sich einerseits aus der Komplexität von Lebewesen, andererseits durch die besondere Rolle ihres genetischen Programms  ergeben sollen.

Wilhelm Dilthey (1833–1911) formulierte in seinen späteren Schriften: „Leben ist nun die Grundtatsache, die den Ausgangspunkt der Philosophie bilden muss. Es ist das von innen Bekannte; es ist dasjenige, hinter welches nicht zurückgegangen werden kann.“

Karl Popper (1902–1994) formulierte: „Ich glaube, wir könnten das Leben nicht wirklich schätzen, wenn es immer weitergehen würde. Gerade die Tatsache …, dass es endlich und begrenzt ist …erhöht den Wert des Lebens und damit sogar den Wert des Todes…“.

Nach Ernst Mayr (1904–2005) ist der Begriff „Leben“ nur der zum Ding gemachte Vorgang und existiert nicht als selbstständige Entität.

Ferdinand Fellmann (* 1939) betonte, Leben fungiere als absolute Metapher, die den biologischen Zugang mit dem subjektiven Standpunkt verbindet.

Für Günther Witzany ist Leben maßgeblich durch Kommunikation zu definieren. Bei jeglicher Koordination von Zellen, Geweben, Organen und ganzen Organismen sind zeichenvermittelte Interaktionen festzustellen. Selbst die Regulation der Gene durch RNAs und sesshafte Viren folgt diesem Prinzip. Gelingen diese Kommunikationsprozesse ist eine gedeihliche Entwicklung von Organismen wahrscheinlich, misslingen sie, ist oft Krankheit die Folge.

Religion.

→ Hauptartikel: Religion

Fast alle Religionen, insbesondere die Weltreligionen, definieren zumindest zwei Wirklichkeiten des Lebens. Die irdisch-biologische Form, wie sie in den Naturwissenschaften beschrieben werden kann, und das ewige Leben. Im Letzteren sehen sie einen Zustand oder Ort, der unvergänglich sei, eine von Naturwissenschaften nicht erklärbare, auch von Materie zu unterscheidende Seinsform, die im göttlichen Wirken oder einer Schöpfung ihren Grund habe. Das irdische Leben (zumindest das menschliche) findet demnach in beiden Seinsformen gleichzeitig statt, in der sterblich irdischen und in der göttlich ewigen. Der göttliche Seinszustand in-, im- und außerhalb des Menschen, insbesondere ausgedrückt durch die häufig genannte Gottesliebe, kann naturwissenschaftlich nicht erklärt und verstanden werden, er wird meist als heilig bezeichnet.

In der jüdisch-christlichen Tradition ist Gott Schöpfer der unbelebten und belebten Natur und er ist Ursprung des heiligen Lebens (zumindest im Menschen). Somit ist er Grund für das ewige Leben und „Herrscher“ über das sterbliche Leben und den Tod. Dem Menschen habe er geboten, zu lieben und keine Entscheidungen zu treffen, die der Gottesliebe widersprechen, so auch nicht über den Tod; dies komme einem willentlichen Eingriff auf das Leben und Wirken Gottes im Menschen gleich. (Siehe auch Ex 20,13 „Du sollst nicht töten“).

Im christlichen Glauben kommt dem ewigen Leben durch die Auferstehung Jesu Christi eine besondere Bedeutung zu. Jesus bezeichnete sich selbst als Quell des ewigen Lebens (Joh 4,14), in einem Gleichnis als das „…Brot des Lebens, wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben“ (Joh 6,35). Zugleich verkündete er seine „Göttlichkeit“ (in ihm) und den Glauben daran als Zugang zum ewigen Leben (Joh 14,6). Das aus christlicher Sicht „unvollkommene“ irdische Leben sei nur die Vorstufe auf ein ewiges Lebens in verherrlichter Gestalt, in Abwesenheit der zu Staub gewordenen Natur und ihrer „Produkte“ (zum Beispiel Schmerz, Leid, Tod und Trauer).

Im Islam gibt es sechs Glaubensartikel, darunter der Glaube an den Tag des Jüngsten Gerichts und das Leben nach dem Tod: Der Mensch werde eines Tages für seine Taten zur Verantwortung gezogen und mit dem Höllen­feuer (DschahannamKoran: 67:7) bestraft oder mit dem Paradies (Dschanna, Koran: 13:35) belohnt.

Wie in diesen Religionen existiert auch in vielen anderen Religionen die Vorstellung eines ewigen Lebens oder eines Weiterlebens nach dem Tod.

Künstliches Leben.

→ Hauptartikel: Künstliches Leben

Unter künstlichem Leben werden die Herstellung eines bekannten Lebewesens im Labor sowie die Herstellung neuer, auch nicht organischer Lebensformen aus nicht-lebenden Ausgangselementen verstanden. Die züchterische oder gentechnische Veränderung von Lebewesen stellt also keine Herstellung von künstlichem Leben dar. Idee und Herstellungsanweisungen für künstliches Leben sind Jahrtausende alt. Sie beruhen auf tradierten religionsübergreifenden Überzeugungen, dass zumindest einfache Lebensformen spontan entstehen können. Ethisch-religiöse Einwände gab es nicht. Das 20. Jahrhundert war durch eine Vielzahl von Ankündigungen geprägt, künstliches Leben sei im Labor geschaffen worden oder man stünde kurz davor. 2010 gaben Forscher um Craig Venter die Herstellung des künstlichen Bakteriums Mycoplasma mycoides JCVI-syn1.0 bekannt. Zuvor hatten sie erfolgreich das 1,08 Millionen Basenpaare umfassende Erbgut eines Laborstammes von Mycoplasma mycoides aus chemischem Rohmaterial synthetisiert und in ein zuvor von der DNA befreites Bakterium von Mycoplasma capricolum übertragen. Damit haben sie aber nicht Leben künstlich erschaffen, sondern ein natürlich entstandenes Lebewesen darin verändert, dass seine genetische Information zu einem großen Teil künstlich ist.

Fiktionale, d. h. belletristische und filmische Darstellungen künstlicher Lebewesen mit einer künstlichen Intelligenz findet man unter anderem in Werken wie Ich, der RobotGhost in the Shell2001: Odyssee im WeltraumRaumschiff Enterprise: Das nächste JahrhundertTräumen Androiden von elektrischen Schafen? (bekannter als Blade Runner), Battlestar Galactica und Mass Effect.

Leben.

Leben wird im normalen menschlichen Bewusstsein als eine Ansammlung von Ereignissen betrachtet, die sich aneinanderreihen. Das Leben beinhaltet auch Beziehungen zu anderen Menschen oder TierenFamilieFreundePartnerKinderPferdeHundeKatzenMäuseHasen u.a. Die Beziehungen sind sehr stark geprägt durch Emotionen und Gedanken. Wenn wir über das normale menschliche Bewusstsein hinausgehen und an Reinkarnation glauben, dann können wir auch davon ausgehen, dass das Leben aus Verabredungen besteht, die auf einer anderen Ebene getroffen worden sind oder sich aus einem früheren Leben ergeben.

Schneeglöckchen stehen für neues Leben im Frühling. Leben erläutert vom Yoga Standpunkt aus

Alles, was bisher gesagt wurde, stellt nur einen Bezug zu matriellen Dingen her und sieht Leben nur in Bezug zu Formen wie menschliche Wesen, Emotionen oder Gedanken usw. Was ist mit dem nichtmateriellen Leben? Existiert so etwas wie ein Leben ohne Materie? Könnte das eventuell ein Leben sein, das dem „wahren“ Leben mehr entspricht? Swami Sivananda, Swami ChidanandaSwami Brahmananda, Sri N. Ananthanarayanan geben Antworten auf diese Fragen.

Was ist Leben?

Wer will was Lebendigs erkennen und beschreiben,
Sucht erst den Geist herauszutreiben,
Dann hat er die Teile in seiner Hand,
Fehlt, leider! nur das geistige Band.
Encheiresin naturae nennts die Chemie,
Spottet ihrer selbst und weiß nicht wie. Goethe: Faust I, Studierzimmer

In den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen wird das Leben sehr unterschiedlich definiert. Der österreichische Quantenphysiker Erwin Schrödinger (1887–1961) charakterisierte es ganz knapp so:

„Wie entzieht sich der lebende Organismus dem Zerfall? Die Antwort lautet offenbar: Durch Essen, Trinken, Atmen und (im Falle der Pflanzen) durch Assimilation. Der Fachausdruck heißt Metabolismus. Das griechische Wort (μεταβαλλειν) bedeutet Wechsel oder Austausch.“

– Erwin Schrödinger: Was ist Leben, Piper Verlag, München 1987, S. 102

Auf physikalischer Ebene erscheint ein lebendes System als offenes System fern vom thermodynamischen Gleichgewicht, das seinen hohen inneren Ordnungsgrad durch beständige Energiezufuhr aufrechterhält. Im engeren biochemischen Sinn sind Lebewesen „diejenigen Naturkörper, die Nucleinsäuren und Proteine besitzen und imstande sind, solche Moleküle selbst zu synthetisieren.“ (Lit.: Czihak, Langer, Ziegler, S 1) Aus biologischer Sicht sind die wesentlichsten Merkmale des Lebens ein beständiger Stoff-, Energie– und Informationsaustausch mit der Umgebung und der Fähigkeit zu WachstumRegeneration und Reproduktion. Durch alle diese verengenden Definitionen, so nützlich sie im Einzelfall sein mögen, werden jedoch jeweils nur einzelne Aspekte, nicht aber das Gesamtphänomen des Lebens erfasst. Es entspricht daher einem ehrlichen naturwissenschaftlichen Selbstverständnis, zu bekennen:

„Die Definition eines lebenden Systems oder Organismus können wir als Naturwissenschaftler noch immer nicht geben. Wir sind lediglich in der Lage, lebenden Systemen bestimmte Eigenschaften zuzuordnen. Viele Eigenschaften der lebenden Organismen sind aber noch nicht genügend erforscht und können nicht genau angegeben werden.“ (Lit.: Dose, S 1). Im allgemeinsten und umfassendsten Sinn charakteristisch für jegliches Leben ist die dynamische, gesetzmäßig sich entwickelnde, sich bewahrende und vervielfältigende und für jede Lebensform unverwechselbar typische Form. Das hat vielleicht Goethe am klarsten erkannt und in seiner Metamorphosenlehre ausführlich beschrieben und dabei wesentliche Grundgesetze aller lebendigen Formbildungsprozesse aufgedeckt.

„Jedes Lebendige ist kein Einzelnes, sondern eine Mehrheit; selbst insofern es uns als Individuum erscheint, bleibt es doch eine Versammlung von lebendigen selbständigen Wesen, die der Idee, der Anlage nach gleich sind, in der Erscheinung aber gleich oder ähnlich, ungleich oder unähnlich werden können. Diese Wesen sind teils ursprünglich schon verbunden, teils finden und vereinigen sie sich. Sie entzweien sich und suchen sich wieder und bewirken so eine unendliche Produktion auf alle Weise und nach allen Seiten.
Je unvollkommener das Geschöpf ist, desto mehr sind diese Teile einander gleich oder ähnlich, und desto mehr gleichen sie dem Ganzen. Je vollkommner das Geschöpf wird, desto unähnlicher werden die Teile einander. In jenem Falle ist das Ganze den Teilen mehr oder weniger gleich, in diesem das Ganze den Teilen unähnlich. Je ähnlicher die Teile einander sind, desto weniger sind sie einander subordiniert. Die Subordination der Teile deutet auf ein vollkommneres Geschöpf.“

– Goethe: Zur Morphologie: Die Absicht eingeleitet.

Goethe erkannte nicht nur, dass sich die Elemente eines lebendigen Systems aufeinander beziehen und wechselseitig bedingen, sondern dass jedes Einzelne zugleich auch in ganz spezifischer Weise von der charakteristischen Eigenart des Ganzen bestimmt wird und beide, das Einzelne wie das Ganze, sich dabei von einer ideellen Grundform, dem Typus, ableiten. Der Typus tritt dabei als solcher nicht äußerlich in Erscheinung und kann nur ideell, d.h. durch innere geistige Anschauung, erfasst werden, wirkt aber gestaltend im Ganzen wie auch in jedem einzelnen seiner Glieder. Äußere Einflüsse wirken zwar modifizierend, aber nicht grundlegend bestimmend auf die äußere Ausprägung des Typus ein. Veränderte Klima- und Bodenverhältnisse beeinflussen zwar die Wachstumsgestalt einer Pflanze, aber eine Rose bleibt dabei doch immer eine Rose und eine Lilie, ist eine Lilie. Die Gestalt eines amorphen toten Körpers ist demgegenüber rein zufällig oder von außen her bestimmt. Kristalle mit ihrer starken Formbildungstendenz bilden bereits eine interessante Übergangsstufe zum Reich des Lebendigen und es ist mehr als bloßer Zufall, dass Kristalle, wenn sie sich in hauchdünnen Schichten abscheiden, geradezu pflanzlich anmutende Muster zeigen, wie wir sie etwa von den Eisblumen kennen. Der fertige Kristall ist zwar weitgehend tot, aber er ist das Ergebnis eines lebendigen Bildungsprozesses.

Der physische Leib hat keine eigenständige, dauerhafte Realität; diese wird ihm erst durch das Leben verliehen. Den stofflichen physischen Leib haben wir mit den Mineralien gemeinsam. Mineralien sind unbelebte, bewusstlose stoffliche Körper. Was unseren physischen Leib von den Mineralien aber sehr deutlich unterscheidet, ist, dass diese für oftmals lange Zeit weitgehend unverändert in der äußeren Welt existieren können, während unser stofflicher Körper, rein für sich genommen, sofort zu zerfallen beginnt, wenn er nicht von Lebenskräften durchdrungen wird. Ein menschlicher physischer Körper allein genommen ist bloßer Leichnam, der, wenn er nicht gerade einbalsamiert wird, sehr rasch der Verwesung anheim fällt.

Sehr entscheidend ist nun folgende Frage: ist das Leben bloß eine sehr komplexe Funktion des physischen Leibes, wie es der gegenwärtigen naturwissenschaftlichen Anschauung ganz selbstverständlichen entspricht, oder handelt es sich dabei um eine eigenständige Realität, die auch unabhängig vom stofflichen Körper in gewisser Weise existieren kann? Ist das Leben vielleicht sogar die primäre Wirklichkeit und der stoffliche Körper nur eine sekundäre, abgeleitete Erscheinung? Vielleicht sind die biochemischen Prozesse im Körper ja bloß eine Wirkung des Lebens und gar nicht dieses selbst! So wie wir etwa das Licht in Wahrheit gar nicht kennen, sondern nur seine Wirkungen, durch die es die materielle Welt in den verschiedensten Farben erglänzen lässt. Das mag zwar für das moderne Denken zunächst geradezu provokant und paradox erscheinen, stellt unsere ganzen modernen Überzeugungen völlig auf den Kopf – ist aber dennoch bei näherer Betrachtung gar nicht so einfach von der Hand zu weisen. Der bekannte Neurobiologe Gerald Hüther hat sehr deutlich darauf hingewiesen, dass sich das Leben – und noch weniger das Bewusstsein – nicht durch rein materielle Prozesse befriedigend erklären lässt:

„Weshalb ist es den Biologen bis heute nicht gelungen, den Unterschied zwischen dem Gegenstand ihres Faches – dem Lebendigen – und dem noch nicht Belebten oder nicht mehr Lebenden herauszufinden? Noch immer bleiben alle Versuche, diesen Unterschied herauszuarbeiten, auf der Ebene der Auflistung all jener Merkmale stecken, die sich als beobachtbare, mit objektiven Verfahren messbare Phänomene beschreiben lassen. Ebenso wenig lässt sich auch genau das beobachten, isolieren und messen, was einen Menschen ausmacht – seine Vorstellungen, seine Wünsche, seine Sehnsüchte, seine inneren Haltungen und seine festen Überzeugungen. All das also, was letztlich darüber bestimmt, wie und wofür er nicht nur sein Gehirn und seinen Körper, sondern auch das Gehirn und den Körper all jener strukturiert, die mit ihm in Beziehung treten, die mit ihm auf eine ebenso wenig messbare Weise verbunden sind.

Offenbar existiert hinter der Welt der materiellen, beobachtbaren und messbaren Phänomene, die das Lebendige hervorbringt, noch eine immaterielle, unsichtbare und nicht messbare geistige Welt. Sie bleibt dem seit der Aufklärung so erfolgreich zum Erkennen, Analysieren und Gestalten der äußeren Welt eingesetzten technischen Instrumentarium und den diesem Vorgehen zugrundeliegenden Mustern des Wahrnehmens, Fühlens, Denkens und Handelns verborgen.“ (Lit.: Hüther, S 35)

In der Pflanzenwelt lässt sich das wuchernde, überschäumende Leben am gründlichsten studieren. Ihre Lebensenergie schöpft die Pflanze durch Photosynthese unmittelbar aus dem Sonnenlicht. Das Wesen der Pflanzen lässt sich nur verstehen, wenn man sieht, wie es ganz und gar zur Sonne hin orientiert ist. Das Blattgrün, das Chlorophyll, mittels dessen die Pflanze Photosynthese betreibt, ist geradezu ein stoffliches Abbild der inneren Gesetzmäßigkeiten des Sonnenlichts, und man geht vielleicht nicht ganz fehl darin zu sagen, dass das Sonnenlicht im Laufe langer erdgeschichtlicher Entwicklungsepochen der irdischen Materie so lange seine innerste Natur aufgeprägt hat, bis endlich das Blattgrün, aber auch viele andere komplexe Strukturen entstehen konnten, die es der Pflanze ermöglichen, sich vom Licht zu ernähren. Das Sonnenlicht verleiht der Pflanze nicht nur ihre vitale Lebenskraft, es hat ihr bis zu einem gewissen Grad auch die typische Struktur gegeben! Diese lässt sich aus der materiellen Grundlage allein nicht verstehen und in einer finsteren, lichtlosen Welt wären die Pflanzen niemals entstanden.

Wirkliches Verständnis für das Lebendige lässt sich nur durch ein lebendiges künstlerisch-bildhaftes Denken gewinnen:

„Wenn man in dem Sinn, wie ich es charakterisiert habe, versucht, zu einer geistigen Anschauung aufzusteigen, dann kommt man, indem man durchaus von dem geschulten naturwissenschaftlichen Denken der Gegenwart ausgeht, zu dem, was ich charakterisierte als ein lebendiges Denken, als ein bildhaftes Denken. Mit diesem bildhaften Denken fühlt man sich nun auch gerüstet, dasjenige, ich möchte sagen, wie mathematisch, aber jetzt qualitativ, zu begreifen, was mit der gewöhnlichen Mathematik und Geometrie nicht zu begreifen ist: das Lebendige. Mit dem lebendigen Gedanken fühlt man sich geeignet, das Lebendige zu ergreifen.

Indem dasjenige, was, sagen wir, in bloßen chemischen Verbindungen der unorganischen Welt wirkt, von uns überschaut wird, ist – wenn ich mich jetzt populär aussprechen darf – das, was da wirkt an Stoffen und Kräften, in einem mehr oder weniger labilen Gleichgewicht. Immer labiler und labiler wird das Gleichgewicht, immer komplizierter und komplizierter wird das Ineinanderwirken, je mehr wir heraufsteigen zum Lebendigen. Und in demselben Maße, wie das Gleichgewicht labiler wird, entreißt sich das lebendige Gebilde der quantitativen Erfahrung; und erst dem lebendigen Gedanken wird es so zugänglich, daß er sich mit dem lebendigen Gebilde so verbinden kann wie der mathematische Gedanke mit dem leblosen. Dadurch aber gelangen wir – ich habe schon in einem der früheren Vorträge darauf hingewiesen, daß ich damit eigentlich für viele heutige Denker etwas Horribles sage -, dadurch gelangen wir herauf zu einem Erkenntnisstandpunkt, der kontinuierlich überführt, das gewöhnliche, logische, abstrakte Denken in eine Art künstlerischen Denkens, in eine Art künstlerischer Anschauung, die aber durchaus innerlich so exakt ist, wie nur jemals die Mathematik oder Mechanik exakt sein können.

Ich weiß, wie sehr man davor zurückschreckt vonseiten des modernen Wissenschaftsgeistes aus, dasjenige, was exakt sein will, überzuführen in das Künstlerische, in das, was sich, indem die Qualität mitwirkt, im Menschen zu einer Art qualitativen Mathesis gestaltet. Aber was nützt denn alle Erkenntnistheorie, die da deklamiert, daß wir zu einer Erkenntnis der Objektivität doch nur kommen könnten, wenn wir von Schlußfolgerung zu Schlußfolgerung fortschreiten und uns ja hüten müßten, irgend etwas von einem solchen künstlerischen Wesen in die Erkenntnis einzubeziehen, wenn die Natur, die Wirklichkeit auf einer gewissen Stufe eben künstlerisch wirkte, so daß sie sich nur einem künstlerischen Erkennen ergeben würde.

Insbesondere gelangen wir nicht zu dem, was den menschlichen Organismus so von innen heraus gestaltet, wie ich das vorgestern beschrieben habe – was als eine Art erster übersinnlicher Mensch in uns wirkt -, wenn wir nicht dasjenige, was zusammenfügendes Denken ist, in eine Art künstlerische Gestaltung einlaufen lassen, wenn wir nicht aus einer qualitativen Mathematik heraus die menschliche schaffende Gestalt nachschaffen können. Wir brauchen nur beizubehalten den Geist der Wissenschaftlichkeit und aufzunehmen den Geist des Künstlerischen.“ (Lit.:GA 83, S. 94f)

Gene – Bauplan des Lebens?

Es entspricht einem weitverbreiteten modernen Vorurteil, dass sich die Gestalt eines jeglichen Lebewesens aus seiner genetischen Grundlage verstehen lasse. Zweifellos sind die Gene und die in ihnen enthaltenen Nukleinsäuren Träger wichtiger biologisch relevanter Information, doch diese allein reicht nicht aus, die Gestalt eines Lebewesens zu erklären. Tatsächlich lässt sich nicht einmal die Struktur der einfachsten lebendigen Zelle aus den Genen ableiten. Die Biologin Ellen Baake sagt daher zu Recht:

„Kaum jemand bestreitet, daß selbst die vollständige Kenntnis der genetischen Ausstattung eines Organismus bei Weitem nicht dafür ausreichen würde, seine Eigenschaften vorauszusagen.“ (Lit.: Baake, S. 126)

Dass in den Molekülen der DNS die Information über die für ein Lebewesen wesentlichen Proteine gespeichert werden und bei Bedarf abgerufen werden kann, ist ein unbestreitbares, wissenschaftlich gut erforschtes Faktum. Das sagt aber nichts über den konkreten Inhalt der gespeicherten Information aus. Genau diesen konkreten Inhalt müssten wir aber erfassen, wenn wir verstehen wollen, wie sich das Leben in seinen einzelnen physischen Erscheinungen manifestiert.

„Naturgesetzlich erklären läßt sich daher nur das «Dasein» biologischer Strukturen, nicht aber ihr «Sosein». Das «Sosein» spiegelt die historische Einzigartigkeit lebender Systeme wider und entzieht sich prinzipiell einer naturgesetzlichen Beschreibung. Dies bedeutet: Der Ursprung biologischer Information läßt sich zwar als allgemeines Phänomen erklären, die biologische Information ist jedoch nicht in ihrem konkreten Inhalt aus den Gesetzmäßigkeiten der Physik und Chemie ableitbar.“ (Lit.: Küppers, S. 261)

Und J.T. Fraser präzisiert noch weiter:

„Entgegen der Annahme, daß gewisse körperliche Kennzeichen in den Genen verankert seien, vermitteln diese wunderbaren tanzenden Dinge nicht «vom Vater die Statur, vom Mütterchen die Frohnatur». Nirgendwo ist im Verlauf und beim Kopieren der ursprünglichen Melodie etwas darüber gesagt worden, wie eine Zelle gebaut ist, ganz zu schweigen vom Körper. Das ursprüngliche Lied wird mit vielen Veränderungen nur als Fahrplan gebraucht, daß den Ribosomen zeigt, wie und in welcher Reihenfolge sie Aminosäuren lehren können, einer bestehenden Umwelt Komponenten zu entnehmen, damit sie Proteine herstellen können.“ (Lit.: Fraser, S. 183)

Marek B. Majorek schreibt:

„Selbst, wenn man aber auf der Basis der im Genom befindlichen „Information“ die Synthese bestimmter Proteine in bestimmten Zellarten erklären könnte, wäre das Rätsel der Morphogenese noch nicht gelöst. Denn das Hauptproblem des gegenwärtigen Erklärungsparadigmas liegt nicht darin, dass es nicht imstande ist, die Differenzierung der Zygote in unterschiedliche Zellarten befriedigend zu erklären, sondern dass es überhaupt nicht imstande ist, die Entstehung selbst einer einzigen Zelle, geschweige denn eines komplexen Organismus zu erklären. Im Erfolgsrausch der täglich neuen punktuellen Entdeckungen auf immer tieferen Ebenen der subzellularen Prozesse wird nämlich die unangenehme Tatsache völlig übersehen, dass die moderne Molekularbiologie uns im besten Fall Teileinsichten in die Mechanismen bietet, welche zur Fabrikation der Rohstoffe des Organismus, der Proteine, führen, dass sie uns aber keine Einsicht darin gibt, wie aus diesen Rohstoffen die komplexen Strukturen einer Zelle entstehen können, geschweige denn wie es dazu kommt, dass aus Millionen oder sogar Milliarden unterschiedlichen Zellen komplexe Organe gebildet werden und wie diese komplexen Organe zu einem harmonischen und weisen Zusammenwirken innerhalb eines Organismus gelangen.“ (Lit.: Majorek, S. 555)

Daß den Genen und den an der Morphogenese beteiligten musterbildenden Morphogenen dennoch eine wichtige Rolle zukommt, soll deshalb keineswegs geleugnet werden, denn sie stellen das geeignet bildsame Material bereit, das von dem gestaltenden Licht und anderen verwandten Kräften durchformt werden kann, die Rudolf Steiner zusammenfassend als ätherische Bildekräfte bezeichnet hat. Insoweit ein lebendiges Wesen diese Kräfte auf unverwechselbare Weise in seinen Organismus aufnimmt, darf man von einem Bildekräfte oder Ätherleib sprechen, der als eigenständige Realität im physischen Leib wirkt und diesen am Leben erhält. Mit dem Tod zieht sich dieser Ätherleib vom physischen Körper zurück und überlässt ihn dem dann unausweichlichen Zerfall.

Seit den 1940er-Jahren beschäftigt sich Johannes W. Rohen mit goetheanistischen und anthroposophischen Ideen zur Anthropologie. Die Frucht dieser Studien publizierte er im Jahr 2000 in seinem Buch: „Morphologie des menschlichen Organismus – Versuch einer goetheanistischen Gestaltlehre des Menschen“ und 2009 in: „Eine funktionelle und spirituelle Anthropologie: unter Einbeziehung der Menschenkunde Rudolf Steiners“. Rohen stützt sich dabei auf die von Rudolf Steiner beschriebene funktionelle Dreigliederung des menschlichen Organismus und zeigt, wie die höheren Wesensglieder des Menschen, also der Ätherleib, der Astralleib und das Ich, konkret an der Gestaltung des anatomisch fassbaren physischen Leibes mitwirken.

„Der moderne Mensch wird natürlich an dieser Stelle sofort auf das Genom verweisen, in dem ja alle diese «ätherischen» Lebensprozesse, wie Vererbung, Rhythmik und Entwicklung, als «Programm» fixiert seien. Es ist natürlich richtig, dass die Chromosomen mit ihrer DNA ein genetisches Programm enthalten, das vom Organismus «nur» abgerufen zu werden braucht, um die entsprechenden Entwicklungsvorgänge in Gang zu setzen. Man hat diesen DNA-Code berechtigterweise mit einer Schrift verglichen, die insgesamt einen Text darstellt, der dann die «Befehle» für die notwendigen Lebensprozesse in der jeweiligen Entwicklungsphase erteilen soll. Derjenige, der sich mit diesen Erklärungen zufriedengibt, übersieht einen kardinalen Denkfehler. Wer liest denn diese Schrift – und wer erteilt letztlich die «Befehle»!? Ein chiffrierter Code hat ja keinen Inhalt – wie der Computer mit seinen zwei Zeichen (ja und nein oder + und -) zwar alles ver- und entschlüsseln kann, aber über die Bedeutung, d.h. den eigentlichen Inhalt, natürlich niemals etwas aussagen kann. Im Genom haben wir zwar eine «Geheimschrift des Lebendigen», nicht aber das Lebendige selbst vor uns. Der Ätherleib ist es der diese Schrift entziffern und in «Befehle» umsetzen kann.“

– Johannes W. Rohen: Eine funktionelle und spirituelle Anthropologie: unter Einbeziehung der Menschenkunde Rudolf Steiners (2009), S. 21

Lebendiges Wasser – Leben abseits des Gewohnten.

Begreift man das Leben wie Goethe als gesetzmäßig sich metamorphosierende Form, dann öffnet sich dadurch ein Tor, das Leben auch dort zu verfolgen, wo es sich nicht auf der Basis von Eiweißmolekülen entfaltet. Tropfbar flüssiges Wasser, das für alle irdischen Lebewesen unverzichtbar ist, hat selbst eine starke Tendenz, geordnete innere Strukturen zu bilden, die sich selbst dynamisch erstaunlich stabil erhalten und reproduzieren. Liegt der Ursprung des Lebens im Wasser?

Wasser selbst ist jedenfalls im eben genannten Sinn lebendig und es ist umso lebendiger, je reichere innere Strukturen es zu bilden vermag. Davon ausgehend kann man auch die biologische Wirksamkeit homöopathischer Präparate besser verstehen. Zu deren Bereitung wird eine Urtinktur, beispielsweise eine konzentrierte Silbersalzlösung, schrittweise mit einem Alkohol/Wasser-Gemisch verdünnt. Durch das Silber bilden sich in der Lösung ganz spezifische geordnete Strukturen aus, gleichsam als Hohlräume, die die gelösten Silberionen umgeben. Durch die schrittweise Verdünnung („Potenzierung“) wird das Silber bei genügender Potenzierung allmählich völlig aus der Lösung entfernt, doch die geordneten Strukturen, die „Hohlräume“, bleiben, wenn die Lösung beim Verdünnen in richtiger Weise geschüttelt und dadurch dynamisiert wird, erhalten und reproduzieren sich sogar. So wird Strukturinformation vom Silber auf das Lösungsmittel übertragen. Die „Hohlräume“ sind das Komplement, das Negativbild, der strukturierenden Silberkräfte und wirken dort heilend, wo das materielle Silber krank machend ist.

Das Vorhandensein solcher Strukturen lässt sich spektroskopisch klar nachweisen und durch die sogenannten bildschaffende Verfahren, die nach Anregungen Rudolf Steiners entwickelt wurden, sogar sichtbar darstellen, etwa durch die Steigbildmethode oder die Tropfbildmethode, die in der Pharmazeutik auf anthroposophischer Basis längst zu unverzichtbaren Werkzeugen geworden sind, um die Vitalqualität von Heilmitteln zu überprüfen. Wir haben damit ein einfaches Beispiel gegeben, wie biologisch relevante Information gebildet, übertragen und verarbeitet wird.

Der kosmische Ursprung der biologischen Information.

Das ist die Eigenschaft der Dinge:
Natürlichem genügt das Weltall kaum;
Was künstlich ist, verlangt geschloßnen Raum.Goethe: Faust II, Laboratorium

In der Pflanzenwelt lässt sich das wuchernde, überschäumende Leben am genauesten studieren. Ihre Lebensenergie schöpft die Pflanze durch Photosynthese unmittelbar aus dem Sonnenlicht. Das Wesen der Pflanzen lässt sich nur verstehen, wenn man sieht, wie es ganz und gar zur Sonne hin orientiert ist. Das Blattgrün, das Chlorophyll, mittels dessen die Pflanze Photosynthese betreibt, ist geradezu ein stoffliches Abbild der inneren Gesetzmäßigkeiten des Sonnenlichts, und man geht vielleicht nicht ganz fehl darin zu sagen, dass das Sonnenlicht im Laufe langer erdgeschichtlicher Entwicklungsepochen der irdischen Materie so lange seine innerste Natur aufgeprägt hat, bis endlich das Blattgrün, aber auch viele andere komplexe Strukturen entstehen konnten, die es der Pflanze ermöglichen, sich vom Licht zu ernähren. Das Sonnenlicht verleiht der Pflanze nicht nur ihre vitale Lebenskraft, es hat ihr bis zu einem gewissen Grad auch die typische Struktur gegeben! Diese lässt sich aus der materiellen Grundlage allein nicht verstehen und in einer finsteren, lichtlosen Welt wären die Pflanzen niemals entstanden.

Der wahre Ursprung der biologischen Information liegt aus anthroposophischer Sicht nicht in den Genen, er ist auch sonst wo nirgends auf Erden zu finden, sondern er ist im Kosmos zu suchen, primär in den gestaltentenden Kräften des Sonnenlichts selbst, sekundär aber auch in den Wirkungen anderer Himmelskörper. Dass der Mond einen bedeutsamen Einfluss auf das Pflanzenwachstum hat, ist seit alten Zeiten bekannt. Aber auch die Planeten unseres Sonnensystems hinterlassen ihre Spuren in allem irdischen Leben. So korrespondieren viele Wachstumsrhythmen der Pflanzen signifikant mit den verschlungenen Bewegungsrhythmen der Himmelskörper. All das lässt sich streng wissenschaftlich beobachten und beschreiben, sofern man nur gewillt ist, den Blick von der Erde zum Himmel zu erheben und zusammenzuschauen, was scheinbar so weit auseinanderliegt.

Wie ist das Leben entstanden?

„Für die Geistesforschung kann sich die Frage, wie das Lebendige entstanden ist, gar nicht stellen, sondern lediglich die Frage: Wie ist das Tote entstanden? – Ich habe Ihnen das schon einmal an einem Vergleich begreiflich zu machen versucht. Schauen Sie sich die Steinkohle an: sie ist jetzt nichts weiter als Stein, und dennoch, wenn Sie Jahrmillionen in unserer Erdentwickelung zurückverfolgen könnten, dann würden Sie feststellen, wie das, was da in der Steinkohle ist, von riesigen Farnwäldern herstammt, die verkohlt sind. Was ist also die Steinkohle? Aus ganzen Wäldern ist sie entstanden; ganz und gar lebendig war die heute tote Steinkohle.

Könnten Sie sich den Meeresboden anschauen, so würden Sie mancherlei Kalkgebilde finden. Wenn Sie Meerestiere beobachten würden, so könnten Sie sehen, daß diese Tiere fortwährend Kalk absondern. Diese Kalkschale ist das, was als festes Material bleibt. Sie haben hier wiederum das Tote als Produkt des Lebendigen. Hätten Sie die übersinnlichen Wahrnehmungsorgane entwickelt, um entsprechend weit in der Erdentwickelung zurückzugehen, so würden Sie finden, daß alles Tote vom Lebendigen kommt, daß auch der Bergkristall und der Diamant, überhaupt alles Tote, vom Lebendigen herstammt. In der äußeren Natur ist das Versteinern ein ähnlicher Prozeß wie die Entstehung des Knochensystems in uns. Sie wissen, es gibt auch Fische, die noch kein Knochensystem haben. Beim Menschen finden Sie in früheren Zuständen auch noch keine Knochen, nur Knorpel. Alles Knochensystem ist eine Art von beginnendem Leblosen im Menschen. Es ist derselbe Prozeß der Verdichtung.

So haben Sie sich auch den lebendigen Erdenkörper vorzustellen. Der ganze Erdenkörper ist ein lebendiger Organismus. Die richtige Frage ist also: Wie ist das Tote, das Leblose, entstanden? – Es ist eine der unsinnigsten Fragen: Wie ist das Lebendige aus dem Toten entstanden? – weil das Lebendige zuerst war und das Tote sich als Versteinerung, als Verhärtung abgesondert hat. So gab es einst auf unserem ganzen Erdkörper Leben, und das Leben, das damals vorhanden gewesen ist, als es noch kein Totes gab, war ursprünglich lebendige Materie.“ (Lit.GA 96, S. 35f)

Etwas von diesen ursprünglichen Lebenskräften der Erde ist noch in der fünften Schicht des Erdinneren, der sog. Fruchterde, enthalten.

„Und die fünfte Schicht, die Fruchterde, hat die Eigentümlichkeit, daß sie als Material selbst von einer unendlichen Fruchtbarkeit ist. Wenn Sie einen Teil dieser Erdenschicht haben würden, so würde sie fortwährend aus sich heraus neue Triebe und Sprossen hervorsprießen lassen; strotzende Fruchtbarkeit ist das Element dieser Schicht.“ (Lit.:GA 107, S. 178)

Im engeren und eigentlichen Sinn ist das Leben allerdings erst während der Erdentwicklung entstanden, als sich der Lebensäther bildete, den es auf den vorangegangenen planetarischen Weltentwicklungsstufen noch nicht gegeben hatte. Das war etwa zu jenem Zeitpunkt, als der Mensch als Ich-begabtes Wesen als Folge des Sündenfalls während der lemurischen Zeit erstmals auf die sich gleichzeitig zum festen kristallinen Erdelement verdichtende Erde herabstieg. Nur der Lebensäther vermag des feste Erdelement durchzuformen.

„Sie werden sagen: Haben denn die Dinge nicht früher gelebt? – Meine lieben Freunde, wie das ist, können Sie am Menschen selbst lernen. Ihr Ich und Ihr astralischer Leib haben nicht das Leben und Wesen eben doch. Das Geistige, das Seelische braucht nicht das Leben. Erst bei Ihrem Ätherleib fängt das Leben an, und es ist das etwas äußerlich Hüllenhaftes. Und so kommt auch das Leben erst nach dem Mondendasein mit dem Erdendasein in den Bereich derjenigen Evolution hinein, der eben unsere Erde angehört. Die farbenschillernde Welt wurde durchlebt. Nicht nur, daß jetzt Angeloi, Archangeloi und so weiter Sehnsucht empfingen, Finsternis in Licht, Licht in Finsternis hineinzutragen und dadurch im Planeten das Farbenspiel hervorzurufen, sondern es trat dieses auf, innerlich zu erleben dieses Farbenspiel, es innerlich zu machen. Zu erleben, wenn Finsternis innerlich das Licht dominiert, Schwachheit zu fühlen, Lässigkeit zu fühlen; dagegen wenn Licht die Finsternis dominiert, Aktivität zu fühlen. Denn was ist es, wenn Sie laufen? Wenn Sie laufen, ist es eben so, daß Licht in Ihnen die Finsternis dominiert; wenn Sie sitzen und faul sind, dominiert die Finsternis das Licht. Es ist seelisches Farbenwirken, seelisches Farbenschillern. Von Leben durchsetztes, durchströmtes Farbenschillern trat auf, indem die vierte Hierarchie, der Mensch, kam. Und in diesem Augenblicke des kosmischen Werdens fingen die Kräfte, die da regsam wurden im Farbenschillern, an, Konturen zu bilden. Das Leben, das die Farben innerlich abrundete, abdeckte, abkantete, rief das feste Kristallinische hervor. Und wir sind im Erdendasein drinnen.“ (Lit.:GA 233a, S. 23f)

Im Zuge dieser Entwicklung bildete sich allerdings auch die sog. flüssige Erde als zweite Schicht des Erdinneren aus, die eine weiche, plastisch fließende Zone lebenszerstörender Kräfte ist und darum von Rudolf Steiner auch als Todesbezirk bezeichnet wird. Sie liegt unmittelbar unter der kristallinen mineralischen Erde.

„Die zweite Schicht versteht man nur, wenn man sich durchringt zu der Idee einer Materie, die derjenigen, die wir kennen, entgegengesetzt ist. Es ist ein negatives Leben, der Gegensatz zum Leben. Alles Leben erstirbt hier. Eine Pflanze, ein Tier, das man da hineinversenkte, würde unmittelbar vernichtet werden, aufgelöst in der Masse. Diese zweite halbflüssige Umhüllung, welche die Erde umgibt, ist in Wahrheit ein Todesbezirk.“ (Lit.:GA 94, S. 108)

Ätherische Bildekräfte.

→ Hauptartikel: Bildekräfte

Das Licht, als typischste dieser Ätherkräfte, ist von nicht-materieller und übersinnlicher Natur – wir machen uns nur gewöhnlich allzu materialistische Vorstellungen davon, die uns über diese Tatsache hinwegtäuschen. Niemand noch hat das Licht mit sinnlichen Augen gesehen! Was wir einzig sehen, sind die glänzenden Farberscheinungen, die das Licht auf die Oberflächen der materiellen Welt zaubert. Die ganze Farbenfülle, die uns aus der Natur entgegen leuchtet, die strahlende Aureole einer Kerzenflamme, selbst die blendende Erscheinung der Sonnenscheibe sind nur Wirkungen des Lichtes, aber nicht dieses selbst. Ein Raum mag ganz und gar von Licht durchflutet sein – er erscheint uns so lange vollkommen finster, als nicht materiellere Gegenstände, und seien es auch nur die feinsten Stäubchen, in ihn eintreten und das Licht an ihrer Oberfläche farbig erglänzen lassen. Der nächtliche Sternenhimmel ist dafür das beste Beispiel. Zwar sehen wir die leuchtenden Sterne, dazwischen aber ist der Himmel finster, obwohl er ganz und gar von allen Seiten vom Sternenlicht durchströmt wird. Wie uns die moderne Physik lehrt, ist das Licht letztlich reine strahlende Energie, und die zeitgenössische Kosmologie geht davon aus, dass der ganze äußere Kosmos aus einem gewaltigen lichtartigen Energieblitz, dem viel zitierten Urknall, entstanden sei und dass sich die Materie erst allmählich aus dieser ursprünglichen Energieflut herauskristallisiert hat. Materie ist, populär ausgedrückt, so etwas wie „gefrorenes“ Licht. Die nichtmaterielle übersinnliche Lichtenergie ist also die primäre Realität und die Materie selbst nur eine sekundäre Erscheinung.

Die primäre kosmische Energie ist keineswegs als blind wirkende Kraft anzusehen, sondern sie trägt in sich alle die Naturgesetze, die unsere Welt beherrschen und von denen wir heute erst jene annähernd durchschauen, welche in der toten trägen Materie eingefangen wurden. Diese Naturgesetze sind gleichsam die dem Kosmos innewohnende schaffende Intelligenz, die unsere Welt gestaltet. Etwas von dieser Intelligenz, die in der gesetzmäßigen Struktur der Materie begraben ist, haben wir heute bereits entdeckt. Die weit größere schöpferische Intelligenz, die den Lebenserscheinungen zugrunde liegt, kennen wir noch sehr wenig. Dass wir uns diese kosmische Intelligenz nicht allzu anthropomorph analog unserem kleinen menschlichen Verstand vorstellen dürfen, versteht sich von selbst. Dieser mag höchstens ein matter Abglanz derselben sein. Indem wir zugeben, dass Naturgesetze in unserer Welt wirken, dass das Naturgeschehen nicht vollkommen regellos und willkürlich abläuft, – und das müssen wir als Naturwissenschaftler, der gerade diese Gesetze zu entdecken sucht, zwangsläufig – dann geben wir damit auch implizit zu, dass eine derartige Intelligenz in der Welt waltet.

Man liegt nicht ganz falsch, wenn man die Ätherkräfte als Gedankenlichtkräfte bezeichnet. Nur muss man sich dabei klar sein, dass das, was hier mit „Gedanken“ gemeint ist, sich nicht mit den blassen Gedankenschatten vergleichen lässt, die wir durch unseren abstrakten Verstand bilden. Unsere menschlichen Gedanken sind nur wesenlose, kraftlose Schatten, sind bloße Bilder ohne eigenständige Wirklichkeit – die hier gemeinten ätherischen Gedankenlichtkräfte sind dagegen gesetzmäßig in der äußeren Welt real tätige wirkende Naturkräfte. Der Ätherleib, sei es nun der des Menschen, der eines Tieres oder der einer belebten Pflanze, darf dementsprechend als Gedankenlichtleib bezeichnet werden. Was wir mit unserem irdischen Verstand etwa mit dem Allgemeinbegriff, mit der Idee der „Rose“ zu erfassen meinen, ist in Wahrheit der in sich konsolidierte Gedankenlichtleib, der eine heranwachsende Pflanze zur Rose ausgestaltet. Johann Wolfgang von Goethe, der sich ja sehr vielfältigen Pflanzenstudien gewidmet hat und daraus seine Metamorphosenlehre entwickeln konnte, hat etwas davon geahnt, wenn er von der Urpflanze sprach, die ihm weit mehr war als ein bloßer abstrakter Begriff. Der Gedankenlichtleib, der Ätherleib verleiht jedem Lebewesen – Pflanze, Tier und Mensch –seinen charakteristischen arttypischen bzw. individuellen Bau. Und so ist es der menschliche Gedankenlichtleib, der uns die äußere physische Gestalt bildet und erhält.

Sakramentalismus als Voraussetzung für die künftige Erschaffung lebendiger Wesen.

→ Hauptartikel: Sakrament

„Das Ich steht erst auf der Stufe des Mineralreichs. Der Bewußtseinszustand des Ich-Menschen ist durchaus auf der Stufe des Mineralreichs. Versuchen Sie sich einmal gemäß dieser Wahrheit zu prüfen, was Sie alles an Erkenntnissen haben können; versuchen Sie es richtig zu erkennen. Was kann denn der Mensch verstehen? Er kann die physischen Gesetze des Mineralreichs verstehen, nach denen er Maschinen und Fabriken bauen, Bauwerke aufrichten kann und so weiter. Das alles geschieht nach den physischen Gesetzen des Mineralreichs. Schon bei den Pflanzen sagt der Mensch mit Recht, er könne das Leben selbst nicht mit dem Intellekt begreifen. Es wird einmal die Zeit kommen, wo der Mensch ebenso die Pflanzen begreifen wird, wie er heute die Mineralien begreift; dann wird er auch die Pflanze aufbauen können, wie er sich heute seine Dome und Häuser und seine Maschinen nach den Gesetzen des Mineralreiches aufbaut. Es sind alles Gesetze des Mineralreichs, wovon das Ich durchdrungen ist.

Die Wissenschaft wartet darauf, daß sich ihr Ideal erfüllt, einmal lebendige Wesen im Laboratorium herzustellen. Das wird sie nicht können, wenn die Menschheit nicht auf einer gewissen notwendigen Stufe der moralischen Entwickelung angelangt sein wird. Es wäre schlimm, wenn die Menschheit das heute schon können würde. Wie man heute eine Uhr herstellt nach mineralischen Gesetzen, wie man ein Haus baut, so wird der Mensch in der Zukunft das Lebendige nach den Gesetzen des Lebendigen herstellen. Dann wird er aber imstande sein müssen, dem Lebendigen das Leben selbst einzuprägen. Wer dann am Laboratoriumstisch stehen wird, wird imstande sein müssen, von sich aus überzuleiten jene – nennen wir es: Schwingungen, die in seinem eigenen Ätherleibe sind, auf das, was zu beleben ist. Ist er ein guter Mensch, so leitet er das Gute über; ist er ein schlechter Mensch, so leitet er das Schlechte über. Es gibt aber einen Satz im Okkultismus: Nicht eher wird das Wissen der Weißen Loge, das man das Geheimnis der Lebenserzeugung nennt, an die Menschheit ausgeliefert, bevor nicht der Mensch das Geheimnis des Sakramentalismus erlernt hat.

«Sakramentalismus» ist ein Ausdruck dafür, daß die menschliche Handlung von moralischer Vollendung, von Heiligkeit durchglüht sein muß. Erst wenn dem Menschen der Laboratoriumstisch, wo er seine Arbeit vollbringt, ein Altar sein wird und seine Handlung eine heilige, dann wird er dazu reif sein, daß ihm dieses Wissen ausgeliefert werden kann. Man denke sich die heutigen Menschen mit all ihrem Materialismus – wie weit ist ihr Laboratoriumstisch heute entfernt von einem Altar!“ (Lit.:GA 101, S. 213 ff)

Künftig wird man die Lebenskräfte auch zum Antrieb von Maschinen benutzen, die allerdings nur funktionieren werden, wenn sie von Menschen mit guter moralischer Gesinnung in Gang gesetzt werden. Ein erstes Beispiel dazu, auf das Rudolf Steiner wiederholt hinwies, ist der bereits Ende des 19. Jahrhunderts von John Worrell Keely entwickelte Keely-Motor.

„Vielleicht ist Ihnen bekannt, daß Keely einen Motor konstruiert hat, der nur ging, wenn er selbst dabei war. Er hat damit den Leuten nichts vorgemacht, denn er hatte in sich selbst jene treibende Kraft, die aus dem Seelischen hervorgeht und Mechanisches in Bewegung setzen kann. Eine Antriebskraft, die nur moralisch sein kann, das ist die Idee der Zukunft; die wichtigste Kraft, die der Kultur eingeimpft werden muß, wenn sie sich nicht selbst überschlagen soll. Das Mechanische und das Moralische werden sich durchdringen, weil dann das Mechanische ohne das Moralische nichts ist. Hart vor dieser Grenze stehen wir heute. Nicht bloß mit Wasser und Dampf, sondern mit spiritueller Kraft, mit spiritueller Moral werden in Zukunft die Maschinen getrieben werden. Diese Kraft ist symbolisiert durch das Tau-Zeichen und wurde schon poetisch angedeutet durch das Bild des Heiligen Gral. Wie der Mensch nicht mehr nur angewiesen ist darauf, zu benützen, was ihm die Natur freiwillig hergibt, sondern wie er die Natur formt und umgestaltet, wie er zum Werkbaumeister des Unlebendigen geworden ist, so wird er zum Werkbaumeister des Lebendigen werden.“ (Lit.:GA 93
S. 286
).