Milieu (französisch für „Mitte, Umgebung“) steht für:

Das Wort war ursprünglich eine seit 1800 belegte Lehnübersetzung aus dem Dänischen omverden mit der Bedeutung „umgebendes Land, umgebende Welt“. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Umwelt zusätzlich ein Ersatzwort für das aus dem Französischen entlehnte Milieu.

Milieu war ursprünglich eine Bezeichnung für das (materielle oder immaterielle) Substrat oder Medium, innerhalb dessen Leben entsteht und stattfindet – eine Hypothese der seinerzeitigen Lebenswissenschaften, das im Ansatz dem Äther-Konzept der Physik nahestand: Die substanzielle Qualität dieses „Milieus“ aufzuklären, galt als zentrale Frage, um Theorien wie Urzeugung auch theoretisch zu widerlegen. Maßgeblich für die in den letzten Jahrzehnten dominierende Bedeutung „Die Umgebung eines Lebewesens, die auf dieses einwirkt und seine Lebensumstände beeinflusst“ war das 1909 von Jakob Johann von Uexküll veröffentlichte Buch Umwelt und Innenwelt der Tiere. Der Referenzbezug auf das Individuum unterscheidet den Begriff inhaltlich von nahe liegenden Begriffen wie Ökosystem oder Natur.

In der Systemtheorie wird generell zwischen System und Umwelt unterschieden. In den klassischen Ansätzen steht Umwelt für alles, was nicht das System ist, das heißt, sie wird komplementär zum System definiert. In postmodernen Ansätzen wird das Verhältnis zwischen System und Umwelt differenztheoretisch gesehen. Niklas Luhmann beispielsweise definiert System als Differenz zwischen System und Umwelt: „Ein System „ist“ die Differenz zwischen System und Umwelt.“

Neben der Beobachtung und Abgrenzung der „äußeren“ Umwelt durch ein System (z. B. die des Marktes durch ein Unternehmen) ergibt sich eine weitere mögliche Beobachtungsperspektive: die Beobachtung der Organisation durch ihre Mitglieder (durch die „innere“ Umwelt). Darauf, dass die Individuen teils den Systemen angehören, teils außerhalb des Systems bleiben, verweist bereits Georg Simmel (ohne den Systembegriff zu verwenden): Jedes Mitglied einer Gesellschaft lebt gleichzeitig „Drinnen“ und „Draußen“ (draußen, mit seiner Psyche, seinen religiösen Überzeugungen usw.). Diese Grenze ist variabel.

Der Begriff soziale Milieus beschreibt in der Gegenwart gesellschaftliche Gruppen mit ähnlichen Werthaltungen, Mentalitäten und Prinzipien der Lebensführung. In älteren Definitionen werden Kriterien wie Bildungsgrad, Beruf und Einkommen bei der Zuordnung von Individuen und Kleingruppen zu einem sozialen Milieu stärker berücksichtigt.