Natur (lateinisch natura von nasci „entstehen, entspringen, seinen Anfang nehmen, herrühren“, semantische Entsprechung zu altgriechisch φύσις physis) bezeichnet in der Regel das, was nicht vom Menschen aus der Natur geschaffen wurde.

Die wichtigsten Bedeutungen des Naturbegriffs sind

  • das Sein im Ganzen, das Universum = Kosmos und „Chaos”.
  • ein Teil der Wirklichkeit, der mit einem nicht natürlichen Bereich – z. B. dem Göttlichen, Geistigen, Kulturellen, Künstlichen oder Technischen – kontrastiert ist,
  • eine Eigenschaft der Wirklichkeit bzw. eines Wirklichkeitsbereiches und
  • das Wesen eines Gegenstandes.

Man unterscheidet zwischen „belebter Natur“ („biotisch“, z. B. Pflanzen, Tiere und Mensch) und scheinbar „unbelebter Natur“ („abiotisch“, z. B. Steine, Flüssigkeiten, Gase). Die Begriffe „belebt“ beziehungsweise „unbelebt“ sind dabei eng mit den Begriffsklärungen von „Lebewesen“ und „Leben“ verbunden, und in den Kontext philosophischer oder weltanschaulicher Anschauungsweise eingebunden. Der Biologe Hansjörg Küster weist darauf hin, dass Natur zumeist als unveränderliche Einheit verstanden wird, jedoch tatsächlich einem permanenten Wandel unterliegt: „In ihr kommt es ständig zu Temperaturschwankungen, Abtragung und Ablagerung von Gestein, Wachstum und Absterben von Lebewesen, Veränderung von Standorten.“ Daher wird Natur heute im naturwissenschaftlichen Diskurs als dynamische Größe verstanden, die überdies zeitweise in verschieden starkem Maße vom Menschen beeinflusst sein kann und demzufolge in unterschiedliche Grade von Natürlichkeit eingeteilt wird. Auf Basis der Ökologie, die als biologische Teildisziplin gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand, und später der Kybernetik wurde die Natur als selbstregulierendes System begriffen. Es entstand das „Wir-Welt-Verhältnis“.

Mit der Popularisierung der Ökosystem­forschung gewinnen seit den 1980er Jahren mehr Menschen in den Industriestaaten die Einsicht, dass Natur nicht als Ganzes zu begreifen ist, sondern nur als ein offenes System, dessen Teil auch der Mensch mit seiner Kultur ist (integratives Verhältnis). Dies wird z. B. auch in der Definition der Arbeit deutlich, welche die Gesellschaft und die Natur im Systemzusammenhang nennt, wobei die Arbeitsprozesse vermittelnde Elemente und Abläufe sind, welche die Menschen wegen ihrer divergierenden Ziele nur offen gestalten können. Abgeleitet davon wäre z. B. die Stadt, eine Kulturleistung des Menschen, als zweite Natur anzuerkennen. Die Stadt als Habitat (Lebensraum) des Menschen, die wir uns zunehmend lebensunwerter gestalten, erzeugt damit einen Bedarf nach einem diffusen Ideal von wilder oder unberührter Natur, nach Erholung. Dabei wird schlicht übersehen, dass auch vom Menschen stark überformte Bereiche (schützenswerte) Natur beinhalten. Diese integrative Naturauffassung schlägt sich aber in Fachkreisen, z. B. im Naturschutz, in der Ökologie, Stadtökologie etc., bereits nieder. Ludwig Klages bezeichnet als zweite Natur, die rational durchformte bzw. „geistdurchsetzte“ Landschaft.

Natur in der Wissenschaft.

Innerhalb der Wissenschaft wird Natur sehr unterschiedlich konzipiert, meistens wird davon ausgegangen, dass sich die Naturwissenschaft mit der Natur oder zumindest einem Teil von ihr beschäftigt.

  • Die Humanwissenschaften in ihrer Beschäftigung mit dem Menschen zählen sich hierbei teils den Naturwissenschaften, teils den Geisteswissenschaften zugehörig.
  • Die Ingenieurwissenschaften nähern sich allgemein der Technik, die sich im Gegensatz einer Auseinandersetzung mit Natur sieht.
  • Die Naturwissenschaft Ökologie befasst sich mit Natur im Hinblick auf lebende Organismen und deren Umweltbeziehungen.

Der Umgang mit dem Begriff muss aber in der Wissenschaftsphilosophie als sehr kontrovers dargestellt werden. Schematisch können drei vorherrschende Grundtypen von Rollen für den Begriff Natur in den wissenschaftlichen Konzepten im Hinblick auf ihr Verhältnis zum Sein unterschieden werden:

  • Natur wird mit dem Sein identifiziert: So lautet die entsprechende ontologische Behauptung: „Alles, was ist, ist die eine Natur“. Diese Positionierung wird in der Philosophie als Naturalismus bezeichnet.
  • Natur wird als Teil des Seins, oder der Wirklichkeit, anderen Teilen gegenübergestellt. Andere Teile werden dann oft Kultur oder Geist genannt.
  • Natur wird in ihrer objektiven Existenz negiert: „Es gibt keine Natur“. Diese häufig im Konstruktivismus zu findende Position subsumiert Natur unter rein kognitive oder soziale Konstruktionen oder Phänomene, von denen sie sich dann qualitativ nicht unterscheidet.

Bilder der Vielfalt von Natur in Verbindung mit den Gesetz-Mäßigkeiten