Stolz ist innere Würde und Selbst-Achtung.
Herkunft:
mittelniederdeutsche Sprache – stolt = prächtig, stattlich.
Das Adjektiv stolz kommt nur im kontinentalen Westgermanischen (im engeren Sinne im Deutschen und im Niederländischen) vor und geht auf das althochdeutsche stolz (überheblich, hochfahrend) zurück. Im Mittelhochdeutschen existierte stolz mit den Bedeutungen ‚töricht‘, ‚übermütig‘, ‚prächtig‘ und ‚staatlich‘.
Das mittelniederdeutsche stolt stand für ‚ritterlich‘, ‚standesbewusst‘, und ‚vornehm‘. Weitere verwandte Formen sind das mittelniederländische und niederländische stout → nl (kühn) sowie das altfriesische stult (stolz). Die beiden Letztgenannten stellen sich als Ablautbildungen zu Vorformen von Stelze dar. Hieraus ergibt sich, dass die ursprüngliche Bedeutung von stolz ‚steif aufgerichtet‘ gewesen sein kann.
Synonyme:
erfolgssicher, selbstbewusst, selbstsicher, siegessicher, hehr anmaßend, arrogant, aufgeblasen, dünkelhaft, eingebildet, herablassend, hochmütig, hochnäsig, ichbewusst, selbstgefällig, selbstüberzogen, wichtigtuerisch, überheblich.
Mitwörter:
Demut – Bescheidenheit – „Goldene Mitte” – Durchschnitt – Mischung.
Der griechische Philosoph Aristoteles sah im Stolz eine Tugend, andere eher ein Laster. Für die katholische Kirche ist er gar eine der sieben Todsünden. Dr. Henning Theißen hat ein Buch über den Stolz geschrieben, in dem er sich dem Thema aus psychologischer, religiöser und soziologischer Sicht nähert – das Interview zum Buch.
Der Stolz ist die Freude und Motivation für den Augenblick, die der Gewissheit entspringt, etwas Besonderes, Anerkennenswertes oder Zukunftsträchtiges geleistet zu haben. Dabei kann der Maßstab, aus dem sich diese Gewissheit ableitet, sowohl innerhalb eines eigenen differenzierten Wertehorizonts herausgebildet als auch gesellschaftlich tradiert sein. Im ersten Fall fühlt man sich selbst bestätigt und in seiner Weltanschauung bestärkt („Ich bin stolz auf mich“), im anderen Fall sonnt man sich in der gesellschaftlichen Anerkennung („Ich bin stolz, etwas für meine Stadt geleistet zu haben“). Daraus folgt auch, dass beispielsweise der Stolz auf das eigene Land eher eine Art der Anerkennung darstellt, da der Einfluss eines Individuums auf den Zustand des eigenen Landes vernachlässigbar ist.
Stolz beinhaltet eine positive Motivation für den eigenen Wert. Zufriedenheit mit sich selbst oder anderen, einer Hochachtung seiner selbst – sei es der eigenen Person, sei es in ihrem Zusammenhang mit einem hochgeachteten bzw. verehrten „Ganzen“.
Viele Haltungen, deren affektiver Charakter nur selten in Betracht gezogen wird, wie ein ausgeprägter Sinn für die eigene Ehre, Vertrauen in die eigenen Kräfte und Fähigkeiten, aber auch Eitelkeit, Dünkelhaftigkeit, Arroganz oder Hochmut, sind mit Stolz verbunden. Angesichts dieses weiten Spektrums von Dispositionen kann es nicht überraschen, dass der Stolz Gegenstand ganz unterschiedlicher Bewertungen ist. Einerseits ist er Gefühlen wie Minderwertigkeit, Kleinmut und Verzagtheit entgegengesetzt und in diesem Sinne für denjenigen, der den Stolz verspürt, sicherlich ein ›gutes‹ Gefühl.1 Andererseits weist Stolz eine Nähe zu Selbstgefälligkeit und Selbstherrlichkeit auf, Eigenschaften, die wohl insbesondere in der christlichen Tradition dazu geführt haben, den Stolz — wie ein weiteres Gefühl, welches in mancherlei Hinsicht eine Verwandtschaft mit dem Stolz aufweist, nämlich den Neid — als Todsünde zu betrachten, wenn dieser sich destruktiv zeigt.
Die Gemütsbewegung wird durch eindeutige, in allen menschlichen Kulturen gleichartige Gesten und Gebärden (aufrechte Körperhaltung, zurückgelegter Kopf, Arme vom Körper gestreckt) ausgedrückt und wird daher universell erkannt.