Woher stammt die Redewendung »Wo ein Wille ist, (da) ist auch ein Weg«?
Quelle: Gesellschaft für deutsche Sprache e. V..

Bei diesem Sprichwort kommt es zu einer großen Überraschung, denn wer hätte gedacht, dass es eine gar nicht besonders alte Lehnübersetzung aus dem Englischen ist? Es stand bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in keiner deutschen Sprichwörtersammlung, und selbst Karl Friedrich Wilhelm Wander hat es nicht in sein fünfbändiges Deutsches Sprichwörter-Lexikon (Leipzig: F. A. Brockhaus, 1867–1880. Nachdruck Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1964) aufgenommen. Immerhin aber steht es in Ida von Düringsfelds vergleichender Sammlung. Das Sprichwort als Kosmopolit (3 Bde., Leipzig: Hermann Fries, 1866. Nachdruck hrsg. von Wolfgang Mieder. Hildesheim: Georg Olms, 2004, Bd. 2, S. 103), mit Hinweis darauf, dass es sich um eine Übersetzung aus dem Englischen handelt: »Wo ein Wille ist, da ist ein Weg. (engl.)« Im Englischen hat George Herbert in seiner Sammlung Outlandish Proverbs (London: Humphrey Blunden, 1640, Nr. 730), zwar schon im 17. Jahrhundert das Sprichwort »To him that will, wais [ways] are not wanting [missing]« registriert, doch handelt es sich hier lediglich um einen Vorläufer für das Sprichwort »Where there is a will, there is a way«, das im Jahre 1822 in diesem Wortlaut zuerst auftritt; vgl. Jennifer Speake, The Oxford Dictionary of Proverbs (5. Aufl., Oxford: Oxford University Press, 2008, S. 346).

Lediglich dreißig Jahre später steht dann der bisher früheste Beleg für die deutsche Übersetzung in der bayerischen Gewerbzeitung (2, Nr. 26, 1852, S. 101): »Ein englisches Sprichwort sagt: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Sollte gerade hier [bei der Beschaffung von Geldmitteln zur Gewerbeunterstützung] bei ernstem Willen kein Weg offen stehen? Wir wollen sehen.« Hinzu kommt noch die folgende Miszelle aus Der Erzähler. Ein Unterhaltungsblatt für Jedermann (31, Nr. 33, 25. April 1866, S. 32):

In einer Leipziger Gesellschaft von sprachkundigen Herren und Damen wurde die Aufgabe gestellt, das englische Sprichwort: »where [there] is a will, there is a way« (wörtlich übersetzt: »wo ein Wille ist, da ist ein Weg«) und seinem Sinne nach dem Französischen: »vouloir c’est pouvoir « (d. h.: »Wollen ist Können« entsprechend) ohne Umschreibung in möglichst kurzem und kernhaftem Sprichwörter-Deutsch wiederzugeben. Eine Dame schlug vor: »Wolle nur mit ganzer Seele, daß zum Ziel der Weg nicht fehle« ein Herr: »Mit der wahren Energie findet man das Wo und Wie« ein anderer Herr: »Wo der Wille stark und fest, leicht ein Weg sich finden läßt« allein weder diese noch andere Übersetzungsversuche wollten oder konnten genügen, und es machte schon die Ansicht sich geltend, so kurz wie im Englischen könne man sich im Deutschen niemals ausdrücken. Da lieferte eine Dame, die bis dahin scheinbar teilnahmslos dagesessen, einen schlagenden Beweis, daß auch in dieser Beziehung die deutsche Sprache es mit jeder anderen aufnehme, denn sie gab das aus acht Sylben bestehende englische Sprichwort bei vertiefterem Sinne durch die nur drei Wörter mit zusammen sechs Sylben zählende unübertrefflich gelungene Übersetzung wieder: »Willenskraft Wege schafft.«

Letzteres steht dann tatsächlich mit einem Beleg aus dem Jahre 1871 in Wanders Deutschem Sprichwörter-Lexikon (Bd. 5, Sp. 243). Doch man hätte sich gar nicht so sehr bemühen müssen, denn die ganz direkte Übersetzung des englischen Sprich Wortes hat sich im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts im Deutschen etablieren können.

Doch 1870 scheint man sich immer noch daran zu erinnern, dass es sich hier um ein Lehnsprichwort aus dem Englischen handelt: »Die praktischen und thatkräftigen Engländer haben ein Sprichwort, das lauetet: ›Wo ein Wille ist, da findet sich auch ein Weg‹ (where there is a will, there is a way)«; vgl. Evangelisches Missions-Magazin (14, Heft 2, 1870, S. 51). Neun Jahre später wird immer noch auf den englischen Ursprung des Sprichwortes hingewiesen, doch ohne das Sprichwort auf Englisch zu zitieren: »Dann wird auch in dieser Sache [Colonialpolitik] das gute englische Sprüchwort wahr werden, und wo ein Wille ist, auch ein Weg sein«; vgl. Deutsche Volkswirthschaftliche Monatshefte (4, Heft 4, 1879, S. 16). Danach aber ist von der englischen Herkunft keine Rede mehr, wie etwa: »Wenn es uns gelingt, in dem deutschen Volk den Willen zu wecken, diesem Übel [dem Branntweinhandel] ein Ende zu machen, dann haben wir viel gewonnen. Denn nicht nur ist, wo ein Wille ist, auch ein Weg, sondern auch, wo ein Unwille, Widerwille ist, da findet sich immer ein Ausweg, gerechten Forderungen auszuweichen«; vgl. Allgemeine Missions-Zeitschrift (13, 1886, S. 29). Und hier nun noch ein Beleg von 1887, wo das lehnübersetzte Sprichwort zweifelsohne als deutsches Sprichwort auftritt: »Wo ein Wille ist, ist ein Weg, sagt das Sprichwort; und hier liegt der Weg klar vor Augen, auf dem die moderne Bühne wieder werden kann, was ihr einzig Bedeutung gibt: Spiegel und Chronik des Zeitalters«; vgl. Die Nation (4, 1887, S. 540).

Der Beleg von 1886 nähert sich mit den Begriffen »Unwille« und »Widerwille « schon fast den modernen Antisprichwörtern, die gängige Sprichwörter parodierend infrage stellen. Dazu sei gleich ein sprichwörtlicher Aphorismus in der Form eines Antisprichwortes zitiert: »Wo ein Wille ist, ist auch ein Unwille «; vgl. Werner Mitsch, Spinnen, die nicht spinnen, spinnen. Sprüche. Nichts als Sprüche. (Stuttgart: Heinz und Margarete Letsch, 1978, S. 92). Nebenstehend finden sich einige weitere Antisprichwörter, die den zweiten Teil des bekannten Sprichwortes variieren.

Diese Belegkette ließe sich leicht um weitere Texte fortsetzen, doch auch sie würden lediglich unterstützen, was ohnehin als einwandfrei bewiesen gilt. Das ursprünglich englische Sprichwort ist längst zu einem deutschen Sprichwort geworden, das zu den populärsten Volksweisheiten der deutschen Sprache gehört. Dieser hohe Bekanntheitsgrad und das wiederholte Auftreten des Sprichwortes machen solche Antisprichwörter schließlich erst möglich. Ob deutsche Sprachteilnehmer das Sprichwort nun in seinem traditionellen Wortlaut oder innovativen Manipulationen zitieren, werden sie sich seines fremdsprachlichen Ursprungs und recht jungen Alters wohl kaum bewusst sein – Wolfgang Mieder.

Antisprichwörter:

  • Wo ein Wille ist, ist auch ein Abweg.
    Hans Kudszus, Jaworte, Neinworte. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1970, S. 61.
  • Wo ein Wille ist, da ist auch ein Gebüsch.
    Anonymer Spruch in Praline, Nr. 52 (20. Dezember 1972), S. 12.
  • Wo ein Wille ist, ist auch ein Bett.
    Frieder Stöckle, Ätsch ich lebe noch. Sprüche – Widersprüche. Stuttgart: Spectrum, 1982, S. 52.
  • Wo ein Wille ist, ist auch ein Holzweg.
    André Brie, Die Wahrheit lügt in der Mitte. Aphorismen. Berlin: Eulenspiegel Verlag, 1982, S. 8.
  • Wo ein Wille ist, da ist auch ein Irrweg.
    Bernd Thomsen (Hrsg.), Liebe die dunkelste Kneipe als den hellsten Arbeitsplatz. Neue Büro-Sprüche. München: Wilhelm Heyne, 1986, ohne Seitenangabe.
  • Wo ein Wille, da ist auch Widerstand.
    Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, »Der Wechsel allein ist das Beständige«. Zitate und Gedanken für innovative Führungskräfte. Weinheim: Wiley-VCH Verlag, 2002, S. 359.
  • Wo ein Wille ist, da ist auch ein Schleichweg.
    Gerhard Uhlenbruck, Sprüche. Gedankensprünge von Mensch zu Mensch. Bochum: Norbert Brockmeyer, 2011, S. 50.

Wille, ist das „AKTIVE“ Prinzip und ein permanenter Entstehungs-Prozess, zur Umsetzung und Vollendung von kollektiven Vorhaben. Dieser Prozeß setzt eine Kollektiv- oder Gruppen-Entscheidung voraus – ohne diese Entscheidung – bewußt oder unbewußt, ist wenig bis gar kein Wille zur Umsetzung oder Vollendung möglich.
Damit Wille entstehen kann, braucht es den Dreiklang von Lust/Motivation – Liebe/E-Motion – Vernunft/Geist-Verstand = Gemüt  einer Gemeinschaft.
Als Kulminations-Punkt ist der Mensch bereit, einen anstrengenden und notwendigen Weg, bis zum Ziel zugehen, wenn die Gemüts-Konsistenz zumindest auf dem gleichen Niveau und der gleichen Qualität wie zum Start bleibt – unter Umständen ist eine Steigerung notwendig. Sobald der Gruppen-Wille schindet, verblasst der Wille des Einzelnen.  Auf dem Weg ist gemeinsames Scheitern und „hinfallen“ jederzeit möglich, hier gilt es vorwiegend die Kausalität zu klären.
Die Fähigkeit des Einzelnen, trotz widriger Umstände seinen Willen in der Gruppe durchzusetzen, wird Volition genannt,  das wieder Aufstehen – Resilienz – die Links führen sie zu Prof. Dr. W. Pelz, der neben einer umfangreichen Definition einen Selbst-Test anbietet.
An dieser Stelle ist Wesentlich zu betonen: Entscheidungen können nur durch einen klaren E-Motion-Gruppen-Einklang, auf Basis von Sinn und Bedeutsamkeit – Motivation – für Alle wirksam getroffen werden. Dies impliziert – die Vernunft allein kann keine Entscheidungen treffen.
OekoHuman sieht in einem ausbalanciertem und fokussierten Dreiklang – ZEN – von: Lust – Liebe – Vernunft, die Grundlage zum Gruppen-Wille-Entstehungs-Prozeß – Leitbild genannt, somit ist Gruppen-Wille ein Resultat und kein Ziel.
Die scheinbare Ausnahme, die als Axiom wirkt, ist der im Augenblick entstehende Eigen-Überlebens-Wille,  der tiefste und wirksamste Ur-Trieb im Instinkt-Zentrum, der als Eigen-Dynamik-Prozeß angelegt ist. Wenn der Überlebens-Wille ausgelöst wird, werden darüber hinaus, die stärksten – auch die unbekannten – Kräfte in jedem Lebewesen mobilisiert und herausholt.
Der sogenannte freie Wille, ist die Entscheidung, was der Mensch empfinden – spüren – fühlen – schmecken – riechen möchte. Wenn Gefühl-Wirrwar herrscht, ist eine rationale Entscheidung zumindest schwierig. Ferner kann Wille – aus OekoHuman-Sicht – nur mit einem Relativität-Verständnis vollumfänglich interpretiert, verstanden und umgesetzt werden – es braucht demnach immer einen Bezug zu etwas und dann einen Plan bis zur Vollendung.
Den Ausführungen können sie entnehmen, dass es den Willen, den freien Willen und eine Entscheidung in der oft angenommen Wort-Bedeutung in Wahrheit nicht gibt. Alles geschieht, weil die Summe mehr ist, als seine Teile. Alles ist miteinander verbunden und Alles wird durch Prozeße beeinflußt.


Freier Wille ist die individuelle Be-Urteilung, wie die Person ihre Sinnes-Wahrnehmungen interpretiert!