Widerstand in Organisationen und Institutionen und wie es gelingen könnte, aus Betroffenen Beteiligte und Betroffene zu generieren

“Nichts ist so beständig wie der Wandel”*

Heraklit von Ephesus (etwa 540 – 480 v. Chr.)

“Du musst selbst zu der Veränderung werden, die du in der Welt sehen willst.”*  

Mahatma Gandhi (1869 – 1948)

* Zitate, die meinem persönlichen Empfinden zum Thema Veränderungen und Widerstände am nächsten kommen.

Innerer Widerstand aktiviert das Gewissen. Gewissen ist die innere Stimme des Menschen, die vom göttlichen, heiligen und allumfassenden Wissen des Absoluten, Gottes und den heiligen Gesetzen zeugt – die von Hermes-Trismegistos – teilweise – formuliert wurden, sowie den Natur-Gesetz-Mäßigkeiten, um durch Leben zu Überleben.

Gewissen ist die Instanz im Menschen, die durch GÜTEFülleNeugierQuantitätPartkdolg-Pflicht (Duty)KAIZENschöpferischer ZerstörungNiveauQualitätSchöpfungInnovation – ewige Steigerung von GÜTE, die ReEvolution ermöglicht.


GewißheitGewissenhaftGewissensbisse sind natürliche Instanzen, die in der Lage sind, Gewissen im Niveau und Qualität durch Bewußtsein zu steigern und Horizont zu erweitern
Voraussetzung ist Anstrengung, um destruktive Widerstände zu überwinden und konstruktives Leiden hervorzurufen, um seine Berufung zu identifizieren.

Ich beginne mit Widerständen, die der Mensch sich zunutze gemacht hat und die mit Naturgesetzmäßigkeiten zu tun haben, an die der Mensch sich anpassen musste. Danach beschreibe ich kurz Widerstände in Politik und Organisationen. Anschließend stelle ich einen Vergleich zwischen den naturbedingten und den menschlicheren Veränderungen und Widerständen an und versuche in Folge einen möglichen Weg aufzuzeigen.

Vorweg ein Impuls: Die Welt ist so, wie sie ist und wie wir sie sehen wollen. Pygmalion, ein griechischer Künstler, schuf eine Frauengestalt aus Elfenbein und verliebte sich in sie. So bat er denn inständig darum, sie möge lebendig werden. Sein Wunsch wurde erfüllt. Eine Figur wurde lebendig und eine Vorstellung wurde Realität. Als „Pygmalion-Effekt“ bekannt, heißt das: Die Menschen konstruieren sich ihre Welt. Die inneren Bilder – Denk- und Fühlmuster –  der Erfahrungen werden nach außen projiziert und geben die Kulissen ab, die als Welt, als Realität, als Wahrheit wahrgenommen werden. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass ich nur das erkenne, was meinem Denk- und Fühlmuster entspricht. Im übertragenen Sinne könnte dies bedeuten, Schulleiter/innen haben diejenigen Kollegen, Unternehmen haben diejenigen Mitarbeiter/innen, die sie sich vorstellen… Deshalb ist das Selbsterkennen und die (R) Evolution des eigenen Selbst so wichtig, denn Veränderungen beginnen nur im eigenen Inneren und heißen Denk- und Fühlmuster ändern.

„Sie haben dem anderen durch Argwohn ein Recht gegeben, sich an ihnen zu versündigen“ vermerkte dazu Seneca vor rund 2000 Jahren und Reinhard Sprenger stellte fest „Fehlt es an Vertrauen, ist alles wie verhext. Dann bekommt die Beziehung gleichsam ein Minus vor die Klammer. Alles verkehrt sich ins Gegenteil.“

Referenzwerte für Haltungen und Verhalten gibt das Management oder die Schulleitung vor. Das bedeutet, dass Kultur und Orientierung in Organisationen und Institutionen durch die Personen geprägt werden, die die Werte setzen.

Werte lassen sich nicht vermitteln, Werte werden gelebt und dadurch sinnlich wahrnehmbar. Nun stellt sich mir die Frage „Welche Werte werden gelebt und wie authentisch werden Werte gelebt?

  1. Naturwissenschaftliche Herausforderungen
  1.              Widerstand in der Elektrizität

1900 formulierte Paul Drude ein nach ihm benanntes Modell, wonach der elektrische Widerstand durch Kollision der Leitungselektronen mit den als starr angenommenen Atomrümpfen des Metalls verursacht wird.

Der ohmsche Widerstandeines Materials ist der Widerstand, den ein Material dem Durchfluss eines elektrischen Stromes entgegensetzt. Es handelt sich beim ohmschen Widerstand um einen Spezialfall des elektrischen Widerstandes, bei dem der Widerstand von der angelegten Spannung unabhängig ist. Ein ohmscher Widerstand zeichnet sich dadurch aus, dass der fließende Strom I proportional zur angelegten Spannung U ist. Der Proportionalitätsfaktor ist der Wert des ohmschen Widerstandes. Der ohmsche Widerstand wird durch Zusammenstöße zwischen den bewegten Ladungsträgern (zumeist Elektronen) und den Atomen des Materials hervorgerufen. Eine von außen angelegte elektrische Spannung beschleunigt die Elektronen im Material. Diese stoßen mit Atomen zusammen und übertragen einen Teil ihrer Bewegungsenergie auf das Atom dessen Vibrationsenergie dadurch wächst. Das Material erwärmt sich.  Danach wird das Elektron wieder durch das äußere Feld beschleunigt. Bei konstanter Spannung ergibt sich für die Ladungsträger eine gewisse mittlere Driftgeschwindigkeit.  Für Materialien die dem Ohmschen Gesetz folgen kann man auch sagen, dass der ohmsche Widerstand R bei konstanter Temperatur keine Funktion des Stroms I sein darf. Der Wert R ist sowohl vom Material als auch dessen Beschaffenheit abhängig. Jedes Material hat einen eigenen spezifischen elektrischen Widerstand ρ genannt. Kühlt man ein supraleitungsfähiges Material unter seine spezifische Sprungtemperatur ab so sinkt der ohmsche Widerstand auf null. Das Material wird zu einem Supraleiter. Dies bringt mich zu der Frage, warum und wann ist ein „Stoff“ leitfähig?

Die Leitfähigkeit eines Stoffes oder Stoffgemisches hängt von der Verfügbarkeit beweglicher Ladungsträger ab. Dies können locker gebundene Elektronen wie beispielsweise in Metallen, aber auch Ionen oder delokalisierte Elektronen in organischen Molekülen sein, wie sie häufig durch mesomere Grenzstrukturen beschrieben werden.

Die Kenngrößen des elektrischen Stroms lassen sich sehr gut durch einen Vergleich mit einer Wasserleitung verdeutlichen. Die Stromstärke beschreibt die durchfließende Wassermenge (Elektronen) pro Zeit. Die Spannung beschreibt hingegen, unter welchem Druck das Wasser durch die Leitung fließt. Der Widerstand im Stromkreis ist ein Maß für den Leitungsquerschnitt. Je geringer der Querschnitt ist, desto „mehr“ Widerstand wird dem Strom entgegen gebracht.

Im übertragenen Sinne könnte dies bedeuten, je weniger Information, Transparenz und Sinn in einer Organisation besteht, desto mehr Widerstand gibt es bei Veränderungsvorhaben. Und es bedeutet: Es entsteht die Chance der bewussten Steuerung durch Informationen über Kollegen und Kolleginnen und den daraus abzuleitenden Input der Informationsmenge und – dichte.

1.2                 Widerstand und der Traum des Menschen vom Fliegen


Rein grundsätzlich kann sich ein Luftfahrzeug nur in die Luft erheben, wenn es einen Auftrieb erfährt, es also in diesem Moment durch eine Kraft emporgehoben wird. Die Entstehung des Auftriebs lässt sich dabei in zwei Varianten unterscheiden:

  • Statischer Auftrieb
    entsteht an Luftfahrzeugen „Leichter als Luft“, wie z.B. Luftschiffen und Ballons. Der statische Auftrieb funktioniert ohne weitere Technik und wird von mir hier nicht betrachtet.
  • dynamischer Auftrieb                                                                                                                         muss an Luftfahrzeugen „Schwerer als Luft“ zum Einsatz kommen. Erst durch die Bewegung der auftriebserzeugenden Teile eines Luftfahrzeuges gegenüber der Umgebungsluft entsteht Auftrieb, der das Flugzeug oder auch den Hubschrauber nach oben bewegen kann.

Die Größen Auftrieb und Widerstand sind ihrem physikalischem Wesen nach Kräfte, welche nach den nebenstehenden Formeln bestimmt werden können. Beide werden beeinflusst von

  • Geschwindigkeit
    diese geht sogar quadratisch in den Auftrieb bzw. Widerstand ein; eine Verdopplung der Geschwindigkeit führt also zu vierfachen Kräften
  • Luftdichte
  • Flügelfläche

Gemäß der oben eingeführten Erklärung der Kräfte ergeben sich:

  • Resultierende Luftkraft
  • Auftrieb und
  • Widerstand

Übertragen auf Organisationen und Systeme in Veränderungsprozessen könnte dies bedeuten, je schneller eine Veränderung „durchgepeitscht“  wird ohne dabei auf „Klima, Wetter“ und auf die dadurch bedingte Tragfähigkeit zu achten bzw. unwissend ob der Gesetzmäßigkeiten zu sein, desto mehr schaukelt sich der Widerstand unkontrolliert empor, die Luft unter den Tragflächen wird zu schnell dünn, „und die Strömung reißt ab“ und es besteht Absturzgefahr. Harmonieren hingegen alle Komponenten und werden Gesetzmäßigkeiten und Tatsachen beachtet, dann steht einem guten Start in einen konstruktiven Veränderungsprozess nichts entgegen und es bestehen die besten Voraussetzungen gesund und unversehrt (psychisch und physisch) das Ziel zu erreichen und damit das gewünschte Resultat. Denn in diesem Beispiel ist die „gute Luft und das gute Klima“ der tragende Widerstand.

  • Widerstand in der Gesellschaft gegen Kirche und Politik oder Fremdbestimmung versus Selbstbestimmung

Als Widerstand wird die Verweigerung des Gehorsams oder das aktive oppositionelle Handeln gegenüber der Obrigkeit oder der Regierung bezeichnet. Die Geschichte des Widerstandsdenkens hat sich nicht nur im „Elfenbeinturm“ abgespielt. Sie war keine theoretische Angelegenheit, sondern eine praktische… in der Regel eine gefährliche, brutale bisweilen blutige Zeiterscheinung, die unter Umständen zahllose Opfer gefordert hat.

Im Grunde lässt sich die gesamte Menschheitsgeschichte auch als ein permanenter Widerstandskampf begreifen, als Kampf gegen ungerechte Herrschaft, Unterdrückung, Ausbeutung und Verelendung bzw. als Kampf um Macht, der stets auf Widerstand stößt und Widerstand provoziert.

In der Geschichte des Widerstandsdenkens lassen zwei große Motivgruppen für Widerstand und entsprechende Begründungen des Widerstandes unterscheiden: religiöse und politische. In der Frühzeit können beide Motive nicht genau voneinander unterschieden werden, da sie sich gewöhnlich bis zur Ununterscheidbarkeit durchdrungen haben. Dies gilt selbst noch für die frühe Neuzeit, in der Europa durch blutige konfessionelle Bürgerkriege aufgewühlt wurde. Hier schufen erst die Amerikanische und die Französische Revolution eine gewisse Klarheit für die westliche Welt, indem sie die Trennung beider Sphären festschrieben. Dennoch sind religiöse Antagonismen bis heute ein entscheidender Faktor der Weltpolitik geblieben.

2.1         Widerstand als revolutionäre Utopie

Antonio Gramsci bezeichnet Widerstand als revolutionäre Utopie, die dadurch wächst, dass sie durch die Subjekte in die Köpfe der Menschen und in die Gesellschaft getragen wird,  als Kampf um Hegemonie in der Zivilgesellschaft, als Verknüpfungszentren im Ensemble ihrer Verhältnisse. Grundlage dabei ist Gramscis Theorie vom bewusst handelnden Menschen. Aus der Wechselbeziehung zwischen menschlichem Bewusstsein und gesellschaftlicher Praxis geht das Individuum eine Teilhabe an Organismen ein, derer er sich tätig bewusst ist. „Daher kann man sagen, dass jeder in dem Maße selbst anders wird, sich verändert, in dem er die Gesamtheit der Verhältnisse, deren Verknüpfungszentrum er ist, verändert, wobei unter Umwelt das Ensemble der Verhältnisse zu verstehen ist, die jeder einzelne eingeht.“

Die Individuen erlangen ihre Identität durch ihr Handeln, indem sie sich in, aber auch mit ihren Verhältnissen bewegen, die Widersprüche darin aufnehmen und sich dazu verorten. Die kapitalistische Gesellschaft ist von Hegemonie durchdrungen, wodurch es einer Klasse gelingt, die Einzelnen in Abhängigkeitsverhältnissen zu verorten. Dies geschieht in erster Linie nicht über Zwang, sondern über eine Art gesellschaftliche Autorität, die die Individuen in zentrale Strukturen und Institutionen bindet und sie somit in Zustimmung zur herrschenden Ordnung verhält. Der Raum dieser Zustimmung ist die vermeintlich außer-herrschaftliche Sphäre, deren Hauptfunktion es ist, den Konsens der Unterdrückten mit den Werten der herrschenden Klasse zu gewährleisten. Dies ist die Zivilgesellschaft, die einerseits das Gleichgewicht der Hegemonie erhalten muss, in einer stetigen Reproduktion der Zustimmung, und zudem zum Ort des Kampfes um Befreiung wird.

Der Widerstand, der der Kampf um Hegemonie ist, braucht „die Herzen und die Köpfe“ der Individuen: die Subjekte sind der Ausgang der Veränderung, auf der Grundlage des bewusst handelnden Menschen. Aber ebendies heißt auch, dass die Individuen auf die Kollektivität angewiesen sind, um in den Prozessen ihrer Handlungen Widersprüche aufzudecken und Kritikfähigkeit zu entwickeln, in dem Sinne, dass sie die Verknüpfungszentren im Ensemble ihrer Verhältnisse sind.

2.2         Widerstand als kollektiver Prozess

Pierre Bourdieu hat Widerstand recht praktisch definiert: Widerstand entsteht dann, wenn die Konkurrenzkämpfe überwunden werden zugunsten von Kämpfen, die die herrschende Ordnung in Frage stellen: durch reale, effektiv mobilisierte Kräfte, praktische Klassen, die kollektiv und öffentlich im sozialen Feld zu agieren beginnen.


2.3         Gandhi und der passive Widerstand

„Satyagraha“ ist eine von Mohandas Gandhi entwickelte Grundhaltung, die als politische Strategie im Kern darauf beruht, die Vernunft und das Gewissen des Gegners anzusprechen durch die eigene Gewaltlosigkeit (non-violence, Ahimsa) und durch die Bereitschaft, Schmerz und Leiden auf sich zu nehmen.

Der grundlegende Gedanke dabei ist, den Gegner „umzudrehen“, ihn als Verbündeten und Freund für die eigene Sache zu gewinnen. Diese Strategie gründet sich auf der Idee, dass der Appell an Herz und Gewissen des Gegners effektiver ist als ein Appell, der sich auf Drohungen oder Gewalt stützt.

Gewalt führt nach Gandhi – gegebenenfalls mit zeitlicher Verzögerung – nur zu Gegengewalt. Gewaltlosigkeit dagegen unterbricht die Gewaltspirale und ist in der Lage, den Gegner auf die eigene Seite zu ziehen. Gandhi sieht Satyagraha nicht als eine Waffe der Schwachen, sondern als eine Waffe der geistig Stärksten.

  • Widerstand in Organisationen und Institutionen

Sinnvolle, logische Entscheidungen des Managements sowie sorgfältig geprüfte und getroffene Maßnahmen zur Lösung eines Problems können zu  – vorerst nicht nachvollziehbaren und  ersichtlichen Gründen – Widerständen bei einzelnen Individuen, bei Gruppen oder der ganzen Belegschaft führen. Diffuse Ablehnung, nicht nachvollziehbare Bedenken, passives Verhalten könnten die Folge sein. Gewinner und Verlierer nach einem Machtkampf sind keine gute Grundlage für Weiterentwicklung.

3.1                 Wie entsteht denn Widerstand?

Eine Menge von Faktoren  begünstigt die Entstehung von Widerstand.

Haben Betroffene Ziele, Hintergründe und / oder Motive einer Maßnahme nicht verstanden? Haben sie verstanden und glauben nicht, was ihnen gesagt wird? Haben sie verstanden und glauben dem Input und können dennoch nicht mitgehen, weil sie sich keine positiven Resultate versprechen, weil sie nicht in ihrem Innersten an die positive Umsetzung und Nachhaltigkeit glauben?  Oder gibt es gar „Erbhöfe“ auf der Hierarchieebene zu verteidigen? Gibt es keine Kultur eines kontinuierlichen Veränderungsprozesses als Organisationskultur? Neben dem sogenannten „freien Willen“ ist das fehlende Verständnis scheinbar für Veränderungsprozesse sicherlich die häufigste Ursache von Widerständen. So könnte „Erbhöfe verteidigen“ heißen, den „Widerständlern“ geschickt gezielte Informationen zuzuspielen, um das Ergebnis zu den eigenen Gunsten zu beeinflussen.

3.2                 Jetzt wird es komplex – Widerstand als verschlüsselte Botschaft…

In der Regel fußt Widerstand weniger in sachlichen oder logischen Argumenten als
vielmehr auf unbewussten Emotionen, wie Bedenken, Befürchtungen und Angst. Selten wird es dann auf klare Fragen auch klare Antworten geben. Manchmal sind es unkonkrete, diffuse Ängste, irgendetwas kommt den Betroffenen „nicht geheuer vor“. Ein anderes Mal liegen konkrete Befürchtungen vor, über die dennoch nicht gesprochen wird, weil es peinlich sein könnte oder weil Angst besteht, in ein schiefes Licht zu geraten. Die Botschaften bleiben verschlüsselt. Widerstand könnte Information sein, die verstanden werden will.               

3.3                 … und welche Reaktionen entspringen bewusstem und unbewusstem Widerstand?

Aktiver Widerstand zeigt sich durch Angriff und Widerspruch  in Gegenargumentationen, Vorwürfen, Drohungen, Polemik und Formalismus. Es können sich Cliquen bilden, Gerüchte und Intrigen entstehen, es kommt vermehrt zu Unruhe und häufigen Streitigkeiten.

Passiver Widerstand äußert sich im Fluchtverhalten und Ausweichen, sei es durch Schweigen, Bagatellisieren, Blödeln, unwichtiges Debattieren. Vermehrtes Fernbleiben, Müdigkeit, Unaufmerksamkeit, innere Emigration und im schlimmsten Fall Krankheit sind typische Symptome für passiven Widerstand.

3.4                 Konstruktiver Umgang mit Widerstand fängt mit der Frage an

Fragen sind das Vorzimmer der Erkenntnis. Wer keine Fragen hat, sucht nicht nach Gründen für das Neue! Fragen sind Ausdruck von Interesse und Werkzeug zur Förderung der Verbalisierungs- und Visualisierungsfähigkeit aller Beteiligten.

Bleiben Fragen aus und besteht scheinbar kein Interesse am Geschehen, kommt es häufig zum Missionieren und dem Scheitern der angedachten Veränderung.

Warum und wozu das Ganze? Was ist das Ziel des Ganzen? Ist mir das Ziel plausibel? Ist der Sinn klar?
Häufig sind Vision und Mission der Organisation nicht klar und / oder die Leitlinien werde willkürlich eingesetzt. Sagt uns das Management alles oder gibt es versteckte Ziele, Motivationen und Hintergründe? Warum soll ich zusätzliche Arbeit tun, wenn ich nichts dafür bezahlt bekomme?

Kann ich das? Bin ich der neuen Herausforderung gewachsen? Kann ich die neuen bzw. zusätzlichen Aufgaben erfüllen? Was habe ich persönlich von der Veränderung?

Die letzte Frage ist häufig ein Hinweis auf mangelnde Kommunikation des Sinns und damit gibt es scheinbar einen Mangel an gelebter Vision und Mission. Fragen sind gut. Wenn auf skeptische Fragen nicht mit Information oder Diskussion reagiert wird, wird Widerstand noch größer und stärker. Es kommt zur Eskalation von Gefühlen bei allen Beteiligten. Kein guter „Samen“ für zukünftige Zusammenarbeit oder wie Friedrich G. Jünger es ausdrückt „Was nicht in die Wurzeln geht, geht nicht in die Krone.“

3.5                  Ist der Problemlöser selbst das Problem???

Widerstand ist im Grunde kein Problem, sondern eine natürliche Reaktion, wenn Vision, Mission, Transparenz, Kommunikation, Kooperation, Weiterbildung und Zukunftsmanagement  im Unternehmen fehlen. Dadurch leiden die Anpassungsfähigkeit und die Gewissheit, des Einzelnen und der Gruppe, wichtig für die Ziele und Resultate zu sein.

So zeigt der Widerstand auf Schwachstellen in der Organisation und im System hin!!! und zeigt auf, wo Energien freigesetzt werden können. Widerstand ist subjektiv konstruktive Energie. Wesentlich ist, wie man darauf reagiert.

Der eigentlich kritische Faktor bei allen Beteiligten im Umgang mit Widerstand ist der Umgang mit sich selbst. Es gilt, die eigenen Emotionen zu überwinden, sich in andere hineinzuversetzen. Es gilt, die Dinge zu untersuchen, die man längst für geklärt hielt, d. h. das eigene Bild einer Sachlage – und damit auch sich selbst – erneut in Frage zu stellen. Ist man in einer aktuellen Situation emotional dazu in der Lage, auf Widerstandsäußerungen nicht mit Druck oder Ohnmacht, sondern verstehend zu reagieren? Schafft man es, Abstand zu gewinnen, der vielleicht neue Perspektiven eröffnet? Widerstände können entweder in konstruktive Mitwirkung umgewandelt oder in Würde ausgegrenzt werden. Innerlich entspannt und sachlich darauf vorbereitet, ist es durchaus möglich, auf wahrgenommene Widerstände angemessen zu reagieren.

3.6                  Vier Grundsätze zum Umgang mit Widerstand

1. Grundsatz: Es gibt keine Veränderungen ohne Widerstand. Wenn keine Widerstände auftauchen, glaubt keiner an die Realisierung. Nicht das Auftauchen, sondern das Ausbleiben von Widerstand ist beunruhigend.

2. Grundsatz: Widerstand enthält immer eine verschlüsselte Botschaft, die mit dem richtigen Schlüssel entschlüsselt werden kann.  Die Ursachen für Widerstand liegen im emotionalen Bereich in Form von Befürchtungen, Bedenken, Angst gegen reale Veränderungen und empfundene Grenzverletzungen. Welche Emotionen könnten dem Widerstand zugrunde liegen? Welche Haltungen gibt es?

3. Grundsatz:Nichtbeachtung von Widerstand führt zu Blockaden. Verstärkter Druck führt zu Gegendruck und möglicherweise unschönen Auseinandersetzungen mit Angriffen, Abwertungen und Erpressungen. Es geht darum, eine förderliche Interaktionskultur zu schaffen, denn mit einer lösungsorientierten Kommunikation steigt mittlerweile nachweisbar die Erfolgswahrscheinlichkeit. Voraussetzung für diese Kultur ist Wertschätzung und Respekt bei allen und für alle Beteiligten und Schulungen in lösungsfokussierter Gesprächsführung. Es lohnt sich dafür Zeit und Geld zu investieren, denn damit wird in Werte investiert. In der Art der Interaktion spiegeln sich Haltungen.

4. Grundsatz: Mit dem Widerstand, nicht gegen ihn gehen. Widerstand ernst nehmen, zuhören, Gefühle und Interessen  zum Ausdruck bringen lassen, offene Diskussionen führen. Die Kunst im Umgang mit Widerstand ist mit der Judokunst vergleichbar: Druck wegnehmen, dem Widerstand Raum geben; Antennen ausfahren; in Dialog treten; Ursachen erforschen; gemeinsame neue Absprachen treffen.

  • Resümee – wie aus Betroffenen Beteiligte werden

Alle Veränderungen geschehen im Inneren des Menschen – nur im Inneren erfolgt echte und nachhaltige Wandlung. Alle äußerlichen Bemühungen sind bloß „Fadenschein“, nichts weiter als eine kurzfristige „Maskerade“, ein hübscher neuer Anstrich über altem Rost. Wenn ein Haus innen eine Bruchbude ist – was soll dann die noble Fassade? Wenn jemand innerlich weint – was soll dann sein/ihr Lächeln im Außen?

Bevor der Hunger verschwindet, muss sich die Gier auflösen…

Bevor Ungerechtigkeit in der Welt einer Gerechtigkeit weichen kann, könntest erst du das Verurteilen sein lassen…

Wenn die Heuchelei (Scheinheiligkeit) in der Welt verblassen können soll, könntest du zunächst alle Masken ablegen…

Bevor die Unterdrückung in der Welt ein Ende finden kann, könntest du erst aufhören, dich unterdrücken zu lassen…

Bevor die Manipulation durch eine sogenannte Elite ihre Macht verliert, könntest du erst aufhören, jene Antworten als Wahrheit zu akzeptieren, zu denen du nicht durch eigene Erfahrung gelangt bist…

Bevor die Lieblosigkeit aus der Welt weichen kann, könntest du erst damit beginnen, liebevoll zu sein…

Die universelle Gesetzmäßigkeit „Wie innen so außen, im Kleinen wie im Großen oder wie oben so unten“ ist auch beim Thema Widerstand absolut wahr. Sich auf Veränderung und Transformation einzulassen, bedeutet auch sich „leer“ machen, bevor ich mit neuem Inhalt gefüllt werde. Das bedeutet mit dem Blick und Fokus in mein Inneres, all meine Ängste, Befürchtungen und Gefühle anschauen, aussprechen und hinterfragen. Fakt ist, das Individuum und seine Veränderung ist in jedem Fall stets der Einzelne/die Einzelne selbst – von außen aufgezwungen ergibt keine nachhaltige positive Veränderung.

Naturwissenschaftliche Herausforderungen entstehen immer dann, wenn der Mensch etwas nutzen möchte oder über sich hinauswachsen will. Der Mensch sieht einen Sinn, hat eine Vision, eine Mission, steht Pate und die Umsetzung bringt Nutzen – Nutzen auf der emotionalen Ebene, auf der intellektuellen und geistigen Ebene, Nutzen verstanden als Fortschritt, ökonomischer Nutzen, ökologischer Nutzen, im besten Fall Selbstnutzen – Gemeinnutzen – Gesamtnutzen.

Die Natur hat ihre Rahmenbedingungen. Eigenschaften, Bestandteile – Zusammensetzung, Ordnung – Struktur, Prozesse  und Wirkzusammenhänge sind klar definiert. Dies sind die universellen Tatsachen und Gesetzmäßigkeiten.Die universellen Gesetzmäßigkeiten beruhen auf universellen Tatsachen: Alles ist Eins. Alles ist mit Allem verbunden (Wirkung der Matrix). Alles ist in Allem enthalten. Alle anderen Tatsachen sind eine Folge aus diesen Kern-Tatsachen.

„Dem Universum ist es gleichgültig (alles hat die gleiche Gültigkeit), wie Bewegung zustande kommt.“ Jörg A. L. Schallehn, OekoHuman

als UR-GRUNDLAGE:
Alles ist Eins – Alles ist mit Allem verbunden, das entfaltet eine Wirkung wie kommunizierende Röhre bzw. eine Matrix.
Alles ist in Allem enthalten.
Alle anderen Tatsachen sind eine Folge aus dieser Kern-Tatsache.  

Für OekoHuman ist der Gesundheitszustand von Körper – Geist – Seele ein Hinweisschild und der Indikator, inwieweit der Mensch sich an wahres universelles Wissen erinnern konnte und die universellen Gesetzmäßigkeiten liebt und lebt. Erinnern hat als Voraussetzung den freien Willen und dieser lässt sich auf JA, NEIN und SINN reduzieren.

Für OekoHuman ist unter anderem die Bewegung eine zentrale Intention. Welchen Beweggrund gibt es? Der Geist schafft Ideen, der Verstand und die Erfahrung entwerfen Pläne, die Gefühle befruchten diese Pläne und der Körper setzt Pläne um.

Die Menschheit hat sich heute in eine Lage manövriert, in der die Komplexität zunimmt und nur noch wenige – wenn überhaupt – den Durchblick, Überblick und Weitblick haben, um aus der momentanen Gemengelage noch ehrliche und qualifizierte Zukunftsaussichten glaubwürdig zu kommunizieren.

Wenn nun alle oder einige der angeführten Parameter dem Menschen, Organisationen usw. unbekannt sind oder dagegen verstoßen wird, kann sich ein gewünschtes Resultat nicht einstellen. Es kommt sozusagen „anders, als man denkt“. Wir Menschen können zwar Tatsachen und Gesetzmäßigkeiten neutralisieren, jedoch diese nicht abschaffen. Deutlich sichtbar im Schiffsbau, in der Fliegerei, dem Hochhaus- und Brückenbau, dem Raketenbau…. und die Praxis zeigt direkt, ob den natürlichen Gesetzen Folge geleistet wurde.

In anderen Disziplinen versucht der Mensch regelmäßig Gesetzmäßigkeiten zu ignorieren – mit den entsprechenden Resultaten… Werden diese Umstände auf Widerstände in Organisatoren übertragen, gilt es zu klären, wo die Tatsachen missachtet worden sind, wo Gesetzmäßigkeiten übersehen worden sind und wo die Sinnhaftigkeit in Frage gestellt worden ist. Dies sollte sowohl Beratungs- und Führungskräften als auch Mitarbeiter/innen im Vorfeld von Change-Prozessen bewusst sein.

Es geht um die Einsicht der kosmischen Grundlage und um die praktische Anwendung derselben. Hier gibt es aus der Tatsache des Irrtums – sonst gäbe es keine Einsicht aus Erfahrung – immer wieder gelebte Irrtümer = Fehler. Durch konstruktives gemeinsames Wirken auf den Grundlagen kosmischer Tatsachen – Gesetzmäßigkeiten und Lebensprinzipien, lassen sich möglicherweise, Irrtümer präventiv erkennen und vermeiden. Dies nennt OekoHuman „Handeln in Einklang mit erfahrenen Wissen“.

Ich persönlich halte einen ständigen Veränderungsprozess (Change-Prozess) – mit gelebter Vision, Mission und Organisationskultur als Fundament und der Natur als Vorbild – für die beste Maßnahme. In Japan wird diese Vorbildkultur „Kaizen“ genannt. Und vor all dem geht es um den Menschen als Individuum, mit seiner Einzigartigkeit im Prozess seiner SelbstFindung, seinen Platz zu finden, der in ihm Kraft – Stärke – Motivation etwas zu leisten, hervorruft.

Dabei können geschulte Führungskräfte sinnvolle Impulse geben und Reize setzen, um ähnlich, wie in der Physik, über Widerstände, den Prozess konstruktiv steuern, um das angestrebte Ergebnis zu erzielen. Ein wichtiger Hinweis: Es kommt nicht darauf an, schnell das Ziel mit Wenigen zu erreichen, sondern qualifiziert mit Allen. „Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht.“

Zwei hilfreiche Instrumente zur Analyse und Bearbeitung von Differenzen und Konflikten werden im Leitfaden von Herbert Altrichter u.a.: „Schulen evaluieren sich selbst“ auf den Seiten 251ff. beschrieben: das Werte- und Entwicklungsquadrat und das Koordinatensystem der Schulentwicklung. Hilfreich für Prozesse ist auch das Enneagramm als Prozessbegleitungsinstrument.

Erfolg ist das, was erfolgt. Erfolg ist das Ergebnis von Aktivitäten und die Antwort auf die Frage „Wie?“ , mit „Was?“ wird die Frage nach Ressourcen und Mittel, Wegen und Prozessen beantwortet und mit dem „Warum?“ wird die Frage nach Sinn und Sinnhaftigkeit beantwortet. Es braucht Sinn, Vision im Sinne von Vermittlung eines Bildes des Resultats an die Mitarbeiter/innen, Strategien, Methoden, Ressourcen, Prozesse, Werkzeuge und die Begeisterung des Menschen. Wenn das „rechte Maß“ in allen Komponenten stimmt, heißt das Resultat: Gelingen. Entscheidend ist, wie Menschen sich selbst wahrnehmen, mit welcher Einstellung sie an die Welt herantreten, wie sie mit sich und anderen umgehen. Daher schließe ich mit einem Zitat von OekoHuman:

Behandle Alles und Alle mit der gleichen Qualität und edler Gesinnung,                                                  wie du selbst behandelt werden willst.