Wahrheit ist ein Produkt von Machtkämpfen, die rhetorisch vollzogen werden oder
Hedonismus begünstigt Hegemonie = die infantile Wirtschaftslogik.
So gefährlich können ETFs sein!
Update: 4. April 2023 – So gefährlich können ETFs sein!
Indexfonds sind beliebt wie nie. Doch ihr Erfolg kann unangenehme Nebenwirkungen haben. Worauf Sie als ETF-Besitzer gefasst sein müssen.
Es ist noch nicht lange her, da galten Anleihen in der Welt der Geldanlage als eine Sache von gestern. Was wollte man auch anfangen mit Papieren, die zwar in der Theorie regelmäßige Zinserträge versprachen, für die es in der Praxis aber ein gutes Jahrzehnt lang kaum Zinsen gab? Das Interesse der Anleger wurde Jahr für Jahr geringer.
Doch seit die Notenbanken in aller Welt der Inflation mit reichlich Verspätung den Kampf angesagt haben und die Leitzinsen in nie dagewesenem Tempo erhöhen, sind Anleihen plötzlich wieder in aller Munde. Einerseits durchaus im positiven Sinne, weil der allgemeine Zinsanstieg dazu geführt hat, dass Anleihen mit einem Mal wieder recht ansehnliche Renditen einbringen – für ausfallsichere deutsche Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit gibt es derzeit 2,3 Prozent.
Der zwiespältige Charakter der Anleihen.
Andererseits haben Anleihen gerade in letzter Zeit auch für eine Menge Wirbel gesorgt. Die bis dato kaum bekannte kalifornische Silicon Valley Bank erregte weltweit Aufsehen, weil sie wegen Verlusten zusammenbrach, die ausgerechnet Staatsanleihen in ihrem Besitz verursacht hatten. Steigende Zinsen sind nämlich nur dann gut für Anleihebesitzer, wenn sie die Papiere bis zum Ende der Laufzeit im Depot behalten. Wer in diesen Tagen dagegen ältere Anleihen vor dem Laufzeitende verkaufen möchte, steht vor einem Problem: Da diese Anleihen wegen des allgemein höheren Zinsniveaus im Vergleich zu den neuen Papieren weniger attraktiv sind, sinkt automatisch ihr Kurs. Anleger können sie also nur mit einem Abschlag loswerden. Genau dies wurde der Silicon Valley Bank in Verbund mit schlechtem Risikomanagement zum Verhängnis.
Das Beispiel zeigt: Anleihen können einen zwiespältigen Charakter haben.
Zu einer bestimmten Gruppe von Anlegern scheint dieses Wissen aber noch nicht durchgedrungen zu sein. Die Rede ist von den Anhängern börsengehandelter Indexfonds, besser bekannt unter dem Kürzel ETF (Englisch für Exchange-Traded Fund). Zumindest lässt sich eine gewisse Sorglosigkeit vermuten, wenn man sich anschaut, wo diese Anleger gerade besonders gerne investieren: ausgerechnet in Anleihe-ETFs.Nach Daten des amerikanischen Vermögensverwalters und ETF-Anbieters State Street sind in den vergangenen sechs Monaten netto rund 28 Milliarden Dollar in diese Anlageinstrumente geflossen (siehe Grafik). Damit können sie fast schon mit den wesentlich bekannteren Aktien-ETFs mithalten, die im gleichen Zeitraum weltweit auf einen Nettozufluss in Höhe von 37 Milliarden Dollar kamen.
Für jede Nische gibt es einen ETF.
Die Begeisterung für Anleihe-ETFs erscheint auf den ersten Blick wenig verwunderlich, da sie zwei populäre Entwicklungen miteinander verbinden: erstens das grundsätzliche Interesse an ETFs, die seit Jahren für Furore sorgen, weil sie die Wertentwicklung von Finanzbarometern wie Deutschlands Dax oder Amerikas S&P 500 kostengünstig abbilden. Und zweitens die neuerwachte Lust auf Anleihen, die sich – so die Annahme – eben auch viel günstiger und einfacher mithilfe eines ETFs ins Portfolio integrieren lassen. Große Fondsgesellschaften wie Blackrock kommen diesem Wunsch nur zu gerne nach: Konzentrierten sie sich lange nur darauf, Aktien-ETFs aufzulegen, so gibt es seit einiger Zeit immer mehr Indexfonds auf Anleihen.
Für jede Nische, ob nun für Schwellenländeranleihen oder für riskante Unternehmensanleihen mit dem Namen „High-Yield“, gibt es mittlerweile einen eigenen Index und einen ETF, der dessen Wertentwicklung nachzeichnet. Weltweit sind nun stolze 2000 Milliarden Dollar in Anleihe-ETFs angelegt.
Ein zentrales Versprechen der Anbieter stützt den Hype. Technisch formuliert lautet es: Anleihe-ETFs machen illiquide Märkte liquide. Oder leichter verständlich ausgedrückt: War es früher insbesondere für Privatanleger schwierig, eine einzelne Anleihe zu kaufen und wieder zu verkaufen, so ist das mit ETFs nun kinderleicht, versichern die Anbieter.
Eine große Täuschung?
Das aber ist genau das Problem. Denn es bestehen ernst zu nehmende Zweifel, ob man den Anbietern diese Zusicherung wirklich abnehmen kann. Der Einwand geht so: Ähnlich wie Anleihen haben auch Anleihe-ETFs einen zwiespältigen Charakter. Ausgerechnet ihr wichtigstes Versprechen, die bessere Handelbarkeit, können sie womöglich dann nicht einhalten, wenn es besonders darauf ankommt – nämlich in turbulenten Zeiten. Hart formuliert wären Anleihe-ETFs demnach eine große Täuschung. In Zeiten, in denen das Finanzsystem ohnehin unter Stress steht, tut sich so eine weitere, bislang wenig beachtete Gefahrenquelle auf.
Um die Gefahr zu verstehen, ist es nötig, sich zunächst einmal anzusehen, wie die Sache in ruhigen Kapitalmarktzeiten abläuft. Wenn sich Privatanleger derzeit Anleihen kaufen wollen, stoßen sie auf zwei Hürden. Da sind zunächst regulatorische Vorgaben der EU, die Anleger eigentlich vor Missbrauch schützen sollten, de facto aber dazu führen, dass insbesondere Firmenanleihen nur Großinvestoren angeboten werden. Und da sind zweitens die hohen Stückelungen vieler dieser Firmenanleihen, die den Kauf zusätzlich erschweren: Für den Erwerb müssen Anleger oft 50.000 oder gar 100.000 Euro oder Dollar einsetzen. Beide Schwierigkeiten beseitigen Anleihe-ETFs mühelos, wie die Fondsbranche gerne betont. Ein einzelner ETF-Anteil lässt sich oft für wenige hundert Euro kaufen, und im ETF enthalten sind häufig viele jener Firmenanleihen, zu denen Anleger sonst kaum Zugang hätten. „Das ist ein echter Fortschritt“, sagt Konrad Kleinfeld, der den Europa-Vertrieb von State Street leitet.
ETF-Käufer sind eine relativ homogene Gruppe.
Eine Einschätzung, der Jochen Felsenheimer durchaus zustimmt, solange es an der Börse einigermaßen entspannt zugeht. Doch der Geschäftsführer der Münchner Anlagegesellschaft Xaia und Spezialist für Anleihen aller Art sagt zugleich: „Es handelt sich aus meiner Sicht um ein Pseudoargument. Denn wichtig ist nicht, ob ein bestimmtes Anlageinstrument in normalen Zeiten die Handelbarkeit verbessert. Sondern wie es unter Stress reagiert. Und hier habe ich insbesondere beim Blick auf engere Anleihemärkte große Zweifel.“
Felsenheimers Argument funktioniert folgendermaßen: Im Normalfall findet sich für ETF-Anteile, die ein Investor abgibt, immer auch ein Käufer. In Zeiten von Marktunruhen kann das aber anders sein, was auch damit zu tun hat, dass es sich bei den ETF-Käufern um eine relativ homogene Gruppe handelt, wie der Xaia-Geschäftsführer beobachtet hat. „Viele folgen den allgemeinen Markttrends und handeln mehr oder weniger synchron.“
Sind Anleihen beliebt, steigen diese Investoren also in großem Stil ein, mehren sich dagegen in der öffentlichen Wahrnehmung die Zweifel an den Papieren, steigen sie wieder aus. „Prozyklik“ heißt das verharmlosend im Finanzjargon. Doch das Fachwort verdeckt, dass eine solche Situation das Funktionieren eines Marktes gefährden kann. Denn wenn alle verkaufen wollen, gibt es naturgemäß keine Käufer. Insbesondere bei spezielleren Anleihemärkten (Schwellenländeranleihen oder die erwähnten High-Yield-Papiere) hält Felsenheimer eine solche Situation für möglich. Hinzu kommt, dass sich mit steigender Zahl der ETF-Investoren immer weniger Marktakteure überhaupt noch für einzelne Anleihen interessieren. Auch das kann zu einer eingeschränkten Handelbarkeit führen.
„Eingebaute Spillover-Effekte“.
Felsenheimer geht sogar noch weiter. Er kritisiert, dass die Konstruktion der Anleihe-ETFs zu „eingebauten Spillover-Effekten“ führen könne. Damit ist Folgendes gemeint: Angenommen, ein Anleiheindex verliert an Wert, weil ein paar wenige Firmen im Index in Schwierigkeiten stecken. Wenn sich viele Investoren nun entscheiden, deswegen ihre ETF-Anteile zu verkaufen, wird nicht differenziert, da sie sich ja nicht von einzelnen Anleihen trennen können, sondern nur von Indexanteilen. Der Verkauf mag also durch schlechte Nachrichten bei einzelnen Unternehmen im Index ausgelöst worden sein, er betrifft aber den Index als Ganzes. Es kommt also gewissermaßen zu einem Überschwappen der schlechten Nachrichten von einzelnen Firmen auf alle Firmen im Index. Das Ganze kann dramatische Folgen haben: Sobald andere Anleger mitbekommen, dass die ETF-Anleger das Vertrauen in ein bestimmtes Segment des Anleihemarktes verloren haben, könnten auch sie das Vertrauen verlieren und ihre Anleihen verkaufen. Am Ende könnte das in einen veritablen Anleihe-Crash münden.
Es gibt allerdings ein stichhaltiges Gegenargument gegen diese Überlegungen. In der Praxis haben selbst die strengen Experten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) eine solche Entwicklung bislang nie feststellen können. Nicht einmal im März 2020, als die Corona-Krise auf die Kapitalmärkte übergriff, kam es zu ernsthaften Störungen, weist die BIZ in einer Studie nach. Sind die Sorgen also übertrieben? Eine neue Studie der vier Finanzmarktforscher Naz Koont, Yiming Ma, Lubos Pastor und Yao Zeng aus dem Februar 2023 kann leider keine Entwarnung geben. Die Wissenschaftler blicken dabei noch tiefer auf die Feinheiten des ETF-Marktes.
Wie geht die Geschichte aus?
Wenn ein Anleger ETF-Anteile zurückgeben möchte, kümmern sich spezielle Firmen – die sogenannten Authorized Participants (APs) – darum, dass diese Anteile ihren Weg zu einem interessierten ETF-Käufer finden. Wenn gerade niemand kaufen möchte, haben diese spezialisierten Händler auch die Möglichkeit, die Anteile an die Fondsgesellschaft zurückzugeben, die den ETF aufgelegt hat. Im Gegenzug erhalten sie dafür einen Korb aus Anleihen, die Teil des abgebildeten Index sind.
Je mehr ETF-Anteile die Händler nun zurückgeben müssen, desto mehr Anleihen erhalten sie im Tausch dafür. Dies kann so weit gehen, dass die Händler irgendwann keine weiteren Anleihen akzeptieren wollen, weil sie sonst zu viele ähnliche und womöglich unverkäufliche Anleihen in ihren Büchern hätten. Eine massive Störung des ETF-Marktes und des Anleihemarktes wäre die Folge, befürchten die Forscher. Die Fondsbranche hält das Argument für aufgebauscht, zumal noch immer das meiste Geld direkt in Anleihen investiert werde und nicht in Anleihe-ETFs. Allerdings zeigt der Trend klar in Richtung der Indexfonds. Ob die Geschichte am Ende glimpflich ausgeht, ist also längst noch nicht ausgemacht –
Update: 24. März 2023.
1. Warum die Bankenkrisen nicht enden!
Die Rettungsaktionen der Staaten und der Vertrauensverlust an den Märkten zeigen, wie krisenanfällig das Bankensystem nach wie vor ist. Doch wie machen wir unsere Banken sicher? Weltweit versuchen Aufseher und Politiker die Ängste vor einer neuen Bankenkrise zu dämpfen. Doch die Pleite der Silicon Valley Bank und die Notfusion von UBS und Credit Suisse waren noch nicht das Ende.
- Auch nach den Erfahrungen von 2008 ist es nicht gelungen, die Banken so zu regulieren, dass nicht immer wieder Risiken von der Branche ausgehen.
- Dabei liegen Ideen für wirksame Reformen längst vor. Die Banken brauchen nun nicht weniger, sondern mehr Regulierung.
Auch wenn Nervosität an den Märkten selbstverständlich Thema war, galt, was immer gilt in solchen nervösen Extremsituationen, wo die Psychologie schnell zum entscheidenden Faktor werden kann: Ruhe bewahren, nichts anmerken lassen. Und so diskutierte die Runde die meiste Zeit wie geplant über Digitalisierung und Nachhaltigkeit in der Finanzbranche. Zwei Tage später Frankfurt am Main. Auf dem „Derivates Forum“ der Deutschen Börse, wo sonst über Spezialthemen wie die Abwicklung von Termingeschäften debattiert wird, wollen die 750 Teilnehmer im Kongresszentrum nur eines wissen: Wie Finanzstaatssekretär Florian Toncar Bankenkrisen in den USA und der Schweiz bewertet und welche Konsequenzen diese nach sich ziehen. „Wir müssen wachsam sein, aber nicht verängstigt“, sagt Toncar. Die Schweiz habe bei der Rettung der Credit Suisse „einen guten Job gemacht“.
Nun müsse man die Lage in Ruhe analysieren und dann über mögliche Schlussfolgerungen debattieren. Großen Änderungsbedarf sieht Toncar aber nicht. In der EU habe es schließlich – anders als in den USA unter dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump – keine Deregulierung des Finanzsektors gegeben, sagt der FDP-Politiker. Bankenkrise: Keine Normalität mehr in der Bankenwelt
Beschwichtigen, Herunterspielen, Unterschiede betonen – das ist die Antwort der politisch Verantwortlichen auf die Bankenkrise, die in den vergangenen zwei Wochen wie ein Orkan über die globalen Finanzmärkte fegte. Doch ein Problem verschwindet nicht dadurch, dass man es ignoriert. Was sich allein am Freitag erneut zeigte, als die Aktien europäischer Banken zeitweise zweistellig abstürzten – allen voran die Titel der Deutschen Bank.
Und so kann auch die betonte Gelassenheit von Politik und Regulierern nicht darüber hinwegtäuschen: Normal ist in der Bankenwelt nichts mehr – seitdem die Silicon Valley Bank, ein eher kleines Spezialinstitut aus Kalifornien, in Not geriet und US-Notenbank und US-Regierung sich genötigt sahen, für deren Einlagen zu garantieren und ein großzügiges Notprogramm zur Sicherung der Bankenliquidität aufzulegen. Normal ist nichts mehr, seitdem sich die Schweizer Behörden entschieden, die Credit Suisse, eine der 30 systemrelevanten und entsprechend eng beaufsichtigten Großbanken weltweit, mit der UBS zwangszufusionieren – natürlich unter Einsatz gigantischer staatlicher Garantien. Ergebnis der Notoperation: eine Bank, deren Bilanzsumme mehr als doppelt so groß ist wie die Wirtschaftsleistung der Schweiz, eine Bank, die nicht nur „Too big to fail”, sondern auch „Too big to bail” ist – Quelle.
2. Bankenkrise kratzt am Image des Franken als sichere Anlage.
Der Zwangsverkauf der Credit Suisse an die UBS schadet der heimischen Währung. Schon bald steht ein für den Franken wichtiger Entscheid an. Das Bankendrama in der Schweiz beschädigt den Ruf des Schweizer Frankens und drückt dessen Kurs. Gegenüber dem Euro hat der Franken in der vergangenen Woche knapp 1,4 Prozent verloren. Die beiden Währungen lagen am Mittwochmittag knapp unter der Parität. Die Schweizer Währung galt bislang vielen als sicherer Hafen, nun wird sie nicht mehr nur mit Stabilität und Stärke assoziiert – sondern auch mit der Bankenkrise. „Der sichere Hafen Franken erleidet dadurch zumindest kurzfristig einen Dämpfer“, sagt Karsten Junius, Chefökonom der Schweizer Privatbank J. Safra Sarasin. Die Märkte hätten ein Stück Vertrauen in den Finanzplatz verloren.
Junius zufolge besteht die Gefahr, dass der Franken von der Unsicherheit, die in den vergangenen Tagen auf den Kapitalmärkten geherrscht hat, angesteckt werden könnte. Andere Marktexperten sind hingegen optimistischer. Schon zeitnah stehen wichtige Entscheidungen der Schweizer Nationalbank (SNB) bevor, die die Währung beeinflussen dürften. In dieser Woche bewegte sich der Wechselkurs kaum noch, nachdem am Wochenende die UBS ihre Konkurrentin Credit Suisse auf Geheiß der Schweizer Regulatoren aufkaufen musste. „Es ist aber nicht auszuschließen, dass die SNB den Franken am Montag durch Devisenhandel gestützt hat“, sagt Junius – Quelle.
3. Warum die Lage ernster ist, als die Politik zugeben möchte!
Die Lage der Geldhäuser ist wesentlich kritischer, als Politiker und Notenbanker uns weismachen wollen. Doch die einzige wirksame Lösung will niemand wahrhaben. Finanzkrise ist ein großes Wort – und man sollte sich hüten, die Erschütterungen, die die Märkte derzeit erleben, als solche zu bezeichnen. Kaum eine Krise hatte gravierendere Folgen für die Weltwirtschaft als die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers. Kaum eine Krise hat das Vertrauen in die Bankenwelt und in die Marktwirtschaft als Ganzes so beschädigt.
Und dennoch: Auch die jetzige Vertrauenskrise entfaltet eine Wucht, die vor zwei Wochen so kaum jemand für möglich gehalten hat. Wieder hektische, global koordinierte Notenbank-Aktionen an einem Sonntagabend vor der Börseneröffnung in Asien, um die Dollar-Liquidität der Banken zu sichern – damit die Märkte nicht wegbrechen. Wieder eine hektisch eingefädelte und mit staatlichen Garantien abgesicherte Notfusion – zwischen zwei systemrelevanten Großbanken. Bedenklich stimmt vor allem, dass das sonntägliche Krisenmanagement die Finanzmärkte nicht sonderlich beeindruckte. Jedenfalls nicht so, wie die Notenbanker und Politiker sich das vorgestellt hatten. Die Märkte werteten die Aktionen als das, was sie waren: eine notwendige Notoperation, weil Nichtstun alles noch viel schlimmer gemacht hätte – Quelle.
4. Stürzt die Zinswende die Welt in eine neue Finanzkrise?
Steigende Zinsen lassen Banken kollabieren, Staatshaushalte leiden, Immobilienmärkte einbrechen – und die Notenbanken sind gefangen zwischen Inflations- und Krisenbekämpfung. Mit dem Kollaps der Silicon Valley Bank am vergangenen Wochenende ist die Angst vor einer Bankenkrise zurück. Kunden der Bank wurden von der US-Regierung gerettet. Mit dem Hilferuf der Credit Suisse an die Schweizer Notenbank am Mittwochabend hat die Bankenkrise Europa erreicht. Auch zahlreiche andere Banktitel verloren massiv an Wert. Die Banken sind nicht der einzige Sektor, der unter der Zinswende der Notenbanken leidet: Auch Immobilienmarkt, Tech-Branche und Staatshaushalte geraten in Not. US-Ökonom Kenneth Rogoff sieht die Welt auf eine Krise zusteuern.
Vielleicht soll schon ihr Anzug an diesem Tag signalisieren, dass die Zeichen an den Finanzmärkten auf Alarm stehen und dass sie das verstanden hat. Jedenfalls hat Christine Lagarde, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), an diesem Donnerstag ein außerordentlich auffälliges Alarmrot als Farbe ihrer Kleidung gewählt, als sie in Frankfurt vor die Medien tritt. Da steht sie nun – und kann nicht anders: Eigentlich müsste sie, allein um die nervösen Märkte zu beruhigen, mit weiteren Zinserhöhungen zögern. So wie sie es im vergangenen Jahr lange getan hatte, als die Inflation längst bedrohlicher war, als die Chefin der Zentralbank es wahrhaben wollte. Doch nun, da Europas mächtigste Zentralbankerin wegen der tiefen Verunsicherung an den Märkten und des Vertrauens-verlustes gegenüber den Banken allen Grund zum Zögern hätte, muss sie handeln, wie sie es bereits im Januar angekündigt hatte: Die EZB erhöhte am Donnerstag den Zinssatz ein weiteres Mal um 50 Basispunkte auf jetzt 3,5 Prozent. Zinswende: Bankenkrise versetzt Märkte in höchste Alarmstimmung – Quelle.
5. Das Geschäft des Jahrhunderts für die UBS?
Dank des dicken Risikopuffers könnte sich die Übernahme der Credit Suisse als echter Coup erweisen. Für viele Mitarbeiter ist sie ein Albtraum. Wie viele Angestellte werden jetzt wohl entlassen? Diese bange Frage tauchte rasch auf, als am Sonntagabend die spektakuläre Nachricht offiziell verkündet wurde, dass die UBS die Credit Suisse (CS) übernimmt. Doch eine richtige Antwort gab es nicht. Dazu lägen noch keine Pläne vor, entgegnete Ralph Hamers, der Vorstandsvorsitzende der UBS. Aber es gebe sicher auch Wachstumschancen. Gemeinsam mit der UBS hätten die 50.000 Mitarbeiter der Credit Suisse auch eine neue Zukunft. „Zusammen können wir eine noch schönere Bank bauen.“
In den Ohren der CS-Beschäftigten dürfte dieser Satz wie Hohn klingen, insbesondere wenn sie in der Schweiz arbeiten. Denn im Heimatmarkt der beiden Großbanken sind deren Überlappungen am größten. Die Credit Suisse hat 17.000 Mitarbeiter in der Eidgenossenschaft, die UBS 22.000. Nach Schätzungen wäre denkbar, dass 10.000 bis 12.000 Stellen gestrichen werden, wobei Gewerkschaft und Betriebsrat gewiss darauf dringen werden, den Abbau über einen möglichst langen Zeitraum zu strecken. Erhebliche Personalkürzungen sind zum einen in der Fläche zu erwarten. Denn in 72 Schweizer Städten gibt es sowohl UBS- als auch CS-Filialen; eine doppelte Präsenz wird in vielen Fällen nicht lohnend sein. Zum anderen werden fortan viele doppelt besetzte Funktionen in der zentralen Verwaltung und in der IT wegfallen. Am wenigsten Sorgen müssen sich die Kundenberater in der Vermögensverwaltung machen. Sie sollen ihre bisherigen Klienten möglichst bei der Stange halten, nun zum Wohl der UBS.
Gemeinsam kommen UBS und CS auf 124.500 Mitarbeiter.
Zum anderen wird es im globalen Investmentbanking der Credit Suisse einen großen Einschlag geben. Die UBS-Führung hat bereits angekündigt, dass sie dieses Geschäft stark zurückfahren will. Dazu dürfte gehören, die von der CS geplante Herauslösung und Verselbständigung von Handels- und Beratungsgeschäften in einer revitalisierten Einheit namens „Credit Suisse First Boston“ abzublasen. Dabei handelte es sich ohnehin um eine aus der Not geborene, mit vielen Interessenkonflikten belastete und daher sehr umstrittene Kopfgeburt. Gemeinsam kommen UBS und CS auf 124.500 Mitarbeiter. Davon könnten am Ende bis zu 25.000 Stellen wegfallen, sei es mittels Entlassungen und Frühpensionierung oder über den Verkauf von Geschäften. Diese Zahl lässt sich indirekt aus den Kostensenkungen von 8 Milliarden Dollar ableiten, welche die UBS bis zum Jahr 2027 erreichen will. Davon entfällt das Gros auf den Abbau der Personalkosten.
Der kräftige Rückbau der Credit Suisse brockt der UBS freilich zunächst milliardenschwere Aufwendungen ein. Zudem muss sie sich jetzt mit den noch laufenden Rechtsstreitigkeiten der CS herumschlagen. Ob die dafür schon gebildeten Rückstellungen ausreichen, ist fraglich. Genau wegen derlei Unwägbarkeiten sackte der Aktienkurs der UBS am Montag zunächst nach unten – Quelle.
Update: 12. März 2023.
Diese Risiken lauern nach der Bankenpleite an den Märkten.
Ein Pleite macht noch keinen Systemzusammenbruch, das gilt auch für die Silicon Valley Bank. Doch in den USA zeigen sich tiefgehende Krisensymptome für die Märkte.
Es ist ein Schock für die Kapitalmärkte rund um den Globus: Die kalifornische Silicon Valley Bank bricht zusammen, sie wird von der US-Einlagensicherung geschlossen. Die größte Pleite einer US-Bank seit mehr als einem Jahrzehnt weckt ungute Erinnerungen an den Ausbruch der Finanzkrise 2008.
Investoren fliehen in sichere Anlagen wie Staatsanleihen. Weltweit geraten die Aktienkurse massiv unter Druck, die Banken trifft es besonders hart. An den Kursen lässt sich zurzeit sehr gut ablesen, wer als – wie sicher gilt. Die Aktie der Deutschen Bank schließt am Freitag mit einem Minus von mehr als sieben Prozent. Die Commerzbank kommt mit minus 2,6 Prozent noch vergleichsweise glimpflich davon. Dabei sah die Lage an den Märkten bis vor wenigen Tagen noch robust aus. Und das, obwohl die Notenbanken ihre Zinsen in atemberaubendem Tempo erhöhen. Zugleich saugen sie Liquidität aus dem Finanzsystem ab, indem sie auslaufende Anleihen in ihrem Bestand nicht mehr in vollem Umfang ersetzen. Das alles ist gerechtfertigt durch die hartnäckig hohe Inflation.
In der Folge gerieten die Kapitalmärkte zwar schon deutlich unter Druck, aber sie haben sich auch wieder erstaunlich gut erholt. Über eine Rezession wird in den USA und Europa zwar sehr viel geredet, aber sie ist noch nicht eingetreten. Und es hat noch keine schwerwiegenden Verwerfungen im Finanzsystem gegeben. Bis zum völlig überraschenden Kollaps der Silicon Valley Bank. Die auf die Finanzierung von Technologiefirmen in Kalifornien spezialisierte Bank ist immerhin die Nummer 16 der US-Finanzbranche. Ist die Pleite des Instituts nur ein Unfall oder der Anfang einer Krise, die die Stabilität des Finanzsystems bedroht?
Es knirscht wieder am US-Immobilienmarkt.
Bisher spricht vieles für „nur“ einen Unfall. Solch eine Havarie kommt nicht überraschend; eher verwundert es, dass noch nicht mehr passiert ist, wenn man vom Chaos bei Kryptowährungen wie Bitcoin absieht. Allerdings gibt es bei dieser vorläufigen eher beruhigenden Diagnose ein Problem: Ein Unfall am Kapitalmarkt und der Beginn einer Krise lassen sich nur schwer unterscheiden. Beide haben ganz ähnliche Symptome. Diese Symptome finden sich auch jetzt wieder. Der Ausgangspunkt liegt, wie so oft, in den USA. Der Knackpunkt heißt „Leverage“: Risikoreiche Investitionen, im Fall der Silicon Valley Bank in junge Technologieunternehmen, werden durch Schulden finanziert. Eigentlich bewährte Risikopuffer wie Anleihen, funktionieren nicht so gut, wie sie es nach der gängigen Lehre sollten.
Ein weiterer Punkt: Zumindest im Hintergrund knirscht es auch dieses Mal wieder am amerikanischen Immobilienmarkt. Ganz typisch auch: Der Unfall passiert an einer Stelle im Finanzsystem, die zuvor nicht unbedingt im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von Regulierern und Investoren stand. Bei der großen Finanzkrise 2008 zum Beispiel waren auf einmal Spezialversicherer involviert, von denen außer einigen wenigen Fachleuten zuvor noch niemand etwas gehört hatte. Sind diese Warnsignale ein Grund, in Panik zu verfallen? Nein. Aber die Märkte werden noch eine ganze Weile brauchen, bis sie den Schock am US-Bankenmarkt verarbeitet haben. Selbst wenn es sich am Ende tatsächlich nur um einen Unfall handeln sollte, bleibt die Frage, welche anderen bislang unterschätzten Risiken im Finanzsystem noch lauern könnten.
Die Notenbanken werden im harten Kampf gegen die Inflation möglicherweise vorsichtiger werden müssen, vor allem, was den Abbau ihrer Bilanzen angeht. Denn wenn es richtig kracht, müssen sie ohnehin wieder mit Anleihekäufen einspringen. Das hat sich erst vor Kurzem in Großbritannien gezeigt, als die unrealistischen Haushaltspläne der damaligen Premierministerin Liz Truss zu einer akuten Krise am Anleihemarkt führten.
Lesen Sie mehr zum Thema SVB:
- Krise der Silicon Valley Bank erschüttert Start-ups – „Wie eine Spinne im Netz“.
- Pleite der SVB bedroht auch Firmen in Deutschland.
- Was der Finanzwelt nach dem SVB-GAU jetzt droht.
- „So etwas habe ich noch nie erlebt“: Silicon Valley Bank schockiert die Finanzwelt.
- Nach Pleite der Silicon Valley Bank: Investoren fordern Staatsgarantien gegen Dominoeffekt.
- Finanzministerin Yellen schließt Rettung von Silicon Valley Bank aus.
- Zu früh für die Finanzkrise 2.0.
- Das bedeutet die größte US-Bankenpleite seit Lehman Brothers.
- Eine kleine Bankenpanik: Sie ist auch Folge der viel zu laxen Geldpolitik der US-Notenbank Fed.
Update: 10. März 2023.
Die Silicon Valley Bank ist zahlungsunfähig.
Viele Start-ups hatten dort ihr Geld liegen. Was das nun für die jungen Firmen heißt – und für europäische Banken – von Meike Schreiber und Nils Wischmeyer, Frankfurt, Köln.
Silicon Valley Bank: Das klingt erst einmal nach einem kleinen Geldhaus, ein Fintech vielleicht, gegründet im Start-up-Hype der vergangenen Jahre. Doch der Schein trügt gewaltig. Die Bank gibt es bereits seit 1983, sie finanzierte tausende Start-ups weltweit und stand auf der Liste der größten US-Banken überhaupt. Finanzierte, stand, Vergangenheitsform. Denn die Silicon Valley Bank wurde am Freitag binnen Stunden dichtgemacht. Die US-Einlagensicherung FDIC hat nun das Sagen.
Seither bangen tausende Start-ups, die ihr Geld dort hinterlegt haben, um ihre Einlagen und müssen überlegen, wie sie ihre Mitarbeiter bezahlen. Gleichzeitig keimt in Europa die Frage auf, ob die größte Bankpleite in den USA seit 2008 nicht nur ein Vorbote für Schlimmeres ist und wie krisenfest denn eigentlich die deutschen und europäischen Geldhäuser sind. Sechs Frage, die sich jetzt stellen und sechs Antworten darauf:
Was ist passiert?
Die Silicon Valley Bank ging pleite, weil sie zu viel Geld besaß – das war ein Witz, der am Wochenende in den sozialen Medien kursierte. Was komisch klingt, kratzt an der Wahrheit. Denn in der Tat ist es so, dass die Silicon Valley Bank viele Start-ups und Techunternehmen zu ihren Kunden zählt. Die hatten nach den Jahren des billigen Geldes viel Geld auf der hohen Kante, geparkt etwa auf ihren Konten bei der Silicon Valley Bank. Das Geldhaus wiederum investierte die Einlagen in sichere Zinsanlagen. Das war lange Zeit kein Problem. Doch die Papiere verloren zuletzt an Wert, weil die USA den Leitzins erhöhte. Der Effekt dahinter: Weil die Leitzinsen steigen, steigen meist die Zinsen bei Wertpapieren, etwa Anleihen. Alte Anleihen mit niedriger Verzinsung werden unattraktiv für den Markt und verlieren an Wert. Da Anleihen unterschiedliche Laufzeiten haben, mal ein paar Jahre, mal ein paar Monate, müssen die Risikomanager die Laufzeiten im Blick haben. Oder in Papiere mit variablen Zinsen investieren. Das ist bei der Silicon Valley Bank offenbar schiefgelaufen.
Als zuletzt die Finanzierungsbedingungen für Start-ups schwieriger wurden, begannen viele, ihr Geld bei der Silicon Valley Bank abzuziehen. Sie brauchten ihr Geld und offenbar war ihnen auch die Verzinsung dort nicht mehr hoch genug. Als die Bank daraufhin versuchte, Anleihen zu verkaufen, um die Einlagen auszuzahlen, machte sie Verluste, die sie wiederum über eine Aktienplatzierung ausgleichen wollte. Bis hierhin wäre alles vielleicht noch beherrschbar gewesen. Doch die Kapitalerhöhung misslang und befeuerte die Sorge der Kunden, die weiter Einlagen abzogen.
Welche Rolle spielten dann die Wagniskapitalgeber?
Noch am Donnerstag rief SVB-Chef Greg Becker seine Kunden auf, „Ruhe zu bewahren.“ Doch da war es offenbar schon zu spät. Mehrere prominente Wagniskapitalgeber (Venture Capital), darunter der Founders Fund von Peter Thiel, rieten ihren Portfoliounternehmen wohl, ihr Geld abzuziehen – vorsorglich natürlich. Auch deutsche Start-ups haben von Venture-Capital-Gebern die deutliche Empfehlung erhalten, das eigene Geld lieber in Sicherheit zu bringen, bevor es zu spät ist.
Diese Warnungen wurden zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Denn dadurch, dass immer mehr Start-ups und Tech-Unternehmen ihr Geld aus der Bank zogen, floss so viel Kapital aus dem kalifornischen Bankhaus ab, dass es immer stärker in die Bredouille geriet – bis die Behörden die Silicon Valley Bank am Freitag schließen mussten. Die Aktie stürzte um mehr als 70 Prozent ab, andere Bankaktien gaben ebenfalls deutlich nach.
Ist die Bankenpleite überhaupt relevant in Deutschland?
Die Silicon Valley Bank lag gemessen an den Vermögenswerten auf Platz 16 des Rankings der größten US-Banken. Mit einer Bilanzsumme von rund 200 Milliarden Dollar ist sie so groß wie eine deutsche Landesbank, aber nur ein Zehntel so groß wie die größte US-Bank, J.P. Morgan. Ihr Alleinstellungsmerkmal war ihr Fokus auf Start-ups und Tech-Unternehmen weltweit. Viele junge, aber auch etablierte US-Firmen, hatten ihr Geld bei der Bank in Kalifornien geparkt. Auch die Fonds vieler Wagniskapitalgeber sowie europäische Start-ups hatten enge Geschäftsbeziehungen zur Bank. Ihre Pleite ist also weltweit relevant.
Was bedeutet das für Start-ups?
Die US-amerikanische Einlagensicherung hat bereits versichert, dass Kunden am Montag auf Einlagen bis 250 000 Dollar zugreifen können. Doch bei vielen Start-ups dürfte es um deutlich mehr Geld gehen. Wie lange es dauert, an diese restlichen Mittel zu kommen, ist derzeit völlig offen. Pius Sprenger, früher Investmentbanker und heute Tech-Investor, hält die Situation daher für gefährlich für viele Start-ups. Nach seiner Schätzung hätten die jungen Firmen dort 90 bis 100 Milliarden Dollar in unbesicherten Einlagen geparkt. Diese Liquidität sei nun erst einmal verloren. Dafür bekämen sie zum Ausgleich zwar Zertifikate von der Einlagensicherung, aber wann sie an ihr Geld kommen sei offen. „Das heißt, die betroffenen Start-Ups können womöglich keine Rechnungen mehr bezahlen“, so Sprenger. Zum anderen hätten auch Investoren ihr Geld dort geparkt, das nun für Zwischenfinanzierungen oder Ähnliches fehlen würde.
Nicht nur die akute Situation ist bedrohlich. Die Pleite wirft auch die Frage auf, ob Start-ups überhaupt noch so leicht an frisches Geld kommen. Bereits in den vergangenen Monaten war das Marktumfeld schwieriger geworden. Immer mehr Investoren hielten ihr Geld lieber zusammen. Nach den goldenen Jahren, bei denen alles auf Wachstum ausgelegt war, ging es bei vielen Jung-Unternehmen plötzlich darum, die Kosten irgendwie zu drücken und zu überleben. Mit der Pleite der Silicon Valley Bank dürfte die Sorge vor weiteren Unternehmenspleiten steigen und Start-ups noch schwieriger an Geld kommen.
Geht von der Pleite der kalifornischen Bank eine Ansteckungsgefahr für europäische Banken aus?
Zuletzt hatte es so ausgehen, als sei die Zinswende fast ausschließlich von Vorteil für die europäischen Banken, die plötzlich wieder Rekordgewinne vermeldeten und hohe Dividenden versprachen. Am Freitag aber wurden die Anleger jäh daran erinnert, dass Zinserhöhungen – noch dazu derart schnelle – auch mit großen Risiken für den Finanzsektor einhergehen. Auch in Europa brachen daher am Freitag die Kurse von Banken ein, besonders stark traf es die Deutsche Bank mit einem Kursminus von 7,8 Prozent. Eine unmittelbare Ansteckungsgefahr, oder gar einen „Lehman-Moment“ wie in der Finanzkrise, als die Pleite einer Bank das ganze System an den Abgrund brachte, hält Tech-Investor Sprenger für unwahrscheinlich: Das Geschäftsmodell der Silicon Valley Bank sei eher einzigartig gewesen.
Haben europäische Banken also keine ähnlichen Probleme?
Auch deutsche Banken haben hohe Anleihebestände in ihren Büchern, zum Jahresende 926 Milliarden Euro, wie das Analysehaus Barkow Consulting errechnet hat. Und auch in Deutschland mussten 2022 vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken wegen der steigenden Zinsen ihre Wertpapierbestände um mehrere Milliarden Euro abschreiben. Der Hintergrund: Sparkassen und Volksbanken haben oft mehr Spareinlagen, als sie Kredite vergeben können und legen ihre überschüssige Liquidität zum Beispiel in Staatsanleihen an. Bislang aber handelt sich dabei nur um Buchverluste. Und solange Banken und Sparkassen diese Wertpapiere bis zur Endfälligkeit halten können, Schuldner nicht ausfallen, oder Kunden in Scharen ihre Spareinlagen abziehen, ist das alles eher unbedenklich. Dennoch ist die Silicon-Valley-Bank-Pleite ein Weckruf: Die Zinswende ist eben nicht nur von Vorteile für die Banken, sondern birgt auch hohe Risiken, nicht zuletzt angesichts der hohen Verschuldung vieler Kreditnehmer.
Warum Banken wieder so viel verdienen
Mitten in Inflation und Energiekrise fahren Europas Banken Milliardengewinne ein – teils wie seit 15 Jahren nicht. Woran das liegt und wer davon profitiert – zum Artikel.
Werdet wie die Kinder Markus 10:13-16 vs. bleibet wie die Kinder?!
Update: 05. Jan.2023 – „Es ist ganz schön peinlich”:
So geht es nach dem zweiten Chaostag im US-Kongress weiter. Die US-Republikaner bekriegen sich im Repräsentantenhaus, der neue Kongress ist komplett blockiert. Noch hält sich US-Präsident Joe Biden raus – doch das Chaos betrifft auch ihn – Artikel Handelsblatt.
Gefahr: Ein instabiles Repräsentantenhaus könnte aber schnell zu seinem Problem werden. Schon die letzten Verhandlungen zum 1,7-Billionen-Haushalt waren nur mit Ach und Krach abgeschlossen worden. Und die jährliche Anhebung der Schuldengrenze steht im Herbst 2023 wieder an, auch darüber entscheidet der Kongress. Heben die USA ihre Schuldengrenze nicht an, kann die Wirtschaftsmacht ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen, was die Wirtschaft weltweit destabilisiert. Wie geschlossen oder zerstritten die Fraktionen im Kongress auftreten, hat also direkte Folgen für die Verlässlichkeit der USA.
Update: 29.11.2022.
Die Angst vor einem neuen Crash des Finanzsystems wächst!
Experten sehen die Stabilität der Finanzmärkte bedroht. Dabei gibt es nicht mehr „die eine“ Gefahr, es zeichnet sich eine potente Mischung ab. Dieses Mal nicht die Hauptschuldigen: Großbanken.
Kommentar OeHu: Vordergründig betrachtet mag diese Aussage stimmen. Eine Ebene tiefer sieht die Welt schon anders aus, da sprechen wir von den Investment-Banken. Noch eine Ebene tiefer sind wir bei den Zentral-Banken!
Und bei aller Bescheidenheit: Dann wäre ich ein Super-Experte, neben wenigen Anderen, die schon 2019 hier vor den Folgen der Zins- und Geld-Politik gewarnt haben, ohne Crash-Fans zu sein, die mit Panik, „Reibach” machen wollten.
Jetzt zum Artikel vom Handelsblatt von heute: Derzeit bereitet den Experten die unübersichtliche Gemengelage in der globalen Wirtschaft die größten Sorgen.
Die Warnungen häufen sich – und sie kommen von Stabilitätswächtern rund um den Globus. Vor dem Wochenende war es die Notenbank des südostasiatischen Stadtstaats Singapur, die die Gefahr einer neuen Finanzkrise heraufbeschwor. Die Singapore Monetary Authority sieht wachsenden Stress im internationalen Finanzsystem und warnt vor „potenziell dysfunktionalen“ Finanzierungsmärkten. Solche Funktionsstörungen könnten auf die Banken durchschlagen und in der Folge auch in der Realwirtschaft erhebliche Schäden anrichten.
Zuvor hatten sich schon einige andere Institutionen über die Gefahr einer neuen Finanzkrise geäußert. Die Bundesbank mahnt genau wie die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, unter deren Dach viele Fäden der globalen Finanzregulierung zusammenlaufen. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin sieht ebenfalls wachsende Risiken, und auch prominente Banker sind beunruhigt.
Experten trauen Entspannungssignalen nicht!
Dabei schienen die Signale aus der Weltwirtschaft zuletzt eher auf Entspannung zu stehen. In ihrer jüngsten Konjunkturprognose geht die OECD davon aus, dass die Weltwirtschaft eine Rezession vermeiden kann, und auch in der Euro-Zone wecken die jüngsten Daten die Hoffnung, dass die Inflation sinkt und die befürchtete Rezession im kommenden Jahr milder als erwartet ausfallen wird.
Wie passt dieser vorsichtige Optimismus mit den immer neuen Warnungen vor einer Finanzkrise zusammen? Ein Teil der Antwort lautet, dass längst nicht alle Experten den Entspannungssignalen trauen – Lesen Sie hier: Zu sehr auf Niedrigzinsen gesetzt: Experten erwarten Welle von Sanierungsfällen
„Ich bin ziemlich pessimistisch hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung im kommenden Jahr. Eine Konstellation, bei der die Wirtschaft in den USA, Europa und China gleichzeitig schwächelt, hat es in den vergangenen Jahren nicht gegeben“, warnt Christian Keller, Chefvolkswirt der britischen Großbank Barclays. Einen anderen Teil der Antwort liefert der Deutschlandchef einer internationalen Großbank: „Es ist nicht ein einzelnes Risiko, das mir Angst macht, sondern die Mischung aus so vielen unterschiedlichen Gefahren, die ich noch nie erlebt habe.“
Angst vor der Multikrise! Alle Charts finden Sie direkt im Handelsblatt.
Dass die Warnungen Substanz haben, zeigt der „Composite Indicator of Systemic Stress“ (Ciss), ein Krisenbarometer, das die EZB entwickelt hat und das sich aus 15 verschiedenen Indikatoren zusammensetzt. Zuletzt ist der Ciss deutlich über das Niveau zum Höhepunkt der Coronapandemie gestiegen. Höher lag er seit Beginn des Jahrtausends nur während der Finanz- und Euro-Schuldenkrise. Aber auch in der Praxis hat sich bereits gezeigt, dass die Gefahr einer Finanzkrise gestiegen ist. In Großbritannien verspielte die Regierung der Kurzzeit-Premierministerin Liz Truss mit ihrem Wirtschaftsprogramm, primär mit schuldenfinanzierten Steuersenkungen, innerhalb weniger Tage das Vertrauen der Märkte.
Die Folge: Die Bank of England musste Pensionsfonds vor der Pleite retten, nachdem britische Staatsanleihen massiv an Wert verloren hatten.
Der Staatsanleihen-Crash ist nun die größte Gefahr, da hier Banken und Versicherungen investiert sind. Motto: Rendite auf der einen Seite und mündelsicher auf der anderen Seite.
In Südkorea drohte nach dem Zahlungsausfall eines Immobilienentwicklers eine Krise am gesamten Kreditmarkt. Auch hier musste die Notenbank eingreifen und ein Rettungspaket von umgerechnet 36 Milliarden Dollar auf den Weg bringen. Der für Finanzstabilität zuständigen Bundesbank-Präsidentin Claudia Buch bereitet hauptsächlich das Zusammenspiel unterschiedlicher Risiken im Finanzsystem Sorgen. Dazu zählt Buch den Krieg Russlands gegen die Ukraine, geopolitische Risiken für die Lieferketten und die Folgen des Klimawandels.
Durch diese fundamentalen Faktoren habe sich die Gefahr einer Rezession oder eines abrupten Zinsanstiegs an den Märkten erhöht. „Jedes einzelne Risiko mag beherrschbar erscheinen, aber es kann gefährlich werden, wenn mehrere zugleich eintreten.“
So war es auch bei der letzten Finanzkrise: Doch Gier frißt Hirn und gute Vorsätze. Weil keiner verlieren will. Das überlassen die „Großen“ dem Volk, als Strafe dafür, daß diese Sparen. Unter dem Motto am Ende bekommen wir sie ALLE!
Auch die EZB sieht wegen der diversen Krisenherde in der Weilt deutlich höhere Risiken für die Finanzstabilität. Für Luis des Guindos, den Vizechef der Notenbank, stehen dabei die gestiegenen Energiepreise und Inflationsraten und die Rezessionsgefahr im Mittelpunkt. Dieser Mix werde durch weitere Faktoren angereichert: Die Verwundbarkeit von Haushalten, Unternehmen und Staaten durch höhere Verschuldung habe zugenommen. Bafin-Präsident Mark Branson sieht ebenfalls „multiple Herausforderungen für die Realwirtschaft und damit indirekt auch für den Bankensektor“. Die Geldhäuser müssten sich deshalb auf Rückschläge vorbereiten.
Risikofaktor Zinswende!
Lange Jahre mussten Europas Banken auf ein Ende der Minuszinsen warten. Jetzt kam die erhoffte Zinswende, und die Institute profitieren auch davon. Allerdings kam die Wende so schnell, dass Experten schon wieder vor Risiken durch plötzlich schnell steigende Renditen mahnen – den gesamten Artikel lesen.
Einen anderen Blickwinkel auf die Gemengelage lesen Sie bei OeHu hier!
Update 24.08.2022:
Aus Leuten werden Kinder – Die infantile Gesellschaft.
Die Leute werden immer infantiler. An solchen Vorfällen ist natürlich nichts „schlimm“. Trotzdem sind sie alarmierend. Sie markieren eine gesellschaftliche Tendenz hin zu einem Verhalten, das man früher als kindisch bezeichnet hätte, das heute aber, weil es so verbreitet ist, kaum noch als solches auffällt: Mitteilungsdrang gegenüber Fremden, Indiskretion; ein gewisser Zeigestolz; der Hang, seinen Spiel- und Zerstreuungsbedürfnissen zu fast jederzeit und ohne Rücksicht auf die Umgebung nachzugehen.
„Wir amüsieren uns zu Tode“.
Diesen Eigenschaften, die auf die fortlaufende Preisgabe des Privaten, Persönlichen hinauslaufen, ist etwas ausgesprochen Übergriffiges gemeinsam; man kann ihren Äußerungen nicht entkommen. Kindern muss man primär eines beibringen: Grenzen. Erst sie gewährleisten, über den Schutz nach außen, eine intakte Persönlichkeit. Diese Erziehung wird von einer immer indiskreter werdenden Öffentlichkeit rückgängig gemacht.
Unter „infantil“ wird jeder etwas anderes verstehen; einigen aber kann man sich vielleicht auf Zuschreibungen, die sich im Umkehrschluss aus denen ergeben, die Neil Postman vor dreißig Jahren für erwachsenes Verhalten vorgenommen hat: die „Fähigkeit zur Selbstbeherrschung und zum Aufschub unmittelbarer Bedürfnisbefriedigung, ein differenziertes Vermögen, begrifflich und logisch zu denken, ein besonderes Interesse sowohl für die historische Kontinuität als auch für die Zukunft, die Wertschätzung von Vernunft und gesellschaftlicher Gliederung.“
Für seine These vom „Verschwinden der Kindheit“, wie sein neben „Wir amüsieren uns zu Tode“ bekanntester Buchtitel heißt, arbeitete Postman sich vor allem am Fernsehen ab, das seiner Ansicht nach dazu führte, dass die einstmals getrennten Sphären des Kindlichen und des Erwachsenen über die so gut wie nichts mehr aussparenden Fernsehprogramme miteinander verbunden werden und es keine Sphäre des Unwissens und der Unschuld, des Kindlichen eben, mehr gibt.
Mit den Enkeln auf Popkonzerte.
Die Kinder wurden also durch Wissen, das ihnen noch gar nicht adäquat war, frühreif. Kinder und Erwachsene hatten dadurch eine viel größere Schnittmenge aus Informationen und Erlebnissen, Kindheit war nichts Spezifisches, nichts spezifisch Unschuldiges mehr; deswegen „verschwand“ sie. So lautete Postmans Diagnose. Heute stehen wir vor einem anderen Befund: Wir alle werden zu Kindern; die Sphäre der Erwachsenen, die von Vernunft, Selbstbeherrschung, Diskretion und allgemein von situativer Rücksicht gekennzeichnet ist, schwindet wie die Polkappen. Und zwar ist diese Infantilisierung, anders als früher, jetzt nicht mehr nur inhaltlich greifbar, sondern auch strukturell.
Es geht nicht mehr nur darum, dass sich unter den meistgelesenen Büchern und den meistgesehenen Filmen immer mehr solche für Kinder und Jugendliche finden, was schon bedenklich genug ist; oder daß ältere Leute mit ihren Kindern und sogar Enkeln auf Popkonzerte gehen und mit ihrer Kleidung einen auf jugendlich machen. Es geht inzwischen um Verhaltensstrukturen und -muster, das Wie, nicht das Was – FAZ-Artikel von EDO REENTS – AKTUALISIERT AM 03.11.2012.
Die Spitze des Eisberg – 2021?!
HARIBO Deutschland.
Oder sind Hedonismus und Hegemonie lediglich die zwei Seiten
einer Münze und die Lebenskunst die dritte Seite!?
Update: 21.06.2022:
Déjà-vu oder Wahrheit?
Die Goldenen Zwanziger:
Der Ausdruck Goldene Zwanziger bzw. Goldene Zwanzigerjahre bezeichnet für Deutschland etwa den Zeitabschnitt zwischen 1924 und 1929. Der Begriff veranschaulicht den Wirtschaftsaufschwung in den 20er-Jahren in vielen Industrieländern und steht auch für eine Blütezeit der deutschen Kunst, Kultur und Wissenschaft. Die „Goldenen Zwanziger“ endeten, als die Weltwirtschaftskrise auch in Deutschland Auswirkungen hatte (siehe z. B. Deutsche Bankenkrise) – weiterlesen im Wikipedia.
Heute: Quelle Handelsblatt.
Schwacher Euro treibt Gewinne: Die Dax-Konzerne sind schon wieder auf Rekordkurs
Trotz zahlreicher Krisen werden die Unternehmen wohl auch in diesem Jahr prächtig verdienen. Viele profitieren sogar von steigenden Preisen und Materialmangel.
Der Krieg in der Ukraine, teure Rohstoffe, brüchige Lieferketten, Geld-Schöpfung
und steigende Zinsen:
Die Belastungen für die Unternehmen werden weltweit immer größer. Doch geht es nach den Analysten, dann werden die 40 größten deutschen börsennotierten Konzerne im Dax im laufenden Jahr 130 Milliarden Euro netto verdienen. Das wäre eine Milliarde Euro mehr als im vergangenen Jahr – und das war bereits das beste Jahr in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Bei Schwergewichten wie BMW, Volkswagen, Siemens, Linde oder Bayer dürften die Gewinne trotz der weltweiten Krisen steigen. Darauf weisen ein starker Jahresauftakt und unerwartete Gewinntreiber hin, wie eine Handelsblatt-Analyse zeigt. Besonders positiv wirkt der schwache Euro. Aktuell kostet ein Euro nur noch 1,05 Dollar. Bei diesem Kurs, der um zwölf Prozent niedriger liegt als vor einem Jahr, ergeben sich zusätzliche Vorsteuergewinne in zweistelliger Milliardenhöhe – allein weil die Firmen ihre im Dollar-Raum erzielten Erträge in Euro umrechnen und bilanzieren.
Hinzu kommen Wettbewerbsvorteile gegenüber Konkurrenten aus Ländern mit einer härteren Währung wie den USA oder der Schweiz, der finanziell nicht zu beziffern ist.
Der schwache Euro verhilft in den nächsten Quartalsbilanzen vielen Unternehmen – ähnlich, wie 1924 – 29 – substanzielle Umsatzanteile in den USA zu generieren, diese führen zu höheren Erträgen, die z.B. die rasant steigenden Energie-Preise kompensieren und gleichzeitig die Arbeitsplätze in den USA gefährden. Alle Zentralbanken haben viel zu spät regiert, denn die „Geld-Schöpfung-Party” mußte weitergehen. Den Preis könnten demnächst die „Anleihen-Sparer” bezahlen und später die Sparer und Kreditnehmer, wie alle Immobilien-Eigentümer mit langfristigen Zinsbindungen.
Zwölf Cent mehr Gewinn als vor einem Jahr!
Auf den ersten Blick überrascht der Trend. Als die US-Notenbank in der vergangenen Woche den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte anhob und weitere Zinsschritte ankündigte, gingen die Börsen auf Talfahrt. Investoren fürchten angesichts der stark steigenden Zinsen in Kombination mit den Lieferkettenproblemen infolge des Ukrainekriegs und westlicher Sanktionen schon eine Rezession in Europa und den USA. Doch die steigenden Zinsen in den USA haben für die im Ausland starken deutschen Unternehmen auch ihre Vorteile. Weltweit flüchten Investoren derzeit in Dollar-Anlagen, weil sie eine höhere Rendite versprechen. Dadurch wird der Euro abgewertet: Seit Anfang vergangenen Jahres hat die Gemeinschaftswährung 15 Prozent an Wert verloren, allein seit Februar rund sieben Prozent. Aktuell nähert sich Europas Währung erstmals seit 2002 der Parität zum Dollar.
Die Einbußen des Euros sind das stärkste Konjunkturprogramm für deutsche Unternehmen, die viele Geschäfte mit Dollar machen. Ein schwacher Euro verbilligt schließlich die Ausfuhren, sodass europäische Produkte und Dienstleistungen im Dollar-Raum und damit in weiten Teilen Amerikas und Asiens preiswerter und konkurrenzfähiger werden. Noch stärker wirkt der bilanzielle Effekt, sobald die Unternehmen ihre im Dollar-Raum erzielten Erträge umrechnen. Mit jedem erlösten Dollar gibt es momentan zwölf Euro-Cent mehr als noch vor einem Jahr.
So verbuchte Bayer wegen des schwachen Euros im ersten Quartal laut Firmenbilanz einen zusätzlichen Umsatz von 529 Millionen Euro. Der Pharma- und Agrarkonzern profitierte vom starken Amerikageschäft.
„Die Nachfrage hat sich in den Vereinigten Staaten zuletzt sehr stark entwickelt – viele deutsche Unternehmen investieren derzeit auf dem amerikanischen Markt, um an dieser Dynamik partizipieren zu können“, sagt Mathieu Meyer, Mitglied der Geschäftsführung bei der Unternehmensberatung EY.
Konzerne mit starkem US-Geschäft profitieren!
Die größten Währungsprofiteure sind hoch globalisierte Unternehmen mit starkem US-Geschäft und Umsatzanteilen von 80 und mehr Prozent im Ausland. Neben Bayer zählt dazu das Dax-Schwergewicht Airbus. Die Flugzeuge baut das europäische Gemeinschaftsunternehmen hauptsächlich in Deutschland und Frankreich, doch sie werden weltweit zu Dollar-Preisen verkauft. Nach früheren Konzernangaben steigt der Gewinn von Airbus mit jedem Cent, um den der Euro gegenüber dem US-Dollar abwertet, um 100 Millionen Euro. Angenommen, der Euro-Kurs wird 2022 im Durchschnitt zehn Prozent niedriger notieren als 2021, was derzeit sehr konservativ prognostiziert ist, ergibt sich für Airbus einen Zusatzgewinn von einer Milliarde Euro.
Im MDax und SDax, also in der zweiten und dritten Börsenliga, haben der Rüstungshersteller Rheinmetall, der Anlagenbauer Krones und der Spezialchemiekonzern Wacker Chemie besonders große Vorteile, wenn der Euro abwertet. Deutschlands Schlüsselbranche, die Automobilindustrie, profitiert ebenfalls stark vom schwachen Euro. Sie produziert viele Luxusfahrzeuge in Deutschland, verkauft sie aber weltweit, primär in den USA und China. Im abgelaufenen Jahr standen die drei großen Hersteller BMW, Mercedes und VW für knapp 40 Prozent des Gesamtgewinns aller 40 Dax-Konzerne. Nennenswerte Einbußen bei den Gewinnen zeichnen sich 2022 trotz großer Lieferkettenprobleme mit knappen Halbleitern und sinkender Absätze nicht ab. Das liegt eben auch am schwachen Euro. Viele Unternehmen beziffern diesen Gewinneffekt nicht exakt in ihren Zwischenberichten, einige aber schon. So trug beim Zulieferer Continental die Währungsumrechnung allein im ersten Quartal 5,3 Millionen Euro zum Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) bei.
Beim Spezialchemiekonzern Covestro verbesserte sich der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) in den ersten drei Monaten um 8,5 Prozent auf 806 Millionen Euro – „im Wesentlichen bedingt durch positive Währungseffekte und gestiegene Gesamtabsatzmengen“. Was die Prognosen fürs Gesamtjahr im Kontext der Euroschwäche angeht, bleiben die meisten Unternehmen zwar vorsichtig, schließlich vermag niemand Wechselkurse sicher vorherzusagen. SAP traut sich aber: Unter der Annahme, dass die Wechselkurse von März bis zum Rest des Jahres in etwa so bleiben, rechnet der Softwarehersteller mit einem zusätzlichen Plus beim Betriebsergebnis zwischen drei und fünf Prozentpunkten.
Schwacher Euro könnte zusätzliche Milliarden einbringen!
Daraus errechnet sich für das gesamte Geschäftsjahr ein Zusatzgewinn von 234 bis 390 Millionen Euro, allein bedingt durch den schwachen Euro. Basis dafür sind die für SAP von Analysten prognostizierten 7,8 Milliarden Euro beim Gewinn vor Steuern und Zinsen. Hochgerechnet auf das laufende Gesamtjahr dürften die 40 Dax-Konzerne zwischen zehn und 30 Milliarden Euro zusätzlich an Gewinnen vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) erzielen, wenn der Euro gegenüber dem Dollar zehn Prozent an Wert verliert. Darauf deuten frühere Bilanz- und Wechselkursstudien hin, etwa die der Commerzbank. Bei einem derzeit prognostizierten Ebitda-Gewinn von 300 Milliarden Euro für die 40 Dax-Konzerne entspricht das einem Sondergewinn zwischen drei und zehn Prozent.
Exaktere Berechnungen sind kaum möglich. Niemand kennt die Wechselkurse im zweiten Halbjahr. Zudem beziffern nicht alle Konzerne den Währungseffekt, viele nehmen zudem unterschiedliche Kennziffern wie Umsatz, Ebit oder Ebitda als Grundlage. Auch sichern sich viele Firmen zeitweise gegen Währungsschwankungen ab (Hedging), weil sie negative Auswirkungen bei einem steigenden Euro verhindern wollen. Dieses Hedging wirkt natürlich auch umgekehrt und mindert somit Währungsgewinne. Schließlich sind die Wechselkurseffekte umso komplexer, je globaler ein Unternehmen agiert. Konzerne wie VW, Bayer und die Deutsche Post sind in 100 und mehr Ländern aktiv. Dadurch ergeben sich allein schon durch die Beschaffung von Materialien und Rohstoffen aus verschiedenen Ländern neben Kursgewinnen auch -verluste. Öl und andere Rohstoffe werden in Dollar abgerechnet, was zu höheren Kosten führt, wenn der Euro abwertet.
Krisen treiben Gewinne!
Nicht nur die Gemeinschaftswährung, auch der Materialmangel, die Inflation und die Folgen des Kriegs treiben die Gewinne. Siemens berichtete nach dem abgelaufenen Geschäftsquartal von einem massiven Auftragsboom. Angesichts der Lieferengpässe und in Erwartung steigender Preise würden viele Kunden ihre Bestellungen vorziehen. Der Konzern hat gerade den größten Auftrag seiner 175-jährigen Unternehmensgeschichte bekommen. Zusammen mit zwei Partnern unterzeichneten die Münchener einen Vertrag mit einem Volumen von 8,1 Milliarden Euro für den Bau eines 2000 Kilometer langen Hochgeschwindigkeits-Zugnetzes in Ägypten.
Bayer berichtete, dass nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine weltweit die Sorge um die Lebensmittelversorgung gestiegen ist. Deshalb fragten Landwirte hauptsächlich in den USA das Pflanzenschutzmittel Glyphosat in großen Mengen nach. Weil dessen Herstellung aufgrund knapp gewordener Rohstoffe schwieriger geworden ist, hat sich der Preis für Glyphosat innerhalb eines Jahres verdoppelt. In der Folge stieg Bayers Umsatz in der Agrarsparte mit Herbiziden im ersten Quartal um 60 Prozent. Mercedes setzte im ersten Quartal knapp eine halbe Million Autos ab und damit zehn Prozent weniger als im Jahr davor. Hauptgrund waren, wie bei anderen Herstellern auch, fehlende Halbleiter.
Doch der Umsatz stieg um sechs Prozent, und Mercedes verdiente trotz der Knappheit mehr als vorher, weil sich der Konzern auf hochpreisige Fahrzeuge konzentriert und dank hoher Nachfrage auf Rabatte verzichtet. Im Fokus stehen Luxuskarosserien wie der Maybach, wo sich der Absatz verdreifacht hat.
Als Premiumhersteller profitiert Mercedes von seiner Preismacht, firmenintern „Preisdurchsetzung“ genannt. Höhere Rohstoff- und Energiepreise werden mehr als nur aufgefangen. Der bereinigte Betriebsgewinn stieg im ersten Quartal um knapp 20 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Die Profitabilität der Autosparte stieg um weitere 1,5 Prozentpunkte auf 16,4 Prozent. Auffällig ist, dass viele Unternehmen trotz starker Zahlen und Aufträge vorsichtig nach vorn blicken. Eine Eskalation des Ukrainekriegs „könnte erhebliche negative Konsequenzen für die Geschäftstätigkeit“ haben, hieß es bei Mercedes nach dem ersten Quartal. Die Stuttgarter verweisen zudem auf die schwierige Coronalage in China. Das Land ist für die Stuttgarter der mit Abstand wichtigste Markt.
Starker Jahresauftakt!
Bislang lässt das laufende Jahr aber so gut wie keine Schwächen erkennen. Mit einem Umsatzwachstum von 14 Prozent und einem operativen Gewinnplus von 21 Prozent haben die Dax-Konzerne das erste Quartal auf Rekordniveau abgeschlossen. Obwohl gestörte Lieferketten und Engpässe bei der Versorgung mit Halbleitern, Rohstoffen und Zulieferprodukten viele Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen stellten, übertrafen die Unternehmen damit sogar das Niveau des letzten Vorkrisenjahres 2019: beim Umsatz um 27 Prozent, beim Gewinn sogar um 85 Prozent, wie Berechnungen der Unternehmensberatung EY zeigen. Dabei war die Ausgangslage eigentlich schlecht. Globale Lieferketten sind durch die Coronapandemie gestört, primär in China, weil hier die Regierung im rigorosen Kampf gegen das Coronavirus fortgesetzt weite Teile der Wirtschaft herunterfährt.
Dennoch gelang es den meisten Unternehmen, sich durch diese schwierigen Zeiten zu navigieren. „Lieferketten wurden umgestellt, gestiegene Preise konnten an die Kunden weitergegeben werden“, sagt EY-Partner Meyer. Darüber hinaus profitieren die deutschen Unternehmen von ihrer breiten Präsenz im Ausland. Das Engagement in allen großen Märkten gleicht Schwächen in einzelnen Regionen aus. So stiegen im ersten Quartal in Nordamerika die Umsätze der Dax-Konzerne um durchschnittlich 19 Prozent. Damit hat die größte Volkswirtschaft den bisherigen Umsatzmotor Asien abgelöst. Hier lag das Plus nur noch bei acht Prozent. Zwar haben sich die Aussichten seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine am 24. Februar verschlechtert, weil die Öl- und Gaspreise kräftig gestiegen sind und sich die Lieferkettenprobleme angesichts der Sanktionen und zerstörter Produktionsanlagen zuspitzten.
Etliche Analysten sind deshalb skeptisch, ob die hohen Gewinnerwartungen zu halten sind. Nach einer Analyse der DZ Bank stellt sich nicht die Frage, ob, sondern, wann und wie stark die vielen Krisen die Unternehmensgewinne belasten könnten. Der Commerzbank-Analyst Andreas Hürkamp hält das derzeit prognostizierte leichte Gewinnwachstum bei den Dax-Konzernen seiner Fachkollegen für zu optimistisch und rechnet stattdessen angesichts sich eintrübender globaler Wirtschaftserwartungen mit einem Rückgang um fünf Prozent. Doch selbst damit würden die Unternehmen das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte einfahren – die andere Seite der Medaille: Ausländer investieren weniger in Deutschland – das sind die Gründe.
Fazit: Es ist nicht alles Gold, was glänzt und das Gold ist lediglich tiefer vergraben. Denn auch in Zeiten der Währungsumstellungen hat es Profiteure wie die Familie Oetker gegeben, doch im Ausgleich dafür viele Verlierer.
So gilt: „Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen” – George Santayana.
Doch es gilt auch der Segen für die Klugen Profi-teure – seitdem es Derivate gibt – ein Überblick der „Bären-Börsen“ seit 1900 bis heute.
Zum Schluß ein paar Zeilen zu den sogenannten NFT (Non-Fungible Token), die sowohl für Länder-Anleihen, als auch Krypto-Währungen gilt.
Dazu zwei Graphiken, denn Bilder sagen mehr als 1000 Worte:
Beide Graphiken können auch die Vorboten für scheinbar stabile Währungen sein,
weil es immer um Vertrauen geht – mehr dazu im Handelsblatt.
Update: 09.06.2022:
EZB vor der Zinswende – Lagarde steckt in einem historischen Dilemma, daß den Euro in eine Zerreißprobe führt.
Die Europäische Zentralbank wird heute die Kurswende verkünden. Die Währungshüter liegen mit ihrer Geldpolitik weit hinter der realwirtschaftlichen Entwicklung zurück. Gleichzeitig steht EZB-Chefin Lagarde einer Vielzahl von Forderungen und Zwängen gegenüber. Ein Befreiungsschlag muss her – doch das wird nicht leicht. Jetzt ist die ganz große Kunst der Kommunikation (Arm gegen Reich oder Reich mit Arm) gefragt. Es muss ein echter Befreiungsschlag her. Die Europäische Zentralbank (EZB) steht vor der Herausforderung, sich aus der prekären Lage, in die sie sich selbst gebracht hat, zu befreien – die EZB war ein Erfüllungsgehilfe, um wichtige, aber insolvente Staaten vor der Insolvenz zu bewahren. Nun wird der „Europäische Gedanken auf seine Werthaltigkeit geprüft. Und dies hat wenig mit Geld zu tun!
Gelingt der EZB-Präsidentin Christine Lagarde dieses Kunststück, müsste man sie fast schon als Zauberin bezeichnen. Denn es würde nahezu an Magie grenzen, wenn sie es schafft, sich aus dem historischen geldpolitischen Dilemma zu befreien. Klar ist, die EZB wird nach gut einer Dekade des billigen Geldes eine Kurswende hinlegen. Das hat Lagarde selbst Ende Mai angekündigt. Allerdings wird es schwer, die historische Zäsur ohne größere Turbulenzen hinzubekommen. Denn eigentlich müsste der Leitzins in der Euro-Zone gemessen an der Taylor-Regel, die Leitzinsen nach wissenschaftlichen Kriterien abhängig von Inflation und Arbeitslosenrate berechnet, bereits bei 7,4 Prozent liegen. Dort liegt er aber nicht. Obwohl die Inflation auf über acht Prozent in die Höhe geschnellt ist, liegt der Leitzins weiterhin bei null und der Einlagensatz für Banken sogar bei minus 0,5 Prozent – hier ist das „Drucken” von Geld, die Anleihekäufe von „schwachen Ländern und Unternehmen sowie die „Historischen Werte” und die „Hedonische Bewertungsmethode“ nicht berücksichtigt worden.
Das zeigt, wie weit die Währungshüter mit ihrer Geldpolitik hinter der realwirtschaftlichen Entwicklung zurückliegen und dass jetzt eine rasche und forsche Zinswende her müsste. Die Anleihemärkte jedenfalls senden heftige Alarmzeichen. Die Renditen der zehnjährigen deutschen Staatsanleihen stehen vor dem größten Quartalsanstieg seit 1994. Hier herrscht Angst, dass die EZB die Inflation nicht so schnell wieder eingefangen bekommt. Lagarde könnte sich also hinstellen, ihren Fehler bei der Inflationserwartung eingestehen und beherzt die Zinswende für den 21. Juli ausrufen. Zwischen den Zeilen hat Lagarde anklingen lassen, dass die Teuerung kein vorübergehendes Phänomen ist, sondern sich die Welt in einer neuen Inflationslandschaft bewegt, weil strukturelle Trends wie Hyperglobalisierung an ihr Ende gekommen sind. In den USA sorgte die amerikanische Finanzministerin und frühere Notenbankerin Janet Yellen mit ihrem Mea Culpa für Aufsehen. Sie habe sich geirrt, was die Entwicklung der Inflation angeht, sagte Yellen.
Doch Lagarde hat diese Freiheit nicht. Sie muss auf die schwächeren Euro-Länder besondere Rücksicht nehmen. Denn innerhalb der Euro-Zone haben die Zentrifugalkräfte zuletzt kräftig zugenommen. Italiens Zinsen explodieren geradezu, der Zinsaufschlag zu Bundesanleihen ist auf den höchsten Wert seit der Pandemie gestiegen. Das liegt daran, dass sich die Währungshüter darauf festgelegt haben, vor der Zinswende das Anleihekaufprogramm auslaufen zu lassen. Das drei Billionen Euro schwere Programm war es, das in den vergangenen Jahren die Zinsaufschläge zwischen den Euroländern zusammengehalten hat. Will Lagarde auf der Zinssitzung am Donnerstag keine Turbulenzen an den Anleihemärkten riskieren, muss sie die Fragmentierungsrisiken, wie die Zentrifugalkräfte im EZB-Jargon heißen, in irgendeiner Weise adressieren. Im 25-köpfigen EZB-Rat werden die Notenbanker aus Italien oder Spanien Lagarde dazu drängen, ein neues Antifragmentierungs-Instrument anzukündigen, um dem Risiko divergierender Renditen zu begegnen. Berichten zufolge arbeiten die EZB-Ökonomen an einem neuen Anleihekaufprogramm, das sich bei den Käufen allein auf die schwächeren Staaten konzentriert.
Den Traditionalisten im Rat dürfte es jedoch schwerfallen, sich auf ein solches Programm einzulassen, um die Zinsen von Italien, Spanien & Co. künstlich zu drücken. Vielmehr dürften Gouverneure aus den nördlichen Euro-Staaten Lagarde drängen, die Zinswende am 21. Juli mit einem großen Zinsschritt einzuleiten. Eine Zinsanhebung um einen halben Prozentpunkt gab es zuletzt vor 22 Jahren. Lagarde sieht sich auf der Sitzung am heutigen Donnerstag einer Vielzahl von Forderungen und Zwängen gegenüber und genau hier muss sie einen Befreiungsschlag hinbekommen.
Infografik WELT.
Die wirtschaftliche Lage macht es Lagarde auch nicht einfacher. Selbst das düsterste Szenario der EZB für die Auswirkungen von Russlands Invasion in der Ukraine könnte sich inzwischen als zu optimistisch erweisen. Die neuen Prognosen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sehen für die Euro-Zone für das kommende Jahr gerade noch ein Wachstum von 1,6 Prozent bei einer Inflation von 4,6 Prozent. Damit ist der OECD-Ausblick für 2023 noch düsterer als das pessimistischste Szenario, das die EZB im März vorgelegt hatte. Auf der Notenbanksitzung wird Lagarde die neusten Prognosen der EZB-Volkswirte vorstellen. Sollten die Vorhersagen ebenfalls das Risiko einer Stagflation signalisieren, also einer Inflation bei wirtschaftlicher Stagnation, würde das den Auftritt von Lagarde nicht erleichtern.
Die Ökonomen der Bank of America rechnen damit, dass die EZB in diesem Jahr die Zinsen um 1,5 Prozentpunkte anheben wird: jeweils ein kräftiger Zinsschritt im Juli und September um 0,5 Prozentpunkte und zwei Trippelschritte im Oktober und Dezember. „Um es ganz klar zu sagen: Wir verstehen die Eile der EZB immer noch nicht, weil wir nicht wirklich verstehen, wie die Wirtschaft überhaupt einen sehr großen Energiepreisschock unbeschadet überstehen kann, ganz zu schweigen davon, wie die Wirtschaft mit neutralen Zinssätzen zurechtkommen soll“, schreibt Bank-of-America-Ökonom Ruben Segura-Cayuela und bringt das Dilemma von Lagarde auf den Punkt: „Wir haben verstanden, dass die Zentralbank darauf bedacht ist, gegen die Inflation vorzugehen (auch wenn Zinserhöhungen bei dieser Art von Inflation nicht viel helfen können)“.
Update: 25.05.2022 – Inflation steigt, Scholz schweigt – Gabor Steingart.
die Frage, ob Olaf Scholz nach Kiew reist, ist den meisten Medien wichtig und den meisten Deutschen schnuppe. Bei der Frage der steigenden Inflationsraten verhält es sich genau andersherum. Als wichtigen Grund für die Niederlagen bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein haben die Zentralen von FDP und SPD daher auch nicht die Ukraine-Politik, sondern die Inflationssorgen identifiziert – und die Kaltschnäuzigkeit mit der die Ampel-Koalition diese ignoriert.
- Der Kanzler tourt durch Afrika und seine Stammwähler umkreisen fassungslos bei Lidl und Rewe die Regale. Die Preise für Grundnahrungsmittel sind seit April vergangenen Jahres um acht Prozent gestiegen. Bei Speiseöl und Mehl sind Aufwärtsbewegungen zu beobachten wie sonst nur an der Technologiebörse der Wall Street.
- Der SPD-Mann Scholz spricht über Krieg, Frieden und sein 100-Milliarden-Euro-Aufrüstungsprogramm für die Bundeswehr, nur über die „Zeitenwende“ der kleinen Leute verliert er kein Wort. Die vom Steuerzahler-Präsident geforderte Regierungserklärung verweigert er. Scholz, der Schweiger. Er schweigt auch deshalb, weil er das Inflationsrisiko, das der Geldflutungs- und Schuldenpolitik immanent war, jahrelang bestritten hat. Sie wollte die europäische Geldflutung, sie wollte den Anstieg der Staatsschulden und hat vor weniger als einem Jahr das Inflationsrisiko glatt bestritten: Er wolle „allen die Sorge nehmen, dass wir mit der Inflation ein allzu großes Problem bekommen“, sagte der Finanzminister Scholz im Juni 2021.
Scholz, sein Ministerium und auch die EZB veröffentlichten bis zum Eintritt des Schadenfalls mehrfach rosige Prognosen, die von der Wirklichkeit schnell überholt wurden. Scholz war meist in guter Gesellschaft, gewissermaßen ein Blinder unter Blinden, was ihn zwar beruhigt, aber nicht das breite Publikum. Und dann ereignete sich die Mutter aller Fehler. Und der Vater heißt: Scholz. Er ließ ein 15 Milliarden-Entlastungspaket schnüren, das jedem Einkommensteuerzahler 300 Euro einbringt – und er vergaß Millionen seiner Stammwähler. Nur Menschen mit Arbeitsvertrag und Lohnsteuerkarte profitieren von dieser Entlastung. Studenten und Studentinnen und so gut wie alle Rentnerinnen und Rentner gingen leer aus.
In ein paar Jahren fragen wir uns wieder: „Waren wir denn alle von Sinnen„ – Anmerkg. OeHu – angelehnt an den Artikel der ZEIT.
Nur die Trickreichen profitieren. Jeder Rentner, der für die Enkelbetreuung bei seinen Kindern auch nur einen Tag als Minijobber zum Mindestlohn von derzeit noch 9,82 Euro abrechnet und damit bei der Einkommensteuer veranlagt wird, darf die Steuergutschrift von einmalig 300 Euro einstreichen. Wer mit seinen Kindern, Nachbarn oder Vereinsfreunden ein ehrenamtliches und daher bargeldloses Verhältnis pflegt, geht leer aus. Selbst, wer als Arbeiter in den Genuss der Steuergutschrift kam, ist ein Verlierer. Das hat eine aktuelle Studie des DIW gestern ergeben. Denn der Energiepreisschub ist derart wuchtig, dass auch nach der staatlichen Entlastung eine zweiprozentige Nettobelastung bleibt. Auf breiter Front erleiden die deutschen Arbeitnehmer derzeit Reallohnverluste. Kein Wunder also: In den unteren Schichten der Gesellschaft rumort es nicht mehr nur, es brodelt. Das Thema Inflation ist – auch wenn Scholz nicht darüber spricht – das Top-Thema der Republik.
SPD-Mann Stephan Weil in Niedersachsen weiß, dass er im Klima einer vorsätzlichen Ignoranz nur schwerlich Wahlen gewinnen kann. Das Thema sei „hochsensibel“ und die geplanten Entlastungen unzureichend, sagte er jetzt beim Auftakt für seinen Landtagswahlkampf. Der „Höhepunkt der Teuerungswelle“ stehe erst bevor. Viele Rentner seien „auf der Zinne“. In Niedersachsen wird in 137 Tagen gewählt.
Die neue DGB-Chefin ist mit Weil in Besorgnis vereint. Auch die Präsidentin des Sozialverbandes VdK Verena Bentele – die rund zwei Millionen Mitglieder vertritt – will die Enteignung ihrer Klientel (und nichts anderes bedeutet eine derart massive Inflationswelle) nicht hinnehmen. Sie fordert eine Befreiung aller Bürger von der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel. Diese Absenkung von heute sieben Prozent auf Brot, Butter, Milch und andere Grundnahrungsmittel (Vorsicht: Es muss Kuhmilch sein, Sojamilch besteuert der Staat mit vollen 19 Prozent) auf dann 0,00 Prozent würden den Staat zwar mindestens 20 Milliarden Euro kosten, aber zumindest schnell und unbürokratisch bei den sozial Bedürftigen wirken.
Fakt ist: Die SPD-Stammwähler – Rentner, Arbeiter und Sparer – sind die eindeutigen Verlierer der Inflationsrepublik Deutschland. Und die Regierungs-SPD – die einst mit Finanzministern wie Helmut Schmidt, Karl Schiller, Manfred Lahnstein und Peer Steinbrück – Kompetenz ausstrahlte und Vertrauen einflößte, steht blank da. Ihre Wähler erleiden Wohlstandsverluste – und die SPD leistet ausweislich der Zahlen keine effektive Gegenwehr – den gesamtem Artikel mit Graphiken lesen.
EU-Kommissionsvize – Margrethe Vestager – zur Abhängigkeit von Russland: „Wir waren nicht naiv, wir waren gierig“ – zum Artikel.
Update: 21.05.2022 – Die hohe Inflation ist ein Resultat von Leichtsinn und Ignoranz.
Die Preise steigen weltweit in hohem Tempo. Dies nur mit dem Ukraine-Krieg zu erklären, taugt nicht als Ausrede. Vielmehr haben die Zentralbanken während Jahren eine fahrlässige Politik betrieben. Künftige Historiker werden kein gnädiges Urteil fällen über die Geldpolitik der vergangenen Jahre. Von Überheblichkeit dürfte die Rede sein, aber auch von Geschichtsblindheit und Naivität. Und man wird festhalten, dass die Währungsbehörden in dieser Zeit viel Glaubwürdigkeit verspielt haben. Denn es gelang ihnen nicht, ihre wichtigste Aufgabe zu erfüllen: die Preise stabil zu halten. Vielmehr beobachteten sie ziemlich apathisch, wie die Inflation zusehends ihrer Kontrolle entglitt.
Das Schlimme dabei: Inflation entwertet nicht nur das Geld, sondern auch die bürgerliche Ordnung. Niemand hat das anschaulicher beschrieben als Stefan Zweig. In seinem 1942 publizierten Buch «Die Welt von gestern» schreibt er: «Nichts hat das deutsche Volk – dies muss immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden – so erbittert, so hasswütig, so hitlerreif gemacht wie die Inflation.» Das Volk habe sich deshalb «beschmutzt, betrogen und erniedrigt» gefühlt.
Die Lehren der Geschichte:
Zweigs Thema war die Zwischenkriegszeit. Die damalige (Hyper-)Inflation ist nicht vergleichbar mit der Geldentwertung von heute. Dennoch, wenn in den USA und der Euro-Zone bereits eine Inflation von rund acht Prozent registriert wird, darf man sich über Empörung nicht wundern. Denn eine so hohe Teuerung bedeutet, dass ein Vermögen nach neun Jahren nur noch halb so viel Kaufkraft hat. Manch einer dürfte sich da ebenfalls «erniedrigt» fühlen oder anfällig werden für falsche Heilsversprechen. Wie konnte es so weit kommen? Ein wichtiger Grund: Man ignorierte die Geschichte. Denn ein Blick in die Historie hätte gezeigt, dass über kurz oder lang eine exzessive Ausdehnung der breiten Geldmenge stets zu hoher Inflation führt. Güter beziehen ihren Wert aus der Knappheit. Hätte Andy Warhol die Zahl seiner Marilyn-Monroe-Siebdrucke nicht klein gehalten, wäre jüngst nicht ein Exemplar für 195 Millionen Dollar versteigert worden. Und gäbe es Gold wie Sand am Meer, würde es niemand im Tresor bunkern.
Für Geld gilt dieselbe Logik. Wenn dieses in schier unbegrenzter Menge produziert wird und einige Schuldner mittels Negativzinsen gar noch für das Halten von Geld bezahlt werden, ist es keine Überraschung, wenn dieses Geld irgendwann an Wert verliert. Das gebieten die Regeln von Angebot und Nachfrage. Doch in den vergangenen Jahren verhielten sich viele Verantwortungsträger so, als hätten die Gesetze der Ökonomie ausgedient. «Dieses Mal ist alles anders», lautete das Credo – eine Maxime, die sich nun einmal mehr als Irrglaube herausstellt. Ignorierte man die Geschichte wider besseres Wissen oder bloß aus Naivität? Wahrscheinlich trifft beides zu. Zum einen musste es den Geldpolitikern durchaus bewusst sein, dass ein Fluten der Wirtschaft mit ständig noch mehr Geld langfristig nicht vereinbar ist mit dem Ziel stabiler Preise. Zum anderen zählten sie blauäugig darauf, ihr Tun beim Aufkommen von Inflationsgefahren sofort und problemlos korrigieren zu können. Zwar verfügen die Notenbanken tatsächlich über Mittel und Wege, um Geld abzuschöpfen; technisch wäre eine rechtzeitige Kurskorrektur kein Problem gewesen. Doch Währungshüter agieren nicht im luftleeren Raum. Ihr Handeln steht unter politischer Beobachtung. Und Politiker benötigen Geld – viel Geld – für ihre Anliegen und Wiederwahlchancen. Also sind sie interessiert an einer möglichst großzügigen Geldpolitik. Dieses Interesse lassen sie die Notenbanken spüren.
Unabhängigkeit auch leben.
Was technisch einfach ist, kann also politisch sehr schwierig werden. Das zeigte sich Anfang 2019 in den USA. Der kurz zuvor an die Notenbankspitze gewählte Jerome Powell wollte zwar die geldpolitische Straffung seiner Vorgängerin fortsetzen. Als die Börse aber in einen Abwärtssog geriet und Donald Trump mit der Entlassung von Powell drohte, wurde das Bremsmanöver rasch abgebrochen. Die Aktienmärkte jubelten – und Powell kämpft seither mit dem Ruf, die Stabilität der Börse vor die Stabilität der Preise zu stellen. Einen ähnlichen Verlust an Glaubwürdigkeit erlitt die Europäische Zentralbank (EZB). Unter ihrer Präsidentin Christine Lagarde wurde die Inflation systematisch bagatellisiert. Während die Teuerungsraten im Euro-Raum bereits steil in die Höhe schossen, drängte Lagarde stets auf weitere Daten. Mit solcher Verzögerungspolitik nährte die frühere französische Finanzministerin den Verdacht, ihr seien günstige Zinsen für überschuldete Euro-Staaten weit wichtiger als niedrige Inflationsraten.
Die angeschlagene Reputation von Powell und Lagarde zeigt: Formelle Unabhängigkeit nützt wenig, wenn der Wille fehlt, diese auch zu leben. Was es dazu benötigt, ist Mut zu unpopulären Entscheiden, etwa zum Abräumen der Bowle, während die Party noch in vollem Gang ist. Damit macht man sich in den Augen vieler Investoren und Politiker zwar zum Spielverderber. Doch kluge Geldpolitik besteht darin, die Gemüter abzukühlen, ehe die Stimmung zu überhitzen droht. Diese Abkühlung findet nun viel zu spät statt. Und weil man so spät reagiert, wird man umso heftiger auf die Bremse treten müssen. Das ist suboptimal. Besser wäre es gewesen, vorausschauend und mit kleinen Schritten auf das Aufkommen erster Inflationsgefahren zu reagieren. Diese Gelegenheit ist längst verpasst. Damit steigt die Gefahr, dass die Inflation nur noch zum Preis einer Rezession gezähmt werden kann.
Nonchalance hat Folgen. Und die jüngsten Kursstürze an den Börsen legen nahe, dass die Rückkehr zu niedriger Inflation ruppig wird. Diese Ruppigkeit gilt es auszuhalten. Nichts wäre schlimmer, als wenn die Notenbanken nun zu einer Stop-and-go-Politik übergingen, also je nach Börsen- und Wirtschaftslage abwechselnd bremsten und beschleunigten. Solche Feinabstimmung funktioniert nie, sie verlängert nur das Leiden. Das erfuhren die USA in der Hochinflationszeit der 1970er-Jahre.
Die SNB muss Farbe bekennen.
Eine Ära der Hybris neigt sich dem Ende zu. Eine Ära, in der manche Notenbank dem Irrglauben verfiel, die Inflation sei kein Problem mehr. Und weil die Inflation aus dem Blickfeld geriet, widmete man sich glamouröseren Themen. In den USA fühlte sich das Fed nach einer Strategieanpassung plötzlich verantwortlich für den Abbau von Ungleichheit oder den Schutz benachteiligter Gruppen. Und im Euro-Raum verstand sich die EZB zusehends als Klimaschutzbehörde. Die Geldpolitik wurde «woke». Die Linke, die es schon immer auf die Notenbankbilanzen abgesehen hatte, applaudierte und reicherte den Forderungskatalog mit immer mehr Inhalten an. Vergessen ging dabei, dass die Notenbanken für die neuen Zuständigkeiten gar nicht über das nötige Werkzeug verfügten, sei es in der Sozial-, der Klima- oder der Finanzpolitik. Man übernahm Aufgaben, die man nicht erfüllen konnte, und vergaß jene Aufgabe, für die man gegründet worden war.
Für die Schweiz gilt diese Kritik nur beschränkt. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat sich bisher recht erfolgreich gegen Begehrlichkeiten der Politik zu wehren vermocht. Außerdem konnte sie ihren Abstecher hin zur Wechselkurssteuerung – auf internationaler Bühne eine eher verpönte Sache – bis vor kurzem damit begründen, dass ein zu starker Franken zu sinkenden Preisen und einem deflationären Trend geführt hätte. Diese Begründung taugt nicht länger. Derzeit liegt die Inflation auch in der Schweiz über dem oberen Zielwert von zwei Prozent. Vor die Wahl gestellt, entweder die Inflation zurück in den Zielbereich zu drücken oder mit einer Schwächung des Frankens die Wettbewerbskraft der exportorientierten Schweiz zu schützen, kann es für die SNB nur eine Antwort geben: die Kontrolle der Inflation. Die Nationalbank ist keine Agentur zur Exportförderung. Jeder Kompromiss würde ihre – derzeit noch hohe – Reputation gefährden.
Gewiss, die Notenbanken sind nicht allein schuld an der Inflation. Wenn aufgrund eines Krieges die Energie knapp wird oder Lockdowns zu Lieferengpässen führen, kann die Geldpolitik wenig ausrichten. Doch die Währungsbehörden tragen eine grosse Mitschuld. Sie verharmlosten allzu lange die sich auftürmenden Risiken und enttäuschten dadurch das öffentliche Vertrauen in die Geldordnung. «So weit sie wache Augen hatte, sah die Welt, dass sie betrogen worden war», schrieb Zweig einst. Sein Verdikt klingt aktueller denn je.
Update: 23.04.2022 – Waren sie alle von Sinnen?
Gegen den Krieg kann Deutschland nichts tun, was es tun müsste. Das ist die Folge einer an Pathos und Profit orientierten Regierungspolitik – von Bernd Ulrich – Die ZEIT.
Ist es möglich, die Vergangenheit zu bewältigen, während sie noch gegenwärtig ist? Wahrscheinlich nicht, aber es muss sein – zu viel Schmerz ist da, zu viel steht auf dem Spiel. Und dann ist da noch die entscheidende Frage: Kann man jenen, die derart falschlagen, zutrauen, heute und morgen das Richtige zu sagen oder zu tun?
Die Rede ist von der deutschen Russlandpolitik und daher von einer ungeheuren Demütigung. Seit zwei Monaten führt Russland einen Vernichtungsfeldzug gegen die Ukraine, begeht Kriegsverbrechen, mordet, vertreibt, vergewaltigt, hungert aus. Und Deutschland, eines der reichsten Länder der Welt und das mächtigste Land der EU, tut nicht, was es tun müsste. Es kann nicht aufhören, das russische Regime täglich mit 200 Millionen Euro für die Lieferung von Öl, Kohle und Gas zu füttern. Und es kann nicht genügend Waffen an die um ihr Leben kämpfenden Ukrainer liefern, weil die Bundeswehr, wie es heißt, selbst so schlecht bestückt ist, dass sofort die Landesverteidigung in Gefahr geriete, gäbe man ein paar Leopard-Panzer zu viel ab. Jedes Kettenfahrzeug zählt. Also jedes, das fährt.
Es ist unendlich peinlich, man schämt sich. Und man sucht nach den Schuldigen. Und die Schuldigen? Die suchen nach Auswegen. Sie geben, das eine oder andere zu, zum Beispiel, dass Nord Stream 2 ein Fehler war. Wobei man sagen muss: Ein Fehler, der über einen solch langen Zeitraum begangen wurde, ein Fehler, auf den man international und national wieder und wieder aufmerksam gemacht wurde, ein Fehler, den man mit derartiger Macht und so erheblichem Stehvermögen durchgesetzt hat, ist womöglich gar kein Fehler, sondern die logische Konsequenz einer grundfalschen Russlandpolitik. Und lässt einen für weiteres Regieren oder Präsidieren möglicherweise ungeeignet erscheinen.
Es wird auch gesagt, niemand habe wissen können, dass Wladimir Putin so weit gehen würde. Das stimmt natürlich nicht, denn die Ukraine und der amerikanische Geheimdienst wussten es. Doch selbst wenn man die Kontingenz der Geschichte in Anschlag bringt und behauptet, ohne Corona und den damit verbundenen Kreml-Lagerkoller wäre Putin womöglich nicht einmarschiert – selbst dann bleibt doch recht erstaunlich, warum Frank-Walter Steinmeier, Sigmar Gabriel, Olaf Scholz, Wolfgang Kubicki und, ja, Angela Merkel so gehandelt haben, als könne eine russische Aggression auf gar keinen Fall passieren. Denn nur dann wäre es ja gerechtfertigt gewesen, die Infrastruktur der Freiheit in Deutschland – erneuerbare Energien, Flüssiggas-Terminals, eigene Gasspeicher, Diversifizierung der Gasimporte, funktionierende Bundeswehr – derart fahrlässig, man kann sogar sagen: mutwillig zu vernachlässigen.
Das aber haben sie getan. Und wegen dieser Vernachlässigung kann Deutschland jetzt nicht tun, wozu es als demokratisches Land die Pflicht hätte, wenn die eigene Sicherheit und Freiheit am Dnipro von anderen blutig verteidigt wird. Für die Ukraine wird es dadurch noch schwerer als ohnehin. Doch auch die Deutschen nehmen Schaden an ihrer Seele. Jeden Tag. Denn während frühere Regierungen die energiepolitische Abhängigkeit von Russland ständig erhöht haben, sagt ihnen die neue Regierung jetzt: Ihr Lieben, bei eurer großen Abhängigkeit einen sofortigen Energieboykott zu verhängen, das haltet ihr ohnehin nicht durch. Ihr seid keine Helden, wir kennen euch. Gut zu wissen, was eine Regierung so denkt über ihr Volk.
Update: 26.03.2022 – Was Putins Rubel-Entscheidung beim Gas bedeutet:
Quelle: Handelsblatt.
Der russische Präsident hat angeordnet, dass der Westen Gas nur noch in Rubel bezahlen darf. Geht er noch einen Schritt weiter, könnte er Deutschland in ein Dilemma treiben. Russland will weiter Gas in den Westen liefern. Doch anstatt mit Dollar oder Euro sollen die EU, die USA und weitere westliche Staaten nun gezwungen werden, ihre Rechnungen in der russischen Währung Rubel zu begleichen. Das hat Präsident Wladimir Putin am Mittwoch angeordnet.
Die Details dafür sollen innerhalb einer Woche ausgearbeitet werden. Die Folgen der Entscheidung sind für den Westen daher noch nicht abschließend zu klären. Auch die Bundesbank wollte das Thema nicht kommentieren. Doch eindeutig ist schon jetzt: Die Auswirkungen der Rubel-Entscheidung dürften sich erst einmal in Grenzen halten, helfen aber Putin. Geht der russische Präsident zudem einen weiteren Schritt, könnte er den Westen in eine erhebliche Zwangslage bringen. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Wie werden Gasrechnungen bislang bezahlt?
Noch läuft es so: Der westliche Gasimporteur bezahlt in Dollar oder Euro seinen russischen Lieferanten. In der Regel handelt es sich dabei um den russischen Staatskonzern Gazprom. Gazprom erhält die Dollar/Euro und muss 80 Prozent von ihnen bei der russischen Zentralbank gegen Rubel eintauschen. Auch das geht auf eine Anordnung von Putin zurück, um den in den vergangenen Wochen stark fallenden Rubel-Kurs zu stützen.
Wie wird es in Zukunft ablaufen?
Statt der Zentralbank übernehmen in der Zukunft russische Geschäftsbanken den Tausch von Dollar/Euro in Rubel. Die westliche Bank des Gasimporteurs, zum Beispiel die Deutsche Bank, müsste dafür ein Konto bei der russischen Geschäftsbank eröffnen. Die russische Bank kauft die Dollar/Euro und schreibt dafür die Rubel auf dem Konto der westlichen Bank bei sich gut. Mit diesen Rubel wird dann etwa Gazprom bezahlt.
Muss der Westen dafür gegen seine eigenen Sanktionen verstoßen?
Nein, erst einmal nicht. Einige russische Geschäftsbanken sind von den Sanktionen ausgenommen, darunter die Gazprom-Bank. Der Umtausch von Euro/Dollar in Rubel ist grundsätzlich also kein Problem. „Um Rubel zu erwerben, muss niemand die Sanktionen gegen die russische Zentralbank brechen“, sagt Commerzbank-Devisenexperte Ulrich Leuchtmann. Zwar ist unklar, ob aktuell genügend Rubel im Markt sind, damit sie zur Bezahlung der Gaslieferungen ausreichen. Die russischen Geschäftsbanken können aber neue Rubel schöpfen, um genügend für die Gasrechnungen zu haben. Das sei aber nicht endlos möglich, erklärt der Züricher Bankenökonom Hans Gersbach: „Dann beginnt sich die Geldmenge, immer weiter auszudehnen, gefährdet mit der Zeit noch stärker den Wert des Rubels und schürt die Inflation.“
Den Westen zum Umgehen von Sanktionen zu zwingen, würde aber eine weitere Maßnahme erfordern. Putin könnte den Banken nun verbieten, neue Rubel zu schöpfen oder Rubel an westliche Banken zu verkaufen. Dann könnte allein die russische Zentralbank das tun. Die westlichen Gasimporteure hätten dann womöglich nur noch die Möglichkeit, sich die benötigten Rubel bei der Zentralbank zu holen, womit sie allerdings gegen die eigenen Sanktionen verstoßen würden. Die Sanktionen müssten dann aufgehoben werden oder der Westen müsste auf russisches Gas verzichten, was gerade in Deutschland erhebliche wirtschaftliche Schäden hervorrufen würde. Ob Putin tatsächlich den eigenen Geschäftsbanken die Rubel-Schöpfung beziehungsweise den Verkauf untersagt, ist fraglich. Er würde so die wenigen nicht-sanktionierten russischen Banken erheblich einschränken, was den Rubel-Kurs zusätzlich belasten würde. Und es wäre generell praktisch kein Außenhandel mehr zwischen dem Westen und Russland möglich.
Was hat Putin dann von seiner Anordnung?
Durch den Plan wird Putin einfacher über die durch das Gas eingenommenen Dollar/Euro verfügen können. Bislang landeten die westlichen Währungen bei der Zentralbank, nachdem Gazprom und Co. sie dort in Rubel eingetauscht haben. Die Zentralbank kann damit aber nicht viel anfangen, weil sie schließlich sanktioniert wird. Das Problem dürfte Putin jetzt gelöst haben: „Stattdessen erhalten die Dollar/Euro die russischen Geschäftsbanken, die die Fremdwährungen direkt zur Stützung des Rubel nutzen können“, sagt der Ökonom Jens Südekum. Sebastian Dullien, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung, ergänzt: „De facto übernimmt der Westen so Devisenmarkt-Interventionen für die russische Zentralbank.“
Und für Zahlungen in Dollar/Euro müssten russische Banken stets Fremdwährungskonten bei ausländischen Banken unterhalten, die dem Zugriff über Sanktionen stärker ausgesetzt seien, erklärt Tindaro Siragusano, Vorstandschef des Vermögensverwalters 7-Orca, der auf Währungsgeschäfte spezialisiert ist. Ferner könnte Putin so möglicherweise höhere Gaspreise durchsetzen. Wenn langfristige Verträge, die noch auf alten, niedrigeren Preisen basieren, nun auf Rubel umgestellt werden müssen, könnten auch die Preise neu verhandelt werden. Der Gaspreis ist bereits nach der Verkündung der Maßnahme durch Putin deutlich gestiegen. Allerdings orientieren sich viele Langfristverträge auch schon jetzt an den hohen Marktpreisen. Auch wenn für Deutschland nicht das Dilemma „Gasboykott oder Rubel-Zahlung“ eintreten sollte, könnte Putin mit seiner Ankündigung schon Schaden anrichten. Ändert Gazprom seine Verträge, könnten langwierige Rechtsstreitigkeiten die Folge sein.
Kann Putin einfach die Währung ändern, in der Gas gezahlt werden muss?
Grundsätzlich nicht, einseitige Vertragsänderungen sind nicht wirksam. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sprach am Mittwoch von „Vertragsbruch“. „Das ist im Prinzip auch richtig“, sagt Außenwirtschaftsrechtler Harald Hohmann. Deutschland könne sein Recht vor Gericht – eventuell einem internationalen Schiedsgericht – einklagen. „Eine Vollstreckung des Anspruchs könnte allerdings schwierig sein, kurzfristig wird das wohl nicht zu einer Lösung führen“, sagt Hohmann. Der österreichische Energiekonzern OMV hat angekündigt, russisches Gas vorerst weiter in Euro zu bezahlen.
Update 17.03.2022 – Bsp.: Dax-Unternehmen:
1. Das 273-Milliarden-Euro-Risiko: Hohe Schulden werden für Konzerne zum Problem.
2. Bert Flossbach: „Es droht ein Offenbarungseid der Notenbanken“.
Quelle: Handelsblatt/Bloomberg – HRI.
Die Dax-Konzerne haben fast doppelt so hohe Nettoschulden wie vor zehn Jahren. Jetzt ziehen die Zinsen an – und fordern
die Unternehmen heraus. Der Krieg in der Ukraine unterbricht Produktions- und Lieferketten, lässt die Energiepreise auf Rekordhöhe steigen und dürfte die Weltwirtschaft erheblich schwächen. In diese neue Krise gehen die großen deutschen Unternehmen hoch verschuldet: Binnen zehn Jahren stiegen die Nettofinanzschulden der Dax-Konzerne nach Handelsblatt-Berechnungen von 140 auf 273 Milliarden Euro.
Solange die Zinsen nahe null standen, war das kein Problem. Doch die Zinswende lässt die Kosten für neue Kredite drastisch steigen. Unternehmensanleihen rentieren nach Bundesbank-Statistiken derzeit durchschnittlich mit 1,88 Prozent. Im vergangenen August waren es noch 0,7 Prozent. „Im Niedrigzinsumfeld haben es sich viele Unternehmen gemütlich gemacht, aus dieser Einstellung müssen sie sich befreien“, sagt Bilanzexperte Kai Lehmann vom Vermögensverwalter Flossbach von Storch. Mit Nettofinanzverbindlichkeiten – also Gesamtschulden abzüglich Cash – von 132 Milliarden Euro ist die Deutsche Telekom am höchsten verschuldet. Das sind knapp zehn Milliarden Euro mehr als vor einem Jahr.
In der wichtigen Relation zwischen Schulden und den jährlichen Gewinnen vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) steht der hochdefizitäre Essenslieferant Delivery Hero am schlechtesten da, gefolgt von Bayer, Fresenius, Siemens Healthineers und der Telekom: Die Unternehmen benötigen rechnerisch mehr als drei volle Jahre, um ihre Nettoschulden zu verdienen.
Schulden in zehn Jahren nahezu verdoppelt:
Fast alle Unternehmen haben in Zeiten sinkender Zinsen ihre Schulden erhöht. Lagen die Nettofinanzschulden – also die Differenz aus Liquidität und allen Verbindlichkeiten – vor zehn Jahren der damals noch 30 Dax-Konzerne bei 140 Milliarden Euro, so sind es inzwischen 256 Milliarden Euro. Hinzu kommen 17 Milliarden Euro bei den zehn neuen Unternehmen im Dax, der im vergangenen Jahr auf 40 Konzerne erweitert wurde. Banken und Versicherungen, die Deutsche Börse und der Immobilienkonzern Vonovia sind nicht eingerechnet, weil ihre bilanziellen Nettofinanzverbindlichkeiten nicht mit denen der übrigen Unternehmen vergleichbar sind.
Bei Siemens etwa stiegen zum 31.12.2021 die industriellen Nettofinanzschulden – also ohne die Finanzsparte – binnen eines Jahres von 8,3 auf 13,3 Milliarden Euro. Insgesamt machen Anleihen und Schuldverschreibungen bei dem Elektronik- und IT-Konzern 43,4 Milliarden Euro aus, die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten nur 2,3 Milliarden Euro. Darin spiegeln sich die günstigeren Finanzierungsmöglichkeiten am freien Kapitalmarkt gegenüber den Banken wider.
Noch profitieren Aktionäre von niedrigen Zinsen:
Trotz der gestiegenen Verschuldung konnte Siemens seine Zinslast im abgelaufenen Geschäftsjahr um über 100 Millionen auf 704 Millionen Euro senken. Wenn der Elektronik- und IT-Konzern neue Anleihen oder Schuldverschreibungen herausgibt, werden dafür meist nur Zinsen zwischen null und einem Prozent fällig. Die abgelösten alten Schuldtitel rentieren mit deutlich höheren Zinssätzen. Noch wirken sich also die in den vergangenen Jahren gesunkenen Zinsen positiv auf die Gesamt-Zinslast aus.
Davon profitieren die Aktionäre. Angesichts eines von 4,2 auf 6,7 Milliarden Euro gestiegenen Nachsteuergewinns erhöhte Siemens seine Dividendenausschüttung auf der diesjährigen Hauptversammlung am 10. Februar um 381 Millionen Euro auf 3,2 Milliarden Euro. Zugleich ersetzte der Konzern ein auslaufendes Aktienrückkaufprogramm durch ein neues: Für bis zu drei Milliarden Euro erwirbt Siemens in den kommenden fünf Jahren eigene Anteilsscheine an der Börse und zieht diese überwiegend ein. Dadurch verknappt sich das Aktienangebot, zugleich steigen die künftigen Gewinne und Dividenden je Aktie – was den Kurs üblicherweise treibt.
Höhere Schulden und trotzdem geringere Zinslasten – das funktionierte lange Zeit sehr gut. Seit der Finanzkrise 2008 hat sich der durchschnittliche Zinssatz für Unternehmensanleihen von fünfeinhalb auf rund ein Prozent verringert. Doch dieser Vorteil und die sich daraus ergebenden Anlegergeschenke sind ein Auslaufmodell.
Seit Monaten steigen die Zinsen für Unternehmensanleihen. Der Trend beschleunigte sich zuletzt rasant: Im Februar erhöhte sich nach Statistiken der Deutschen Bundesbank die Umlaufrendite von Unternehmensanleihen von 1,33 auf 1,88 Prozent. Unternehmen müssen also immer mehr zahlen, wenn sie neue Anleihen begeben wollen. Steigende Zinsen bedrohen künftige Dividenden
Setzt sich der Trend fort, was aufgrund der hohen Inflationszahlen in den Industrieländern und der daraufhin eingeleiteten Zinswende der Notenbanken naheliegt, dann wird auch für deutsche Unternehmen der Zeitpunkt kommen, an dem sie für neue Anleihen höhere Zinsen zahlen müssen als für auslaufende Papiere.
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine verschärft die Situation insofern, als er nicht nur den Welthandel schwächt und damit auch die Erträge der vielen exportstarken Unternehmen. Der Energiepreisschock „hat das Potenzial, das Wachstum zu verringern und die Inflation anzuheizen“, urteilt Ökonomin Stefanie Kennedy vom Schweizer Bankhaus Julius Bär. Dafür sorgen auch viele andere Rohstoffe und Vorprodukte, die infolge von Sanktionen und Lieferengpässen immer teurer werden. Deshalb dürften die Notenbanken an ihrer eingeleiteten Zinswende selbst dann festhalten, wenn sich die Weltwirtschaft aufgrund des geopolitischen und militärischen Konflikts abschwächt. „Das Auslaufen des Programms der EZB zum Ankauf von Unternehmensanleihen bedeutet einen unmittelbaren Anstieg der Kapitalkosten für europäische Unternehmen“, warnt der Marktstratege des französischen Vermögensverwalters Ostrum, Axel Botte.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte auf ihrer letzten Sitzung angekündigt, den Aufkauf von Firmenanleihen schneller als ursprünglich vorgesehen zu beenden. Damit fehlt künftig der größte Käufer an den Finanzmärkten, was es für die Unternehmen schwieriger und damit teurer macht, Abnehmer für ihre Kredite zu finden. Vorausschauend heißt es bereits im Jahresbericht von Siemens: „Änderungen der Wechselkurse und der Zinssätze beeinflussen sowohl das operative Geschäft als auch die Investitions- und Finanzierungsaktivitäten des Unternehmens.“ Experten sind sich sicher, dass sich die Unternehmen angesichts der strafferen Geldpolitik neu sortieren müssen. „Dann könnte die Ausschüttungspolitik zugunsten einer Entschuldung verändert werden“, prognostiziert Commerzbank-Analyst Markus Wallner mit Blick auf die künftigen Dividenden der Unternehmen.
Flossbach-Bilanzexperte Lehmann schlussfolgert: „Fest steht, wenn die Zinsen steigen, die operative Ertragskraft aber nicht, bleibt unterm Strich weniger für die Aktionäre.“
Bei Bayer ist die Last am größten.
Je leichter die Unternehmen an billiges Geld gekommen sind, desto geringer wurde ihre Spardisziplin und desto größer ihre Lust, Risiken einzugehen. Ein gefährlicher Kreislauf. Bei Fresenius etwa sind die Nettofinanzschulden zum Jahresende auf 24,4 Milliarden Euro gestiegen. Das waren 315 Millionen Euro mehr als im Jahr davor, und es entspricht dem 3,57-fachen Jahresgewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda). Die hohen Schulden resultieren bei dem Gesundheitskonzern aus vielen teuren und lange zurückliegenden Übernahmen: 2016 hatte Fresenius für 5,8 Milliarden Euro den spanischen Klinikbetreiber Quironsalud gekauft, zuvor die Rhön-Kliniken und den Generikahersteller APP Pharmaceuticals und davor den Dialysespezialisten Renal Care – und die Liste ist noch viel länger. Die Verbindlichkeiten werden dann zu einer großen Last, wenn weitere Probleme und Risiken für das Betriebsergebnis hinzukommen, wie bei Fresenius etwa Kostensteigerungen, Lieferengpässe und sinkende Erträge aufgrund aufgeschobener OP-Termine in den Krankenhäusern infolge der Coronapandemie. Am größten ist die Last bei Bayer. Dem Pharmakonzern war der Saatguthersteller Monsanto 50 Milliarden Euro wert. Mit früheren Zinssätzen von vier oder sechs Prozent wäre solch ein Deal ganz sicher nicht zu stemmen gewesen. Bayer drückten zum Geschäftsjahresende Nettofinanzschulden von 33 Milliarden Euro. Das entspricht dem 4,65-fachen Jahresgewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen. Kein anderer Dax-Konzerne hat solch eine hohe Verschuldungsquote. Binnen zwölf Monaten erhöhte Bayer seine Nettofinanzlast um weitere 3,4 Milliarden Euro.
Lesen sie auch: Der Dax hat noch viel Abwärtspotenzial – Drei Szenarien für den weiteren Verlauf
Acht Unternehmen haben mehr Bares als Schulden:
Solche Sorgen brauchen sich Mitarbeiter und Anteilseigner bei den Dax-Neulingen HelloFresh, Siemens Energy und Zalando, dem Flugzeugbauer Airbus, dem Triebwerkshersteller MTU sowie Mercedes-Benz und Volkswagen nicht zu machen. Sie alle haben mehr liquide Mittel als Schulden und deshalb eine negative Nettofinanzverschuldung. Diese ist mit jeweils gut 20 Milliarden Euro bei den Autobauern am höchsten, zumindest wenn man ihre jeweiligen Finanzsparten ausklammert. Die beste Relation aus Firmengewinn und Barmitteln erreicht Beiersdorf: Der familiengeführte Kosmetikkonzern mit Marken wie Nivea, Eucerin und Labello hatte zum Jahresende Nettofinanzschulden von minus 4,9 Milliarden Euro.
Das bedeutet: Auch Beiersdorf hat mehr Barreserven als Schulden. Gemessen an dem 2021 eingefahrenen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro ist das Guthaben sogar rund viermal so hoch. So viel Vorsorge und Risikobewusstsein sind einmalig im Dax.
Lesen ergänzend den folgenden Artikel: Sparen – Kurse – Finanzieren … und Sonntag-Winter-Intermezzo am 13. März 2022.
2. Bert Flossbach: „Es droht ein Offenbarungseid der Notenbanken“.
Der Fondsmanager glaubt nicht, dass die Zentralbanken den Kampf gegen die Inflation gewinnen. Ökonomen befürchten, dass die Notenbanken die Inflation nicht in den Griff bekommen. Nach Meinung von Bert Flossbach, müssten für eine wirksame Bekämpfung der Teuerung die Zinsen so gewaltig steigen, dass sie die Konjunktur abwürgen und die Finanzmärkte in schwere Turbulenzen stürzen würden. Im Handelsblatt-Interview warnt Flossbach vor einem „Offenbarungseid“ der Notenbanken. Der Fondsmanager erwartet, dass die Zinsen trotz einer strikteren Geldpolitik nach Abzug der Inflationsrate negativ bleiben werden. In einem solchen Szenario rät er zu zwei Anlagen: Aktien und Gold.
Doch auch diese Empfehlung, ist zu kurz gesprungen, da die Schulden für alle bleiben, nur nicht für die Staaten. Das Mittel der Staaten heißt modern Schuldenschnitt und traditionell Währungsreform. Rußland, wir es uns ALLEN zeigen, wie das geht. Somit ist Wladimir Putin klug, weil er kluge Berater hat.
Russland droht der Staatsbankrott: Gefahr, dass Zahlungen an Investoren nicht durchgehen.
Die Sanktionen westlicher Länder gegen Russland wegen des Ukraine-Kriegs hinterlassen ihre Spuren. Es droht der erste Zahlungsausfall des Landes seit 1998, auf Schulden in Fremdwährung sogar der erste seit der Russischen Revolution 1917.
Der Angriffskrieg in der Ukraine und die folgenden Sanktionen westlicher Länder haben massive wirtschaftliche Folgen für Russland. Dem Land droht nun der Staatsbankrott. Finanzmarktexperten schauen in diesem Zusammenhang gespannt darauf, was mit zwei Dollar-Bonds des Schuldners Russland passiert. Auf diese wurden am Mittwoch Zinszahlungen in Höhe von 117 Millionen Dollar an Investoren fällig. Die Zahlungsanweisung sei an die US-Bank, die solche Transaktionen im Allgemeinen übernehme, gesendet worden, zitierte die Nachrichtenagentur Ria Novosti den russischen Finanzminister Anton Siluanov am Mittwoch. Es bestehe aber die Gefahr, dass die Zahlungen nicht durchgehen würden. Es hänge nicht von Russland ab, ob sie erfolgen könnten. Damit spielte Siluanov auf die westlichen Sanktionen an, mit denen das Land nach dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine vom Finanzsystem abgeschnitten wurde. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg soll es sich bei der entsprechenden Bank um die Citibank handeln. Das russische Finanzministerium habe mitgeteilt, dass es sich später dazu äußern werde, ob die Transaktion erfolgreich gewesen sei oder nicht.
Vor einer Welle von Zahlungsausfällen?
Würde Russland die Zinszahlung nicht leisten, könnte dies der Beginn sein einer Welle von Zahlungsausfällen (Defaults) russischer Schuldner, die Gelder in ausländischen Währungen aufgenommen haben. Neben dem russischen Staat zählen dazu Unternehmen wie Gazprom, Lukoil oder Sberbank. Die Nachrichtenagentur Bloomberg beziffert das gefährdete Volumen solcher Anleihen mit 150 Milliarden Dollar. Die Entwicklung wäre umso dramatischer, als Russland bis vor kurzem noch ein Schuldner mit Ratings im Bereich der Investitionsklasse (Investment-Grade) war – und nun tief gefallen ist. Am Montag hatte das russische Finanzministerium mitgeteilt, die Schulden des Landes auch bei «unfreundlichen Staaten» bezahlen zu wollen – allerdings machte es keine Angaben zur Währung. Folglich ist es denkbar, dass Russland die Zahlungen in der heimischen Währung Rubel leisten will. Damit reagiere Russland auf die Sanktionen westlicher Länder, hatte Finanzminister Siluanov am Montag gesagt. Die Sanktionen drängten Russland in einen «künstlichen Zahlungsausfall». Das Land hat derzeit Anleihen in Fremdwährung im Volumen von 38,5 Milliarden Dollar ausstehen.
Zahlungsversprechen ist in Dollar.
Eine Zahlung in Rubel auf Dollar-Verbindlichkeiten ist ein Zahlungsausfall, unabhängig vom gewählten Wechselkurs, sagt dazu Moritz Krämer, Chefökonom und Leiter Research bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Das vertraglich zugesicherte Zahlungsversprechen sei schließlich in Dollar gewesen, und das werde nicht eingehalten. Eine Zahlung in Rubel entspricht einer Vertragsverletzung für Anleihen, die in anderen Währungen begeben wurden, teilt auch das Chief Investment Office der Großbank UBS auf Anfrage mit. Der Rubel habe bereits seine Fungibilität eingebüßt, und Investoren und Banken mieden das Risiko, offene Positionen in Rubeln zu führen. Auf gut Deutsch bedeutet das, dass Rubel-Bestände auf absehbare Zeit unbrauchbar sein dürften, heisst es weiter. Kommt Russland am Mittwoch seinen Verpflichtungen nicht nach, folgt eine 30-tägige Frist, in welcher der Staat die Möglichkeit hat, die Zahlungen in Dollar zu leisten. Erfolgt dies nicht, gilt die Entwicklung als Zahlungsausfall. Es wäre der erste von Russland seit 1998 und der erste mit Schulden in Fremdwährung seit der Russischen Revolution 1917.
Für Rußland ist ein „Staatsbankrott” ggf. ein Segen, da die „Bewohner der Nato-Staaten” geschädigt werden“!
Hier wurde die Zukunft gehandelt: Die Börse in der Reichshauptstadt Berlin (Holzstich, koloriert, nach einer Zeichnung von Edward Cucuel, um 1900). Seit 1871 waren die deutschen Länder ein Staat – mit einem Kaiser, einem Reichstag – und einer Währung, der Mark – Foto: akg-images/picture-alliance.
Update 5.12.2021 – die Geschichte der Mark.
Währungsgeschichte: Gold, Krieg und Frieden – SZ vom 3.12.:
Vor 150 Jahren führte das Deutsche Reich die Mark als Einheitswährung ein. Sie ermöglichte es Deutschland, an der ersten großen Welle der Globalisierung teilzunehmen – bevor sie dann gleich zweimal zerstört wurde. Die neue Währung der Deutschen war eine Frucht des Krieges. Nach dem Sieg Preußens und seiner Verbündeten im Deutsch-Französischen Krieg hatte sich das geschlagene Frankreich am 10. Mai 1871 im Frieden von Frankfurt verpflichten müssen, Reparationen von fünf Milliarden Goldfrancs an das neu gegründete Deutsche Reich zu zahlen. Das entsprach 1450 Tonnen Feingold. Ein gutes halbes Jahr später, am 4. Dezember 1871, verabschiedete der Reichstag in Berlin ein neues Münzgesetz. Damit wurde die Mark zur nationalen Einheitswährung erhoben. Und die sollte durch Gold gedeckt sein, was erst dank der französischen Reparationen überhaupt möglich wurde. Das Gesetz trat im Juli 1873 in Kraft. Von da an zahlten die Deutschen 128 Jahre lang mit Geld, das „Mark“ hieß: im Kaiserreich, in der Weimarer Republik, in der Nazidiktatur, in der Bundesrepublik, in der DDR und auch noch im vereinten Deutschland. Die Karriere der Währung endete erst am 1. Januar 2002, als in Deutschland und anderen europäischen Staaten das Euro-Bargeld eingeführt wurde.
Vor 1871 hatte in den deutschen Staaten ein Gewirr unterschiedlicher Währungen geherrscht. Daran erinnern heute noch viele Redewendungen: Im „Dukatenesel“ etwa steckt der Dukat, eine Goldmünze, die in Oberitalien, der Schweiz und einigen deutschen Territorien geprägt wurde. „Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert“ – die Lebensweisheit ist eine Referenz an den Taler, eine im böhmischen Joachimsthal (heute in Tschechien) geschlagenen Silbermünze. Auch der Dollar leitet übrigens seinen Namen vom Taler ab. Das Trinklied „Ein Heller und ein Batzen, die waren beide mein…“ erinnert an das Geld, mit dem zum Beispiel in Bayern gezahlt wurde: Die höchste Einheit war der Gulden, aufgeteilt in 60 Kreuzer oder 240 Pfennige, wobei vier Kreuzer ein Batzen und ein Pfennig zwei Heller waren. In Norddeutschland galten Taler-Währungen, die in Groschen und Pfennige gestückelt wurden. Zusätzlich waren noch ausländische Münzen im Umlauf: französische Napoleons, britische Sovereigns, russische Imperials und andere – alles ziemlich ineffizient in einer zunehmend verflochtenen Wirtschaft.
Gute Gründe also für eine neue, einheitliche Währung. Dass diese den Namen „Mark“ bekam, hatte eine gewisse Folgerichtigkeit. Die Mark war ein uraltes Gewichtsmaß, vermutlich germanischen Ursprungs. Viele norddeutsche Städte und Territorien nannten ihr Geld „Mark“. Es gab die Lübische Mark und die Courantmark. Die Kölner Mark hatte in ganz Deutschland lange als Maßeinheit gegolten. Die neue Mark wurde in 100 Pfennige aufgeteilt. Sie war damit nach dem Dollar und dem französischen Franc die dritte große Währung der Welt, für die das Dezimalsystem galt.
Die Goldfunde 1848 in Kalifornien und in Australien veränderten das große Spiel um Geld und Macht.
Nicht selbstverständlich war es, dass die Mark durch Gold gedeckt werden sollte. Die international meisten Währungen, darunter die der deutschen Staaten, leiteten ihren Wert bis dahin aus Silber ab. In Frankreich waren Gold und Silber gleichberechtigt, es galt der sogenannte Bimetall-Standard. Nur England besaß bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts eine Goldwährung. Dass sich dieser Goldstandard schließlich durchsetzte, war umfangreichen Goldfunden 1848 in Kalifornien und in Australien geschuldet. Erst nach diesem Goldrausch stand überhaupt ausreichend Währungsgold zur Verfügung. Im Deutschen Reich wurde die erste Reichsgoldmünze im Wert von 20 Mark 1871 geprägt. Wenig später gingen auch die skandinavischen Länder und die USA zum Goldstandard über.
Im Deutschen Reich begann eine Zeit großer Veränderungen, aber auch schwerer Krisen. Die Wirtschaftsbedingungen Europas wurden „eigenartig und unstet“, wie der Ökonom John Maynard Keynes in der Rückschau schrieb. Deutschland wandelte sich in kurzer Zeit von einem Agrar- zu einem Industrieland. Seine Bevölkerung wuchs von 40 Millionen (1870) auf 68 Millionen (1914). Mit den Worten von Keynes: „Die deutsche Maschine glich einem Kreisel, der sich immer schneller und schneller drehen muss, um sein Gleichgewicht zu erhalten.“
Zunächst lösten die Einigung Deutschlands und das neue Geld bei vielen irrationalen Überschwang aus. Die spekulative Blase platzte im Oktober 1873, kaum dass die Mark offiziell eingeführt worden war. An der Berliner Börse kam es zum Gründerkrach, dem die Gründerkrise mit unzähligen Pleiten folgte. Nun zeigte sich, dass der neuen Mark etwas Wesentliches fehlte: eine Zentralbank, die als „Hüterin der Währung“ (der Begriff tauchte jetzt erstmals auf) handeln konnte. Wie der Historiker Harold James schreibt, floss nach 1874 Gold im Wert von 900 bis 950 Millionen Mark ins Ausland ab; das entsprach mehr als dem Gesamtwert aller bis 1873 ausgegebenen Goldmünzen des Reiches. Und es gab niemanden, der das verhindern konnte.
Zwar hatte Preußen eine Art Zentralbank, die Preußische Bank, aber die war der neuen Aufgabe nicht gewachsen. Sie hatte sogar mit der Ausgabe ungedeckter Banknoten die Spekulation angeheizt, wofür der liberale Reichstagsabgeordnete Ludwig Bamberger den schönen Begriff „Sündenblüte“ prägte. Es war Bambergers Verdienst, mit einer flammenden Rede vor dem Reichstag die Widerstände, vorwiegend aus dem konservativen Preußen, gegen eine echte Zentralbank überwunden zu haben. Am 1. Januar 1876 nahm die Deutsche Reichsbank in Berlin ihre Arbeit auf. Die Liberalen im Reichstag und die liberal regierten süddeutschen Staaten Baden, Württemberg und Hessen hatten sich durchgesetzt. Die neue Reichsbank war nach dem Vorbild der Bank von England modelliert: Sie hatte private Aktionäre und sollte „regelgebunden“ arbeiten, also nicht Anweisungen der Regierung befolgen.
Anfang des 20. Jahrhunderts begann sich die Mark „vom Gold zu emanzipieren“ und sich hin zu einer Papierwährung zu entwickeln
Auch nach dem Ende der Gründerkrise blieben die Zeiten schwierig. Historiker nennen die Jahre von 1873 bis 1890 die „Große Deflation“, wozu der Goldstandard wesentlich beitrug. Weil Silber aus dem Geldkreislauf verschwand und das Angebot an Gold nicht unbegrenzt wachsen konnte, stagnierten oder sanken die Preise. Gold machte die erste große Welle der Globalisierung möglich, aber die Not breiter Schichten, primär die der rasch wachsenden Arbeiterklasse, nahm zu. Die Große Deflation endete erst um das Jahr 1890, als neue große Goldlagerstätten in Alaska und Afrika entdeckt worden waren. Trotzdem kam es immer wieder zu spekulativen Geldabflüssen. Angesichts dessen erklärte die Reichsbank 1910 auch Banknoten zum gesetzlichen Zahlungsmittel. Die Mark begann, „sich vom Gold zu emanzipieren“ (Harold James) und sich zu einer Papierwährung hin zu entwickeln. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs am 1. August 1914 endete der Goldstandard faktisch und es begann der Niedergang der Mark. Die Reichsregierung finanzierte den Krieg zunehmend mit gedrucktem Geld – in der expliziten Erwartung, nach einem „Siegfrieden“ das Problem mit Reparationen der Verlierer lösen zu können – wie 1871. Tatsächlich musste Deutschland nach der Niederlage selbst horrende Reparationen leisten. Die Regierung versuchte, die Probleme mit immer mehr gedrucktem Geld zu lösen, was zur Hyperinflation des Jahres 1923 führte. Auf deren Höhepunkt kostete ein Dollar 4,2 Billionen Mark.
Im Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg wurde die Mark ein zweites Mal zerstört. Erst die Deutsche Mark, von amerikanischen Experten entworfen und 1948 in Westdeutschland eingeführt, hatte Bestand. Nach den Erfahrungen der Geschichte gehörte in der sozialen Marktwirtschaft, verkörpert durch Ludwig Erhard, Preisstabilität zur Staatsräson. Anfangs gab es auch noch Erinnerungen an den Goldstandard. Die D-Mark war zu einem festen Kurs an den Dollar gebunden, zum Ausgleich sagten die USA zu, Dollar jederzeit in Gold zu tauschen. Zwar nahmen sie diese Zusage 1971 zurück, bis dahin jedoch hatten die Deutschen einen gewaltigen Goldschatz gehortet, den es noch heute gibt und der in Tresoren in Frankfurt (Main), New York und London liegt.
Auch Silber spielte noch kurz eine Rolle: Die ersten Fünf-Mark-Stücke der Bundesrepublik bestanden zu einem Teil aus Silber. Die Praxis endete 1974 mit der großen Silberspekulation der texanischen Brüder Nelson und Herbert Hunt. Diese trieben den Preis so weit in die Höhe, dass Münzen aus dem Geldumlauf verschwanden, um in Silberbarren eingeschmolzen zu werden. Danach bestanden die Fünfer aus einer Kupfer-Nickel-Legierung mit einem Reinnickelkern, damit die Automaten sie besser erkennen konnten – alles lesen in der SZ.
Update 17.10.2021:
Von FDP und Grünen hängt ab, welche Richtung die nächste Regierung einschlägt.
- Als die FDP vor acht Jahren einen Erneuerungsprozess einläutete, ging es ums Überleben. Heute, kurz vor einer Regierungsbeteiligung stehend, muss sie sich abermals neu erfinden.
- Helfen kann dabei eine Rückbesinnung auf liberale Wurzeln. Auf die eine oder andere Weise wird sich die FDP aber auch Themen zuwenden müssen, um die sie sich bisher wenig gekümmert hat: Soziales und Ökologie.
- Der Politikprofessor Hans Vorländer erklärt die Stärke der FDP und wieso der Blick in die Vergangenheit bei einer Ampelkoalition helfen kann.
- Im Interview spricht FDP-Chef Christian Lindner über die Aufgaben seiner Partei, die Bedeutung eines liberalen Rechtsstaats und über Freiheit als die günstigste Form von Wirtschaftsförderung.
Die Neuerfindung der FDP begann mit einem Anruf vor ziemlich genau acht Jahren. Karl-Heinz Paqué, zu diesem Zeitpunkt ehemaliger Fraktionsvorsitzender der FDP-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt, spazierte mit seinem Hund im Wald, als sein Handy klingelte.
Christian Lindner rief an, damals Landesvorsitzender der FDP in NRW. Nur wenige Wochen vorher war die Partei aus dem Bundestag geflogen und lag darnieder. Er stelle ein Team zusammen, sagte Lindner, um für den Bundesvorsitz zu kandidieren. Ob Paqué nicht dabei sein wolle? „Ich habe keine Sekunde gezögert“, erinnert sich Paqué, der heute die liberale Naumann-Stiftung leitet, wenn man so will, den Thinktank der Partei. Nicht nur Paqués Telefon klingelte in diesen Herbsttagen 2013. Auch Wolfgang Kubicki, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Johannes Vogel, Michael Theurer und Volker Wissing etwa sollten mit ins Team. Es formierte sich eine FDP-Führung, deren Schnittmengen mit jener Parteispitze, die unter fünf Prozent gelandet war, überschaubar groß war.
Acht Jahre später nun hat sich die FDP nicht nur personell neu gefunden, sie steht auch kurz vor einer Regierungsbeteiligung. Und dafür muss sie sich nun auch, zumindest teilweise, inhaltlich neu erfinden; sich für soziale und ökologische Themen von SPD und Grünen erwärmen, die in ihrem Programm bislang nur eine Nebenrolle spielten. So klingt es zumindest, wenn man die Aufgabe pessimistisch definieren möchte. Sieht man es aber optimistisch, dann klingt es so: Sie muss die Idee der Freiheit hochhalten und sie dafür zunächst wieder auf ein breiteres Fundament stellen. Und es wirkt in diesen Tagen, als sei die Parteispitze um Christian Lindner fest entschlossen, sich diese optimistische Sicht zu eigen zu machen.
Die Idee der Freiheit
2.
3.
4.
5.
Es ist gerade ein paar Wochen her, Deutschland befand sich noch im Wahlkampf, da titulierte der FDP-Chef die Grünen am liebsten als „Verbotspartei“, mit der kein Staat zu machen sei. Hier die Liberalen, die für Wirtschaft, Wohlstand und Technik stehen, da die Grünen, die technologiefeindlichen und fortschrittsungläubigen Träumer, die den Industriestandort gefährden.
Der neue Lindner klingt so: „Wir spüren, dass allein die Art und Weise, wie wir miteinander sprechen und wir uns um Lösungen in einer sehr vertrauensvollen Atmosphäre bemühen, vielen Menschen Anlass zur Hoffnung und Motivation ist.“ Lindner und sein Generalsekretär Volker Wissing achten auf die Bildsprache und inszenieren ihr Machtbewusstsein. Ein gemeinsames Selfie mit den Grünen-Vorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck versprühte gemeinschaftliche Aufbruchstimmung. Zu den ersten Sondierungsgesprächen am Berliner Messezentrum kamen die vier am Montagmorgen wie eine Popgruppe. In den sozialen Netzwerken wurden sie gar mit den Freiheitskämpfern aus der Filmtrilogie Matrix verglichen.
Der Grandseigneur der Partei, Hermann Otto Solms, sagt: „Unser Ansinnen ist nicht, unter der SPD in die Regierung einzutreten, sondern wir wollen mit den aufgeschlossenen Grünen den Grundtenor der Politik bestimmen.“ Die SPD könne den Kanzler stellen, FDP und Grüne seien aber diejenigen, die für den Fortschritt stünden. Doch schöne Bilder und Statements reichen nicht. Der rhetorischen Erneuerung muss auch eine inhaltliche folgen. Dem Parteivorsitzenden winkt in der kommenden Regierung tatsächlich eine historische Chance – unabhängig davon, ob es nun eine Ampel, Jamaika oder was auch immer unter FDP-Beteiligung wird: Es geht um die Neuausrichtung des Liberalismus – mehr lesen im Handelsblatt.
Update 03.10.2021:
Unterschätzte Inflation: Warum die Preise immer stärker steigen – Quelle Handelsblatt.
Die EZB hält die vier Prozent Inflation in Deutschland für erwartbar. Doch einflussreiche Ökonomen warnen: Vier globale Trends deuten an, dass die Geldentwertung schneller weitergeht.
- Über vier Prozent Inflation in Deutschland – alles erwartbar, wiegelt die Europäische Zentralbank ab. Doch einflussreiche Ökonomen warnen: Vier globale Trends machen ein Szenario wahrscheinlich, in dem die Preise deutlich schneller steigen als bisher.
- Barclays-Chef-Volkswirt Christian Keller befürchtet im Interview, dass Märkte und Notenbanken den Preisauftrieb unterschätzen. Zugleich warnt er aber davor, sich Schreckensszenarien auszumalen.
- Wer begehrte Produkte hat, setzt in Inflationszeiten höhere Preise durch. Das sorgt für Zuwachs bei Kurs und Dividende. Zehn Aktien aus Europa und den USA, denen steigende Preise nichts anhaben dürften.
- Neben Aktien können Immobilien, Kryptowährungen, Gold und andere Rohstoffe sowie inflationsindexierte Anleihen vor steigenden Preisen schützen. Das Handelsblatt hat analysiert, was bei den vier verschiedenen Anlageklassen zu beachten ist.
Im Juli 3,8 Prozent. Im August 3,9 Prozent. Und jetzt im September 4,1 Prozent. Stetig wie ein Uhrwerk steigt die Inflationsrate in Deutschland Monat für Monat. Die 4,1 markiert den höchsten Stand seit dem Wiedervereinigungsboom im Jahr 1992. Und es wird in diesem Jahr noch weiter Richtung fünf Prozent gehen. Davon jedenfalls ist Bundesbank-Präsident Jens Weidmann überzeugt. Jene Menschen, die von Berufs wegen die Preisstabilität zu sichern haben, reagieren zunehmend dünnhäutig – allerdings weniger, was die Inflationsdaten angeht, sondern vor allem die Debatte darüber. 13. September 2021, die Unternehmergespräche in Baden-Baden: Ein elitäreres Forum kann man sich in Deutschland kaum suchen. Was Isabel Schnabel dort zwischen den weißen Holzvertäfelungen und neobarocken Wandspiegeln des Palais Biron vortrug, war eine Generalabrechnung mit den deutschen Medien. Es gebe einen „neuen Schub von Kritik an der Geldpolitik“, sogenannte „Experten bedienen dort die Ängste der Menschen, ohne die Ursachen der Preisentwicklungen zu erklären“. Seit Anfang vergangenen Jahres ist die Ökonomin Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB). Und sie ist inzwischen gegenüber der deutschen Öffentlichkeit so etwas wie die Botschafterin der mächtigsten wirtschaftspolitischen Institution Europas. Schnabel wetterte weiter: „Da wird von ‚Weimarer Verhältnissen‘ gesprochen.
Es werden Parallelen zu den 1970er-Jahren gezogen, in denen die Inflation in Deutschland auf knapp acht Prozent stieg. Und es wird vor dem ‚Mega-GAU‘ gewarnt, wenn die Zinsen weiterhin niedrig bleiben.“ Nach Schnabels Auffassung ist die Inflation, wenn man die Verzerrungen durch die Coronapandemie herausrechnet, eher noch zu niedrig. Noch wütender als Schnabels Rede allerdings waren in Deutschland die Reaktionen auf den von der EZB veröffentlichten Redetext. „Geht die gute Frau selbst einkaufen oder tanken?“, hieß es auf Twitter. Als „Totengräber des Mittelstands“ musste sie sich beschimpfen lassen. Den Deutschen wird ein quasi-religiöses Verhältnis zur Preisstabilität nachgesagt, ganz so, als spukten die beiden großen Geldentwertungen von 1923 und 1948 noch Generationen später durchs kollektive Bewusstsein der Republik.
Die Reaktion auf die steigenden Inflationszahlen fällt hier heftiger als in anderen Euro-Staaten oder in den USA. Was an dieser Reaktion ist irrationale German Angst, was begründete Sorge? Werden die Preise weiter im Tempo der vergangenen Monate steigen, oder handelt es sich tatsächlich nur um eine kurze Nachwehe der Pandemie? Und welche ökonomischen Risiken drohen Deutschland und der Welt, sollten die Inflationswarner recht behalten? Fakt ist: Die Inflationsraten steigen nicht nur in Deutschland und Europa – sie steigen vor allem auch in den USA, wo die Preissteigerungsrate bereits über fünf Prozent liegt. Die Ursachen dort sind schnell geklärt: US-Präsident Joe Biden hat gigantische staatliche Rettungs- und Investitionspakete aufgelegt, die Wirtschaft ist weitgehend ausgelastet, die Konjunktur droht zu überhitzen. Das Ganze paart sich mit einer nach wie vor ultralockeren Geldpolitik. Erst im kommenden Jahr will die US-Notenbank Federal Reserve („Fed“) ihre Anleiheankäufe zurückfahren.
Selbst ein überzeugter Keynesianer wie der US-Ökonom und ehemalige Finanzminister Lawrence Summers zählt inzwischen zu den Warnern. „Die Inflationsrisiken werden unterschätzt – in den USA und global“, sagte er dem Handelsblatt. Der Harvard-Professor zieht Parallelen zur Lage Ende der 1960er-Jahre, als sich Inflationserwartungen sukzessive aufbauten: „Auch damals konzentrierten sich die Notenbanker nicht mehr nur auf die Geldwertstabilität, sondern beschäftigten sich auch mit sozialen Problemen. Es ging den Notenbankern nicht mehr nur darum, einer Inflation zuvorzukommen, sondern auch darum, sich an Inflation zu gewöhnen.“
Auch Gabriel Felbermayr, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft, erwartet, dass „die Zeiten der ganz niedrigen Inflation vorbei sind“: „Um die Erwartungen zu stabilisieren, ist es jetzt sicher sinnvoll, dass Gegensteuern handwerklich und kommunikativ vorzubereiten.“ Der US-Amerikaner Summers und der Österreicher Felbermayr sind unverdächtig, unter irgendwelchen spezifisch deutschen Inflationstraumata zu leiden. Sie blicken nüchtern auf die wirtschaftspolitischen Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte und haben erkannt: Es gibt derzeit tatsächlich Anlass zur Sorge vor langfristigen Inflationstreibern – über alle pandemiebedingten Sondereffekte hinaus:
- Da ist der Trend zur De-Globalisierung, der die preisdämpfenden Effekte der internationalen Arbeitsteilung verringert.
- Da sind die gigantischen Kosten der Dekarbonisierung, die über die kommenden Jahre und Jahrzehnte in die Volkswirtschaft eingepreist werden.
- Da ist der demografische Wandel in fast allen Industrieländern und der damit einhergehende Arbeitskräftemangel, der die Löhne nach oben treibt.
- Und da ist die sprunghaft angestiegene Staatsverschuldung. Die Befürchtung: Die EZB wäre auch bei weiter steigender Inflation nicht in der Lage, die Zinsen hinreichend deutlich zu erhöhen, weil dann die Schuldenlast von Euro-Staaten wie Italien unfinanzierbar würde. Eine höhere Preissteigerungsrate könnte für diese Staaten sogar ein willkommenes Vehikel sein, um einen Teil ihrer Schulden wegzuinflationieren.
Das Ergebnis wären dauerhaft deutlich steigende Preise. Und, sofern die Zinsen nicht im Gleichschritt mitsteigen, eine schleichende Teilenteignung all jener Anleger, die einen Teil ihrer Ersparnisse in festverzinsliche Wertpapiere investiert haben. Dazu zählt fast jeder Bundesbürger – auch wenn es viele gar nicht wissen. Denn Kapitallebensversicherungen, mit über 80 Millionen Policen beliebteste Anlageform in Deutschland, müssen aufgrund von Regulierungsvorgaben einen erheblichen Teil ihres Kapitals in Staatsanleihen stecken. Angesichts der gewachsenen Inflationsrisiken sollte jeder Anleger überprüfen, wie resistent sein Portfolio gegenüber steigenden Preisen und womöglich auch Zinsen aufgestellt ist. Zumal Inflationsszenarien für Anleger nicht nur Risiken, sondern durchaus auch Chancen bieten können.
Nicht nur für Anleger, vor allem auch für Notenbanker wäre es geradezu fahrlässig, ein langfristiges Szenario hoher Inflationsraten von vornherein auszuschließen. Alle jene, die glauben, mit dem Abflauen der Sondereffekte käme auch das Ende der derzeitigen Inflationsraten, geraten zunehmend in Erklärungsnot. Bert Rürup, Präsident des Handelsblatt Research Institute (HRI), kritisiert: „Die ungemein niedrige Inflationsrate 2020, rasant gestiegene Rohölpreise, die neue CO₂-Abgabe, Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz, steigende Importpreise, gestörte Lieferketten – die Liste der aufgezählten Einmal- und Basiseffekte zur Begründung der in diesem Jahr in Deutschland in die Höhe geschnellten Inflationsrate wird immer länger, und sie kommt der Führung der EZB zupass“. Die Berufung auf Einmaleffekte hilft der Zentralbank laut Rürup dabei, an der derzeitigen expansiven Geldpolitik festzuhalten: „Im Kern geht es darum, über massive Wertpapierkäufe namentlich die Zinsen für Staatsanleihen sehr niedrig zu halten, ohne sich mit dem Vorwurf der mandatswidrigen Staatsfinanzierung auseinandersetzen zu müssen.“ Nutznießer dieser Politik mit dem Ziel, die Währungsunion zusammenzuhalten, seien insbesondere die hoch verschuldeten südeuropäischen Mitgliedsländer.
Tatsächlich könnte die Tatsache, dass die EZB erst im Sommer ihr Inflationsziel angepasst hat, diesen Verdacht nähren. Nicht mehr wie bisher „unter, aber nahe bei zwei Prozent“ liegt die angestrebte Marke, sondern bei glatt zwei Prozent. Die Notenbanker haben damit ein symmetrisches Ziel geschaffen, zu wenig Inflation wird genauso bekämpft wie zu viel. Hinzu kommt: Die EZB fordert von sich selbst „besonders starken Einsatz“, wenn die Inflation zu niedrig ist und die nominalen Zinsen nahe null liegen. Rürup sieht das kritisch: „Letztlich geht es nur darum, die Toleranzgrenze nach oben zu erweitern.“ Was das Misstrauen zusätzlich wachsen lässt: Wenn all die Inflationstreiber tatsächlich so absehbar gewesen sein sollen, wie es die EZB jetzt darstellt, warum hat sie in ihrer Kommunikation dann nicht rechtzeitig davor gewarnt? Dieses Erwartungsmanagement gilt gemeinhin als Kerndisziplin der Geldpolitik, nichts hassen die Finanzmärkte so sehr wie böse Überraschungen. Im Dezember wird die EZB ihre viel beachteten Inflationsprognosen aktualisieren. Bislang erwartet sie für dieses Jahr eine Teuerungsrate für die Euro-Zone von 2,2 Prozent. Für das kommende Jahr hat die EZB ihre Vorhersage inzwischen von 1,5 auf 1,7 Prozent erhöht. In Summe wäre das noch immer im Rahmen des neuen Inflationsziels. Die EZB muss ihre Geldpolitik zwangsläufig an der Gesamtheit der Währungsunion ausrichten.
Solange in Deutschland die Wirtschaft besser läuft als im Schnitt der Euro-Zone, muss die Inflationsrate in der Bundesrepublik nahezu zwangsläufig über der Zwei-Prozent-Marke liegen. Diese Aussicht ist aus der Warte deutscher Sparer bereits ungemütlich genug. Doch gewichtige Argumente sprechen dafür, dass die Preissteigerungsraten auch noch über das derzeitige Maß hinaus steigen könnten.
1. Arbeitskräfte werden knapp, die Lohn-Preis-Spirale kommt in Gang
Die rapide Alterung in den Industriestaaten wird nicht nur schwerwiegende Folgen für die Sozialversicherungssysteme haben, die demografische Wende wird sich auch in der Preisentwicklung niederschlagen. „Der sinkende Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter verknappt das Arbeitsangebot und spricht für steigende Löhne und damit für eine höhere Inflation“, sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. In Deutschland wird der massive Alterungsschub bereits Mitte dieses Jahrzehnts einsetzen, wenn die Babyboomer in Rente gehen, und etwa zwei Jahrzehnte andauern.
Bis 2035 wird die erwerbsfähige Bevölkerung um vier bis sechs Millionen, konkret auf 45,8 bis 47,4 Millionen Erwerbsfähige, zurückgehen. Nicht nur in den USA, auch in Europa und in Deutschland finden Unternehmen schon jetzt in vielen Branchen schlichtweg keine Mitarbeiter mehr, wenn sie nicht beim Lohn kräftig was obendrauf legen. Das Problem wäre lösbar, würde es nur einzelne Staaten betreffen. Doch der Alterungsschub ereilt die westlichen Industriestaaten ebenso wie Japan und China. Die Ökonomen Charles Goodhart und Manoj Pradhan prophezeien deshalb in ihrem Buch „The Great Demographic Reversal“: Die Inflation werde innerhalb der kommenden drei Jahrzehnte deutlich steigen. „Wir sehen schneller, als ich erwartet habe, einen Mangel an Arbeitskräften“, warnte Goodhart bei einer Konferenz der EZB in dieser Woche.
Zu den höheren Löhnen kommt die gesteigerte Konsumlaune. „Im Ruhestand neigen die Menschen dazu, ihre Ersparnisse zumindest teilweise abzubauen und ihr Geld auszugeben“, sagt der Wirtschaftsweise Volker Wieland. Gerade die Deutschen haben hohe Ersparnisse aufgebaut. Zudem seien die nachkommenden, arbeitenden Generationen kleiner, sodass in Deutschland dann gesamtwirtschaftlich gesehen weniger gespart wird, erklärt Wieland. Fazit: Die Alterung befeuert das Inflationsrisiko durch knappe Arbeitskräfte, gepaart mit einer höheren Konsumquote.
2. Der Kampf gegen den Klimawandel verursacht gigantische Kosten
Nichts wird in den kommenden Jahren so teuer sein wie der Kampf gegen den Klimawandel. Die Mehrzahl dessen, was in 250 Jahren Industrialisierung erfunden, entwickelt und erschaffen wurde, soll binnen 25 Jahren durch etwas Neues, Besseres und vor allem Saubereres ersetzt werden. „Die Klimapolitik erhöht die Inflation, indem sie zwei Kostenwellen auslöst. Zunächst müssen die Unternehmen mehr für CO2-Emissionen zahlen. Weitere Kosten kommen auf sie zu, weil der höhere CO2-Preis sie zu einem klimagerechten Umbau ihrer Produktion veranlasst“ , analysiert Commerzbank-Ökonom Krämer. Die seit Anfang dieses Jahres erhobene Abgabe von 25 Euro je Tonne CO2 habe „die Verbraucherpreise über teurere Kraft- und Heizstoffe in diesem Jahr um gut 0,6 Prozent erhöht“. Weitere Preiswellen dürften folgen. Noch teurer wird der klimagerechten Umbau der Wirtschaft als Ganzes. Die höheren CO2-Preise und der politische Druck zwingen die Unternehmen zu gigantischen Investitionen.
Die Produktionsprozesse werden tendenziell teurer. „ Die Klimapolitik dürfte die Verbraucherpreise wegen der Umstellungskosten bis zum Ende dieses Jahrzehnts für sich genommen um etwa 2,5 Prozent erhöhen. Hinzu kommt der Effekt der CO2-Abgabe, der eine ähnliche Größenordnung haben dürfte “, erwartet Krämer. Damit ergebe sich für den gesamten Zeitraum ein Anstieg der Verbraucherpreise um etwa fünf Prozent pro Jahr. Umgerechnet bedeutet das eine im Durchschnitt um etwa einen halben Prozentpunkt höhere Inflationsrate. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat in einer Rede am Dienstag ausdrücklich vor diesem Klimaeffekt gewarnt. Bereits jetzt ist klar, dass der Klimawandel nicht mehr vollständig abgewendet werden kann. Auch dadurch befürchtet der Ökonom Peter Bofinger steigende Preise. „Wenn die Weltbevölkerung weiter signifikant wächst und der Klimawandel voranschreitet, kann das ein Inflationstreiber werden“, sagt der frühere Wirtschaftsweise. Der Grund: Dürren oder Starkregen verknappen das Angebot an Nahrungsmitteln, gleichzeitig wächst die Nachfrage.
Fazit: Der Klimawandel und der Kampf gegen ihn wirken auf drei Kanälen als Inflationstreiber: über Nahrungsmittelpreise, Umbaukosten und CO2-Bepreisung.
3. Die Globalisierung fällt als Preisdämpfer aus
Die Ära der entfesselten Globalisierung hat in den vergangenen 30 Jahren die Inflation durch einen simplen Mechanismus gedämpft: Fast immer, wenn ein Lieferant seine Preise erhöhen wollte, war ein anderer, kostengünstigerer zur Stelle – im Zweifel von der anderen Seite der Erde. Doch dieser Effekt kommt nun an seine Grenzen. Bereits die von Donald Trump initiierten Handelskriege bremsten den globalen Warenaustausch. Auch sein Nachfolger Joe Biden drängt auf eine Entkopplung des Westens von China, der zweitgrößten Volkswirtschaft. Die logistischen Verwerfungen der Pandemie und die Debatte um „unsichere Lieferketten“ werden den Trend der De-Globalisierung verfestigen. „Eine höhere Resilienz der Wertschöpfungsketten auch über höhere Lagerhaltung wird nicht kostenlos zu haben sein“, sagt Johannes Mayr, Chefvolkswirt beim Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz. Dadurch könne sich auch der Trend von Produktionsverlagerungen in Niedriglohnländer abschwächen, der bislang die Inflation dämpfte. Der positive Effekt aus Sicht der Beschäftigten in den Industriestaaten: Sie gewinnen wieder mehr Verhandlungsmacht beim Lohnpoker zurück, weil die Arbeitgeber nicht mehr so einfach mit der Verlagerung von Arbeitsplätzen drohen können. Resultiert diese Verhandlungsmacht in höheren Tarifabschlüssen, wirken die abermals preistreibend.
Fazit: Der sinkende Anteil des Welthandels am globalen Bruttoinlandsprodukt wird sich in höheren Preisen niederschlagen, weil Unternehmen weniger Möglichkeiten haben, auf günstigere Lieferanten oder Standorte auszuweichen.
4. Rapide steigende Staatsverschuldung zerstört Vertrauen.
Die jahrelange Nullzinspolitik hat die Illusion genährt, dass eine hohe Staatsverschuldung kein Risiko darstellt. Erst Finanzkrise, dann Euro-Krise, jetzt die Pandemie – die ständige Krisenbekämpfung hat die Schuldenstände der meisten Industriestaaten weit nach oben getrieben. In den USA beträgt die Schuldenquote inzwischen über 130 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung (BIP).
In Italien sind es mehr als 160 Prozent, auch Spanien und Frankreich belastet jeweils eine Rekordverschuldung von 120 beziehungsweise 113 Prozent – Tendenz überall steigend. Ausgerechnet jene EU-Mitglieder, die hoch verschuldet sind, fordern nun vehement eine Reform der Maastricht-Kriterien, die die Schuldenquote bislang auf 60 Prozent und das Haushaltsdefizit auf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts begrenzen. Das alles ist tragbar, solange der Kapitalmarktzins nahe null liegt. Aber wie lange kann das noch so bleiben? Die EZB hat in den vergangenen Jahren alles unternommen, um die langfristigen Refinanzierungskosten der Staaten auf einem erträglichen Niveau zu halten, nicht zuletzt durch den massiven Ankauf von Staatsanleihen.
Bis zum Jahresende wird die Zentralbank voraussichtlich Staatsanleihen fast im Volumen der gesamten Neuemissionen der Euro-Länder in diesem Jahr gekauft haben. „Der Kredithunger der Staaten bleibt ebenso groß wie die Bereitschaft, ihn durch Anleihekäufe zu stillen“, sagt Krämer. Diese Politik hat ihren Preis: Seit Beginn der Finanzkrise ist die EZB-Bilanz von 1,5 auf mehr als 8,2 Billionen Euro gewachsen. Nach der Finanzkrise versickerte all das dadurch zusätzlich geschaffene Geld primär an den Finanzmärkten und sorgte dort für die sogenannte Asset-Price-Inflation. Die trieb zum Beispiel die Immobilienpreise in Deutschland nach oben. Inzwischen jedoch fließt das geschöpfte Geld mehr und mehr in die Realwirtschaft, an Verbraucher und Unternehmen. Das zeigt die Entwicklung der Geldmenge M3 (Bargeld, Sicht-, Termin- und Spareinlagen sowie Geldmarktfonds und kurzfristige Bankschuldverschreibungen), die seit Monaten mit zweistelligen Raten wächst. Die Geldmenge M3 ist seit 2000 um mehr als 200 Prozent gestiegen. Die reale Wirtschaftsleistung in der Euro-Zone dagegen nur um ein Viertel. Ähnlich wie Lawrence Summers sieht auch Krämer Parallelen zu den USA in den 60er-Jahren, „als die Fed die Haushaltsdefizite finanzierte, die wegen des Vietnam-Kriegs und des Ausbaus des Sozialstaates unter Präsident Johnson gestiegen waren“. Dieses Zuviel an Geld habe sich bereits Mitte der 60er-Jahre in einer höheren Inflation niedergeschlagen. Das könne nun auch in Europa so passieren.
Hinzu kommt ein bislang wenig beachteter Faktor: Nach der Weltfinanzkrise waren die Eigenkapitalvorschriften der Banken stark verschärft worden. Eine Folge: Die Banken benutzen ihre Reserven bei der EZB nicht mehr primär, um Kredite an ihre Kunden auszureichen und so zusätzliches Geld zu schöpfen. „Nun ist zu erwarten, dass nach dem Abflauen der Coronapandemie die Bankenregulierung nicht weiter verschärft wird“, sagt Hans Gersbach, der den Lehrstuhl für Makroökonomie an der ETH Zürich innehat. Die Befürchtung: „Die Banken könnten die enorm hohen liquiden Mittel benutzen, um deutlich verstärkt Kredite zu vergeben oder Wertpapiere zu kaufen. Das schafft Inflationsrisiken.“ Gersbach arbeitet aktuell an einer Studie, die diese Risiken aufzeigt.
Zwar ist der vom amerikanischen Ökonomen Milton Friedman postulierte direkte Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation umstritten. Dass es ihn gar nicht gibt, glauben die wenigsten Ökonomen.
Fazit: Das Vertrauen in die Nachhaltigkeit der Staatsverschuldung spielt bei der Entwicklung der Inflation eine wichtige Rolle. Dieses Vertrauen könnte in der Euro-Zone erodieren. Skeptisch stimmt in diesem Zusammenhang auch das starke Wachstum der Geldmenge.
Die EZB bleibt optimistisch
Die EZB sieht all diese langfristigen Probleme durchaus. Christine Lagarde, ihre Präsidentin, ging am Dienstag bei der Eröffnung des geldpolitischen Forums der Notenbank ausführlich auf die steigenden Kosten ein, die der Kampf gegen den Klimawandel mit sich bringt. Sie sprach auch die zwiespältige Rolle der Digitalisierung an: Einerseits kann die Automatisierung den absehbaren Mangel an Arbeitskräften abfedern. Zugleich erfordert dieser Trend zu mehr Technik hoch qualifizierte Mitarbeiter, die möglicherweise nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen und entsprechend teuer sind. Zunächst ist die EZB ebenso wie die Fed in den USA mit der kurzen und der mittleren Frist beschäftigt. Und das heißt auch: mit der noch längst nicht überwundenen Coronapandemie. Im Unterschied zu den USA spricht in der Euro-Zone noch niemand von einer drohenden Überhitzung der Konjunktur, verglichen mit der Fed hat die EZB noch deutlich mehr Zeit, die richtigen Schritte einzuleiten. Die EZB unterscheidet drei Gruppen von Faktoren, die die Inflation antreiben. Einmal sind es schnell vorübergehende Effekte, etwa durch die deutsche Mehrwertsteuer oder den Absturz der Energiepreise vor einem Jahr bedingt.
Das Zweite sind auch vorübergehende, aber länger anhaltende Effekte, bei denen es darauf ankommt, dass sie nicht zu einer Lohn-Preis-Spirale führen. Das sind hauptsächlich die Produktionsengpässe. Und das Dritte sind wirklich langfristige Faktoren wie etwa ein Wandel in der Demografie, die aber heute noch keinen Ausschlag für die Geldpolitik geben. Unterm Strich sieht sie sich daher jetzt in der Rolle, wachsam, aber auch noch geduldig zu sein. „Jetzt kommt es auf das richtige Timing an. Es ist wichtig, die expansive Geldpolitik lang genug aufrechtzuerhalten, damit wir unser mittelfristiges Inflationsziel von zwei Prozent nachhaltig erreichen“, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Schnabel dem Handelsblatt. Die EZB wolle auf keinen Fall die Erholung der Konjunktur abwürgen.
Schnabel sagt aber auch: „Sollte sich über temporäre Schwankungen hinaus ein Inflationsdruck aufbauen, der die Preisstabilität gefährdet, werden wir darauf ebenso entschieden reagieren. Dafür sehen wir allerdings derzeit keine Anzeichen.“
Schnabel weist die These zurück, dass eine höhere Geldmenge zu Inflation führen muss: „Eine entscheidende Frage ist: Was passiert mit den angehäuften Ersparnissen? In unseren Umfragen zeichnet sich bislang nicht ab, dass die Menschen das Geld in großem Umfang ausgeben wollen.“ Vor allem aber wehrt sie sich gegen die Unterstellung, die Notenbank lasse sich von den Interessen hoch verschuldeter Staaten steuern. Sie betont: „Wir haben stets klargemacht, dass die Regierungen sich nicht darauf verlassen können, dass die Zinsen dauerhaft niedrig bleiben. Wir sind unserem Mandat der Preisstabilität verpflichtet.“ Unterstützung bekommt Schnabel von Katharina Utermöhl, der Europa-Ökonomin der Allianz: „Die Hauptvoraussetzung für eine dauerhaft höhere Inflation ist eine Lohn-Preis Spirale, doch damit die in Gang kommt, benötigt es eine Kombination aus steigenden Inflationserwartungen und kräftigen Lohnzuwächsen.“ Bislang gebe es keinen Hinweis auf solch eine selbstverstärkende Dynamik.
Utermöhl nimmt die EZB gegen den Verdacht zu großer Abhängigkeit von der Politik in Schutz: „Sollten sich die Hinweise auf einen nachhaltigen Inflationsschub mehren, dann dürfte die EZB kaum zögern zu handeln.“ Denn andernfalls würde die Notenbank „ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen, was den Kampf gegen die Inflation nur zusätzlich erschweren würde“. Auch der Einfluss der Demografie auf die Inflation, den die britischen Ökonomen Goodhart und Pradhan formuliert haben, ist nicht unumstritten. „Meiner Meinung nach ist Japan ein klares Gegenbeispiel zur inflationistischen These“, sagt Vitor Gaspar, Finanzdirektor beim Internationalen Währungsfonds.
In Japan liegen die Leitzinsen seit 25 Jahren nahe der Untergrenze von null Prozent, und die Entwicklung des Preisniveaus stagniert trotz einer rückläufigen Erwerbsbevölkerung in dieser Zeit. Es sei innerhalb der nächsten zehn Jahre auch nicht damit zu rechnen, dass sich daran etwas ändere.
Es bleibt eine Frage des Vertrauens
Natürlich hat die EZB ausreichend Macht, den jüngsten Inflationstendenzen entgegenzuwirken. Die EZB könnte die Ankäufe von Staatsanleihen einstellen oder sogar die Zinsen erhöhen. Nur – wird sie es tun, und wann wird sie es tun? Längst haben sich Finanzmärkte, Unternehmen und vor allem auch Staaten an das süße Gift des billigen Geldes gewöhnt. Zugleich das Wachstum nicht zu gefährden, die Börsen nicht kollabieren zu lassen und die Inflation im Zaum zu halten wird immer schwieriger. Die US-Notenbank hatte den Exit aus der lockeren Geldpolitik 2013 schon einmal zaghaft versucht – und eine Panikattacke an den Märkten ausgelöst.
Die EZB ist in ihrer Freiheit wohl noch eingeschränkter als die US-Notenbank. Sie muss zusätzlich die Währungsunion zusammenhalten – und jeder Anstieg der langfristigen Kapitalmarktzinsen untergräbt das Vertrauen in die Schuldentragfähigkeit südeuropäischer Staaten. Die griechische Schuldenkrise hat gezeigt, dass es von diesem Vertrauensverlust bis zum möglichen Zerbrechen der Euro-Zone nur noch ein vergleichsweise kleiner Schritt ist. Und dass die EZB bereit ist, den Erhalt der Währungsunion und damit ihre eigene Existenz über alle anderen Ziele zu stellen, hat bereits der damalige EZB-Präsident Mario Draghi 2012 in seiner berühmten „Whatever it takes“-Rede deutlich gemacht.
- Barclays-Chef-Volkswirt: „Deutlich mehr Inflation über mehrere Jahre, als Notenbanken planen!“
- Die zehn besten Aktien zum Schutz vor Inflation
- Wo ist das Geld sicher und wo nicht – Vier Anlageklassen im Check
Der deutsche Sparer sieht sich als Opfer dieser Interessen, und bis zu einem gewissen Grad ist er das auch. Die Volkswirtschaften in der Euro-Zone unterscheiden sich strukturell. Ein Inflationsziel für die ganze Währungsunion kann nur erreicht werden, wenn manche Staaten das Ziel auch überschreiten. Konkret: Die Inflationsrate in Deutschland muss derzeit über zwei Prozent liegen, damit die EZB ihr Inflationsziel insgesamt erreichen kann. Zum Schwur kommt es, wenn die Inflationsrate auch im Schnitt der gesamten Euro-Zone dauerhaft über zwei Prozent steigt. Dann muss die EZB schleunigst beweisen, wie viel ihr Credo der Unabhängigkeit von nationalen Interessen und des alleinigen Fokus auf die Geldwertstabilität wirklich wert ist.
Die Entwicklung der Inflation wird am Ende vor allem auch davon abhängen, wie groß das Vertrauen der Menschen in die Glaubwürdigkeit der Geld- und Fiskalpolitik ist. Davon wiederum hängt auch ab, wie sich die Inflationserwartungen entwickeln – und diese wachsen, vorrangig in den USA, aber auch in Europa. Schon der deutsche Ökonom Gottfried Bombach wusste: „Inflation herrscht, wenn die Leute glauben, dass Inflation herrscht.“ Man muss also kein Inflations-Hysteriker sein, um die jüngsten Tendenzen an der Preisfront für bedenklich zu halten. Manches spricht dafür, dass 2021 einmal als das Jahr in die Geschichte eingehen wird, in dem die totgeglaubte Inflation in die industrialisierte Welt zurückkehrte.
Stillstand der Regierungsgeschäfte in letzter Minute abgewendet: Der Kongress beschließt ein Gesetz, das die Finanzierung aller wichtigen Behörden bis Anfang Dezember sicherstellt. Gelöst sind die Probleme damit aber noch lange nicht – von Claus Hulverscheidt, Berlin.
Der US-Kongress hat die Zwangsschließung wichtiger Bundesbehörden und den Stillstand der Regierungsgeschäfte wenige Stunden vor Beginn des neuen Haushaltsjahres abgewendet. Nach dem Senat stimmte am Donnerstagabend auch das Repräsentantenhaus einem Überbrückungsgesetz zu, das die Finanzierung aller Ämter und Aufgaben bis zum 3. Dezember sicherstellt. Hätte es keine Einigung gegeben, hätte die Regierung ab Mitternacht keine Mittel mehr zur Verfügung gehabt, um Zehntausende Mitarbeiter und Dienstleister in wichtigen Bereichen zu bezahlen. Viele Behörden hätten infolge eines solchen „Shutdowns“ ihre Pforten für die Bürger schließen müssen. Beschäftigte in „essenziell wichtigen“ Bereichen hätten zwar weiterarbeiten müssen, aber kein Gehalt mehr bekommen.
Mit der Verabschiedung des Gesetzes, dem im Senat auch mindestens 15 Mitglieder der oppositionellen Republikaner zustimmten, ersparen sich die USA zumindest vorerst eine Regierungskrise. Aus dem Schneider ist Präsident Joe Biden allerdings noch nicht, denn bereits Mitte Oktober wird seine Regierung die gesetzlich festgelegte Staatsschuldengrenze von 28,4 Billionen Dollar (rund 24 Billionen Euro) erreichen. Wird das Limit nicht angehoben oder gänzlich beseitigt, werden die Vereinigten Staaten eine Art Staatsbankrott erklären müssen: Ein Teil ihrer Kreditgeber auf den Finanzmärkten und in Privathaushalten erhielten die zugesagten Zinsen nicht mehr, zugleich müsste die Regierung auch die Auszahlung vieler gesetzlich versprochener Leistungen einstellen.
Überschattet wurde der Streit über einen möglichen „Shutdown“ und die Schuldenobergrenze vom Gerangel des Kongresses um Bidens Infrastrukturprogramm, mit dem der Präsident Straßen, Brücken und Schienenwege im ganzen Land sanieren und das Digitalnetz ausbauen will. Schuld an dem Gezerre sind in diesem Fall allerdings allein die regierenden Demokraten: Obwohl die gesamte Partei Bidens Pläne im Gesamtvolumen von einer Billion Dollar unterstützt, drohten Abgeordnete vom linken Flügel damit, bei der für Donnerstagabend geplanten Abstimmung mit Nein zu votieren. Der Grund: Die Parlamentarier verlangen von ihren Parteifreunden im ebenfalls demokratisch dominierten Senat, dass sie zugleich das geplante Sozial-, Familien- und Klimaprogramm des Präsidenten im Umfang von 3,5 Billionen Dollar billigen. Da mit Kyrsten Sinema und Joe Manchin zwei demokratische Mitglieder der Kammer das Paket aber als zu teuer ablehnen, kam ein Deal zunächst nicht zustande – weiterlesen in der SZ.
Update 10.06.2020:
Die Auswirkungen in Deutschland und der Welt für Politik, Geld und Wirtschaft:
Die SPD – unwählbar sogar für ihre eigenen Wähler – weiterlesen.
Türkische Gemeinde unterstützt Esken in Rassismus-Debatte – weiterlesen.
Tennis-Champion Boris Becker hat in London gegen Rassismus demonstriert – und wurde dafür auf Twitter hart angegangen – weiterlesen.
Auswirkungen auf Geld und Politik, das Zünglein an der Waage?!
Mit Zünglein an der Waage bezeichnet man bildhaft einen ausschlaggebenden Umstand oder eine entscheidende Person in einer ansonsten ausgewogenen Situation, besonders in einer Pattsituation. Die metaphorische Redewendung will deutlich machen, dass eine kleine Ursache in bestimmten Situationen große Wirkung haben kann – Chaostheorie.
Der investigative Journalismus – OeHu-Wiki-Beitrag.
Eine bundesweite Risikoanalyse aus dem Jahr 2012 spielte eine Virus-Pandemie in Deutschland hypothetisch durch. Dabei handelt es sich um keinen „Geheimplan der Regierung“. (Symbolbild: Pixabay / Bastian Wiedenhaupt).
Es wird eine schmerzhafte jedoch notwendige Aufarbeitung der Corona-Krise. Spätestens seit die sprunghaft gestiegene Zahl der Anhänger von Verschwörungstheorien dies indirekt fordert. Dazu braucht es auch den investigative Journalisten, den „Sherlock Holmes“ der wahren vierten Macht, um Politik, Geld und Wirtschaft zu zügeln.
Vor allem die folgende Frage gilt es in den kommenden Wochen präzise und ohne falsche Rücksichtnahmen zu beantworten. Hat die Regierung die ernsten Warnungen aus China und aus dem Kreise der eigenen Experten wochenlang überhört und das Virus damit eingeladen, in der ganzen Welt heimisch zu werden?
Insbesondere eine Risikoanalyse, die eine Virus-Pandemie hypothetisch durchspielte, sollte Gegenstand von Fragen sein, da diese das Wirtschaftsministerium beauftragt hatte. Der „Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012“ der Bundesregierung an den Bundestag wurde am 3. Januar 2013 veröffentlicht. Darin werden zwei Szenarien in der Theorie durchgespielt: ein extremes Schmelzhochwasser – für OeHu auch Synonym für die Kräfte, die eine „Geld-Sintflut“ freisetzen kann – und eine „Pandemie durch Virus Modi-SARS“. Das zweite Szenario erarbeitete damals das Robert-Koch-Institut (RKI) gemeinsam mit anderen Bundesbehörden.
Im Pandemie-Bericht ging es um „ein außergewöhnliches Seuchengeschehen (Spanische Grippe und Pest ähnlich), das auf der Verbreitung eines neuartigen Erregers basiert“. Dieser hypothetische Erreger sei „sehr eng an das SARS-Virus angelehnt“. Der Erreger der Infektionskrankheit SARS wurde im Februar 2003 erstmals identifiziert – RKI 1. Teil-Bericht und 2. Teil-Bericht. Doch sind 78 Tage vergangen von der ersten Meldung im Frühwarnsystem ProMED bis zu entschlossenen Maßnahmen: Großveranstaltungen abgesagt, Schulen zu, Geschäfte geschlossen. So wie es in der Blaupause von 2012 beschrieben steht.
Untersuchungen auf höchster Ebene, um eine Lernkurve noch oben zu zeichnen:
Es geht um Verantwortung. Und es geht um die Lehren für die nächste Pandemie. Es geht darüber hinaus um die Lehren, die sich auch für alle anderen Gewalten ziehen ließe.
Somit geht es im Kern um Prävention, die die Gier zügelt, damit die „Pferde der Neugier, ihre Natur leben können. Denn es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass die Hoffnungen auf schnelle wirtschaftliche Erholung ein Märchen aus 1001 Nacht ist, denn die billionenschweren Liquiditätshilfen können lädierte Geschäftsmodelle nicht heilen. Sie lindern die Not, aber beseitigen sie den Virus Gier nicht.
Fazit: Die Krise nach der Krise hat begonnen. Die Pandemie ist vom Tier auf den Menschen und von dort auf die Volkswirtschaften der Welt übergesprungen.
Das Corona-Signal: Jene Maßnahmen, die zur Unterbrechung der menschlichen Infektionsketten führen sollten, haben zugleich das Gier-Virus ins Bewußtsein gehoben und das ökonomische Infektionsgeschehen enorm beschleunigt.
OekoHuman Präventiv-Investigativ:
Wenn Sie für SICH besser wappnen wollen und nicht in die gleiche Falle der Politik (RKI-Risikoanalyse 2012) treten wollen – lesen Sie dazu Artikel im OeHu-Unternehmer News- und Impuls-Update alle 14 Tage und die Information über alle OeHu Neuigkeiten am Mittwoch. In Verbindung mit diesem Artikel empfehlen wir Geld- und Wirtschaftslage.
Der Maßstab:
Die Körpersprache des Universums ist im Einklang, mit der Sprache des Schöpfers. Nur so führen wissentliche Errungenschaften, für den Menschen zu einem komfortableren Leben.
Daraus ergibt sich, wenn Worte und Körpersprache im Einklang sind, nutzt dies ALLEN und ALLEM.
Damit hätte der Mensch einen objektiven Bezugspunkt und eine Benchmark, für gute, richtige und objektive Informationen an seine Mitmenschen und die Menschheit.
Sollte es sich um eine fundierte Spekulation handeln, braucht der Sender der Botschaft dies nur zu sagen und der Empfänger hat die Wahl, für seine Entscheidung.
Weitere Informationen zur Körpersprache.
Die drei klassischen Disziplinen haben eine gemeinsame und wesentliche Grundlage: die Statik. Gemessen an der Anzahl der Absolventen sind diese drei Disziplinen, die mit Abstand Wichtigsten: das Bauingenieurwesen, der Maschinenbau und die Elektrotechnik. Der Flugzeugbau umfasst alle drei Disziplinen.
- Das Bauingenieurwesen befasst sich mit den verschiedenen Bauwerken. Dazu zählen Häuser, Brücken, Straßen, Tunnel, Häfen oder Kanäle. Es geht dabei einerseits um die Planung dieser Bauwerke (Konstruktion, Berechnung) als auch um die Durchführung und Organisation der Bauarbeiten.
- Der Maschinenbau befasst sich mit verschiedenen Maschinen. Dazu zählen Turbinen, Otto- und Dieselmotoren, Pumpen, Krane, Förderbänder oder Werkzeugmaschinen bis hin zu ganzen Fahrzeugen. Er befasst sich sowohl mit der Konstruktion und Entwicklung der Maschinen als auch mit ihrer Fertigung.
- Die Elektrotechnik befasst sich mit Technik, die auf elektrischen oder magnetischen Funktionsprinzipien beruht. Dazu zählt Technik, die mittels Elektrizität Informationen verarbeitet, wie die Elektronik (Dioden, Transistoren …), Nachrichtentechnik (Funkgeräte, Handys) oder Computer. Außerdem zählt zur Elektrotechnik die elektrische Energietechnik (Energieübertragung, Elektromotoren, Generatoren, Kraftwerke, Hochspannungsnetze …)
Alle Geschäftsmodelle, die zur Wahrheit gezwungen sind, weil ansonsten die wirtschaftliche Existenz gefährdet ist, halten sich an die Wahrheit. Jüngstes Beispiel 737 Max. Sowohl die Politik-Regierungen, als auch Boeing als Unternehmen, waren sich in puncto Wahrhaftigkeit einig. Ein Sonderfall?!
Grundsätzliches und der Maßstab wird, wenn irgendwie möglich, verwässert und vernebelt. Wahrheit wird zur Halbwahrheit und reicht bis zur Lüge. Das einige, was zählt, ist Profit um jeden Preis.
Politik, Geld und Wirtschaft sind ein Beispiel für Profit um jeden Preis. Die Bandbreite reicht von Macht-Gier bis zur Geld-Gier, gleichgültig, ob Mensch oder Natur den wahren Preis dafür zahlen.
Mit einer Rückschau in die Vergangenheit findet sich ein roter Faden durch Gemeinschaften und Kulturen. Das Einzige, was sich geändert hat, die Globalisierung. Heute betrifft es ALLE und ALLES:
Damit kein Mißverständnis aufkommt: OekoHuman ist überzeugt, dass dies alles nur passiert, damit jeder Einzelne, nach Vernunft strebt. Um das Dorf, die Stadt, das Land, die Nation und die Welt braucht sich niemand zu sorgen. Denn wenn ein Dorf usw. vernünftig wird, wird es früher oder später auch die Welt sein.
OekoHuman will einen signifikanten Beitrag dazu leisten, weil wir es können.
System-Körper-Sprache Politik, Geld und Ökonomik:
Im Prinzip haben alle System-Körper-Sprachen eine einheitliche Grundlage: ALLES ist EINS – ALLES ist miteinander verbunden – ALLES ist in ALLEM enthalten.
Sowie bei einem Spinnennetz, das immer im Rücken das Licht hat!
Die Spinne sitzt ruhig im Dunkel/Verborgenen, mit nur einem Faden mit dem Netz verbunden und wartet, bis die ahnungslose Beute ins Netz fliegt.
Die Wache wartet auf die Schlafenden, die durch das Licht angezogen wird. Die Spinne wartet ruhig und still, damit keine Körpersignale, die Beute warnen können.
Das Einzige, was für die Spinne zählt, ist das Licht. Das Gleiche gilt für die Beute. Bild der Beute stimmt mit dem scheinbaren überein. Die Falle schnappt zu.
Ähnlich ist es in Bezug auf die System-Körper-Sprache Politik, Geld und Ökonomik. Wähler und Konsumenten träumen vom Licht (Geld, Wohlstand, Reichtum etc.).
Im Traum nehmen sie keine Körpersignale wahr und die, die sie wahrnehmen, interpretieren sie in das eigene innere Bild, dem eigenen Nutzen um.
In den News und den Updates auf der Vereinsseite kann sich jeder näher informieren.
Für Fragen und Gespräche stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Individuell ist besser als Allgemein.
mehr Information:
Vom Privatsekretär zum Generalisten, als Unternehmer-Privat-Sekretär
Die Wachen, die verantwortungsbewusst über die Schwachen wachen
Gefühl- und Denkgefängnisse legen den Menschen und die Person individuell in Ketten.
OekoHuman will einen Beitrag leisten, sich Selbst aus diesen „Gefängnissen“ zu „entlassen“.
Das Europäische Zentralbanksystem
Prävention, Bildungsangebot und Praxisumsetzung
Gesamtüberblick, der Artikel zu den System-Köper-Sprachen im Unternehmer News- und Sonntag-Update.
Fortsetzung folgt!
6 Comments
Ein wenig Nachdenken und Umdenken: WIE UND WARUM ist der Hanfanbau verboten?
👉1. Ein Hektar Hanf produziert so viel Sauerstoff wie 25 Hektar Wald.
Um es noch einmal zu wiederholen: Aus einem Hektar Hanf kann so viel Papier hergestellt werden wie aus 4 Hektar Holz.
👉3 Während aus Hanf 8 Mal Papier hergestellt werden kann, kann aus Holz 3 Mal Papier hergestellt werden.
👉4. Hanf wächst in 4 Monaten, Bäume in 20-50 Jahren.
👉5. Die Hanfblüte ist eine echte Strahlenfalle.
👉6 Hanf kann überall auf der Welt angebaut werden und benötigt sehr wenig Wasser. Und weil sie sich gegen Insekten wehren kann, braucht sie keine Pestizide.
👉7 Wenn sich Hanfgewebe verbreitet, könnte die Pestizidindustrie vollständig verschwinden
👉8 Die ersten Bauern wurden aus Hanf erschaffen; auch das Wort „CANVAS“ ist der Name von Hanfprodukten.
Hanf ist auch eine ideale Pflanze für die Herstellung von Seilen, Schnürsenkeln, Taschen, Schuhen und Hüten.
👉9. reduziert die Auswirkungen von Chemotherapie und Bestrahlung bei der Behandlung von Cannabis, AIDS und Krebs; es wurde bei mindestens 250 Krankheiten wie Rheuma, Herzerkrankungen, Epilepsie, Asthma, Magen, Schlaflosigkeit, Psychologie und Krankheiten verwendet
👉10 Der Wert des Hanfsamenproteins ist sehr hoch, und die beiden darin enthaltenen Fettsäuren sind nirgendwo sonst zu finden.
👉11 Hanf ist in der Herstellung sogar billiger als Soja.
👉12 Mit Hanf gefütterte Tiere brauchen keine Hormonersatzstoffe.
👉13 Alle Plastikprodukte können aus Hanf hergestellt werden, und Hanfplastik lässt sich sehr leicht in die Natur zurückführen.
👉14 Wenn eine Autokarosserie aus Hanf hergestellt wird, ist sie 10-mal stärker als Stahl.
👉15. Es kann auch zur Isolierung von Gebäuden verwendet werden; stark, wirtschaftlich und flexibel.
👉16 Seifen und Kosmetika auf Hanfbasis verschmutzen kein Wasser und sind daher absolut umweltfreundlich.
Die Produktion war in Amerika im 18. Jahrhundert, und Bauern, die nicht produzierten, wurden stillgelegt. Jetzt aber ist der Spieß umgedreht. WOHER KOMMST DU?
👎-W. R. Bis 1900 besaß Hearst Zeitungen, Zeitschriften und Medien in Amerika. Sie hatten Wälder und produzierten Papier. Wäre das Papier aus Hanf hergestellt worden, hätte er Millionen verlieren können.
👎- Rockefeller war der reichste Mann der Welt. Er hatte eine Ölgesellschaft. Biokraftstoffe, natürlich war Hanföl sein größter Feind.
👎-Mellon war ein Hauptaktionär von Dupont und besaß ein Patent zur Herstellung von Kunststoffen aus Erdölderivaten. Und die Hanfindustrie bedrohte ihren Markt.
👎- Präsident Mellon Hoover wird Finanzminister. Die großen Namen, über die wir gesprochen haben, haben bei ihren Treffen beschlossen, dass Cannabis der Feind ist.
Und sie wurde beseitigt.
Wälder werden für die Papierproduktion angehäuft.
Pestizidvergiftungen und Krebserkrankungen sind auf dem Vormarsch.
Dann haben wir unsere Welt mit Plastikmüll, schädlichem Abfall….
Am 5. Juli um 16:00 Uhr wird das CERN den „Large Hadron Collider“, den Sie auf dem Bild sehen, in Betrieb nehmen.
Es sieht aus wie etwas aus einem S/F-Film, und das ist es auch, denn es könnte die Welt, wie wir sie kennen, verändern. Zu diesem Zweck wurde sie seit 10 Jahren nicht mehr gezündet, und als sie das letzte Mal eingeschaltet wurde, begannen schwarze Löcher zu entstehen.
In diesen Tagen werden sie einen Rekord aufstellen, indem sie ihn mit 13,6 Billionen Elektronenvolt (13,6 TeV) zünden.
Gott spielen“ geht weiter….
1. „Gebt mir die Kontrolle über die Geldversorgung der Nation und es ist mir egal, wer sie macht. Gesetze“. – Mayer Amschel Rothschild
2. Geld ist nicht der Schlüssel zum Glück, aber der Mangel an Geld ist der Weg ins Elend und ins Unglück. Wenn der Kontostand so und so hoch ist, bedeutet das, dass man seine energetischen Talente in angemessener Weise einsetzt und mit den Manifestationsblockaden kämpft, die man sich – bewusst oder unbewusst – selbst geschaffen hat.
Wenn man versteht, dass Geld ENERGIE ist, fällt es leichter zu akzeptieren, dass man von seiner Beziehung zu diesem Geld angezogen oder abgestoßen wird und was sein energetisches Äquivalent ist, das sich in jedem Aspekt der Existenz widerspiegelt. Normalerweise hat man keine Lust, längere Zeit dort zu erscheinen, wo man nicht gemocht, nicht respektiert und als „unwürdig“ angesehen wird.
Um die Tür zum OBVIOUSNESS zu öffnen, muss sich die Person zuerst bewegen, zusammen mit dem Schlüssel, der in das Schloss passt…. und erst dann wird sich die Tür öffnen….
Ein multidimensionales geistiges Wesen erschafft in vielfältiger und einzigartiger Weise nur für sich selbst.
Es gibt keine vorgefertigten, universellen Lösungen, die für alle gelten.
!
Die größten Banken bündeln ihre Kräfte. Ein beispielloses Ereignis. Amerikas größte Banken, darunter JP Morgan Chase, Bank of America, Citigroup und Wells Fargo haben sich zusammengetan, um die First Republic Bank zu retten, eine weitere kalifornische Bank, die vor dem Bankrott steht. Die Hilfe ist nicht standardmäßig, da sie darin besteht, Geld auf ein Konto bei dieser Bank einzuzahlen. Amerikas größte Banken beschlossen, insgesamt 30 Milliarden Dollar auf Konten der First Republic einzuzahlen, und versprachen, ihr Geld dort für mindestens 120 Tage zu „parken“. Diese Lösung soll First Republic Zeit geben, ihre Probleme zu lösen, die denen sehr ähnlich sind, die letzte Woche eine andere kalifornische SVB-Bank gestürzt haben. Sowohl die Vermögenswerte als auch die Verbindlichkeiten der Bank sind wahrscheinlich zu stark Zinserhöhungsrisiken ausgesetzt. In einer solchen Situation steigt das Konkursrisiko der Bank, je stärker die Zinsen bei gleichzeitigem Abzug der Einlagen der Kunden steigen.
Der Abgang des SVB dürfte nicht der letzte gewesen sein. Die Bankenkrise griff auch auf Europa über
Dies stürzte höchstwahrscheinlich die Sllicon Valley Bank ab, und der Zusammenbruch der SVB könnte nicht der letzte sein, warnen Experten. Hilfe für First Republic soll sicherstellen, dass diese Bank keine andere sein wird. Die aktuelle Situation wird mit der Bankenpanik von 1907 verglichen, als J. Pierpont Morgan selbst Banken vor dem Bankrott rettete und sie gleichzeitig zwang, einer Regulierung zuzustimmen. Etwas ähnlich war auch die Hilfe, die die größten Privatbanken 1998 dem gescheiterten Long Term Capital Management-Fonds gewährten, während die Hilfe für die Erste Republik weitgehend beispiellos war.
Wie die Agentur Bloomberg feststellt, wird es ein brillanter Schachzug sein, wenn der Plan erfolgreich ist. Allerdings besteht die Gefahr, dass sie scheitert, und es gibt keine Garantie dafür, dass die Krise nicht eskaliert.
Probleme haben nicht nur Regionalbanken in den USA, sondern auch europäische Banken. Am Mittwoch lösten Informationen über die sich verschlechternde Lage der Credit Suisse, die kurz vor dem Bankrott steht, einen weiteren Ausverkauf der Aktien des Finanzsektors aus. Die Schweizerische Nationalbank intervenierte fast sofort und versprach der Credit Suisse Kredite in Höhe von über 50 Milliarden Franken.Damit endet eine der turbulentesten Wochen an den Finanzmärkten der letzten Jahrzehnte in etwas besserer Stimmung. Die Risikoaversion des Marktes sei leicht zurückgegangen, nachdem der First Republic Bank und zuvor der Schweizer Bank Credit Suisse finanzielle Unterstützung gewährt worden sei, schreiben die von PAP zitierten Analysten von Everbright Futures Co. in einer Marktmitteilung.
Die Zentralbanken erhöhen die Zinsen, um die Inflation zu bekämpfen. Dies führt zu Spannungen im Finanzsektor
Dies ist jedoch möglicherweise nicht das Ende der Probleme. Auf der gleichen Grundlage wie die SVB haben auch andere Finanzinstitute auf der ganzen Welt erhebliche nicht realisierte Verluste in ihren Bilanzen. Sie sind verwandt – wie z. B. weltberühmten Ökonomen Nouriel Roubini – mit einem starken Rückgang der Bewertung von Schuldtiteln, die in den Jahren ausgegeben wurden, als die Zinssätze auf Rekordtiefs lagen. Wenn die Situation sie dazu zwingt, ihre Vermögenswerte zu verkaufen, wie es bei der SVB der Fall war, können sie ebenfalls unter der Last der Verbindlichkeiten zusammenbrechen.
In der Zwischenzeit können sich diese Probleme nur verschlimmern, wenn die Zentralbanken die Zinsen weiter erhöhen, was umso wahrscheinlicher ist, je schwieriger die Inflation unterdrückt wird.
Da die Inflation nicht wie erwartet zurückging, erhöhte die Europäische Zentralbank am Donnerstag erneut die Zinsen (um 50 Basispunkte). Am Mittwoch soll eine ähnliche Entscheidung von der amerikanischen Fed getroffen werden. Für ihn hält der Markt derzeit einen geringeren Anstieg um 25 Basispunkte für am wahrscheinlichsten.