Die Dimensionen der Nachhaltigkeit:
Von nachtwandlerisch bis vernunftbegabt.
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Während das Thema Nachhaltigkeit im Privatleben vieler Menschen bereits eine Rolle spielt, gewinnt die Thematik in der Labormedizin nur langsam an Bedeutung. Doch auch hier muss dringend gehandelt werden. Denn jeder Mensch und jeder Sektor der Industrie sind mitverantwortlich dafür, dass zukünftige Generationen eine lebenswerte Umwelt vorfinden.
Historie:
Bereits im 16. Jahrhundert erkannte beispielsweise Hannss Carl von Carlowitz (1645–1714), der als Vater der Nachhaltigkeit angesehen wird, die Wichtigkeit dessen, ressourcenschonend zu wirtschaften. Globale Umweltprobleme des 21. Jahrhunderts führen zur Verelendung und Migration – beispielsweise, weil der Verlust biologischer und landschaftlicher Vielfalt mit dem Umkippen von Ökosystemen und mit Einschränkung des Genpools dazu führt, dass unter anderem Seuchen gefährlicher werden.
Der Fußabdruck.
Wenn es um Nachhaltigkeit geht, dann wird ein besonderer Fokus auf die CO₂-Abgabe in die Natur gerichtet. So kann ein CO₂-Fußabdruck beispielsweise für Geschäfts- oder Produktionsprozesse von Unternehmen benannt werden. Auch Produkte hinterlassen einen CO₂-Fußabdruck, der die Summe der Emissionen umfasst, die durch die Herstellung, die Nutzung sowie die Verwertung und Entsorgung des jeweiligen Produkts entstehen. Das Gesundheitswesen ist für etwa 5 % der globalen Emissionen verantwortlich; für das mikrobiologische Labor sind Daten zum CO₂-Fußabdruck 2022 veröffentlicht worden.
Das medizinische Labor.
Seit der Coronavirus-Pandemie sind die Abfallmengen im Gesundheitswesen enorm gestiegen. Nachhaltigkeit („längere Zeit anhaltende Wirkung“) ist ursprünglich ein forstwirtschaftliches Prinzip, nach dem nicht mehr Holz gefällt werden darf, als jeweils nachwachsen kann, wie man es einer Publikation von Hans Carl von Carlowitz aus dem Jahr 1713 entnehmen kann.
Die Müllberge wuchsen erheblich. Das medizinische Labor ist in Bezug auf Abfälle und Abwässer eine besondere Herausforderung, denn es fallen nicht nur Papier- und Plastikabfälle, sondern auch infektiöses Material, Chemikalien und zum Teil große Mengen Abwasser an. Die EFLM (European Federation of Clinical Chemistry and Laboratory Medicine) brachte das Thema im Jahr 2022 in den Fokus der Aufmerksamkeit , weshalb es in nächster Zeit einige Aktivitäten (z. B. Workshops, Publikationen, Konferenzen) im Bereich der Labormedizin geben wird. Es existiert eine Reihe von Tätigkeiten, die das Laborpersonal durchführen oder beachten kann, um einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten. Dies betrifft die Sparten Energiemanagement und Abfallmanagement. Mögliche Sparmaßnahmen im Bereich POCT sowie „weitere“ Maßnahmen finden Sie im vollständigen Artikel, der in Trillium Diagnostik 1/2023 veröffentlicht wurde.
Ausblick:
Bei allen Aktivitäten zur Vermeidung von Abfall und zur Reduktion von Emissionen ist natürlich zu beachten, dass das Thema „Qualität und Patientensicherheit“ nicht aus dem Blick gerät. An erster Stelle stehen selbstverständlich die Sicherheit der Patient:innen und des Personals (z. B. Infektionsschutz) sowie die Qualität der Ergebnisse (z. B. zuverlässige Laborwerte). Dennoch ist es angesichts der voranschreitenden Klimaerwärmung unbedingt notwendig, nicht die Augen vor dem Thema Nachhaltigkeit zu verschließen. Derzeit haben nur wenige medizinische Labore konkrete Pläne, wie Nachhaltigkeit umgesetzt werden soll. Die meisten Labore würden sich aber eine Anleitung wünschen. Allgemeine Informationen findet man beispielsweise auf der Webseite der United Nations. Zertifizierungsprogramme für das „grüne Labor“ sowie Beraterfirmen bieten einen speziell auf Labore zugeschnittenen Service an.
Literatur:
- Carlowitz, Hannss Carl von: Sylvicultura Oeconomica oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht, Reprint der zweiten Auflage 1732, Leipzig. Verlag Kessel (2009).
- Rogall H. Neue Umweltökonomie – Ökologische Ökonomie. Ökonomische und ethische Grundlagen der Nachhaltigkeit. Instrumente zu ihrer Durchsetzung. 2002. Springer. Berlin, Heidelberg. ISBN: 3-8100-3500-9.
- Yusuf E, Luijendijk A, Roo-Brand G, Friedrich AW. The unintended contribution of clinical microbiology laboratories to climate change and mitigation strategies: a combination of descriptive study, short survey, literature review and opinion. Clin Microbiol Infect 2022; 28: 1245–50. doi.org/10.1016/j.cmi.2022.03.034.
- EFLM Task Force Green Labs. EFLM guidelines for green and sustainable labs. Ed. 2022. www.eflm.eu/upload/docs/EFLM-GREEN-LAB-BOOKLET.pdf – www.un.org/actnow.
Nachhaltigkeit im oekohumanen Kontext ist Schöpfungsfähigkeit, Erkenntnis- und Einsichtsfähigkeit in die Gesetzmäßigkeit, Handlungs- und Entfaltungsfähigkeit, Kreislauffähigkeit und die Fähigkeit sich Fehler einzugestehen, dies in einem dauerhaften Prozess der Salutogenese, im Abgleich vom Nomos mit dem Logos.
Im modernen Sinn bezieht sich Nachhaltigkeit auf viele Bereiche, in denen etwas andauern, bleiben, nachwirken oder haltbar sein kann (oder soll), noch lange, nachdem es gebaut oder in Bewegung gesetzt wurde. Gegenüber Häusern aus Stroh, die der Wind jedes Jahr wegweht, sind Häuser aus Stein, die lange bestehen, vereinfacht ausgedrückt also nachhaltig. Unter Häusern aus Stein wiederum ist dasjenige nachhaltiger, das bei gleichen Wartungskosten z.B. der Witterung dauerhaft besser trotzt und dadurch länger hält als die anderen. In einer nomadischen Lebensweise ist hingegen womöglich ein Zelt oder Wohnwagen nachhaltiger als ein Haus, das man nicht mitnehmen kann.
Die Nachhaltigkeit bezieht sich somit zwangsläufig auch auf die Wartungs- und Energiekosten bzw. die durchschnittliche jährliche Wirtschaftlichkeit über einen unbegrenzten Lebenszyklus gesehen. Davon abzugrenzen ist der Begriff Beständigkeit, der sich mehr auf nicht aktive Systeme bezieht (vgl. Wikipedia).
Nachhaltigkeit ist also Dauerhaftigkeit und Kreislauffähigkeit. Das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit umfasst drei Dimensionen: ökologische, ökonomische und gesellschaftliche Nachhaltigkeit. Laut Bernd Klauer (1999) ist.
die Gemeinsamkeit aller Nachhaltigkeitsdefinitionen […] der Erhalt eines Systems bzw. bestimmter Charakteristika eines Systems, sei es die Produktionskapazität des sozialen Systems oder des lebenserhaltenden ökologischen Systems. Es soll immer etwas bewahrt werden zum Wohl der zukünftigen Generationen.“
Im OekoHumanen Kontext ist das Wort und der Begriff Nachhaltigkeit auf alles Leben zu erweitern, verbunden mit der Verantwortung für unsere Kinder und Kindeskinder. Überdies ist mit einzuschließen die Nachhaltigkeit in der Bildung, der Kreativität und der Gesundheit.
Weiterführende Links:
- GOTT.
- Nahrungs-Arten.
- Mensch – Menschenbild – Menschenwürde.
- Albert Einstein – Gottes-Verständnis.
- Fair-Fairness – Reziprozitäten.
- Gehirn.
- G.E.L.D..
- GÜTE – GUT.
- Ehrbarer Kaufmann.
- EKS – Engpasskonzentrierte Strategie und MMZSG.
- Homöostase.
- System-Körper-Sprache.
- Viable-System-System-Konzept.
- System-System-Konzept nach Gurdjieff-Theorie und -Praxis.
- Salutogenese.

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