ist entweder mit subjektiver oder objektiver Hermeneutik verbunden oder es ist eine Mischung aus beidem.
Andere Begriffe, mit der gleichen Bedeutung sind:
Denotation bzw. Konnotation – auch Bauchgefühl oder Intuition genannt. Im Prinzip geht es um die Interpretation
eines Sachverhalts, unter Berücksichtigung der Gemengelage – Holistik-Holismus.
In diesem Sinne, kommt es darauf an, auf welcher Grundlage das Wundern bzw. die Intuition aufgebaut ist – Dilettant – Amateur – Profi. Ob das Eine oder Andere zutrifft, hängt von professionellem Umgang mit Kausalität ab und ist schon die tiefste Ursache gefunden. Wenn nicht, geht es um die Lernkurve durch Verschlimmbesserung – am besten zunächst im Labor und danach Schritt für Schritt in die Praxis-Tauglichkeit.
Eng verbunden mit Praxis-Tauglichkeit, ist die Praxis-Forschung und damit verbunden, die Aktions-Forschung – i.S. von John Elliott.
Aktionsforschung könnte definiert werden, als die Untersuchung einer humanen und sozialen Situation, im Hinblick auf die Verbesserung von Niveau, Qualität und Vernunft, der darin enthaltenen Maßnahmen, im Kontext von Natur-Gesetz-Mäßigkeiten und konstruktiver Psycho-Logie – nach John Elliott
Persönlichkeiten, die dieser Definition von John Elliot – ergänzt von OekoHuman – am nächsten kommen, siehe Link.
Im Kontext von Wundern, im Sinne von wahrer und konstruktiver Intuition, hat G.I. Gurdjieff einen herausragenden Beitrag geleistet. Dieser ist aus OekoHuman-Sicht – i.S. von Holistik – bis heute noch nicht übertroffen worden, da er insbesondere theoretische Grundlagen schafft und klar definierte Umsetzung-Anleitungen gibt.
Erste theoretische Grundlagen findet, der Interessierte, z.B. in den Büchern, von P. D. Ouspensky – insbesondere in „AUF DER SUCHE NACH DEM WUNDERBAREN“ . Vertiefende Grundlagen und Einsichten, in den fünf Büchern von G. I. Gurdjieff und im Ennegramm, in das der Siebener-Rhythmus und das Gesetz der Drei bzw. Sechs integriert ist.
Im Kern sind wichtigsten Werkzeuge, Horchen, GÜTE, Mühe, Motivation, Liebe, die Kabbalah und Partkdolg-Pflicht (Duty), in die KAIZEN integriert ist. Mit diesen Werkzeugen kann Wundern – Intuition, auf einem guten Fundament aufgebaut werden.
In der Folge entsteht Profitum auf einem hohen Niveau, mit entsprechender Qualität. Alles hat die Wahrheit, Einsicht und Vernunft als Grundlage.
Das Gegenteil von Wahrheit führt in ein Gefühl-Denk-Handel-Verstehen-TUN-Gefängnis.
Der Wille und die LIEBE zur GÜTE, führt zur Einsicht und durch Mühe zu einem erweiterten dynamischen Horizont
und so in der Folge, aus dem Gefängnis raus. Das nächste wichtige Stichwort, ist die bewußte schöpferische Zerstörung von nutzlos gewordenen Gewohnheiten.
Denn das Leben, ist in erster Linie ein dynamischer Schöpfungs-Prozeß, auf der Grundlage von Neugier.
„WER RASTET – DER ROSTET“
weitere Fallen:
Bequemlichkeit – Denkgefängnisse – Verschlimmbesserung – Projektion – Kausalität – Komfortzone – Disziplin – Durchhaltevermögen – Wechselwirkung – Wirkzusammenhänge
DAS ZIEL: LOGIK – FÜHLEN – SPÜREN – EMPFINDEN KÖNNEN – DIESER ANSATZ, BRINGT DIE PSYCHOLOGIE AUF DIE EBENE EINER GESUNDHEITS-WISSENSCHAFT
Wundern im DWDS
Bedeutungen
1.⟨sich wundern⟩ in Staunen, Verwunderung geratenBeispiele: wir wunderten uns, dass er nicht kamsich nicht wenig, über alle Maßen wundern umgangssprachlich, scherzhaft da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich (= wird gesagt, wenn jmd. verdutzt, verwundert ist)… 3 weitere Beispiele⟨sich über jmdn., etw. wundern⟩Beispiele:wir haben uns über ihn sehr gewunderter wundert sich über gar nichts mehr2.⟨etw. wundert jmdn.⟩etw. setzt jmdn. in Staunen, Verwunderung: Beispiele:sein Verhalten hat uns sehr gewundert, das wundert ihn gar nicht weiter, nicht im Geringsten. Es sollte mich doch wundern, wenn ich nicht alles klar herausbrächte [FalladaWolf1,190 ]schweizerisch etw. macht jmdn. neugierig Beispiel:es wundert ihn, was sie wohl sagen wird Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Wunder · wunderbar · wunderlich · wundern · verwundern Wunder n. ‘Erstaunen verursachendes, ungewöhnliches Ereignis’, ahd.wuntar (um 800), mhd. wunder ‘Verwunderung, Erstaunen, Erstaunen hervorrufendes Geschehen, Gegenstand des Erstaunens’, asächs.wundar, mnd.wunder, mnl.nl.wonder, aengl.wundor, engl.wonder, anord.undr, schwed.under (germ.*wundra-). Herkunft unbekannt. Alle bisherigen Anknüpfungsversuche sind unbefriedigend; … Mehr www.openthesaurus.de (07/2019)
Thesaurus
Synonymgruppe(sich) (verwundert) die Augen reiben · (sich) wundern · (ungläubig) den Kopf schütteln · erstaunt sein (über) · verdutzt sein ● (jemanden) mit großen Augen anschauen ugs., variabel · (jemanden) ungläubig anschauen ugs. · mit den Ohren schlackern ugs. · verdattert sein ugs. · vonne Socken sein ugs., ruhrdt.Synonymgruppe↗(sich) fragen · (sich) wundern · gern wissen wollen · ↗hinterfragenSynonymgruppe↗erstaunen · ↗frappieren · für Überraschung sorgen (journal.) · in Erstaunen setzen · ↗verblüffen · ↗verdutzen · ↗verwundern · ↗überraschen ● (jemanden) wundern ugs.Synonymgruppe(erst einmal) nichts zu sagen wissen · (sehr) erstaunt sein · (sich) wundern · ↗angaffen · aus dem Staunen nicht mehr herauskommen · ↗bestaunen · ↗bewundern · kaum glauben wollen (was man sieht) · kaum glauben wollen (was man zu hören bekommt) · mit offenem Mund dastehen · nicht schlecht staunen (Verstärkung) · seinen Augen nicht trauen (wollen) · seinen Ohren nicht trauen (wollen) · ↗staunen · verwundert anstarren ● (den) Mund nicht mehr zubekommen ugs. · (jemanden) anstarren wie ein Wesen vom anderen Stern ugs., variabel · (jemanden) anstarren wie einen Marsmenschen ugs. · Bauklötze staunen (Verstärkung) ugs. · Glotzaugen machen ugs. · Kulleraugen machen ugs. · doof gucken ugs. · große Augen machen ugs. · gucken wie ein Auto ugs., veraltend · wer beschreibt mein Erstaunen (als) geh., literarisch, variabel, veraltend, floskelhaft
Intuition im Wikipedia
Intuition (von mittellateinisch intuitio = unmittelbare Anschauung, zu lateinisch intueri = genau hinsehen, anschauen)[1] ist die Fähigkeit, Einsichten in Sachverhalte, Sichtweisen, Gesetzmäßigkeiten oder die subjektive Stimmigkeit von Entscheidungen zu erlangen, ohne diskursiven Gebrauch des Verstandes, also etwa ohne bewusste Schlussfolgerungen. Intuition ist ein Teil kreativer Entwicklungen. Der die Entwicklung begleitende Intellekt führt nur noch aus oder prüft bewusst die Ergebnisse, die aus dem Unbewussten kommen. Kritisch ist hierbei zu sehen, dass bei positiver Wirkung einer – zunächst nicht begründbaren – Entscheidung gerne von Intuition gesprochen wird, während man im Falle des Scheiterns schlicht „einen Fehler gemacht“ hat, wobei es gerade keinen Mechanismus gibt zu prüfen, welche mentalen Vorgänge zur jeweiligen Entscheidung führten.
Einige Wissenschaftler vermuten, dass dem Informationsaustausch zwischen dem enterischen Nervensystem und dem Gehirn auch eine Rolle bei den intuitiven Entscheidungen („Bauchentscheidungen“) zukommt.
Allgemeine Aspekte
Als allgemeine Aspekte der Intuition werden (aus unterschiedlichen, voneinander abweichenden oder gar einander widersprechenden Positionen heraus) folgende angesehen:
- Eine Begabung, auf Anhieb eine gute Entscheidung zu treffen, ohne die zugrunde liegenden Zusammenhänge explizit zu verstehen. Umgangssprachlich „aus dem Bauch“ („Bauchgefühl“), spontan, oft auch wenn bestimmte Gründe vorliegen, die eine andere Entscheidung nahelegen.
- Die schnelle eingebungsmäßige Einsicht in Zusammenhänge und ihre Erkenntnis ohne bewusste rationale Ableitung oder Schlüsse sowie auch das Entstehen neuer Erfindungen und Ideen. „Der Zufall trifft nur einen vorbereiteten Geist“, sagte Louis Pasteur. Ein Beispiel wäre der im Traum entdeckte Benzolring (wie von Friedrich August Kekulé von Stradonitz berichtet). Ein eng verwandter Begriff ist Serendipity.
- Die Fähigkeit, Eigenschaften und Emotionen in Sekundenbruchteilen unbewusst oder bewusst komplex und instinkthaft zu erfassen. Entwicklungsgeschichtlich eine Einstellung, die der Unterscheidung von Freund und Feind dienen muss (evtl. Kampf- oder Fluchtreaktion). Heutzutage eine trainierbare Wahrnehmungsform, deren Problemfelder in der Differenzierung gegenüber Projektionen und Vorurteilen sowie in der Bewusstmachung liegen.
- Die unbewussten Gründe für eine bestimmte Entscheidung.
- Das Einfühlungsvermögen in intrapsychische Sachverhalte (Emotionale Intelligenz, Empathie).
- Indirekt der sogenannte gesunde Menschenverstand. Intuition hat einen engen Zusammenhang mit der »inneren« Logik der Gegebenheiten und mit früheren Erfahrungen (größtenteils unbewusste Wahrnehmungsinterpretationsmuster).
- Der Geistesblitz: Eine besondere Form der Intuition ist der Geistesblitz, bei dem unerwartet ein neuer Gedanke entsteht.
- „Intuition ist die Quelle der Phantasie (Fantasie)“: ein von innen Berührt-Werden bzw. Angerührt-Wordensein („Ein-Gebung“).
Differenzielle Aspekte
Philosophie
Siehe auch: Intuitionismus
In der Philosophie beruht die häufige Beschreibung der Intuition auf dem Polaritätspaar intuitiv versus diskursiv. Diese Unterscheidung findet sich bereits bei Philon. Plotin postuliert, dass intuitive Erkenntnis nur im Bereich des rein Geistigen möglich ist, wobei er auf die Analogie zum sinnlichen Schauen hinweist, das allerdings in weltlicher Zeitlichkeit gefangen ist. Während diskursives Erkennen auf Sinneswahrnehmungen und aufeinander aufbauenden Schlussfolgerungen beruht, ist intuitives Erkennen eine rein geistige Anschauung, eine transzendente Funktion des Menschen. Den Aspekt haben besonders die Philosophen Baruch de Spinoza, Johann Gottlieb Fichte und Edmund Husserl aufgegriffen. Intuition und implizites Wissen sind Voraussetzungen für das von Volker Caysa beschriebene empraktische Handeln.
Ein Kernkonzept der Phänomenologie Husserls besteht in der sogenannten Wesensschau, die den Zugang zur wesenhaften Struktur eines Gegenstandes ermöglichen soll und so von individuellen Besonderheiten oder zufälligen Variationen abstrahieren kann. Da der Prozess einer direkten inneren Anschauung am nächsten kommt, nannte Husserl den Denkvorgang Intuition. Für ihn beginnt die Begründung von Wissenschaft mit den Kategorien Intuition und Evidenz. Der Phänomenologe Hermann Schmitz bezeichnet Intuition als Fähigkeit zum Umgang mit vielsagenden Eindrücken, mittels derer Situationen ganzheitlich verstanden und bearbeitet werden können. Für Schmitz ist die Intuition das einzige menschliche Verfahren, mit vielsagenden Eindrücken umzugehen. Diese Auffassung von Schmitz kann als (phänomenologisches) Pendant zu der Auffassung von Intuition als komplexitätsreduzierendes Verfahren in der Kognition gesehen werden.
In der Logik wird eine Aussage, die zwar wahr ist, aber bestimmten Grundannahmen, eben der Intuition, zuwiderläuft, als ein Paradoxon bezeichnet. So irritiert etwa das Lügner-Paradox unser intuitives Verständnis von Wahr und Falsch als ein polarer, unüberbrückbarer Gegensatz. Während der diskursiv-rationale (bewusste) Charakter von Erkenntnissen eine abgeleitete Funktion darstellt, hat die intuitive Erkenntnis den Charakter des Gegebenen. Hierauf hat besonders Spinoza hingewiesen.
Psychologie
In der Psychologie des Carl Gustav Jung ist die Intuition eine von vier psychologischen Grundfunktionen, die eine Wahrnehmung zukünftiger Entwicklungen mit all ihren Optionen und Potenzialen ermöglicht. Sie wird meist als instinktives Erfassen oder als gefühlsmäßige Ahnung wahrgenommen. Die konkrete Intuition vermittelt Wahrnehmungen, welche die Tatsächlichkeit der Dinge betreffen, die abstrakte Intuition vermittelt dagegen die Wahrnehmung ideeller Zusammenhänge. Beim intuitiven Charakter-Typus nach Jung kommt es häufig zu einer Verschmelzung mit dem kollektiven Unbewussten.
Ein altes Klischee besagt, die Intuition sei im Vergleich zu Männern bei Frauen ausgeprägter („weibliche Intuition“). Dafür gibt es jedoch keine stichhaltigen wissenschaftlichen Befunde. Das einzige, wobei Frauen den Männern in dieser Hinsicht eventuell überlegen sind, ist das schnelle Wahrnehmen von Gefühlszuständen anderer Menschen. Manche Forscher gehen sogar so weit zu behaupten, das Gehirn von Frauen sei von Geburt an auf Einfühlungsvermögen „geeicht“ (E-Hirn), während Männer die Welt von der Tendenz her eher systematisch (S-Hirn) interpretieren. Diese These ist umstritten.
Im Bereich der Systemischen Führung wird Intuition als wesentliches Merkmal für ein qualifiziertes Management gesehen. Erst wenn eine Führungskraft im guten Kontakt mit sich selbst wie auch den Mitarbeitern steht und zugleich die Bedürfnisse des Marktes erspüren kann, wird sie Erfolg haben. Intuition (oder einer ihrer Aspekte) wird als ein Synonym für Emotionale Intelligenz gesehen.
Kognition
Als grundlegende menschliche Kompetenz verstanden, ist Intuition die zentrale Fähigkeit zur Informationsverarbeitung und zur angemessenen Reaktion bei großer Komplexität der zu verarbeitenden Daten. Sie führt sehr oft zu richtigen bzw. optimalen Ergebnissen. Es gibt zwei verschiedene Stufen der Intuition: Die Gefühlsentscheidung und die auf Verstand beruhende Intuition (Inkubation). Dabei werden die Informationen unbewusst verarbeitet und das Bewusstsein wird „eingeschaltet“, wenn das Unterbewusstsein auf eine Lösung stößt. Intuition bedeutet nicht unbedingt eine sofortige Lösung, oft hilft es, „eine Nacht darüber zu schlafen“. Die moderne naturwissenschaftliche Perspektive betrachtet Intuition einerseits kritisch: Ihr wird vorgeworfen, sie könne sich nur in naiver Weise beweisen und zerfalle bei Hinterfragung. Intuition wird hier als ein nomineller Begriff verstanden, der sich als eine sich erkenntnisfähig fühlende Emotion zeigt. Sie kann als Flucht aus der aufgeklärten und vernünftigen Terminologie betrachtet werden, oder als deren Überwindung.
Andererseits deuten neue Forschungsergebnisse darauf hin, dass man mit der Intuition manchmal – und nicht zuletzt in komplexen Situationen – zu besseren Entscheidungen kommt als mit dem bewussten Verstand.[8] Die Theorie der Empraxis besagt: Das Unbewusste ist in der Lage, weitaus mehr Informationen zu berücksichtigen als das Bewusstsein, das zwar sehr präzise ist, jedoch mit nur wenigen Informationen zurechtkommt.
Im technischen Bereich ist der Umgang mit Intuition eher pragmatisch orientiert: So bemühen sich Ergonomen, Designer oder Softwareentwickler die Bedienung von Geräten und Programmen möglichst intuitiv, also den Verhaltens- und Wahrnehmungsgewohnheiten angepasst, zu gestalten. Hierdurch soll beispielsweise die Einarbeitungszeit für moderne Industrieanlagen, Software und Konsumprodukte derart verkürzt werden, dass der Traum von einem leichteren Leben, trotz gestiegener Leistungsfähigkeit, in einigen Bereichen wahr wird. Essentiell ist die Ausnutzung der Intuition insbesondere bei Warnmeldungen, da hier eine schnelle und richtige Reaktion des Benutzers erzielt werden soll.
Intuition im YogaWiki
Intuition (Latein: intueri „betrachten, erwägen“; Sanskrit: Sakshatkara) ist die Schau der Realität, „die direkte Wahrnehmung oder die Ahnung der göttlichen Wirklichkeit„.

Der große YogaLehrer und MeisterSwamiSivananda
Intuition ist eine innere spirituelle Erfahrung. Intuition dämmert blitzartig auf, sie entwickelt sich nicht schrittweise. Die unmittelbare Erkenntnis durch Intuition vereint die individuelle Seele mit dem Selbst, oder der höchsten Seele. Intuitives Wissen ist unvergängliches Wissen über die Wirklichkeit. Ein intellektueller Mensch, der keine Intuition entwickelt, bleibt unvollkommen. Meditation führt zur Intuition.
Swami Sivananda über Intuition

Swami Sivananda
Der indische Weise Swami Sivananda schreibt in seinem Buch „How to Cultivate Virtues und Eradicate Vice“ über Intuition Divine Life Society:
Intuition ist das direktes supermentale Wissen von Atman, durch direkte Selbsterkenntnis. Hier gibt es kein Denken. Der Geist hört hier auf zu funktionieren. Hier gibt es keine Empfindung. Intuition ist oberhalb der Relativität.
Es ist eine innere spirituelle Erfahrung, die nicht adäquat mit Worten beschreibbar ist. Die Sprache ist unzureichend, auch kann sie nicht die ganze unbeschreibbare transzendentale Erfahrung ausdrücken. Worte sind nur konventionell.
Du kannst Gott oder Atman nur durch Intuition erkennen.
In der Intuition ist alles klar. Alle Zweifel vergehen im Ganzen.
- Intuition ist unmittelbares Wissen im Gegensatz zu mittelbaren Wissen. Durch die Intuition erkennt der Aspirant die Wahrheit der Dinge ohne Begründung und Analyse.
- Intuition ist Wissen von Innen heraus. Intuition kommt wie ein Blitz. Daraufhin ist der Aspirant vereint mit seinem eigenen Atman, seiner individuelle Seele, mit dem Selbst, oder der Höchsten Seele.
- Intuition ist das unmittelbare Wissen des Absoluten durch das Auge der Weisheit im Gegensatz zu den Gegenständen der Sinne und des Geistes.
- Intuition übertrifft den Verstand, aber sie steht ihm nicht entgegen.
- Intuition ist Wahrheit erlangt durch innere Ahnung ohne die Hilfe der Wahrnehmung, oder der Kraft des Verstandes und der Logik.
- Intuition ist die direkte Wahrnehmung, oder die Ahnung der göttlichen Wirklichkeit, die dem offenbarten und dem unoffenbarten Universum zugrundeliegt.
Der Weise in seien Flügen der Intuition steigt auf zu der supramentalen Region wo er die göttliche Wirklichkeit, oder das Absolute erlebt. Die überbewusste Erfahrung ist sehr klar, lebendig und strahlend, Es ist für den Weisen äußerst wirklich. Er lebt in ihr, er bewegt sich in ihr, und er atmet in ihr. Die intuitive Erfahrung ist großartig, außergewöhnlich und tief. Das Wissen von Gott würde für die Menschheit verloren sein, gäbe es die Intuition und Offenbarung der Propheten und Weisen nicht.
Intuition ist der einzige Weg, durch den man das Absolute erkennen und in all seiner Gesamtheit und Vollständigkeit erfahren kann.
- Der Geist und die Sinne benötigen Zeit und Raum, um zu funktionieren, aber die Wirklichkeit, die hinter der zeitlich, räumlichen und kausal Ordnung der Dinge steht, kann nur Intuition begriffen und erfasst werden.
- Der Verstand kann dir nur gedankliches Wissen geben, und gedankliches Wissen kann dir nicht das Wissen der Wirklichkeit in ihrer Gesamtheit geben, es ist die Absolutheit, aber sie teilt, zerfällt in Bruchstücke, und bricht Dinge in Stücke.
- Die innenwohnende Seele dieses irdischen Universums ist reines Bewusstsein. Indische Weise und Seher haben diese Wirklichkeit in all ihren Vollständigkeit erahnt und gaben der Menschheit diese reiche und kostbares Perle der Weisheit des Selbst.
Intuition ist der Goldene Schlüssel zur Glückseligkeit

Das dritte Auge – Ajna Chakra – Sitz der Intuition
Auszug aus dem Buch „Jnana Yoga“ von Swami Sivananda (Hrsg.: Divine Life Society, 2007), S. 38-42
Intuition ist eine lebendige innere Achtsamkeit in Bezug auf das innewohnende unsterbliche und glückseligmachende Selbst. Sie ist das Auge der Weisheit, durch das der Weise in allem dessen unsichtbare Gegenwart wahrnimmt. Es ist Divya Chakshu (Prajna Chakshu, Jnana Chakshu), durch das der Yogi die höchste Erfahrung des alldurchdringenden Brahmans erfährt. Es ist der Brahmakara Vritti der Vedantins gleich. Es ist das dritte, das spirituelle Auge der Yogis und Weisen.
Instinkt ist den Tieren, Intellekt den Menschen, Intuition den Yogis und Weisen eigen. Höchste Einsicht, Vishuddha buddhi, führt den Aspirant zum Tor der Intuition. Intuition steht der Einsicht nicht im Wege. Sie transzendiert Einsicht. Das Auge der Intuition öffnet sich, wenn durch die Praxis von Yama und Niyama das Herz geläutert ist und wenn Geist, Intellekt und Sinne zur Ruhe gekommen sind.
Sanjaya erhielt sein Auge der Intuition durch die Gnade von Sri Vyasa. Arjuna erhielt es durch die Gnade von Krishna und erfuhr dessen Vishvarupa Darshan.
Bergson erkannte Intuition als eine mögliche Methode, das transzendente ‚Ich‘ und das ‚Ding an sich‘ zu erkennen. Doch das Werk ist nur eine Theorie zu dem Thema Intuition, es ist rein methodisch aufgebaut. Bergson konnte nicht erklären, wie die Methode in die Praxis umgesetzt werden kann. Er konnte nicht den Weg zum ‚Selbst‘ erklären.
Es war Bergson überlassen zuzugeben, dass er ein Mann der Geometrie war. Er verstand die Welt in Bezug auf Zeit und Raum. So sie sich von der Konzeption der äußeren Welt befreit und sich auf das `Noumenon‘ ausrichtet, werden Raum und Zeit transzendiert und das Noumenon auf ganz anderem Weg wahrgenommen.
Diesen Weg nannte er Intuition, der sich von der Wahrnehmung durch die Sinne unterscheidet. Doch wie die Befreiung von der phänomenalen Welt geschieht, das ist der Indischen Methode des Yogas überlassen, die da ist: Entwicklung von Intuition durch Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Befreiung).
Intuition ist die einzige Methode der Wissenschaft des Yogas, oder der Wissenschaft der Seele (Brahma Vidya). Der Yoga, wie ihn die Indischen Yogis praktizieren, ist im Wesentlichen wissenschaftlich. Er ist universell anwendbar und garantiert universelle Ergebnisse für den durchschnittlichen Menschen, der sich in der Methode der Intuition weiterentwickeln möchte.
Das Ziel des Lebens ist die intuitive Erkenntnis des Atman, der das Fundament und die Seele von allem ist, der Urgrund allen Seins. Was ist das Ziel des Lebens? Was ist das höchste Gut? Warum bin ich auf dieser Welt? Die westliche Philosophie gibt keine zuverlässigen Antworten. Ihre Antworten beziehen sich lediglich auf das Leben. Was das Leben an sich ist, beschreibt sie durch die Logik der Physik, die wiederum von Menschen formuliert ist.
Intuition, intuitive Wahrnehmung in Bezug auf das höchste Gut, ist der einzige Prüfstein der Philosophie. Die Methode der Intuition ist die einzige Methode, die letztendliche Wahrheit zu erkennen. Intuition ist die Methode. Erkenntnis des Selbst ist das Ziel. Ohne Intuition zu entwickeln, bleibt der intellektuelle Mensch unvollkommen und blind für die Wahrheit hinter der Erscheinungswelt.
Himalaya
Um den wichtigen Punkt nochmals in Erinnerung zu rufen: Die Lösung des Problems von Religion, Philosophie und Wissenschaft ist das Entwickeln von Intuition, wie es uns die Weisen des Himalayas lehren. Das Ziel des Lebens, wie es diese Weisen aufzeigen, ist die Wahrheit an sich. Das Ziel wurde wahrgenommen im klaren Licht der vollkommenen Erkenntnis, unmittelbar und direkt (Aparoksha Anubhuti, Aparoksha Brahma Jnana). Es bedarf keiner Ahnung, keiner Vermutung, keines Rückschlusses. Intuition eröffnet neue Gebiete, die mühsam bewältigt werden müssen. Keine Bestätigung ist herrlicher als der Siegespreis für den inneren Kampf.
Im Licht der Entwicklung der Intuition scheinen alle anderen Philosophien interessante Tischgespräche, fröhliche Essays, humorvolle Versuche eines Blinde-Kuh-Spiels. Sie können keiner ernsthaften Kritik standhalten. Nur die intuitive Methode allein ist die Methode der Philosophie.
Es gibt auch niedere Formen der Intuition. In Realität sind sie keine Intuition. Die kreative Kraft des unbewussten Geistes ist derart, dass manchmal die rationalen Aktivitäten des Geistes unter das unterbewusste Niveau sinken. Im Schlaf und im Traum gehen sie weit unter die Schwelle des Bewusstseins. Coleridge verfasste ‚Kublai Khan‘, eine lange Dichtung, im Traum. Das Problem, eine geeignete Nadel für eine Nähmaschine zu finden, hatte sich für seinen Erfinder im Traum gelöst. Shelley entströmte fertige Dichtung. Mathematische Genies fanden fertige Formeln. Doch hier spricht man nicht von Intuition im spirituellen Sinn. Diese Aktivitäten bedürfen keines bewussten Willens, außer in der begrenzten Form, in der sie sich darstellen. Intuition, die die spirituelle Wissenschaft entwickelt hat, erweitert den Horizont und macht bewusstes Wollen auf höchstmöglicher Ebene in jede Richtung möglich.
Die Indische Philosophie der Entwicklung von Intuition kommt den höchsten Bestrebungen der westlichen Philosophie gleich. Ohne die Philosophie der Intuition, wie sie im Osten praktiziert wird, erscheint die Philosophie des Westens gleich der Wissenschaft bevor das Teleskop, das Mikroskop und andere wissenschaftliche Instrumente entwickelt wurden. Vor der Entwicklung des Mikroskopes wusste man nichts über Mikroben. Alle Mutmaßungen über die mikroskopischen Zellen des Lebens müssen offensichtlich falsch gewesen sein. Das Sprichwort von dem Philosophen, der in einem dunklen Raum nach einer nicht vorhandenen schwarzen Katze sucht, spricht für sich – sofern keine Intuition entwickelt ist.
Intuition ist der goldene Schlüssel zur Glückseligkeit. Intuition ist die Wissenschaft des Erfolges. Sie ist die Wissenschaft der Wahrheit. Sie befähigt den Menschen zu ewigem Wissen und unbegrenzter Erkenntnis. Sie eröffnet Bereiche der Schönheit und der Glückseligkeit und zeigt die Methode, beide zu betreten. Sie gibt dem Menschen wunderbare Kräfte, die Welt zu bewegen, wie er möchte. Mögen alle in diesem Leben Intuition entwickeln und das Selbst erkennen!
Intuition ist die Hauptgrundlage der Erkenntnis
Auszug aus dem Buch „Jnana Yoga“ von Swami Sivananda (Hrsg.: Divine Life Society, 2007), S. 42-45

Der große YogaLehrer und MeisterSwamiSivananda
Die Quelle aller Beweise ist direktes Verstehen allein. Die Schriften und der Guru können uns Gott nicht zeigen. Das Indische Gedankengut besagt: ‚Es ist das Selbst allein, das sich sieht, wenn der klare Geist zur Ruhe gekommen ist.‘ Bergson sagt aus: „Das Absolute kann nur durch Intuition erfasst werden.“ „Die tiefsten Geheimnisse der Natur, die großen Strukturen des Universums sind nicht Gegenstand von Physik and Chemie, sondern lebendige Einflüsse, schicksalhaft verwoben mit dem Leben eines jeden Individuums. Sie gilt es zu erfahren, nicht nachzuweisen. Sie sind nicht intellektuell zu verstehen, sondern durch lebendigen Kontakt mit ihnen.“ (Kingsland – Rational Mysticism).
„Wie unbestimmt, unermesslich und empfindsam auch immer sie ist, so können wir doch der Schlussfolgerung nicht widerstehen, dass wir durch persönliche Intuition Einsichten in die Tiefen der Wahrheit bekommen, die von der Wissenschaft unentdeckt bleiben.“ (Walter Grierson, The Conclusions of Modern Science)
„Immer mehr ist der Westen darauf vorbereitet, die Existenz und Gültigkeit der Fähigkeit der Intuition als eine ergänzende Methode, die Wirklichkeit zu begreifen, anzuerkennen.“ „Sie ist direkt und unverzüglich in ihrer Arbeit. Sie ist ihre eigene Autorität.“ „Anstatt sich außerhalb zu befinden, tritt die Intuition in ihr Objekt ein und wird durch Mitgefühl eins mit ihm.” „Es ist letztendlich und vor allem diese Fähigkeit, die uns der Bedeutung und Wichtigkeit der Dinge versichert – einer göttlichen Bedeutung und persönlichen Wichtigkeit.“ (C. E. M. Joad, Counter Attack from the East)

Platon-Büste
Für Platon ist Noesis die höchste Art des Wissens, unverzüglich und hochintelligent. Platon glaubte an die Kommunikation der Seele mit sich selbst. Aristoteles spricht von der absoluten Selbsterkenntnis Gottes, einer reinen Handlung, die kein Gesetz außerhalb ihrer selbst und keine Begrenzung kennt. Plotin und die Neuplatoniker waren davon überzeugt, dass Logik allein unzureichend sei. Nach Bradley ist jegliche intellektuelle Analyse, die die Einheit der Wirklichkeit in ein System getrennter Begriffe und Beziehungen aufteilt, eine Fälschung der Wirklichkeit. „Wie weit nach innen das „was“ auch reichen möge, es kann niemals die Gesamtheit der existierenden Wirklichkeit umarmen.“ „Die einheitliche Struktur der Wirklichkeit wird mehr im Fühlen als im Denken offenbar, in der höheren Einheit, in der Denken, Fühlen und Wollen zu einem Ganzen zusammenfügt werden.“ (Bradley)
Bergson schlägt auch die Intuition als geeignetes Mittel absoluten Erkennens vor. Cloce ist der Meinung, dass uns logisches Wissen vom Individuum entfernt, während das intuitive Wissen uns Einblicke in das Individuum schenkt. Bradley, Bergson und Cloce mahnen auf unterschiedliche Weisen, dass es dem Intellekt gelingt, das Leben zu verfestigen und es an Konzepte zu binden. „Der Mensch zieht nur das begründend in Betracht, was er noch nicht besitzt. Eine vollkommene Vernunft sucht nicht weiter, sie ruht auf den Beweisen für das, womit sie gefüllt ist.“ (Enneads)
Die großartige Beschreibung der Hindu-Denker über das intuitive Wissen ist das Wissen vom Selbst. Das Wissen vom Selbst ist untrennbar von der Existenz des Selbst. Es ist das einzige wahre und unmittelbare Wissen. Jedes andere Wissen ist schlussfolgernd. Das Wissen vom Selbst ist die Voraussetzung für jede andere Art von Wissen. Es ist die Grundlage aller Beweise. Das „Ich“ ist dem Bewusstsein implizit. Descartes “Ich bin” ähnelt dem “Ich bin” der frühen Seher. Sogar John Locke räumt die Tatsächlichkeit der Intuition ein. Er sagt: “Da wir sie an unserer eigenen Existenz so deutlich und gewiss wahrnehmen, braucht sie weder Beweise, noch ist sie dazu fähig.“ Bei Kant geht das „Ich denke“ mit allen Bedeutungen einher. Es ist im Allgemeinen der Träger aller Konzepte. Richte vertritt den Standpunkt, dass das Wissen über das Selbst auf der Intuition beruht. Schopenhauer sagt, dass wir uns einer Sache bewusst werden, die mehr als nur eine Erscheinung unseres Innenlebens ist. Bergson sagt, dass wir mittels unmittelbarer Bewusstheit Erkenntnis über die Wirklichkeit erlangen. „Können wir wirklich an Allwissenheit denken – getrennt von der Allmacht? Wenn ich eine andere Person durch und durch kenne, wäre ich diese Person.” (Richte) Theophrastos erklärt: “Diejenigen, die für alles eine Ursache suchen, bringen die Vernunft schlichtweg zu Fall.“
Bosanquet sagt: “Die Wahrheit ist für den Geist gewöhnlich, und Irrtümer sind die Ausnahme. Wenn man das Denken des Geistes reinigen kann, so wird man durch ihn eine wahre Beschreibung der Wirklichkeit besitzen. Dieses Erkennen ist nicht abstrakt, es ist dem Geist innewohnend.“ „Die innere Stimme des Menschen“ besaß für Sokrates größere Bedeutung als die äußere Wahrnehmung oder logisches Denken. Platon schreibt dieser Fähigkeit den Begriff „Rückerinnerung“ zu. Er sagt, dass alles Lernen dem Prozess des Erinnerns ähnelt, da alle Wahrheit gleichzeitig neu und alt ist. Sie ist gleichzeitig Erkennen und Wiedererkennen. Aristoteles ‚Nous’ [griechisch: Vernunft, Geist A.d.Ü.] stellt das intuitive Begreifen der „ersten Prinzipien“ dar. Er sagt: „Wie kann es eine Wissenschaft der ersten Prinzipien geben?” Deren Wahrheit ist für jeden erwiesen. Wir kennen diese Prinzipien mittels ‚Nous’, mittels direktem Kontakt.

Platon und Aristoteles – Gemälde von Raphael 1509
Spinoza erklärt: “Um die Essenz der Dinge von innen zu kennen – so wie Gott dies tut, brauchen wir ein höheres Wissen, die Intuition.“ Spinoza zieht eine klare Grenze zwischen Vorstellung, Vernunft und Intuition. In einer kurzen Abhandlung sagt er: „Intuitives Wissen besteht nicht darin, von der Vernunft überzeugt zu sein, sondern in der unmittelbaren Verbindung mit der Sache an sich.“ „Beim intuitiven Wissen offenbart sich das Objekt selbst auf direktem Wege seinem Verständnis.“ „Der größte Frieden des Geistes geht aus seiner intuitiven Eigenschaft hervor.“ Pascal sagt: „Die Vernunft selbst räumt ein, dass es einen unbegrenzten Raum jenseits der Vernunft gibt. Der Verstand denkt auf zweierlei Weise, der mathematischen Weise sowie der feineren Weise. Letztere Weise lässt uns die Wahrheit fühlen.“
Beide, der Intellekt und die Intuition, sind Fähigkeiten desselben Geistes. Es gibt keine Unterbrechung des Zusammenhanges zwischen ihnen. Die Intuition steht der Vernunft nicht entgegen. Sie erfüllt sie. Sie schließen sich nicht gegenseitig aus. Die Intuition lässt uns das Ganze erkennen. Der Intellekt kann nur ein konzeptionelles Wissen des Ganzen besitzen. Die Intuition besitzt ein direktes Wissen des Ganzen, der Intellekt analysiert einzelne Teile. Intuition bedeutet Weisheit, Aristoteles Nous, die alles umarmende Intelligenz Dantes.
Pratt bestätigt: „Die mystische Ekstase ist in ihrer Form erkennend. Sie offenbart dem Mystiker die Wirklichkeit genauso wie seine Sehkraft und sein Hörvermögen dies tun.“ „Seine Erfahrung ist eins mit der Intuition. Es ist das Gefühl, der Wirklichkeit von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen.“ (James Bissett Pratt, The Religious Consciousness)
Intuition als hilfreiche Tugend
Auszug aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya, Yogalehrer, Meditationslehrer, spiritueller Lehrer, Seminar- und Ausbildungsleiter, Autor mehrerer Bücher. Sukadev Volker Bretz lernte 12 Jahre bei SwamiVishnu-devananda.
Intuition ist gerade im Yoga besonders wichtig, auf Intuition legen wir einen besonderen Wert. Intuition ist das, was dir die Gotteserfahrung bringen wird. Gott ist nicht theoretisch erfahrbar, er ist nicht intellektuell erklärbar, beweisbar, aber Gott ist spürbar, Gott ist erfahrbar in der Intuition.
Die Gotteserfahrung ist keine Emotion, die Gotteserfahrung ist nicht ein reines Gefühl, die Gotteserfahrung ist auch kein Intellekt, sondern die Gotteserfahrung ist eine intuitive Erfahrung. Wenn dein Geist ruhig wird, wenn gleichzeitig dein Energieschwingungszustand hoch ist, wenn du dich dabei öffnest, was du dann spürst, das ist Freude, das ist Liebe, das ist Verbundenheit, das ist Einheit.
Und diese Liebe, Verbundenheit und Einheit, diese erfährst du dann in der Intuition. Und so ist [Gotteserfahrung]] eine intuitive Erfahrung, auf Englisch sagt man deshalb, „direct intuitive experience“, eine direkte Erfahrung. Keine Erfahrung über die Sinne, keine Erfahrung über den Intellekt, keine Erfahrung über Worte, auch kein Gefühl, keine Emotion, es ist direct experience, auch genannt Prajna, Bewusstsein an sich.
Intuition hat natürlich noch mehr Bedeutungen. Intuition ist auch, – man kann sagen, es gibt die überbewusste Intuition, es gibt die unterbewusste Intuition und es gibt auch die bewusste Intuition. Die unterbewusste Intuition nenne ich gerne auch Instinkt, Gefühl, oder Bauchgefühl.
Also z.B., wenn du irgendwo spürst, du brauchst das und das und das willst du und es tut dir vielleicht gut, oder dem Menschen geht es nicht so gut, oder da ist irgendwas nicht ok, du weißt es nicht genau, aber es ist irgendwo diese unterbewusste Intuition, dieses Gefühl, das dir häufig eine gute Information gibt. Die unterbewusste Intuition kann dich natürlich auch täuschen, nicht immer stimmt sie, aber relativ häufig gibt sie dir gute Empfehlungen und gutes Wissen. Du kannst auf diese unterbewusste Intuition hören.
Dann gibt es die bewusste Intuition. Bewusste Intuition heißt, die Wahrnehmung von größeren Zusammenhängen. Also z.B., du gehst in einen Raum hinein und da sind viele Menschen und intuitiv erfasst du das Ganze im Hier und Jetzt.
Die besonders wichtige Intuition ist die höhere Intuition, die man auch als Inspiration bezeichnen kann oder auch als Eingebung. Diese höhere Intuition ist eine Intuition, die kommt nicht von unten, im Gefühl, sondern sie kommt entweder tief vom Herzen, aber oft überkommt sie einen. Du weißt plötzlich: „Das ist der Sinn von dem, was eben gewesen ist. Das ist das, was wirklich zu tun ist. Das ist meine Berufung, das ist meine Aufgabe und so muss ich es tun.“
Was die überbewusste Intuition unterscheidet von der unterbewussten Intuition, den Instinkten, ist, die überbewusste Intuition ist immer verbunden mit einer stärkeren Erfahrung einer höheren Wirklichkeit. Die höhere Wirklichkeit kann man Brahman nennen, das Absolute, man kann sie Atman nennen, das eigene Selbst. Und dieses Selbst, dieses Brahman, ist erfahrbar als Sat, Chid und Ananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit.
Die Ebene von Sat, von Sein, heißt Unendlichkeit und Ewigkeit. Die Ebene von Chid heißt Bewusstheit. Ananda ist Liebe und Freude. Die höhere Intuition ist immer verbunden mit einem Gefühl der Ausdehnung, also von Sat, von Sein.
Du berührst die Ewigkeit, gehst jenseits der Zeit, du fühlst dich verbunden und hast eine Weite. Chid, du hast eine gesteigerte Bewusstheit, es ist eine intensivere Klarheit da, es ist eine stärkere Bewusstheit in der Gegenwart.
Und Ananda, da ist irgendwo eine Freude, es ist eine Liebe und es ist auch eine Verbundenheit mit einem Göttlichen. Wenn du eine Eingebung hast und dies ist verbunden mit einer Ausdehnung, einer Weite, ist verbunden mit einer intensiveren Erfahrung, ist verbunden mit einer Liebe und Freude und nachher bist du fröhlich beschwingt, dann war es vielleicht, oder wahrscheinlich, höchstwahrscheinlich eine überbewusste Intuition.
Einer überbewussten Intuition sollte man nach Möglichkeit folgen. Man kann ja trotzdem, nachdem man es aufgeschrieben hat, einen Tag warten. Auch ein Zeichen einer überbewussten Intuition ist, sie vergeht nicht nach ein, oder zwei Tagen. Das machen so unterbewusste Instinkte, oder auch Emotionen, kleinere Eingebungen.
Die echte Intuition bleibt auch noch Tage danach besonders stark. Danach kannst du darauf handeln, du musst aber auch aufpassen, auch die überbewusste Intuition kann dich in die Irre führen. Die überbewusste Intuition ist zwar an sich immer korrekt, aber du kannst sie auch missverstehen, du weißt nicht genau, was sie dir genau sagen will. Aber du kannst nochmal beten und kannst fragen: „Was soll ich tun? Was ist meine Aufgabe? Zeige mir dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten. Nicht mein Wille, dein Wille geschehe.“
Wenn das deine tiefe Sehnsucht ist, Gottes Wille zu tun, wenn du darum bittest, geführt zu werden und dann täglich meditierst und Yoga übst, dann wirst du merken, deine Intuition wird immer stärker. Du magst es Führung nennen, du magst es Eingebung nennen, du magst es Inspiration nennen. Alles ist letztlich Intuition.
Intuition kultivieren durch Sonnenmeditation und andere Meditationstechniken
Hier ein Vortrag zum Thema Durch Sonnen-Meditation die Intuition kultivieren – Yogasutra III 27 von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga.
Intuition in der Astrologie kultivieren durch Mond-Meditation Yogasutra III 28
Polarstern-Meditation – intuitive Astronomie
Intuitions- Chakra Meditation

Ajna Chakra
– Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 –
Durch Konzentration auf das dritte Auge zu intuitivem Wissen.
Kommentar zum 34. Vers des Patanjali Yoga Sutra
Patanjali schreibt:
Pratibhad va sarvam
Aus Intuition kommt alles Wissen.
Also pratibha heißt: Vom intuitiven her und sarvam heißt: alles. Und diesen Vers kann man unterschiedlich interpretieren.
In dir ist alles Wissen
Zum einen vom Vedanta sagt man ja Satchidananda svarupaham: Meine wahre Natur: Sein, Wissen und Glückseligkeit. Ich selbst bin alles Wissen. Vom Vedanta her ist das ganz Universum eine Projektion von Brahman, des Absoluten und damit des Geistes und des Selbst. In diesem Sinne: Das Wissen über das gesamte Universum ist tief in Dir drin und auch im Yoga Sutra gehen wir davon aus: Im Purusha ist alles Wissen. Und in der Prakriti ist letztlich auch alles enthalten was es zu wissen gibt. Und indem Du Dein Bewusstsein auf höhere Ebenen bringst kommst Du in die Intuition und damit über das Wissen von allem.
Bring den Geist zur Ruhe
Im Sankhya System, auf dem ja das ganze Yoga Sutra beruht gibt es auch so eine ganze Schöpfungs–Kosmologie wie alles entstanden ist und wenn Du über die Buddhi hinausgehst, also über die Vernunft hinausgehst, kommst Du zur Region der Intuition und von der geht alles aus. Und wenn Du in der Lage bist Deinen Geist zur Ruhe zu bringen und über das gegenständliche Denken hinauszukommen hast Du Zugang zur Intuition und damit zu allem Wissen.
So bekommst du Zugang zur Intuition
Also, dieser Vers kann interpretiert werden als: Du hast die Fähigkeit alles zu wissen, Du musst Zugang bekommen zur Intuition und diese Intuition kultivierst Du natürlich durch Konzentration. Letztlich ist das ein ähnlicher Vers wie die Verse, wo Patanjali zu Anfang des dritten Kapitels gesagt hat, dass Samyama als Auswirkungen Jaya und Prajna hat. Jaya heißt Meisterschaft in diesem Kontext und Prajna heißt Wissen.
Also durch Samyama, tiefe Konzentration, kommst Du zu intuitivem Wissen und über die Intuition weißt Du alles. So könnte man sagen, dass dieser Vers wieder ein Generalvers ist um Menschen daran zu erinnern: Ja, Du kannst die Intuition kultivieren und damit weißt Du alles, alles, was wichtig ist. Du brauchst nicht probieren alles intellektuell zu verstehen, praktiziere Yoga, praktiziere Meditation, folge den Anleitungen von Patanjali dann kommst Du zum intuitiven Wissen und erfährst alles. Eine weitere Interpretation dieses Verses ist, dass dieser Vers vom dritten Auge ausgeht.
Patanjalis Körper Samyamas
Letztlich, wir sind ja gerade in den Versen, wo Patanjali die Körper Samyamas beschreibt. Er beschreibt, welche Auswirkungen es hat, wenn Du Dich auf etwas konzentrierst. Er hatte gesagt:
- Konzentration auf Nabhi Chakra, also auf die Nabelgegend führt zu intuitivem Wissen um Aufbau, Struktur und Bedürfnisse des Körpers.
- Er hatte gesagt: Konzentration auf die Sushumna beziehungsweise Kurma Nadi, die feinstoffliche Wirbelsäule gibt Festigkeit.
- Konzentration auf Licht oberhalb des Scheitels führt zur Wahrnehmung einer höheren Wirklichkeit.
- Konzentration auf die Kehlgegend führt zum Vergehen von Hunger und Durst, zum Vergehen von Gier und Getriebenheit, zum entstehen von Zufriedenheit.
Konzentriere dich regelmäßig auf das dritte Auge
Der nächste Vers geht auch noch über Samyama auf das Herz. Und so gibt es natürlich das Intuitionschakra und im Yoga ist das Intuitionschakra das dritte Auge und so interpretiere ich diesen Vers auch gerne: Durch Samyama, liebevolle Achtsamkeit auf das dritte Auge (Trikuti) bekommst Du Zugang zur Intuition. Was auch heißt: Konzentriere Dich regelmäßig auf Dein drittes Auge und das hilft Dir, eine tiefere Intuition zu haben. Indem Du jeden Tag Dich aufs dritte Auge konzentrierst stärkst Du allgemein Deine Intuition. Und wenn Du etwas wissen willst, dann konzentriere Dich zwischendurch auch auf das dritte Auge.
Ich hatte ja einen Yogameister namens Swami Vishnu-devananda und ich hatte das große Glück, dass ich regelmäßig als Übersetzer bei zum Beispiel Konsultationen und Einzelgesprächen dabei sein konnte und so habe ich oft gesehen, wann immer Swami Vishnu etwas gefragt wurde, wo die Antwort nicht offensichtlich war, für einen Moment sind seine Augen nach oben gegangen und dann wusste ich, er konzentriert sich darauf und danach ist etwas aus seiner Intuition geflossen. Und so konnte er sehr wertvolle Ratschläge geben die oft eben nicht offensichtlich waren. Und nicht nur einfach intellektuell, er hat so bewusst sein Intuitionschakra kultiviert und hatte so Zugang zum intuitiven Wissen.
Und bis zu einem gewissen Grad können wir das auch machen. Also, zum Beispiel:
- in der Meditation kannst Du Dich auf das dritte Auge konzentrieren,
- Du kannst Dich während Kapalabhati oder Wechselatmung auf das dritte Auge konzentrieren, wenigstens bei einer oder mehreren Runden auf das dritte Auge konzentrieren,
- Du kannst Dich im Kopfstand darauf konzentrieren,
- Du kannst Dich auch am Ende der Vorwärtsbeuge oder
- des Drehsitzes auf das dritte Auge konzentrieren
und so kultivierst Du das dritte Auge. Und wenn Du zwischendurch Zugang finden musst auf Intuition könntest Du Dich auch auf das dritte Auge konzentrieren. Ich werde Dich gleich anleiten für eine einfache Pratibha Samyama Konzentration auf das Intuitionschakra und danach werde ich einfach nur Om Shanti sagen.
Pratibha Samyama Konzentration
Ja, jetzt sitze einfach gerade, oder Du könntest auch gerade stehen. Atme ein paar Mal tief ein und aus und jetzt spüre das dritte Auge, das Intuitionschakra – pratibha Chakra. Konzentriere Dich auf den Bereich Punkt zwischen den Augenbrauen bis Mitte der Stirn. Du kannst dabei entweder die Augen ganz entspannt halten, als ob Du in die Weite schaust bei geschlossenen Augen, das machst Du insbesondere, wenn Du eine Neigung zu Kopfweh hast oder schaue mit den Augen auch nach oben zum Punkt zwischen die Augenbrauen, was eine Form von Shambhavi Mudra ist. Lächle dabei und halte jetzt einfach die Achtsamkeit auf diesen Bereich Punkt zwischen den Augenbrauen bis Mitte der Stirn. Vielleicht spürst Du da ein sanftes Pulsieren oder Du siehst dort ein Licht oder ein pulsierendes Licht. Wenn Du willst wiederhole dort auch ein Mantra. Spüre so Dein Intuitionschakra.
Video – Intuitions Chakra Meditation
Tiefes Wissen und Erkenntnis durch Intuitions-Chakra-Meditation:
Intuition und andere geistige Fähigkeiten
Intuition : Was ist Intuition ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Intuition gut? Was sind ihre Grenzen? Wie kann man sie kultivieren? Was ist das Gegenteil von Intuition ? Intuition ist eine Eingebung, ein spontanes geistiges Erfassen, eine plötzliche Erkenntnis. Intuition kann sein ein Geistesblitz, kann aber auch eine göttliche Inspiration sein. Es gibt die unterbewusste, instinktive Intuition, die bewusste Intuition und die überbewusste Intuition. Die instinktive Intuition kommt vom Unterbewusstsein, beruht auf Wahrnehmung und Erfahrung, die unterbewusst abläuft und dann einen Geistesblitz, eine Ahnung ins Bewusstsein bringt. Bewusste Intuition beruht auf bewusstem Abwägen, vorurteilsfreiem Analysieren, das dann zu einer plötzlichen geistigen Erkenntnis beruht. Überbewusste Intuition kommt, wenn der Geist ganz ruhig ist, ganz still ist. Überbewusste Intuition ist die Weisheit der Seele oder auch eine Eingebung Gottes.
In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und geistigen Eigenschaften beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Intuition in Beziehung zu anderen Tugenden und geistigen Eigenschaften sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Intuition
Ähnliche Eigenschaften wie Intuition, also Synonyme zu Intuition sind z.B. Innere Stimme, Vorahnung, Bauchgefühl, Überbewusstsein.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Intuition übertrieben kann ausarten z.B. in Selbstüberschätzung, Einbildung, Realitätsverlust. Daher braucht Intuition als Gegenpol die Kultivierung von Verstand, Unterscheidungsvermögen, Realitätssinn.
Gegenteil von Intuition
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Intuition, Antonym zu Intuition :
- Positive Gegenteile von Intuition, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Verstand, Unterscheidungsvermögen, Realitätssinn
- Negative Gegenteile von Intuition, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Materialismus, Hoffnungslosigkeit, Skeptizismus
Intuition im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Intuition gehört zur Tugendgruppe 10 Klugheit, Bildung, geistige Fähigkeiten. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Klugheit und Bildung
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Intuition zum Persönlichkeitsfaktor E1 Extraversion hoch: gesellig, außenorientiert, gesprächig, auch N1 Neurotizismus/Labilität hoch: emotional, verletzlich, ängstlich
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Intuition zur Grundverhaltenstendenz S – Stetigkeit, Mitgefühl, Teamfähigkeit
- Im Ayurveda zählt man Intuition zum Vata Temperament bzw. Dosha.
Entwicklung von Intuition
Intuition kann man sehen als eine Fähigkeit, die man kultivieren kann. Vielleicht willst du ja Intuition in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:
- Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Intuition zu kultivieren. Du kannst nicht mehrere Tugenden auf einmal entwickeln. Aber es ist möglich, jede Woche eine Tugend, eine Eigenschaft, wachsen zu lassen.
- Triff den Entschluss: „Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Intuition kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein intuitiverer Mensch zu sein.“
- Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Intuition ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt. Du kannst z.B. in dich hineinspüren, du kannst Ahnungen folgen. Du kannst dich bei allem Möglichen fragen: Was sagt meine Intuition? Und du kannst deiner Intuition immer wieder auch folgen. Intuition wird besser, wenn du ihr auch folgst. Allerdings musst du die Eingebungen deiner Intuition auch mit dem Verstand auf Praktikabilität prüfen…
- Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: „Ich entwickle Intuition „. Mehr Möglichkeiten zu Affirmationen findest du weiter unten
- Am Tag wiederhole immer wieder eine solche Affirmation:
- Ich bin ein intuitivier Mensch. Ich vertraue meiner Intuition“.
Affirmationen zum Thema Intuition
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Affirmationen für mehr Intuition Unter dem Stichwort „Affirmation“ und „Wunderaffirmationen“ erfährst du mehr darüber.
Klassische Autosuggestion für Intuition
Hier die klassische Autosuggestion:
- Ich habe Intuition.
Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:
- Ich vertraue meiner Intuition. Om Om Om.
Entwicklungsbezogene Affirmation für Intuition
Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen „Ich bin intuitiv “ – und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:
- Ich entwickle meine Intuition
- Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag meine Intuition
Dankesaffirmation für Intuition
- Ich danke dafür, dass ich jeden Tag bessere Intuition habe.
- Ich bin jemand, der eine sehr gute Intuition hat.
Gebet für Intuition
Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Intuition :
- Lieber Gott, bitte gib mir mehr Intuition.
- Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein intuitiver Mensch werde.
- Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag meiner Intuition mehr und mehr vertraue.
Was müsste ich tun, um Intuition zu entwickeln?
Du kannst dich auch fragen:
- Was müsste ich tun, um Intuition zu entwickeln?
- Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Intuition.
- Angenommen, ich will ein Mensch mit guter Intuition sein, wie würde ich das tun?
- Angenommen, ich hätte die besondere Gabe der Intuition, wie würde sich das bemerkbar machen?
- Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Intuition kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als intuitiver Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?
Vortragsmitschnitt zu Intuition – Audio zum Anhören
Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Intuition, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.
Siehe auch
- Bibliotherapie
- Wunder
- Synchronizität
- Jnana Yoga
- Vedanta
- Vedanta Schulen
- Wer bin ich
- Erkenntnis
- Satchidananda
- Glückseligkeit
- Selbstverwirklichung
- Erfahrung
- Mumukshu
- Moksha
- Samadhi
- Swami Sivananda
- Hingabe
- Bhakti
- Inspiration
Eigenschaften im Alphabet vor Intuition
Eigenschaften im Alphabet nach Intuition
Intuitiv: Was ist intuitiv? Was kann es heißen, intuitiv zu sein? Woher stammt dieses Adjektiv? In diesem Artikel erfährst du einiges zur Eigenschaft intuitiv, in welchem Kontext es verwendet wird. Du bekommst auch Wortbildungen, die mit intuitiv zusammenhängen, ähnliche Wörter, also Synonyme, wie intuitiv. Interessant sind auch Gegenteile, Antonyme, von intuitiv. Das Adjektiv intuitiv bezeichnet ein Charaktermerkmal, eine Eigenschaft, die man als Tugend sehen kann. Tugenden kann man kultivieren, z.B. mit Meditation. Dafür findest du hier auch Affirmationen zu intuitiv und wie du diese Eigenschaft im Alltag anwenden kannst – und wo sie vielleicht nicht so hilfreich ist. Intuitiv ist das Adjektiv zum Substantiv Intuition. Mehr Denkanstöße und Überlegungen zu intuitiv sind zusammengefasst in einem umfangreichen Artikel, Stichwort Intuition. Hier aber zunächst eine Kurzdefiniteion von intuitiv:
Intuitiv zu sein bedeutet, spontan etwas geistig zu erfassen. Dies kann ein Geistesblitz sein oder auch eine göttliche Inspiration.
Video Intuitiv
Hier findest du ein Vortragsvideo mit dem Thema Intuitiv :
Autor/Sprecher: Sukadev Bretz, Seminarleiter zu Kundalini Yoga und Chakras.
Intuitiv Audio Vortrag
Hier die Audiospur des oberen Videos zu Intuitiv :
Intuitiv – Verwandte Begriffe
Hier ein paar Wörter, die mit intuitiv im Zusammenhang stehen. Zunächst ein paar Wörter, die den gleichen Wortstamm haben:
- Das Substantiv zu intuitiv ist Intuition.
- Das Substantivus Agens, also das Wort, das den Handelnden bezeichnet, ist Intuitiver.
- Ein Verb dazu ist Intuition haben.
Gegenteil von intuitiv – Antonyme
Ein Antonym ist ein Gegenteil. Manchmal versteht man Tugenden am besten, indem man sie in Verbindung setzt mit ihrem Gegenteil. Manchmal ist das Gegenteil einer Tugend auch eine Tugend, manchmal auch ein Laster bzw. eine Untugend. Hier also einige Gegenteile von intuitiv, also Antonyme:
Ausgleichende Tugenden
Vieles, was ins Extrem geführt wird, wird zur Untugend. So braucht auch intuitiv einen Gegenpol. Hier einige Gegenpole, also positive Antonyme zu intuitiv:
- Adjektive, die einen Gegenpol, also positive Antonyme zu intuitiv bezeichnen, sind z.B. verständig, unterscheidend, realistisch
- Substantive, die einen Gegenpol zu Intuition darstellen, sind z.B. Verstand, Unterscheidungsvermögen, Realitätssinn
Antonyme, negative Eigenschaften
Hier einige Beispiele von Gegenteilen, Antonymen, von intuitiv, die man als Laster, bzw. negative Eigenschaften ansehen kann:
- Adjektive, negative Antonyme zu intuitiv, sind materialistisch, hoffnungslos, skeptisch
- Substantive, negative Gegenteile zu Intuition, sind Materialismus, Hoffnungslosigkeit, Skeptizismus
Ähnliche Wörter wie intuitiv – Synonyme
Synonyme sind Wörter mit ähnlicher Bedeutung. Hier einige Synonyme zu intuitiv. Manche der Synonyme haben positive Bedeutung. Allerdings gilt auch: Eine Tugend in einem anderen Kontext, oder auch eine Tugend, die übertrieben wird, kann auch negative Bedeutung haben.
Positive Synonyme zu intuitiv
Hier also einige Beispiele von positiven Synonymen zu intuitiv:
- Adjektive, positive Synonyme zu intuitiv, sind z.B. vorausahnend, überbewusst
- Substantive, positive Synonyme zu Intuition, sind Innere Stimme, Vorahnung, Bauchgefühl, Überbewusstsein
Negative Synonyme zu intuitiv
Eine eigentlich positive Eigenschaft übertrieben oder in einem anderen Kontext kann negativ sein. Man kann auch die gleiche Eigenschaft sowohl positiv als auch negativ sehen. Hier einige Beispiele von negativen Synonymen zu intuitiv:
- Synonyme zu intuitiv mit negativer Assoziation sind folgende Adjektive: spöttisch, ironisch, sarkastisch, schadenfroh
- Synonyme zu Intuition mit negativer Konnotation sind folgende Substantive: Selbstüberschätzung, Einbildung, Realitätsverlust
Intuition Affirmationen
Willst du die Eigenschaft Intuition in dir entwickeln, stärker werden lassen, kultivieren? Hier findest du ein paar Tipps dazu:
- Klassische Autosuggestion: Ich bin intuitiv.
- Entwicklungsbezogene Affirmation: Ich entwickle Intuition.
- Wunder-Affirmation: Angenommen, ich wäre intuitiv, wie würde sich das anfühlen, was würde sich ändern, wie würde ich reagieren?
Hilfreich ist natürlich auch eine Meditation, in welcher du diese Eigenschaft in dir stärker werden lassen kannst. Mehr Infos findest du dazu unter dem Stichwort Eigenschaftsmeditation. Schaue auch nach unter dem Stichwort Kultivierung positiver Eigenschaften.
Hier ein Video mit Tipps zur Kultivierung von Tugenden, Eigenschaften:
Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor und nach intuitiv
Hier einige Eigenschaften, die im Alphabet vor oder nach intuitiv kommen:
Hier einige Eigenschaften als Substantive mit ähnlichem Anfangsbuchstaben:
Bauchgefühl bedeutet Intuition, intuitives Gefühl, das Spüren von etwas. Im Yoga spricht man von wichtigen Chakras, Energiezentren im Bauch, die für das Bauchgefühl verantwortlich ist.

Lachender Buddha
Die moderne biologische Psychologie spricht vom Bauchhirn als Nervengeflecht im Darmbereich, das evtl. Informationen über das Bauchgefühl weitergibt. Der große Yoga Meister Patanjali empfiehlt im 3. Kapitel des Yoga Sutra die regelmäßige Konzentration auf bestimmte Körperteile bzw. Körperregionen (Körper–Samyama), um so seine Intuition zu verbessern.
Die Konzentration auf Nabhi Chakra, also die Bauchgegend, kultiviert die Intuition für Bedürfnisse und das Wissen des Körpers. Dies nutzt man im Hatha Yoga, dem Yoga der Körperübung, indem man sich z.B. immer wieder auf den Bauch konzentriert und so sein Bauchgefühl verbessert.
Wer regelmäßig Yoga übt, wird meist feststellen, dass er sein Bauchgefühl besser spürt und besser deuten kann. Auch das Bauchgefühl kann irren – man kann jedoch die Informationen des Bauchgefühls mitberücksichtigen bei seinen Entscheidungen.
Bauchgefühl – eine Tugend. Was ist Bauchgefühl? Wozu ist Bauchgefühl gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Bauchgefühl? Lass dich inspirieren.
Bauchgefühl – hilfreich im Alltag
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Bauchgefühl ist, wie der Name sagt, ein Gefühl im Bauch. Und ein Gefühl im Bauch gibt manchmal ein Wissen über etwas. Manche Wissenschaftler sprechen heute vom so genannten Bauchgehirn oder auch Darmhirn. Man weiß, dass im ganzen Bauchbereich, im ganzen Darmbereich ein umfangreiches Nervensystem ist.
Natürlich, das größte Nervengeflecht im menschlichen Körper ist das menschliche Gehirn, das ist die größte Ansammlung von ausgefeilten Molekülen und Zellen, die es im ganzen Universum gibt, mindestens im bekannten Universum.
Und dann gibt es auch im Bauchbereich ein ganzes Nervengeflecht. Die Steuerung des Darmes ist eine sehr subtile und eine sehr ausgefeilte, damit die Nahrung verdaut werden kann, bedarf es einer Menge von Abstimmungen. Und da der Mensch eine so große Vielzahl von Nahrungsmitteln zu sich nehmen kann, ist das entsprechende Verdauungssystem entsprechend komplex.
Da bei Menschen auch Nerven mit Gefühlen zu tun haben und auch mit der Informationsweitergabe, haben auch die ganzen Darmnerven und die Bauchnerven auch etwas mit Fühlen und auch mit Information zu tun. In der Hirnwissenschaft ist noch nicht ganz klar, wenn man im Bauch etwas spürt, ist das wirklich im Bauch, ist es das Darm-Nervengeflecht, was dort ist, oder ist es vielleicht das Hirn, das irgendwelche Gefühle in den Bauch projiziert.
Vom Yoga her würden wir von etwas anderem ausgehen, im Yoga sagen wir, dass das physische Nervensystem nur das physische Korrelat zum Energiesystem ist. Und so sprechen wir von den Chakras, den Energiezentren, und da gibt es die sieben Haupt-Chakras und dann gibt es z.B. im Bauch das Haupt-Chakra, das Manipura Chakra, das in der Lendenwirbelsäule ist.
Und von dieser Lendenwirbelsäule aus gehen verschiedene Nadis, Energiekanäle, nach vorne und so gibt es im ganzen Bauchbereich verschiedene Chakren. Und was wir im Bauch spüren sind letztlich die Bauch-Chakras. Und wenn diese Bauch-Chakras auf besondere Weise Informationen vermitteln, dann ist dort ein gewisses Bauchgefühl dabei.
Und das Bauchgefühl, das ist gar nicht mal selten richtig. Das heißt, es ist nicht immer richtig. Wenn du z.B. überlegst, eine bestimmte Entscheidung zu treffen, da kannst du erstmal in deinen Bauch fühlen und überlegen: „Fühlt sich das stimmig an?“
Wenn du überlegst, etwas Bestimmtes zu essen oder etwas Bestimmtes zu kochen, kannst du auch überlegen: „Wie ist mein Bauchgefühl dazu?“ Wenn du ein bestimmtes Projekt angehst, kannst du kurz auf deinen Bauch hören und überlegen: „Was sagt er dazu?“
Und relativ häufig ist das Bauchgefühl richtig. Natürlich, das Bauchgefühl ist nicht immer richtig, denn das Bauchgefühl hat nicht nur die Informationen, die jetzt relevant sind, das Bauchgefühl hat Erinnerungen aus der Vergangenheit, das Bauchgefühl nimmt jetzt momentan Prana auf, das Bauchgefühl wird auch davon geprägt, was du gerade gegessen hast, das Bauchgefühl wird auch davon geprägt, was du gerade getrunken hast.
Wenn du Koffein-Getränke getrunken hast oder wenn du Zucker gegessen hast, all das hat einen Einfluss auf das Bauchgefühl, oder wie deine Verdauung ist. Und so ist Bauchgefühl etwas Komplexes. Das Bauchgefühl greift zurück auf dein Unterbewusstsein, das Bauchgefühl hat eine Verbindung zum kollektiven Unterbewusstsein.
Das Bauchgefühl greift zurück auf Prana, Energieschwingungen und letztlich morphogenetische Felder. So ist Bauchgefühl etwas Komplexes, nicht immer einfach zu interpretieren. Aber es kann helfen, wenn du irgendetwas tust oder tun möchtest, einen Moment auf dein Bauchgefühl zu hören und dann die Informationen des Bauchgefühls auch zu berücksichtigen.
Wenn du regelmäßig Yoga übst, also insbesondere, wenn du Hatha Yoga übst, Asanas und Pranayama, ist es besonders wichtig, dass du tiefe Bauchatmung dabei übst. Die tiefe Bauchatmung hilft nämlich, dass Verspannungen im Bauchbereich verschwinden.
Die tiefe Bauchatmung führt dazu, dass auch deine Verdauung besser funktioniert. Die tiefe Bauchatmung hilft dir, mehr in deine Mitte zu kommen. Und wenn du regelmäßig tief mit dem Bauch atmest, dann geschieht es auch, dass dein Bauchgefühl sich verbessert.
Gerade wenn du eben keine so vielen inneren Spannungen oder Verspannungen hast, sondern im Gegenteil innerlich als Grundgefühl die Entspannung, des Fließens hast, dann wird dein Bauchgefühl zuverlässiger und klarer und alte Gefühle werden sich nicht auf die neue Situation übertragen.
Daher mein Tipp, übe Asanas, übe Pranayama, also Yoga–Übungen, wähle auch eine Yoga-Art, wo du tief mit dem Bauch atmest und dann wirst du einen besseren Zugang zum Bauchgefühl bekommen. Das ist auch meine Beobachtung, Menschen, die mit Hatha Yoga beginnen, machen auch sonst ihr Leben gesünder, denn wenn du Hatha Yoga übst, gerade das Hatha Yoga, das mit Bauchatmung verbunden ist, erwacht das innere Bauchgefühl, die inneren Instinkte für die Gesundheit deines Körpers, du wirst das mehr mögen, was gut für dich ist.
Und so ist allgemein die Übung von Yoga, gerade wenn sie verbunden ist mit Bauchatmung und Bewusstsein des Bauches, hervorragend, um ein besseres Bauchgefühl zu bekommen und mit wenig Anstrengung und wenig Bemühen, zu einem gesünderen Lebensstil zu kommen.
Bauchgefühl in Beziehung zu anderen Eigenschaften
In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Bauchgefühl in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Bauchgefühl
Ähnliche Eigenschaften wie Bauchgefühl sind z.B. Vorahnung, Intuition, intuitive Begabung, Intuitionismus.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Bauchgefühl übertrieben kann ausarten z.B. in Gefühlsduselei, Gefühlschaos, Schmalz. Daher braucht Bauchgefühl als Gegenpol die Kultivierung von Wissen, Verstandesdenken, Logik.
Gegenteil von Bauchgefühl
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Bauchgefühl, Antonyme zu Bauchgefühl:
- Positive Gegenteile von Bauchgefühl, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Wissen, Verstandesdenken, Logik
- Negative Gegenteile von Bauchgefühl, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Gefühlskälte, Gefühllosigkeit, Empathielosigkeit
Bauchgefühl im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Bauchgefühl gehört zur Tugendgruppe 10 Klugheit, Bildung, geistige Fähigkeiten. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Klugheit und Bildung
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Bauchgefühl zum Persönlichkeitsfaktor N1 Neurotizismus/Labilität hoch: emotional, verletzlich, ängstlich, auch O1 Offenheit hoch: neugierig, erfinderisch, experimentierfreudig0
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Bauchgefühl zur Grundverhaltenstendenz I – Initiative, Extravertiertheit, Enthusiasmus
- Im Ayurveda zählt man Bauchgefühl zum Vata–Kapha Temperament bzw. Dosha.
Entwicklung von Bauchgefühl
Bauchgefühl kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Bauchgefühl in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:
- Nimm dir vor, eine Woche lang dein Bauchgefühl zu kultivieren. Vielleicht kannst du es nicht gleich auf einmal kultivieren. Aber es ist möglich, innerhalb einer Woche oder innerhalb eines Monats eine Tugend, eine Eigenschaft, stark werden zu lassen.
- Triff den Entschluss: „Während der nächsten Woche will ich mein Bauchgefühl stärker kultivieren und wachsen lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein fühlenderer Mensch zu sein.“
- Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Bauchgefühl ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, das du sonst nicht tun würdest, das aber diese Tugend zum Ausdruck bringt.
- Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: „Ich entwickle Bauchgefühl“.
- Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: „Ich bin fühlend“.
Klassische Autosuggestion für Bauchgefühl
Im Yoga verbindet man die klassische Autosuggestion gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:
- Ich bin fühlend. Om Om Om.
- Ich folge meinem Bauchgefühl. Om Om Om.
Entwicklungsbezogene Affirmation für Bauchgefühl
Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen „Ich bin fühlend“ – und sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:
- Ich entwickle Bauchgefühl.
- Ich werde fühlend.
- Jeden Tag werde ich fühlender.
- Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Bauchgefühl.
Dankesaffirmation für Bauchgefühl
- Ich danke dafür, dass ich jeden Tag mehr Bauchgefühl entwickele.
Gebet für Bauchgefühl
Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Bauchgefühl:
- Lieber Gott, bitte gib mir mehr Bauchgefühl.
- Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein fühlender Mensch werde.
- Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Bauchgefühl mehr und mehr zum Ausdruck bringen kann.
Was müsste ich tun, um Bauchgefühl zu entwickeln?
Du kannst dich auch fragen:
- Was müsste ich tun, um Bauchgefühl zu entwickeln?
- Wie könnte ich fühlender werden?
- Angenommen, ich wäre fühlend, wie würde sich das bemerkbar machen?
- Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Bauchgefühl kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als fühlender Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?
Siehe auch
Intuition im AnthroWiki – Spirituelles Bewusstsein
Das spirituelle Bewusstsein, auch Intuition (von lat. intuitio „unmittelbare Anschauung“, zu lat. intueri „ansehen, betrachten, hineinsehen“[1][2], aus in „hinein“ und tuere „sehen“) genannt, die unmittelbarste nichtdiskursive Form des Erkennens, ist ein allumfassendes ganzheitliches Bewusstsein, durch das in letzter Konsequenz die geistigen Geschehnisse im ganzen Kosmos miterlebt werden können. Es ist das umgewandelte und mit dem klaren Selbstbewusstsein verbundene Trance-Bewusstsein, das der Mensch auf dem alten Saturn hatte und heute die Mineralien haben. Voll ausgebildet wird der Mensch es erst auf dem Vulkan haben. Durch geistige Schulung kann das intuitive Bewusstsein schon jetzt in gewissem Grade ausgebildet werden, wenn die Empfindungsseele zur Intuitionsseele umgestaltet wird. Eine Vorstufe dazu bildet das klare vollbewusste intuitive Denken.
Intuition
Keineswegs zu verwechseln ist das, was Rudolf Steiner als Intuition bezeichnet, mit dem halb unbewussten, traumartigen Bauchgefühl, das umgangssprachlich als Intuition bezeichnet wird und nur ein letzter Rest einer sehr alten, heute nicht mehr zeitgemäßen Erkenntnisform ist, die sich letztlich auf das in der Frühzeit weit verbreitete Bauchhellsehen gründet. Das von Steiner beschriebene spirituelle Bewusstsein steht demgegenüber bezüglich Klarheit und Bewusstseinsgrad drei Stufen über dem gegenwärtigen wachen Tagesbewusstsein und ist damit die höchste und bewussteste Form der Erkenntnis, die dem Menschen heute – zumindest in seinen ersten Anfängen – zugänglich ist.
„Hier soll nur noch darauf hingewiesen werden, daß dasjenige, was man in der Geheimwissenschaft als «Intuition» bezeichnet, nichts zu tun hat mit dem, wofür man gegenwärtig oft im populären Sprachgebrauch das Wort «Intuition» anwendet. Man bezeichnet so einen mehr oder weniger unsicheren «Einfall» im Gegensatz zu einer klaren, folgerichtig gewonnenen Verstandes- oder Vernunfterkenntnis. In der Geheimwissenschaft ist die «Intuition» nichts Unklares und Unsicheres, sondern eine hohe Erkenntnisart, voll der lichtesten Klarheit und der unbezweifelbarsten Sicherheit.“ (Lit.:GA 12, S. 67f)
„Durch Inspiration gelangt man dazu, die Beziehungen zwischen den Wesenheiten der höheren Welt zu erkennen. Durch eine weitere Erkenntnisstufe wird es möglich, diese Wesenheiten in ihrem Innern selbst zu erkennen. Diese Erkenntnisstufe kann die intuitive Erkenntnis genannt werden. (Intuition ist ein Wort, das im gewöhnlichen Leben mißbraucht wird für eine unklare, unbestimmte Einsicht in eine Sache, für eine Art Einfall, der zuweilen mit der Wahrheit stimmt, dessen Berechtigung aber zunächst nicht nachweisbar ist. Mit dieser Art «Intuition» hat das hier Gemeinte natürlich nichts zu tun. Intuition bezeichnet hier eine Erkenntnis von höchster, lichtvollster Klarheit, deren Berechtigung man sich, wenn man sie hat, in vollstem Sinne bewußt ist.) — Ein Sinneswesen erkennen, heißt außerhalb desselben stehen und es nach dem äußeren Eindruck beurteilen. Ein Geisteswesen durch Intuition erkennen, heißt völlig eins mit ihm geworden sein, sich mit seinem Innern vereinigt haben. Stufenweise steigt der Geistesschüler zu solcher Erkenntnis hinauf. Die Imagination führt ihn dazu, die Wahrnehmungen nicht mehr als äußere Eigenschaften von Wesen zu empfinden, sondern in ihnen Ausflüsse von Seelisch-Geistigem zu erkennen; die Inspiration fuhrt ihn weiter in das Innere der Wesen: Er lernt durch sie verstehen, was diese Wesenheiten für einander sind; in der Intuition dringt er in die Wesen selbst ein.“ (Lit.:GA 13, S. 357)
Was Intuition bereits auf der Ebene des Denkens bedeutet, hat Rudolf Steiner schon in seiner Philosophie der Freiheit so formuliert:
„Intuition ist das im rein Geistigen verlaufende bewußte Erleben eines rein geistigen Inhaltes.“ (Lit.:GA 4, S. 146)
In der Intuition lebt die Kraft der Liebe auf geistige Art:
„Keine andere menschliche Seelenbetätigung wird so leicht zu verkennen sein wie das Denken. Das Wollen, das Fühlen, sie erwarmen die Menschenseele auch noch im Nacherleben ihres Ursprungszustandes. Das Denken läßt nur allzuleicht in diesem Nacherleben kalt; es scheint das Seelenleben auszutrocknen. Doch dies ist eben nur der stark sich geltend machende Schatten seiner lichtdurchwobenen, warm in die Welterscheinungen untertauchenden Wirklichkeit. Dieses Untertauchen geschieht mit einer in der Denkbetätigung selbst dahinfließenden Kraft, welche Kraft der Liebe in geistiger Art ist. Man darf nicht einwendend sagen, wer so Liebe im tätigen Denken sieht, der verlegt ein Gefühl, die Liebe, in dasselbe. Denn dieser Einwand ist in Wahrheit eine Bestätigung des hier geltend Gemachten. Wer nämlich zum wesenhaften Denken sich hinwendet, der findet in demselben sowohl Gefühl wie Willen, die letztern auch in den Tiefen ihrer Wirklichkeit; wer von dem Denken sich ab- und nur dem «bloßen» Fühlen und Wollen zuwendet, der verliert aus diesen die wahre Wirklichkeit. Wer im Denken intuitiv erleben will, der wird auch dem gefühlsmäßigen und willensartigen Erleben gerecht; nicht aber kann gerecht sein gegen die intuitiv-denkerische Durchdringung des Daseins die Gefühlsmystik und die Willensmetaphysik. Die letztern werden nur allzuleicht zu dem Urteil kommen, daß sie im Wirklichen stehen; der intuitiv Denkende aber gefühllos und wirklichkeitsfremd in «abstrakten Gedanken» ein schattenhaftes, kaltes Weltbild formt.“ (Lit.:GA 4, S. 143f)
Im intuitiven Denken habe der Mensch daher bereits ein rein geistiges Erlebnis:
„Die geistige Wahrnehmungswelt kann dem Menschen, sobald er sie erlebt, nichts Fremdes sein, weil er im intuitiven Denken schon ein Erlebnis hat, das rein geistigen Charakter trägt.“ (Lit.:GA 4, S. 181)
„Im intuitiv erlebten Denken ist der Mensch in eine geistige Welt auch als Wahrnehmender versetzt.“ (Lit.:GA 4, S. 256)
„Man kann sehr leicht den Ausdruck Intuition mißverstehen, weil zum Beispiel derjenige, der Phantasie hat, der dichterisches Vermögen hat, die gefühlsmäßigen Empfindungen von der Welt, die er hat, auch schon Intuition nennt. Aber das ist eine dunkle, bloß gefühlte Intuition. Sie ist aber doch verwandt mit demjenigen, was ich Intuition hier nenne. Denn wie der Mensch vollständig hier als Erdenmensch seine sinnliche Wahrnehmung hat, so hat er einen Abglanz der höchsten Art der Erkenntnis der Intuition durch das irdische Gefühl und den irdischen Willen. Er würde sonst kein sittliches Wesen sein können. So daß dasjenige, was sich dunkel, ahnungsvoll für den Menschen im Gewissen kundgibt, ein Abglanz ist, gewissermaßen ein Schattenbild des Höchsten, das nun erst in der wahren Intuition, in der höchsten dem Menschen zunächst als Erdenmenschen möglichen Erkenntnisart erscheint.
Der Mensch hat wirklich als Erdenmensch etwas von dem Untersten, und wiederum ein Schattenbild des Obersten, das erst in der Intuition erreichbar ist. Gerade die mittleren Gebiete fehlen ihm zunächst vollständig als Erdenmenschen. Die muß er sich erwerben: Imagination und Inspiration. Die Intuition in der reinen, lichtvollen Innerlichkeit muß er sich auch erwerben; aber er hat gerade in der sittlichen Empfindung, im Inhalt des sittlichen Gewissens ein irdisches Abbild desjenigen, was dann als Intuition auftritt. So daß man auch sagen kann: Wenn der Mensch als ein Initiierter, Erkennender zu einem wirklichen intuitiven Erkennen der Welt aufsteigt, so wird ihm die Welt, die er sonst nur in Naturgesetzen kennt, so innerlich, so mit ihm verbunden, wie für ihn als Erdenmenschen sonst nur die sittliche Welt ist. Und das ist gerade das Bedeutsame in der Menschenwesenheit auf Erden, daß wir wie mit einem innersten dunklen Erahnen hängen an dem Allerhöchsten, was wiederum nur der entwickelten Erkenntnis in seiner wahren Gestalt zugänglich ist.“ (Lit.: GA 227, S. 59)
„Von der Inspiration kann der geistige Beobachter zur Intuition aufsteigen. In der Ausdrucksart der Geheimwissenschaft bedeutet dieses Wort in vieler Beziehung das genaue Gegenteil von dem, wofür man es im gewöhnlichen Leben oft anwendet. In letzterem spricht man von Intuition, wenn man einen dunkel als wahr gefühlten Einfall im Auge hat, dem an sich die klare, begriffliche Feststellung noch fehlt. Man sieht darinnen mehr eine Vorstufe der Erkenntnis denn eine solche selbst. Solch ein entsprechender «Einfall» mag – nach dieser Begriffsbestimmung – eine große Wahrheit wie in einem Blitzlicht erleuchten; als Erkenntnis kann er erst gelten, wenn er durch begriffliche Urteile begründet wird. Bisweilen bezeichnet man auch als Intuition etwas, was man als Wahrheit «fühlt», wovon man ganz überzeugt ist, was man aber durch Verstandesurteile nicht belasten will. Menschen, an welche die geheimwissenschaftlichen Erkenntnisse herankommen, sagen gar oft: Das war mir «intuitiv» schon immer klar. Von all dem muß ganz abgesehen werden, wenn man den Ausdruck «Intuition» in seiner hier gemeinten wahren Bedeutung ins Auge fassen will. Intuition ist, in dieser Anwendung, nicht eine Erkenntnis, die an Klarheit hinter der Verstandeserkenntnis zurückbleibt, sondern welche diese weit überragt.“ (Lit.: GA 12, S. 76f)
„Das Leben der Dinge in der Seele ist nun die Intuition. Es ist eben ganz wörtlich zu nehmen, wenn man von der Intuition sagt: man kriecht durch sie in alle Dinge hinein. – Im gewöhnlichen Leben hat der Mensch nur eine Intuition, das ist diejenige des «Ich» selber. Denn das «Ich» kann auf keine Weise von außen wahrgenommen werden, es kann nur im Innern erlebt werden. Eine einfache Erwägung kann das klarmachen. Es ist dies eine Erwägung, die allerdings von den Psychologen nicht mit der wünschenswerten Schärfe gemacht wird. So unscheinbar sie aber ist: für den, der sie ganz versteht, ist sie von der allerweittragendsten Bedeutung. Sie ist die folgende: Ein jedes Ding der Außenwelt kann von allen Menschen mit demselben Namen genannt werden. Der Tisch kann von allen mit «Tisch», die Tulpe von allen mit «Tulpe», der Herr Müller von allen mit «Herr Müller» angesprochen werden. Aber es gibt ein Wort, das jeder nur zu sich selbst sprechen kann. Dies ist das Wort «Ich». Kein anderer kann zu mir «Ich» sagen, für jeden anderen bin ich ein «Du». Ebenso ist jeder andere für mich ein «Du». Nur er selbst kann zu sich «Ich» sagen. Das rührt davon her, daß man nicht außer, sondern in dem «Ich» lebt. Und so lebt man durch die intuitive Erkenntnis in allen Dingen. Die Wahrnehmung des eigenen «Ich» ist das Vorbild für alle intuitive Erkenntnis. Um so in die Dinge hineinzukommen, muß man allerdings erst aus sich selbst heraustreten. Man muß «selbstlos» werden, um mit dem «Selbst», dem «Ich», einer anderen Wesenheit zu verschmelzen.“ (Lit.: GA 12, S. 20f)
„Man hat erst dann etwas intuitiv erfaßt, wenn man diesem «Etwas» gegenüber zu der Empfindung gekommen ist: es äußert sich in ihm ein Wesen, das von derselben Art und inneren Geschlossenheit wie das eigene Ich ist.“ (Lit.: GA 12, S. 78)
Konkreter aus der übersinnlichen Erfahrung gesprochen, ist Intuition das vollkommene Einswerden mit anderen geistigen Wesen, indem man in sie untertaucht bzw. diese in uns untertauchen, ohne dass man dabei aber die eigene Identität verliert. Die Subjekt-Objekt-Spaltung wird vollkommen überwunden und das eigene Ich dennoch zugleich voll bewusst aufrechterhalten.
„… erst in der Intuition verschmilzt er mit Wesen, die in sich geschlossen sind, selbst. Im richtigen Sinne kann das nur geschehen, wenn diese Verschmelzung nicht unter Auslöschung, sondern unter völliger Aufrechterhaltung seiner eigenen Wesenheit der Fall ist. Alles «Sich-Verlieren» an ein fremdes Wesen ist vom Übel. Daher kann nur ein Ich, das in sich bis zu einem hohen Grade gefestigt ist, in ein anderes Wesen ohne Schaden untertauchen. – Man hat erst dann etwas intuitiv erfaßt, wenn man diesem «Etwas» gegenüber zu der Empfindung gekommen ist: es äußert sich in ihm ein Wesen, das von derselben Art und inneren Geschlossenheit wie das eigene Ich ist.“ (Lit.:GA 12, S. 79f)
Dann gibt es keinen Unterschied mehr zwischen mir und den anderen geistigen Wesen, man ist gleichsam im Gotte stehend – und doch ist man gerade dann am allermeisten bei sich selbst. Ein Paradoxon, auf das schon Paulus hingedeutet hat mit dem Wort, das Rudolf Steiner meist so zitiert: Nicht ich, sondern der Christus in mir. Meister Eckhart hat es so ausgesprochen:“Das Auge, durch das ich Gott sehe, das ist das gleiche Auge, mit dem Gott mich sieht. Mein Auge und Gottes Auge das ist ein Auge und ein Sehen und ein Erkennen und ein Empfinden.“ (Lit.: 1,2)
In der intuitiven Erkenntnis bedient sich der Mensch jener Kräfte, die bis zum Zahnwechsel im siebenten Lebensjahr an der Gestaltung des physischen Leibes arbeiten.
„… die Kräfte, die in der Intuition, in der intuitiven Erkenntnis angewendet werden, sind dieselben Kräfte, mit denen man bis zum siebenten Jahre so wächst, daß dieses Wachsen seinen Ausdruck findet im Zahnwechsel. Diese schlafenden Kräfte, die bis zum siebenten Jahr tätig sind in der Menschennatur, die benützt man in der übersinnlichen Erkenntnis, um zur Intuition zu kommen.“ (Lit.: GA 191, S. 32)
„Wenn die Übungen für die Intuition gemacht werden, so wirken sie nicht allein auf den Ätherleib, sondern bis in die übersinnlichen Kräfte des physischen Leibes hinein. Man sollte sich allerdings nicht vorstellen, daß auf diese Art Wirkungen im physischen Leibe vor sich gehen, welche der gewöhnlichen Sinnenbeobachtung zugänglich sind. Es sind Wirkungen, welche nur das übersinnliche Erkennen beurteilen kann. Sie haben mit aller äußeren Erkenntnis nichts zu tun. Sie stellen sich ein als Erfolg der Reife des Bewußtseins, wenn dieses in der Intuition Erlebnisse haben kann, trotzdem es alle vorher gekannten äußeren und inneren Erlebnisse aus sich herausgesondert hat. — Nun sind aber die Erfahrungen der Intuition zart, intim und fein; und der physische Menschenleib ist auf der gegenwärtigen Stufe seiner Entwickelung im Verhältnisse zu ihnen grob. Er bietet deshalb ein stark wirkendes Hindernis für den Erfolg der Intuitionsübungen. Werden diese mit Energie und Ausdauer und in der notwendigen inneren Ruhe fortgesetzt, so überwinden sie zuletzt die gewaltigen Hindernisse des physischen Leibes. Der Geistesschüler bemerkt das daran, daß er allmählich gewisse Äußerungen des physischen Leibes, die vorher ganz ohne sein Bewußtsein erfolgten, in seine Gewalt bekommt. Er bemerkt es auch daran, daß er für kurze Zeit das Bedürfnis empfindet, z.B. das Atmen (oder dergleichen) so einzurichten, daß es in eine Art Einklang oder Harmonie mit dem kommt, was in den Übungen oder sonst in der inneren Versenkung die Seele verrichtet. Das Ideal der Entwickelung ist, daß durch den physischen Leib selbst gar keine Übungen, auch nicht solche Atemübungen gemacht würden, sondern daß alles, was mit ihm zu geschehen hat, sich nur als eine Folge der reinen Intuitionsübungen einstellte.“ (Lit.: GA 13, S. 371f)
Intuition, Wärmeorganismus und Ich
Nur im physischen Leib leben wir unmittelbar in der physisch–sinnlichen Gegenwart der Erde. Im Ätherleib, der eng mit dem Flüssigen in uns zusammenhängt, wirkt bereits etwas von dem geistige Dasein nach, das wir kurz vor der Geburt durchlebt haben. Der Astralleib verbindet sich ganz besonders mit dem Luftelement, mit der Atmung, und darin wirkt nach, was wir Leben zwischen Tod und neuer Geburt erfahren haben. Erst in der Wärme wirkt unmittelbar das Ich mit all den Kräften, die es sich aus früheren Inkarnationen mitgebracht hat und bereitet zugleich die künftigen Inkarnation vor. In der Wärme ist das Ich durch Intuition tätig und impulsiert den Willen.
„Der Mensch hat seinen physischen Leib. Durch den lebt er in jedem Augenblick in der physischen Gegenwart der Erde. Der Mensch hat seinen Ätherleib. Durch den lebt er eigentlich fortdauernd bis ein Stückchen vor seine Geburt hin, wo er sich den Ätherleib gesammelt hat aus dem allgemeinen Weltenäther. Nun hat er seinen Astralleib. Durch den lebt er durch das ganze Dasein zwischen seinem vorigen Tode und diesem Heruntersteigen auf die Erde. Und dann hat er sein Ich. Da lebt er ins vorige Erdenleben hinein. So daß wir beim Menschen überall, wo wir von seiner Gliederung sprechen, sprechen müssen von seiner Ausdehnung in der Zeit. Wir tragen unser voriges Ich-Bewußtsein unterbewußt in der Gegenwart in uns. Und wie tragen wir es in uns? Ja, wenn Sie das studieren wollen, wie wir es in uns tragen, dann müßten Sie aufmerksam werden darauf – und das ist auch der Weg dazu, an das Ich heranzukommen -, wie der Mensch nun hier in der physischen Welt nicht nur fester Leib ist, nicht nur ein flüssiger Mensch, ein luftformiger Mensch, sondern wie der Mensch ja ein Wärmeorganismus ist. Primitiv, wenigstens sehr partiell weiß das schon jeder; wenn er Fieber mißt, so bekommt er verschiedene Fieberangaben, je nach den verschiedenen Stellen des Organismus, wo er mißt. Aber so ist es durch den ganzen menschlichen Organismus hindurch. Eine andere Temperatur haben Sie oben im Kopfe, eine andere in der großen Zehe, eine andere innerlich in der Leber, eine andere innerlich in der Lunge. Sie sind ja nicht nur das, was Sie in einem anatomischen Atlas in festen Konturen gezeichnet finden; Sie sind ein Flüssigkeitsorganismus, der in fortwährender Bewegung ist; Sie sind ein Luftorganismus, der Sie immerfort durchdringt, wie wenn Sie da immer ein mächtiges Symphonisches, Musikorganisches durchdränge. Und Sie sind bei alledem ein wogendes, warm-kalt Organisiertes, ein Wärmeorganismus, und in diesem Wärmeorganismus leben Sie selber drinnen. Das spüren Sie auch. Schließlich haben Sie nicht ein sehr starkes Bewußtsein davon, daß Sie, sagen wir, in einem Schienbein- oder in einem anderen Knochen leben, auch nicht ein starkes Bewußtsein davon, daß Sie in Ihrer Leber leben oder in den Säften Ihrer Gefäße. Aber daß Sie in Ihrer Wärme leben, davon haben Sie ein starkes Bewußtsein, wenn Sie das auch nicht differenzieren, wenn Sie auch nicht sagen: Da ist meine Wärmehand, da ist mein Wärmebein, da ist meine Wärmeleber und so weiter; aber es ist da, und ist es einmal gestört, ist nicht die menschlich angemessene Differenzierung im Wärmeorganismus vorhanden, dann spüren Sie es als Erkrankung, als Schmerz.
Wenn man das Ätherische schaut, wenn man mit dem entwickelten Bewußtsein zur Bildhaftigkeit, zur Imagination gedrungen ist, dann hat man webende Bilder. Nimmt man das Astralische wahr, hat man die Weltensphärenmusik. Die dringt an einen heran, oder auch sie dringt aus uns heraus. Denn unser eigener Astralleib führt uns zurück in unser vorirdisches Dasein. Und gehen wir weiter zu jener Erkenntnis, die sich aufschwingt bis zur intensivsten Liebe, wo die Liebeskraft Erkenntniskraft wird, wo wir zunächst unser eigenes Dasein aus einem vorigen Erdenleben hereinfluten sehen in unser gegenwärtiges Erdenleben, so spüren wir dieses vorangehende Erdenleben in der normalen Differenzierung unseres Wärmeorganismus, in dem wir drinnen leben. Das ist die wirkliche Intuition. Da leben wir drinnen. Und wenn irgendein Impuls in uns aufsteigt, das oder jenes zu tun, so wirkt dies ja nicht nur, wie es im astralischen Leib ist, aus der geistigen Welt heraus, sondern von noch weiter zurück aus dem früheren Erdenleben. Das frühere Erdenleben wirkt in die Wärme Ihres Organismus herüber und erzeugt diesen oder jenen Impuls. Schauen wir in dem irdischfesten Menschen den physischen Leib, in dem flüssigen den ätherischen Leib, in dem luftförmigen den astralischen Leib, so schauen wir in dem Wärmemäßigen des Menschen das eigentliche Ich. Das Ich der gegenwärtigen Inkarnation ist nie fertig; das bildet sich. Das eigentliche, in den unterbewußten Tiefen wirkende Ich ist das des vorigen Erdenlebens. Und vor dem schauenden Bewußtsein nimmt sich ein Mensch, dem Sie gegenübertreten so aus, daß Sie sagen: Hier steht er; ich erblicke ihn zunächst so wie er dasteht, mit meinen äußeren Sinnen. Ich schaue dann das Ätherische, ich schaue das Astralische, dann aber hinter ihm den anderen Menschen, der er war in der vorigen Inkarnation.
In der Tat, je weiter dieses Bewußtsein ausgebildet wird, desto mehr erscheint – perspektivisch macht sich das so (es wird gezeichnet) – das menschliche Haupt der gegenwärtigen Inkarnation, etwas darüber das menschliche Haupt der vorigen Inkarnation, etwas darüber das menschliche Haupt der noch weiter zurückliegenden Inkarnation. In Zivilisationen, die von diesen Dingen durch ein instinktives Bewußtsein noch etwas geahnt haben, finden Sie Bilder, wo hinter dem deutlich gezeichneten Antlitz, das auf das gegenwärtige Erdenleben bezogen wird, ein anderes, etwas weniger deutlich gemaltes ist, und ein noch weniger deutlich gemaltes als drittes. Es gibt solche ägyptische Bilder. Derjenige, der erblickt, wie eigentlich hinter dem Menschen der Gegenwart der Mensch der vorigen Inkarnation und der weiter zurückliegenden Inkarnation aufsteigt, versteht solche Bilder. Und es ist erst eine Realität, von dem Ich zu sprechen als dem vierten Gliede der menschlichen Natur, wenn man zugleich das zeitliche Dasein zu den vorigen Inkarnationen zurückerweitert.
Das alles wirkt im Wärmemenschen. Die Inspiration kommt noch an einen heran von außen oder von innen. In der Wärme steht man selber drinnen. Da ist die Intuition, die wahre Intuition. Ganz anders erlebt man die Wärme als irgend etwas anderes an sich.“ (Lit.:GA 234, S. 93ff)
Der Intuitionsbegriff der ‚Philosophie der Freiheit‘ (denkende Intuition)
„Im Gegensatz zum Wahrnehmungsinhalte, der uns von außen gegeben ist, erscheint der Gedankeninhalt im Innern. Die Form, in der er zunächst auftritt, wollen wir als Intuition bezeichnen. Sie ist für das Denken, was die Beobachtung für die Wahrnehmung ist. Intuition und Beobachtung sind die Quellen unserer Erkenntnis.“ (S. 95)
„Intuition und Beobachtung sind die Quellen unserer Erkenntnis. Wir stehen einem beobachteten Dinge der Welt so lange fremd gegenüber, so lange wir in unserem Innern nicht die entsprechende Intuition haben, die uns das in der Wahrnehmung fehlende Stück der Wirklichkeit ergänzt.“ (S. 95)
„Was uns in der Beobachtung an Einzelheiten gegenübertritt, das verbindet sich durch die zusammenhängende, einheitliche Welt unserer Intuitionen Glied für Glied;“ (S. 96)
„Die Frage nach dem «Was» einer Wahrnehmung kann also nur auf die begriffliche Intuition gehen, die ihr entspricht.“ (S. 99)
„Ein Glied in meinem Gedankensysteme, eine bestimmte Intuition, ein Begriff verbindet sich mit der Wahrnehmung. Wenn dann die Wahrnehmung aus meinem Gesichtskreise verschwindet: was bleibt zurück? Meine Intuition mit der Beziehung auf die bestimmte Wahrnehmung, die sich im Momente des Wahrnehmens gebildet hat.“ (S. 106)
„Die Vorstellung ist nichts anderes als eine auf eine bestimmte Wahrnehmung bezogene Intuition, ein Begriff, der einmal mit einer Wahrnehmung verknüpft war, und dem der Bezug auf diese Wahrnehmung geblieben ist.“ (S. 107)
„Die Vorstellung steht also zwischen Wahrnehmung und Begriff. Sie ist der bestimmte, auf die Wahrnehmung deutende Begriff.“
Bei diesen Ausführungen Steiners fällt auf, daß nebeneinander die Wörter ‚Begriff‚ und ‚Intuition‘ verwendet werden, als wären es Synonyme. Aber wenn es für Steiner Synonyme sind, warum sagt er das dann nicht? Und warum wählt er einmal das Wort ‚Begriff‘, dann wieder ‚Intuition‘, aber auch Kombinationen wie ‚begriffliche Intuition‘? Zudem kommen die Wörter ‚Inhalt‘ und ‚Form‘ vor. Ein Gedankeninhalt tritt zunächst in der Form der Intuition auf.
Als Formmerkmale von Begriffen oder Intuitionen können Erscheinung, Auftreten, Quellcharakter, Bewußtheit, Aktivität, Beweglichkeit, Innerlichkeit, Subjektivtät, Zusammenhang, Einheitlichkeit, Gliedcharakter, Bestimmtheit, Begrenztheit, Intentionalität, Funktionalität, Bezüglichkeit, usw. in Frage kommen, insofern sie nicht dem Gedankeninhalt zuzurechnen sind. Einige dieser Attribute sind in den Zitaten angeführt, andere implizit mitgemeint, oder es ist dies im übrigen Text der ‚Philosophie der Freiheit‘ der Fall. Vgl. auch S. 154, wo von dem „ideellen und folglich allgemeinen Inhalt“ einer Intuition gesprochen wird, und S. 153 davon, daß der „Inhalt eines Begriffes durch reine Intuition aus der ideellen Sphäre heraus“ bestimmt werdern kann, ohne Bezug auf eine Wahrnehmung. Seite 166 heißt es jedoch:
„Der Unterschied zwischen mir und meinem Mitmenschen liegt durchaus nicht darin, daß wir in zwei ganz verschiedenen Geisteswelten leben, sondern daß er aus der uns gemeinsamen Ideenwelt andere Intuitionen empfängt als ich.“ (S. 166)
Was kann da mit „Intuitionen“ anderes gemeint sein als Gedankeninhalte? Wenn man statt ‚empfangen‘ das Wort ‚intuieren‘ verwendete, würde es dann heißen: Aus der Ideenwelt Intuitionen intuieren. Die anfängliche Bestimmung von Intuition als Form, bzw. daß ausschließlich formhaftes Intuition genannt wird, wird von Steiner offenbar nicht durchgängig beibehalten, sondern Intuition kann auch den Inhalt von Gedanken bezeichnen. Dies wird auch durch eine Formulierung auf Seite 191 bestätigt:
„Der freie Geist handelt nach seinen Impulsen, das sind Intuitionen, die aus dem Ganzen seiner Ideenwelt durch das Denken ausgewählt sind. (S. 191)
Hier könnte man wohl wieder umformulieren zu: Intuitionen, die aus dem Ganzen der Ideenwelt durch Intuition ausgewählt sind. Seite 240 ist dann wieder die Form gemeint:
„Das Individuum muß seine Begriffe durch eigene Intuition gewinnen.“
Auch da könnte man wohl ohne Sinnänderung formulieren: Das Individuum muß seine Intuitionen durch eigene Intuition gewinnen.
In einem Zusatz zur Neuauflage 1918 wird ein weiteres Merkmal der Intuition genannt. Es wird von ‚Kräften‚ der Intuition gesprochen, die eine Vertiefung der Erkenntnis ermöglichen würden:
„Eine Vermehrung oder Andersgestaltung der menschlichen Sinne würde ein anderes Wahrnehmungsbild ergeben, eine Bereicherung oder Andersgestaltung der menschlichen Erfahrung; aber eine wirkliche Erkenntnis müßte auch dieser Erfahrung gegenüber durch die Wechselwirkung von Begriff und Wahrnehmung gewonnen werden. Die Vertiefung der Erkenntnis hängt von den im Denken sich auslebenden Kräften der Intuition (vergleiche Seite 95) ab. Diese Intuition kann in demjenigen Erleben, das im Denken sich ausgestaltet, in tiefere oder weniger tiefe Untergründe der Wirklichkeit tauchen. Durch die Erweiterung des Wahrnehmungsbildes kann dieses Untertauchen Anregungen empfangen und auf diese Art mittelbar gefördert werden.“ (S. 130f. aus Zusatz für Neuauflage 1918)
Dabei ist fraglich, ob diese ‚Kräfte‘ der Intuition ein anderes Wort für Fähigkeit zu Intuitionen bzw. Intuitionsvermögen sind, von dem andernorts gesprochen wird, oder ob nicht doch noch etwas anderes bezeichnet werden soll.
Was Intuition auf der Ebene des Denkens bedeutet, hat Rudolf Steiner dann weiter so formuliert:
„Wer aber durchschaut, was bezüglich des Denkens vorliegt, der wird erkennen, daß in der Wahrnehmung nur ein Teil der Wirklichkeit vorliegt und daß der andere zu ihr gehörige Teil, der sie erst als volle Wirklichkeit erscheinen läßt, in der denkenden Durchsetzung der Wahrnehmung erlebt wird. Er wird in demjenigen, das als Denken im Bewußtsein auftritt, nicht ein schattenhaftes Nachbild einer Wirklichkeit sehen, sondern eine auf sich ruhende geistige Wesenhaftigkeit. Und von dieser kann er sagen, daß sie ihm durch Intuition im Bewußtsein gegenwärtig wird. Intuition ist das im rein Geistigen verlaufende bewußte Erleben eines rein geistigen Inhaltes. Nur durch eine Intuition kann die Wesenheit des Denkens erfaßt werden. (Lit.: GA 004, S. 146) (aus Zusatz für Neuausgabe 1918)
Im Anschluß wird dann gesagt, daß die Wesenheit des Denkens selbst eine intuitive sei. Die Erfassung des intuitiven Wesens des Denkens ist nur durch Intuition möglich.
Im intuitiven Denken habe der Mensch bereits ein rein geistiges Erlebnis:
„Die geistige Wahrnehmungswelt kann dem Menschen, sobald er sie erlebt, nichts Fremdes sein, weil er im intuitiven Denken schon ein Erlebnis hat, das rein geistigen Charakter trägt.“ (Lit.: GA 004, S. 181)
Der Intuitionsbegriff gemäß Seite 95ff. der ‚Philosophie der Freiheit‘
Da offensichtlich im Text der Philosophie der Freiheit der Begriff der Intuition nicht klar definiert ist, und das Wort ‚Intuition‘ in unterschiedlichen Bedeutungen bzw. Kontexten verwendet wird, ist es verständlich, daß Rudolf Steiner in den Zusätzen der Neuauflage nochmals darauf hinweist, wo man im Text nachzusehen hat, um Aufschluß über die Intuition bzw. das intuitive Denken zu erhalten. Zweimal wird ausdrücklich auf die Seite 95, bzw. 95ff. verwiesen. Die eine Stelle befindet sich auf Seite 130f. (Zitat s.o.), die andere ist folgende:
„Die Wahrnehmung ist der Teil der Wirklichkeit, der objektiv, der Begriff derjenige, der subjektiv (durch Intuition, vgl. Seite 95 ff.) gegeben wird.“ (S. 247)
Natürlich müssen auch gerade diese Stellen, in denen nach Seite 95 bzw. 95ff. verwiesen wird, für den Intuitionsbegriff aufschlußreich sein, da es sich auf Seite 130, und Seite 247 wegen des Bezuges sich um den gleichen Gegenstand handeln muß.
In dem obigen Zitat wird nun deutlich zwischen Begriff und Intuition unterschieden. Die Begriffe werden subjektiv durch Intuition gegeben. Weiter heißt es, daß die Begriffe der Intuition erscheinen:
„Unsere geistige Organisation reißt die Wirklichkeit in diese beiden Faktoren auseinander. Der eine Faktor erscheint dem Wahrnehmen, der andere der Intuition.“ (S.247f.)
Da die Intuition bzw. das intuitive Denken für das Denken in sich selbst ein bewußtes Erleben[3] ermöglichen soll, als ‚rein geistiger Vorgang‚, gilt es für die Bestimmung des Begriffes der ‚Intuition‘ genau festzustellen, wie dieser im Vollzug ein bewußtes Erleben zukommen kann. „Erleben“ ist selbst ein erklärungsbedürftiges Wort bzw. unklarer Begriff, das in diesem Zusammenhang so nicht weiterhilft. Die Art der Bewußtheit hat man aber wohl sicher innerhalb eines Begriffsfeldes von Beobachtung, Wahrnehmung, Erfahrung und Erlebnis, es gibt auch andere zugehörige Wörter wie ‚gewahren‘ usw., zu suchen.
Die Art der Intuitionsbewußtheit im Denken muß von präzis bestimmbarer Art sein, und sich von anderen Bewußtseinsarten, etwa einem vagen Erlebnisgefühl, unterscheiden lassen, sonst machte es keinen Sinn, über Intuition so zu sprechen, wie Rudolf Steiner in seiner ‚Philosophie der Freiheit‘. Das Mittel, den Begriff der Intuition präzis zu fassen, kann aber nur die Intuition selbst sein. „Begriffe werden durch Intuition gegeben“.
Die Passage auf Seite 95 ist diese:
„[D]as Denken [zieht] seine Fäden von Wesen zu Wesen. Diese Tätigkeit des Denkens ist eine inhaltvolle. (…) Diesen Inhalt bringt das Denken der Wahrnehmung aus der Begriffs- und Ideenwelt des Menschen entgegen. Im Gegensatz zum Wahrnehmungsinhalte, der uns von außen gegeben ist, erscheint der Gedankeninhalt im Innern. Die Form, in der er zunächst auftritt, wollen wir als Intuition bezeichnen. Sie ist für das Denken, was die Beobachtung für die Wahrnehmung ist. Intuition und Beobachtung sind die Quellen unserer Erkenntnis. Wir stehen einem beobachteten Dinge der Welt so lange fremd gegenüber, so lange wir in unserem Innern nicht die entsprechende Intuition haben, die uns das in der Wahrnehmung fehlende Stück der Wirklichkeit ergänzt. Wer nicht die Fähigkeit hat, die den Dingen entsprechenden Intuitionen zu finden, dem bleibt die volle Wirklichkeit verschlossen.“ (S. 95)
Auf Seite 96, sowie 98f. folgt:
„Was uns in der Beobachtung an Einzelheiten gegenübertritt, das verbindet sich durch die zusammenhängende, einheitliche Welt unserer Intuitionen Glied für Glied; (…) Außer durch Denken und Wahrnehmen ist uns direkt nichts gegeben. (S. 96)
„Man kann in bezug auf dieses Gegebene nur fragen, was es außerhalb der Wahrnehmung, das ist: für das Denken ist. Die Frage nach dem «Was» einer Wahrnehmung kann also nur auf die begriffliche Intuition gehen, die ihr entspricht.“ (S. 98f.)
Auch wenn sich ein präziser Intuitionsbegriff anhand solcher Angaben nicht so leicht gewinnen läßt, entsteht doch der Eindruck, daß es mit dem ‚intuitiven‘ Denken nichts weiter auf sich hat. Es ist keine besondere Art des Denkens, sondern Denken eben. Nichts weiter. Jedes Denken, das alltägliche Denken des Menschen ist intuitives Denken.
Da verwundert es doch etwas, warum so ein Spektakel um die ‚Intuition‘ gemacht wird. Allerdings hat man mit der Feststellung der Gewöhnlichkeit der ‚Intuition‘ und des ‚intuitiven Denkens‘ noch keinen Begriff von ihr. Es ist aber sicher ganz falsch, Intuition irgendwie mit dem Ausnahmezustand in Verbindung zu bringen, von dem im 3. Kapitel die Rede ist. Intuition ist kein Ausnahmezustand.
Das Wort ‚Intuition‘ wird von Steiner allgemein für ‚Denken‘ verwendet. Es soll mit ihm aber wohl der Tätigkeitsaspekt hervorgehoben werden. Zwar verwendet Steiner auch für das Resultat, den Begriffsinhalt, gelegentlich das Wort Intuition, aber das ist nicht unüblich, das Resultat einer Tätigkeit mit dem gleichen Namen zu benennen. Mit der Formulierung, daß die Intuition für das Denken sei, was die Beobachtung für die Wahrnehmung ist, wird eine Unterscheidung gemacht, die ausschließt, daß auch der Gedankeninhalt Intuition sein kann, denn Beobachtung ist kein Inhalt. Entsprechend wäre Intuition kein Inhalt. Sie hat auch keinen Gedankeninhalt, bzw. noch keinen, in dem Stadium, wo sie erst anhebt, einen Begriff zu fassen. Wenn sie den Begriff gefaßt hat, dann hat sie diesen Inhalt. Es gibt in dem Prozeß eine Phase, die einen ähnlichen Charakter wie die auf Wahrnehmungen bezogene Beobachtung hat: Das Suchen nach einem Begriff. Es muß dies nicht ein Begriff für eine Wahrnehmung sein, es kann auch das Suchen nach einem Begriff sein, veranlaßt durch den Inhalt eines anderen Begriffs, also bei einer logischen Folge z.B. Dies geschieht dann innerhalb des Denkens ohne Bezug auf Wahrnehmung. Also auch innerhalb des Denkens selbst kann die Intuition in Beobachtungs-, Such- oder Aufmerksamkeitsstellung sein, oder wie man es nennen will. Es ist aber fraglich, ob man den Beobachtungsbegriff, wie er für die Wahrnehmung gilt, einfach auf die Intuition übertragen kann. Denn wenn man einen Begriffsinhalt „beobachtet“, dann ist die Erkenntnis damit abgeschlossen. Die wahrnehmliche Beobachtung hat nicht diese Qualität, für die Erkenntnis von sinnlichen Wahrnehmungen muß erst noch die Intuition hinzu kommen, bzw. sich vollziehen.
„[W]enn auch einerseits das intuitiv erlebte Denken ein im Menschengeiste sich vollziehender tätiger Vorgang ist, so ist es andererseits zugleich eine geistige, ohne sinnliches Organ erfaßte Wahrnehmung. Es ist eine Wahrnehmung, in der der Wahrnehmende selbst tätig ist, und es ist eine Selbstbetätigung, die zugleich wahrgenommen wird. Im intuitiv erlebten Denken ist der Mensch in eine geistige Welt auch als Wahrnehmender versetzt“. (S. 256)
Diese Formulierung kann man wohl nur dahingehend verstehen, daß das ‚Erleben‘ bzw. die ‚Wahrnehmung‘ des Geistigen dadurch zustande kommt, daß die Intuition in Anwendung auf sich selbst ihre eigene Tätigkeit erfaßt. Intuitiv erlebtes Denken ist nicht gleichzusetzen mit intuitivem Denken (sonst machte die Hinzufügung des Wortes ‚Erlebnis‘ keinen Sinn), aber bedient sich ebenso der Intuition. Aber inwiefern unterscheidet sich der Gegenstand des intuitiv erlebten Denkens von demjenigen des „bloß“ intuitiven Denkens? Erscheint dem intuitiv erlebten Denken sein Gegenstand ‚Intuition‘ genauso wie dem intuitiven Denken als Begriffsinhalt? Oder ist Intuition als Gegenstand der Intuition, ein Inhalt, der sich von den sonstigen Inhalten von Intuitionen qualitativ unterscheidet?
Möglicherweise will Rudolf Steiner das ‚intuitiv erlebte Denken‘ als ein Denken verstanden wissen, das die gewöhnliche Intuition fortlaufend nebenbei in der Anwendung auf sich selbst begleitet. Erst wenn man so unterscheidet und dann meinetwegen das ‚intuitiv erlebte Denken‘ als das eigentliche intuitive Denken verstehen will, auf das es ankäme, stellt sich die Frage, wie die Intuition sich selbst beobachten könne, was genau unter einem sog. Ausnahmezustand zu verstehen wäre, und wie die Unbeobachtbarkeit des aktuellen Denkens (gemäß 3. Kapitel der ‚Philosophie der Freiheit‘) mit solchem intuitiven Denken als einem intuitiv erlebten Denken zusammenpassen könnte.
Die Beobachtung des Denkens (3. Kap. der ‚Philosophie der Freiheit‘)
Ein Begriff der Intuition, der Denken und Beobachtung zugleich umfasst, als von einem Wesen, ist im 3. Kap. noch nicht entwickelt. Denken und Beobachten erscheinen als zwei verschiedene Tätigkeiten: Hervorbringen und Betrachten. Das Ziel in diesem 3. Kap. ist, das Denken so zu erfassen, daß es als ein sich durchsichtiges, vollkommen durchschautes Fundament für das weitere Erkennen der Welt dienen kann. Das Mittel soll dazu die Beobachtung sein.
„Beobachtung und Denken sind die beiden Ausgangspunkte für alles geistige Streben des Menschen, insoferne er sich eines solchen bewußt ist. Die Verrichtungen des gemeinen Menschenverstandes und die verwickeltesten wissenschaftlichen Forschungen ruhen auf diesen beiden Grundsäulen unseres Geistes. Die Philosophen sind von verschiedenen Urgegensätzen ausgegangen: Idee und Wirklichkeit, Subjekt und Objekt, Erscheinung und Ding an sich, Ich und Nicht- Ich, Idee und Wille, Begriff und Materie, Kraft und Stoff, Bewußtes und Unbewußtes. Es läßt sich aber leicht zeigen, daß allen diesen Gegensätzen der von Beobachtung und Denken, als der für den Menschen wichtigste, vorangehen muß.“ (S. 38)
„Zeitlich geht die Beobachtung sogar dem Denken voraus. Denn auch das Denken müssen wir erst durch Beobachtung kennenlernen.“ (S. 39)
Daß Zeitlichkeit, Beobachtung und Denken Begriffe sind, die durch das Denken ja erst gefaßt werden müssen, wird hier noch nicht thematisiert. (Im 4. Kap. gibt es dann die Feststellung: „Das Denken ist jenseits von Subjekt und Objekt“. So weit ist der Untersuchungsprozeß im 3. Kap. noch nicht gediehen.[4])
Aber als gegeben angenommen, daß die Beobachtung zeitlich dem Denken vorausgeht, was keineswegs ohne weiteres einleuchtet: Sollte man dann nicht, um ein sicheres Fundament für das Erkennen zu gewinnen, zunächst erst die Beobachtung untersuchen?
„Zwei Dinge vertragen sich nicht: tätiges Hervorbringen und beschauliches Gegenüberstellen.“ (S. 43)
„Es wird heute sehr vielen Menschen schwer, den Begriff des Denkens in seiner Reinheit zu fassen.“ (S. 45)
„Er sucht das Denken durch einen bloßen Beobachtungsprozeß zu finden in derselben Art, wie wir bei anderen Gegenständen des Weltinhaltes verfahren. Er kann es aber auf diesem Wege nicht finden, weil es sich, wie ich nachgewiesen habe, gerade da der normalen Beobachtung entzieht.“ (S. 45)
Der normalen Beobachtung als ein bloßer Beobachtungsprozeß (Beobachtungsverfahren) entzieht sich das Denken als unbeobachtbar, da es zu dem Zeitpunkt, wo es mittels Beobachtung ins Auge gefaßt werden könnte, als eine hervorbringende Tätigkeit bereits vorbei ist, mithin für die Beobachtung nicht mehr vorhanden ist, bzw. weil die Beobachtung als eine separate Tätigkeit warten muß. Die Beobachtung kann nicht gleichzeitig zusammen mit dem Denken beginnen, quasi im Zeitverlauf parallel das Denken ins Auge fassen. (Es kann immer nur eine Tätigkeit zugleich ausgeführt werden, die Tätigkeit des Hervorbringens, und die Tätigkeit des Beobachtens können im Zeitablauf nur im Wechsel auftreten. Das Erkenntnissubjekt kann sich nicht in zwei Subjekte aufspalten: Eines das denkt, und ein anderes, das beobachtet.)
Darüber hinaus vertritt Rudolf Steiner für dieses Beobachten die Ansicht, das gelte auch, wenn man das Denken eines anderen Subjektes beobachtet. Auch da muß das zu beobachtende Objekt zunächst hervorgebracht worden sein. Erst dann kann es ins Auge gefaßt werden:
„Das Denken, das beobachtet werden soll, ist nie das dabei in Tätigkeit befindliche, sondern ein anderes. Ob ich zu diesem Zwecke meine Beobachtungen an meinem eigenen früheren Denken mache, oder ob ich den Gedankenprozeß einer anderen Person verfolge, oder endlich, ob ich, wie im obigen Falle mit der Bewegung der Billardkugeln, einen fingierten Gedankenprozeß voraussetze, darauf kommt es nicht an.“ (S. 43)
Das ist schwer nachvollziehbar, da es in dem Fall der Beobachtung des Denkens eines anderen Subjektes zwei Subjekte gibt, und auch eine Gleichzeitigkeit der hervorbringenden Tätigkeit und der beobachtenden Tätigkeit möglich zu sein scheint. Wird das Beobachtungsobjekt ‚Denken‘ als mit einer zeitlosen Plötzlichkeit gegeben angenommen? Eine alternative Interpretation könnte sein, daß während des Beobachtens nie das eigene dabei in Tätigkeit befindliche Denken beobachtet werden kann, was implizieren würde, daß zum Beobachten Denken erforderlich ist. Weiter heißt es dann:
„So ist es auch mit unserem Denken. Es muß erst da sein, wenn wir es beobachten wollen. Der Grund, der es uns unmöglich macht, das Denken in seinem jeweilig gegenwärtigen Verlauf zu beobachten, ist der gleiche wie der, der es uns unmittelbarer und intimer erkennen läßt als jeden andern Prozeß der Welt. Eben weil wir es selbst hervorbringen, kennen wir das Charakteristische seines Verlaufs, die Art, wie sich das dabei in Betracht kommende Geschehen vollzieht. Was in den übrigen Beobachtungssphären nur auf mittelbare Weise gefunden werden kann: der sachlich-entsprechende Zusammenhang und das Verhältnis der einzelnen Gegenstände, das wissen wir beim Denken auf ganz unmittelbare Weise.“ (S. 44)
Das bestätigt beide Lesarten des vorigen Zitats: Das Denken muß da sein, um beobachtet werden zu können. Um die Beobachtung des Werdens von Denkergebnissen durch Tätigkeit geht es hier nicht, obwohl vom Denkprozeß gesprochen wird. Und da nun von Erkenntnis gesprochen wird, muß die Beteiligung des Denkens beim Beobachten schon mitgedacht sein, es sei denn, Steiner wollte mit den Ausführungen eine Erkenntnis lediglich durch Beobachtung postulieren[5]
Verständlich ist aber, daß ein Denken, das zusammen mit Beobachtung zur Erkenntnis des Denkens bemüht werden müßte, schon ein anderes wäre, wenn das zu beobachtende Denken immer schon da sein muß. Denn es wäre mit einem Beobachten verbunden, das erst auftreten könnte, wenn das zu beobachtende Denken schon da ist. Sollte nun die Erkenntnis des Denkens, obwohl sich das aktuelle Denken nicht beobachten läßt, deshalb möglich sein, weil das zu beobachtende vorherige Denken schon da ist, noch da ist, nämlich in seinen Resultaten?
„Zwei Dinge vertragen sich nicht: tätiges Hervorbringen und beschauliches Gegenüberstellen. Das weiß schon das erste Buch Moses. An den ersten sechs Welttagen läßt es Gott die Welt hervorbringen, und erst als sie da ist, ist die Möglichkeit vorhanden, sie zu beschauen: «Und Gott sahe an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut.»“ (S. 43f.)
Daraus folgt, daß Rudolf Steiner der Ansicht ist, daß durch das Erkennen der Ergebnisse des Denkens auch die Tätigkeit miterkannt ist, die diese Ergebnisse hervorgebracht hat, trotzdem diese Tätigkeit zum Zeitpunkt des Beobachtens und Erkennens des Denkens bereits Vergangenheit ist[6]. Dies vielleicht deshalb, weil zum Erkennen der Ergebnisse eines Denkens die Tätigkeit, die diese Ergebnisse hervorgebracht hatte, erneut vollzogen werden muß, nachvollzogen werden muß, um die Denkergebnisse verstehen zu können. Durch diesen Nachvollzug der vorherigen Tätigkeit hat man dann nicht nur die Ergebnisse des vorherigen Denkens präsent, sondern konnte die Ergebnisse nochmal denken. Und man weiß, wie es gemacht wird, sonst könnte man den Prozeß nicht nachvollziehen.
Wenn Rudolf Steiner die Möglichkeit, das Denken zu erkennen, so verstanden wissen will, liegt der Einwand nahe, daß es nichts ungewöhnliches ist, die eigenen Denkergebnisse später nicht mehr zu verstehen: Man hat vergessen, wie sie zustande gekommen sind. Der Nachvollzug gelingt nicht, das Denken kommt ins Stocken. Das ist aber nicht wirklich ein Einwand, denn es zeigt nur, daß man in diesem besonderen Fall nicht zur Erkenntnis des Denkens fähig war. Grundsätzlich ist dies aber möglich, und ist auch notwendig, um überhaupt denken zu können.
„Das ist gerade der Grund, warum mir die Dinge so rätselhaft gegenüberstehen: daß ich an ihrem Zustandekommen so unbeteiligt bin. Ich finde sie einfach vor; beim Denken aber weiß[7] ich, wie es gemacht wird. Daher gibt es keinen ursprünglicheren Ausgangspunkt für das Betrachten alles Weltgeschehens als das Denken.“ (49f.)
Der Ausnahmezustand ist von Rudolf Steiner lediglich dadurch charakterisiert, daß man das Denken selbst ins Auge faßt, anstatt wie gewöhnlich nur die sinnlichen Gegenstände. Etwas dem Ausnahmezustand entsprechendes muß aber, nach der Interpretation der Ansichten Rudolf Steiners wie oben vorgenommen, wenn auch meist unbewußt, das Denken permanent begleiten, denn es würde sonst den Faden verlieren. Beobachtung des Denkens und intuitiv erlebtes Denken sind ein und dasselbe und beinhalten Selbsterkenntnis. Diese[8] Intuitionsbewußtheit läßt sich durch den übenden Nachvollzug der Gedanken der ‚Philosophie der Freiheit‘, und auch durch den Nachvollzug der Ergebnisse des seelischen Beobachtens anderer Autoren bzw. Redner, verstärken.
Geistige Wahrnehmung
Eine geistige Wahrnehmung durch denkende Intuition hätte man sich demnach so vorzustellen, daß der Gedankeninhalt der Intuition insofern über den normalen Begriffsinhalt hinausginge, als die Tätigkeit, die diesen Begriffsinhalt hervorgebracht hat, in dem Begriffsinhalt mitenthalten ist und durch Nachvollzug wahrgenommen wird. Dies gälte dann nicht nur für das eigene Denken, sondern auch für andere geistige Wesen in der denkenden Intuition: Die Wahrnehmung (Erkenntnis) des geistigen Wesens entsteht durch den Nachvollzug der Tätigkeit dieses geistigen Wesens, die sich in seiner Erscheinung als Gedankeninhalt ausdrückt.
An solcher Auffassung geistiger Wahrnehmung zeigt sich die Unbeobachtbarkeit des aktuellen Denkens in einem anderen Licht, insofern es dabei dann um die Unbeobachtbarkeit aktueller fremder Tätigkeit[9] gehen würde.
„Das Denken, das beobachtet werden soll, ist nie das dabei in Tätigkeit befindliche, sondern ein anderes. Ob ich zu diesem Zwecke meine Beobachtungen an meinem eigenen früheren Denken mache, oder ob ich den Gedankenprozeß einer anderen Person verfolge, oder endlich, ob ich, wie im obigen Falle mit der Bewegung der Billardkugeln, einen fingierten Gedankenprozeß voraussetze, darauf kommt es nicht an.“ (S. 43)
Die Verfolgung des Gedankenprozesses einer anderen Person durch Denken und Beobachtung ist eine solche geistige Wahrnehmung. Gewöhnlich ist sie vermittelt durch Sprache oder Schrift. Die Gedanken müssen zunächst durch einen anderen Menschen hervorgebracht worden sein, erst dann können sie beobachtet und nachvollzogen werden. Durch die Beobachtung des von einem anderen Menschen hervorgebrachten Gedankeninhaltes, des Gewahrens seiner Erscheinung, habe ich diesen Inhalt meines Bewußtseins aber noch nicht verstanden. Dazu muß ich ihn erst nachvollziehen. Erst durch den Nachvollzug, wie der andere Mensch zu seinem Gedanken gekommen ist, kann ich diesen Gedanken auch selbst denken, und damit die Gedankentätigkeit des anderen Menschen, wie sie sich in dem wahrgenommenen Gedankeninhalt ausgedrückt hat, erkennen. Wie ein solcher Nachvollzug möglich sein soll, ist aber doch nicht so ohne weiteres klar. Es scheint eher so zu sein, daß der Nachvollzug mehr oder weniger ein Probieren ist, ein Versuch gemäß der Vorlage, wie man selbst denken würde, um den gleichen Gedankeninhalt wie den beobachteten (oder was man dafür hält) einer anderen Person hervorzubringen. Das aber wäre keine exakte, und zudem eine in sich klare und durchsichtige, Erkenntnis, sondern allenfalls hermeneutische Annäherung, „Interpretation“.
„Was habe ich denn zunächst vor mir, wenn ich einer andern Persönlichkeit gegenüberstehe? Ich sehe auf das nächste. Es ist die mir als Wahrnehmung gegebene sinnliche Leibeserscheinung der andern Person; dann noch etwa die Gehörwahrnehmung dessen, was sie sagt, und so weiter. Alles dies starre ich nicht bloß an, sondern es setzt meine denkende Tätigkeit in Bewegung. Indem ich denkend vor der andern Persönlichkeit stehe, kennzeichnet sich mir die Wahrnehmung gewissermaßen als seelisch durchsichtig. Ich bin genötigt, im denkenden Ergreifen der Wahrnehmung mir zu sagen, daß sie dasjenige gar nicht ist, als was sie den äußeren Sinnen erscheint. Die Sinneserscheinung offenbart in dem, was sie unmittelbar ist, ein anderes, was sie mittelbar ist. Ihr Sich-vor-mich- Hinstellen ist zugleich ihr Auslöschen als bloße Sinneserscheinung. Aber was sie in diesem Auslöschen zur Erscheinung bringt, das zwingt mich als denkendes Wesen, mein Denken für die Zeit ihres Wirkens auszulöschen und an dessen Stelle ihr Denken zu setzen. Dieses ihr Denken aber ergreife ich in meinem Denken als Erlebnis wie mein eigenes. Ich habe das Denken des andern wirklich wahrgenommen. Denn die als Sinneserscheinung sich auslöschende unmittelbare Wahrnehmung wird von meinem Denken ergriffen, und es ist ein vollkommen in meinem Bewußtsein liegender Vorgang, der darin besteht, daß sich an die Stelle meines Denkens das andere Denken setzt. Durch das Sich-Auslöschen der Sinneserscheinung wird die Trennung zwischen den beiden Bewußtseinssphären tatsächlich aufgehoben. Das repräsentiert sich in meinem Bewußtsein dadurch, daß ich im Erleben des andern Bewußtseinsinhaltes mein eigenes Bewußtsein ebensowenig erlebe, wie ich es im traumlosen Schlafe erlebe[10]. Wie in diesem mein Tagesbewußtsein ausgeschaltet ist, so im Wahrnehmen des fremden Bewußtseinsinhaltes der eigene. Die Täuschung, als ob dies nicht so sei, rührt nur davon her, daß im Wahrnehmen der andern Person erstens an die Stelle der Auslöschung des eigenen Bewußtseinsinhaltes nicht Bewußtlosigkeit tritt wie im Schlafe, sondern der andere Bewußtseinsinhalt, und zweitens, daß die Wechselzustände zwischen Auslöschen und Wieder-Aufleuchten des Bewußtseins von mir selbst zu schnell aufeinander folgen, um für gewöhnlich bemerkt zu werden. – Das ganze hier vorliegende Problem löst man nicht durch künstliche Begriffskonstruktionen, die von Bewußtem auf solches schließen, das nie bewußt werden kann, sondern durch wahres Erleben dessen, was sich in der Verbindung von Denken und Wahrnehmung ergibt. Es ist dies bei sehr vielen Fragen der Fall, die in der philosophischen Literatur auftreten. Die Denker sollten den Weg suchen zu unbefangener geistgemäßer Beobachtung; statt dessen schieben sie vor die Wirklichkeit eine künstliche Begriffskonstruktion hin.“ (S. 260ff.)
Diese Passage, eine Ergänzung in der 2. Auflage der ‚Philosophie der Freiheit‘, gibt ein Beispiel der geistigen Wahrnehmung und Erkenntnis durch denkende Intuition. Die leibliche Erscheinung kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie nur die Wahrnehmungsseite der Wirklichkeit der beobachteten Persönlichkeit darstellt. Die beobachtende Persönlichkeit bemüht daher eine Intuition der geistigen Individualität des beobachteten Menschen. Diese Intuition kann aber nur, insofern sie die für die wahrgenommene Leiblichkeit der beobachteten Person genau passende sein soll, diejenige sein, die sich der wahrgenommene Mensch selbst gibt. Die Wahrnehmung der tätigen Intuition des beobachteten Menschen durch Nachvollzug hat zu ihrem Wahrheitskriterium die Übereinstimmung in einer vollständigen Exaktheit mit der denkenden Intuition, die sich der beobachtete Mensch selbst gibt.
Aber inwiefern kann überhaupt von einem Nachvollzug gesprochen werden? Noch nicht einmal ein Mitvollzug scheint gegeben zu sein, sondern schweigendes Empfangen des Denkens der anderen Person, die mit ihrer Tätigkeit im Bewußtsein des wahrnehmenden auftritt. Es gibt jedoch auch ein „Ergreifen“ dieser denkenden Tätigkeit der anderen Person im eigenen Bewußtsein als ein Erlebnis wie das eigene Denken. Dieses Ergreifen ist das Wahrnehmen des Denkens der anderen Person: „Ich habe das Denken des andern wirklich wahrgenommen.“ Und es ist Ergreifen eines Inhalts: „Wahrnehmen des fremden Bewußtseinsinhaltes“. Das Erleben des Denkens der anderen Person, ihre Wahrnehmung als denkendes Wesen ist in seiner Art in vollständiger Weise das gleiche wie das Erleben des eigenen Denkens.
Darüber hinaus bleibt dieser Zustand der Wahrnehmung des anderen Denkens nicht längere Zeit bestehen, sondern wechselt mit dem Wahrnehmen des eigenen Denkens in schneller Folge. Dieses eigene Denken ist aber ja auf die andere Person gerichtet, und sucht die Intuitionen zu erfassen, die diese Person sich selbst gibt. Für den Fall einer inhaltlichen Identität der selbst hervorgebrachten Intuitionen des wahrgenommenen Wesens und der „ergriffenen“ Intuitionen des im eigenen Bewußtsein auftretenden, erlebten und zu erkennenden anderen Wesens liegt eine exakte geistige Erkenntnis eines geistigen Wesens durch ein anderes vor.
Angenommen, das Erkennen der denkenden Intuition wäre tatsächlich so zu verstehen wie skizziert, stellt sich die Frage, wie es möglich sein kann, das Wahrheitskriterium der inhaltlichen Identität der eigenen Intuitionen des zu erkennenden Wesens, und der wahrgenommenen Intuitionen dieses zu erkennenden anderen Wesens, zur Anwendung zu bringen, um über bloße Hermeneutik und „Interpretation“ hinauszukommen und exakte Erkenntnis auszuweisen.
Wahrheitskriterium und Verifikation der Intuition
Für die so verstandene Intuition ergibt sich nicht nur eine schnelle Folge des Auftretens des eigenen und des anderen Denkens, sondern auch eine schnelle Folge von Erlebnissen es eigenen und des fremden Denkens im Wechsel. Die von Rudolf Steiner verwendete Formulierung „Ergreifen“ kann in dem Zusammenhang eigentlich nur die Bedeutung von Beobachtung haben, und nicht etwa die von Hervorbringen einer Intuition[11]. Denn das zu erkennende andere Denken ist im eigenen Bewußtsein schon da (vgl. FN 4). Durch das Ergreifen, d.h. Beobachtung wird es zum Erlebnis wie das eigene hervorgebrachte Denken. Damit gibt es in schneller Folge im Wechsel die Selbstbeobachtung des eigenen Denkens im Sinne von intuitiv erlebtem Denken, d.h. Beobachtung der eigenen Denkresultate, und die Beobachtung des anderen Denkens, das zu erkennen ist. Diese Beobachtung ist ebenso intuitiv erlebtes Denken, aber unter dem Aspekt, daß nicht das selbst hervorgebrachte Denken beobachtet wird, sondern das in der geistigen Wahrnehmung gegebene andere „fremde“ Denken bzw. dessen Resultate.
Das Wahrheitskriterium wäre somit die inhaltliche Identität der selbst hervorgebrachten Intuition und der wahrgenommenen Intuition. Das Mittel zur Feststellung der Identität ist die Beobachtung. Wenn Selbstbeobachtung des eigenen Denkens und Beobachtung des zu erkennenden Denkens übereinstimmen, d.h. den gleichen Inhalt haben, dann folgt daraus, daß es sich inhaltlich um die gleiche Intuition handeln muß. Und es bedeutet zugleich, daß der Nachvollzug der Tätigkeit des beobachteten geistigen Wesens, um als wahr gelten zu können, zum gleichen Ergebnis kommen muß, wie dasjenige Ergebnis, das durch die Beobachtung des im eigenen Bewußtsein auftretenden anderen Denkens bereits vorliegt. Wenn die Beobachtung des geistigen Wesens durch Selbstbeobachtung (Resultat des Nachvollzugs) identisch reproduziert werden kann, kann die Erkenntnis des geistigen Wesens (das Erkennen der Geisttätigkeit, die sich in seiner Erscheinung als Gedankeninhalt ausdrückt) als wahr gelten.
Aber angenommen, um das von Rudolf Steiner gegebene Beispiel, wie es interpretiert wurde, etwas zu modifizieren: der beobachtende Mensch würde sich in einer Menschenmenge aufhalten. Er steht am Rednerpult und redet irgendwas. Was ist da dann los? Muß nicht sein Bewußtsein durchflutet sein von unzähligen Intuitionen, die ihm aus der Menschenmenge, die ihm zuhört, geschickt werden? Genau so hat man sich wohl die geistige Wahrnehmungswelt vorzustellen, wie sie sich dem Denken als Beobachtungsorgan darbietet: Es ist die Welt der Universalien, die es durchflutet. Eine Welt, die gleichzeitig von unzähligen Wesen „durchdacht“ wird (Bildung von Intuitionen), wobei diese Wesen dadurch ihr denkendes Bewußtsein haben. Diese geistigen Wesen leben in den Universalien, indem sie Intuitionen denken und wahrnehmen.
Was kann denn der geistig beobachtende Mensch als denkender anderes tun, als jeweils nur eine von diesen Universalien bzw. Intuitionen ins Auge zu fassen, indem er sie, jeweils diese eine bestimmte, nachvollzieht? Ohne diesen Nachvollzug würde es keine differenzierte, bestimmte geistige Wahrnehmung geben können, wenn sie auf die Erkenntnis zielt, was bzw. wer diese Universalien oder Intuitionen bewegt. So aufgefaßt, ist die je durchgeführte Intuition immer schon eine durch Nachvollzug bestimmte und in ihrem Gelingen (als Einzelbeobachtung) notwendig wahre (Selbst-)Erkenntnis, die sich aus dem Meer der Universalien heraushebt, indem eine bestimmte Gedankentätigkeit, die als Gedankeninhalt erscheint, erkannt wird.
Das geistig Wahrnehmliche im engeren Sinne wäre demnach als die wahrnehmliche Seite der geistigen Wirklichkeit der Gedanken anzusehen, wäre ein noch unverstandener Gedankeninhalt, der, ohne ihn erst hervorbringen zu müssen, geschaut wird. Das Geistigwahrnehmliche wäre gewissermaßen die Außenseite der Gedanken. Um zur vollen geistigen Wirklichkeit zu kommen, muß dann die Innenseite hinzu gefunden werden, das ist die Tätigkeitsseite. So gesehen, ist der Nachvollzug eines durch Schauung gegebenen Gedankens, den ein anderes geistiges Wesen hervorgebracht hat, das Hinzugewinnen der das geistig Wahrnehmliche ergänzende Teil der Wirklichkeit: Die Tätigkeit des geistigen Wesens, das durch diese Tätigkeit den Gedanken hervorgebracht hatte, den man schaut. Die der geistigen Wahrnehmung dahinterstehende Tätigkeit wird durch Nachvollzug erkannt, d.h. erst durch solchen Nachvollzug ist volle geistige Wirklichkeit gegeben und verstanden.
Das geistig Wahrnehmliche als die wahrgenommene Außenseite der Gedanken muß aber dabei doch soviel „Kontur“ haben, daß aus dieser das Auffinden der dahinter stehenden Tätigkeit angeleitet sein kann: Der Nachvollzug dieser Tätigkeit, die die Gedankenerscheinung hervorgebracht hat, muß passen. Durch dieses Zusammenpassen, von Außen- und Innenseite der Gedanken können sich diese Seiten gegenseitig repräsentieren, und somit ist durch das Wahrnehmen von Gedankeninhalten die Tätigkeit miterkannt, indem sie durch korrekten Nachvollzug zum Vorschein kommt.
Diese gegenseitige Repräsentanz der Außenseite der Gedanken, die geschaut wird, und der Innenseite, die hervorgebracht wird, macht es auch nur erst möglich, daß Gedanken einander als Wahrheitskriterium dienen können. Was die Intuition als Gedankeninhalt reproduktiv hervorbringt, muß die gleiche inhaltliche Form haben, wie der geschaute Gedanke, den die Intuition erfassen will: Die inhaltliche Form der Tätigkeit. Tätigkeit ist Inhalt von Gedankenform. Im intuitiven Denken changieren im Wechsel des Hervorbringens und Beobachtens Inhalt und Form: Form wird zu Inhalt, und Inhalt zu Form. (Tätigkeit ist Form von Gedankeninhalt, und Gedankenform hat Tätigkeit zum Inhalt). Inhalt und Form zugleich zu sein, ist aber ein Merkmal von Bildern. Im Zusammenfall von Wesen und Erscheinung erscheint das Wesen.
„Wille ist also die Idee selbst als Kraft aufgefaßt. (…) Wille ohne Idee wäre nichts. Das gleiche kann man nicht von der Idee sagen, denn die Tätigkeit ist ein Element von ihr, während sie die sich selbst tragende Wesenheit ist.“ (Lit.: GA 001, S. 197f)
„Will man nämlich die eigentliche Bedeutung des Denkens kennenlernen, will man kennenlernen das wirklich Wahre, daß das Denken diese kosmische Bedeutung hat, dann muß man sich erheben zu der imaginativen Anschauung, wie es in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» beschrieben ist. Sowie man dem Denken jene Abstraktheit abstreift, die es für unser Bewußtsein hat, und untertaucht in jenes Meer der webenden Gedankenwelt, kommt man in die Notwendigkeit, dadrinnen nicht nur solche abstrakte Gedanken zu haben wie der Erdenmensch, sondern dadrinnen Bilder zu haben. Denn aus Bildern ist alles geschaffen, Bilder sind die wahren Ursachen der Dinge, Bilder liegen hinter allem, was uns umgibt, und in diese Bilder tauchen wir ein, wenn wir in das Meer des Denkens eintauchen.“ (GA 157, S. 298)
Ein hermeneutisches oder Interpretationsproblem könnte es kaum geben, wenn man die Gedanken der ‚Philosophie der Freiheit‘ wirklich geistig wahrnehmen und nachvollziehen könnte. Es käme lediglich auf das Vermögen an, die entsprechenden Intuitionen hervorzubringen, und auf exakte genaue Beobachtung, was man hervorbringt, festzustellen, und zu beurteilen, wie es mit dem schon intuitiv gegebenen[12][13] zusammenpaßt. Beides, Gedanken hervorbringen, und sie genau beobachten, läßt sich üben. Interpretationsprobleme gibt es lediglich beim Studium des schriftlichen Wortlautes des Buches der ‚Philosophie der Freiheit‘. Eine gelebte Philosophie der Freiheit würde solche Probleme der Texthermeneutik nicht haben.
Der Übergang vom intuitiven Denken zum imaginativen Denken
Inhalt und Tätigkeit ergäben demnach zusammen die Wirklichkeit des Gedankens, der als Bild aber „nur“ erst die Erscheinung der Idee wäre, zu der für ein noch tieferes Wirklichkeitsverständnis wieder das Wesen hinter der Erscheinung gesucht und erkannt werden müßte. Obwohl die Erscheinungsseite bereits für das Wesen steht, ginge es über die Wesensseite weiter tiefer hinein in die Wirklichkeit des Geistes. Das intuitive Denken als solches wäre noch nicht die Idee selbst, sondern „nur“ Ausdruck, Bild der Idee, in welchem der für das intuitive Denken notwendige Unterschied von Inhalt und Tätigkeit zurückgenommen bzw. objektiviert ist[14]. Bild der Idee und die Idee selbst sind zwar das gleiche (weil die Erscheinung für das Wesen steht), und doch andererseits auch wieder (noch) nicht, weil das Wesen mehr ist, als seine Erscheinung, d.h. noch tiefer scheinen kann. „Man suche etwas in den Phänomenen, sie selbst sind die Lehre“ (modifiziertes Goethezitat).
„Das Denken ist etwas ungeheuer Kompliziertes, und nur einen Teil von dem, was da im Denken vor sich geht, nimmt der Mensch in sein Bewußtsein auf. Denn im Gedanken geht vor sich, was einen Zeitenprozeß bedeutet. Indem wir wachen Sinnes wahrnehmen, sind wir zugleich kosmische Menschen. Unser Vorgang des Sehens bewirkt das Leuchten, da sind wir kosmische Raumesmenschen. Durch das, was im Denken sich vollzieht, sind wir kosmische Zeitenmenschen, da wirkt alles mit, was schon vor unserer Geburt geschehen ist, was nach unserem Tode geschieht und so weiter. So nehmen wir durch unser Denken am ganzen kosmischen Prozeß der Zeit teil, durch unser Sinneswahrnehmen am ganzen kosmischen Prozeß des Raumes. Und nur der irdische Prozeß des Sinneswahrnehmens ist für uns selber. Nun schreiten wir zum Fühlen vor. Vom Fühlen haben wir noch viel weniger als vom Sinneswahrnehmen und vom Denken in unserem Bewußtsein. Dieses Fühlen ist ein tiefer, tiefer Prozeß. Will man nämlich die eigentliche Bedeutung des Denkens kennenlernen, will man kennenlernen das wirklich Wahre, daß das Denken diese kosmische Bedeutung hat, dann muß man sich erheben zu der imaginativen Anschauung, wie es in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» beschrieben ist. Sowie man dem Denken jene Abstraktheit abstreift, die es für unser Bewußtsein hat, und untertaucht in jenes Meer der webenden Gedankenwelt, kommt man in die Notwendigkeit, dadrinnen nicht nur solche abstrakte Gedanken zu haben wie der Erdenmensch, sondern dadrinnen Bilder zu haben. Denn aus Bildern ist alles geschaffen, Bilder sind die wahren Ursachen der Dinge, Bilder liegen hinter allem, was uns umgibt, und in diese Bilder tauchen wir ein, wenn wir in das Meer des Denkens eintauchen. Diese Bilder hat Plato gemeint, diese Bilder haben alle gemeint, die von geistigen Urgründen gesprochen haben, diese Bilder hat Goethe gemeint, wenn er von seiner Urpflanze sprach. Diese Bilder findet man im imaginativen Denken. Aber dieses imaginative Denken ist eine Wirklichkeit, und darin tauchen wir ein, wenn wir in das wogende, im Strom der Zeit dahingehende Denken eintauchen. In das Fühlen versenken wir uns erst, wenn wir zur sogenannten Inspiration kommen, die die höhere Art von Erkenntnis ist gegenüber der Imagination. Alles das, was unserem Fühlen zugrunde liegt, ist eigentlich ein Gewoge von Inspirationen.“ (GA 157, S. 297f.)
„Aber dieses rein in sich selber sich erlebende Denken, das außerhalb des Gehirns verläuft, stellt sich anders dar, als das gewöhnliche Denken. Die gewöhnlichen Gedanken sind schattenhaft gegen die Gedanken, die nunmehr wie eine neue Welt dastehen vor dem Geistesforscher, wenn er außerhalb seines Leibes ist. Es durchdringen sich die Gedanken mit innerer Bildhaftigkeit. Deshalb nennen wir das, was sich da hinstellt vor das geistige Auge: Imaginationen – aber nicht deshalb, weil wir glauben, daß diese nur etwas Phantastisches, Erdachtes enthalten, sondern weil das, was da wahrgenommen wird, tatsächlich bildhaft erlebt wird, imaginiert wird; aber diese Imagination ist ein Untertauchen in die Dinge selbst, man erlebt die Dinge und Vorgänge der geistigen Welt, und die Dinge und Vorgänge der geistigen Welt stellen sich in Imaginationen vor die Seele hin. – So kann das Denken abgesondert werden von dem physisch-leiblichen Leben, und der Geistesforscher kann sich wissen in einer Welt geistiger Vorgänge und Wesenheiten.“ (GA 153, S. 18)
Wenn jemand meinen wollte, wenn es dann soweit ist, dann brauche man sich nicht mehr mit solchen Schwierigkeiten wie der korrekten Anwendung eines Wahrheitskriteriums[15] und dergleichen beschäftigen, so muß das wohl ein Irrtum sein, denn alle geistigen Erfahrungen müssen durch das Tor des intuitiven Denkens zurück, um als wissenschaftliche Erkenntnis gelten zu können.
„Nicht anders ist es für die geistige Anschauung. Wenn diese durch die Seelenvorgänge auftritt, die ich in meiner späteren Schrift «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» beschrieben habe, dann bildet sie wieder die eine Seite des – geistigen – Seins; und die entsprechenden Gedanken vom Geistigen bilden die andere Seite. Ein Unterschied tritt nur insofern auf, als die Sinneswahrnehmung durch den Gedanken gewissermaßen nach oben zum Anfang des Geistigen hin in Wirklichkeit vollendet, die geistige Anschauung von diesem Anfang an nach unten hin in ihrer wahren Wesenheit erlebt wird. Dass das Erleben der Sinneswahrnehmung durch die von der Natur gebildeten Sinne, das der Anschauung des Geistigen durch die erst auf seelische Art ausgebildeten geistigen Wahrnehmungsorgane geschieht, macht nicht einen prinzipiellen Unterschied.“ (GA 002, S. 98f)
Moralische Intuition
→ Hauptartikel: Moralische Intuition
„Die höchste Stufe des individuellen Lebens ist das begriffliche Denken ohne Rücksicht auf einen bestimmten Wahrnehmungsgehalt. Wir bestimmen den Inhalt eines Begriffes durch reine Intuition aus der ideellen Sphäre heraus.“ (S. 165)
„Wenn wir unter dem Einflüsse von Intuitionen handeln, so ist die Triebfeder unseres Handelns das reine Denken. Da man gewohnt ist, das reine Denkvermögen in der Philosophie als Vernunft zu bezeichnen, so ist es wohl auch berechtigt, die auf dieser Stufe gekennzeichnete moralische Triebfeder die praktische Vernunft zu nennen.“ (S. 165)