Gesunde/Kranke Signale der System-Körper-Sprache?!

Die verschiedenen „Fieber-Thermometer“, die Notwendigkeit zu testen:

MUT TUT GUT und das

Immunsystem erhält die GESUNDHEIT

mit und durch KAIZEN in Verbindung mit,

Holismus – Heimat – Home – Horizont – InnovationEvolution.

 


Wiki-Einträge:

1. System-Körper-Sprache.

2. System-Körper-Sprache – Meteorologie – Source-Code.

3. System-System-Konzept nach Gurdjieff-Theorien und -Praxis.

4. Systemische Paradigmen der psychologischen Menschenkenntnis.

5. Gefühl-, Denk-, Handel-, Verstehen- und TUN-Gefängnis.

6. Gefahr und ihr Einfluß auf die Evolution.

Mehr Artikel dazu:

Ein Schatten ist die unbeleuchtete Fläche eines Gegenstands („Schattenseite“: Eigenschatten, Körperschatten), die mittels einer Lichtquelle erzeugte Projektion eines Gegenstands auf weiteren Gegenständen („einen Schatten werfen“: Schlagschatten, Schattenriss) oder allgemeiner der gesamte unbeleuchtete Raum hinter einem beleuchteten Körper („im Schatten“) – dieser Raum erstreckt sich in den Grenzen der abgeschatteten Seite bis zum Schattenwurf. Man unterscheidet je nach Anzahl und Ausdehnung der Lichtquellen und diversen optischen Effekten mehrere Arten von Schatten (Kernschatten, Halbschatten, Mischschatten). Der Rand des unbeleuchteten Schattens heißt Schattengrenze oder Hell-Dunkel-Grenze, in Astronomie und Meteorologie auch Terminator oder Tag-Nacht-Grenze.


Michael Burry

… seine tiefe Analyse (er überprüfte die Stückelungen in Fonds, die z.B. Geldmarkt-Fonds höhere Zinserträge ermöglichten) der Hypothekenvergabepraktiken ($300.000,- für Immobilienkäufe, ohne Bonitätsprüfung der Käufer)  in den Jahren 2003 und 2004 sagte er korrekt voraus, dass die Immobilienblase 2007 (Niedrig-Zinsbindungs-Verfall-Datum) zusammenbrechen würde. Diese Schlussfolgerung veranlasste Burry, den Markt zu shorten, indem er Goldman Sachs und andere Investmentfirmen überredete, ihm Credit Default Swaps gegen Subprime-Geschäfte zu verkaufen, die er als anfällig ansah. Als Scion Capital mit dieser riskanten Wette anfangs hohe Verluste einfuhr, sah sich Burry einer Revolte seiner Anleger ausgesetzt. 2007 erwies sich Burrys Analyse allerdings tatsächlich als korrekt. Die Immobilienblase in den Vereinigten Staaten platzte und es kam reihenweise zu Kreditausfällen. Der, der diese Fonds strukturierte (von AAA bis CCC und später C papieren mischte) war Larry Fink – heute Black Rock. Larry Fink ist auch der Erfinder der ETFs. ETFs bilden nur ab, sprich kopieren den Markt, ohne eigenen Substanz-Wert, wie die Hypotheken an einkommensschwache Immobilienkäufer.

Update: 11. März 2023.

Ursachen der Immobilienkrise in den USA –
Schriften der Wissenschaftlichen Hochschule Lahr.

1.1 Problemstellung.

Die Krise hat inzwischen viele Namen: Subprime-Krise, Finanzkrise, Immobilienkrise, Wirtschaftskrise oder Weltwirtschaftskrise. In Deutschland bekam man die Krise erstmals im August 2007 zu spüren, als die Landesbank Sachsen an die Landesbank Baden-Württemberg verkauft wurde. Ein Jahr später musste die Deutsche Industriebank AG IKB gerettet werden, Mitte September 2008 meldete Lehman Brothers Insolvenz an, kurze Zeit darauf startete Deutschland eine Rettungsaktion für die Hypo Real Estate, Ende September 2008 fielen weltweit die Kurse und im Oktober ging Island bankrott. Spätestens seit September 2008 befand sich die Welt in Aufruhr. Nationen verabschiedeten Rettungspakete für systemrelevante Banken und verstaatlichten Banken.

Die Krise auf dem Finanzmarkt erreichte schnell die gesamte Weltwirtschaft. In Deutschland gab im März 2009 zum Beispiel BMW eine Gewinnwarnung von ca. 90 % heraus. Die Automobilbranche wurde insgesamt sehr in Mitleidenschaft gezogen, Kurzarbeit und Insolvenzen standen an der Tagesordnung. Die vermeintlich Schuldigen waren schnell gefunden: Für den Wirtschaftsweisen Bofinger waren es die Banken, welche er für seine riskanten Geschäfte kritisierte. Wirtschaftsethiker Thielemann gab der Gier infolge von Boni-Systemen die Schuld2 und der heutige US-Präsident Obama griff 2008 in einer Wahlkampfrede sowohl die demokratische Regierung Clinton, als auch die republikanische Regierung Bush an. Beide hätten Geschäftspraktiken geduldet, welche im Endeffekt zur Entstehung von Blasen beitrugen.

Dem ehemaligen US-Notenbankchef Greenspan zufolge waren für die Krise sowohl die Banken als auch die halbstaatlichen Hypothekeninstitute Fannie Mae und Freddie Mac schuld. Demgegenüber sah Nobelpreisträger und Ökonom Stiglitz neben Bush vor allem auch Greenspan in der Verantwortung. Weitere Ursachen können in den makroökonomischen Strukturen der USA, im Agieren der
Rating-Agenturen und im Aufsichts- und Regulierungsprozess8 gesehen werden. In einem Punkt waren sich jedoch fast alle einig: Der Ursprung Krise ist das Platzen der Immobilienblase in Amerika.

In diesem Zusammenhang stellen sich einige Fragen:

  • Wie entstand die Immobilienblase? Wieso platzte die Blase?
  • Welche Verbindung besteht zwischen den oben genannten „Schuldigen“ und dem Entstehen der Immobilienkrise?

Die Suche nach den Verantwortlichen der Immobilienkrise sowie Fragestellungen zum Beispiel bezüglich der Entstehung der Immobilienblase bilden die Grundlage für die vorliegende Arbeit. Deren Ziel besteht darin, die Ursachen und Zusammenhänge für die Entwicklung der Immobilienblase in den USA und somit den Ursprung der Immobilienkrise in den USA, aufzudecken. Dabei wird weitestgehend versucht, eine chronologische Reihenfolge einzuhalten, wobei auf Grund von Überschneidungen und Ineinandergreifen von Ereignissen keine absolute Trennschärfe der einzelnen Kapitel erzielt werden kann weiterlesen in der PDF oder sich den Film dazu anschauen „The Big Short“ (Trailer) und Wiki.

WHL_Schrift_Nr_25 


Update: 18. Okt. 2022.

FRANKFURTER ZEITUNG 18.10.1922: Notgeld und Geldnot –AKTUALISIERT AM
Notgeld aus Braunschweig mit Eulenspiegel-Motiv aus dem Jahr 1921

Ohne die Ausgabe von Notgeld drohen Unruhen. Das scheinen viele Behörden im Deutschen Reich nicht zu verstehen. Aus der Frankfurter Zeitung vom 18. Oktober 1922.

Aus Kreisen der kommunalen Verwaltung wird uns aus Berlin geschrieben: „Es ist durchaus richtig, dass die Ausgabe von Notgeld nicht dazu führen darf, die eigene Geldknappheit zu steuern und dass die Reichsfinanzverwaltung eine strenge Kontrolle über die Höhe der ausgegebenen Notgeldbeträge führen und dass die schleunigste Wiedereinziehung und die Einlösung sichergestellt werden muss. Nicht verständlich ist aber, dass seitens der Reichsstellen der ganzen Lage, welche die Ausgabe von Notgeld erzwungen hat, recht wenig Verständnis entgegengebracht wird.

Jedenfalls sind die großen Städte des rheinisch-westfälischen Industriebezirks nur mit Widerstreben und auf Drängen von Bergbau, Industrie und Handel, sowie nach ausdrücklicher Aufforderung durch die Reichsbankstellen selbst an die Notgeldherstellung herangegangen. Sie ließen sich erst dazu bestimmen, als wiederholt große Werke infolge der Zahlungsmittelknappheit nicht in der Lage waren, ihre Arbeiter ordnungsgemäß auszulöhnen, so daß bereits Unruhen entstanden.

Demgegenüber war es nicht notwendig, allzu erschwerende Bedingungen an die Notgeldausgabe zu knüpfen. Hierher gehört einmal die Bedingung, dass der Wiedereinziehungstermin, der längstens auf zwei Monate hinausgesetzt werden durfte, auf dem Schein selbst angegeben sein müsse oder wenigstens gleichzeitig mit der Ausgabe öffentlich bekannt gemacht werden müsse. Hierdurch wird die Umlaufsfähigkeit erheblich beeinträchtigt. Auch die Überweisung der Gegenwerte an die den Gemeinden bisher unbekannte Reichskreditgesellschaft m.b.H. ist eine unnötige Erschwerung und stößt bei den Ausgabestellen auf Ablehnung. Es muss genügen, wenn einer Reichskontrollstelle gegenüber der Gegenwert sichergestellt, ja sogar, wenn die Gewähr geleistet wird, dass zum Einlösungstermin den Ausgabestellen die betreffenden Beträge zur Verfügung stehen.

Es kann nicht eingesehen werden, warum diese großen Kapitalien, die gerade im Industriebezirk sehr gut gebraucht werden können, alle nach Berlin fließen sollen. Auch die Reichskreditgesellschaft müsste selbstverständlich diese Beträge nutzbringend anlegen, um die Verzinsung aufbringen zu können.

Sehr viele Städte des Industriebezirks sind beispielsweise gezwungen, die Kartoffel- und Kohleneinkellerung für ihre Einwohner mehr oder weniger selbst in die Hand zu nehmen, wozu sie für ganz kurze Zeit große Kapitalien aufnehmen müssen. Selbst gegen die Finanzierung solcher Geschäfte durch die Notgeldgegenwerte dürften bei den großen Städten, die allein hierfür infrage kommen, kaum Bedenken bestehen. Andernfalls sind diese Städte gezwungen, Kapitalien gegen hohe Bankzinsen vorübergehend flüssig zu machen, wodurch entweder die Kartoffelpreise erhöht, oder die Steuerzahler insgesamt belastet werden. (Wenn einmal von dem Prinzip, dass die Notgeldausgabe nicht ein Weg der Kreditbeschaffung sein darf, abgewichen würde, wäre es schwer, eine richtige Grenze zu ziehen.

Ganz unverständlich ist das Verhalten mancher anderer Reichsverwaltungen, insbesondere der Reichspostverwaltung, welche die Annahme solchen Notgeldes überhaupt ablehnen oder ebenfalls wieder von „Bedingungen“ abhängig machen. Bei der Notgeldausgabe handelt es sich doch lediglich um eine Unterstützung der Reichsfinanzverwaltung beziehungsweise der Reichsbank durch die Notgeld ausgebenden Stellen. Man sollte meinen, dass diese Aktion dann wenigstens von anderen Reichsstellen unterstützt werden würde. Stattdessen stellt die Postverwaltung ihrerseits den Ausgabestellen die Bedingung, schriftlich anzuerkennen, dass unter anderem die Ausgabestellen sich verpflichten sollen, auch Falschscheine, die auf der Post angenommen werden, ohne Weiteres einzulösen.

Dass eine derartige Verpflichtung nicht übernommen werden kann, ergibt sich schon daraus, dass damit jede Vorsicht gegenüber Falschscheinen ausgeschaltet würde, ja der Reiz zu Fälschungen geradezu hervorgerufen würde. Wenn eine solche Garantie der Post unentbehrlich erscheint, müsste sie schon durch die Reichsbank oder die Reichsfinanzverwaltung, in deren Interesse die Notgeldausgabe erfolgt ist, gewährt werden.“


Update: 02. Okt. 2022:

Wiederholt sich die Geschichte?
Die neue Rechtskoalition wird Geld verteilen, das Italien nicht hat!

0. Vor 100 Jahren Benito Mussolini: im Oktober 1922 berief König Viktor Emanuel III. Mussolini nach dem Marsch auf Rom an die Spitze eines Mitte-Rechts-Koalitionskabinetts. Er war von 1922 bis 1943 Ministerpräsident des Königreiches Italien.

Alessandra Mussolini (geb. 1962), die Enkelin des italienischen Diktators Benito Mussolini war zwischen 2003 und 2006 Vorsitzende des Parteibündnisses Alternativa Sociale, für das sie von 2004 bis 2008 auch Mitglied des Europäischen Parlaments war. Von Januar bis November 2007 gehörte sie der neu gegründeten Europa-Fraktion „Identität, Tradition, Souveränität“ an. Für die Mitte-rechts-Partei Il Popolo della Libertà (PdL) hatte sie von 2008 bis 2013 einen Sitz in der Abgeordnetenkammer inne, von 2013 bis 2014 war sie für Forza Italia Mitglied der anderen Kammer des italienischen Parlaments, des Senats. Von 2014 bis 2019 war sie erneut Mitglied des Europäischen Parlamentes. Sie war dort Mitglied der Fraktion der Europäischen Volkspartei.
In ihren Positionen orientiert sich Alessandra Mussolini inhaltlich an dem System des Faschismus unter dem früheren italienischen Diktator Benito Mussolini, welches sie auch oftmals lobt.

Giorgia Meloni (geb. 1977) ist seit 2014 Vorsitzende der Partei Fratelli d’Italia (FdI) und seit 2020 Präsidentin der Europapartei Europäische Konservative und Reformer (EKR). Im vierten Kabinett von Silvio Berlusconi war sie von Mai 2008 bis November 2011 Ministerin für Jugend und Sport. Bei der Parlamentswahl in Italien 2022 trat sie als Spitzenkandidatin ihrer Partei an, die als stärkste Kraft aus der Wahl hervorging.

In einem Interview 1996 mit dem französischen Nachrichtensender Soir 3 erklärte die damals 19-jährige Meloni, dass „Mussolini ein guter Politiker gewesen sei, der beste der letzten 50 Jahre“.[5] Zehn Jahre später gab sie in einem Interview mit Claudio Sabelli Fioretti an, dass sie zum Faschismus ein „unbeschwertes“ Verhältnis habe und diesen als Teil der italienischen Geschichte ansehe. Meloni zufolge habe Mussolini „einige Fehler gemacht, wie die Rassengesetze, den Kriegseintritt und die Errichtung eines autoritären Systems. Historisch habe er aber auch viel geschaffen, was ihn aber nicht rette(n)“ würde. Es gebe „Werte wie Freiheit und Bürgerrechte, die mehr wert seien als die Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe“.

1. Italien bekommt auch mit einer rechtspopulistischen Regierung keine Probleme an den Finanzmärkten, glaubt der Volkswirt Jörg Krämer. Das liege vor allem an der zweifelhaften Rolle der Europäischen Zentralbank – ein Interview von Tim Bartz vom SPIEGEL.

SPIEGEL: Das Wahlbündnis aus drei rechtspopulistischen Parteien hat die italienische Parlamentswahl gewonnen, Giorgia Meloni von den ehedem offen faschistischen Fratelli d’Italia wird wohl neue Ministerpräsidentin – aber an den Finanzmärkten sind die Reaktionen bisher verhalten, an der Börse sind die Kurse zunächst sogar gestiegen.

Krämer: Die Anleger sind sich der politischen Risiken bewusst, die von der neuen Rechtskoalition ausgehen. Aber sie kannten die Umfragen und hatten genügend Zeit, sich auf einen Sieg der Rechtsparteien einzustellen. Deshalb gab es an den Finanzmärkten am Montagmorgen keine starken Reaktionen, die Risikoaufschläge italienischer Staatsanleihen sind nur moderat gestiegen.
 
SPIEGEL: Offiziell bekennt sich Meloni zu Europa und dem Euro. Halten Sie das für glaubwürdig? – das vollständige Interview lesen.


Adolf Hitler und das Geld:


Milliardenrisiko Margin Calls: Das unterschätzte Problem in der Energiekrise.

Gashändler und Stadtwerke ächzen unter hohen Einkaufspreisen. Doch auch für den Verkauf von Energie brauchen sie horrende Summen. Das gefährdet den gesamten Markt.

Man könnte meinen, die Rekordpreise für Gas- und Stromeinkäufe seien für Deutschlands Energieversorger Belastung genug. Stadtwerke und andere Lieferanten müssen Energie zu einem Vielfachen dessen einkaufen, was sie noch vor einem Jahr bezahlt haben. Von ihren Kunden bekommen sie aber oft noch niedrige Preise aus Bestandsverträgen. Dass schon diese Situation viele Stadtwerke in Zahlungsschwierigkeiten bringen kann, leuchtet ein.

Doch es gibt ein zweites Problem, das jetzt selbst die vorausschauendsten Versorger an ihre Grenzen bringt. Es trifft sogar jene, die frühzeitig mit langfristigen Lieferverträgen sichergestellt haben, dass sie ihre Kunden wie versprochen beliefern können und dass ihnen das Geld nicht so schnell ausgeht. Die große Herausforderung, die vielen Stadtwerke-Chefs derzeit schlaflose Nächte bescheren dürfte, heißt: Margin Call.

Der Begriff, der früher hauptsächlich Börsenprofis etwas anging, ist jetzt in aller Munde. Er spielt eine zentrale Rolle in der zunehmenden Energiekrise, er verlangt dem Staat Milliarden ab. Aber wie genau funktioniert der Margin Call in der Energiebranche? Die meisten Unternehmen und Versorger kaufen einen Großteil ihres Stroms und Gases nicht spontan ein, sondern sie verabreden Monate oder sogar Jahre im Voraus mit ihren Lieferanten, dass diese sie mit Energie versorgen werden. Mengen, Termine und Preise stehen fest, lange, bevor es tatsächlich zur Lieferung kommt. Durch derartige Termingeschäfte können Käufer und Verkäufer planen, wie viel Energie ihnen wann zur Verfügung steht und wie viel Geld sie dafür ausgeben beziehungsweise bekommen werden. Doch Vereinbarungen, die erst in der Zukunft erfüllt werden, bringen auch Risiken mit sich – insbesondere das Chart im Handelsblatt, offenbart und läßt erahnen, daß die Margin-Calls das Potential einer „Sintflut” in sich tragen und der letzte „Flucht-Punkt” im Gold zu suchen sein wird.

Margins sind vergleichbar mit einer Kaution an den Vermieter.

Es ist wie bei einem Mietvertrag: Der Vermieter kennt seinen neuen Mieter noch nicht und weiß nicht, ob er ihm trauen kann. Deshalb verlangt er beim Einzug eine Kaution. Falls der Mieter etwas in der Wohnung beschädigt, das er nicht bezahlen kann, oder gar seine Miete nicht mehr überweist, hat der Vermieter immerhin ein paar Hundert Euro sicher. Die Energiemärkte funktionieren nach demselben Prinzip. Beide Vertragspartner wollen sichergehen, dass der jeweils andere den geschlossenen Vertrag auch einhält. Deshalb fällt eine Kaution an – im Fachjargon „Sicherheitsleistung“ oder „Margin“ genannt. Wer die Margin an wen zahlen muss, hängt davon ab, in welche Richtung sich die Preise am Markt bewegen. Die Grafik zeigt ein vereinfachtes Beispiel, in dem die Energiepreise steigen – so, wie es momentan meistens der Fall ist.

Steigende Preise geben dem Verkäufer einen Anreiz, seinen Vertrag nicht zu erfüllen. Schließlich hat er mit seinem Kunden einen günstigeren Preis vereinbart. Für den Verkäufer wäre es also lukrativer, seine Energie spontan an jemand anderen zu verkaufen – wäre er nicht vertraglich gebunden. Damit der Käufer nicht blind auf den Verkäufer vertrauen muss, sehen viele Verträge es vor, dass bei steigenden Preisen der Verkäufer eine Margin bezahlt. Diese Höhe der Margin entspricht genau der Differenz zwischen dem vereinbarten Verkaufspreis und dem aktuellen Marktpreis. Sollte der Verkäufer nicht liefern, hat der Käufer so dank der Margin genügend Geld, um sich anderswo die erwarteten Strom- oder Gasmengen zu besorgen.

Der „Margin Call“ ist der Aufruf an den Händler, mehr Geld zu hinterlegen.

Die Margin fließt entweder direkt vom Verkäufer an den Käufer – oder, wenn sie an der Börse handeln, zuerst an die Börse. Denn in letzterem Fall muss die Börse sicherstellen, dass die vereinbarten Mengen beim Käufer ankommen – Quelle: Handelsblatt.


Über einen Täuschungskünstler, der die Welt zu seiner Bühne machte.

 Die schmutzigen Tricks des Allen Dulles (Teil 1/4)

Über den berüchtigten Wallstreetanwalt Allen Dulles (1893-1969) steht in deutscher Sprache kaum Literatur zur Verfügung. Dies ist angesichts der Bedeutung dieses nie gewählten Politikers, der das Dritte Reich mitfinanzierte, die CIA aufbaute, den Kongress, seine Präsidenten sowie die gesamte Welt belog und der Familie Bush den Weg ebnete, erstaunlich. 60 Jahre nach Gründung der CIA soll im Folgenden versucht werden, die Biographie des umstrittenen Geheimdienstlers nachzuzeichnen.

Alan Dulles. Bild: National Archives and Records Administration.

Als der 21-jährige Allen Welsh Dulles 1914 an Bord der MS Olympic den Atlantik überquerte, um ein Jahr an einer christlichen Missionsschule in Indien zu unterrichten, las er mit Begeisterung Rudyard Kiplings Spionageroman „Kim“ (1901), in welchem ein englischer Waisenjunge unter Indern aufwächst und von einem trickreichen Geheimagenten in das „Große Spiel“ eingeführt wird. Das „Große Spiel“ hatte bereits Dulles’ Großvater John Watson Foster gespielt, ein Bürgerkriegsgeneral und angesehener Anwalt, der als US-Außenminister 1893 das Königreich Hawaii besetzt hatte, um dort Amerikaner vor angeblichen, tatsächlich aber selbst inszenierten Unruhen zu beschützen. Das Amt des US-Außenministers sollte 1915 auch Dulles Onkel Robert Lansing bekleiden, 1953 schließlich Allens Bruder John Foster Dulles, und auch er selbst hatte es lange angestrebt.

Allen Dulles war als Sohn eines presbyterianischen Geistlichen in einer der privilegiertesten Familien Watertowns aufgewachsen und hatte bereits als Kind allerhand von der Welt gesehen. Schon kurz vor seinem 8. Geburtstag hatte Dulles ein 26 Seiten langes Büchlein über den Burenkrieg geschrieben, von welchem sein stolzer Großvater General Foster 700 Exemplare drucken ließ, um sie zugunsten von Kriegsgeschädigten zu verkaufen. In Princeton war Dulles von Woodrow Wilson unterrichtet worden, der seit 1912 das Präsidentenamt bekleidete.

Nach seinem Indienabenteuer, in dem er wie Kiplings Mowgli auf eine gefährliche Schlange traf, Fakire bewunderte und auf einem Elefanten ritt, reiste Dulles weiter nach China, um mit seinem berühmten Großvater befreundete Machthaber zu besuchen. Diese waren jedoch während der Unruhen nach dem Zerfall des Kaiserreichs entmachtet worden. Auch für Dulles hatte nun das „Große Spiel“ begonnen.

Erster Weltkrieg.

Dulles trat nach seiner Heimkehr in den diplomatischen Dienst ein und nahm 1916 eine Arbeit als Botschaftssekretär in Wien auf. Dort war das diplomatische Corps gerade vom Skandal um Spionageabwehrchef Oberst Alfred Redl, schockiert, der posthum als Doppelagent des Zaren enttarnt worden war. Hier lernte Dulles nicht nur die Gepflogenheiten des diplomatischen Parketts kennen, sondern wurde auch in nachrichtendienstlichen Codes unterwiesen. Nach dem Kriegseintritt der USA zog sich die amerikanische Delegation 1917 in die neutrale Schweiz nach Bern zurück, damals eine Hochburg ausländischer Agenten. Dulles lehnte das Gesuch eines damals unbekannten russischen Exilpolitikers namens Wladimir Iljitsch Uljanow nach einem Treffen ab, dem er ein Tennismatch mit einer jungen Dame vorzog. Noch Jahrzehnte später ärgerte sich Dulles, den später als Lenin bekannt gewordenen Mann unterschätzt zu haben und machte es sich zur Regel, nie wieder eine Chance auszuschlagen, einen potentiellen Agenten zu rekrutieren.

Versailler Vertrag.

Der inzwischen zum politischen Offizier beförderte Jungdiplomat reiste 1919 nach Paris, wo er gemeinsam mit seinem Bruder John Foster Dulles Onkel Robert Lansing bei den Friedensverhandlungen zum Versailler Vertrag beriet. Da die USA damals nur Militärnachrichtendienste unterhielten, nicht jedoch einen Auslandsgeheimdienst, verfügte die Delegation nicht über ein einziges Papier über den aufkommenden Bolschewismus. Als in Ungarn die Bolschewiken an die Macht kamen, befürchtete der 26-jährige Dulles Kettenreaktion anderer Staaten und arbeitete seinen ersten Plan für eine militärische Intervention aus, welcher dem US-Präsidenten vorgelegt wurde. Dulles erster Versuch zu einem gewaltsamen Eingriff in die Weltgeschichte wurde jedoch als langfristig kontraproduktiv abgelehnt. Dulles allerdings hatte seinen Kalten Krieg gegen jede Form von Kommunismus begonnen.

Nach der Unterzeichnung 1920 verbrachten die Gebrüder Dulles mehrere Monate in Deutschland, hauptsächlich im politisch gärenden Berlin. Der ältere Bruder John Foster war Anwalt in der New Yorker Industriekanzlei Sullivan & Cromwell geworden und nutzte die Zeit, um geschäftliche Kontakte anzubahnen, etwa zum Bankier Hjalmar Schacht, Hitlers späterem Reichswirtschaftminister. Allen Dulles knüpfte demgegenüber politische Kontakte und war nach dem Kapp-Putsch mit der Evakuierung von Amerikanern befasst. Zu Hause machte er seiner künftigen Frau Clover einen Heiratsantrag, nur eine Woche, nachdem er ihr vorgestellt wurde. Das Paar zog zu Dulles neuem Einsatzort Konstantinopel. Während den Versailler Verhandlungen waren unter den Delegationen die offenbar von interessierter Seite lancierten „Protokolle der Weisen von Zion“ zirkuliert, die eine „jüdische Weltverschwörung“ suggerieren sollten. Das Papier machte Stimmung gegen die damals diskutierte Konzeption eines eigenen jüdischen Staates. Während seiner Zeit in Konstantinopel recherchierte er nun gemeinsam mit dem Journalisten Philip Graves die angebliche Authentizität der Dokumente, die sich als Fälschung des zaristischen Geheimdienstes erwiesen. Spätestens damals hatte Dulles die Effizienz von Desinformation begriffen. Der Einsatz für die Aufklärung seiner Regierung über die Fälschungen ist insoweit bemerkenswert, als sich Dulles entsprechend der damaligen Mentalität der weißen amerikanischen Oberschicht über Juden meist abschätzig geäußert hatte.

Aufgrund der ersten Schwangerschaft Clovers beendete Dulles seine Auslandseinsätze und machte auf Anraten seines Bruders neben dem diplomatischen Dienst in Washington in Abendkursen ein Anwaltsexamen. Als Präsident Harding überraschend starb, war es zufällig Dulles, der zur kurzfristigen Vereidigung des neuen Präsidenten Coolidge den vorgeschriebenen Verfassungseid telefonisch diktierte. Bemerkenswert war 1924 Dulles weitsichtiger Vorschlag, im Irak, der damals keine diplomatischen Beziehungen zu den USA unterhielt, unter der Tarnung eines Geschäftsmannes einen verdeckten Agenten zu unterhalten. Seiner Erfahrungen nach bekäme man nirgends bessere Informationen über die Welt als von den Männern der Erdölindustrie. Als man Dulles das Amt des Botschafters in China anbot, schlug er aus, quittierte wegen schlechter Bezahlung 1926 den diplomatischen Dienst und trat in die Kanzlei seines Bruders ein, der dort zum Teilhaber aufgestiegen war.

Sullivan & Cromwell.

Die auf Außenwirtschaft spezialisierte Industriekanzlei Sullivan & Cromwell war weitaus mehr als eine gewöhnliche Anwaltskanzlei. Zur Klientel der umtriebigen Anwälte gehörten etwa die Eisenbahnbarone, Chemiekartelle, Rohstoffimporteure, die Zuckerindustrie, der Rockefellers Standard Oil und sogar ganze Regierungen. Auch am Wiederaufbau Deutschlands verdiente Sullivan & Cromwell durch Vertrieb entsprechender Anleihen („Heidelberg Bonds“) mit. Hierzu lancierte man eigens eine PR-Kampagne, in welcher etwa deutsche Schnulzen-Opern für eine entsprechende deutschfreundliche Stimmung sorgten. Manche Manipulationen Cromwells waren weitaus weniger fein: Für die Betreibergesellschaft des Panamakanals hatte Cromwell seinerzeit verdeckt eine Revolution organisiert. Selbst den Präsidenten Taft und Roosevelt waren die Praktiken des umstrittenen Cromwell nicht geheuer. Bei seinem ersten Auftritt vor Gericht erlitt Allen Dulles eine Niederlage und betrat seither nie wieder als Anwalt einen Gerichtssaal. Seine Talente für Interessenvertretung lagen eher hinter den Kulissen.

Zu Allen Dulles Bereich gehörte insbesondere die Betreuung von Geschäfte mit der Deutschen Industrie. So saß Dulles etwa im Vorstand des Bankhauses Schroeder, das später die NSDAP finanzieren sollte. John Foster Dulles fungierte als amerikanischer Generalrepräsentant der deutschen IG Farben, dem damals größten Chemiekartell der Welt. Aufgrund seiner exzellenten Kontakte zur Politik und seiner Teilnahme an europäischen Abrüstungsverhandlungen war Allen Dulles auch für die Klientel aus der Rüstungsindustrie der geeignete Ansprechpartner. Auch der Hitlersympathisant Henry Ford gehörte zu seinen Klienten, obwohl Ford die von Dulles als Fälschung entlarvten „Protokolle der Weisen von Zion“ verlegte. Dulles pflegte unter anderem mit dem Präsidentschaftskandidat John W. Davis Freundschaft, der auf Kuba windige Geschäfte mit Zuckerrohr machte.

Dulles hielt zeitlebens geheim, dass er gemeinsam mit Davis 1933 Adolf Hitler kurz nach dessen Ernennung zum Reichskanzler persönlich aufgesucht hatte. Die beiden Amerikaner waren von Hitler unmittelbar vor einer großen Rede im Berliner Sportpalast empfangen worden. Hitler verglich die Friedensbedingungen des Versailler Vertrags mit denen des US-Bürgerkriegs, wobei er sich darüber aufregte, dass dem Süden Schwarze als Richter aufgezwungen worden waren. Dulles war von Hitler wenig beeindruckt, zumal dieser nicht wusste, dass ausgerechnet Dulles an der Ausarbeitung des kritisierten Versailler Vertrags beteiligt gewesen war. Aufgrund der unklaren Lage schloss Sullivan & Cromwell sein Berliner Büro, hielt jedoch weiterhin geschäftliche Kontakte.

Nachdem die Politik Hitlers auch in den USA Kritik hervorrief, wurde Sullivan & Cromwell janusköpfig: Allen Dulles kritisierte Hitler öffentlich und empfahl sich auf diese Weise bei jüdischen Bankiers, für die er mit Gründung von allerhand Scheinfirmen Kapital aus Deutschland abzog. Sein Bruder John Foster Dulles hingegen, mit dem Allen sogar sein Büro teilte, trat gegen eine Einmischung der USA in den Krieg ein. Eine Clique führender US-Industrieller, die mit Hitler enge Geschäfte machten, sowie Sullivan & Cromwell selbst unterstützten die isolationistischen Pressure Groups America First, als deren Aushängeschild der deutschfreundliche Charles Lindbergh fungierte, und die paramilitärische American Liberty League, die 1933 gegen Roosevelt sogar hatte putschen wollen. Dulles wurde Schatzmeister der New Yorker Republikaner und kandidierte 1938 für einen Sitz im Kongress. Nach seiner hohen Niederlage stellte er sich nie wieder einer Wahl.

Zweiter Weltkrieg.

Roosevelt befürwortete den Kriegseintritt der USA, vermochte einen solchen jedoch ohne Angriff des Gegners politisch nicht durchzusetzen. Um einen entsprechenden Vorwand zu vermeiden, war es den deutschen Schiffen verboten worden, sich von US-Schiffen provozieren zu lassen, erinnerte man sich doch noch gut an die mysteriösen Umstände des deutschen Angriffs auf die MS Lusitania, der Amerikaner das Leben gekostet hatte und propagandistisch verwertet worden war. Notfalls solle man sich versenken lassen, so der deutsche Befehl. Statt eines Schiffs wie die USS Maine oder die MS Lusitania sollte es diesmal eine ganze Flotte sein, deren Verlust die USA zum Kriegseintritt bewegte: Ein US-Admiral, der die Atlantik-Flotte auf Hawaii zusammenziehen sollte, verweigerte diesen Befehl, da er den Japanern keinen unwiderstehlichen Köder präsentieren wollte. Der eigenwillige Militär wurde durch einen Admiral abgelöst, der nicht darüber informiert worden war, dass sich der Stützpunkt bei einer Übung als nicht zu verteidigen herausgestellt hatte. Nach dem Angriff auf Pearl Harbour, das Dank Dulles Großvater als US-amerikanischer Boden galt, implodierte die Lobby der Kriegsgegner über Nacht. Die US-Industrie stellte auf Kriegsproduktion um. Den 3.000 in Pearl Harbour getöteten Soldaten sollte die hundertfache Anzahl weiterer amerikanischer Todesopfer in Europa folgen.

Krieg der Gaukler – Im Geheimdienst seiner Majestät.

Noch immer verfügten die USA über keinen institutionellen Auslandsgeheimdienst. Führende Industrielle trafen sich unter konspirativen Umständen einmal im Monat im Rockefeller-Gebäude, um von den Auslandsposten aufgeschnappte Nachrichten auszutauschen. Mitglied in der „The Room“ genannten Loge war der angesehene Kriegsheld und Anwalt William „Wild Bill“ Donovan, der sich in New York während der Prohibition auch einen Namen als Staatsanwalt gemacht hatte.

Donovan wurde 1940 als Room-Emissär bei einer London-Visite von Premierminister Winston Churchill gründlich hereingelegt: In einer vom britischen Geheimdienst aufwändig organisierten Propagandaaktion wurde dem Millionär an allen Orten seines Besuchs vorgetäuscht, die Briten hätten unbändigen Kampfeswillen und zu diesem Zeitpunkt ausreichend militärischen Mittel, um Nazideutschland alleine zu besiegen, wären jedoch einem zusätzlichen Kampfgenossen gegenüber aufgeschlossen. Daraufhin empfahl Donovan seinem Präsidenten die militärische Zusammenarbeit mit den Briten. Roosevelt war ohnehin von Spionageromantik fasziniert, ließ durch geheime Büros rechtswidrig Briefe öffnen und bedauerte öffentlich das nachrichtendienstliche Defizit der USA gegenüber Ländern mit institutionellem Geheimdienst.

Überzeugungsarbeit für die Gründung eines professionellen zivilen Geheimdienstes leisteten 1940 zwei nach Washington gereiste britische Nachrichtendienstoffiziere: Spionagechef Admiral John Goodfrey und dessen rechte Hand, Bankier und Korvettenkapitän Ian Fleming, der später für seine Spionageromane über einen gewissen „James Bond“ berühmt werden sollte. Um die Landsleute von der Notwendigkeit eines neuen Geheimdienstes zu „überzeugen“ bediente sich die US-Regierung einer „psychologischen Operation“ („PsyOp“), einer Kollektivlüge: in der Presse, welche die konservativen Rivalen Hearst und Pulitzer dominierten, wurde erfolgreich der fiktive Mythos einer „5. Kolonne der Deutschen“ über angebliche geheime Saboteure lanciert, welche für die schnellen deutschen Siege am Anfang des Zweiten Weltkriegs verantwortlich gemacht wurden und nun Amerika infiltrierten.

Tatsächlich beruhten die deutschen Eroberungen auf militärischen Ursachen. Sabotage-Aktionen waren dem deutschen Geheimdienstchef Admiral Wilhelm Canaris eigens verboten worden, um Amerika keinen Vorwand zum Kriegseintritt zu liefern. Anschläge auf Schiffe in amerikanischen Häfen verübten 1940/41 vielmehr die Briten, um US-Lieferungen an Nazideutschland zu verhindern. Die Anschläge wurden ausgerechnet den Deutschen angelastet. Bereits der britische Geheimdienst wurde aufgrund einer Hysterie vor angeblichen deutschen Terroristen gegründet, die ein paranoider Verschwörungstheoretiker namens William LeQuex („Spies of the Kaiser“ 1909) in die Welt gesetzt hatte.

Die von der amerikanischen Öffentlichkeit akzeptierte Lüge über die deutschen Phantomterroristen ermöglichte politisch die Durchsetzung der Gründung des „Office of the Coordinator of Intelligence (COI)“, das direkt dem Präsidenten unterstand und niemandem sonst Rechenschaft schuldig war. Das von „Wild Bill“ Donovan geleitete COI arbeitete so originell wie dilettantisch: Als Roosevelt gehört hatte, Japaner hätten panische Angst vor Fledermäusen, wurde ernsthaft der massenhafte Abwurf von Fledermäusen vorbereitet, was sich technisch jedoch als undurchführbar erwies.

Office for Strategic Services – weiterlesen.

Weitere Artikel:

1. Hauch des Todes: Wie die CIA früher tickte – in der SZ erschienen.
2. Der „Kalte Krieg”, die CIA und Allen Dulles – Dr. Reiner Zilkenat.
3. Die magische Kugel des Allen Dulles – Markus Kompa.

Zitat wohl von Allen Welsh Dulles:

„Wir werden alles, was wir haben, all das Gold, all die materielle Macht und Ressourcen hinwerfen, um die Menschen zu täuschen und zu täuschen. menschliches Gehirn, die Köpfe der Menschen sind in der Lage, sich zu ändern. Nachdem wir in Russland Chaos gesät haben, werden wir ihre Werte leise durch falsche ersetzen … Wir werden unsere Gleichgesinnten, unsere Assistenten und Verbündeten in Russland selbst finden. Episode für Episode spielt sich die grandiose Tragödie des Todes des widerspenstigsten Menschen der Erde ab, die endgültige Auslöschung seines Selbstbewusstseins.  
Aus Literatur und Kunst werden wir … nach und nach ihre soziale Essenz auslöschen, Künstler entwöhnen, sie davon abhalten, sich mit der Darstellung, Forschung … jener Prozesse zu beschäftigen, die sich in den Tiefen der Massen abspielen. Literatur, Theater, Kino – alles wird das Niedrigste darstellen und verherrlichen menschliche Gefühle. Wir werden auf jede erdenkliche Weise die sogenannten Künstler unterstützen und erziehen, die den Sexkult, die Gewalt, den Sadismus, den Verrat – mit einem Wort jede Unmoral – in das Bewusstsein pflanzen und einhämmern werden. 
In der Staatsverwaltung werden wir Chaos und Verwirrung stiften. Wir werden unmerklich, aber aktiv und ständig die Tyrannei von Beamten, Bestechungsgeldnehmern, Skrupellosigkeit fördern.

Ehrlichkeit und Anstand werden belächelt und von niemandem gebraucht, werden zu einem Relikt der Vergangenheit. Unhöflichkeit und Arroganz, Lügen und Betrug, Trunkenheit und Drogensucht, Tierangst … und Völkerfeindschaft, primär Feindschaft und Hass auf das russische Volk – all dies werden wir geschickt und unmerklich kultivieren.  
Und nur wenige, sehr wenige werden erraten oder verstehen, was passiert. Aber wir werden solche Menschen in eine hilflose Position bringen, sie zum Gespött machen, einen Weg finden, sie zu verleumden und sie zum Abschaum der Gesellschaft zu erklären – veröffentlicht hier.


George Santayana begleitet OeHu: „Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen”.
Der Dollar gewinnt wieder an Stärke gegenüber dem EURO sowie seinerzeit die „Deutsche Währung“ gegenüber dem Dollar. Dieses Währungsgefälle ermöglichte die „Goldenen Zwanziger” und endete im „Zweiten Weltkrieg„.

Psycho-Logisch!

Wo Schatten ist, wird auch Licht sein, welches es gilt in SICH zu entdecken.
Dazu braucht es wahrscheinlich einen NEUEN MYTHOS!

Schattenanteile des Menschen nach C. G. Jung im Verhältnis zu Persona und Ich-Bewusstsein.

Der Schatten ist in der Analytischen Psychologie nach Carl Gustav Jung einer der wichtigsten Persönlichkeitsanteile und zugleich, in seinem Über-Persönlichen Aspekt, ein Archetyp des kollektiven Unbewussten. Der psychologische Begriff des Schattens hat sowohl eine individuelle als auch eine kollektive Bedeutung. – Zu ‚Schatten‘ im Sinne von ‚Seele‘ (auch von Toten) oder als realer ‚Doppelgänger-Geist‘ o. Ä. Partkdolg-Pflicht (Duty) – Schatten-Arbeit oder einen neuen Mythos braucht die Welt!


Update 14. März 2022:
Ärztin – Sâra Aytaç – Unfallchirurgin im Klinikum Idar-Oberstein aus dem Hunsrück warnt vor Kollaps in Krankenhäusern!

Sâra Aytaç war als Honorarärztin in verschiedensten Krankenhäusern tätig. In einem Buch beschreibt sie, was sie erlebt hat: mangelnde Hygiene, unfähiges Personal, unnötige OPs.

„Ausgeblutet – im Schockraum unseres maroden Gesundheitssystems“ – das ist der Titel, und das ist der Zustand, in dem Sâra Aytaç das Krankenhaussystem und sein Personal sieht. Da sei schon eine große Frustration bei den Mitarbeitern.

Ich kenne keinen Kollegen, der aktuell zufrieden mit seiner Arbeit sein kann.

Seit zwei Jahren arbeitet Sâra Aytaç als Unfallchirurgin im Klinikum in Idar-Oberstein. Davor hat sie als Springerin deutschlandweit in Krankenhäusern ausgeholfen. Als sogenannte Honorarärztin hat sie in jener Zeit Szenen erlebt, die einem Gesundheitssystem, das zu den Weltbesten zählen will, so gar nicht entsprechen.

Der Anspruch ist Champions League. Was tatsächlich abgebildet werden kann, ist Kreisliga.


Ärztin aus dem Hunsrück warnt vor Kollaps in Krankenhäusern.

Insektenfallen in OP-Nähe und verschmutzte Instrumente.

In ihrem Buch schildert Sâra Aytaç Mängel bei der Hygiene – manche unschön, andere lebensgefährlich: etwa Insektenfallen auf dem Weg zum OP. Sie schreibt, wie sie einmal bei laufender Operation ein Instrument gereicht bekommt, in dem noch Knochenreste des vorangegangenen Eingriffs stecken. Als ausweglos habe sie die Situation erlebt. Mit dem Gewissen auf Dauer nicht zu vereinbaren – Das Kernproblem: zu wenig Personal für zu viele Patienten. 
Sâra Aytaç erlebt Chirurgen in Dauerdiensten und Assistenten, denen im OP-Saal die Augen zufallen, weil es bei krankheitsbedingten Ausfällen keinen Puffer mehr gibt. Eigentlich würden Mitarbeiter nach einem langen Dienst oder wenn ein vorgegebenes Maß an Stunden überschritten worden ist, am nächsten Tag freibekommen.

Das können Sie aber nicht machen, wenn Sie der letzte Mohikaner sind. Dann kommen Sie selbstverständlich auch am nächsten Tag.

Ärzte klagen an
 

Drastische Sprache, schreiende Wahrheit.

Im Buch wählt die Unfallchirurgin noch drastischere Worte und schildert – oft mit einem Wortwitz, bei dem das Lachen im Halse stecken bleiben kann – erschreckende Szenen. Etwa, wenn eine Aushilfsschwester dem Patienten mit dem Röntgengerät „die Eier verstrahlt“, weil sie die Anweisung missverstanden hat und offenbar nicht weiß, dass das Körperverletzung ist. Alle Schilderungen, schreibt Sâra Aytaç, beruhten „auf der nackten, zum Himmel ‚Scheiße!‘ schreienden Wahrheit.“

„Unfallchirurgie ist Handwerk – und das ist die Sprache, die dazu passt, wenn Menschen von Lkws überrollt werden oder die Knochen ins Sonnenlicht gucken.

Seit zwei Jahren arbeitet Sâra Aytaç im Klinikum in Idar-Oberstein. Mit gutem Gewissen sagt sie. Auch hier schwimme man nicht im Personal, aber man helfe sich gegenseitig. „Es hat viel mit Organisation zu tun. Wir bekommen es hier gut hin. Aber in anderen Häusern läuft es nicht“, sagt sie.

Kliniken finden hierzulande kaum Ärzte.

Die Klinikleitung in Idar-Oberstein schätzt Aytaç und ihre Arbeit. Sie hat der Unfallchirurgin in der Klinik ein Forum geboten, ihr Buch vorzustellen. Denn auch sie hält es für dringend, im Gesundheitswesen etwas zu verändern. Vor allem Personal zu gewinnen, sei eine riesige Herausforderung. In Deutschland bekämen sie faktisch keine Ärzte mehr, sagt Ulrich Frey, der ärztliche Direktor. Viele Krankenhäuser seien deshalb auf Ärzte aus dem Ausland angewiesen. Die hätten allerdings häufig nicht die akademische Ausbildung, wie sie in Deutschland gefordert wird. Hinzu kommen Sprachprobleme, sagt Frey. Oft würden die Krankenhäuser die Sprachausbildung übernehmen müssen.

Dann bringen wir ihnen das Fachliche bei, also eigentlich Aufgabe von Universitäten. Dabei wäre unsere Aufgabe, die Daseinsfürsorge im Hier und Jetzt zu leisten.

Für „schwer verständlich“ hält es Ulrich Frey, dass die Plätze fürs Medizinstudium in Deutschland begrenzt seien, an den Krankenhäusern aber ein Riesenmangel bestehe. Auch Sâra Aytaç nennt es eine der wichtigsten Stellschrauben, sich vom Numerus clausus zu trennen: „Drei Telefonbücher in zwei Tagen auswendig lernen, macht nicht unbedingt den besten Arzt unter diesen Arbeitsbedingungen.“

Kliniken schließen, um Personalmangel auszugleichen.

Vor allem aber findet Sâra Aytaç, dass es zu viele Krankenhäuser und Krankenhausbetten gibt. Wären es weniger, könnte man das knappe Personal besser einsetzen. Der Krankenhausträger in Idar-Oberstein hat daher eine zwanzig Kilometer entfernte geriatrische Fachklinik ins Haupthaus integriert. Doch in ländlichen Regionen sind solche Schritte oft nicht populär. „Das hat in der lokalen Bevölkerung und in der Kommunalpolitik einen heftigen Aufschrei nach sich gezogen“, sagt der ärztliche Direktor Ulrich Frey. Die Schließung von Häusern hält man in der Klinikleitung für eine Abwägungsfrage. Kleine Häuser auf dem Land müssten schließlich auch Grund- und Regelversorgung leisten. Sâra Aytaç sieht einen möglichen Weg darin, manche in ambulante Therapiezentren umzubauen. Für weite Wege zur großen Klinik im Notfall könne der Rettungsdienst zusätzliche Hubschrauber bekommen.

Sâra Aytaç im „Schockraum“: So nennt sich die Schnittstelle in der Notaufnahme, in die ein schwerverletzter Patient als Erstes kommt. „Da verdichtet sich alles, da kommt es auf jeden Handgriff an, und deswegen habe ich das als Untertitel des Buches gewählt“, sagt die Unfallchirurgin und Buchautorin.

Patienten mit falscher Anspruchshaltung.

Aber auch die Anspruchshaltung der Patientinnen und Patienten hält Sâra Aytaç für ein Problem. Wer morgens um drei in die Notaufnahme komme, um von den Ärzten dort noch eine Drittmeinung einzuholen, müsse sich fragen, ob das nötig sei. Sie fordert mehr Selbstverantwortung bei den Menschen. Und sie hofft, dass ihr Buch auch Angst macht:

„Ich möchte, dass es ein Unwohlsein gibt bei jedem, der dieses Buch liest. Ich möchte, dass von der Bevölkerung viel mehr Druck gemacht wird, dieses Gesundheitssystem umzustrukturieren.“ Wenn sich nichts ändere, würden immer mehr Leute das System verlassen und das Personal noch knapper. Sâra Aytaç warnt:

Die Steigerung von ausgeblutet ist ausgestorben„.


Log4J Sicherheitslücke – einfach erklärt:


Das Beitragsbild: Der Klimawandel ist kaum noch aufzuhalten. Geoengineering könnte eine Notlösung sein –(Foto: Klawe Rzeczy, Shutterstock, Getty [M]) – Quelle Handelsblatt.

Forscher manipulieren aus Angst vor der Klimakrise das Wetter – und bekommen enorme Kritik.

Mit Geoengineering beeinflussen Wissenschaftler das Wetter. Die Technik ist umstritten, trotzdem wird weitergeforscht. Auch Bill Gates investiert in die Technologie. Regen ist ein seltener Anblick in Abu Dhabi und Dubai. Jetzt will ein Forscherteam um Keri Nicoll, Associate Professor für Meteorologie an der Universität Reading, dort das Wetter manipulieren, indem sie Drohnen in die Wolken steuern und ihnen Elektroschocks versetzen.So wollen sie die elektrischen Ladungen in der Wolke aus dem Gleichgewicht bringen und dadurch die Wassertröpfchen in der Wolke zu größeren Regentropfen vereinen, die dann abregnen. Regen in der Wüste muss also keine Fantasie von durstigen Reisenden bleiben, wenn es nach Nicoll geht.

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) finanzieren das Projekt der britischen Wissenschaftler mit 1,5 Millionen Dollar. Die klimatischen Voraussetzungen in dem Wüstenstaat sind nicht schlecht. Wolken gibt es oft genug, nur regnen sie sich nicht ab. Die VAE haben seit Jahren mit einem sinkenden Grundwasserspiegel und steigenden Temperaturen zu kämpfen, im vergangenen Sommer wurden wieder über 50 Grad Celsius gemessen. In der Wüste ist die Wasserversorgung schwierig, Landwirtschaft fast unmöglich.

Technologien sind höchst umstritten.

Das Vorhaben von Nicoll begeistert Amy Webb, Zukunftsforscherin und Gründerin des Future Now Institute in New York. „Einige bezeichnen das als Geoengineering, was erschreckend ist, denn eigentlich sollten wir die Zukunft nicht kontrollieren können“, sagt die Futuristin. „Andererseits beschleunigen wir damit das, was die Natur normalerweise von selbst tut, aber im Moment nicht kann.“ Das Projekt in den Arabischen Emiraten soll das lokale Wetter beeinflussen. Andere Projekte zielen noch höher: Beim Geoengineering soll großflächig und längerfristig das gesamte Erdklima manipuliert werden.

Die Kritik daran ist groß. Viele Wissenschaftler warnen vor unabsehbaren Folgen des Eingriffs in die Natur. Auch könnte es den Umbau zu einer grünen Wirtschaft behindern: Statt die Ursachen des Klimawandels zu bekämpfen, würde man sich auf ein gewagtes Experiment einlassen, um ihnen entgegenzuwirken. Raymond Pierrehumbert, Geophysiker an der Universität Oxford, spricht von einem „Damoklesschwert über der Menschheit“: Greife man zu solchen Manipulationsversuchen, um die Erde bewohnbar zu halten, lasse man sich auf eine „Todesspirale“ ein.

Trotzdem mehren sich die Projekte. Erst vor wenigen Monaten versuchten sich Harvard-Wissenschaftler in Schweden. Sie wollen mit einem Ballon Kalziumkarbonat in der Stratosphäre verteilen. Die Partikel sollen Sonnenlicht reflektieren und so die weitere Erhitzung des Planeten verhindern. Das Projekt finanzierte unter anderem Bill Gates – obwohl der selbst wenig von Geoengineering hält. Gefragt, warum er sich trotzdem engagiert, argumentiert der Microsoft-Gründer gegenüber dem Handelsblatt mit der Dringlichkeit der Situation. Durch den Klimawandel könne es zu positiven Feedback-Effekten kommen: das Abschmelzen des Permafrostbodens, die Abschwächung der Meereszirkulation oder der Kollaps von Gletschern. „Wenn dem so ist, dann wird die ganze Welt nach Mitteln zur Kühlung suchen“, sagte Gates.

„Wir brauchen eine Konstellation von Ansätzen“.

In der Tat: Die Bedrohung durch den Klimawandel ist groß. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD, schätzt, dass bis 2050 zwei Drittel der Weltbevölkerung in Regionen mit limitiertem Zugang zu Frischwasser leben werden. Das ist auch in Industrieländern wie den USA ein Problem, wo Dürren und andere wetterbedingte Katastrophen in den kommenden Jahrzehnten häufiger auftreten werden. In Wüstenstädten wie Abu Dhabi oder Dubai aber war Wasser noch nie leicht zu bekommen, der Klimawandel verschärft die Lage nun weiter. „Wasserknappheit ist eines der größten Probleme der Menschheit“, sagt Meteorologin Nicoll. „In den Teilen der Welt, die wirklich um Wasser kämpfen, sind Projekte zur Verbesserung der Niederschläge essenziell.“

Und es wird immer heißer: Das Ziel, die globale Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken, wird nur schwer zu erreichen sein. „Jeder sollte seine Gewohnheiten ändern. Aber das wird nicht einheitlich oder über Nacht geschehen“, sagt Futuristin Webb. „Wir brauchen also eine Konstellation von Ansätzen und müssen viel offener für potenzielle Lösungen sein. Auch die, die Technologie beinhalten.“

Viele Länder manipulieren das Wetter seit 75 Jahren.

Stand jetzt wird zwar viel geforscht und getestet, doch bislang wird Geoengineering faktisch nicht eingesetzt. In der Praxis wird nur die Wettermodifikation versucht, sagt Gernot Wagner, Klimaökonom an der New York University und Mitgründer des Forschungsprogramms Solar Geoengineering in Harvard: „Es gibt Forschungsprojekte, theoretische Klimamodelle, Empfehlungen – die groß angelegte Praxis für Geoengineering auf großem Raum gibt es aber bislang nicht.“ Eine bereits verbreitete Form der Wettermodifikation ist das sogenannte Cloud-Seeding. Die „Wolken-Bekeimung“ wird in mindestens acht Bundesstaaten der USA und weltweit in etwa 50 Ländern eingesetzt. Das Verfahren ist schon 75 Jahre alt. Dabei werden Wolken mit Silberjodid oder anderen Chemikalien beschossen. Die Hoffnung: dass sich an den Silberjodid-Partikeln Wasser bindet. Die Wolken produzieren dann im Optimalfall mehr Regen oder Schnee.

Wolken-Bekeimung ist unsicher und wenig effektiv.

Andrea Flossmann hat Cloud-Seeding erforscht. Sie ist Professorin an der Universität Clermont-Auvergne in Clermont-Ferrand im Zentrum Frankreichs und Vorsitzende des Expertenteams für Wetterveränderung der Weltorganisation für Meteorologie, WMO. Bei ihren Untersuchungen zeigte sich, dass Cloud-Seeding maximal 15 Prozent mehr Wasser aus den Wolken hervorbringt. Es müsste entsprechend in riesigem Umfang eingesetzt werden, um eine Lösung für Wasserprobleme zu sein. Und wirklich verlässlich ist das Verfahren auch nicht: „Eine Seeding-Strategie, die in einer Region funktioniert, klappt möglicherweise am selben Ort nicht, wenn sich die Bedingungen ändern“, sagt sie. „Außerdem kann die so entstandene Gewitterenergie der Energie einer kleinen Atombombe entsprechen.“ Um die in einer Wolke ablaufenden chemischen Prozesse zielgerichtet zu verändern, sei chirurgische Präzision nötig.

Ein gern beschriebenes Experiment mit Cloud-Seeding sind die Olympischen Spiele in Peking 2008. Die chinesische Regierung hatte damals Tage vor der Eröffnungszeremonie über tausend Raketen in den Himmel geschossen. Es regnete daraufhin stark, am Veranstaltungstag selbst schien die Sonne. Ob das aber wirklich mit dem Experiment der Chinesen zu tun hatte, ist umstritten. „Als es dort zwei Wochen nicht geregnet hatte, haben einige behauptet, dass das chinesische Militär es weiter westlich habe regnen lassen“, sagt Klimaökonom Wagner. „Das lässt sich aber kaum belegen. Die Meldungen gehen stark auseinander.“

Greta Thunberg protestiert.

Wie sehr Geoengineering die Geister scheidet, zeigt das Harvard-Projekt in Schweden. Der Leiter ist ein Deutscher: Frank Keutsch. Der Professor für Atmosphären-Forschung und Chemie plante, mit einem Ballon in 20 Kilometer Höhe Kalkpulver auszustreuen. Es sollte ein zwei Kilometer langer und viele Hundert Meter breiter Streifen entstehen, der die Sonnenstrahlen reflektiert, um so die Erdoberfläche zu kühlen. Die „Stratospheric Aerosol Injection“ fand aber nie statt. Zu groß war der Widerstand. Von Greenpeace bis zur Heinrich-Böll-Stiftung protestierten viele. „Ein kleiner Rat an die Menschheit: Wenn man in einem Loch sitzt, hört auf zu schaufeln“, sagte die schwedische Aktivistin Greta Thunberg zu dem Projekt. „Eine Krise, die aus einem Mangel an Respekt vor der Natur geschaffen wurde, lösen wir höchstwahrscheinlich nicht, indem wir diesen Mangel an Respekt auf die nächste Stufe treiben“, schrieb sie bei Twitter.

Überraschenderweise steht auch Forschungsleiter Keutsch Geoengineering skeptisch gegenüber. Nach seiner Aussage gibt es keine „magische Substanz“. Wer „eine Million Tonnen einer Substanz in die Atmosphäre einbringt“, muss mit Nebenwirkungen rechnen. Er könne nicht verstehen, wie man von der Methode überzeugt sein könne, sagte er vor einigen Monaten der Süddeutschen Zeitung. Das Projekt sei dafür da, mehr über die Risiken zu erfahren. „Es könnten ja eines Tages politische Entscheidungsträger sagen: Wir müssen jetzt über solch eine Manipulation des Klimas nachdenken.“ Dann könne man die Fakten liefern und Risiken besser einschätzen. „Damit die Politiker abwägen können. Entscheidungen sollten nie aus Ignoranz getroffen werden.“ Das fasst die Lage gut zusammen: Geoengineering ist das ungeliebte Kind der Forschung und des Umweltschutzes. Aber es könnte eines Tages Wirklichkeit werden und sollte möglichst vorher erforscht werden.

Nur als letztes Mittel.

„Geoengineering ist keine Lösung für unsere Klimaprobleme“, sagt auch Experte Wagner. Er schlägt stattdessen vier Maßnahmen vor, um der Klimakrise zu begegnen. Vor allem müsse der CO₂-Ausstoß deutlich reduziert und bereits vorhandenes CO₂ aus der Atmosphäre geholt werden. Außerdem fordert er eine Anpassung an die vorherrschenden Bedingungen: „Wenn ich heute planen würde, wo die nächste Stadt gebaut werden sollte, wäre es nicht in der Wüste. Dort ist das Leben energieintensiv.“ Städte wie Abu Dhabi und Dubai sollte man heute nicht mehr bauen. Erst als vierte Option kommt für Wagner Geoengineering infrage. Ein Eingriff in das Klima, der hoffentlich nicht vorgenommen werden müsse, aber zumindest als Möglichkeit bedacht werden „sollte“, er verbessert sich: „müsste“.

Auch andere Klima-Experten sind vorsichtig. Das ergab eine Studie der Uni Kassel, die 2019 im Fachmagazin Nature Climate Change erschien. Dafür wurden über 700 Klima-Experten der Klimarahmenkonvention und des Weltklimarats befragt. Viele sähen Geoengineering demnach als massiven Umwelteingriff mit unsicheren Nebenwirkungen. Anders war es allerdings bei Klima-Experten aus Ländern, die in der Zukunft wohl besonders stark unter dem Klimawandel leiden werden. Die selbst betroffenen Experten waren meist offener für Geoengineering.

Zwischen Wahrheit und Mythos.

In den Arabischen Emiraten ist man entsprechend bereit, Experimente zu wagen. Das britische Projekt mit einer Elektroschock-Drohne, die Regen bringen soll, wurde 2017 vorgestellt und ist noch in der Testphase. Die Drohne hat einen Durchmesser von zwei Metern, beladen mit Messgeräten für Temperatur, Ladung und Feuchtigkeit. Vom Boden aus steuern sie die Drohne dann in tief hängende Wolken, wo sie ihre elektrische Ladung freisetzen. Im vergangenen Sommer regnete es dann tatsächlich in Dubai. So sehr, dass Autos nur langsam durch die Straßen fahren konnten. Zu sehen ist das in einem Video des örtlichen Wetterdienstes National Center for Meteorology der VAE auf Instagram.

Die Menschen reagierten besorgt auf das Video: „Wenn ihr versucht, die Natur zu verändern, wird die Natur die Erde verändern“, schreibt da einer. Ein anderer: „Ihr werdet den Nachbarländern Dürreperioden bescheren. Spielt nicht Gott!“ Der Regen sei künstlich erzeugt worden. Das ist durchaus denkbar: Die Arabischen Emirate arbeiten bereits seit Jahren mit Cloud-Seeding. Da zu dieser Zeit einige Medien über das Drohnen-Projekt berichteten, kam es aber auch zu Fehlschlüssen: Mehrere große deutsche und britische Medien berichteten, dass die Drohnen den Regen gebracht hätten. Diese Medienberichte stimmen schlicht nicht, sagt Keri Nicoll. Denn bislang sind die Drohnen nur nahe der Erdoberfläche getestet worden und nicht in die Wolken geflogen. Das müssen sie aber, um den Regen auszulösen.

Das zeigt ein weiteres Problem in der komplexen Debatte um die Erforschung von Geoengineering: Falschnachrichten. Oft sind Technologien noch gar nicht einsatzbereit, sollen aber schon für extreme Wetterereignisse verantwortlich sein, sagt Klimaökonom Wagner. „Viele der angeblich künstlich erzeugten Wetterereignisse entstammen Verschwörungstheorien.“


  Das Bundesverfassungsgericht um Stephan Harbarth hat sich reichlich Zeit gelassen mit seiner Entscheidung über die Corona-Maßnahmen – (Foto: Uli Deck/picture alliance/dpa).

Richter ohne Mumm.

Oder: CORONA DECKT AUF: Die Wahrheit und die Vernunft ist ein immerwährendes pfadloses Land.
Helden gesucht: Die ihre eigenen Wege suchen, um authentisch, sich treu zu bleiben, um System-Pfade der Wahrheit und Vernunft zu legen. Immerwährend, weil das Leben ein ewiger Schöpfungsprozeß ist!

Karlsruhe traut sich nicht, die Corona-Maßnahmen einzeln zu prüfen und der Politik klare Vorgaben zu machen. Es stiehlt sich aus der Verantwortung. Über die kleine Abdankung eines großen Gerichts – Kolumne von Heribert PrantlSZ.

Die alten Sprichwörter stimmen nicht mehr: Was lange währt, wird nicht endlich gut. Das Bundesverfassungsgericht hat lange zwanzig Monate geschwiegen; es hat geschwiegen zu den Lockdowns, zu den Freiheitsbeschränkungen, zu den Ausgangssperren und Schulschließungen; es hat Eilentscheidungen gegen die Anti-Corona-Maßnahmen abgelehnt, es hat das Land vertröstet und die gründliche Prüfung der Dinge in Hauptsacheverfahren versprochen. Das Gericht hat nun in der Hauptsache entschieden, aber keine Leitlinien formuliert für ein Handeln des Staats. Es hat stattdessen der Politik hauptsächlich einen langen Freibrief geschrieben. Es ist dies die kleine Abdankung eines großen Gerichts. Die Corona-Beschlüsse widersprechen der Rolle des Gerichts als Hüter der Verfassung. Ein Hüter hütet, er schaut nicht einfach nur zu. Gewiss: Es war nicht zu erwarten, dass das Gericht „Nein“ sagt zu den Anti-Corona-Maßnahmen. Ein „Nicht so“ wäre denkbar und wünschenswert gewesen, ein „Ja, aber“ auch. Aber ein hochgestimmtes „Ja, Ja, Ja“ samt Ausrollen des roten Teppichs für die Politik: Das passt nicht zu Karlsruhe, nicht zu seiner guten Tradition.

Die Richter stellen das Grundgesetz unter einen Pandemie-Vorbehalt.

Eine Grundsatzentscheidung war erwartet worden. Das Gericht hat das Wort ganz neu und ganz eigenwillig definiert: Grundsätzlich darf der Staat, sagt Karlsruhe, in hochgefährlichen Zeiten sehr, sehr viel – fast alles. So ein Grundsatz findet sich aber nicht im Grundgesetz. Es steht dort auch nicht, dass in dem Moment, wenn es um Gesundheit und Leben geht, alle Maßnahmen, die diesem Ziel dienen sollen, automatisch in Ordnung sind. Das Verfassungsgericht hat das Grundgesetz unter einen Pandemie-Vorbehalt gestellt; und es zieht sich selbst mit dem Hinweis auf die Ermessensspielräume der Politik aus der Affäre.

Vor einem halben Jahr noch, als es um das Klima ging, hat das Gericht der Politik klare Vorgaben für die Zukunft gemacht – im Interesse der Kinder und künftiger Generationen. Wenn es um die Gegenwart und die blockierte Zukunft der Kinder wegen geschlossener Schulen geht, scheut das Gericht solche Vorgaben. Das Gericht mag sich die Finger nicht verbrennen mit einer peniblen Prüfung einzelner Maßnahmen; es betrachtet diese daher als Teil eines „Gesamtkonzepts“ zum Gesundheits- und Lebensschutz, das es dann pauschal für „vertretbar“ hält. Das fiktive staatliche Konzept hieß und heißt: möglichst viele Maßnahmen kumulativ, weil man nicht wusste und nicht weiß, was nun viel nutzt, was wenig und was gar nicht. Und Karlsruhe verhielt sich bei der Prüfung wie ein TÜV-Sachverständiger, der bei der Kfz-Hauptuntersuchung darauf verzichtet, Lenkung, Bremsen und Fahrwerk unter die Lupe zu nehmen – zugunsten des mobilen Gesamteindrucks des Autos.

Das Gericht ist schon einmal so verfahren.

Es gibt ein Urteil, bei dem das Verfassungsgericht schon einmal von einem Gesamtkonzept fabuliert hat: Das war vor 25 Jahren im Asylurteil. Damals hat es die massiven Einschränkungen des alten Asylgrundrechts wegen des damit intendierten Gesamtkonzepts gebilligt, ohne die neuen Maßnahmen (das Konzept der sicheren Herkunftsstaaten und der sicheren Drittstaaten, das Flughafenverfahren) am Maßstab der Grundrechte zu prüfen. Das Gericht berief sich auf das Gesamtkonzept des Gesetzgebers, das auf „eine europäische Gesamtregelung der Schutzgewährung für „Geflüchtete“ hinauslaufe. Diese Gesamtregelung gibt es bis heute nicht – und das Asylurteil gehört zu den schandbaren Karlsruher Entscheidungen – weiterlesen SZ.


„Fieber-Thermometer“: Geld-Flut und Inflation

Angst vor Inflation: Weltweit planen Notenbanken das Ende von Geldflut und Niedrigzins – nur die EZB nicht.
Tapering“ wird das Zauberwort des Sommers.

Ist der Begriff Tapering tatsächlich angebracht für eine historische Geld-Flut?

Die Zentralbanken Bilanzen:

Der Welt-BIP (Brutto-Inlandsprodukt) = Brutto-Umsatz,  wird zu ca. 31 % von den vier dominierenden Zentralbanken finanziert. Rückzahlung??

Die US-Notenbank könnte kommende Woche einen Richtungswechsel einläuten. Vor allem für Schwellenländer wird das schwierig.

Und so sind auch in diesem Jahr die Erwartungen hoch, wenn sich die führenden Notenbanker in der kommenden Woche von Donnerstag bis Samstag treffen. Anders als in den Vorjahren wird kein führender Vertreter der EZB teilnehmen. Der Kreis beschränkt sich auf US-Vertreter. Von ihnen erhoffen sich Investoren Signale zum Ausstieg der Fed aus der lockeren Geldpolitik. Das entscheidende Wort lautet Tapering – was für ein Herunterfahren der Anleihekäufe steht. Viele Länder haben in diesem Jahr bereits einen Richtungswechsel in der Geldpolitik vollzogen. Die kanadische Notenbank begann im April damit, ihre Anleihekäufe zu reduzieren. Australien will im September folgen. Andere Länder wie Brasilien, Russland, Mexiko, Tschechien oder Ungarn sind sogar noch weiter: Dort haben die Notenbanken bereits die Zinsen angehoben. Damit sind sie der Fed und der EZB zwei Schritte voraus. Vor allem die Fed könnte aber bald ebenfalls ihren Kurs anpassen.


„Fieber-Thermometer“: Gold

Handelsblatt– Mario Draghi – Der EZB-Präsident fordert einen stärkeren Einsatz der Fiskalpolitik – (Foto: Bloomberg).


Mario Draghi schlägt noch einmal zu – EZB zementiert Minus-Zins.

Umstrittene Anleihekäufe, höhere Strafzinsen: Der EZB-Präsident verkündet kurz vor seinem Abschied ein historisches Paket – und legt damit auch seine Nachfolgerin Lagarde auf niedrige Zinsen fest.
Lesen Sie dazu: Das Europäische Zentralbanksystem
Was steckt hinter dem Euro? – katastrophale Konstruktionsfehler – Abschaffung der Sicherungen gegen Währungs- und Bankenkrisen – erschienen im Feb. 1999, als der EURO als Buchgeld beschlossen wurde.

Vor der Entscheidung nach der Entscheidung

das genauere „FIEBER-THERMOMETER“ – CDS

Die meisten glauben bzw. gehen davon aus, dass die EZB alleine bestimmt, wann die Zinsen steigen oder fallen. Doch dies ist ein fataler Irrtum – die Bonität des Emittenten (Staaten und Unternehmen) bestimmt den Zins – Türkei. Im Falle von Griechenland (Teil 1-3) zeigte dieses „Fieberthermometer“ die Katastrophe einige Monate vorher an.

Hinweis Artikel: „Grünes Geld“ – eine Buchempfehlung – Mitglieder erhalten das Buch ohne Berechnung


„Fieber-Thermometer„: Null-Zins.

Niedrige Zinsen – gesamtwirtschaftliche Ursachen und Folgen – von Oliver Landmann, Jens Boysen-Hogrefe,
Nils Jannsen, Ferdinand Fichtner, Mechthild Schrooten, Michael Hüther.

Die Zentralbanken in den Industrieländern betreiben seit längerer Zeit eine sehr lockere Geldpolitik mit niedrigen nominalen Zinsen. Bei gleichzeitig niedriger Inflationsrate sind auch die Realzinsen sehr gering. Von niedrigen Zinsen wird erwartet, dass die Investitionsschwäche überwunden, deflationäre Entwicklungen gestoppt und das Wirtschaftswachstum angekurbelt wird. Offenbar kann aber die Geldpolitik diese Ziele nicht allein erreichen, möglicherweise setzt sie sogar falsche Anreize. Andere regulierende Maßnahmen sind erforderlich, zudem können Investitionsprogramme unterstützend wirken.

Haben die Zentralbanken den rechtzeitigen Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik verpasst?

Seitdem die Zentralbanken der großen Industrieländer im Zuge der Finanzkrise von 2008 und der daran anschließenden weltweiten Rezession ihre Leitzinsen drastisch gesenkt haben, verharren die kurzfristigen Zinssätze in der Nähe von null. Die Langfristzinsen bewegen sich, risikobereinigt, nur wenig darüber. Das Niedrigzinsumfeld und die damit einhergehende reichliche Liquidität haben zwar die Vermögensmärkte beflügelt. Aber die Erholung der Realwirtschaft von der Krise hat nur schleppend und ungleichmäßig eingesetzt; in weiten Teilen Europas hat die Produktion das Vorkrisenniveau noch immer nicht wieder erreicht.

Vor diesem Hintergrund werden die Wirkungen der rekordtiefen Zinsen kontrovers diskutiert. Wenn eine Medizin nicht wunschgemäß wirkt, kann dies zwei Gründe haben. Entweder stimmt die Medizin, aber die Dosis ist zu gering. Oder der Patient erhält die falsche Medizin. Die erste dieser Interpretationen haben sich die meisten Zentralbanken zu eigen gemacht. Sie versuchen mit unkonventionellen Methoden der Liquiditätsausweitung (Quantitative Easing) sowie des Erwartungsmanagements (Forward Guidance), jene zusätzlichen Impulse zu setzen, die sie angesichts des Erreichens der Nullzins-Untergrenze mit der konventionellen Zinspolitik nicht mehr setzen können.

Konjunkturzyklus, Finanzzyklus und die Doktrin der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich.

Kritiker der lockeren Geldpolitik bezweifeln dagegen deren Wirksamkeit und warnen vor unerwünschten Nebenwirkungen. Im Vordergrund steht die Sorge, dass das billige Geld der Bildung neuer spekulativer Blasen an den Finanz- und Immobilienmärkten Vorschub leistet. Besonders pointiert wird diese Position von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) artikuliert. In ihrem Jahresbericht vom Juni 2014 argumentiert die Bank, dass der Konjunkturzyklus, der gewöhnlich im Zentrum der Aufmerksamkeit der makroökonomischen Stabilisierungspolitik steht, von einem Finanzzyklus überlagert wird. Sie misst ihn hauptsächlich anhand der Bewegungen von Immobilienpreisen und Kreditaggregaten und interpretiert ihn als Ausdruck der sich selbst verstärkenden Wechselwirkungen zwischen Risikobereitschaft, Vermögenswerten und Finanzierungsrestriktionen, die der Abfolge von Boomphasen und Krisen an den Finanzmärkten zugrunde liegen. Die Wellenlänge des Finanzzyklus ist länger als diejenige des Konjunkturzyklus. Allerdings folgen auf Spitzen des Finanzzyklus häufig Finanz- und Bankenkrisen, die wiederum in der Regel einen Einbruch der Konjunktur nach sich ziehen. Es kommt zu einer „Bilanz-Rezession“ (Balance Sheet Recession), die durch einen sich hinziehenden Schuldenabbau des privaten Sektors gekennzeichnet ist und daher länger anhält und schwerer zu überwinden ist als eine herkömmliche Stabilisierungsrezession, wie sie für die Nachkriegszeit typisch gewesen ist.

Die BIZ moniert, dass die Geldpolitik der Zentralbanken zu stark auf die laufende Inflations- und Konjunkturentwicklung fokussiert sei und zu wenig Rücksicht auf den Finanzzyklus nehme – mit nachteiligen Folgen nicht nur für die Finanzmarkt- und Bankenstabilität, sondern gerade auch für die Stabilisierung des Preisniveaus und der Konjunktur. Jüngstes Beispiel: Auf die Konjunkturabschwächung nach dem Platzen der „Dotcom-Blase“ im Jahr 2000 haben die Zentralbanken mit einer starken Ausweitung der Liquidität reagiert, obwohl sich der Finanzzyklus mitten in einer Aufschwungsphase befand. Die Folge – so die Interpretation der BIZ – waren eine Verstärkung des Kreditwachstums und ein Schub für die Immobilienpreise, die sich gegenseitig beflügelten, am Ende aber in die Finanzkrise von 2008 mündeten. Die Finanzkrise wiederum zog eine Konjunkturkrise nach sich, deren Dimension die makroökonomische Stabilisierungskapazität der Zentralbanken alsbald überforderte. Damit war auch die „Greenspan-Doktrin“ desavouiert, die im Kern besagte, dass die Zentralbanken nicht versuchen sollten, spekulative Blasen an den Finanzmärkten zu identifizieren und zu bekämpfen, sondern sich darauf beschränken sollten, die Folgen einer Krise, wenn denn einmal eine Blase platzt, mit einer hinreichend akkommodierenden Geldpolitik aufzufangen.

Die BIZ ist besorgt, dass sich Ähnliches durch die enorme Liquiditätsschwemme, mit der die Zentralbanken seit 2008 der Finanz- und Bankenkrise entgegengetreten sind, wiederholen könnte. Sie diagnostiziert eine eigentliche „Schuldenfalle“: Tiefe Zinsen ermutigen den privaten Sektor, Schulden aufzunehmen, erleichtern es den Banken, marode Altschulden in den Büchern stehenzulassen, und verleiten Regierungen dazu, überfällige Haushaltskonsolidierungen zu verschleppen. Umgekehrt lassen hohe Schuldenstände im privaten und öffentlichen Sektor die Zentralbanken davor zurückschrecken, die Zinsen so frühzeitig und in dem Ausmaß zu erhöhen, wie es eigentlich angezeigt wäre.

Aus dieser Analyse leitet die BIZ vier Schlussfolgerungen ab:
  1. Tiefe Zinsen führen weder aus der Überschuldung heraus noch sind sie ein besonders wirksames Mittel zur Überwindung der anhaltenden Konjunkturschwäche.
  2. Daher sollte die Politik bei der Krisenbekämpfung weniger auf expansive Nachfragepolitik setzen als vielmehr auf Bilanzsanierung, angebotsseitige Strukturreformen sowie straffe Bankenaufsicht und Finanzmarktregulierung.
  3. Die Zentralbanken sollten so rasch wie möglich aus der Niedrigzinspolitik aussteigen.
  4. Die Regierungen sollten die Konsolidierung ihrer Haushalte zügig vorantreiben.
Zwei Fragen drängen sich auf:

Erstens, stimmt die Diagnose?

Zweitens, wie würden Länder, in denen die Rezession noch nicht überwunden ist, die verordnete Therapie verkraften?

Geldpolitik systematisch zu locker?

Die BIZ stützt ihre Diagnose einer unter Missachtung des Finanzzyklus systematisch zu lockeren Geldpolitik mit der Beobachtung, dass das Zinsniveau schon seit den 1980er Jahren einen fallenden Trend aufweist. Dieser Trend ist eine wohl dokumentierte Tatsache. Nur: Was ist Ursache, was Wirkung? Die Referenzgröße, an der sich bemisst, ob die Geldpolitik restriktiv oder expansiv wirkt, ist der langfristige reale Gleichgewichtszins – in der Terminologie von Knut Wicksell: der natürliche Zins.7 Alle Indizien sprechen dafür, dass der natürliche Zins schon seit längerer Zeit sinkt. Die Ursachen liegen vor allem in fundamentalen Veränderungen des globalen Spar- und Investitionsverhaltens: der demografischen Alterung und der rückläufigen Wachstumsdynamik in den Industrieländern ebenso wie den hohen Sparüberschüssen der Schwellenländer. Dagegen ist sich die Geld- und Zinstheorie von Knut Wicksell über Milton Friedman bis zu den modernen Neu-Keynesianern weitgehend darin einig, dass die Geldpolitik den Realzins nicht auf die Dauer beeinflussen kann.

Makroökonomische Stabilisierung betreibt die Geldpolitik, indem sie den Marktzins zeitweilig über den Gleichgewichtszins anhebt bzw. unter den Gleichgewichtszins absenkt. Es liegt auf der Hand, dass jede Beurteilung des Zentralbankverhaltens, die den rückläufigen Trend des natürlichen Zinses außer Acht lässt – gleichviel, ob sie sich auf Zeitreiheneigenschaften des Zinses stützt oder eine Taylor-Regel als Maßstab verwendet –, Gefahr läuft, die Schwankungen des Zinsniveaus um den fallenden Trend herum als ein asymmetrisches, systematisch zu Zinssenkungen neigendes Verhalten der Zentralbanken zu missdeuten. Würde diese Deutung zutreffen, hätte der fallende Zinstrend mit steigenden Inflationsraten einhergehen müssen. Da aber gleichzeitig mit dem Realzins auch die Inflationsraten deutlich zurückgegangen sind, dürften die Zentralbankzinsen dem fallenden Trend des realen Gleichgewichtszinses im Mittel eher leicht hinterhergehinkt sein.

Das Andauern der Bilanz-Rezession trotz Nominalzinsen und Inflationsraten, die nicht mehr weit von null entfernt sind, deutet darauf hin, dass der natürliche Zins durch die simultanen Sparanstrengungen des privaten und des öffentlichen Sektors („Deleveraging“) in den negativen Bereich gefallen ist. Da unter diesen Umständen keine Kräfte am Werk sind, die auf einen Wiederanstieg der Inflationsraten hinwirken könnten, verharren die Zinsen oberhalb ihres Gleichgewichtsniveaus. Die Geldpolitik ist mithin systematisch zu restriktiv, kann hieran aber nur wenig ändern, solange ihr die Hände durch die Liquiditätsfalle gebunden sind. Nicht von ungefähr wird das tot geglaubte Gespenst einer „Säkularen Stagnation“ wieder als reale Drohung diskutiert.

Die Diagnose der Bilanz-Rezession erklärt, warum die Transmissionsmechanismen der Nachfragepolitik geschwächt sind. Aber hieraus den Schluss zu ziehen, dass die Politik, wenn sie das Wachstum wieder in Gang bringen möchte, deswegen die Gewichte von den Instrumenten der Nachfragesteuerung zu denjenigen der angebotsseitigen Strukturreformen und der Finanzmarktregulierung verschieben müsse, verkennt den Charakter des Problems. Der allenthalben verfolgte Schuldenabbau lässt die Güternachfrage zum bindenden Engpass werden. Politische Maßnahmen zur Stärkung der Angebotsseite der Wirtschaft und zur Erhöhung der Finanzmarktstabilität tragen unmittelbar nichts dazu bei, diesen Engpass zu lockern. In manchen Fällen bewirken sie sogar eher das Gegenteil. Deshalb ist es falsch, angebots- und nachfrageseitig ansetzende Instrumente der Wirtschaftspolitik als Substitute zu behandeln oder gar gegeneinander auszuspielen. So unbestreitbar die Notwendigkeit langfristig angelegter Strukturreformen sein mag, so wenig können solche Reformen ausrichten, wenn sie nicht von einer hinreichend akkommodierenden Nachfragepolitik flankiert werden. Der schon vor Jahren geprägte Begriff eines „two-handed approach“, der angebots- und nachfrageseitige Maßnahmen als komplementäre In­strumente der makroökonomischen Stabilisierung propagiert, hat nichts von seiner Aktualität eingebüßt.

Kann die Geldpolitik Dienerin zweier Herren sein?

Auch wenn den Zentralbanken der Industrieländer unter dem Gesichtspunkt ihrer direkten Wirkungen auf Konjunktur und Preisniveau nicht vorgeworfen werden kann, sie hätten eine systematisch zu lockere Politik betrieben, lässt sich nicht bestreiten, dass die niedrigen Zinsen zeitweise Nebenwirkungen hatten, die lange Zeit unterschätzt wurden. Phasen, in denen die Wachstumsraten höher sind als die Zinssätze, begünstigen das Kreditwachstum und spekulative Übertreibungen bei den Vermögenspreisen und unterminieren dadurch die Finanzmarktstabilität – insbesondere, wenn die Marktteilnehmer dazu neigen, die jeweils herrschenden Verhältnisse in die Zukunft zu extrapolieren und in ihrem Verhalten nicht durch eine straffe Regulierung eingeschränkt werden. Ebenso trifft zu, dass viele Regierungen das günstige makroökonomische Umfeld und die niedrigen Zinsen nicht dazu genutzt haben, ihre Haushalte nachhaltig zu konsolidieren und für künftige Krisen zu rüsten, sondern darin eher eine Gelegenheit gesehen haben, weitere Schulden aufzunehmen, ohne die Schuldenlast unmittelbar zu erhöhen.

Dies bedeutet, dass eine Geldpolitik, die für die Kontrolle des Konjunkturzyklus und der Inflation angemessen ist, nicht gleichzeitig auch den Finanzzyklus zähmen und passende Anreize für nachhaltige öffentliche Finanzen schaffen kann. Sie kann nicht Dienerin zweier (geschweige denn dreier) Herren sein. Genau das fordert aber die oben beschriebene BIZ-Doktrin, wenn sie als Lehre aus der Finanzkrise nicht nur eine Straffung der Bankenaufsicht und der Finanzmarktregulierung postuliert, sondern auch eine Geldpolitik, die Rücksicht auf den Finanzzyklus nimmt. Obwohl von der BIZ nicht präzise beschrieben, würde dies auf einen Spagat hinauslaufen, der das Spannungsfeld zwischen der makroökonomischen Stabilität und der Finanzmarktstabilität irgendwie überbrücken soll.

Zugunsten dieses Ansatzes lässt sich ins Feld führen, dass ein aus dem Ruder gelaufener Finanzzyklus Entwicklungen in Gang setzen kann, die am Ende nicht nur die Finanzmarktstabilität, sondern auch die makroökonomische Stabilität zerstören. Aber rationale Wirtschaftspolitik ist es nicht, mehr von der Geldpolitik zu verlangen, als sie leisten kann. Nach dem Tinbergen-Prinzip benötigt die Wirtschaftspolitik so viele unabhängige In­strumente, wie sie Ziele verfolgt. Darüber hinaus lehrt die Theorie der Wirtschaftspolitik, dass es in einem interdependenten System von Zielen und Instrumenten nicht sinnvoll ist, wenn der Einsatz eines Instruments auf alle Interdependenzen und Ziele Rücksicht nimmt. Viel effizienter ist eine klare, zweckmäßige Zuordnung der Verantwortlichkeiten.

Was dies im vorliegenden Zusammenhang konkret bedeutet, illustriert Abbildung 1. Dargestellt sind die drei Stabilitätsziele Finanzmarktstabilität, makroökonomische Stabilität und Stabilität der öffentlichen Finanzen sowie die drei Politikbereiche Geldpolitik, Finanzpolitik und Finanzmarktordnung. Die durch Pfeile schematisch veranschaulichte dichte Vernetzung der Ziele und Politikbereiche verdeutlicht, dass jeder politische Aktionsparameter direkt oder indirekt jedes der Ziele beeinflusst. So hat auch Janet Yellen, die Vorsitzende des Federal Reserve Board, jüngst eingeräumt, dass eine straffere Geldpolitik im Vorfeld der Finanzkrise zwar einige der Risiken für die Finanzmarktstabilität vermindert hätte. Sie verweist aber auch darauf, dass die Abhängigkeit von sehr kurzfristigen Krediten im Finanzsektor vor der Krise auch dann noch weiter zunahm, als die Geldpolitik die Zügel schon merklich angezogen hatte. Dies deutet darauf hin, dass aggressivere Zinserhöhungen im Hinblick auf die Prävention einer Finanzkrise ein wenig zielgerechtes Instrument und somit ein schlechtes Substitut für eine effektivere Finanzmarktregulierung gewesen wären.

Es ist somit unzweckmäßig, die Geldpolitik für andere Ziele als das der makroökonomischen Stabilität in die Verantwortung zu nehmen. Vielmehr muss jeder Politikbereich derjenigen Zielsetzung zu- und untergeordnet werden, für die er einen komparativen Vorteil besitzt, d.h. relativ am wirksamsten ist. Die Art der Zuordnung liegt im vorliegenden Fall auf der Hand und ist in Abbildung 1 durch die blauen Wirkungspfeile gekennzeichnet. Die Finanzmarktstabilität sollte durch geeignete Regeln und Institutionen der Finanzmarktordnung angestrebt werden. Bezüglich der Finanzpolitik herrscht weitgehend Konsens, dass sie das Ziel der makroökonomischen Stabilität normalerweise der Geldpolitik überlassen sollte. Wenn letztere allerdings nicht zur Verfügung steht, weil sie z.B. in einer Liquiditätsfalle ihre Wirksamkeit eingebüßt hat, oder weil sie in einer Währungsunion an die gemeinsame Zentralbank delegiert wurde, kommt der Fiskalpolitik dennoch eine Rolle bei der Wahrung der makroökonomischen Stabilität zu (gestrichelter Pfeil in Abbildung 1).

Fazit: kein übereilter Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik!

Was vor der Krise eine dubiose Strategie gewesen wäre, wäre es erst recht unter den Bedingungen fortgesetzt unterschrittener Inflationsziele und anhaltender Wachstumsschwäche, wie sie derzeit insbesondere noch die Eurozone kennzeichnen. Ein verfrühter Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik würde den Abbau überhöhter Schulden nicht beschleunigen, sondern verlangsamen, und den Deflationsdruck nicht vermindern, sondern verschärfen. Eine Strategie, die darauf hinausläuft, die Realwirtschaft mit einer deflationären Geldpolitik dafür in Geiselhaft zu nehmen, dass die Finanzmärkte keine bedrohlichen Risiken aufbauen, oder dass Regierungen ihre Hausaufgaben tatsächlich angehen, wäre eine ineffiziente und kostspielige Fehlallokation der Verantwortlichkeiten und daher zum Scheitern verurteilt.


Wo liegen die Gefahren niedriger Zinsen?

Im Zuge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise haben die Notenbanken vielerorts ihre Leitzinsen massiv abgesenkt und mitunter weitere Maßnahmen wie das sogenannte „Quantitative Easing“ oder die „Forward Guidance“ ergriffen, um ihre Geldpolitik noch expansiver zu gestalten. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins zuletzt auf 0,15 % gesenkt und angekündigt, ihn voraussichtlich für einen längeren Zeitraum auf diesem niedrigen Niveau zu belassen.

Nach der Lesart der EZB und ihrer geldpolitischen Konzeption erscheint es angemessen, dass sie ihren Leitzins voraussichtlich für geraume Zeit auf einem sehr niedrigen Niveau belässt; so befindet sich die Inflation im Euroraum merklich unterhalb des EZB-Ziels und konjunkturell zeichnet sich noch keine durchgreifende Erholung ab. Gleichwohl können sich durch eine ausgeprägte Niedrigzinsphase gravierende stabilitätspolitische Risiken ergeben. Dies gilt insbesondere für Volkswirtschaften wie Deutschland, die sich konjunkturell offenbar in einer deutlich günstigeren Lage befinden als andere Volkswirtschaften der Währungsunion, so dass die Geldpolitik der EZB, die sich an der Entwicklung im gesamten Währungsraum orientiert, für Deutschland deutlich zu expansiv ausgerichtet ist. Zudem tragen auch noch andere Faktoren – insbesondere die Perzeption ausländischer Anleger von Deutschland als sicherem Hafen – zu dem in Deutschland allgemein sehr niedrigen Zinsniveau bei. Dieser Effekt dürfte indes – auch aufgrund der Ankündigungen von Outright Monetary Trans­actions – zuletzt deutlich nachgelassen haben, wie sich an den deutlich geringeren Risikoaufschlägen für Staatsanleihen im Euroraum ablesen lässt.

Im Folgenden diskutieren wir mögliche Risiken, die sich aus der langanhaltenden Phase sehr niedriger Zinsen für die deutsche Volkswirtschaft ergeben könnten, und zeigen Handlungsempfehlungen für die Politik auf. Drei Risiken stehen derzeit besonders im Fokus, nämlich Risiken für die Altersvorsorge, für die öffentlichen Haushalte und für die Finanzmarktstabilität.

Risiken für die Altersvorsorge

Seit einiger Zeit wird vermehrt auf die negativen Konsequenzen niedriger Zinsen für „Sparer“ verwiesen und gewarnt, die Zinspolitik der EZB könne zu einer Welle der Altersarmut führen. Es wird argumentiert, die Renditen für festverzinsliche Anlagen seien derzeit sehr gering und solche Anlagen würden sogar mitunter real an Wert verlieren. Allerdings ist das Phänomen einer negativen Realverzinsung von konservativen Sparformen wie Tagesgeld und Sparbuch nicht ungewöhnlich. Daten der Bundesbank legen nahe, dass negative Realzinsen bei diesen sehr sicheren Anlageformen in der Vergangenheit eher die Regel als die Ausnahme waren (vgl. Abbildung 1). Von dieser Seite her haben sich die Risiken für die Altersvorsorge folglich nicht deutlich erhöht.

Abbildung 1
Realzinsen auf Spareinlagen
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Quelle: Deutsche Bundesbank.

Für eine umfassende Beurteilung der Risiken ist es jedoch zu kurz gegriffen, den Blick ausschließlich auf festverzinsliche Anlageformen zu richten. Die Auswirkungen auf die Altersvorsorge ergeben sich aus einer Reihe von unmittelbaren und mittelbaren Folgen der Niedrigzinsphase, die beispielsweise von der Sparneigung der privaten Haushalte, über die Folgen für die kapitalgedeckte Altersvorsorge und die zukünftige Preisentwicklung bis hin zu Auswirkungen auf die gesetzliche Rentenversicherung reichen können und sich zudem individuell stark unterscheiden dürften. Somit ist es alles andere als trivial die Risiken, die sich aus der Niedrigzinsphase für die Altersvorsorge ergeben, abzuschätzen. Dabei ist insbesondere zu bedenken, dass es keine historischen Erfahrungen mit lang anhaltenden Phasen extrem niedriger nominaler Zinsen gibt.

Allerdings zeichnen sich bereits vermehrt Risiken für die Anbieter von Altersvorsorgeprodukten ab. Banken und Versicherungen haben langlaufende Sparverträge mit nominal garantierten Zinsen angeboten bzw. tun dies immer noch; für Lebensversicherungen wird der sogenannte Höchstrechnungszins sogar staatlich reglementiert. Mit einer solch lange andauernden nominalen Niedrigzinsphase dürften die wenigsten Anbieter dieser Produkte kalkuliert haben, so dass sie keine entsprechend langfristigen Kontrakte zur Erwirtschaftung der Garantiezinsen eingegangen sein dürften. Somit könnten akute Risiken für die Altersvorsorge durch mögliche Insolvenzen von Anbietern langfristiger Sparverträge bestehen. Die Insolvenz solcher Anbieter könnte zum einen individuelle Teile der Altersvorsorge gefährden und zum anderen die Stabilität des Finanzsystems beeinträchtigen.

Risiken für die öffentlichen Haushalte.

Das allgemein niedrige Zinsniveau hat die öffentlichen Haushalte zuletzt massiv entlastet. Maßgeblich hierfür ist neben den niedrigen Zentralbankzinsen auch die Perzeption von Bundesanleihen als „sicherer Hafen“. Insgesamt können die öffentlichen Haushalte auslaufende Anleihen und Kreditverträge zu deutlich günstigeren Konditionen refinanzieren als in den Jahren vor der Finanz- und Wirtschaftskrise. Da immer noch Anleihen im Umlauf sind, die vor dieser Zeit begeben wurden, dürften diese entlastenden Effekte für die öffentlichen Haushalte sogar noch weiter zunehmen. Die Auswirkungen sind inzwischen beträchtlich. Noch 2009 rechnete die Bundesregierung für 2013 mit Zinsausgaben von 52 Mrd. Euro. Tatsächlich wurden „nur“ 31 Mrd. Euro verausgabt, obwohl der Schuldenstand in diesem Zeitraum sogar noch spürbar gestiegen ist.

In der Folge hat Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble jüngst für 2015 einen ausgeglichenen Haushalt in Aussicht gestellt. Auch wenn es angesichts jüngster Konjunkturrisiken und zusätzlicher Unsicherheiten, wie z.B. der Frage der Zukunft der Kernbrennstoffsteuer, nicht ausgemacht ist, dass dieses Ziel tatsächlich erreicht wird, so dürfte die Bundesregierung die Vorgaben der Schuldenbremse problemlos einhalten. Abgesehen von einigen Eingriffen in die Finanzbeziehungen mit den Sozialversicherungen wurde dies ohne größere Konsolidierungsanstrengungen erreicht. So gesehen kommen die niedrigen Zinsen auch den Bürgern in Form von unterbliebenen Leistungskürzungen und Steuererhöhungen zugute.

Doch steckt gerade hier eine Gefahr. Die Konsolidierungsnotwendigkeiten zur Einhaltung der Schuldenbremse, die sich noch vor einigen Jahren abzeichneten, haben sich schließlich nicht in Luft aufgelöst, sondern werden von den niedrigen und teilweise noch sinkenden Zinsausgaben überdeckt. Im Zuge der Berechnung des für die Schuldenbremse relevanten strukturellen Budgetsaldos werden Zinsausgaben nicht geglättet. Sie gelten als „strukturell“. Sollte also die Finanzpolitik in den kommenden Jahren die Vorgaben der Schuldenbremse „nur“ exakt erfüllen und scheinbare Spielräume z.B. für zusätzliche Ausgaben nutzen, würde eine Zinswende sofort Konsolidierungsdruck erzeugen. Sollte die Zinswende mit einer konjunkturellen Abschwächung in Deutschland einhergehen, käme die dann notwendige Konsolidierung zur Unzeit.

Risiken für die Finanzmarktstabilität.

Von der langanhaltenden Niedrigzinsphase können erhebliche Risiken für die Finanzmarktstabilität ausgehen, unter anderem weil niedrige Zinsen eine übermäßige Risikoneigung und Kreditvergabe der Finanzmarktakteure fördern. Eine erhöhte Risikoneigung in Niedrigzinsphasen ist zum Teil damit zu erklären, dass Finanzmarktakteure (wie z.B. Anbieter von Lebensversicherungen) größere Risiken eingehen, um zuvor abgegebenen Renditeversprechungen nachkommen zu können. Hinzu kommt, dass sich ausgeprägte Niedrigzinsphasen massiv auf die Risikowahrnehmung der Akteure auswirken können. In solchen Phasen werden Vermögenspreise bzw. Kreditsicherheiten sowie Renditechancen häufig zu hoch bewertet und in der Folge Risiken beispielsweise bei der Kreditvergabe unterschätzt. In der Folge tendieren Banken in Niedrigzinsphasen dazu, ihre Kreditstandards merklich zu senken und Kredite auch an Kreditnehmer mit geringerer Bonität zu vergeben.

Dies ist auch eine Ursache dafür, dass in Niedrigzinsphasen häufig das Kreditvolumen stark zunimmt. In der Folge wird der Finanzsektor nicht nur insgesamt anfälliger gegenüber negativen „Schocks“, sondern auch gegenüber einem Anziehen des Zinsniveaus beispielsweise infolge einer Straffung der Geldpolitik. Besonders bedrohlich wird eine starke Ausweitung des Kreditvolumens dann, wenn sie mit einer massiven Fehlallokation von Kapital und entsprechend mit massiven realwirtschaftlichen Verwerfungen einhergeht. Solche Fehlallokationen sind in der Vergangenheit während Niedrigzinsphasen regelmäßig auf Immobilienmärkten aufgetreten. Folglich gingen früheren Finanzkrisen neben kräftigen Anstiegen des Kreditvolumens regelmäßig auch kräftige Anstiege der Immobilienpreise voraus.

Ob in Deutschland derzeit bereits die Finanzmarktstabilität massiv gefährdet ist oder gar eine neuerliche Finanzkrise droht, ist jedoch nur schwer abschätzbar. Finanzkrisen sind oft das Resultat jahrelanger Fehlentwicklungen. Wann sich genau das Auftürmen dieser Fehlentwicklungen in einer Finanzkrise entlädt, ist kaum vorhersehbar. Deshalb stellen Frühwarnsysteme für Finanzkrisen in der Regel darauf ab, typische Fehlentwicklungen zu identifizieren. Solche Frühwarnsysteme würden typischerweise auf erhöhte Risiken für eine Finanzkrise in Deutschland hinweisen, wenn gleichzeitig das Kreditvolumen und die Immobilienpreise spürbar anziehen und deutlich von ihren trendmäßigen Entwicklungen abweichen.

Vor diesem Hintergrund sind die Risiken für die Finanzmarktstabilität in Deutschland derzeit offenbar noch überschaubar. Dafür spricht vor allem, dass die Kreditvergabe in Deutschland bisher kaum angesprungen ist. Das Kreditvolumen ist erst seit 2011 wieder leicht aufwärts gerichtet und befindet sich deutlich unterhalb seines längerfristigen Trends (vgl. Abbildung 2 a).

Abbildung 2
Kredit- und Immobilienpreisentwicklung in Deutschland, 1991 bis 2014
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Anmerkungen: Kreditvolumen: Privater nicht-finanzieller Sektor. Immobilienpreise: In Relation zu den Verbraucherpreisen. Der Trend wurde mittels des Hodrick-Prescott-Filters geschätzt. Der Glättungsparameter lambda wurde dafür auf 400 000 gesetzt.

Quelle: Bank for International Settlements: Long series on credit to the private non-financial sector; Federal Reserve Bank of Dallas: International House Price Database.

Gleichwohl sollte man in den kommenden Jahren gerade in Deutschland potenzielle Risiken für die Finanzmarktstabilität besonders wachsam beobachten:

  1. Die Immobilienpreise sind seit einiger Zeit wieder aufwärts gerichtet. In Relation zur allgemeinen Verbraucherpreisentwicklung haben sie seit 2008 um knapp 10 % zugelegt und befinden sich bereits merklich oberhalb ihres längerfristigen Trends (vgl. Abbildung 2 b).
  2. Die Zinsen dürften noch für einen längeren Zeitraum auf einem für Deutschland sehr niedrigen Niveau bleiben, wodurch sich die Risiken für Deutschland voraussichtlich sukzessive erhöhen werden. Dies könnte sich insbesondere bei einem merklichen Anziehen der Kreditvergabe in Deutschland zeigen.
  3. Frühwarnsysteme können nur vor Krisen warnen, die dieselben Merkmale aufweisen, wie frühere Krisen. Auch wenn es solche typischen Merkmale von Finanzkrisen gibt, so folgen sie doch nicht immer demselben Muster und es ist nicht trivial, die zugrunde liegenden Fehlentwicklungen zeitnah zu identifizieren.

Ein anschauliches Beispiel hierfür ist die jüngste Finanzkrise in Deutschland, die über internationale Finanzverflechtungen nach Deutschland „importiert“ wurde, aber nicht auf Übertreibungen bei der heimischen Kreditvergabe oder auf dem inländischen Immobilienmarkt zurückzuführen ist. In der Folge hätten typische Frühwarnsysteme für Finanzkrisen (die beispielsweise auf das Kreditvolumen und die Immobilienpreise abstellen) im Fall von Deutschland keine Warnsignale abgegeben.

Handlungsempfehlungen für die Politik.

Alles in allem ergeben sich aus der langanhaltenden Niedrigzinsphase mittelfristig erhebliche stabilitätspolitische Risiken für Deutschland, insbesondere für die öffentlichen Haushalte und die Finanzmarktstabilität. Die Finanz- und Wirtschaftspolitik ist diesen Risiken (auch innerhalb einer Währungsunion) nicht gänzlich ausgeliefert. Es gibt zahlreiche Handlungsoptionen, die die Risiken für die deutsche Volkswirtschaft nicht nur eindämmen würden, sondern sie auch insgesamt krisenfester machen würde.

Bezüglich der öffentlichen Finanzen sollte die Finanzpolitik auf die Niedrigzinsphase mit einer ausgeprägten Risikovorsorge – hier das Risiko einer Zinswende – reagieren und in der jetzigen Situation die Verschuldung (in Relation zur Wirtschaftsleistung) deutlich rascher zurückführen, als es die Vorgaben der Schuldenbremse vorsehen. Operationalisiert werden könnte dies, indem bei der Berechnung des strukturellen Budgetsaldos nicht die tatsächlichen Zinszahlungen, sondern kalkulatorische Zinsen angesetzt werden, die sich aus langfristigen Durchschnittszinsen ergeben. Es sollte umgekehrt dagegen unbedingt vermieden werden, die scheinbar günstige Haushaltslage für Ausgabenprogramme zu nutzen.

Bezüglich der Finanzmarktstabilität ist von herausragender Bedeutung, durch geeignete makroprudenzielle Maßnahmen das Finanzsystem krisenfester zu machen und das Haftungsprinzip zu stärken. Dazu beitragen werden einige der im Basel-III-Regelwerk vorgeschlagenen Instrumente, insbesondere die höheren Eigenkapitalanforderungen, die Einführung eines Kapitalerhaltungspuffers sowie einer Verschuldungsgrenze zur Eigenkapitalhebelung (Leverage). Allerdings sollten diese Instrumente rascher und restriktiver in Deutschland eingeführt werden, als dies das Basel-III-Regelwerk vorsieht. Darüber hinaus sollten Geschäftsbanken verstärkt dazu verpflichtet werden, Anleihen zukünftig in Form von bedingten Zwangswandelanleihen zu emittieren. Die Umsetzung dieser Maßnahmen würde sich doppelt rentieren. Nicht nur das Finanzsystem würde insgesamt stabiler werden, sondern dies würde auch dem Entstehen gefährlicher kreditgetriebener Boom-Bust-Zyklen bei den Vermögenspreisen entgegenwirken.


Niedrigzinsen sind sinnvoll, können Probleme in Europa aber nicht alleine lösen.

Seit mehreren Jahren folgt die Geldpolitik in vielen Industrie- und Schwellenländern einem ausgesprochen expansiven Kurs. Weithin wurden dabei neben der expansiv ausgerichteten Zinspolitik auch andere, liquiditätsbereitstellende Maßnahmen ergriffen, um der im Zuge der globalen Rezession und Finanzkrise massiv sinkenden Kreditvergabe zu begegnen. Während andernorts die geldpolitischen Zügel allmählich wieder angezogen werden, erreichte die expansive Ausrichtung der Geldpolitik im Euroraum Anfang Juni 2014 einen vorläufigen Höhepunkt, als die Europäische Zentralbank auf die Gefahr einer Deflationsspirale mit einem breit angelegten Maßnahmenpaket reagiert hatte. Neben einer abermaligen Senkung der Leitzinsen – und damit einer Inkaufnahme negativer Einlagezinsen – hat sie Maßnahmen beschlossen, die die Kreditvergabe von Banken an Unternehmen und Haushalte im Euroraum anregen sollen.

Mit der expansiven Geldpolitik ging ein deutlicher Rückgang der nominalen Zinsen im Euroraum einher. In allen Mitgliedsländern der Währungsunion sind die Kreditzinsen im Verlauf der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise deutlich zurückgegangen (vgl. Abbildung 1). Seit Beginn der Krise im Euroraum haben die Zinsen allmählich wieder angezogen, da einerseits die Kapitalzuflüsse aus dem Ausland deutlich abgenommen und andererseits die Banken in der Währungsunion ihre Kreditvergabekonditionen deutlich restriktiver gestaltet haben. Diese Gegenbewegung war in den Krisenländern besonders ausgeprägt, während die übrigen Länder und insbesondere Deutschland durch stabil niedrige Zinsen davon profitieren, dass auf der Suche nach sicheren Anlagemöglichkeiten vermehrt Kapital aus den Krisenländern dorthin verlagert wird.

Abbildung 1
Nominale Kreditzinsen1 im Euroraum
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1 Kredite bis 1 Mio. Euro, variabel oder mit anfänglicher Zinsbindung bis ein Jahr.

Quelle: Deutsche Bundesbank.

Umverteilung von Sparern zu Schuldnern.

Gerade in Deutschland sorgt die Zinsentwicklung für erhebliche zusätzliche Spielräume in den öffentlichen Haushalten. Am 14. August 2014 sind die Zinsen auf neu emittierte zehnjährige deutsche Staatsanleihen erstmals unter 1 % gesunken. Die durchschnittliche Verzinsung der deutschen Staatsschulden ist nach Berechnungen der Bundesbank seit 2007 von gut 4 % auf etwa 2½% 2013 gesunken; pro Jahr ergibt sich aus diesem Rückgang eine rechnerische Entlastung gegenüber einem Szenario, in dem die Zinsen auf dem Stand von 2007 angenommen werden, von etwa 30 Mrd. Euro. Für die Gläubiger der Staaten führen die gesunkenen Zinsen hingegen zu einer entsprechend rückläufigen Rendite ihrer Staatsanleihen. Auch für die Sparer mit gewöhnlichen Spar- oder Girokonten führen die sinkenden Zinsen zu geringeren Einkünften (vgl. Abbildung 2). Gerade in Deutschland sind die nominalen Zinsen auf Spareinlagen deutlich zurückgegangen.

Abbildung 2
Nominale Sparzinsen1 im Euroraum
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1 Spareinlagen mit vereinbarter Laufzeit bis ein Jahr.

Quelle: Deutsche Bundesbank.

In der Tat führen die niedrigen Zinsen dazu, dass es für Sparer derzeit schwieriger ist, ihr Vermögen in realer Rechnung zu erhalten, liegen die Zinsen für Geldanlagen zurzeit doch (knapp) unter der inflationsbedingten Entwertung der Vermögen. Die hierauf hinweisenden Kritiker der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) übersehen allerdings, dass solche negativen Realzinsen im historischen Vergleich keinesfalls ungewöhnlich sind (vgl. Abbildung 3); darauf weist auch die Deutsche Bundesbank hin. Freilich ist es vor allem den niedrigen Inflationsraten zu verdanken, dass trotz der mageren nominalen Verzinsung von Spareinlagen der Realzins historisch nicht auffallend niedrig ist.

Abbildung 3
Reale Sparzinsen in Deutschland
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Durchschnittlicher Zins für neuabgeschlossene Verträge über Einlagen privater Haushalte mit bis zu dreimonatiger Kündigungsfrist, deflationiert mit dem Verbraucherpreisindex.

Quelle: Deutsche Bundesbank; Berechnungen DIW.

Problematisch ist die Entwicklung in diesem Sinne allenfalls für diejenigen, die zu den jetzt gültigen Konditionen größere Geldbeträge über einen längeren Zeitraum festverzinslich anlegen wollen und dabei nicht auf alternative Anlageformen mit flexibler Rendite ausweichen können. Schwierigkeiten ergeben sich aus dem aktuellen Niedrigzinsumfeld außerdem für Lebensversicherungsunternehmen, die unter den derzeitigen Umständen kaum die zugesagten nominalen Garantierenditen erwirtschaften können. Für viele andere Wirtschaftsakteure in Deutschland, darunter insbesondere viele Unternehmen, die wegen der niedrigen Zinsen zu günstigen Konditionen Kredit aufnehmen können, um auf diese Weise Investitionen zu finanzieren, aber auch für diejenigen Haushalte, die etwa einen Kredit für Immobilienkauf oder -bau aufnehmen, ist das Niedrigzinsumfeld hingegen eine Erleichterung.

Gemessen an der wirtschaftlichen Lage ist die Geldpolitik nicht ungewöhnlich expansiv.

Kritik an der Niedrigzinspolitik ist schon deshalb verfehlt, weil sich die EZB-Politik an der wirtschaftlichen Lage in der gesamten Währungsunion zu orientieren hat. Dabei ist es für einen heterogenen Währungsraum völlig normal, dass die Geldpolitik aus Sicht einzelner Regionen oder Länder nicht optimal ausgerichtet ist. Die EZB sieht sich in diesem Sinne dem klassischen Problem monetärer Integration gegenüber, wie es etwa im Rahmen der Theorie Optimaler Währungsräume4 formuliert ist. Demnach hat die Zentralbank mit ihren traditionellen Instrumenten und namentlich der Zinspolitik keine Möglichkeit, eine den individuellen regionalen wirtschaftlichen Bedingungen angepasste Geldpolitik zu betreiben, sondern muss vielmehr eine den in der Währungsunion insgesamt herrschenden Verhältnissen angemessene Politik wählen. Eine Kritik an der EZB, die sich alleine aus der wirtschaftlichen Lage in Deutschland ableitet, kann daher nicht angemessen sein.

Ohnehin würde es auch der wirtschaftlichen Lage in Deutschland nicht gerecht, zum jetzigen Zeitpunkt die Zinsen zu erhöhen. Die deutsche Volkswirtschaft hat derzeit noch unterausgelastete Kapazitäten; die seit dem zweiten Quartal deutlich abgekühlte konjunkturelle Entwicklung spricht auch nicht dafür, dass sich die Produktionslücke in naher Zukunft schließen wird. Vor diesem Hintergrund ist zunächst nicht davon auszugehen, dass die Inflationsrate in Deutschland, die im August nur bei 0,8 % lag, merklich steigt. Für die Realzinsen dürfte daher von dieser Seite kein negativer Einfluss ausgehen.

Dies gilt umso mehr für den Euroraum als Ganzen: Die Inflationsrate in der Währungsunion liegt seit mehreren Jahren deutlich unter dem von der EZB als Preisstabilität definierten Ziel von unter, aber nahe 2 %; im August ist sie auf 0,3 % gesunken. Vor allem in den Krisenländern ist die Kapazitätsauslastung zudem niedrig und die Investitionstätigkeit äußerst schwach. Eine restriktivere Geldpolitik dürfte den allmählichen Erholungsprozess, der sich in manchen der Volkswirtschaften – namentlich in Spanien und Portugal – abzeichnet, erschweren und in den Ländern, die weiterhin mit den Folgen struktureller Probleme kämpfen – zu denken ist insbesondere an Frankreich und Italien – für eine zusätzliche Belastung der ohnehin schwachen Konjunktur sorgen. Während eine expansive Geldpolitik kein Ersatz für die Lösung dieser strukturellen Probleme sein darf, spricht aus einer gesamtwirtschaftlichen Sicht selbst längerfristig nichts dafür, dass unter den gegebenen Rahmenbedingungen mit einer Überschreitung des Inflationsziels zu rechnen ist. Vielmehr ist die Gefahr nicht von der Hand zu weisen, dass die Preisdynamik im Euroraum bei einer restriktiveren Geldpolitik noch geringer wird und sich Deflationsrisiken materialisieren.

Trotz der expansiven Politik erholt sich die Realwirtschaft kaum.

Bereits jetzt belasten die niedrigen Preissteigerungsraten die wirtschaftliche Erholung in der Währungsunion, da sie den Schuldenabbau der Haushalte, Unternehmen und des Staates erschweren. Niedrige Preissteigerungsraten oder gar ein Rückgang der Preise dämpfen die Steuereinnahmen und machen einen Abbau der öffentlichen Schulden zusätzlich schwierig, so dass verstärkt über die öffentlichen Ausgaben konsolidiert werden muss. Die privaten Wirtschaftsakteure waren nach dem Platzen der Finanzmarkt- und Immobilienblasen in einigen der Krisenländer der Währungsunion – namentlich in Spanien und Irland – damit konfrontiert, dass der Wert ihrer Vermögen erheblich gesunken und ihre (Netto-)Verschuldung stark gestiegen war. Wegen der niedrigen Inflationsraten oder gar der Deflation war auch bei den privaten Schulden in realer Rechnung kaum eine Entlastung zu spüren. In der Konsequenz haben die Haushalte ihre Konsumnachfrage und die Unternehmen ihre Investitionstätigkeit stark eingeschränkt.

Dieses Phänomen ist nicht auf den Euroraum beschränkt. Vielmehr waren und sind solche „Bilanzrezessionen“ (Balance Sheet Recessions) für die meisten Volkswirtschaften festzustellen, in denen in den vergangenen Jahren das Platzen von Finanz- oder Immobilienmarktblasen zu einer Entwertung von Vermögen geführt und in der Folge eine hohe Ersparnisbildung beziehungsweise niedrige Kreditnachfrage mit sich gebracht hat, die bereits für sich genommen zu sinkenden Zinsen führte. Die Niedrigzinspolitik, mit der die Zentralbanken global auf die Krise reagierten, setzte die Zinsen noch zusätzlich unter Druck. Dabei ist die Wirkung dieser Politik auf die Realzinsen wegen der stark gesunkenen Inflationsraten – und der bindenden Nullzinsgrenze – allerdings beschränkt und der expansive Impuls, der von der Geldpolitik ausgeht, gering. In der Folge vollzieht sich die Erholung von der Rezession ausgesprochen langsam, viele Ökonomen erwarten eine säkulare Stagnation mit lang anhaltend geringem Wachstum und ausgeprägter Arbeitsmarktschwäche.

Entsprechend bleibt auch im Euroraum die konjunkturelle Erholung ausgesprochen zögerlich. Zwar ist in manchen Krisenländern die Talsohle der wirtschaftlichen Entwicklung durchschritten und eine allmähliche Aufwärtsbewegung zeichnet sich ab. Von dem Produktions- und Beschäftigungsniveau vor der Rezession sind die meisten Mitgliedsländer der Währungsunion aber weit entfernt (vgl. Abbildung 4).

Abbildung 4
Reales Bruttoinlandsprodukt im Euroraum
Index, Q1 2008 = 100, letzte Beobachtung: Q2 2014
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Quelle: Eurostat.

Nun ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Rückgang der privaten und öffentlichen Ausgaben in den Krisenländern des Euroraums als Korrektur der Ausrichtung der betroffenen Ökonomien zu sehen ist, die insofern durchaus erforderlich war, als sich das vormalige Wachstumsmodell – gestützt etwa auf eine exzessive Bautätigkeit oder hohe öffentliche Ausgaben – als nicht tragfähig erwiesen hat. Nachdem dieser Korrekturprozess zumindest in einigen Ländern allmählich zum Ende zu kommen scheint, sind die Wirtschaftsakteure gefordert, neue und hoffentlich nachhaltige Wirtschaftsstrukturen aufzubauen. Eine restriktivere Geldpolitik dürfte in diesem Prozess eine Belastung darstellen, da insbesondere die für einen Aufbau neuer Kapazitäten etwa in der Exportwirtschaft erforderliche Investitionstätigkeit gedämpft wird.

Risiken im Auge behalten.

Die Risiken der expansiven Geldpolitik sind beachtlich. So ist im derzeitigen Umfeld nicht gewährleistet, dass die durch die niedrigen Zinsen angeregten Investitionen auch wirklich in eine das Wachstum nachhaltig stärkende produktive Verwendung fließen. Auch die stark steigenden Bewertungen an den Immobilien-, Anleihe- und Aktienmärkten werden wohl zu Recht mit der lockeren Geldpolitik in Verbindung gebracht. So ist nicht auszuschließen, dass es wegen der monetären Rahmenbedingungen im Euroraum wie auch global erneut zu Fehlallokationen von Kapital kommt, die zwar kurzfristig mit kräftigerem Wachstum einhergehen, diese Überhitzung sich aber erneut nur unter Inkaufnahme gravierender Verwerfungen an den Märkten auflöst. Zwar weist etwa EZB-Präsident Draghi zu Recht darauf hin, dass in erster Linie die makroprudenzielle Regulierung für die Finanzmarktstabilität verantwortlich sei und das Primärziel der Notenbank sich eindeutig auf die Preisstabilität beziehe. Eine Mitverantwortung der Geldpolitik für den Aufbau finanzieller Ungleichgewichte bleibt aber bestehen, da die Wirtschaftssubjekte bei niedrigen Zinsen einen zusätzlichen Anreiz haben – etwa auch, weil bestimmte nominale Renditeziele vertraglich vereinbart sind –, in riskantere Projekte zu investieren.

Fazit:

Die insbesondere in Deutschland zuletzt vielfach geäußerte Kritik an der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank ist unangemessen. Bereinigt um Preissteigerungen liegen die Zinsen derzeit nicht ungewöhnlich niedrig, vor allem, da – auch in Deutschland – die Inflationsrate ausgesprochen gering ist. Für die Währungsunion als Ganze ist eine anhaltende Verletzung des Ziels der Preisstabilität, das die EZB bei einer Inflationsrate von unter, aber nahe 2 % als erreicht ansieht, festzustellen. Die konjunkturelle Entwicklung lässt weder für den Euroraum noch für die deutsche Volkswirtschaft erwarten, dass es zu einem kräftigen Anstieg der Inflationsraten kommt. Vor diesem Hintergrund tut die EZB gut daran, ihren derzeit sehr expansiven Kurs beizubehalten. Dass eine solche Politik Umverteilungswirkungen hat – von Sparern zu Schuldnern, von Haushalten zu Regierungen – ist ihr dabei nicht vorzuwerfen; Umverteilungswirkungen sind geradezu ein Wesensmerkmal wirtschaftspolitischer Entscheidungen und kein Hindernis. Der EZB in diesem Zusammenhang mangelnde Legitimation vorzuwerfen, führt in die Irre, denn das der Zentralbank von legitimierten Entscheidungsträgern übertragene Primärziel der Preisstabilität spricht in der aktuellen Situation gerade für eine Beibehaltung der expansiven Politik.

Zwar sollte die EZB die Risiken ihrer Politik, wie sie sich insbesondere in Überhitzungserscheinungen auf den Finanzmärkten zeigen, im Auge behalten. Allerdings sind andere politische Akteure gefordert, die Rahmenbedingungen für die Finanzmärkte so zu gestalten, dass die Gefahr neuer Finanzmarktungleichgewichte möglichst gering bleibt. Auch die europäische Wirtschaftspolitik hat in dieser Hinsicht noch einigen Nachholbedarf. So schreitet die Implementierung makroprudenzielle Maßnahmen bisher eher langsam voran und die enge Verbindung zwischen privater und öffentlicher Verschuldung, die die Ausbreitung der Krise im Euroraum beschleunigt hat, ist immer noch nicht gekappt.

Ohnehin sollte die europäische Wirtschaftspolitik – sowohl auf der nationalen Ebene als auch in Brüssel – nicht davon ausgehen, dass die Europäische Zentralbank die (aktuellen und künftigen) Schwierigkeiten der Währungsunion allein lösen kann. Eine expansive Geldpolitik kann kein Ersatz für die Lösung struktureller Probleme sein, sondern dient allenfalls dazu, deren Lösung zu erleichtern. Weiterhin sind es vor allem andere Akteure, die dafür sorgen müssen, dass sich die Währungsunion wieder tragfähige Wachstumsmöglichkeiten erschließt. In erster Linie ist dabei darauf hinzuwirken, dass sich die private Investitionstätigkeit von der Schwäche erholt, in der sie sich vielerorts bereits seit über einem Jahrzehnt, in einigen Krisenländern zumindest seit einigen Jahren befindet. Hierzu sollte die Einrichtung eines zeitlich befristeten Investitionsfonds erwogen werden, um die derzeit noch durch hohe Unsicherheit beeinträchtigte Kreditvergabe der Banken zu ergänzen. Wichtig ist aber auch eine strukturelle Verbesserung der Rahmenbedingungen für Investitionen in Europa, etwa durch eine effiziente Wettbewerbspolitik und ein investitionsfreundliches Steuersystem. Solange von Seiten der (privaten) Gläubiger wenig Kapital für Investitionszwecke nachgefragt wird, solange werden auch die Zinsen nur wenig steigen. Die Europäische Zentralbank dafür zu kritisieren, dass sie ihrem Mandat gerecht wird, ist unangebracht.


Niedrige Leitzinsen – kein Allheilmittel.

Unstrittig befinden sich die Leitzinsen in den wichtigen Währungsräumen USA, der Eurozone und auch in Japan auf einem sehr niedrigen Niveau. Niedrigzinspolitik ist kein Selbstzweck. Der Übergang auf eine weltweite Niedrigzinspolitik vollzog sich ruckartig im Gefolge der internationalen Finanzkrise 2008. Ende 2008 lagen die Leitzinsen und damit die wichtigen Refinanzierungssätze für Banken in den USA bei 0,13 % und in Japan bei 0,1 %. Auch in der Eurozone war der Leitzins angesichts der internationalen Finanzkrise deutlich gesenkt worden; er lag aber Ende 2008 noch bei 2,5 %. Damit waren in der akuten Finanzkrise zwar insgesamt die Leitzinsen in den wichtigen Währungsräumen kräftig rückläufig; bezogen auf das Niveau unterschieden sie sich jedoch in dieser Phase (Phase I) erheblich.

Seit der internationalen Finanzkrise 2008 sind mehr als fünf Jahre vergangen. In den USA und in Japan hat sich die extreme Niedrigzinspolitik weiter verstetigt. In der Eurozone rutschte der Leitzins erst 2012 unter die 1%-Marke. Seit dem 5.6.2014 liegt der Hauptrefinanzierungssatz der EZB bei 0,15 %. Folglich hat sich die Zinsdifferenz zu den anderen Währungsräumen inzwischen deutlich verringert. Als Ziel der extremen Niedrigzinspolitik wird inzwischen vor allem die Nachfragebelebung (Phase II) genannt. Dabei wird auf einen simplen, lehrbuchmäßig überlieferten Wirkungszusammenhang gesetzt: Niedrige Zinsen begünstigen demnach Investitionen und damit die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Aber es fällt auf, dass dieser Prozess irgendwie nicht in Gang kommen will.

Als extrem niedrige Verzinsung gelten in diesem Beitrag nominale Zinssätze, bei denen eine Null vor dem Komma steht. Im Fokus steht die Entwicklung in Deutschland.

Der Zins – eine schwierige Größe.

Anders als oft angenommen gibt es ihn nicht – den universellen Zins. Vielmehr gibt es eine Vielzahl von Zinssätzen. Der Leitzinssatz ist einer von ihnen. Er ist in erster Linie für die Geschäftsbanken relevant, da hiermit direkt Einfluss auf die Refinanzierungskosten genommen wird. Sinkt der Leitzins, so sinken die Refinanzierungskosten der Banken – folglich lassen sich im Finanzsektor bei einem solchen Zinsschritt zumindest kurzfristig höhere Gewinne realisieren. Dieser Effekt geht vor allem auf die Veränderung des Zinsniveaus zurück – nicht auf das Niveau an sich. Da im Gefolge der internationalen Finanzkrise die Leitzinsen merklich gesenkt wurden, ging von diesen geldpolitischen Entscheidungen und von den damit verbundenen Kostensenkungen für Banken eine stabilisierende Wirkung auf den Finanzsektor aus. Dies gilt vor allem für die Eurozone und die USA. In Japan waren die Leitzinsen ohnehin niedrig.

Profitieren konnten von der Zinsveränderung alle Geschäftsbanken – nicht nur die krisengefährdeten. Die Geschäftsbanken in Deutschland haben in Phase I nach der internationalen Finanzkrise eine hohe Nachfrage nach Zentralbankgeld entwickelt und ihre Bankbilanzen kräftig ausgeweitet. Damals lagen die Refinanzierungszinsen in der Eurozone deutlich über dem heutigen Niveau. Interessanterweise ging mit den weiteren Zinsschritten keine kontinuierliche Fortschreibung der Bilanzexpansion einher. Vielmehr nimmt die aggregierte Bilanzsumme der Banken in Deutschland in der extremen Niedrigzinsphase ab (vgl. Abbildung 1).

Abbildung 1
Entwicklung der aggregierten Bankbilanz in Deutschland
in Mrd. Euro
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Quelle: Deutsche Bundesbank, Juni 2014.

Sinkt also die Nachfrage nach Zentralbankgeld gerade in einer Phase, in der es besonders kostengünstig zu haben ist? Die Entwicklung der Bankbilanzen in Phase II dürfte entscheidend von den allgemeinen Rahmenbedingungen des Finanzsektors geprägt sein. Dazu gehört das regulatorische Umfeld, das seit der internationalen Finanzkrise deutlich verschärft worden ist. Das deutsche Drei-Säulen-System gilt zwar als stabil, wurde aber an einigen Stellen (beispielsweise bei den Landesbanken) mit erheblichen regulatorischen Einschnitten konfrontiert. Auch führt Basel III säulenübergreifend zu härteren Eigenkapitalvorschriften. Darüber hinaus ist der Finanzsektor mit den indirekten Folgen der europäischen Schuldenbremse konfrontiert – zwangsläufig wirkt diese dämpfend auf die staatliche Kreditnachfrage. Vereinfachend kann argumentiert werden, dass sich ein in der Vergangenheit bedeutungsvoller Kunde aus dem Verschuldungsgeschäft zurückzieht – dies obwohl die Kreditkonditionen als günstig gelten müssen.

Die aktuell niedrigen Nominalzinsen machen die beschränkten Renditemöglichkeiten mit risikoarmen Finanzprodukten offensichtlich. Aus der Sicht der Geschäftsbanken ist klar, dass Kreditgeschäfte in Zeiten dauerhaft niedriger Nominalzinsen schwierig sind. Gesucht wird nach profitablen Geschäftsmöglichkeiten mit geringem Risiko. Bislang galt die öffentliche Hand als ein risikoarmer Kreditnehmer. Das hat sich mit der europäischen Verschuldungskrise grundlegend geändert. Längst nicht mehr alle Staaten der Eurozone gelten als risikoarm. Ein wichtiger Profiteur dieses Gefüges ist die öffentliche Hand in Deutschland. Die Zinssätze für öffentliche Anleihen sind hier in den letzten Jahren in der Tendenz massiv gesunken; im Juni 2014 belief sich die Umlaufrendite auf 1,1 % nach 4,7 % im Juni 2008. Die kräftige Abwärtsbewegung bei der Zinslast führt zu deutlichen Budgetentlastungen. Bei kurzfristigen Anleihen wurde 2012 teilweise sogar eine Nullverzinsung erreicht. Daran wird deutlich, dass in die Zinskalkulationen der Kapitalgeber immer der Marktzins und eine kalkulatorische Risikoprämie eingehen – genau diese ist im Falle Deutschlands eher gering.

Der Leitzins der Zentralbank gibt zudem einen Orientierungspunkt für die Einlageverzinsung der Geschäftsbanken. Denn die Einlagen von privaten Haushalten, Unternehmen und vom Staat stellen die weitere wichtige Refinanzierungsquelle für Finanzintermediäre dar. Tatsächlich liegt die Einlageverzinsung in Deutschland, etwa bei klassischen Sparbüchern, ebenfalls im extrem niedrigen Bereich – für täglich fällige Einlagen von privaten Haushalten kommt die Deutsche Bundesbank im Juni 2014 auf 0,35 %. Bei einer aktuellen Inflationsrate von 0,8 % ergibt sich überschlagsmäßig ein negativer Realzins von 0,45 %. Der Kaufkraftverlust liegt bei denjenigen, die Spareinlagen bilden. Dies war jedoch auch in Zeiten höherer Leitzinsen so. Ende 2004 lag der hier herangezogene Einlagezins bei 1,17 %, die Inflation betrug in Deutschland 2,22 %. Die überschlagsmäßig berechnete negative Realverzinsung – also der Kaufkraftverlust – war damals sogar höher.

Zwar sind die Einlagezinsen extrem niedrig, dies gilt jedoch nicht für die Kreditzinsen, die privaten Haushalten berechnet werden (vgl. Abbildung 2). So verharren die Nominalzinsen für Konsumentenkredite trotz der deutlichen Leitzinssenkungen immer noch auf dem Vorkrisenniveau. Für den Monat Juni 2014 weist die Deutsche Bundesbank einen durchschnittlichen Effektivzins von 6,24 % aus. Die überschlagsmäßige Berechnung des Realzinses bei Konsumenten ergibt hier also einen Wert von 5,44 %! Mit anderen Worten, die Banken geben ihre günstigen Finanzierungskonditionen nicht an die privaten Haushalte weiter – der geldpolitische Transmissionsmechanismus ist an dieser Stelle verstopft.

Abbildung 2
Zinsentwicklung

Zinssatz in % p.a.

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Einlagenverzinsung: täglich fällige Einlagen. Unternehmenskredite: an nicht-finanzielle Kapitalgesellschaften, über 1 Mio. Euro, anfängliche Zinsbindung über fünf Jahre. Wohnungsbaukredite: an private Haushalte.

Quelle: Deutsche Bundesbank.

Bei den Unternehmenskrediten liefert die Deutsche Bundesbank sehr differenzierte Zinsstatistiken. Für die Betrachtung hier wurden Kredite an nicht-finanzielle Kapitalgesellschaften mit einer Zinsfestschreibung von fünf Jahren und einem Finanzierungsvolumen von mehr als 1 Mio. Euro gewählt. Dabei wird klar, dass die nominalen Zinssätze für diese Kredite im Gefolge der internationalen Finanzkrise deutlich gesunken sind. Diese Kredite haben sich aus Sicht der Unternehmen verbilligt, bleiben aber real immer noch im deutlich positiven Bereich. Die Zinskosten der Unternehmenskredite entwickeln sich parallel zu denen, die bei privaten Wohnungsbaukrediten berechnet werden. Interessant ist nun, dass während die Wohnungsbaukredite boomen, das Volumen der Unternehmenskredite eher rückläufig ist.

Renditeerwartungen sind entscheidend.

Niedrige Leitzinsen allein lösen noch keinen Nachfrageboom aus. Vielmehr zeigt sich, dass die niedrigen Leitzinsen derzeit über den Bankensektor nur selektiv an potenzielle Kreditnehmer weitergegeben werden. Aus der Sicht von Unternehmen ist es rational zwischen der klassischen Fremdfinanzierung und dem Einsatz eigener Finanzmittel abzuwägen. Lassen sich für die eigenen Finanzmittel über das Finanzsystem nur geringe Erträge realisieren, wird ihr Einsatz im Unternehmen attraktiver. Tatsächlich ist die Eigenkapitalquote von Unternehmen in Deutschland auch nach der internationalen Finanzkrise kräftig gestiegen und lag 2012 bei 27,5 %. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 lag die Eigenkapitalquote noch bei 15 %. Offenbar werden auch verstärkt Kredite innerhalb von Unternehmensverbünden gewährt; die Bedeutung von Bankkrediten nimmt ab. Interpretationen dieser strukturellen Umschichtungen gibt es zahlreiche. Sie können als Indiz für eine Verunsicherung im Unternehmenssektor verstanden werden. Die Entkoppelung von der Bankfinanzierung wird durch die aktuellen Rahmenbedingungen befeuert. Einiges spricht auch dafür, dass sich der Unternehmenssektor vor den negativen Folgen der extremen Niedrigverzinsung von Bankeinlagen zu schützen versucht, indem er auf die Steigerung der Eigenkapitalquote und wechselseitiger Unternehmenskredite setzt. Eine solche Kapitalumschichtung löst keinen Investitionsprozess aus.

Auch die privaten Haushalte in Deutschland zeigen ein erhebliches Renditebewusstsein. Kredite werden vorrangig für den Wohnungsbau aufgenommen. Hier kann im Unterschied zu den Konsumentenkrediten mit einer relativ geringen Nominalverzinsung gerechnet werden. Dazu kommt, dass die Immobilienpreise in Deutschland gerade in den Ballungsräumen kräftig gestiegen sind. Eine deutliche Trendwende ist nicht in Sicht. Parallel dazu ziehen auch die Mieten deutlich an. Diese Preiseffekte befeuern offensichtlich die Nachfrage nach Wohneigentum. Zum besseren Verständnis der Kreditentwicklung könnte bei der Wohnungsbaufinanzierung auch ein spezifischer „Wohnungsbaurealzins“ errechnet werden, wobei nicht die allgemeine Preisentwicklung, sondern die spezifische Immobilienpreisentwicklung einfließt. Bei einer solchen Vorgehensweise dürfte sich in vielen Einzelfällen derzeit eine bestenfalls knapp positive Realverzinsung von Wohnungsbaukrediten ergeben – ein Motiv für die aktuell massive Nachfrage nach solchen Finanzprodukten.

Insgesamt zeigt sich, dass sich selbst in den aktuellen Zeiten extremer Niedrigzinsen gerade die Kreditnachfrage von Unternehmen und öffentlichen Haushalten eher moderat entwickelt. Vor diesem Hintergrund steht der Finanzsektor vor erheblichen Herausforderungen. Denn eines seiner Kerngeschäfte, die Kreditvergabe, wird in Zeiten dauerhafter Niedrigzinsen infrage gestellt. Dazu kommt, dass zahlreiche Finanzdienstleistungen zunehmend von anderen Akteuren wahrgenommen werden – als Stichwort sei hier nur die Zahlung mit dem Smartphone genannt. Der deutsche Bankensektor hinkt gerade in wichtigen Dienstleistungssegmenten der internationalen Entwicklung hinterher. Hier besteht Handlungsbedarf.

Deflation und erlebte Inflation.

Vielfach wird die extreme Niedrigzinspolitik mit geringen Preissteigerungsraten in Verbindung gebracht. Bei einer solchen Konstellation geht es darum, Deflation zu vermeiden. Zur Berechnung der Preissteigerung wird ein Warenkorb herangezogen. Dieser Warenkorb bildet jedoch wichtige Bereiche der Vermögenspreisentwicklung nicht ab. Vor diesem Hintergrund erleben viele Menschen, aber auch Unternehmen im wirtschaftlichen Alltag nicht nur Deflationstendenzen, sondern sind in zentralen Bereichen erheblichen Preissteigerungen ausgesetzt. Die dauerhafte Niedrigzinspolitik befeuert eine dynamische Preisentwicklung bei zahlreichen Vermögenswerten. Nolens volens werden so die nominalen Vermögen der Vermögensbesitzer erhöht. Dies zeigt sich besonders gut im Immobiliensektor in Deutschland – aber auch bei anderen Vermögensarten.

Tatsächlich findet hier im Schatten der Niedrigzinspolitik und der Deflationsbekämpfung eine Umverteilung zugunsten von Realvermögensbesitzern statt. Kurzum: Langfristig können von extrem niedrigen Leitzinsen erhebliche destabilisierende Effekte auf die Gesamtwirtschaft ausgehen. Das Vermögen steigt so auch ohne Investition. Die Wirkung dauerhaft niedriger Leitzinsen unterscheidet sich folglich deutlich von der kurzfristiger Zinssenkungen. Die Entwicklung in Japan zeigt: Impulse auf die realwirtschaftliche Nachfrage werden immer unwahrscheinlicher, je länger die extreme Niedrigzinsphase andauert.

  • Hauptrefinanzierungssatz.
  • In Japan liegt der Refinanzierungssatz seit dem 5.10.2010 bei 0,05 %.
  • Dies obwohl der Schuldenstand der öffentlichen Haushalte in Deutschland gerade 2012 seinen bisherigen Rekordwert von 2068,3 Mrd. Euro erreichte (zum Vergleich: 2008 lag der Schuldenstand noch bei 1577,9 Mrd. Euro). Real bedeutet die nominale Nullverzinsung eine klare Umverteilung zugunsten des Kreditnehmers „öffentliche Hand“. In der Zinsentwicklung für öffentliche Anleihen schlägt offenbar auch die Bonitätsbewertung AAA Deutschlands zu Buche.
  • Dies ist der Zinssatz, den die Bundesbank für täglich fällige Einlagen privater Haushalte (Neugeschäft) für Juni 2014 ausweist. Vgl. http://www.bundesbank.de/Navigation/DE/Statistiken/Zeitreihen_Datenbanken/Makrooekonomische_Zeitreihen/its_list_node.html?listId=www_s11b_ne1.
  • Wie die einfache Rechnung oben zeigt, sind kalkulatorisch gegenüber 2004 trotz Niedrigzinspolitik sogar die Anreize gestiegen, täglich fällige Einlagen zu bilden. Dem entspricht, dass das heutige Neugeschäft mit diesen Finanzprodukten volumenmäßig deutlich über den Vergleichswerten aus dem Jahr 2004 liegt: Das Neugeschäft mit täglich fälligen Einlagen machte 2004 im Monatsdurchschnitt 418 Mio. Euro aus; 2014 wird ein Monatsdurchschnitt von 951 Mio. Euro gemeldet. Offenbar ist die Nominalverzinsung bei der Geldanlage nur eine unter etlichen entscheidungsrelevanten Determinanten.
  • Deutsche Bundesbank: Ertragslage und Finanzierungsverhältnisse deutscher Unternehmen 2012, Monatsbericht Dezember 2013.

Behutsamer Einstieg in die Zinswende.

Die Geldpolitik in den großen Währungsräumen befindet sich seit geraumer Zeit in einem Ausnahmezustand, sie nutzt unterschiedliche Instrumente mit unterschiedlicher Intensität, ist aber insgesamt stark expansiv ausgerichtet. In Japan haben zwei gesamtwirtschaftlich schwierige Jahrzehnte und deutlich deflationäre Tendenzen die Notenbank zu einer lockeren Geldpolitik veranlasst; in der Eurozone, in Großbritannien und den USA wurde dies erst durch die Finanzmarkt- und die Staatsschuldenkrise verursacht. Aus einem Einzelfall scheint der geldpolitische Normalfall geworden zu sein. Die niedrigen Zinsen sind dabei bei allen Gemeinsamkeiten der verschiedenen Währungsräume unterschiedlich motiviert. So dominiert in den USA und in Großbritannien die monetäre Staatsfinanzierung, in Japan hingegen seit 1999 die Deflationsbekämpfung und in der Eurozone die Sorge um eine anhaltende Segmentierung in nationale Finanzmärkte.

Die Handlungsstrategien haben sich im Zuge der Niedrigzinspolitik der Notenbanken weltweit angenähert. Selbst die stark in der Tradition der Bundesbank stehende Europäische Zentralbank (EZB) hat seit dem Frühjahr 2010 eher unkonventionelle Maßnahmen ergriffen, die allemal in Deutschland den Anstoß zu sehr grundsätzlichen Erörterungen geben. Bis zum Ausbruch der Finanzkrise stellte die Sicherung der Preisniveaustabilität das dominante geldpolitische Paradigma dar, dies hat die Niedrigzinspolitik relativiert. Mit der längeren Dauer des Krisenmodus verstärken sich aber auch Zweifel an diesem Kurs, und es kommt zu neuen Debatten über die Funktion der Geldpolitik im Spannungsfeld zwischen Preisniveaustabilität und der Stabilisierung des Finanzsystems.

Die Niedrigzinspolitik ist jedoch nicht nur für die geldpolitische Strategie problematisch, sondern ebenso für die praktische Frage, wie man aus einem solchen Modus ohne größere Kollateralschäden wieder zu neutraler Geldpolitik zurückkehren kann. Allerdings wird befürchtet, dass bei einer hohen öffentlichen Verschuldung ein Zinsanstieg die Solvenz eines Staates gefährdet. Daraus entsteht – im Sinne der fiskalischen Dominanz – Druck auf die Zentralbank, die Zinsen nicht zu erhöhen. Gleichermaßen kann bereits mit einer Zinswende und damit über abrupte Korrekturen von Erwartungen an den Rentenmärkten, Wertberichtigungsbedarf in erheblichem Ausmaß für die Anleger entstehen, was ebenfalls Druck auf die Notenbank auslöst, zinspolitisch nichts zu tun. Zweifellos sind diese Argumente stets gegen eine Zinswende ins Feld zu führen und in der Vergangenheit auch reflexhaft vorgetragen worden, doch sie gewinnen angesichts der gegenwärtig nahe null liegenden, den Verbraucherpreisanstieg nicht kompensierenden Notenbankzinsen sowie den historisch niedrigen Kapitalmarktzinsen besonderes Gewicht.

In der Eurozone gelten im Vergleich mit den anderen großen Währungsräumen spezielle Bedingungen, denn in den Krisenstaaten sind die Kapitalmarktzinsen nicht so niedrig, wie es aufgrund des Zinsniveaus in der Eurozone erwartbar wäre. Der geldpolitische Transmissionsmechanismus ist dort im Vergleich zu den anderen Mitgliedstaaten der Währungsunion noch gestört. Die infolge der Staatsschuldenkrise von gravierenden Zahlungsbilanzproblemen und Kapitalflucht stark betroffenen nationalen Bankensysteme der Krisenstatten haben mit erheblichen Bilanzproblemen zu kämpfen, die ihre Fähigkeit zur Kreditvergabe drastisch begrenzen. Zugleich sind dort Tendenzen zu deflationären Entwicklungen zu beobachten. Damit steht die EZB vor besonderen Herausforderungen – auch weil die Finanzsysteme fragmentiert sind. Bislang hat die EZB darauf mit einem Mix aus unbegrenzter Liquiditätsversorgung mit Vollzuteilung an die Banken, einer Lockerung der Kreditsicherheiten, langfristigen Refinanzierungsgeschäften, Käufen von Covered Bonds und Staatsanleihen sowie niedrigen Zinsen reagiert und so das gesamte Laufzeitspektrum der Zinsen beeinflusst.

Ursachen der Niedrigzinspolitik in der Eurozone.

Die gegenwärtige Niedrigzinspolitik ist durch ein ganzes Bündel von Faktoren verursacht, die unterschiedlichen Phasen zuzuordnen sind. Deshalb ist es auch schwierig, eindeutige Erklärungen zu finden. Denn die niedrigen Zinsen haben eine längere Vorgeschichte. Bereits 2005 formulierte Ben Bernanke die These einer globalen Sparschwemme. Er geht davon aus, dass umfangreiche Ersparnisse aus den Schwellenländern Ostasiens in den USA und anderen Industrieländern angelegt wurden; die Anleger hofften – als Erfahrung aus der Asienkrise 1997 – gegenüber neuen Krisen besser abgesichert zu sein. Dafür sprach auch die schwache Konstitution der eigenen Kapitalmärkte. Infolgedessen war in den Industrieländern als „sichere Häfen“ eine Ersparnis verfügbar, der keine vergleichbar hohen Investitionsmöglichkeiten gegenüberstanden. An der Bernanke-These wird kritisiert, dass die Sparquote der privaten Haushalte tatsächlich global gesunken sei. Diese Kritik ist zwar berechtigt, wird aber dadurch relativiert, dass der Blick nicht auf die Entwicklung der Ersparnisse, sondern auf die Investitionsschwäche gerichtet wird.

Diese relative Investitionsschwäche ist nach der Finanz- und Wirtschaftskrise erneut so offenbar geworden, dass nun Larry Summers mit der These der säkularen Stagnation auf Alvin Hansen Bezug nimmt und in die gleiche Richtung argumentiert. Dabei verweist er vor allem auf die unzureichenden Investitionspotenziale, die sich aus der Alterung der Bevölkerung in den Industriestaaten, vor allem aber aus fehlenden Basisinnovationen erklären. Ähnlich argumentiert Carl Christian von Weizsäcker, dass dem demografisch bedingten Sparvolumen für die Altersvorsorge unter bestehenden Bedingungen keine vergleichbaren Anlagemöglichkeiten gegenüberstehen, sollte der Staat längerfristig als Kreditnehmer ausfallen. Wie man diese Argumente im Einzelnen auch bewerten mag, deutlich wird jedenfalls, dass die niedrigen, mitunter sogar negativen realen Kapitalmarktzinsen nicht ausschließlich auf die Geldpolitik zurückzuführen sind. Sollten diese Argumente überwiegen, dann wären die Handlungsmöglichkeiten der Notenbanken für eine Korrektur des langfristigen Zinsniveaus allerdings noch stärker beschränkt.

Zudem zeigen diese Argumente, dass es sich um ein globales Phänomen mit längerer Geschichte handelt (vgl. Abbildung 1). Seit Beginn des neuen Jahrtausends hat sich in den OECD-Ländern das bereits vorher im historischen Vergleich niedrige Niveau der langfristigen Zinsen weiter und fortlaufend reduziert, weil die Notenbanken die Preisniveaus erfolgreich stabilisieren konnten („Great Moderation“). Die Krise nach dem Platzen der Dotcom-Blase sowie die globale Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 haben den Prozess forciert. Dazu dürfte beigetragen haben, dass seitdem die Risikoneigung der Anleger gesunken ist und dies die Flucht in den sicheren Hafen festverzinster Anlagen befördert hat. Gerade für den deutschen Rentenmarkt trifft dieses Argument seit dem Ausbruch der Staatsschuldenkrise verstärkt zu.

Abbildung 1
Langfristige Zinsen in den OECD-Ländern
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Quellen: OECD; Institut der deutschen Wirtschaft Köln.

Unabhängig von den längerfristigen Überlegungen sind für die gegenwärtige Niedrigzinsphase folgende grundlegende Ursachen anzuführen: die globale Finanzkrise, die makroökonomische Krise, die Banken- und Staatsschuldenkrise in der Eurozone sowie die Zahlungsbilanzkrise einiger Euroländer (vgl. Tabelle 1). Aus diesen multiplen Krisenarten resultieren vielfältige Herausforderungen für die EZB. Da sowohl die Krisen als auch die geldpolitischen Reaktionen auf der Wirkungsebene jeweils in hohem Maße verflochten sind, ist eine spezifische Zuordnung nicht möglich. Die besondere Lage der Geldpolitik im Ausnahmezustand wird damit deutlich.

Tabelle 1
Krisenarten und geldpolitische Reaktionen
Krisenarten Herausforderungen für die EZB Reaktionen der EZB
  • Globale Finanzkrise
  • Makroökonomische Krise
  • Banken- und Staatsschuldenkrise
  • Zahlungsbilanzkrise


Quelle: M. Demary, J. Matthes: Das aktuelle Niedrigzinsumfeld: Ursachen, Wirkungen und Auswege, Köln 2014, S. 15, (22.7.2013).

Problematisch für die Notenbank einer Währungsunion ist die Gefahr einer Fragmentierung des Finanzmarkts. Diese ist auf Dauer nicht hinnehmbar, weil damit wesentliche Vorteile einer gemeinsamen Währung entfallen und eine nachhaltige Renationalisierung der Finanzkreisläufe droht. Die Risikobewertung für Staatsanleihen und für Bankanleihen ist stark aneinander gekoppelt (vgl. Abbildung 2). Das Insolvenzrisiko großer Banken wird aus Sicht des Kapitalmarkts durch das Insolvenzrisiko des jeweiligen Staates bestimmt, weil unter anderem der implizite Vertrag zwischen beiden Seiten – keine Eigenkapitalunterlegung für eine hochliquide Anlage (Staatsanleihen) mit hoher Attraktivität für die Bilanzstrukturpolitik der Banken – gegenseitige Abhängigkeiten begründet. Die vielfältigen geldpolitischen Interventionen haben dazu beigetragen, die Risikoprämien für Banken und Staaten wieder zu reduzieren, nicht aber zu entkoppeln. Tatsächlich hat sich die Fragmentierung der Eurozone in dem Maße zurückgebildet, wie sich das Vertrauen in den Euro seit Herbst 2012 wieder verbessert hat und internationale Investoren sich wieder verstärkt in den Euro-Krisenländern engagieren.

Abbildung 2
Credit Default Swaps (CDS) auf Anleihen von Banken und Staaten
Prämien auf CDS, in Basispunkten:
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Prämien der CDS von Banken wurden mit deren Bilanzsumme gewichtet. Prämien der CDS der Staaten wurden mit dem BIP gewichtet.

Quellen: Bloomberg; Institut der deutschen Wirtschaft Köln.

Perspektiven der europäischen Geldpolitik.

Die EZB wird eine Zinswende erst einleiten, wenn die beiden zentralen Argumente für ihre Politik niedriger Zinsen – die Fragmentierung des Finanzmarktes und das Risiko einer Deflation – deutlich an Gewicht verloren haben (vgl. Tabelle 2). Dass die Niedrigzinspolitik starke Fehlanreize auf Schuldner und Gläubiger ausübt, spielt für die Notenbank bislang keine Rolle. Dabei geht es in erster Linie nicht um die Frage, inwieweit die Sparer Verluste erleiden. Es geht vielmehr darum, dass sowohl Schuldnern als auch Gläubigern gravierende Fehlanreize gesetzt werden, wenn die Geldpolitik mit allen verfügbaren Instrumenten den Marktzins unter den natürlichen Zins drückt: Dann sinkt die Prämie für den Konsumverzicht in der Gegenwart, dies verändert die intertemporale Aufteilung des Einkommens auf Konsum und Ersparnis und mindert damit die Altersvorsorge. Zugleich entsteht ein Anreiz, stärker in risikoreiche Anlagen zu gehen, als es den Präferenzen entspricht. Sollten die niedrigen Zinsen auch die Risikoprämie betreffen, erfahren die Schuldner eine falsche Einschätzung ihres Insolvenzrisikos, was die Kreditaufnahme motiviert statt die Entschuldung zu befördern.

Tabelle 2
Gesamtwirtschaftliches Umfeld der Niedrigzinsphase in der Eurozone
Ursachen für den Niedrigzins im wirtschaftlichen Umfeld
Rezession/Deflation Bankenprobleme Öffentliche Verschuldung Private Verschuldung
Folgen des wirtschaftlichen Umfelds für die Geldpolitik
  • Geringer Inflationsdruck wegen Konjunkturschwäche und unter- ausgelasteter Kapazitäten
  • Preisanpassungen in den Krisen­ländern, mögliche Deflationsgefahr
  • Zinserhöhung birgt Gefahr für fragile Banken in den Krisenländern
  • Liquiditätsprobleme und Kreditklemme
  • Fragmentierter Bankensektor erschwert einheitliche Geldpolitik wegen gestörter Transmission
Gefahr fiskalischer Dominanz: politischer Druck absehbar, weil Zinserhöhungen Solvenz der Staaten gefährden können. Politischer Druck absehbar, weil Zinserhöhungen Solvenz auch von Unternehmen und Haushalten gefährden können.
Negative Wechselwirkungen der Problemfelder
Konjunkturschwäche wird durch Kreditklemme verschärft, fiskalische und private Schuldenkonsolidierung. Bankenprobleme werden durch öffentliche und private Schuldenprobleme und durch die Konjunkturschwäche verschärft. Öffentliche Verschuldung wird durch Bankenprobleme und Konjunkturschwäche verschärft. Abbau privater Verschuldung (Bilanzbereinigung) wird erschwert durch Kreditklemme, Konjunkturschwäche und Sparpolitik der Staaten.

Quelle: M. Demary, J. Matthes: Das aktuelle Niedrigzinsumfeld: Ursachen, Wirkungen und Auswege Köln 2014, S. 47, (22.7.2013).

Das Deflationsrisiko ist aus Sicht der EZB so virulent, dass es einer Normalisierung der Geldpolitik entgegensteht. Die Inflationsrate im Euroraum liegt mit 0,4 % (Juli 2014) tatsächlich sehr niedrig und deutlich unterhalb des Inflationsziels. Allerdings ist die Kerninflationsrate spürbar höher und erreicht 0,8 %. Vor allem energienahe Produkte und technische Güter mit hoher Innovationsrate sind von Preisrückgängen betroffen. Sinkende Verbraucherpreise waren für Griechenland und abgeschwächt für Zypern, Portugal sowie die Slowakische Republik zu verzeichnen. Dies kann allerdings als Strategie betrachtet werden, um wieder wettbewerbsfähig zu werden. Vor dem Hintergrund transitorischer Phänomene ist das Risiko einer Deflation begrenzt, zumal die Konjunkturzuversicht in der Eurozone recht robust ist.

Die Banken haben unstrittig noch Bilanzprobleme, wenngleich die Resilienz des Bankensystems insgesamt zugenommen hat. Das zeigt sich an einem wieder belebenden Geld- und Interbankenmarkt, der fortschreitenden Rückbildung der Target2-Salden, der Rückkehr internationaler Geldmarktfonds und an erheblichen Rückzahlungen der Banken auf die von der EZB Ende 2011/Anfang 2012 für drei Jahre bereitgestellten Kredite. Bei den großen und systemischen Banken im Euroraum erreichte das Kernkapital gemessen als Anteil an den risikogewichteten Aktiva Ende 2013 im Mittel 13 %, während 2007 dieser Wert nur bei rund 8 % lag. Es gelang auch, viele schwache Banken zu stärken. Die gewichtete Kerneigenkapitalquote des schwächsten Quartils (der nach diesem Indikator eingeteilten Banken) stieg von rund 7 % im Jahr 2007 auf über 12 % Ende 2013. Allerdings bestehen weiterhin erhebliche Probleme mit notleidenden Krediten, gerade in den Krisenländern. Die Streuung der Zinsen auf Neukredite ging hingegen inzwischen so stark zurück, dass sie auch bei Kleinkrediten (bis 250 000 Euro) auf das Niveau von vor der Kriseneskalation ab Mitte 2011 sank. Die Kreditkosten liegen im Durchschnitt der Krisenländer zwar deutlich höher als in den übrigen Euroländern, doch mit rund 4,5 % in etwa auf dem Niveau der Jahre 2003 bis 2006. Die Bilanzprüfung und der Stresstest der EZB werden zur weiteren strukturellen Stärkung der Banken in der Eurozone beitragen.

Nimmt man all diese Befunde zusammen, dann spricht für die EZB nichts gegen eine baldige Zinswende. Betrachtet man die Verschuldungen der Staaten und der privaten Sektoren in den Krisenländern, so zeigen sich allerdings deutliche Hemmnisse, denn die Kreditaufnahme ist unverändert hoch und Entschuldungsprozesse haben noch eine lange Wegstrecke vor sich. Immerhin hat sich die Tragfähigkeit der Staatsschulden verbessert, vor allem die staatlichen Zinsausgaben in Relation zum BIP befinden sich trotz schwacher, mitunter schrumpfender gesamtwirtschaftlicher Entwicklung auf undramatischem Niveau. Bei der privaten Verschuldung sind hingegen bislang meist keine nennenswerten Fortschritte festzustellen.

So fügt sich ein Bild zusammen, das einerseits wegen der Fehlanreize ein baldiges Ende der Niedrigzinspolitik verlangt und dafür angesichts beachtlicher Fortschritte in der Bankenrestrukturierung sowie begrenzter Deflationsrisiken auch Raum gewinnt, andererseits aber mit Blick auf die Verschuldungssituation vor allem der privaten Sektoren in den Krisenstaaten auch Warnungen enthält. Angesichts robuster Konjunktur sollte dennoch ab Mitte 2015 der Einstieg in eine schonende Zinswende möglich sein, die mit eindeutiger Kommunikation in monatlichen Schritten von wenigen Basispunkten beginnt und später bei fortschreitender Erholung Fahrt aufnimmt.

Quelle.

„FIEBER-THERMOMETER“: BILDUNG

„Wer in höhere Bildung investiert, trifft die richtige Wahl“

Beim Ausbau der höheren Bildung sei Deutschland auf einem guten Weg, sagte OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher im DLF. Es gebe heute mehr Studierende sowie Menschen in höherwertigen beruflichen Ausbildungen als noch vor zehn Jahren. Etwas schlechter sehe es aber bei den MINT-Fächern aus.

Andreas Schleicher im Gespräch mit Regina Brinkmann

ALTERNATIVE? – 100 Jahre Waldorf

1. Beispiel Waldorf Schule:
 „In Mathe und Physik hatte ich unglaublich viel nachzuholen“
 Veröffentlicht am 05.09.2019 | von Susanne Gaschke in der Welt

Chemieunterricht an einer Waldorfschule: Manche ehemaligen Schüler beklagen das dortige Niveau der Naturwissenschaften (Quelle: picture-alliance/ dpa)

Engagierte Eltern, echte Klassengemeinschaften und Bio-Essen: 
100 Jahre nach Gründung der ersten Waldorfschule ist diese Form der Pädagogik beliebt wie nie. Und das weltweit. Da geht der kritische Umgang mit dem esoterischen Überbau fast unter.
Für die heute elfjährige Ruth war der Schulwechsel ein Segen. Drei Jahre lang besuchte sie eine staatliche Grundschule – und war eine unglückliche Schülerin. Dann meldeten ihre Eltern sie auf einer Waldorfschule in Berlin an, und von einem Tag auf den anderen wurde alles leicht.

„Plötzlich fühlt sie sich wie ein Fisch im Wasser, und auf einmal klappt es mit dem Lernen“, 
sagt Ruths Mutter Hannah Grethlein, die in leitender Funktion bei einem großen Bildungsträger arbeitet. Der ganzheitliche Ansatz der Waldorfschule, die Bewegung, der musische und künstlerische Unterricht täten ihrer Tochter gut, die Lehrer sähen jedes einzelne Kind in seiner spezifischen Lage, die Schüler gingen bemerkenswert freundlich miteinander um, die meisten Mit-Eltern seien interessiert und engagiert, das Essen habe Bio-Qualität.

dazu passt der Film:
der kritische Blick – Erziehung als religiöser Kult

Rudolf Steiner gilt als Begründer der Anthroposophie – einer Weltanschauung, nach der es nicht 
nur eine materielle, sondern auch eine geistige, übersinnliche Welt gibt. Das ist auch die Grundlage der Waldorfschule, die Steiner vor einhundert Jahren eröffnete.

2. Beispiel der Engpass:
Steigende Grundschülerzahlen – „Wir stehen vor massiven Herausforderungen“

Die Grundschulen brauchen in den nächsten Jahren Tausende Lehrer zusätzlich. Darauf hätten die Bundesländer auch schon reagiert, sagte KMK-Generalsekretär Udo Michallik im DLF. 
Der Bildungsforscher Hans Brügelmann befürchtet aber, dass es massive Auswirkungen auf das Lernangebot für die Kinder geben könnte.

Thekla Jahn:
Die Schülerzahlen steigen – und die Lehrer fehlen. So wie einstmals die Lehrerschwemme Dauerthema war, ist es jetzt der Lehrermangel. In allen Bundesländern fehlt bereits heute Personal, und es sieht nicht besser aus, wenn man ins kommende Jahrzehnt blickt. Die jüngste Studie der Bertelsmann Stiftung wirkt mit ihrem Ergebnis wie das täglich grüßende Murmeltier, nur dass es sich diesmal noch zum Teil schlimmer darstellt, als wir alle es ja ohnehin schon wussten.

Die Zahl der Grundschüler wird in den kommenden weiter stark steigen – und Lehrer fehlen (Quelle: picture alliance / dpa / Marcel Kusch)
Hans Brügelmann und Udo Michallik im Gespräch mit Thekla Jahn.

„FIEBER-THERMOMETER“: PROPAGANDA

Die Kunst der Manipulation.

 

7 Comments

  1. Joanna sagt:

    | ✠ Hippocampus. Alles, was Sie wissen und erinnern, befindet sich in dem Teil Ihres Gehirns, der wie ein Seepferdchen aussieht, dem Hippocampus. 😍 Früherer Name: Horn von Amon. 🐮
    #Alexandrinische Bibliothek

    ▸ Eine Schädigung des Hippocampus verringert die Fähigkeit zu lernen und Wissen aufzunehmen erheblich. Dies kann durch hohen Stress geschehen, zu viel Cortisol schädigt den Hippocampus. Glucocorticosteroide, allgemein bekannt als Steroide (körpereigene Hormone, entzündungshemmende, antiallergische und immunsuppressive Medikamente), verursachen ebenfalls Schäden. Hypoxie, Ischämie und Trauma können den Hippocampus ebenfalls schädigen.

    Immunsuppression – Hemmung der Produktion von Antikörpern und Immunzellen durch verschiedene Faktoren, die als Immunsuppressiva bezeichnet werden, am häufigsten pharmakologisch durch immunsuppressive Medikamente (früher durch Röntgenstrahlen). Ganz allgemein ausgedrückt: verminderte Immunität des Körpers.

    ▸ Der Hippocampus 🧠 ermöglicht es uns, Dinge zu beschreiben, Gesichter zu erkennen und auf der Grundlage von Erinnerungen positive oder negative Gefühle zu assoziieren.
    Alles, was wir erleben, wird durch unser Gedächtnis, unser limbisches System und unseren Hippocampus gefiltert.
    Eines der ersten Symptome der Alzheimer-Krankheit ist die Orientierungslosigkeit, die durch eine schlechte Funktion des Hippocampus verursacht wird, denn über den Hippocampus orientieren wir uns im Raum.

    ▸ Negative Emotionen verringern die Größe des Hippocampus.

    Bislang gibt es keine wirksamen Behandlungsmethoden für diese Schäden.

    Sie können Ihrem „Seepferdchen“ helfen, indem Sie diese einfachen Schritte befolgen: 👇
    – Bewegung, insbesondere aerobes Training (Forscher fanden heraus, dass Mäuse, die im Kreis liefen, eine Fülle neuer Neuronen im Hippocampus aufwiesen, im Gegensatz zu denen, die nicht liefen)
    – Ihr Gehirn zu stimulieren (z. B. durch Schach oder Sudoku spielen, Kreuzworträtsel lösen, Ihre Umgebung aktiv beobachten, neue Dinge lernen)
    – Ihre Ernährung umstellen (Omega-3-Fettsäuren, Kaffee, Beeren, Kurkuma oder dunkle Schokolade in Ihren Speiseplan aufnehmen) Lebensmittel, die gesättigte Fette (Milchprodukte (im Übermaß), fettes Fleisch, verarbeitetes Fleisch) und Zucker enthalten, verringern die Funktion des Hippocampus.

    ▸ Mehr über Cortisol
    https://pl.wikipedia.org/wiki/Kortyzol

    Foto rechts: Minotaurus-Seepferdchen (Hippocampus minotaur – Tasmanisches Zwergseepferdchen)

    Der von Ovid beschriebene mythische Minotaurus, halb Mensch, halb Stier, der in dem von Dädalus und Ikarus auf der Insel Kreta errichteten Labyrinth gefangen ist. Sohn eines schneeweißen Stiers, der dem König von Kreta von Poseidon und Pazyfae geschenkt wurde. Alle 9 Jahre, oder nach einigen Versionen alle 3 Jahre, wurden 7 Jungen und 7 Mädchen, Einwohner von Athen, die von Minos erobert worden waren, ihm geopfert.

    Quellen: Wikipedia, sainte-anastasie. org, medonet, flintrehab, ncbi.nlm.nih.gov

    ~ Die Bibliothek von Alexandria ~ eine Quelle des verlässlichen Wissens

  2. Joanna sagt:

    „Wenn Krankheit als Übel akzeptiert wird, bekämpft man sie, indem man sie von einem Ort zum anderen verlagert. Wenn man versteht, dass Krankheit eine Bremse auf der spirituellen Stufe ist, und man beginnt, die Ursachen ihrer Entstehung zu beseitigen, wird die Krankheit von selbst nachlassen.“

    /Sergei Lazariev/

  3. Joanna sagt:

    ************************************ „DER WEG ZUM MATERIELLEN WOHLSTAND

    Warum haben Sie finanzielle Schwierigkeiten oder fehlt Ihnen das Geld, um sich einen Wunsch zu erfüllen? Weil Sie es nicht geschafft haben, Ihr Unterbewusstsein davon zu überzeugen, dass Sie immer im Überfluss leben. Sicherlich kennen Sie Menschen, die ein paar Stunden in der Woche arbeiten und ohne viel Aufwand riesige Summen verdienen. Glauben Sie nicht, dass Reichtum nur im Schweiße Ihres Angesichts erworben werden kann. Im Gegenteil: Die einfachste Lösung ist die beste. Tun Sie, was Ihr Herz Ihnen sagt, und tun Sie es aus reiner Freude.
    Ich kenne jemanden, der rund 100.000PLN im Monat verdient. Letztes Jahr unternahm er eine neunmonatige Reise und besuchte die schönsten Orte der Welt. Wie er mir erzählte, gelang es ihm eines Tages einfach, sein Unterbewusstsein von dem Wert seiner Arbeit zu überzeugen. Er behauptet, dass viele seiner Kollegen, die nur 10 000 PLN im Monat verdienen, ihr Handwerk besser verstehen als er, dass es ihnen aber an Ehrgeiz und kreativen Ideen mangelt und dass sie die außergewöhnliche Kraft ihres eigenen Unterbewusstseins gar nicht kennen.

    Reichtum ist eine Sache des Geistes

    Reichtum ist nur eine Überzeugung, die eine Person hat. Natürlich werden Sie nicht zum Millionär, indem Sie sich sagen: „Ich bin Millionär, ich bin Millionär!“ Sie werden dieses Ziel erreichen, wenn Sie die richtige Einstellung in Ihrem Geist einnehmen, so dass der Gedanke des Überflusses einen festen Platz in ihm hat.

    Die unsichtbaren Quellen Ihres Einkommens

    Der Fehler, den viele Menschen machen, ist, dass sie keine unsichtbare Einkommensquelle haben. Sie stehen jedem Abschwung, jedem Einbruch und jedem Verlust an Einlagen hilflos gegenüber. So reagiert nur jemand, der nicht weiß, wie er an die unerschöpflichen Schätze des Unterbewusstseins herankommt. Jemand, der sich vor dem Elend fürchtet oder sich unglücklich fühlt, wird zu einem solchen. Wer jedoch seine Gedanken auf Reichtum ausrichtet, wird bald im Überfluss leben. Nirgendwo wird gesagt, dass der Mensch ein Leben in Elend und Erniedrigung führen muss. Auch Sie können reich sein und im Überfluss leben. Denn deine Worte haben die Macht, den Verstand von falschen Vorstellungen zu befreien und sie durch richtige Gedanken zu ersetzen.

    Wie Sie in Ihrem Geist eine ideale Einstellung zum Reichtum entwickeln

    Wenn Sie diese Worte lesen, werden Sie vielleicht sagen: „Ich will auch Reichtum und Erfolg!“ Alles, was Sie tun müssen, ist Folgendes zu tun oder getan zu haben: drei- bis viermal am Tag fünf Minuten lang zu sich selbst sprechen: „Reichtum – Erfolg“. Diese Worte haben eine enorme Kraft, denn sie verkörpern die grenzenlose Macht des Unterbewusstseins. Richten Sie Ihre Gedanken auf diese Kraft in sich selbst und die gewünschte Veränderung wird sich bald in Ihrem Leben einstellen. Sie sagen ja auch nicht: „Ich bin reich“, Sie halten nur Ihre Gedanken an die schöpferischen geistigen Kräfte an. Solange man nur „Reichtum“ sagt, kann kein Widerspruch zwischen der Vernunft und dem Unterbewusstsein entstehen. Außerdem wird das Gefühl des Reichtums Sie umso stärker und dauerhafter durchdringen, je länger Ihre Gedanken mit dem Gedanken an Wohlstand beschäftigt sind.

    Vergessen Sie nicht: Wer sich reich fühlt, ist reich. Ihr Unterbewusstsein ist wie eine Bank, wie ein Sponsor für Ihre Wünsche. So viele Wünsche und Gedanken, wie Sie auf dieses Konto einzahlen – ob sie sich nun um Reichtum oder Elend drehen – so viele davon, ob gut oder schlecht, werden sich mit einem hohen Prozentsatz vermehren. Wählen Sie also Wohlstand und Fülle!

    Warum hat der Anspruch auf den eigenen Reichtum nichts gebracht? In meinen 36 Jahren habe ich mit vielen Menschen gesprochen, die sich meistens beschwert haben: „Wochen- und monatelang habe ich mir gesagt: Ich bin wohlhabend, ich bin reich – und nichts“. Ich entdeckte bald, dass sie sich selbst belogen, wenn sie sagten: Ich bin wohlhabend, ich bin reich.

    Ein Mann sagte mir: „Ich habe immer wieder gesagt, dass ich reich bin, bis ich es leid war. In der Zwischenzeit wurde meine Situation immer schlimmer. Ich wusste einfach, dass meine Aussagen nicht den Tatsachen entsprachen“. Aus diesem Grund lehnte das Unterbewusstsein den Inhalt seiner Worte ab, und es folgte das Gegenteil von dem, was er nach außen hin behauptete.

    Aussagen dieser Art können nur dann zustande kommen, wenn sie einen klaren Gedanken ausdrücken und keinen inneren Widerspruch aufwerfen. Die Lebenssituation des oben genannten Mannes verschlechterte sich immer mehr, weil er im Grunde ständig an Armut dachte, wenn er von Reichtum sprach. Denn das Unterbewusstsein kann nur auf wahre Gedanken und Gefühle aufmerksam gemacht werden, nicht auf leere Worte und Aussagen, die Sie selbst nicht für wahr halten. Das Unterbewusstsein lässt sich nur von der Idee leiten, die in Ihrer Vorstellung vorherrscht.

    Wie man innere Widersprüche vermeidet

    Die folgende Methode ist besonders für diejenigen geeignet, die leicht in innere Konflikte geraten. Wiederholen Sie, vor allem vor dem Schlafengehen, das Folgende: „Tag und Nacht, alles ist mir recht“. Diese Aussage wird keine Widersprüche hervorrufen, denn sie steht nicht im Widerspruch zu Ihrem unbewussten Glauben an Ihre eigene Abstammung.

    Ich habe einmal einem Anleger, der durch eine sinkende Nachfrage in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, geraten, sich ruhig in sein Büro zu setzen und die folgende Aussage zu wiederholen: „Die Nachfrage steigt von Tag zu Tag“. Auf diese Weise gelang es ihm, eine gemeinsame bewusste und unbewusste Unterstützung zu gewinnen, und das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten.

    Unterschreiben Sie keine Blankoschecks. Sie unterschreiben Blankoschecks, wenn Sie z. B. sagen: „Es wird doch nicht reichen“, „Ich habe im Moment nicht das beste Standing“, „Die Hypothek ist zu hoch, ich werde das Haus verlieren“. Obwohl Sie eine solche Zukunft fürchten, locken Sie sie an, indem Sie einen Scheck über einen unbekannten Betrag unterschreiben. Das liegt daran, dass Ihr Unterbewusstsein Ihre Ängste und negativen Äußerungen als Befehle missversteht und daraufhin die „gewünschten“ Hindernisse und Einschränkungen schafft.

    Das Unterbewusstsein revanchiert sich für die

    Jemand, der sich reich fühlt, wird noch reicher sein. Jemand, der sich arm fühlt, wird auch das letzte bisschen an Besitz verlieren. Ihr Unterbewusstsein vervielfältigt alles, was Sie ihm anvertrauen. Lassen Sie sich also jeden Morgen von Gedanken an Erfolg, Wohlstand und Frieden leiten. Behalten Sie Ihre Phantasie bei diesen Visionen. Versuchen Sie, sich diese Bilder so oft wie möglich und in den leuchtendsten Farben zu malen. Diese konstruktiven Gedanken werden in Ihrem Unterbewusstsein Wurzeln schlagen und Sie mit Reichtum und Fülle beschenken.

    Warum nichts passiert ist

    Ich höre Sie schon sagen: „Oh, das habe ich alles gemacht, und nichts ist passiert!“ Ein solcher Misserfolg ist höchstwahrscheinlich dadurch zu erklären, dass man nur zehn Minuten später wieder in alte Denkgewohnheiten zurückfällt und damit die positiven Auswirkungen der oben beschriebenen Einstellung zunichte macht. Wer wirft schon ein Samenkorn in die Erde, nur um es eine Minute später wieder auszugraben? Man muss sie Wurzeln schlagen und wachsen lassen.

    Angenommen, Sie wollen sagen: „Ich bekomme kein Geld mehr für die nächste Rate“. Stoppen Sie diesen Satz spätestens bei dem Wort „Rate“ und konzentrieren Sie sich stattdessen auf eine positive Aussage, wie z. B.: „Tag und Nacht ist mir alles recht“. Die wahre Quelle des Reichtums

    Ihrem Unterbewusstsein mangelt es nie an Ideen. Sie ist eine unerschöpfliche Quelle von Ideen, die nur darauf warten, in Ihr Bewusstsein zu treten und Ihnen in vielerlei Hinsicht zu nutzen. Dieser Prozess läuft ständig in Ihrem Kopf ab – ob die Aktien steigen oder fallen, ob die Kaufkraft des Zloty oder des Dollars sinkt. Schließlich hängt Ihr Wohlstand nicht von Aktien, Pfandbriefen oder Bankkonten ab. In Wirklichkeit sind sie nur ein Symbol – wenn auch ein notwendiges, aber nicht mehr.

    Auch Sie werden in jedem Moment Ihres Lebens in der einen oder anderen Form Reichtum genießen – dank der Überzeugung, dass Sie ein Recht auf Reichtum haben, eine Überzeugung, die Sie Ihrem Unterbewusstsein einflößen.

    Warum viele nicht über die Runden kommen

    Wir hören oft Klagen darüber, dass jemand nicht genug Geld hat, um seine Bedürfnisse und Verpflichtungen zu erfüllen. Aber haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wer das sagt? Verurteilen diese Leute nicht prinzipiell jeden, der erfolgreich ist und etwas erreicht hat?

    Für solche Unzufriedenen sind Kommentare wie: „Das ist nur ein Kommunist“, „Der hat kein ehrliches Geld verdient“, „Der ist auf der Suche nach der Not“. Solche verächtlichen Urteile sind selten Ausdruck moralischer Empörung, sondern fast immer Ausdruck von Neid und Gier. Stattdessen ist der schnellste und sicherste Weg, jeglichen Wohlstand abzuwehren, andere, reichere Menschen zu verunglimpfen und zu verunglimpfen.

    Eine häufige Falle auf dem Weg zum Reichtum

    Eifersucht ist oft die Ursache von Armut und Entbehrung, wie viele Menschen bitter erfahren haben. Sind Sie neidisch, wenn Sie einen Konkurrenten sehen, der eine Summe auf sein Bankkonto einzahlt, die Ihre Mittel übersteigt? Überwinden Sie diesen negativen Reflex, indem Sie zu sich selbst sagen: „Das ist großartig! Wie froh bin ich, dass es ihm gut geht! Machen wir weiter so!“Der Eifersucht nachzugeben hat katastrophale Folgen. Sie widersprechen sich selbst; mit einer negativen Einstellung verscheuchen Sie den Reichtum, anstatt ihn anzuziehen. Wenn Sie versucht sind, das Glück oder den Wohlstand eines Menschen mit unfreundlichen Worten zu kritisieren, wenden Sie Ihre Gedanken schnell in eine andere Richtung: Wünschen Sie ihm aufrichtig und von ganzem Herzen alles Gute! Auf diese Weise machen Sie die negativen Auswirkungen Ihrer Gedanken rückgängig und verschaffen sich gleichzeitig nach dem Gesetz des Unterbewusstseins den Reichtum, der Ihnen zusteht.

    Beseitigung einer geistigen Barriere zum Reichtum

    Wenn Sie zu der bitteren Erkenntnis kommen, dass einer Ihrer Mitmenschen durch Lug und Trug ein Vermögen gemacht hat, überlassen Sie ihn seinem Schicksal. Denn wenn Sie sich nicht irren, hat dieser Mensch die universellen Gesetze des Geistes missbraucht, und das wird sich rächen. Sie jedenfalls vermeiden aus demselben Grund sorgfältig jede Kritik an ihm. Denken Sie daran, dass die Barriere, die Sie vom Reichtum trennt, nur von Ihrem Geist errichtet werden kann. Wenn es Ihnen jedoch gelingt, eine positive Beziehung zu all Ihren Mitmenschen aufzubauen, werden Sie diese Hindernisse ein für alle Mal beseitigen.

    Wenn Sie sich hinlegen, schlafen Sie ein, indem Sie das Wort „Reichtum“ ruhig, aber mit Nachdruck wiederholen. Schlafen Sie mit diesem Wort auf den Lippen ein, und die Wirkung wird Sie bald überraschen. Denn bald wird ein Überfluss an Reichtum von allen Seiten auf dich herabregnen.

    ZUSAMMENFASSUNG

    1 Entscheiden Sie für sich selbst, dass Sie mit Hilfe des Unterbewusstseins auf einfache Weise zu Reichtum gelangen werden.
    2. Reichtum im Schweiße deines Angesichts zu erlangen, ist der kürzeste Weg zum Friedhof. Eine solche Verschwendung von Aufwand ist völlig unnötig.
    3. der Reichtum ist nur das Ergebnis einer inneren Überzeugung. Lassen Sie die Vorstellung von Ihrem eigenen Reichtum ständig in Ihren Gedanken und Gefühlen auftauchen.
    4) Der Fehler der meisten Menschen ist, dass sie keine unsichtbare Einkommensquelle haben.
    5. Wiederholen Sie vor dem Einschlafen fünf Minuten lang ruhig und mit Gefühl das Wort „Reichtum“, und bald wird Ihr Unterbewusstsein dieses Bild realisieren.
    6. wer sich reich fühlt, ist reich. Behalten Sie dies stets im Hinterkopf.
    7. das Bewusstsein und das Unterbewusstsein sollten die gleiche Meinung haben. Ihr Unterbewusstsein wird nur das akzeptieren, was Sie wirklich für richtig oder wahr halten. Er lässt sich nur von dem vorherrschenden Gedanken leiten und meditiert daher eher über Reichtum als über Elend.
    8 Jeder Konflikt zwischen dem Bewusstsein und dem Unterbewusstsein darüber, ob Sie richtig über Ihren Reichtum denken, lässt sich am besten dadurch lösen, dass Sie sagen: „Tag und Nacht, alles ist mir recht!“.
    9. Vergrößern Sie Ihren wirtschaftlichen Erfolg, indem Sie ihn immer und immer wieder wiederholen: „Der Absatz meiner Waren steigt von Tag zu Tag. Ich mache mehr und mehr Fortschritte. Ich werde jeden Tag reicher.“
    10. keine Blankoschecks mehr ausstellen. „Ich werde nicht genug Geld haben“, „Ich kann es mir nicht leisten“. Eine solche Vorverurteilung verschlechtert sowohl Ihre momentane Situation als auch Ihre Zukunftsaussichten.
    11. vertrauen Sie Ihrem Unterbewusstsein die Vorstellung von Ihren Erfolgen und Ihrem Reichtum an, und diese geistige „Investition“ wird sich sehr auszahlen.
    12. Seien Sie in allem, was Sie behaupten, konsequent. Wenn Sie nach einer Weile die Gültigkeit Ihrer Behauptungen in Frage stellen oder auf dem Gegenteil beharren, wird die positive Wirkung Ihrer Gedanken nachlassen.
    13 Die wahre Quelle des Wohlstands ist die Welt deiner Gedanken und Ideen. Ihre Ideen können Milliarden wert sein. Das Unterbewusstsein wird sie Ihnen in Hülle und Fülle zur Verfügung stellen.
    14. Eifersucht und Gier sind Fallen auf dem Weg zum Reichtum. Freuen Sie sich aufrichtig über das Glück und den Erfolg der anderen!
    15. Nur Ihr Geist kann eine Barriere errichten, die Sie vom Reichtum trennt. Beseitigen Sie diese Barriere sofort, indem Sie sich bemühen, eine positive Beziehung zu Ihren Mitmenschen aufzubauen.“

    Joseph Murphy- Die Macht des Unterbewusstseins

  4. Joanna sagt:

    Der Psychologe Carl Jung sagte:

    „Was kommt, entsteht in dir und aus dir. Schauen Sie also in sich selbst, vergleichen Sie nicht, urteilen Sie nicht. Das ist auf keinen Fall dasselbe wie bei Ihnen. Alle anderen Wege sind irreführend und verlockend. Du musst dem Weg folgen, der in dir steckt.“

  5. Joanna Zofia Jurczek sagt:

    !

  6. Joanna Zofia Jurczek sagt:

    Genau

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