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Ehrbarer Kaufmann
Liebe Leserinnen und lieber Leser,
bald ist Ostern und Menschen freuen sich auf entspannte Tage. Viele möchten gerne mal alles vergessen, was an Schreckensnachrichten über uns hineingebrochen ist und jeden Tag noch hereinbricht. Auch wenn das in diesen Zeiten kaum möglich scheint, möchten die Frühlingssonne genießen, auf dem Balkon sitzen und lesen oder ins Restaurant gehen, ins Kino und ins Theater.
Weil uns jede Sekunde und Stunde kostbar ist, neigt der Mensch dazu, vorher nachzuschauen, welches Lokal, welches Hotel, welcher Film gerade hoch im Kurs steht. Bevor man auch nur einen Schritt nach draußen macht, checkt man die Bewertungsportale: Für manche ist das mehr als eine kursorische Tätigkeit, die Suche nach dem optimalen Angebot kann eventuell zur Manie werden.
So steht das heutige Intermezzo unter dem Motto: „Das Streben nach ….” oder MORGEN:
„Die Wachen, die verantwortungsbewusst über die Schwächeren wachen”.
Heute noch?!: Die vermeintlich Starken kämpfen gegen die vermeintlich Schwachen. Mithilfe von Allianzen der „Dummen” und „Halbstarken”, versteht sich – siehe dazu die Vernunft-Gesprächsrunde mit Frank Henkel.
Personen in Politik – Wirtschaft – Geld (Zentralbanken), weisen auf Symptome des Dramas – „Die Physiker” des Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt – hin.
Oder auf die Aussage von Josef A. Schumpeter, mit ähnlichem Zungenschlag: „Der Zustand des Geldwesens eines Volkes ist ein Symptom aller seiner Zustände”.
Seit 1970 bieten die Sozialpsychiatrischen Informationen ein interdisziplinäres Forum der reformorientierten Psychiatrie.
Berichte, Forschungsarbeiten und Diskussionen aus klinischen wie außerklinischen Bereichen, ergänzt um Buchbesprechungen und Veranstaltungshinweise machten die Sozialpsychiatrischen Informationen zur verbreitetsten und auflagenstärksten Zeitschrift ihrer Art.
Die Kombination aus thematisch ausgerichteten Schwerpunktheften und Ausgaben mit unterschiedlichen aktuellen Beiträgen gewährleistet wissenschaftliche Relevanz und Aktualität.
Ein Thor, wer Böses dabei denkt! Zusammengefaßt in der Alltagsperspektive eines Psychiaters.
Der Text ist eine Collage aus subjektiven Eindrücken, die ich in den letzten Jahren während meiner Tätigkeit in unterschiedlichen psychiatrischen Einrichtungen im ländlichen ostdeutschen Raum gesammelt habe. Die genannten Personen im Text haben fiktive Namen. Sie, wie auch die jeweiligen Begegnungen wurden verfremdet, um Wiedererkennbarkeit zu vermeiden. Die Hoffnung ist,
dass hinter den zusammengeschnipselten Alltagsanekdoten ein größerer Kontext erkennbar wird – eine Dimension des Politischen, das die psychiatrische Arbeit auch vor und nach der Dienstzeit durchdringt.
Denn wenn dein Gegenüber nicht mehr argumentiert, sondern dich mit Drohungen bombardiert; im Bundestag keine Diskussion mehr möglich ist, weil über andere gelacht und nicht zugehört wird; wenn es ein Feindbild braucht, damit jemand schuld ist, weil Lösungen fehlen und du unzufrieden bist; wenn Fakten keine Rolle mehr spielen und gefordert wird, dass man die Vergangenheit vergisst; wenn ein Präsident offen lügt und das wird akzeptiert und er die Spaltung der Gesellschaft kultiviert; wenn objektiver Journalismus nicht mehr zählt und die Propaganda in geschlossenen Foren funktioniert; wenn man primitive Parolen einsetzt und damit bewusst Tabus verletzt; dann ist es an der Zeit aufzustehen, für dich, und zwar jetzt – ein Lied von Veronika Bittenbinder.
Zwischen Professionalität und Politik
Lesen Sie die aktuelle Ausgabe zur psychiatrischen Professionalität bzw. zum Spannungsfeld zwischen Professionalität und Politik, u.a. mit diesen Beiträgen:
- Psychiatrische Praxis und Rechtsruck aus der Alltagsperspektive eines Psychiaters: Samuel Thoma zu einer Dimension des Politischen, die die psychiatrische Arbeit auch vor und nach der Dienstzeit durchdringt.
- Klaus Nuißl über die Herausforderungen als »Doppel-Psych.« – psychiatrieerfahrener Psychologe – seine Rolle zu finden.
- Ein angemessener Umgang mit Gewalt im psychiatrischen Kontext beginnt mit einer differenzierten Auseinandersetzung mit den Gewaltrealitäten und der Reflexion persönlicher Einstellungen sowie institutioneller Routinen, so Silvia Krumm.
- Vorurteile, Stigmatisierung und Ausgrenzung psychisch Erkrankter: Deutlich seltener als die Einstellungen in der Allgemeinbevölkerung werden die der Helferinnen und Helfer untersucht. Michael Eink und Maike Wagenaar mit Ergebnissen einer Befragung von Studierenden.
0. Intermezzo-Änderung!
Mit der heutigen Intermezzo-Ausgabe wird unsere Mail zum „Impulsgeber”. Mithilfe der Links können Sie auf der Webseite weiterzulesen bzw. zu hören.
Überarbeitete oder neue Artikel finden Sie als Link-Impuls im Ticker auf der Landingpage sowie weiter unten, die neuesten Bibliotheks-Einträge.
Am Ende des Intermezzos ist alles auf einen Blick.
Impulse, die OekoHuman allgemeiner Natur, lesen Sie weiter in der Intermezzo-Mail, als Impuls.
Zentrale Themen heute am 10. April 2022:
1. Der etwas andere Blick auf …
Unter dieser Überschrift werden wir in Zukunft die OekoHuman-Sicht, zu den folgenden Themen genauer beleuchten.
Das Motto, der ersten und der folgenden Ausgaben, stammt von George Santayana:
„Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen” – siehe die entsprechenden Artikel.
Mit dem „etwas anderen Blick…” setzen sich auch die folgenden Links auseinander:
LEBEN – Religion – Gesetz-Mäßigkeiten – Ordnung – LÜCKE – Psychologie des Einzelnen und der Massen – Gewissen – Wahrheit – Echtem GELD – Reife – Freiheit – Goldener Regel – innerem Frieden – Toleranz – Regie – Gewinn-Steigerung!
Ziel: Gier nach Hedonismus in konstruktive Neu-Gier zu überführen, um genug für jedermanns lebensnotwendige Bedürfnisse zu haben, denn das Wesentliche ist wohl zunächst UNSICHTBAR.
2. Sehnsucht und Streben.
Wer hätte nicht schon einmal zum Besten gegeben, dass im Krieg die Wahrheit zuerst sterbe! Kaum ist dieser Gemeinplatz vollbracht, beginnt der Sprecher in aller Regel, dem Zuhörer die wirkliche Wahrheit darzulegen, also seine Sicht der Dinge. Dagegen kann man kaum etwas machen und ist besonders hilflos, wenn man wie wir in den letzten dreißig Jahren gelernt hat, daß jede Wahrheit gleich viel wert sei, wenn sie nur emotional genug daherkommt. Dies ist dann durch das Jahr 2015 durcheinandergeraten, das sich nicht wiederholt, anschließend durch die streitig gebliebene These, Covid-19 sei eine gefährliche Seuche, und nun durch den Krieg, der zwar nicht wirklich der unsere ist, aber doch irgendwie ein wenig, weil er ja so lehrreich ist für uns, die wir uns all die Jahrzehnte so schrecklich geirrt haben, so furchtbar falsch lagen, die Wahrheit nicht erkannten: Die Lebenslüge der »Post-68er-Generation«, jetzt endlich widerlegt, wie uns alle Zeitungen für Deutschland an jedem Tag viele Seiten lang versichern. Immer, immer schon hatten sie recht, die uns warnten! Da wird, am Ende eines langen Journalistenlebens, ein Traum wahr.
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf Besuch in Katar – Foto: Bernd von Jutrczenka / picture alliance / dpa. Robert Habeck (l, Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, und Scheich Mohammed bin Hamad bin Kasim al-Abdullah Al Thani, Minister für Handel und Industrie von Katar, treffen sich im Ministerium für Handel und Industrie zu einem Gespräch. Wirtschafts- und Klimaschutzminister Habeck ist zu einem dreitägigen Besuch am Persischen Golf. In Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) führt er zahlreiche Gespräche über mögliche Energieimporte aus den Golf-Staaten. Als Folge des Ukraine-Kriegs will Deutschland seine Abhängigkeit von russischen Energieimporten verringern.
In solchen Zeiten, in denen unsere Führer der freien Welt Kriegsziele dahinplappert, die er, for heaven’s sake, gar nicht meint, und Herr Robert Habeck beim Emir von Katar einen Hofknicks hinlegt, dass es einem die Tränen in die Augen treibt, und eine grüne Außenministerin 30 Jahre nach Petra Kellys Tod die Lieferung von Kampfflugzeugen an eine Kriegspartei fordert, ist selbstverständlich alles möglich, und gleichermaßen das Gegenteil. Der amtliche Antirassismus gibt Musikern mit falschen Frisuren – das passierte, glaube ich, zuletzt im Jahr 1964 – eine Auftrittschance, falls sie zum Friseur gehen; und die deutschen Menschen guten Willens sind allesamt Ukrainer der Herzen, weil die so aussehen und sind wie wir. Insgesamt also ein klarer Fall einer schweren Identitätskrise, was der Autor – Thomas Fischer – dieses Beitrags bekanntlich schon immer hat kommen sehen.
Recht.
Die deutsche Außenministerin hat, so teilte sie am 18. März der Welt mit, eine »Sehnsucht nach Sicherheit«. Sie fügte hinzu, diese Emotion sei ihrer Generation (sie ist 1980 geboren) »vielleicht neu«. Interessant waren die beigegebenen ministeriellen Merksätze, die Menschen meiner Generation bis zu einem gewissen Grad überraschend erscheinen könnten, zum Beispiel:
„Bei Fragen von Krieg und Frieden, bei Fragen von Recht und Unrecht kann kein Land, auch nicht Deutschland, neutral sein”.
Zufällig wurde dieser schöne Satz am 60. Jahrestag der Verträge von Evian (18. März 1962) gesprochen, die den achtjährigen Kolonialkrieg Frankreichs gegen die algerische FLN beendete. Nach vorsichtigen Schätzungen kamen etwa 180.000 algerische und 30.000 französische Kämpfer sowie knapp 100.000 algerische Zivilisten um. Natürlich war der Algerienkrieg nicht dem Ukrainekrieg gleich; um »Recht und Unrecht« ging es aber auch da, ebenso wie in allen anderen Kriegen, die vor und nach 1981 die Sehnsucht nach Sicherheit mal auslösten, mal eher nicht. Krieg und Frieden, Recht und Unrecht. Keine Neutralität, auch nicht für Deutschland. Da hat jemand eine Offenbarung vernommen: reine, einfache Wahrheit. Man muss hier anmerken, dass es schon vielen Generationen zuvor ganz ebenso gegangen ist: Sie fühlten eine Sehnsucht und füllten sie mit dem Vaterland. Manche brauchten dazu etwas länger – alles lesen im SPIEGEL.
3. Streben nach Glück.
Welche Ziele sind dem Menschen wichtig?
Dies hängt, wie Studien zeigen, eng mit seinen Werten und seiner Persönlichkeit zusammen.
3.1. Wichtig sein.
3.2. Verbunden sein.
3.3. Unannehmlichkeiten vermeiden.
3.4. Hergebrachtes bewahren – wenig bis keine Veränderung.
Dieses Bündel von Bestrebungen, daß die Forscher „prominence” tauften, umfasste Wörter wie Macht, Wohlstand, Perfektion, Ruhm, Wettbewerb, Gewinnen, Meisterschaft, Erfolg, Popularität.
Dahinter steckte primär der Wunsch nach sozialem Status, das Bedürfnis, von anderen Respekt, Bewunderung und Ansehen für die eigenen Leistungen zu ernten.
Wo es uns hinzieht – Psychologie nach Zahlen: 4 grundlegende Ziele, die Menschen in ihrem Leben anstreben – von Thomas Saum-Aldehoff.
Der einen ist ihre Karriere wichtig, dem anderen seine Gesundheit. Wieder andere möchten vordergründig in eine Gemeinschaft eingebunden sein. – Was wollen Menschen? Wofür schlägt ihr Herz? Was sind die Ziele, die ihnen im Leben als Kompass dienen? Diesen Fragen ging ein Forschungsteam um Ben Wilkowski von der University of Wyoming nach, und zwar mit einer Methode, die sich schon in der Persönlichkeitsforschung bewährt hat: dem lexikalischen Ansatz. Dahinter steht der Gedanke, dass wir bereits über eine seit Jahrtausenden bewährte Auflistung menschlicher Ziele, Wünsche, Bestrebungen, Absichten verfügen: unsere Sprache. Wir müssen die Wörter nur sortieren.
Die Forscher fischten also aus einem digitalen Englischlexikon zunächst sämtliche 145.626 Substantive heraus und reduzierten sie dann auf 1060 relevante Begriffe, von a wie ability bis w wie well-being. Diese ellenlange Liste legten sie mehr als 1000 Teilnehmern vor, die online auf einer Skala jeweils ankreuzten, wie sehr sie sich diesem Ziel verpflichtet fühlten. Eine statistische Datenanalyse spuckte am Ende vier Basisziele aus. Welches dieser Ziele einem Menschen wichtig ist, hängt, wie weitere Studien zeigten, eng mit seinen Werten und seiner Persönlichkeit zusammen.
3.1. Wichtig sein.
Dieses Bündel von Bestrebungen, das die Forscher prominence tauften, umfasste Wörter wie Macht, Wohlstand, Perfektion, Ruhm, Wettbewerb, Gewinnen, Meisterschaft, Erfolg, Popularität. Dahinter steckte vorrangig der Wunsch nach sozialem Status, das Bedürfnis, von anderen Respekt, Bewunderung und Ansehen für die eigenen Leistungen zu ernten. Menschen, denen dies wichtig ist, streben oft einen Platz möglichst weit oben in der sozialen Rangordnung an, zielen auf Einfluss, aber auch auf Leistung und Selbstverbesserung. Dieses Lebensziel geht mit Persönlichkeitszügen wie Extraversion, einem Hang zu positiven Gefühlen (und damit womöglich auch zum Ausblenden der negativen), mit Aufstiegsorientierung und Stolz auf das Erreichte sowie mit intellektueller Offenheit und Neugier einher. Die Betreffenden fühlen sich meist kompetent und autonom, folgen eher einem inneren Antrieb als äußeren Erwartungen. Leistungsmotive dieser Sorte sind zwar mit Durchsetzungsvermögen verbunden, jedoch nicht mit einer aggressiven Dominanz oder vergifteten zwischenmenschlichen Beziehungen. Im Gegenteil: Wer nach prominence strebt, schätzt oft auch gute – und nicht nur eigennützige – soziale Kontakte.
3.2. Verbunden sein.
Hinter diesem Lebensziel namens inclusiveness stecken der Wunsch nach tiefem sozialem Kontakt und das Bestreben, so die Autoren, „Menschen jederlei Typs unvoreingenommen zu akzeptieren“. Typische Wörter dieser Kategorie sind Verbundenheit, Menschlichkeit, Empathie, Wohlwollen, Freundschaft, aber auch Begriffe, die für soziales Engagement stehen: Diversität, Inklusion, Solidarität. Hochgehalten werden Tugenden wie „jede Person gerecht behandeln, auch Menschen, die du nicht kennst“ oder „seinen Freunden gegenüber loyal sein“. Aber auch ihre persönliche Unabhängigkeit („seine eigenen Entscheidungen treffen“) ist den Betreffenden wichtig. Politisch stehen sie eher links.
Inclusiveness ist mit den Persönlichkeitszügen Offenheit und Verträglichkeit (und besonders mit dem Aspekt Mitgefühl) verknüpft. Und inclusiveness steht auch für Bindungsfähigkeit: Indizien der Studie sprechen laut den Autoren dafür, dass diese Richtschnur im Leben tatsächlich zu engen und befriedigenden sozialen Beziehungen beiträgt sowie zu dem wohltuenden Empfinden, mit anderen emotional in Kontakt zu sein. Allerdings fühlen sich Menschen, die so ticken, dadurch nicht glücklicher (aber auch nicht unglücklicher) als der Durchschnitt. Womöglich dämpft ihr feines Sensorium für soziale Ungerechtigkeit ihre persönliche Zufriedenheit – so die etwas bemühte Erklärung der Forscher.
3.3. Unannehmlichkeiten vermeiden.
Gemeint ist das Bestreben, negative Reaktionen und Konsequenzen jeder Art zu umschiffen (negativity prevention) – seien es Konflikte, Meinungsverschiedenheiten, soziale Dissonanzen, eigenes Ausgegrenztsein. Kennzeichnend sind Wörter für abschreckende Zustände, die der Betreffende nicht anstrebt, etwa Ärger, Stress, Kämpfe, Ablehnung, Isolation, Tod, aber auch Attribute wie Dicksein, Verrücktsein, Schwermut. Naheliegend wäre also die Annahme, dass man es hier mit Duckmäusern zu tun hat: überangepasst, kleinlaut, auf Konformität bedacht. Tatsächlich aber erwiesen sich die Konfliktvermeider mitnichten als überdurchschnittlich ängstlich oder neurotisch. Zwar waren sie nicht ganz so impulsiv wie andere, aber keineswegs weniger offen für Neues. Mehr noch: Offenbar fuhren sie mit ihrem Bestreben, negative Situationen und Zustände zu umschiffen oder aus ihnen herauszufinden, im Leben nicht schlecht, so Wilkowskis Team: „Sehr zu unserer Überraschung gab es Hinweise, dass das Vermeidungsziel zu einer erfolgreichen Prävention negativer Lebensereignisse führen könnte.“ Hat Konfliktvermeidung also zu Unrecht einen so schlechten Ruf?
3.4. Hergebrachtes bewahren.
Die Tradition getauften Ziele kennzeichnet einen gewissen Grundkonservatismus, nämlich das Bestreben, althergebrachte Institutionen der eigenen Kultur zu bewahren, etwa die Familie, die Nation, gemeinsame Normen und Werte. Typische Wörter: Religion, Tradition, Glück, Pflicht – sowie Begriffe, die nach „Leitkultur“ klingen: Unverfälschtheit, Patriotismus, Gehorsam. „Gemeinschaft“ ist in diesem Spektrum ein wichtiger Wert; allerdings ist damit immer die eigene Gemeinschaft gemeint, an deren Grenzen die Solidarität womöglich endet. Gefordert wird eine Gefolgsamkeit gegenüber Normen, etwa „tun, was die eigene Religion verlangt“. Wer sich traditionellen Zielen dieser Sorte verbunden fühlt, ist von seiner Persönlichkeit her naturgemäß gewissenhaft (Disziplin!), überraschenderweise aber meist auch verträglicher, mitfühlender und extravertierter als die meisten – und, was man ebenfalls nicht vermuten würde: ziemlich begeisterungsfähig. Es sind oft Personen mit engen Freundschaften, die überwiegend in heller Stimmungslage und zufrieden mit ihrem Leben sind. Vielleicht gelingt ihnen das, weil sie sich mit einem schützenden Kokon der Selbstvergewisserung umhüllen, der nur wenig Zweifel durchlässt.
4. Mit der Kraft der Gräuelbilder versucht man, die deutsch-russische Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg als unzeitgemäße Anschauung zu diskreditieren. In den Köpfen der Menschen wünscht man das auszulösen, was Stefan Zweig einen „Aufpeitschungsdienst“ nannte:
Da ist sie wieder, die „unbändige Lust, Gefühle und Ideen noch ganz heiß aus sich herauszustoßen“.
Einen Helmut Kohl, der ein großer Versöhnungspolitiker war, schützt sein Jahrhunderterfolg einer friedlichen deutsch-deutschen Vereinigung, notariell beurkundet von Michael Gorbatschow. Auch an Willy Brandt, den Vater aller Entspannungspolitiker, traut man sich nicht heran. Der Friedensnobelpreis wirkt wie eine Boosterimpfung gegen die Gifte der Gegenwart. Aber alle anderen finden sich im Fadenkreuz der Scharfmacher wieder: Schröder. Steinmeier. Merkel. Peng. Seit den Gräueltaten von Butscha wird mit einer Grundkonstante der deutschen Außenpolitik seit 1945 abgerechnet. Der Konsens, dass, nach dem Angriffskrieg der deutschen Wehrmacht mit mindestens 27 Millionen getöteten Russen in den deutsch-russischen Beziehungen eine schuldbewusste Demut zu walten habe, scheint beendet. Das politische Konzept vom Wandel durch Annäherung, gedacht auch als Neuanfang nach einer mörderischen Beziehung, wird nun von vielen im Ordner der gescheiterten Ideen abgeheftet – weiterlesen im Artikel.
5. Psycho-Logisch! Wo Schatten ist, wird auch Licht sein, welches es gilt in SICH zu entdecken. Dazu braucht es wahrscheinlich einen NEUEN MYTHOS! Diesen neuen Mythos werden wir nach Ostern Stück für Stück präsentieren.
Mit dem Floß überqueren zwei junge Frauen den Río Nanay im peruanischen Teil des Amazonas. Sie gehören dem indigenen Volk der Kokana an und bringen Blumen und Pflanzen für ein Reinigungsritual © Yann Gross & Arguiñe Escandón aus dem Buch „Aya“ (Erschienen bei Editorial RM).
6. Es geht nicht ohne sie – ZEIT.
Die Natur bildet die Grundlage allen Lebens. Um sie zu retten, sollen 30 Prozent der Erde bis 2030 unter Schutz stehen. Doch ohne die indigenen Völker ist der Plan wertlos – von Fritz Habekuß.
Das Beste an der Idee: dass sie so einfach ist. 30 Prozent der Erde sollen bis 2030 unter Naturschutz stehen. Ein knappes Drittel des Planeten, um dem Artensterben etwas entgegenzusetzen, um Rückzugsräume zu schaffen, um gefährdete Ökosysteme zu erhalten, um das Klima zu stabilisieren. Die Idee klingt sehr gewagt, dennoch deutet sich an, dass sie Wirklichkeit werden könnte. In diesen Tagen treffen sich Delegierte aus der ganzen Welt in Genf – wenn sie sich einig werden, könnte das 30-bis-30-Ziel schon in wenigen Monaten beim großen Biodiversitätsgipfel im chinesischen Kunming von allen Regierungen beschlossen werden.
Für Hunderte von Millionen von Menschen, die als indigene Völker und lokale Gemeinschaften in engstem Kontakt zu ihrer Umwelt leben, ist die Idee zweierlei: eine gewaltige Chance – und eine große Gefahr. Für Gruppen wie die Inuit und die Sami der Arktis, die Tharu in Nepal, die Mbororo aus dem Tschad, die Quechua aus Bolivien und die Zenú aus Kolumbien steht viel auf dem Spiel. Wird das 30-bis-30-Ziel verabschiedet, ohne dass damit ihre Rechte gestärkt werden, könnten sie den Preis für den Naturschutz zahlen: mit ihrem Land und ihrer Lebensgrundlage. Menschen raus, damit die Natur sich erholen kann – dieses Prinzip machte in vergangenen Jahrhunderten eine grausame Karriere. Doch wenn das Ziel so umgesetzt wird, dass indigene Gruppen mehr Hoheit über ihre Gebiete bekommen, wenn mit dem Schutz auch ihre Selbstbestimmung gestärkt wird, könnte das ein großer Schritt sein.
Die UN-Konvention für Biologische Vielfalt, auf Englisch abgekürzt mit CBD, ist die Schwester der Klimakonvention der Vereinten Nationen. Aber während die es in die Schlagzeilen schafft, während bei ihrem jüngsten globalen Treffen in Glasgow 20.000 Politikerinnen, Journalisten, Wissenschaftlerinnen und Aktivisten zusammenkamen, hat von der anderen Konferenz kaum jemand gehört. Dabei ist die CBD so wichtig wie die internationale Klimapolitik – mindestens. „Wenn Sie in den Supermarkt gehen und alles wegnehmen, was von einer funktionierenden Biodiversität abhängt – dann bleibt nicht mehr viel übrig“, sagt die oberste Managerin der CDB, die tansanische Umweltjuristin Elizabeth Maruma Mrema – weiterlesen im Artikel.
7. Streben nach einem langen Leben. So drehen Sie Ihre biologische Uhr zurück.
Es klingt beinahe zu schön, um wahr zu sein. Aber der Traum von der ewigen Jugend, der so alt wie die Menschheit ist, könnte wahr werden. Forscher sind mittlerweile davon überzeugt, dass sich die biologische Uhr eines Menschen zurückdrehen lässt. Und zwar überraschenderweise in jedem Alter. Wer 40 wird und an der Schwelle zu einer zerstörerischen Midlife-Crisis steckt, könnte sich wieder wie im Körper eines 30-Jährigen fühlen. Wer 60 ist, kann sich die geistige Frische eines 50-Jährigen bewahren. Selbst 70- bis 77-jährige Menschen können mit hochintensivem Intervall-Training. In der Untersuchung verglichen Forscher der Universität Trondheim die sportliche Aktivität von mehr als 1500 Menschen, die durchschnittlich 72 Jahre alt waren, über einen Zeitraum von fünf Jahren. Diejenigen, die das HIIT-Programm („high intensity intervall training“) absolvierten, waren den beiden anderen Gruppen überlegen, die moderates Training oder normalen Sport bei deutlich niedrigem Puls betrieben.
Die aktuellen Anstrengungen einer Gruppe von Selbstoptimierern geht weit darüber hinaus, ihre sportlichen Aktivitäten zu verbessern. Die Anhänger des Biohacking, einem aus dem US-Leistungssport stammenden Trend, wollen mit ihren „Hacks“ eben jene Altersuhr zurückdrehen, die uns allen zu schaffen macht.
„Das Zauberwort heißt: periodisieren“.
Einer der prominentesten Biohacker ist der Unternehmer David Asprey aus dem Silicon Valley. Der gelernte Fachmann wog als 26-Jähriger 140 Kilogramm, da er wie andere kalifornische Nerds seinen Körper mit einer Killerkombination aus Pizza, Pommes und Cola ruinierte. Seine Arterien waren so alt wie die seines Großvaters. „Ich beschloss, radikal mein Leben zu verändern, da ich sonst schon bald tot umgefallen wäre“, erinnert sich Asprey. Damals begann er alles auszuprobieren, was seine Körper- und Gehirnzellen wieder verjüngen könnte. „Als Erstes lasse ich mein Frühstück aus und trinke nur meinen Bulletproof-Kaffee, einen Biokaffee, dem ein wenig Ghee, sowie ein wenig MCT-Öl beigemischt wurde“, erklärt er – weiterlesen im Artikel.