Perspektiven- und Sichtweisen-Wechsel

Tragend, für jeden Blickwinkel/Perspektiven/Sichtweisen-Wechsel und die eigene Anpassungsfähigkeit,
sind die Einsichten aus der Meteorologie.

Anschauungsweise · Ansicht · Aspekt · Blickrichtung · Perspektive · Sicht · Sichtfeld · Sichtweise · Standpunkt · Anschauung · Ansicht · Aspekt · Auffassung · Betrachtungsweise · Blickwinkel · Einstellung · Haltung · Meinung · Position ·  Sichtweise · Standpunkt · Überzeugung und die Sicht der Dinge, die sich aus der Physik ergeben sind ebenfalls hilfreich.


Update: 01.03.2023.

Die meisten unterschätzen das Unerwartete und Überraschende

Ein Jahrzehnt hat Christian Busch damit verbracht, zu erforschen, wie unerwartete Momente unseren sozialen Alltag erweitern.
Das Interview mit Christian Busch in der SZ.

Fabrice Braun:  In Ihrem Buch geht es darum, wie man Zufälle im Privatleben und in der Arbeit nutzen kann. 

Glückliche Zufälle sind oft passiv – man wird etwa zufällig in eine wohlhabende Familie geboren. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch das aktive Glück. Wir können zwar nicht beeinflussen, ob etwas Unerwartetes passiert, aber unsere Reaktionen darauf können wir kontrollieren. Erfolgreiche Menschen sagen oft: „Na, da habe ich Glück gehabt.“ Aber wenn man sich diese Situationen näher ansieht, dann zeigt sich nicht selten, dass es am Mindset, an einer Kultur liegt, die solche glücklichen Zufälle wahrscheinlicher macht. Und das kann man trainieren.

Läuft das nicht auf die etwas banale Erkenntnis heraus: Jeder ist seines Glückes Schmied?

Schon der berühmte Chemiker Louis Pasteur hat gesagt, dass das Glück den bevorzugt, der vorbereitet ist. Das kann man inzwischen aber auch wissenschaftlich belegen. Aus der soziologischen und psychologischen Forschung kennen wir klare Strategien, die man befolgen kann, um mehr glückliche Zufälle zu erleben.

Sie versprechen also, wir können alle wie die Comicfigur Gustav Gans werden, dem das Glück ständig vor die Füße fällt?

Viele Studien zeigen, dass es wahrscheinlicher oder eher unwahrscheinlicher ist, ob wir Glück haben werden, je nachdem, wie wir das Leben angehen. Ein Beispiel: Forscher haben ein Experiment mit Menschen gemacht, die sich als Glückspilze bezeichnen, und mit Leuten, die von sich selbst sagen, dass sie Pechvögel sind. Sie sollten die Straße entlanglaufen, sich in ein Café setzen und etwas bestellen. Sie wussten nicht, dass alles mit versteckten Kameras gefilmt wird, auf der Straße ein Fünf-Pfund-Schein lag und am Tisch neben dem Tresen ein erfolgreicher Geschäftsmann saß, der auch große Träume verwirklichen kann. Was ist passiert? Der Glückspilz geht die Straße runter, sieht das Geld, hebt es auf, geht ins Café und setzt sich mit seinem Getränk neben den Geschäftsmann. Die beiden kommen ins Gespräch, verstehen sich gut und tauschen Visitenkarten aus. Man weiß nicht, was später passieren wird, aber es gibt viele Möglichkeiten, dass sich aus dieser neuen Bekanntschaft etwas ergibt.

Und der Pechvogel?

Der geht die Straße runter, sieht das Geld nicht, bestellt sich einen Kaffee und setzt sich neben den Geschäftsmann, aber ignoriert ihn. Das war’s. Am Ende fragen die Forscher beide: Wie war dein Tag? Der Glückspilz sagt: Super, ich habe einen neuen Freund gewonnen und Geld auf der Straße gefunden. Der Pechvogel sagt: Langweilig, es ist nichts passiert. Die meisten von uns unterschätzen das Unerwartete. Sie rechnen auf der Straße und im Alltag zwar oft mit dem Negativen, zum Beispiel, wenn wir nach rechts und links schauen, selbst wenn unsere Ampel grün ist, da ein Auto uns trotzdem überfahren könnte. Aber auch das Positive kann überall auf uns warten.

Sie nutzen dafür den Begriff der Serendipität. Was verstehen Sie darunter?

Es ist das unerwartete Glück, das sich aus ungeplanten Ereignissen ergibt, bei denen unser Handeln zu positiven Ergebnissen führt. Bei der Serendipität geht es vor allem darum, zufällige Beobachtungen bewusst wahrzunehmen und sie in Möglichkeiten zu verwandeln. Im Gegensatz zu blindem Glück, das uns widerfährt, ist Serendipität also eine Art aktives Glück.

Und wie macht man das am besten?

Der Zufall ist nur ein erster Schritt. Der wesentliche zweite Schritt besteht darin, diese unerwartete Beobachtung oder Begegnung zu verstehen und zu nutzen. Wir müssen Verbindungen oder Brücken zwischen Menschen und Informationen sehen, wo andere Gräben sehen. Viele interessante Ideen ergeben sich aus zufälligen Treffen und Konversationen. Und mit der Art, wie ich diese Gespräche führe, kann ich schon für mehr Serendipität sorgen. Statt auf einem Kongress nur Smalltalk zu betreiben, könnte man mehr in die Tiefe gehen. Etwa fragen: Was findest du am interessantesten an der Präsentation? Was beschäftigt dich gerade? Dann stößt man auf einmal auf unerwartete Sachen, aus denen sich etwas ergeben kann. Und wir können die Haken-Strategie benutzen: zwei, drei Haken auswerfen, die wir spannend finden („Ich bin Architektin, aber eigentlich interessiere ich mich gerade für Elektromobilität und Picasso“), sodass es für den Gesprächspartner möglichst viele Anknüpfungspunkte gibt – und sich oft zufällige Überschneidungen ergeben.

In Ihrem Buch geht es viel ums Netzwerken. Aber was macht man, wenn man introvertiert ist und nicht so gerne Visitenkarten sammelt?

Es stimmt, die Chance auf zufällige, glückliche Verknüpfungen steigt, wenn wir viele Menschen kennenlernen. Aber ich selbst bin auch eher introvertiert und bei mir kommt sehr viel Serendipität aus ruhigen Quellen. Wenn ich etwa ein Buch lese, einen Film schaue und eine Idee für einen Podcast bekomme. Manchmal reicht es, einen anderen Weg zur Arbeit zu nehmen und mit offenen Augen durch die Straßen zu laufen. Vielleicht sieht man in einem Schaufenster auf einmal ein Buch, das einen auf neue Gedanken bringt. Es geht darum, sich wieder diese Offenheit zu schaffen, die wir als Kinder gehabt haben.

Der Zufall klingt aus Ihrer Sicht sehr positiv. Es gibt aber viele Menschen, die eher Angst vor Zufällen haben, sie wollen planen, um Risiken zu vermeiden.

So bin ich auch aufgewachsen. Das wird uns ja schon in der Schule eingebläut: Mach einen Plan, überlege dir genau, was du später werden willst. Und dann ziehst du los ins wirkliche Leben und denkst dir: Mein Gott, keiner hat mich darauf vorbereitet, dass hier überall zufällige Sachen passieren, gute und schlechte. Die meisten denken, dass ihr Leben linear verläuft, aber wenn man zurückschaut, sieht man oft, dass das nicht stimmt. Es gibt fast immer viele Zufälle, die uns dahin gebracht haben, wo wir sind. Und das ist ja auch das Spannende. Natürlich ist das Unerwartete auch oft angsterregend, und es geht absolut nicht darum, nichts mehr zu planen – im Gegenteil, es geht darum, das Unerwartete in unsere Planung mit aufzunehmen.

Sie sind Wirtschaftswissenschaftler und beschäftigen sich auch mit der Rolle des Zufalls in Unternehmen. Was können Firmen denn machen, um Serendipität zu fördern?

Das Wichtigste ist die Legitimation des Unerwarteten, denn das Unerwartete kann Pläne infrage stellen. Viele Chefs fürchten, dass dadurch ihre Autorität leidet. Oftmals erwähnen Mitarbeiter dann unerwartete Probleme wie bei der Kartoffelwaschmaschine nicht, weil es heißt, das laufe der ursprünglichen Strategie zuwider.

Firmen müssen also Zufälle überhaupt erst mal zulassen?

Ja, aber das reicht nicht. Sie müssen auch Praktiken entwickeln, um neue Ideen umzusetzen. Es ist ja nicht genug festzustellen, dass jemand eine gute Idee hat. Das Unternehmen muss auch Geld in die Hand nehmen. Und das fehlt in der Praxis oft. Die Firmen sagen immer, bringt uns neue Ideen, aber dann gibt es keinen Mechanismus, um in diese Ideen zu investieren. Am Ende sind die Mitarbeiter deprimiert, weil ihre Einfälle verpuffen.

Sie beschreiben unter anderem die Raucherecke als Innovationsort.

Also, ich will damit nicht zum Rauchen aufrufen, auf keinen Fall. Aber dort treffen sich oft zufällig Menschen aus verschiedenen Bereichen und tauschen sich aus. Die spannende Frage ist: Kann man diese Momente kreieren ohne das Rauchen? Als Steve Jobs Eigentümer von Pixar war, hat er die Architekten aufgefordert, das Firmengebäude so zu entwerfen, dass es zu möglichst vielen unbeabsichtigten Begegnungen kommt. Er wollte sogar die Toiletten ausschließlich im Atrium unterbringen, das haben sie dann aber doch nicht gemacht.

Während der Corona-Zeit sind viele dieser unabsichtlichen Treffen, zum Beispiel am Kaffeeautomaten, weggefallen. Hat uns die Pandemie den kreativen Zufall genommen?

Das stimmt, der persönliche Zufall im echten Leben ist in dieser Zeit weniger geworden. Aber es gibt viele Möglichkeiten, auch virtuell diese Wasserspender-Momente zu kultivieren. Corona hat viele Menschen dazu gebracht, aus diesem schlimmen Ereignis etwas Sinnvolles zu machen, etwa indem sie für ihre älteren Nachbarn einkaufen gegangen sind, was in manchen Fällen zu tiefergehenden lokalen Beziehungen geführt hat. Der Psychiater Viktor Frankl hat das genau beschrieben: Wir können uns nicht immer aussuchen, welche Situationen passieren, aber wir können uns immer aussuchen, wie unsere Reaktion darauf ist.

Alles Synchronizität?!


Dann bietet die Vorbereitung eine vielversprechende Chance!

 


Update 21.12.2022:
Deutschland leiht sich Rekordsumme!

Deutschland leiht sich 2023 am Kapitalmarkt so viel Geld wie noch nie. Auch andere Euro-Länder machen mehr Schulden.
Das Problem: Ein großer Anleihekäufer fällt zunehmend aus.

Auf die Märkte kommt im neuen Jahr eine wahre Flut an neuen Bundeswertpapieren zu. Deutschland muss sich bei Investoren an den Geld- und Kapitalmärkten mehr als 539 Milliarden Euro leihen. Das gab die für das deutsche Schuldenmanagement zuständige Finanzagentur am Mittwoch bekannt.

So massiv wie dann 2023 musste der Bund die Märkte noch nie in Anspruch nehmen. Im Vergleich zu diesem Jahr steigen die Anleihe-Emissionen um ein Fünftel. Grund dafür sind die hohen Kosten wegen der Energie- und der Coronakrise. Die Ausgaben im Bundeshaushalt werden auch im kommenden Jahr die Einnahmen übersteigen, unter anderem wegen der Gas- und Strompreisbremse. Hinzu kommt, dass 2023 Bundeswertpapiere im Umfang von gut 325 Milliarden Euro fällig werden und refinanziert werden müssen. Für die Schuldenmanager wird es herausfordernd, genügend Abnehmer für die Anleihen zu finden. Zum einen brauchen auch die anderen Euro-Länder mehr Geld, zum anderen fällt die Europäische Zentralbank (EZB) als großer Käufer von Anleihen aus. Deutschland plant im kommenden Jahr neue Anleihen mit Laufzeiten von mindestens zwei Jahren über 295 bis 299 Milliarden Euro zu begeben. Hinzu kommen Geldmarktpapiere mit Laufzeiten zwischen drei und sechs Monaten über 242 Milliarden Euro.

Nicht nur Deutschland setzt auf Anleihen: Auch andere Euro-Länder brauchen mehr Geld.

Im Fokus der Märkte stehen vor allem die Anleihen – und davon emittiert nicht nur Deutschland mehr. Die britische Großbank HSBC schätzt, dass die Euro-Länder im neuen Jahr insgesamt Anleihen über 1,2 Billionen Euro ausgeben werden. Das wären knapp 100 Milliarden Euro mehr als 2022. Die EZB fällt dabei als Nachfrager zunehmend aus. In den vergangenen Jahren hat die Notenbank Anleihen – vor allem Staatspapiere – aus den Euro-Ländern über mehr als fünf Billionen Euro erworben. Seit Ende Juni kauft die Notenbank aber keine neuen Anleihen mehr, sondern ersetzt nur noch auslaufende Papiere. Im Laufe des nächsten Jahres dürfte die EZB aber auch diese Ersatzinvestitionen einschränken. Sebastian Fellechner von der DZ Bank schätzt, dass die EZB ihre Bilanz im neuen Jahr um 130 Milliarden Euro kürzen wird. Das erschwere die Refinanzierung der Euro-Länder, betont Fellechner.

EZB fällt als Käufer aus!

Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank, erwartet, dass die Länder der Währungsunion allein im ersten Quartal für ihre Anleihen ohne EZB-Käufe eine dreieinhalbmal so hohe Nachfrage generieren müssen wie in den beiden Vorjahren. Stephan geht zwar davon aus, dass dies gelingt, aber die Staaten müssten möglicherweise höhere Renditen bieten, um Käufer zu finden. Tammo Diemer, Geschäftsführer der Finanzagentur, versucht zu beruhigen: „Mein Eindruck ist, dass die Nachfrage nach Bundesanleihen nach wie vor hoch ist.“ Angesichts der gestiegenen Renditen interessieren sich laut Diemer inzwischen auch wieder Investoren wie Versicherer und Fondsmanager für Bundesanleihen. Diese hätten sich in Zeiten des Niedrigzinsumfeldes zurückgezogen, seien nun aber wieder aktiver. Tatsächlich betonen in ihren aktuellen Jahresausblicken Asset-Manager wie J.P. Morgan Asset Management, Pimco, DWS, BNP Paribas Wealth Management oder Schroders , dass Anleihen wieder attraktiver sind.

Angesichts der massiv gestiegenen Inflation und der scharfen Zinswende der Notenbanken sind die Renditen an den Anleihemärkten gegenläufig zu den gefallenen Kursen historisch schnell und deutlich gestiegen. Die Rendite der als Richtschnur für die langfristige Refinanzierung im Euro-Raum geltenden Bundesanleihe mit zehn Jahren Laufzeit stieg seit Januar von minus 0,10 Prozent auf bis zu 2,4 Prozent. Seit Oktober hat sich die Lage etwas beruhigt. Aktuell liegt die Rendite bei gut 1,9 Prozent.

Deutschland leiht sich Rekordsumme am Kapitalmarkt: Die Schulden werden teurer.

Damit liegt die Rendite so hoch wie vor gut neun Jahren. Anleger bekommen mehr Geld – für den Bund wird die Refinanzierung entsprechend teurer. 2022 lag die durchschnittliche Rendite bei allen Geld- und Anleiheauktionen laut Finanzagentur im Schnitt bei 0,62 Prozent. 2021 hatte der Bund mit der Aufnahme neuer Schulden noch Geld verdient. Neue Anleihen wurden damals mit einer Rendite von im Schnitt minus 0,59 Prozent platziert. Für 2023 rechnet Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) mit Zinskosten in Höhe von 29,6 Milliarden Euro – das ist mehr als siebeneinhalbmal so viel wie 2021. Konkret hat die Finanzagentur für das neue Jahr 73 Termine geplant, an denen sie Anleihen begeben oder aufstocken wird. Dabei sollen herkömmliche Bundesanleihen mit Laufzeiten von zwei, fünf, sieben, zehn und 15 Jahren über 274 Milliarden Euro versteigert werden. Hinzu kommen Auktionen über insgesamt sechs Milliarden bis acht Milliarden Euro für Anleihen, deren Zins- und Rückzahlung an die Inflationsrate gekoppelt ist, und grüne Bundesanleihen für 15 Milliarden bis 17 Milliarden Euro.

Vier Anleihetermine stehen noch nicht im Plan.

Bei grünen Bundesanleihen dient die Mittelverwendung der Erreichung umweltfreundlicher Ziele. Deutschland begibt grüne Anleihen erst seit 2020, liegt laut Diemer aber bereits hinter Frankreich auf Platz zwei der grünen Emittenten im Euro-Raum. Zusätzlich soll es vier Bundesanleihen geben, die nicht über eine Auktion, sondern über Bankensyndikate vergeben werden. Das Volumen dabei steht noch nicht exakt fest, doch Diemer gibt einen Hinweis. Im zu Ende gehenden Jahr gab es ebenfalls vier syndizierte Anleihen über insgesamt 18 Milliarden Euro. Diemer kann sich für 2023 eine ähnliche Größenordnung vorstellen.

Bei syndizierten Anleihen verkaufen Banken als Konsortialführer die Papiere an Investoren. Dieses Verfahren, für das die Banken Gebühren bekommen, ist auch bei Unternehmensanleihen üblich und sorgt dafür, dass es in der Regel tatsächlich mehr als genug Nachfrage gibt. Der Bund nutzt Konsortialbanken nur bei den nicht ganz so gängigen Anleihen. Geplant sind für 2023 Syndikate für zwei neue Bundesanleihen mit 15 und 30 Jahren Laufzeit und zwei Syndikate für eine zehnjährige und eine „länger laufende“ grüne Anleihe. Bei herkömmlichen und etablierteren Anleihen greift der Bund dagegen auf das Auktionsverfahren zurück. Hierbei ersteigern die derzeit 31 Banken die angebotenen Anleihen und verkaufen sie erst anschließend zum großen Teil an Investoren weiter.

Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds bekommt in den nächsten Wochen Geld

Noch in diesem Jahr wird die Finanzagentur zudem den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) mit den vorgesehenen Finanzmitteln von 200 Milliarden Euro ausstatten. Der WSF finanziert bis Sommer 2024 Maßnahmen zur Abfederung der Folgen der Energiekrise. In diesem Jahr hat der Fonds 35 Milliarden Euro ausbezahlt. Dieses Geld hat die Finanzagentur regulär am Markt refinanziert. Die verbleibenden 165 Milliarden Euro wird die Agentur über Anleihen direkt an den WSF geben und erst dann am Markt verkaufen, wenn der Fonds das Geld ausgibt – weiterlesen im Handelsblatt.


Update 28.04.2022:

Putins Krieg & dt. Mitschuld – Gabor Steingart – Herausgeber ThePioneer.

Nach 1945 haben wir das alles schon mal erlebt: Hitler war’s! Sein Weltkrieg. Seine Konzentrationslager. Sein Rassenwahn. Erst nach und nach war die Nachkriegsgesellschaft bereit, der bitteren Wahrheit ins Auge zu blicken: Ja, Hitler war’s. Aber nein, er war es nicht allein. Die Bedingungen, die zu seinem Aufstieg und schließlich einer totalitären Alleinherrschaft führten, erzählen die Geschichte eines großen, eines kollektiven Versagens:

  • Die Europäischen Siegermächte hatten versagt, weil sie Deutschland nach verlorenem Ersten Weltkrieg mit dem Versailler Vertrag einen Friedensvertrag aufbrummten, der die Antriebsenergie für rechtsnationale Militaristen in Deutschland lieferte.
  • Die deutsche Großindustrie hatte versagt, weil sie sich der Illusion hingab, ein Reichskanzler Adolf Hitler ließe sich durch konservative Minister „umrahmen“ und letztlich neutralisieren. Der Deutschnationale Franz von Papen: „In zwei Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt, dass er quietscht!“
  • Die deutsche Linke versagte, weil sie sich einen blutigen Bruderkampf zwischen SPD, USPD und KPD lieferte, der viele enttäuschte Arbeiter in die Arme der NSDAP trieb.
  •  Beide großen Kirchen haben versagt, weil sie den Judenhass und schließlich auch die Judenverfolgung tolerierten.
  •  Und schließlich haben auch die Amerikaner versagt, weil sie jahrelang eine Politik der Neutralität verfolgten und erst nach zwei Jahren des europäischen Gemetzels in den Krieg eingriffen.

Womit wir bei Wladimir Putin wären. Putins Krieg ist nicht allein Putins Krieg. Wenn Olaf Scholz in mittlerweile jedem zweiten Satz von „Putins Krieg“ spricht, dann will er damit sich und Merkel und vielen anderen einen Persilschein ausstellen, auf dem steht: Putin war’s. Ich bin unschuldig. Dem muss widersprochen werden. Putin wurde zum Losschlagen regelrecht ermuntert, und zwar durch eine Politik der Unentschlossenheit. Wobei es diese Unentschlossenheit in zwei Varianten gab:

Erstens gab es eine sozialdemokratische Variante der Unentschlossenheit. Man berief sich zwar auf die Entspannungspolitik von Willy Brandt, hat aber die wichtigste Zutat dieser Politik verdrängt und schließlich sogar missachtet: Vertrauen ist gut, Verträge sind besser.

Brandt und Bahr, später Schmidt und Genscher, waren Dialektiker, die die Kunst von Geben und Nehmen beherrschten. Sie vertrauten eben nicht auf die vermeintliche russische Friedfertigkeit, sondern haben Moskau in ein umfangreiches Regelwerk eingebunden, das wirtschaftliche Zusammenarbeit, Menschenrechte und Abrüstung zu einem magischen Dreieck verbunden hat. Das eine war ohne das andere nicht zu haben.

Erst ab 1963 gab es den „Heißen Draht“ zwischen Moskau und Washington, das „rote Telefon“ der Kommunikation. 1968 kam der Atomwaffensperrvertrag hinzu, 1972 folgte der SALT-I-Vertrag, 1973 das Abkommen über die Vorbeugung von Atomkriegen, zwischen 1970 und 1973 die verschiedenen Ostverträge, 1975 die Konferenz zur Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und zum krönenden Abschluss schließlich folgte 1979 der SALT-II-Vertrag zur Begrenzung nuklearer Sprengsätze.

Die sozial-liberale Entspannungspolitik muss man sich wie einen großen Sicherungskasten vorstellen. Das Erdgas-Röhren-Geschäft und die Nato-Nachrüstung gehörten gedanklich zusammen. Erst nach der Wiedervereinigung wurden die Sicherungen rausgeschraubt. Der Handel – hauptsächlich der mit Öl und Gas – lief weiter, jetzt ohne militärische oder politische Zugeständnisse. Putins Lernerfahrung war die: Er bekam Handel auch ohne Wandel.

Die konservative Unentschlossenheit steht in ihrer Wirkung der sozialdemokratischen Entschlossenheit in nichts nach. Sie bestand darin, dass man zwar die Osterweiterung der Nato vorantrieb und damit den Aggressionsaufbau in Moskau beschleunigte. Zugleich aber ließ man bei diesem Heranrücken an Moskau überall weiße Flecken. Genau auf einem dieser weißen Flecken, der Ukraine, schnappte Putin zu.

Hätte man die Ukraine unverzüglich dem Schutzschirm der Nato unterstellt (und am besten Finnland, Schweden und die Republik Moldau gleich mit), wäre das eine klare Sprache gewesen. Putin und seine Generalität hätten es nie und nimmer gewagt, einen Fuß über diese Grenze zu setzen. Aber die deutschen Konservativen haben sich – anders als Ronald Reagan – nicht getraut, konservativ zu sein. Sie wollten nicht den Militärs gefallen, sie wollten dem grün-alternativen Großstadtmilieu gefallen. Deshalb haben sie die Verhältnisse – eine unterfinanzierte Bundeswehr mit abgeschaffter Wehrpflicht – treiben lassen. Deshalb haben sie mit der sachfremden Berufung von Annegret Kramp-Karrenbauer und zuvor Ursula von der Leyen das bewusste Signal ihrer militärischen Impotenz gesendet. Merkels Russland-Politik war nichts anderes als Pazifismus in olivgrün.

Diese doppelte Unentschlossenheit war die Einladung für den Aggressor. Beide großen politischen Lager in Deutschland haben getänzelt, gezaudert und damit diese eine große Einladungskarte an den Mann in Moskau geschrieben, auf der stand: Komm doch mal rüber.

Im stillschweigenden Zusammenwirken von sozialdemokratischem und christdemokratischem Führungsversagen lag die Versuchung, der Putin nicht widerstehen konnte.

  • Putins Krieg! Das ist jetzt die rhetorische Holzplanke, an die sich die Schiffbrüchigen aus SPD, CDU und CSU klammern.
  • Putins Krieg! Das ist der eine Finger, der auf ihn weist, derweil drei auf uns zurück zeigen.
  • Putins Krieg! Das ist die billigste Ausrede, seitdem es Ausreden gibt.

Fazit: Wer ernsthaft verstehen will, was da inmitten von Europa schiefgelaufen ist, braucht neben dem Fernrohr auch den Spiegel.


Update: 20.04.2022:
Wirtschaftshistoriker zu Russland-Sanktionen: „Es reicht, das moralisch Richtige zu tun“!

Der Wirtschaftshistoriker –Adam Tooze – plädiert für ein schnelles Energieembargo gegen Russland und erklärt, warum das kein wirtschaftlicher Totalschaden für Deutschland wäre – Quelle Handelsblatt.

Vita Adam Tooze:


Das amerikanische Magazin „New York“ nennt ihn „Galaxy Brain“. Und tatsächlich gibt es kaum etwas, über das der 54-jährige Wirtschaftshistoriker Adam Tooze von der Columbia University nicht anregend und fachkundig sprechen könnte. Von der Finanzkrise über den Klimawandel und die Pandemie bis hin zum Wirtschaftskrieg gegen Putin – Tooze ist ein Welterklärer und Tausendsassa. Das brachte ihm in unserer aus den Fugen geratenen Welt voller komplexer Krisen eine internationale Fangemeinde ein. Tooze ist in Großbritannien geboren und in Deutschland aufgewachsen. Das sowie seine rigorose empirische Arbeitsweise machen ihn auch zu einem idealen Beobachter der deutschen „Zeitenwende“. Wie bei Tooze nicht anders zu erwarten, bleibt es im Interview nicht bei diesem einen Thema.

Herr Tooze, wann wäre der richtige Zeitpunkt für ein Energieembargo gegen Russland?
So schnell wie möglich. Wenn man der Ukraine zu Hilfe kommen will und die russische Offensive stoppen will, muss man möglichst schnell agieren. Deutschland hat aber auch ein eigenes Interesse daran, die Abhängigkeit von Russland so schnell wie möglich zu beenden und seine Souveränität zu bewahren.

Können wir mit einem sofortigen Embargo wirklich Einfluss auf den Kriegsverlauf nehmen?
Das muss nicht unbedingt sein. Es reicht, im Sinne Kants das moralisch Richtige zu tun. Das ist keine Symbolpolitik. Wenn Deutschland solidarisch mit der Ukraine gegen die Aggression Russlands stehen will, dann ist das ein profundes Anliegen und muss nicht der Zweckrationalität geopfert werden. Wir müssen uns den Spiegel vorhalten und fragen, ob wir wirklich alles getan haben.

Die Ökonomen streiten seit Wochen, was ein Energieembargo wirtschaftlich für Deutschland bedeuten würde. Wie zuverlässig sind solche Prognosen?
Die Prognosen liegen nicht so weit auseinander. Unsere Modelle erlauben zwar keine Genauigkeit, aber kein Modell lässt befürchten, dass es durch einen Boykott zu einer Katastrophe in Deutschland kommen würde. Genau das sagen jedoch viele Kritiker der Ökonomen mit ihrem Katastrophengerede voraus.

Es stehen immerhin viele Arbeitsplätze auf dem Spiel!
Ja, der Verlust von einigen Hunderttausend Jobs ist ein sehr ernsthaftes Problem. Für demokratisch gewählte Politiker ist es eine enorme Herausforderung, so viele Arbeitsplätze für außenpolitische Ziele aufs Spiel zu setzen. Für die betroffenen Menschen ist es eine Katastrophe, die man mit staatlichen Hilfen und Solidarität lindern muss. Aber ein wirtschaftlicher Totalschaden ist es nicht.

Ist Deutschland, ist Europa stark genug, um eine solchen Schock aufzufangen?
Es ist nicht die Frage, ob Europa sich das finanziell leisten kann. Das ist ein Problem der Umverteilung. Die Pandemie hat gezeigt, dass die reichen Länder stark genug sind, um einen ähnlich enormen Schock abzufedern. Viel wichtiger ist, wie wir eine Rationierung der Energie sozial verträglich hinbekommen, wenn das Gas ausgeht.

Die Umverteilung muss auf europäischer Ebene stattfinden?
Der italienische Ministerpräsident fordert genau das und kann auf das sehr erfolgreiche Modell des europäischen Wiederaufbaufonds (Next Generation EU) verweisen. Das wird der deutschen Politik nicht gefallen, aber damit wird man leben müssen.

Wie muss Deutschland sein Geschäftsmodell einer Exportnation ändern, wenn die Welt in einen globalen Wirtschaftskrieg gerät?
Es ist seit Langem bekannt, dass Deutschland durch seine starke Exportabhängigkeit besonders verletzlich ist. Der deutsche Staat hat auch keine Kriegskasse, weil sich die Währungsreserven weitgehend in privaten Händen befinden. Wirklich problematisch ist, dass nicht nur Deutschland, sondern die ganze Euro-Zone mit ihrem riesigen Binnenmarkt zu einer Wirtschaftsregion mit Handelsüberschüssen geworden ist.

Welches Wirtschaftsmodell ist krisenfester?
Mein Eindruck ist, dass die Franzosen besser aufgestellt sind. Die französische Wirtschaft ist makroökonomisch viel ausgeglichener als die deutsche, sie haben LNG-Terminals und sie haben Atommeiler. Auch wenn man gegen die Kernkraft ist, kann man den Franzosen die industrielle Logik ihres Modells nicht absprechen. Deutschland hat sich dagegen strategisch dumm verhalten.

Ihr Kollege Nicholas Mulder warnt in einem sehr erfolgreichen Buch, dass die Sanktionen gegen Russland nicht an ihrer Schwäche, sondern an ihrer großen und unvorhersehbaren Stärke scheitern könnten. Schaden uns Sanktionen mehr, als sie nützen?
Nein, das glaube ich nicht. Mich beunruhigt vielmehr die Frage, wie der Wirtschaftskrieg die geopolitische Stabilität und Berechenbarkeit beeinträchtigt. Ich hatte noch nie so viel Angst in meinem Leben wie in dem Moment, als der Westen die Guthaben der russischen Zentralbank eingefroren hat. Putin konnte darauf nur mit der Drohung mit Atomwaffen reagieren – und das tat er dann ja auch. Sanktionen setzen eigentlich einen festen internationalen Rechtsrahmen der Legalität und Legitimität voraus. Den gibt es aber im Machtkampf mit einem atomar bewaffneten Putin nicht.

Will der Westen einen Weltkrieg vermeiden, dann gibt es zu Sanktionen doch keine Alternative – oder?
Oft wird mit den Sanktionen der klammheimliche Wunsch nach einem Regimewechsel in Moskau verbunden. Das haben wir jedoch überhaupt nicht zu Ende durchdacht. Wir wissen nicht, ob ein Regime nach Putin besser oder weniger gefährlich für uns wäre. Das ist die wirkliche Gefahr der Wirtschaftssanktionen, nicht ihre ökonomischen Auswirkungen.

Nicht nur Regierungen, auch Unternehmen erleben durch die Russlandkrise eine Zeitenwende und müssen sich politisch viel stärker positionieren. Ist das eine neue Erfahrung?
Nein, das gab es auch früher schon. Der amerikanische Autobauer Ford hatte in den 1930er-Jahren enorme Probleme mit seinen Kunden, weil er noch einen Betrieb in Köln hatte. Kunden haben damals ihre Reifen gewechselt, weil auf der Innenseite „made in Germany“ stand. Die Idylle der unpolitischen Wirtschaft, in der Wandel durch Handel gefördert werden soll, verwandelt sich in die Drohung: Wenn ihr euch nicht wandelt, gibt es auch keinen Handel mehr. Und das nehmen Firmen und ihre Kunden selbst in die Hand.


Update: 09.04.2022:

Quelle: siehe oben.Mit der Kraft der Gräuelbilder versucht man, die deutsch-russische Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg als unzeitgemäße Anschauung zu diskreditieren. In den Köpfen der Menschen will man das auslösen, was Stefan Zweig einen „Aufpeitschungsdienst“ nannte: Da ist sie wieder, die „unbändige Lust, Gefühle und Ideen noch ganz heiß aus sich herauszustoßen.“

20220407-ee-dpa-Helmut Kohl und Michail GorbatoschowHelmut Kohl und Michail Gorbatschow © dpa

Einen Helmut Kohl, der ein großer Versöhnungspolitiker war, schützt sein Jahrhunderterfolg einer friedlichen deutsch-deutschen Vereinigung, notariell beurkundet von Michael Gorbatschow. Auch an Willy Brandt, den Vater aller Entspannungspolitiker, traut man sich nicht heran. Der Friedensnobelpreis wirkt wie eine Boosterimpfung gegen die Gifte der Gegenwart.

20220406-image-imago-mb-Willy Brandt und Leonid Breschnew Willy Brandt und Leonid Breschnew © imago

Aber alle anderen finden sich im Fadenkreuz der Scharfmacher wieder: Schröder. Steinmeier. Merkel. Peng.

Seit den Gräueltaten von Butscha wird mit einer Grundkonstante der deutschen Außenpolitik seit 1945 abgerechnet. Der Konsens, dass, nach dem Angriffskrieg der deutschen Wehrmacht mit mindestens 27 Millionen getöteten Russen in den deutsch-russischen Beziehungen eine schuldbewusste Demut zu walten habe, scheint beendet. Das politische Konzept vom Wandel durch Annäherung, gedacht auch als Neuanfang nach einer mörderischen Beziehung, wird nun von vielen im Ordner der gescheiterten Ideen abgeheftet.

20220406-image-imago-mb-Deutscher Russlandfeldzug Deutscher Russlandfeldzug © imago

Bühne frei für die neue Schonungslosigkeit. Putins Armee mordet in Butscha und anderswo. Und bei uns wird innenpolitisch zurückgeschossen.

CDU-Chef Friedrich Merz hat seine parteipolitische Bazooka bereits in Stellung gebracht; er verlangt die Einsetzung einer Enquete-Kommission, die sich um die Verstrickungen, wie er es nennt, von SPD-Politikern in der Ostpolitik kümmern soll. Dass dann auch die Rolle von Angela Merkel untersucht werden müsste, fordert er nicht. Aber das ist ein für ihn durchaus vorteilhafter Kollateralschaden.

20220315-image-dpa-mb-Wolodymyr SelenskyjWolodymyr Selenskyj © dpa

„Ich lade Frau Merkel ein, Butscha zu besuchen und zu sehen, wozu die Politik der Zugeständnisse an Russland in 14 Jahren geführt hat“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videobotschaft.

„Alle Russen sind gerade unsere Feinde“, heizt der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, das Klima an. Er habe keinerlei russische Freunde und er wolle auch keine haben. Russland sei für ihn ein „Feindstaat” und werde ‚wahrscheinlich auch nach dem Krieg, ein Feindstaat bleiben‘, sagte er der FAZ.

Diese neue Gnadenlosigkeit ist bereits auf die deutsche Zivilbevölkerung übergesprungen. „Aufgrund der schweren Menschenrechtsverletzungen durch den geistesgestörten Putin lehnen wir grundsätzlich die Behandlung russischer Patienten ab“, schrieb die Direktorin der Universitätsklinik München in einem offiziellen Schreiben. Nach Bekanntwerden kassierte die Uni-Leitung diese Anweisung. Die Selektion an der Klinikpforte findet nicht statt.

Der kleine Unterschied zwischen Schimpanse und Mensch.

Der «kleine Unterschied» zwischen dem Erbgut (Genom) des Schimpansen und jenem des Menschen ist offenbar weitaus größer als bisher angenommen. Dies hat ein direkter Vergleich der zwei einander entsprechenden Chromosomen Nummer 21 des Menschen sowie Nummer 22 des Schimpansen. Der «kleine Unterschied» zwischen dem Erbgut (Genom) des Schimpansen und jenem des Menschen ist offenbar weitaus größer als bisher angenommen. Dies hat ein direkter Vergleich der zwei einander entsprechenden Chromosomen Nummer 21 des Menschen sowie Nummer 22 des Schimpansen ergeben, der in der jüngsten Ausgabe des Fachjournals «Nature» publiziert wurde. Dieser erste exakte molekularbiologische Vergleich der zwei Chromosomen war möglich geworden, da nun auch das Schimpansen-Chromosom 22 mit derselben Genauigkeit und Vollständigkeit von nahezu 100 Prozent vorliegt wie das Chromosom 21 des Menschen.

Bis dato ging die Fachwelt aufgrund von Schätzungen sowie unvollständigen Vergleichen davon aus, dass sich Mensch und Schimpanse in maximal knapp 2 Prozent ihres Erbguts unterscheiden. (Einige Publikationen hatten in den letzten Jahren allerdings auch von 5 bis 10 Prozent gesprochen.) Ein so kleiner Prozentsatz hätte bedeutet, dass all die sichtbaren äußerlichen und Verhaltensunterschiede durch nur ungefähr 2 Prozent unseres Erbguts zustande kommen müssten. Die neue Arbeit kann nun uns Menschen – oder zumindest diejenigen, die uns gerne als Krone der Schöpfung sehen – beruhigen, denn offenbar wurde bisher auf der falschen Ebene verglichen. Zwar kommt auch die neue Studie zu dem Schluss, dass sich nur 1,44 Prozent unserer Erbgensequenz von jener des Schimpansen unterscheiden. Doch zusätzlich zu diesen Sequenzunterschieden haben die Wissenschaftler des International Chimpanzee Chromosome 22 Consortium rund 68 000 Genomabschnitte ausgemacht, die entweder im menschlichen oder nur im Schimpansen-Chromosom vorhanden sind. Das können winzige Abschnitte, aber auch sehr große, bis zu mehrere tausend Bausteine umfassende Regionen sein, die bei einem Chromosom im Vergleich zum anderen fehlen, sogenannte Indels. Dabei ist es keineswegs immer der Mensch, der ein Stück mehr Erbgut hat als der Schimpanse. Durch den Vergleich mit Chromosomen von Gorilla und Orang-Utan konnten die Wissenschaftler nämlich bei manchen der fraglichen Genomabschnitte bestimmen, ob sie der Mensch im Laufe der Evolution verloren oder ob der Schimpanse sie hinzugewonnen hat.

Wenn man diese Indels genauer ansieht, so zeigt sich, dass viele davon vermutlich keine Bedeutung haben. Andere jedoch kommen in Regionen vor, die die Aktivität von Genen kontrollieren. Hier dürften Unterschiede durchaus Auswirkungen auf den Organismus haben, da die Genprodukte, die Proteine, dadurch zu unterschiedlichen Zeiten, in anderen Mengen oder möglicherweise sogar in verschiedenen Geweben hergestellt werden. Wieder andere Indels liegen auch in den Genen selbst. Die Forscher haben nun auf den verglichenen Chromosomen 231 vermutliche Gene identifiziert, die bei beiden Individuen vorkommen. Davon weisen 47 Gene große, durch Indels bedingte Unterschiede auf.

Als die Wissenschaftler anschließend die Aktivität dieser Gene im Gehirn und in der Leber des Menschen wie auch des Schimpansen untersuchten, stellte sich heraus, dass die Indels bei gut 20 Prozent der Genprodukte für deutliche Unterschiede verantwortlich waren. Wenn man nun in Betracht ziehe, dass nur zwei Chromosomen miteinander verglichen worden seien, und die gefundenen Unterschiede auf das gesamte Genom hochrechne, so sei anzunehmen, dass sich Mensch und Schimpanse in Tausenden von Genen unterschieden, schreiben die Forscher. Solche Gene würden entweder zu verschiedenen Proteinen bei Mensch und Affe führen oder jeweils eine andere Aktivität aufweisen. Dies sei eine völlig unerwartete Größenordnung. Der angeblich winzig kleine genetische Unterschied zwischen Mensch und Schimpanse ist demnach in Tat und Wahrheit also doch ein mittelgroßer. Weitere Analysen sollen nun klären, welche genetischen Eigenheiten und welche Gene für die äußerlich auch sichtbaren Unterschiede zwischen Mensch und Schimpanse verantwortlich sind.


Viable-System-System-Konzept (VSSK) nach OekoHuman.

Worauf es wirklich ankommt: „Treten wir die alten Test-Verfahren in die Tonne. Wenn wir Manager wollen, die in unsere Zeit passen, müssen wir sie herausfordern: mit einem Dialog auf Augenhöhe.“ (Foto: Getty Images).

Update 19.03.2022:

Wir brauchen Profit-Steigerung mit Anstand und Respekt!

Autokratische Manager mit Allmachtsphantasien und „Order di Mufti“- Attitüde, die qua Amt meinen, alles zu beherrschen, sind nicht nur überholt, sondern auch immens gefährlich. Welchen Managementtypus wir jetzt brauchen. Je diffuser und unübersichtlicher die wirtschaftliche Gesamtlage, desto mehr sind Manager gefragt, die begreifen, dass Führungsaufgaben immer auch eine gesellschaftliche Verpflichtung mit ethischem Anspruch implizieren, finden unsere Gastautorinnen Rebekka Reinhard und Stephanie Schorp. Die Führungskräfte-Expertinnen wünschen sich erwachsene Manager-Persönlichkeiten, die etwas von Psychologie und von Philosophie verstehen; die mit dem, was sie tun – und nicht tun! – beweisen, dass sie sich aus ihrer „selbstverschuldeten Unmündigkeit“ (Immanuel Kant) befreit haben. Was zu tun ist, um Manager zu bekommen, die in unsere Zeit passen, erklären Reinhard und Schorp in ihrem Gastbeitrag, den sie für unser Businessnetzwerk Leader.In geschrieben haben.

Fast täglich lesen wir Nachrichten mit Beispielen von massiven Managementverfehlungen. Wirtschaftliche Fehlentscheidungen in Millionen-, manchmal Milliardenhöhe: Korruption, Betrug, Ausbeutung von Mitarbeitern, jahrelang währende Fehlervertuschung, um nur ein paar der drastischsten Beispiele zu nennen. Die Bilanz einiger Manager (und das oft schon, nicht erst am Ende ihrer Amtszeit) ist erschütternd. Mittlerweile gibt es viel Literatur zu Fehlverhalten im Management und Studien, die eine hohe Korrelation zwischen psychopathologischen Verhaltensmustern und Karriereerfolgen in Top-Management und Management belegen (exemplarisch etwa R. Hossiep u. a. „Psychopathische Persönlichkeitsfacetten im Top-Management“ in Wirtschaftspsychologie 3 (2014) und D. L. Paulhus und K. M. Williams, „The Dark Triad of Personality: Narcissism, Machiavellianism und Psychopathy“ in Journal of Research in Personality (2002)).

Warum fällt der Blick auf psychologisch und ethisch „maligne“ Persönlichkeitsanteile immer erst dann, wenn die dazugehörigen Manager in Amt und Würden schon länger ihr Unwesen treiben und ganze Unternehmen (samt engagierter Arbeitnehmer) in den Ruin stürzen? Warum widmen so viele Großkonzerne und Unternehmen der Auswahl von Auszubildenden mehrere Tage mit elaborierten Auswahlverfahren, mit internen und externen Experten – während Manager gleichsam en passant nach den Kriterien Nasenfaktor und Altgedienten ernannt beziehungsweise aus den üblichen Netzwerken generiert werden, ohne sie wirklich auf den Prüfstand zu stellen?

Was gute Führung ausmacht:

1. Flexibilität und Diversität: Laut einer Umfrage der „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ unter 400 Führungskräften sind Flexibilität und Diversität sind weitgehend akzeptierte Erfolgsfaktoren. Das Arbeiten in beweglichen Führungsstrukturen, mit individueller Zeiteinteilung und in wechselnden Teamkonstellationen ist aus Sicht der meisten Führungskräfte bereits auf einem guten Weg. Die Idee der Förderung von Unterschiedlichkeit ist demnach in den Unternehmen angekommen und wird umgesetzt. Die Beiträge zur Führungskultur gerade aus weiblichen Erfahrungswelten werden äußerst positiv bewertet.

2. Prozesskompetenz ist für alle das aktuell wichtigste Entwicklungsziel. 100 Prozent der interviewten Führungskräfte halten die Fähigkeit zur professionellen Gestaltung ergebnisoffener Prozesse für eine Schlüsselkompetenz. Angesichts instabiler Marktdynamik, abnehmender Vorhersagbarkeit und überraschender Hypes erscheint ein schrittweises Vortasten Erfolg versprechender als die Ausrichtung des Handelns an Planungen, deren Verfallsdatum ungewiss ist.

3. Selbst organisierende Netzwerke sind das favorisierte Zukunftsmodell. Die meisten Führungskräfte sind sich sicher, dass die Organisation in Netzwerkstrukturen am besten geeignet ist, um die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt zu bewältigen. Mit der kollektiven Intelligenz selbst organisierender Netzwerke verbinden diese Führungskräfte die Hoffnung auf mehr kreative Impulse, höhere Innovationskraft, Beschleunigung der Prozesse und Verringerung von Komplexität.

4. Ende der altbekannten Hierarchie: Hierarchisch steuerndem Management wird mehrheitlich eine Absage erteilt. Die meisten Führungskräfte stimmen darin überein, dass Steuerung und Regelung angesichts der Komplexität und Dynamik der zukünftigen Arbeitswelt nicht mehr angemessen sind. Zunehmende Volatilität und abnehmende Planbarkeit verringern die Tauglichkeit ergebnissichernder Managementwerkzeuge wie Ziel-Management und Controlling. Überwiegend wird die klassische Linienhierarchie klar abgelehnt und geradezu zum Gegenentwurf von „guter Führung“ stilisiert.

5. Kooperationsfähigkeit hat Vorrang vor alleiniger Renditefixierung. Über die Hälfte der interviewten Führungskräfte geht davon aus, dass traditionelle Wettbewerbsstrategien die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit erreicht haben und das Prinzip Kooperation weiter an Bedeutung gewinnt. Nur noch 29,25 Prozent der Führungskräfte präferieren ein effizienzorientiertes und auf die Maximierung von Profiten ausgerichtetes Management als ihr persönliches Idealmodell von Führung.

6. Persönliches Coaching ist ein unverzichtbares Werkzeug für Führung. Mit dem Übergang zur Netzwerkorganisation schwindet der selbstverständliche Schonraum hierarchischer Strukturen. Die Durchsetzung eigener Vorstellungen über Anweisung werde immer schwieriger oder sei gar nicht mehr möglich. Mächtig ist nur, was auf Resonanz trifft. Einfühlungsvermögen und Einsichtsfähigkeit werden dadurch immer wichtiger. Alle Akteure, ob nun Führungskraft oder geführte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bräuchten im Unternehmen mehr Reflexion und intensive Entwicklungsbegleitung.

7. Selbstbestimmung und Wertschätzung: Motivation wird an Selbstbestimmung und Wertschätzung gekoppelt. Die Führungskräfte gehen davon aus, dass die motivierende Wirkung von Gehalt und anderen materiellen Anreizen tendenziell abnimmt. Persönliches Engagement wird mehr mit Wertschätzung, Entscheidungsfreiräumen und Eigenverantwortung assoziiert. Autonomie werde wichtiger als Statussymbole und der wahrgenommene Sinnzusammenhang einer Tätigkeit bestimme den Grad der Einsatzbereitschaft.

8. Soziale Verantwortung: Gesellschaftliche Themen rücken in den Fokus der Aufmerksamkeit. In der intuitiven Schwerpunktsetzung der Führungskräfte nimmt die Stakeholder-Perspektive des Ausgleichs der Ansprüche und Interessen von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen einen wachsenden Raum ein. Über 15 Prozent aller drei genannten Beschreibungen im Führungskontext beschäftigen sich mit Fragen der gesellschaftlichen Solidarität und der sozialen Verantwortung von Unternehmen.

Ist es Bequemlichkeit, Unwissen oder befindet man die herkömmlichen Verfahren und Prozeduren für zu banal, wenn es um derart wichtige Persönlichkeiten geht? Dass Manager, die zwanzig, dreißig Jahre lang einen kontinuierlichen Karriereverlauf mit unterschiedlichsten, auch internationalen Stationen, Projekterfahrungen, Change Management-, Restrukturierungs- und Krisenprozesse hinter sich haben, nach vielen durchlaufenen Beurteilungsverfahren nicht erneut ein weiteres Verfahren absolvieren wollen – ist verständlich. Auch aufgrund der Tatsache, dass die Aufgaben und Fragestellungen immer fast identisch, ja austauschbar sind.

Jede/r smarte/r Manager/in versteht es, sachlich, diplomatisch und karrieretechnisch klug auf diverse Interviewfragen zu antworten oder sich in Rollensimulationen (in Assessment- oder Auditverfahren) adäquat zu verhalten. Das Testen von fachlichen Aspekten ist eher unnötig auf dieser Ebene – oder wer hat je von einem CFO gehört, der massive Fehler gemacht hat, weil er Bilanzen nicht lesen konnte? Die Fachkompetenz bleibt zwingende Voraussetzung, es als Führungspersönlichkeit bis auf höchste Ebenen zu schaffen.

Die erwiesene Fachlichkeit ist jedoch kein Grund, auf eine gründliche Prüfung der Persönlichkeit und der Fähigkeit zur Selbstreflexion bei Managern zu verzichten. Warum? Man muss nur die Augen aufmachen: Wandel überall. Globalisierung, Digitalisierung und jetzt auch noch Donald Trump! Wir leben in einer VUCA-Welt, in der Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität auch den Managementalltag ganz wesentlich dominieren – das sollte sich in der Wirtschaft doch inzwischen herumgesprochen haben. Was wollen wir also mit Test-Verfahren, deren Anforderungs- und Kompetenzprofile vor zwanzig Jahren en vogue waren? Was wir jetzt brauchen, ist ein zeitgemäßer Managementtypus. Autokratische Manager mit Allmachtsphantasien und „Order di Mufti“- Attitüde, die qua Amt und Funktion meinen, alles zu wissen und zu beherrschen, sind nicht nur überholt, sondern auch immens gefährlich; gerade, wenn sie Spitzenpositionen in Unternehmen besetzen (sollen).

Wir brauchen Manager, die bereit sind, ihr Handeln immer wieder neu infrage zu stellen; die über ein hohes Maß an Kritikfähigkeit verfügen, gegenüber der eigenen Person wie auch dem Geschäftsmodell, der generellen Ausrichtung und Strategie des Unternehmens, der Führungs- und Unternehmenskultur (um nur ein paar wesentliche Aspekte zu nennen). Statt Hybris, Selbstüberschätzung und Narzissmus brauchen wir mehr denn je Persönlichkeiten, die in der Lage sind, mit Kontingenzen und Widersprüchen umzugehen; die zuhören und akzeptieren können, dass es nicht immer richtig und falsch, schwarz und weiß gibt; die Mut zur „negative capability“ besitzen, wie der englische Dichter John Keats die Fähigkeit des Kreativen nannte, im Ungewissen zu bleiben – weiterlesen.


Professionelle Reflektion eröffnet neue Perspektiven und hilft den Blickwinkel zu erweitern!


Ein möglicher erster Schritt in die Reflektion:

„Wenn du nicht 1000 Meilen in den Mokassins des anderen gegangen bist, hast du kein Recht, über ihn zu urteilen.“ – Weisheit aus Nordamerika. In der Tradition vieler Indianerstämme und deren Schamanen gibt es eine Methode, Empathie für das Wesen eines Menschen zu erlernen. Wer „in den Schuhen eines anderen geht“, macht sich den Erfahrungsbereich dieses Menschen zugänglich. Erst dann versteht er das Einwirken des Lebens in seiner Gesamtheit auf die jeweilige Person, und warum sie sich so verhält.
Um die Beschwerden oder Probleme eines Stammesmitgliedes nachvollziehen zu können, nutzen nordamerikanische Schamanen eine traditionelle Technik: Sie lassen ihn gehen, wie er sonst auch zu gehen pflegt. Dabei geht der Schamane Schritt für Schritt hinter dem Ratsuchenden her und achtet penibel darauf, was er tut, wie er sich bewegt, wohin er seine Blicke richtet und so weiter. Durch das Nachahmen der Bewegungen soll es ihm gelingen, die Umwelt so wahrzunehmen, wie sein „Klient“ es tut. Dazu übernimmt er dessen Körperhaltung, seine Geschwindigkeit, sieht dorthin, wo auch der andere hinsieht, bewegt sich so wie er, nimmt wahr, was dieser wahrnimmt.

Ein möglicher zweiter Schritt:

Ein möglicher dritter Schritt:

Immanuel Kant, Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? 1784

In einem Artikel der „Berlinischen Monatsschrift“ war 1783 beklagt worden, dass noch niemand diese so wichtige Frage zu beantworten, versucht habe. Das provozierte zuerst Moses Mendelssohn zu einer Antwort und löste in der Folge eine Grundsatzdebatte aus. Die klassische Antwort Kants ist für das Verständnis des Aufklärungszeitalters bis heute prägend geblieben.

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Es ist also der Wahlspruch der Aufklärung. Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung freigesprochen (naturaliter majorennes), dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt u.s.w., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen. Daß der bei Weitem größte Teil der Menschen (darunter das ganze schöne Geschlecht) den Schritt zur Mündigkeit außer dem, daß er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte: dafür sorgen schon jene Vormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben. Nachdem sie ihr Hausvieh zuerst dumm gemacht haben und sorgfältig verhüteten, daß diese ruhigen Geschöpfe ja keinen Schritt außer dem Gängelwagen, darin sie einsperrten, wagen durften, so zeigen sie ihnen nachher die Gefahr, die ihnen drohet, wenn sie es versuchen, allein zu gehen. Nun ist diese Gefahr zwar eben so groß nicht, denn sie würden durch einige Mal Fallen wohl endlich gehen lernen; allein ein Beispiel von der Art macht doch schüchtern und schreckt gemeiniglich von allen ferneren Versuchen ab.

Es ist also für jeden einzelnen Menschen schwer, sich aus der ihm beinahe zur Natur gewordenen Unmündigkeit herauszuarbeiten. Er hat sie sogar liebgewonnen und ist vorderhand wirklich unfähig, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, weil man ihn niemals den Versuch davon machen ließ. Satzungen und Formeln, diese mechanischen Werkzeuge eines vernünftigen Gebrauchs oder vielmehr Mißbrauchs seiner Naturgaben, sind die Fußschellen einer immerwährenden Unmündigkeit. Wer sie auch Abwürfe, würde dennoch auch über den schmalsten Graben einen nur unsicheren Sprung machen, weil er zu dergleichen freier Bewegung nicht gewöhnt ist. Daher gibt es nur wenige, denen es gelungen ist, durch eigene Bearbeitung ihres Geistes sich aus der Unmündigkeit herauszuwickeln und dennoch einen sicheren Gang zu tun.

Daß aber ein Publikum sich selbst aufkläre, ist eher möglich; ja es ist, wenn man ihm nur Freiheit läßt, beinahe unausbleiblich. Denn da werden sich immer einige Selbstdenkende, sogar unter den eingesetzten Vormündern des großen Haufens, finden, welche, nachdem sie das Joch der Unmündigkeit selbst abgeworfen haben, den Geist einer vernünftigen Schätzung des eigenen Werts und des Berufs jedes Menschen, selbst zu denken, um sich verbreiten werden. Besonders ist hierbei: daß das Publikum, welches zuvor von ihnen unter diese Joch gebracht worden, sie hernach selbst zwingt, darunter zu bleiben, wenn es von einigen seiner Vormünder, die selbst aller Aufklärung unfähig sind, dazu aufgewiegelt worden; so schädlich ist es, Vorurteile zu pflanzen, weil sie sich zuletzt an denen selbst rächen, die, oder deren Vorgänger, ihre Urheber gewesen sind. Daher kann ein Publikum nur langsam zur Aufklärung gelangen. Durch eine Revolution wird vielleicht wohl ein Abfall von persönlichem Despotismen und gewinnsüchtiger oder herrschsüchtiger Bedrückung, aber niemals wahre Reform der Denkungsart zustande kommen; sondern neue Vorurteile werden, eben sowohl als die alten, zum Leitbande des gedankenlosen großen Haufens dienen.

Zu dieser Aufklärung aber wird nichts erfordert als Freiheit; und zwar die unschädlichste unter allem, was nur Freiheit heißen mag, nämlich die: von seiner Vernunft in allen Stücken öffentlichen Gebrauch zu machen. Nun höre ich aber von allen Seiten rufen: räsoniert nicht! Der Offizier sagt: räsoniert nicht, sondern exerziert! Der Finanzrat: räsoniert nicht, sondern bezahlt! Der Geistliche: räsoniert nicht, sondern glaubt! (Nur ein einziger Herr in der Welt sagt: räsoniert, soviel ihr wollt und worüber ihr wollt; aber gehorcht!) Hier ist überall Einschränkung der Freiheit. Welche Einschränkung aber ist der Aufklärung hinderlich? Welche nicht, sondern ihr wohl gar beförderlich? – Ich antworte; der öffentliche Gebrauch seiner Vernunft muß jederzeit frei sein, und der allein kann Aufklärung unter Menschen zustande bringen; der Privatgebrauch derselben aber darf öfter sehr enge eingeschränkt sein, ohne doch darum den Fortschritt der Aufklärung sonderlich zu hindern. Ich verstehe aber unter dem öffentlichen Gebrauche seiner eigenen Vernunft denjenigen, den jemand als Gelehrter von ihr vor dem ganzen Publikum der Leserwelt macht. Den Privatgebrauch nenne ich denjenigen, den er in einem gewissen ihm anvertrauten bürgerlichen Posten oder Amte von seiner Vernunft machen darf. Nun ist zu manchen Geschäften, die in das Interesse des gemeinen Wesens laufen, ein gewisser Mechanismen notwendig, vermittelst dessen einige Glieder des gemeinen Wesens sich bloß passiv verhalten müssen, um durch eine künstliche Einhelligkeit von der Regierung zu öffentlichen Zwecken gerichtet oder wenigstens von der Zerstörung dieser Zwecke abgehalten zu werden. Hier ist es nun freilich nicht erlaubt zu räsonieren, sondern man muß gehorchen. Sofern sich aber dieser Teil der Maschine zugleich als Glied eines ganzen gemeinen Wesens, ja sogar der Weltbürgergesellschaft ansieht, mithin in der Qualität eines Gelehrten, der sich an ein Publikum im eigentlichen Verstande durch Schriften wendet, kann er allerdings räsonieren, ohne daß dadurch die Geschäfte leiden, zu den er zum Teile als passives Glied angesetzt ist. […]“

Immanuel Kant, Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? in: Berlinische Monatsschrift, Dezember 1784, 481-494, zitiert nach: Immanuel Kant, Was ist Aufklärung? Ausgewählte kleiner Schriften, hrsg. von Horst D. Brandt. Hamburg 1999, 20-22.

Die OekoHuman-Kunde für einen Perspektiven/Sichtweisen-Wechsel:

 

 

Unterweisung – Erziehung – Charakter-Bildung – Forschung, um das Identität-Immun-System dynamisch zu stärken, für inneren Stolz und Authentizität im Leben. Durch Gefühlt – Geprüft – Gedacht – Geprüft – Geplant – Geprüft – Gesagt – Geprüft – Getan – Geprüft – Gelingen, mit Charakter.

WiderstandImmunBalance, Lüge und ein situationselastisches System, ermöglicht ein Leben mit innerem, mit Stolz in Balance. Elektrizität, Gesundheit, GELD und Design, sind tragende Säulen.
Es braucht eine immerwährende systemische ReEvolution in Mensch und System-Schwarm-Intelligenz durch professionelle Reflektion. Neugier-, Ethik-, GÜTE-, Emergenz-, Irrtum-, Fehler-, Opfer-, Versöhnung-, Detail-, Demut-, Disziplin-, Takt, Präzision-, Gewissen-, Regie-, Reife– und StatikPrüfung, führt zum gesunden Narzissmus und Hedonismus, dem Profitum.

Der universelle Logos-Ansatz, dem OekoHuman folgt, ist ein sozial-systemischer Prozeß von „Stirb und Werde“, den Josef Schumpeter „schöpferische Zerstörung“ und Neu-Schöpfung nannte. Gewissermaßen ein universelles Perpetuum mobile zur Erhaltung des Lebens bzw. ein immerwährender, über das Leben stattfindender Über-Lebensprozeß.
Schwarze Löcher, weisen auf einen solchen Prozeß wohl tatsächlich hin.
Der Psycho-Logo-OekoHuman-Grund-Ansatz: Drei Worte und das Goldene Regel System, welches richtige, gute und konstruktive Wahrnehmung und Gewohnheiten bei Jedem hervorrufen kann, der sich gewohnheitsmäßig täglich darum bemüht. Auf diese Weise werden die beiden Ansätze mit dem Körper-Logos-Ansatz energetisch verbunden. OekoHuman hat diese DREI grundsätzlichen Prozeße, in einen Gesamt-Prozeß zusammengeführt, da dies dem universellem Analogie-Prinzip am nächsten kommt.
So ist die OekoHuman-Profession – HOLISTIK, Soziale-System-Theorie nach Luhmann, Kybernetik, Konstruktivismus und Profi-Profitum.

TaktOktaveTimingEthik mit GÜTE und innere Statik stärkt Gewissen und Intuition. Damit sind die wesentlichen Eckpfeiler genannt. Dies ist als Gesamtkonzept erlernbar, um Logos, Psycho-Logos und Gesetz-Mäßigkeiten, motivierend, mitfühlen, empfinden und spüren bis zum Lebensende täglich zu befruchten. Dieses Gesamt-Konzept führt zur dynamischen Meisterschaft im Leben heißt sich aus Gefühl und Denkgefängnisse befreien. Die praktisch logische Folge ist TUN im Kontext von universeller Mechanik und ist eng mit dem Prinzip vom LEBENS LANGEM LERNEN verbunden. Partkdolg-Pflicht (Duty) und KAIZEN, sind die maßgeblichen Werkzeuge, um dieser Herausforderung gerecht zu werden. Der Weg zum Ziel mag für den ein oder Anderen steinig sein, doch GÜTE, Gesundheit, Freiheit und Frieden, ist aller Mühen Wert, davon ist OekoHuman überzeugt und dies versteht OekoHuman unter richtiger und guter Nachhaltigkeit.  Siehe Persönlichkeiten, denen wir wertvolle Konzept-Impulse verdanken.

Grundlagen:
GESUNDHEITGÜTEGELDGEOMETRIEHOLISTIK sind dynamisch HEILIG und werden von Niveau, Qualität und der Goldene Regel genährt. LogosTaktOktaveTimingEthikGewissenWeisheitVernunftSystemStatikNeugierSIEBENRelativitätKlimaElektrizitätStrom – Profi-ProfitumÖkoMüheReflektionS.E.X., sind die zentralsten Begriffe im OekoHuman – GÜTE-Holistik-Know-Zentrum.
Sie sind eine Regie-Empfehlung mit Sinn, und Dynamik, bis zur persönlichen Meisterschaft im Leben, gebunden an ein freudvolles – langes Leben, mit Innenschau – MissionVision – Außenschau und dem Motto: Die individuelle Mischung macht’s und der Durchschnitt bestimmt das Gelingen.
Start:
Wer bin ICH und Wer will ICH SEIN – Status-QuoLagebeurteilung – Vision – Leitbild – Mission.

Basis:

MenschTalentAnamnesisHermetikGewissenWahrheitEinstellungHermeneutik Source-CodeGÜTETUNNahrung-ErnährungStromVernunftControllingProfitumLoyalitätWundernBuddy-SystemAnpassungsfähigkeit.

Potential-Entfaltung:
KraftStärkeWilleDisziplinRegieToleranzResilienzVolitionAuthentizitätWettbewerb– und Widerstands-FähigkeitKnow-HowMarke.

Umsetzung:

LIEBEMutMüheRitualMACHTPartkdolg-Pflicht (Duty)KAIZENKnow-Howschöpferische Zerstörungdie Mischung macht’sEntscheidungWirksamkeit durch Profi-Profitum.

Fallen:
WahrnehmungGewohnheitenBequemlichkeitGlaubenssätzeDenkgefängnisseVerschlimmbesserungProjektionKausalitätKomfortzoneDurchhaltevermögenWechselwirkungWirkzusammenhängeKonkurrenzKredit

Weg:
Profi-ProfitumHaltungTON – ResonanzHorchenErziehungUnterweisungWiderstandStatikDurchsetzungBildungVollendung

Angebote:
TUN-StudiumTalent-Unternehmer-Studium-, Aus- und Weiterbildung – Projekte – Profi-Profitum als praktische UmsetzungUnternehmer-Privat-Sekretär

Ziele:
FokussierungAutonomieGesundheitKlimaKulturRespekt – WürdeGelingenReEvolution TUNdynamischer Schöpfungs-Prozeß, „wer rastet, der rostet“, Profi-Profitum

Resultate:
relative Heilig-HeilungReifeOrdnungTaktTUNNiveauQualitätWeisheitFriedendynamischer Horizontewiger Schöpfungs-ProzeßFreiheit –  NachhaltigkeitGeltung.

 weitere Stichworte:
Universal-Prinzipien-Gesetz-Mäßigkeiten – GlaubeHoffnungDienen mit DemutLernenAnstrengungCharakter-DesignKonsequenz –  KompatibilitätERPHidden-ChampionsEntrepreneur  – PräventionVeredelungÄsthetikQuintessenz – Unternehmer-Privat-Sekretär.
Die zentrale Seite und Navigation, ist das OekoHuman-Wiki, hier sind noch nicht alle Seiten gefüllt – Gründe: Zeit – Strategie – Taktik – Reihenfolge.

Ziel:

 

 

2 Comments

  1. Joanna sagt:

    Ich habe gefunden- was denkst Du? „ 🌏 Wer fördert das meiste Öl auf der Welt❓
    🇷🇺 Wie Putin versucht, den Wirtschaftskrieg zu gewinnen❓
    🇪🇺 Steht Europa vor noch schlechteren Zeiten❓

    Im vergangenen Jahr stammten rund 43 % der weltweiten Ölproduktion aus nur drei Ländern. Länder wie die USA, Saudi-Arabien und Russland produzierten mehr als der Rest der Top Ten zusammen.

    Der Marktpreis wird durch die Hegemonie der Ölförderung und -ausfuhr und die Festlegung des Angebots durch die OPEC-Länder reguliert.

    Im Oktober beschlossen die kooperierenden OPEC+-Länder unter der Führung von Saudi-Arabien und Russland, die Ölproduktion ab November um 2 Millionen Barrel pro Tag zu senken und die Vereinbarung bis Ende 2023 zu verlängern.

    Es ist erwähnenswert, dass Saudi-Arabien und einige OPEC-Länder planen, sich der antiwestlichen BRICS-Allianz anzuschließen.

    Die Russen decken etwa 1/8 des weltweiten Energiebedarfs und sind daher immer noch ein wichtiger Akteur, der die OPEC-Staaten angesichts der Manipulation des Ölpreises kooptiert.

    Was sind die Auswirkungen dieser OPEC-Entscheidung?

    Das Jahr 2023 steht vor dem größten Energiebedarf der Geschichte. Der Rückgang der Ölförderung wird zu einem Anstieg des Marktpreises für Öl führen.

    Der Anstieg des Marktpreises für Erdöl wird von den Amerikanern immer noch gebremst.

    Die Regierung von Joe Biden hat in der Vergangenheit viele Anstrengungen unternommen, um so viel Rohöl wie möglich auf den Markt zu bringen. Der nationale Sicherheitsberater des US-Präsidenten, Jake Sullivan, kündigte an, dass die USA dem Markt 10 Millionen Barrel Öl aus der strategischen Reserve zur Verfügung stellen würden.

    Auch die Internationale Energieagentur (IEA) wird wahrscheinlich mit einer koordinierten Freigabe von Öl aus den Reserven reagieren.

    Solange die Ölmärkte weitgehend in den Händen von Putin und seinen Verbündeten sind, wird Europa den Krieg gegen Putin nur schwer gewinnen können. Er ist immer noch hinterhältig und gönnerhaft, und die arabischen Staaten, die reich an natürlichen Ressourcen sind, arbeiten zunehmend „unter dem Tisch“ mit der Russischen Föderation zusammen.

    Was bedeutet das alles für uns❓
    Steigende Ölpreise bedeuten weitere Inflation, hohe Produktions- und Logistikpreise werden zu weiteren Preissteigerungen bei Rohstoffen führen.

    Um die globale Krise zu bekämpfen, muss das Erdölangebot durch eine Erhöhung der Produktion oder die Freigabe strategischer Erdölreserven erhöht werden. Im Moment haben wir die gegenteilige Situation auf Seiten der OPEC-Länder, was der Sargnagel für die wirtschaftliche Rezession im Westen sein könnte.

    Dies bedeutet eine Verschärfung des Nachfragerückgangs nach Rohstoffen, eingeschränkte Investitionsmöglichkeiten, Unternehmensinsolvenzen, einen Zusammenbruch des Arbeitsmarktes.

    ✍️ Dominik Serwacki „

  2. Joanna Zofia Jurczek sagt:

    Ein Airbus 380 ist auf dem Weg über den Atlantik. Er fliegt konstant mit 800 km/h in 30.000 Fuß Höhe, als plötzlich ein Eurofighter mit Tempo Mach 2 auftaucht.

    Der Pilot des Kampfjets bremst ab, fliegt neben dem Airbus her und begrüßt den Piloten der Passagiermaschine per Funk: „Airbus, langweiliger Flug, oder? Er rollt seinen Jet auf den Rücken, beschleunigt, durchbricht die Schallmauer, steigt schnell in schwindelerregende Höhe und stürzt dann in einem atemberaubenden Sturzflug fast auf Meereshöhe. Er schleift neben dem Airbus zurück und fragt: „Nun, wie war das?“

    Der Airbus-Pilot antwortet: „Sehr beeindruckend, aber sehen Sie sich das an!“
    Der Jet-Pilot beobachtet den Airbus, aber nichts passiert. Es fliegt mit der gleichen Geschwindigkeit geradeaus weiter. Nach 15 Minuten funkt der Airbus-Pilot: „Na, wie war das?“ Verwirrt fragt der Jet-Pilot: „Was hast du gemacht?“

    Der AirBus-Pilot lacht und sagt: „Ich bin aufgestanden, habe mir die Beine vertreten, bin zum hinteren Teil des Flugzeugs gegangen, um die Toilette zu benutzen, dann habe ich mir eine Tasse Kaffee und ein Schokoladen-Fudge-Gebäck geholt.“

    Die Moral von der Geschichte ist: Wenn du jung bist, scheinen Geschwindigkeit und Adrenalin großartig zu sein. Aber wenn Sie älter und weiser werden, lernen Sie, dass Komfort und Frieden wichtiger sind. Das nennt sich S.O.S.: Slower, Older and Smarter. Allen meinen älteren Freunden gewidmet ~ es ist Zeit, langsamer zu werden und den Rest der Reise zu genießen.

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